Nr. 481 40. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
o uns der Schuh drückt!
Wo uns
Welches sind Deine Sorgen in dieser Motzeit?
Das Wohnungselend.
Sonntag, 14. Oktober 1923
*
Eine rühmliche Ausnahme.
verzweifelten Parolen, die zum Dreinschlagen auffardern, folgen., Die Krife ist der größte Feind der aufstrebenden Arbeitersa. Sie schlägt ihre Organisationen und ihre Kulturbestrebungen zu Boden. Ein furchtbares Los hat das tommende Geschlecht zu tragen, ein Los, das seine Wurzeln in dem Weltkrieg hat, der das Schuld. fonto des Kapitalismus belastet, ohne daß es möglich wäre, ihn im Augenblick zur Rechenschaft zu ziehen. Die Gedenken der Hungernden verwirren sich, sie werden felten zu Ende gedacht, And am Anfang mie am Ende all ihres Denkens steht schließlich die eine Frage: Wie lange soll das noch so weiter gehen? Das ist eine dumme Frage in einer Zeit, wo man sich hoch, was Sie da fordern!" Ich habe so teuer eingetauft," ant Alles das ist nur ein Abriß, ein Ausschnitt aus den Zuständen, um drückende Schuhe nicht viel zu fümmern pflegt. Einmal wortet der Händler, und Geld gebe ich nicht zu." Im Augenblick die diese furchtbare Zeit geboren hat. Wir sind überzeugt, daß find viele froh, daß fie überhaupt Schuhe haben und wenn sie ist der Stand umfageri, und alle find fie verbittert: der Schupomann, unsere Leser ein viel stärker wirkendes Material zusammentragen drücken, so muß das, wie soviel anderes Drückendes, eben mit der Händler, und vor allem die Käufer. So geht das jetzt jeden Tag; werden, einen Schutt- und Scherbenhausen der auf dem Volke in Kauf genommen werden. Man achtet der kleinen Schmerzen das Leben wird den Frauen zur Last. Es wird unerträglich, wenn lastenden Nöte. Dieses grauenvelle Denkmal der Zeit abzutragen, nicht und nimmt sie fast gleichmütig so hin. Linbewußt aber fie daheim etwa noch von ihrem Mann Berwürfe empfangen, statt beror es an Umfang zunimmt und jeden Ausblick auf eine beffere schafft dieser Dauerzustand ein Unbehagen, denn es find ja traurig, und dann wird jene Stimmung erzeugt, der ein schnelles 3utunft versperrt, ist eine Aufgabe, die die nächste Zeit lösen muß. gerade die kleinen Bielfältigkeiten der Not, die Radeistiche Ende als erstrebenswerte Lösung allen Elends erscheint. des verheerenden Schicksals, die die Stimmung zur Verzweif lung treiben. Man weiß dann nicht mehr die Urgründe, man gibt sich feine Rechenschaft mehr, weil es ein Alltägliches gemorden ist. Doch der drückende Schuh ist ja nur ein Gleichnis für die Zeitennot, die gräßlich in jedes Empfinden sich hineinbohrt und qualvollste Stunden schafft. Diese Zeitennot, fie ist zusammengesezt aus vielhunderterlei; aus einer ganzen Schar von Dämonen, die uns das Leben schwer machen. Der eine leidet seelisch unter den ungeheuren Gegensätzen, wie sie im täglichen Leben jedem offenbar werden. Den anderen bedrückt das Hungerelend, die quälende Jagd nach dem Not dürftigsten zur Friftung des Lebens. Kurz, jeder sieht die Not von einer anderen Seite an, jeder fühlt sie anders. Auf jeden dringt sie mit einem vielseitig geschliffenen Schwert ein. Der Bormärts" will seine Leser bitten, ihm zu schreiben, worunter fie in dieser Notzeit am meisten leiden. Er will sie bitten, ihm mitzuteilen, auf welche praktische Weise sie sich das eine und das andere gebessert vorstellen. Er will diese Notschreie, die wirkliche Notschreie sein werden, veröffentlichen und verspricht sich davon, wenn auch keine Besserung der Dinge, so doch bei vielen, die kritisch abseits stehen, ein Berständnis für die Nöte anderer. Es handelt sich natürlich nicht darum, die fleinsten Aergernisse festzustellen, sondern ein zu fammenfassendes Bild des Notzustandes wiederzugeben. Der einzelne soll seine Stimmung, unabhängig von den Widerwärtigkeiten, prüfen, die ihn persönlich betreffen, und dieses gesammelte Bild soll er, so gut oder so schlecht es ihm möglich ift, zu zeichnen versuchen. Wie wir uns das im großen und ganzen vorstellen, dafür möge das Folgende eine kleine Anregung geben:
Die Lebensmittelpreise.
