Sorge(tüf ble starke AbhaWgk�it der tscheHoslowakischen Republik von Frankreich . Red. d.„V.".) Die jetzige tschechische Koalitionsregierung wurde bei den am 16. September stattgeftindenen Eemeindewahlen gefestigt. Trotzdem die Komnuinisten, welche zum ersten Male in den Wahlkampf eintraten, gewisse Vorteile errangen, sind diese nicht derart, wie sie von ihnen erhofft und erwartet wurden. Die tschechosloWakische Sozialdemokratie, welcher sowohl die Kommunisten als auch die bürgerlichen Parteien eine völlige Vernichtung bei den Wahlen prophezeit haben, ist aus dem Wahlkampfe— wie auch alle ihre Gegner anerkennen mutz- ten— ehrenvoll hervorgegangen. Die Stimmenzahl der tschechoslowakischen' Sozialdemokraten in der ganzen Republik ist nicht um vieles geringer als die der Kommunisten. Ja, in sehr vielen Städten hatte die Sozialdemokratie eine über- wiegende Majorität über die Kommunisten. Die Stellung der tschechischen Sozialdemokratie in der Regierung ist daher un- geschwächt. Alles beultet darauf hin, daß die tschechische Sozial- demokrati« trotz des Abfalls der Kommunisten in kurzer Zeit wieder die stärkste Partei in der Republik sein wird. Die Kommunistem werden aber jetzt gezwungen sein, in den Gemeindekorporatwnen, in denen sie vertreten sind, reale Politik zu treiben, diev sie immer weiter nach rechts stoßen wird. Sie wurden dwrch die Wahlen belehrt, daß sie keine Majorität des tschechischen Volkes bilden, ja vielmehr mit ihren Bestrebungen in der Minderheit sind, und ihre Eni- täuschung nach den WalKen fand auch in ihrer Presse Ausdruck. Die Kommunisten in der' Tschechoslowakei wissen bereits wohl, daß hier keine bolschewiistische Revolution, keine sogenannte Diktatur des Proletariats> möglich ist. Sie wissen aber auch, daß sie nicht mehr lange eine revolutionäre Partei bleiben können, und sie trachten deshalb bereits, sich danach cinzu- richten. Wenn man bedenkt, daß die Mitglieder der koinmu- nistifchen Partei in der Tschechoslowakei keine richtigen Kom- munisten, sondern nur radikalisierte oder sogar sehr konser- vativc Sozialdemokraten sind, braucht man eine kommunistische Gefahr in der Tschechoslowakei nicht zu fürchten, ja man kann sogar mit einer baldigen Abschwenkung der tschechischen Kom- munisten in das opportunistische Lager rechnen. Man be- hauptet, daß si« bereits jetzt nicht abgeneigt wären, in das Verhältnis einer„wohlwollenden Opposition" zur Regierung zu treten. Die tschechischen Kommunisten hegen aber noch eine Hoffnung, an welche sie sich wie ein Ertrinkender an einen Grashalm klammern: die kommunistische Revolution in Deutschland . Sie hoffen, in ganz Deutschland werde jetzt der Bolschewismus losbrechen und in Berlin iverde eine Sowjet- regierung eingesetzt cverden. Deshalb haben sich auch die beiden tschechischen kommunistischen Führer Schmeral und Muna vor kurzem nach Moskau begeben, um von dort Instruktionen für den Fall eines Sieges des Bolschewismus in Deutschland noch Prag zu bringen. Sobald aber auch dieser Traum der tschechischen Kommunisten verflogen sein wird und in Deutsch - land statt eines kommunistischen Chaos geregelte Berlsiiltnisie herrschen werden, wird den tschechischen Kommunisten nichts mehr übrig bleiben, als sich mit den gegebenen Verhältnissen auszusöhnen und statt die Arbeiter mit ewigen Phrasen über die baldige Revolution zu Tode zu ermüden, deren Berhält- nissc durchs aktive Teilnahme an der Politik verbessern zu trachten. Schon jetzt fordern die Konnnuniswn für sich eine Vertretung in sämtlichen Institutionen, wo sie jedoch ge» zwungen sein werden, positive Arbeit zu leisten. Aber dann werden sie auch eben dieselbe positive Politik treiben, wie die von ihnen verketzerten Sozialdemokraten, von denen sie sich sehr bald nicht mehr unterscheiden werden. -st Ehe wir den vorstehenden Artikel veröffentlichen konnten, haben die Gemeindewahlen in der S l o w a k e i stattgefunden, sie haben, wie selbst tschechische Koolitionsblätter feststellen, der Regierung eine schwere Niederlage ge- bracht. Weit voran marschiert die klerikal- a u t o n o- m i st i s ch e Slowakische Volkspartei, ziemlichen Erfolg haben