Die Breise flettern, fie eilen im Geschwindschrift dem Dollar nach. Heute braucht die Hausfrau, wenn sie nur sehr bescheiden ein faufen will, hunderte von Millionen. Müde, abgehezt, gehen die Frauen in die Geschäfte, auf die Märkte und wissen nicht mehr, mas fie faufen follen und wissen doch, daß morgen alles noch piel, viel teurer ist. Fast zu jedem Einkauf gehört ein schwerer Entschluß. Besuchen wir einen Martt. Da find die Fleischerbuben. Gefrierfleisch tostete 300 bis 400 millionen das Pfund. Wieviele Frauen lefen topfschüttelnd die Preise und gehen weiter. Bitterfeit steigt in ihnen auf. Und immer wieder sehen sie neue Millionen preise: Rindertalg das Pfund 900 Millionen, Rohschmalz 900 Millionen, 1 Pfund Zwiebeln 40 Millionen, 1 Pfund Tomaten ebensoviel, Margarine bis 1 Milliarde das Pfund. Was soll da eine Frau kaufen, deren Mann Kurzarbeiter oder völlig arbeitslos ist? Wagt doch kaum die Frau etwas zu erstehen, deren Mann noch voll beschäftigt ist. Oder man erlebt es, daß die Frauen alles mögliche zufammentaufen, nur um das Geld, das sie heute noch haben, nicht völlig entwerten zu lassen, denn sie wissen, daß noch vor einer Bodye alles um die Hälfte billiger war. Preise, Preise und immer wieder Preise machen die Frauen wirr. Sie empfinden alles als Wucher, fie fühlen sich ausgeraubt und betrogen. Sa," fagt eine, gegen die Arbeiter, da fann die Regierung vorgehen, aber gegen den Bucher ist sie machtlos." Ein Schupomann tritt an einen Obsthändler heran, der 24 Millionen für 1 Pfund unreifer Pflaumen verlangt und 60 Millionen für ein Pfund Aepfel : Alendern Sie Ihre Preise," fagt er, die Wucherpolizei tommt gleich; das ist zu
Das Verbrechen der Elise Geitler.
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Novelle von Hermann Kesser . Eine ungeheure Wolfe lag schwarz und schwer über dem Waldhügel, als der Schauspieler mit dem Mädchen am Arm die Höhe erstiegen hatte.
Sie waren wie zwei Berfolgte durch die Straßen gehaftet und über die Felder heraufgekommen und loderten so in ihrer Hize, daß Gertrud den Mantel abwarf und den Wind über ihren glühenden Hals streichen ließ.
Der Schauspieler aber nahm den Hut ab, drückte einen Ruß auf ihren bloßen Arm und sagte ihr, daß fie fchöner sei als alle Frauen der Welt. Dann gingen sie wieder ein Stück des Weges mit verschlungenen Armen und Händen, faben sich an und redeten taum, bis sie dahin gelangten, wo die Bäume dicht und hoch standen.
Zu den Sorgen, die die Ernährung verursacht, gesellen sich die zahllofen Gorgen, die oft unfagbare Verärgerung hervorrufen, die bis zur heftigsten Feindschaft ausartet, die durch die Wohnungsnot entjiehen. Da ist ein Großstadthaus, in dem so ziemlich alles baufällig ist. In der einen Wohnung droht der Ofen einzuftürzen, in der anderen verfaulen die Fensterrahmen, die Küchen sind zu Räuberhöhlen geworden; der Buz fällt von der Decke ins Essen, an den Bänden hängt er in dezen. In den Stuben lösen sich vielfach Mit Grauen denken viele an ihr heim", das sie nicht mehr be die Tapeten, die Farbe der Fußböden müßte erneuert werden. leuchten fönnen, jetzt, wo die langen Winterabende fommen, das sie nicht mehr erwärmen fönnen, während sie früher beim traulichen Lampenschein im mollig durchwärmten Zimmer so manche schöne Stunde nach dem aufreibenden Schaffen des Tages verbringen fonnten. Blöklich geht ein Raunen durch das Haus; die Familie X. hat sich den Ofen gründlich machen lassen. Na ja, die stehen gut mit dem Verwalter!" Feindschaft springt auf, man tennt erhebt die schärfften Anklagen, alle mollen sie ihre Defen gemacht fich nicht mehr. Eine Mieterversammlung wird einberufen. Man haben; überhaupt alles ist zu machen. Es stellt sich heraus, daß Familie X. die Ofenreparatur selbst bezahlt hat. Sie hatte es fatt, für den Schornstein zu beizen. Die Erregung legt sich zwar etwas, aber aus dem Haß ist Neid geworden. Die haben den rich tigen Zeitpunkt erfaßt," heißt es, ießt fönnen wir es nicht mehr, bei dem Dollarstand." Wieviel Streit entsteht bei den Mietern, die ihre verheirateten Kinder bei sich beherbergen, nach der Hochzeit ist zwar meistens alles eitel Bonne und Luit. die bei dem Wohnungsmangel fein eigenes Heim gründen fonnten. Mutter holt noch für die vergrößerte Familie ein, fie tauft für alle, alle eifen am gemeinsamen Tisch. Bei vielen bat sich das Bild schon nach furzer Zeit verschoben. Da mäfelt der Schwiegerfohn und die Tochter an diesem oder jenem. Die Alten verstehen die Jungen nicht, und die Jungen nicht die Alten. Aus der Luft ift Leid geworden, und jeder denkt: wenn wir doch unfere eigene Wohnung hätten, oder wenn wir uns doch nicht verheiratet hätten. Es gibt aller dings auch glückliche Ausnahmen, allein sie sind mit der Laterne zu fuchen. Das ist so eine fleine, winzig fleine Menge der Sorgen, die nur aus den traurigen Wohnungsverhältniffen entstehen; jeder einzelne vermag fie beliebig zu vermehren, jeder hat seine eigenen Erfahrungen.
Ohne Arbeit.
Dennoch sind alle glücklich au preifen, die eine Wohnung haben und sie bezahlen können, meil sie noch Arbeit haben. Wer einen unserer Arbeitsbrüder fragt, der schon längere Zeit arbeitslos ist, der wird erfahren, daß sie bald nicht mehr wissien, wo ihnen der Schuh drückt: er drüdt eben überall. Die Erwerbslofenunterffügung, die Herrn Stinnes und feinen Ceulen ein Dorn im Auge iff, reicht faum noch, um ein Brot und etwas Schmiere" zu faufen, dann steht folch ein Mensch vor dem Nichts. Manche gehen Kar= toffeln buddein, ondere holen unter unfäglichen Entbehrungen etwas Solz und Reifig, andere laufen von Pontius zu Pilatus, um eine Kleinigkeit nebenbei zu verdienen, viele aber ergeben sich dumpf, mit bitterem Groll im Herzen, non tiefer Berzweiflung erfoßt in ihr Schicksal. Am furchtbarsten sieht es bei denen aus, die Frau und Kinder haben, die, ebenfalls unterernährt, dem sicheren Untergence entgegengehen. Es ist fein Wunder wenn diese vom Schiffel to hort Mitgenommenen aufhören, Kämpfer für ihre Sache, für die Code der Arbeiterschaft zu sein. Wer will non ihnen noó) flares Denten fordern? Es ist fein Wunder, wenn sie, die feinen Tag wissen, ob sie etwas zu essen haben werden, den
schon mal etwas Wertvolles verloren haben. Die meisten werden Gibt es noch ehrliche Finder? Fragt danach diejenigen, die gewiß nicht mit ja antworten. Gibt es viel Leute, die zurüdbringen, was ihnen zuviel ausgezahlt wurde? Kassierer fönnten darüber Auskunft geben, aber wohl selten eine erfreuliche. Beim Verkauf von Einkommensteuermarken hat auf dem Boftamt Berlin C. 2( Königstraße) ein Beamter am 9. Oftober, 45 Milliarden Mark zu wenig gefordert. In der durch die gesamte vormittags gegen 11 Uhr, wie im„ Borwärts" gemeldet wurde, Breffe veröffentlichten amtlichen Mitteilung sind Bostamt, Lag und Stunde angegeben worden, so daß der Martenabholer oder die betreffende Firma taum zweifeln fanm, wer in Frage kommt, Man darf daher heffen und überzeugt sein, daß in diesem Fall der„ Finder" sich melden und den Beamten vor Schaden bewahren wird. aber wie oft wortet so ein Unglücsmensch vergeblich darauf, daß Bedauernswerte muß durch Schadenersatz, der ihn wirtschaftlich der zuviel gezahlte Betrag ihm wieder zurückgebracht wird! Der ruiniert, das Versehen wieder gut machen. Und auch dann bleibt Bedauernswerte muß durch Schadenersaß, der ihn wirtschaftlich vielleicht noch ein häßlicher Verdacht an ihm hängen.