Rektoratsübergabe in öer Universität. In der„Königlichen Friedrich-Wilhelm-Universttöt", wie es auf dem Danber in der neuen Aula zu lesen steht, übergab am Montag der bisherige Rektor Hefter sein Amt an seinen Nachfolger Gustav Roethe . Zu der großen Feier hatte das Universrtätsgebäud« ge- flaggt, zu einem Drittel Schwarzrotgold, zu den beiden anderen gut altpreußisch. Um punkt 12 Uhr unter Einsetzen des Orchesters ziehen die chargiwnben Verbindungen auf, d. h. Jünglinge, deren zerhackte Gesichter unter den verschiedenfarbenen Käppis und Baretts be- sonders intelligent wirken, marschieren mit geschultertem Schläger und Danner in die neue Aula. Drei Frauen sind auch dabei in einst weißen Mänteln mit wallenden Federhiitm, die christlichen Jungfrauen des garantiert unpolitischen, deutschakademischen Frauenbundes. Es hat mal jemand respektlos gesagt, in all diesen Jünglingen steckt ein Kind, das spielen will. Die Studenten nehmen Aufstellung, Hacken zusammen, Hand am Kopf, und die Professoren in ihren roten, blauen oder violetten Mänteln und Baretts, ziehen crdengeschmückt ein. Der bisherige Rektor Hefter im bestickten Mantel, kettenbehangen, steigt zur Rednertribüne, um den Bericht über das abgelaufene Jahr zu erstatten. „Hochansehnliche Versammlung", hebt er an. Dann peinlich« Augenblick« der Ruhe: Das Manuskript ist weg. Endlich drängt sich durch die Tür der OberpeMI, schwingt ein Heft in der Hand, reicht es nach oben und der Vortrog beginnt. Nach endlosen Zahlen- angaben dankt Hefter den Professoren, dann dem Allgemeinen Stu- derttenausschuß, der sich besonders bewährt Hab«.(Ein Beispiel dafür für dt« Leser: Zum Abbruch des passiven Widerstandes an der Ruh? schlug dieser Studentenausschuß an das Schwarze Brett in der Universität«inen Aufruf, besten kräftigst« Stellen folgen:„Der passive Widerstand an Rhein und Ruhr ist aufgegeben. Mit dem Stolz und der Ehre der deutschen Studentenschaft verträgt sich diese Tat nicht. Wir legen das offene Bekenntnis ab, die deutschen Opfer französischer Willkür und Brutalität, all« an unserem deutschen Daterlande begangenen Frevel können wir deutsch « Studenten nie vergessen usw. Voller Ingrimm sehen wir das Rührgebiet dem Feinde ausgeliefert, des Herz kocht dem deutschen Studenten vor Zorn im Leibe usw." Mehr kann man nicht verlangen!) Nachdem Hefter alles vorgelesen hat, legt er Kette und Mantel ab und übergibt diese Zeichen der Rektoratswürde Gustav Rostbe. Dieser hält eine rein rhetorische sehr gut« Vorlesung über sein Gebiet, die deutsch « Philologi « und singt ihr ein Loblied.; Wenn die Tschechen Und andere Slawen jetzt nationaler als wir sind,' sagt er, so danken sie das der deutschen Philologie. Deren Endziel; ist die Schaffung der nationalen Selbständigkeit, die auch zu entsagen weiß, lind er hoffe darauf, indem er in dem heutig«« Aussehen Deutschlands nur die Maske der Krankheit sebe. Dir, die Deut, ichen. baben Ms Polen verhätschelt. Sie oergelten uns dies mit der Vernichtung usfer« wundervollen deutschen Kultur. Trotz allem,
auch die Kommunisten vnd die nationalen Minderheiien, so' die deutsch -ungarischen Christlichsozialen, während die tschechi- schen Koalitionsparteien recht schlecht abschneiden und von ihnen eigentlich nur die Agrarier nennenswerte Stimmen- zahlen erlangten. Dieser Ausfall der eigens hinausgeschobe- neu Wahlen erregt im Staate das größte Aufsehen.