Der„ Bormärts" hat vor einigen Tagen( in der Abendausgabe vom 9. Oftober) eine Betrachtung über solche Vorkommnisse gebracht. Tochter am 5. Oftober auf dem Postamt Berlin SO. 36 Hierzu schreibt uns eine Witwe, daß ihre 14% jährige ( Wiener Straße) bei Abholung einer Rente, 500 Millionen Mart zuviel erhalten hat. Als die Mutter von ihrer Erwerbsarbeit um Mitternacht heimfehrie, erzählte ihr die im Bett liegende Tochter:" Dente dir, Mutti, ich habe heute 500 Millionen zuviel bekommen, habe sie aber gleich zurückgetragen, wie ich es merkte. Der Postbeamte war sehr erstaunt und wollte es erst nicht glauben; dann rechnete er nach und richtig, es war zuviel. Cr bedankte sich vielmals und ich rannte davon und freute mich, ba's ich ihm eine Freude gemacht habe. Denn der Mann hätte es doch ersehen müssen und hätte mit seiner Frau und Kindern Not_gelitten." Die Mutter ermähnte in ihrem Brief, gerade an dem Tage hätte fie und das Mädchen in der Zeitung( vergieiche: Morgeneus gabe des„ Bormärts" vom 5. Oktober) gelesen, daß auf dem Postamt in der Köpenicker Straße ein Hilfspoftfchaffner bei der Rentenauszahlung irrtümlich 40 Milliarden Mark ftalt 40 Millionen gszahlt hatte, und sie hätten den dadurch in große Bedrängnis ge ratenen Beamten sehr bedauert. Aus dem ganzen Brief sprit die Freude, einen Menschen vor Schaden bewahrt z haben. Mit Bitterfeit aber fügt die Mutter hinzu, ihre Tochter sei von gleichaltrigen Mädchen wegen der Rückgabe des zuviel erh tenen Betrages für„ dumm" erklärt worden.
Gibt es noch ehrliche Leute, die zurüuvringen, was hyn zubie! gezahlt wurde? Der Beamte vom Postamt Berlin SO.33 wird mit einem freudigen 3a antworten.
Schornsteinfegermeister Karl Seidel stürzte beim Reinigen eines Ein Schornsteinfeger vom Dache gestürzt. Der 50 Jahre alt Schornsteines vom Doche des Hauses Rathenower Straße 8a einers halben Stod tief hinaub und trug Ichmere innere Bers le ungen daron. Er fand im Moabiter Krankenhause Au nahme.
unbekannte und furchtbare Tiefe, und wurde erdrückt und wie| Regen dringen. Aber endlicy kam eine dunkle Gestalt über dem von einer Ungeheuerlichkeit gelähmt, und fonnte ihr Entsetzen, Steg gelaufen, das Gartentor flirrte und dann nahte es atemals er fie ließ, nicht meinen und reden laffen, weil es ihr wie les und brach, noch ehe die Alte es fassen fonnte, mit einem mit stählernen 3mingen die Brust und die Kehle umflammerte, herzbrechenden Schrei auf den Stufen zusammen. Und Elise und lag von ihrem Elend geschüttelt wie ein verendendes Tier erkannte Gertrud, ohne Mantel und Tuch, das seidene Kleid in luftlosen Krämpfen. zerfetzt und beschmutzt, Erde und Blätter in der flebrigen Nässe der zerzausten Haare, das weiche Antlig verzerrt und wie und trüben Augen. von erduldeten Streichen zerschnitten, mit ftammelndem Mund
Er aber sah mit harten Augen, was er getan hatte, und jollte, wünschte sich fort und mühte sich doch um sie und wollte wurde doch gleich von der Angst gewürgt, wie es nun werden auf ihre frierende Verzweiflung eine wärmende Decke von schlecht ersonnenen Zärtlichkeiten werfen, damit sie nicht ungetröstet von ihm ginge.
Doch es gelang ihm nicht. Sie war wie von Sinnen und hörte ihn nicht.
Ein prasselnder Regen fiel jest wie mit Schlägen von strömendem Wasser aus dem verdunkelten Himmel, er fah taum mehr die Hand vor den Augen und eine wütende Reue fochte in ihm. Da befann er sich nicht länger, raffte das Mädchen Ein heftiger Wind hatte sich erhoben. Er tobte hinter in ihrer nässeklatschenden Seide auf seine Arme und schleppte ihnen her, schüttelte die Stämme, füllte den Waid mit dem sich mit seiner Last den Waldhang hinunter, der Straße zu, Lärm von fnackenden Aesten und flatterndem Laub und verfelber erschöpft und wankenden Schrittes, so daß er sie faum schlang viel von dem heisernen Geflüster des Schauspielers. zu halten vermochte.