de? neue Chef öer Reichskanzlei. Die Erenennung des volkspartsilichen Abgeordneten Dr. K e m p k e s zum Staatssekretär in der Reichs- k a n z l e i wird heute erwartet. Sein Vorgänger, Frhr. v. R h e i n b a b e n, soll im diplomatischen Dienst Verwen- dung finden._
die Wahrheit bei Stinnes. Ein krasses Beispiel dafür, wie die öffentliche Meinung in Deutschland durch die Stinnes-Presse getäuscht wird, liefert die Wiedergabe des Urteils der Londoner „Daily News" über Stinnes in der„Deutschen Wgemcinen Zeitung". Der 5korrespondent dieses Blattes meldet aus London : Die„Daily News" sagen, es bleibe abzuwarten, ob der Erfolg Stresemanns irgendeine kräftige Bedeutung haben werd«. Das finanzielle Programm der Regierung habe keinerlei Bedeutung, weil es heute ja keine Finanzen mehr in Deutschland gebe. Einer der wenigen Männer, die ein« aufbauend« Finanzpolitik machen könnten, sei Stinnes. Nach dem Bericht des„Berliner Tageblattes" lautet das Urteil des„Daily News" über Stinnes wie folgt: Er fei einer der wenigen Männer, der«ine konstruktive deutsche Finanzpolitik ermöglichen könnte, aber er habe das Vater- land um dreißig Silberlinge an die Franzosen verkauft. Der letzte Satz, auf den es vor allem ankommt, ist im Bericht des Stinnes-Organs glatt unterschlagen. Der heftige Angriff des angesehenen englischen Organs gegen Stinnes ist in eine Lobhud'elung umgewandelt. Die Kulis in der„D. A. Z." wissen offenbar, was sie ihrem Herrn und Ge- bieter schuldig sind._
Neue Eisenbahntarife. Amtlich wird mitgeteilt: Vom Donnerstag, den 13. Okiober, ab werden die Schlüssel« zahlen für die Eiscnbabntarife im Personenverkehr S00 Millionen, im Güterverlehr 1000 Millionen betragen. Die Steigerung der Schlüstelzahlen ist die Folge der Markverschlechterung der vergangenen Woche. Die Herab» setzung der deutschen Kohlengoldpreise hat bei der Bestimmimg der Schlüstelzahlen verbilligend eingewirkt. Sie konnte aber nur von geringem Einfluß sein, da die Reichsbahn ' in- folge der nach wie vor unverändert bestehenden Abschließung des Nuhrgebietes ganz überwiegend auf auSläu bische Kohlen angewiesen ist._ Gewittersthwule an üer Ruhr. Gestenkirchen, IS. Oktober.(Eigener Drahtbericht.) Im Ruhr- gebiet herrscht überall drückende Gewitterschwüle. Die Preise für die Notwendigen Lebensmittel sind gerade hier aufs unerschwinglichste gestiegen, weil die Waren bei der geringen Lei- ftungsfähigkeit der französisch -belgischen Regie auf Kraftwagen hcranbesördert werden müssen. Augenblicklich ist man vereinzelt damit beschäftigt, die auseinaitdergcrissenen Eisenbahn, und An- schlußgleise wieder in Ordnung zu bringen. Es wird aber auch nach der allgemein erwarteten Arbeitsaufnahme der Eisenbahner am 17. Oktober noch gut« Weile haben, bis namentlich der Güterverkehr eine neimenswert« Steigerung er- fährt. Aus demselben Grunde klagen die wieder in Betrieb gesetzten Zechen über Absatzmangel und legen«beuso wie die Metall- und Eisenhüttenindustrie Feierschichten ein. Trotz- dem kämpfen die„Deutsche B e r g ra e r t s. Z e i t u n g" und die„R h ei n i sch- W e stf Sl! f ch e Zeitung", sowie die ihnen geistesverwandten Blätter in jeder Nummer mit Leidenschaft für
Danzig , Rhein und Ruhr bleiben für uns deutsch. Das Deutschland der Hohenzollern , in dem Arbeit und Freiheit herrschten, hatte wohl auch schwere Zeiten gesehen, aber«inen noch schmälicheren Fall als den von 1918 habe es noch nie erlebt. Doch die deutsche Seele ist nicht tot. Sie lebte in der großen Zeit des Weltkrieges. Und die Jugend wünscht neues Deutschtum, Freiheit vom Druck der unfrucht- baren Masten. Die Jugend der deutschen Hochschulen hat sich be- währt.(Roethe hatte nicht den Eindruck, daß man von studentischen Unsitten sprechen darf. Wer Hot recht? Hefter hatte unter dem 27. Juni 1S2Z ein Schreiben an die Studentenverbindungen ge- schickt, in dem es heißt, daß bei ihm„wiederholt Klag« geführt sei, daß studentische Verbindungen durch Trunkenheit und nächtliches Lärmen Anstoß erregen". Er weist darauf hin, daß dies„völlig unangemessen und dem Anseben der Studentenschaft überaus ob- träglich" sei.) Ein echt deutscher Hauch weht nur durch die Hoch- schul««.„Undeutsch sind die kindlichen Träumereien des Slawen Tolstoi . Eure Aufgabe Ist es, daß sich aus dem deutschen Wort die schaffende deutsche Tat erhebe." Nach dieser kraftvoll teutschen Red« spricht der Vertreter der Studentenschaft:„Die Person Eurer Magnifizenz gibt der Berliner Studentenschaft die Gewähr, daß sie den rechten(I) Weg geführt wird. Denn sie ist nicht nur Wissenschaftler, sondern Vorkämpfer für Deutschtum." Mit dem Gelöbnis, ihr Blut für die deutsch « Sache zu. geben, schloß der Vertreter der Studentenschaft. Damit hatte die Feier ihr Ende und in der Universität der Hauptstadt der deutschen Republik negiert nun ein Jahr lang Gustav Roethe ,„die Posaune des Nationalismus". Warten wir der Dinge, die da kommen werden!