An einer Felsenbant hielten die beiden an. Zitternd in Dort wo der Weg in die Straße mündete, gemahrte er, feiner Gier bat der Schauspieler Gertrud um eine Minute wie sie sich in ihrer Betäubung regte und sich ftöhnend aus furzen Verweilens, bereitete forglich feinen Mantel hin und zog sie noch mit meichen und flehenden Worten zu fich, indes er doch schon den eisernen Willen hatte, noch in dieser Stunde nach ihr zu greifen.
Und Gertrud fette fich an seine Seite und ließ es willig zu, daß ihr Atem aneinandermehte, und erwiderte feine Küfe und stieß ihn auch nicht von sich, als er sie mit Zärtlichkeiten bedeckte, deren Gefahr sie nicht mußte, und war ihm in ihrem Rausch ergeben, bis er sie dreister umtastete und an ihr riß. er sie Dann wehrte sie sich, wie sich Edelblut wehrt. Aber er bollbrachte es, unter den windgeschlagenen Bäumen und den fliegenden Nachtwolfen, und nahm sie mit seinen erfahrenen immd unerbitilichen Händen auf dem feuchten Baldboden wie eine zuckende Beute, roährend es schwarz und grauenhaft über fie hinquoll und ihr Notschrei in der Verzweiflung und in dem Geheul des fausenden Sturmes erstickte.
So verfiel sie dem Schauspieler, so glitt sie hinab in eine
feinen Armen zu winden suchte. In diesem Augenblick brachte ihn eine nagglatte Burzel am Pfad zu Fall und Gertrud stürzte mit ihm. Aber wie wenn ihr mit dem jähen Sturz die Befinnung aufs neue gefommen wäre, erhob sie sich schneller, als er es mit seinen müden und schmerzenden Gliedern fonnte, und floh vor ihm auf die wind- und regengepeitschte nächt liche Straße. Es war ein Uhr am Morgen.
So trug die Alte sie hinauf.
Draußen verjamemmte der Regen die Straßen, die Bäche sdywollen zu Strömen. In dem Balkonzimmer des weißen Hauses hielt Elise Geitler, die Dienerin, cin geschändetes Mädchen im Arm, bettete es auf Kissen und Decken und wachte bei ihm bis zum Morgen.
stört, mit heißen und wunden Lippen. Aber wie das Licht geGertrud röchelie wie in Fiebern und redete irre und verschleuderter Feuerbrände nachtfinsteres Unheil aufhellt, so leuchteten ihre Fieberworte auf das Gefchehnis im Walde.
Als am Morgen die Bauernmagd den sonst offenen Eingang versperrt fand und das Haus mit seinen geschlossenen Fensterladen wie schlafend in dem falten Regen stand, mußte fie oftmals derb auf die Türe schlagen, bis endlich ein Fenster aufflag und aus dem Zimmer des Fräuleins die alte Elife in einer weißen Nachtjade und mit ungeordneten Haaren in den Garten herunterrich, daß das Fräulein in der Nacht frauf ge= worden sei und feinerlei Lärm im Haufe ertragen könne, meshalb die Magd heute sortbleiben und erst wiederkommen möge, menn man nach ihr sende.
So sagte die Alie, fat furz angebunden und schlug sofort das Fenster wieder zu. Inzwischen war Elise, schwer besorgt ob Gertruds Aus- Die verwunderte Magd hielt in ihrem aufgeschlegenen bleiben und beunruhigt durch das Unwetter, unter die Türe Rock und mit ihrem triefenden Schirm noch eine Gedankenretreten, horchte, unablässig in die Nacht nach einem rollenden länge unter dem Schutzdach der Türe, schüttelte das Basser Wagen und ging trok des Regens mehrmals barhäuptig über von ihren Kleidern und mußte wieder umtehren, ohne es anden Steg, um nach einem nahenden Licht auf der Straße Ausgebracht zu haben: daß über Nacht im Gebirge Weltenbrüche schau zu halten. Als Stunde um Stunde verging, nahm sie niedergegangen wären, davon das Hochwasser mit aller Geeinen Stuhl, setzte sich an die offene Haustüre und stellte cine walt in die Ebene fomne, so daß schon zur Stunde die Ufer brennende Laterne neben sich hin. verspült felen und mitgerissenes Treibhola an alle Brücken Doch tein Wagengeraffel wollte durch den fintilutartigen und Stege donnere. ( Fortsetzung folgt.)