Der transatlantische Lustverkehr. In 30 Stunden über den Ozean. Nach sehr langen und schwierigen Verhandlungen, die nicht nur wirtschaftlicker, sondern zum guten Teil auch politischer Natur waren, ist jetzt das seit zwei Jahren schwebende Projekt des frans - atlantischen Luftverkehrs, die Luftlinie Sevilla — Buenos Aires gesichert worden. Mit der Aufnahm« des Verkehrs ist, wenn nicht im letzten Augenblick neue diplomatische Verwicklungen entstehen sollten, im April oder im Mai des kommenden Jahres zu rechnen. Der Plan eines regelmäßigen Luftdicnstes zwischen dem euro -' väischen tcnd den:«merika Nischen Kontinent stammt von dem. Grafen Zeppelin selbst, dessen Lieblingeidee es gewesen ist. den Ozean zu i> verfliegen und durch seine Luftfahrzeuge eine schnellere Verbin- dung zwischen den beiden Erdteilen zu schaffen, als es bisher der Fall war. Zu diesem Zweck bat der große Erfinder noch vor dem Kriege sich mit den Möglichkeiten dieses Planes befaßt und in Spanien sowohl wie auf dem Allantlc selbst meteorologisch« Beob- achtungen und Messungen vorgenommen. Das jetzige Projekt, das noch dem Kriege von der Luftsch-fsbaugesellschaft in Friedrichshafen wieder aufgenommen wurde, drohte anfangs an dem Widerstande Frankreichs zu stbeiterr, das unter allen Umständen die Vernich- tung der großen Werft am Bodensee verlangle. Es bedurste lang- wierlger Verhandlungen zwischen der fpanisch-amerilanischen Ge-
die DefeitkKun'tz des AchtflundenkaFz bzw. der Sieben- stundenschicht im Bergbau. Erscheint der Zlbsatzmangel dem Albei- ter plausibel, so kann er doch nicht verstehen, daß in dieser Zeit Feierschichten eingelegt werden, weil es angeblich den Werken an Geld fehle, um voll« Wochenlöhne zahlen zu können. Dabei habeik vielfach die Arbeiter am vergangenen Sonnabend nur 1— 1); Mil- ftarden als Abschlagzahlungen bekommen. Was diese geringe Summe bei einem Preis« von 3s< Milliarden für den Zentner Kar- toffeln und 800 Millionen für das Pfund Margarine bedeutet, kcnii sich jeder ausmalen. Di« Entbehrung der Arbeiter, zu denen noch die größer werdende Zahl von Erwerbslosen aus der Kleinindustrie, dem Handel und dem Handwerk hinzukommt, ist ungeheuer und hat bedauerlicher-, aber verständlicherweise schon zu Plünderungen von Kartosfelfeldern, namentlich in der Gegend von Bochum m- führt. Wenn am morgigen Abschlagstage keine groheren Summen ausgezahlt werden, dann ist das Schlimmste zu befürchten. Zudem hat noch eine kühlere Witterung eingesetzt, die den Aufenthalt in ungeheizten Räumen unmöglich macht. Die Kohlenkeller sind aber leer, obwohl man auf der Kohle sitzt. Das Schürfen flachliegender Kohle ist von der Besatzung untersagt: jedes Quantum, und sei es im Rucksack oder Karton üntergebracht. wird bei Entdeckung un- barmherzig beschlagnahmt. Von der Besatzung erhofft, nach der allgemeinen Stimmung zu schließen, niemand Hilfe; wohl schaut man aber nach Berlin und harrt der Auswirkung«,� des Ermächtigungsgesetzes. Enttäuschungen hierüber wären für die Arbeiterschaft, ob freigewerkschaftlich oder christlich organi- siert, kaum zu ertragen. Trier , 15. Oktober. (Mtb.) Die Wirkschafts- und Ernährungs- läge im Trierer Bezirk gesellet sich geradezu katastrophal. Durch den Fortfall der Lohnsicherung war eine Reihe größerer Werk« gezwungen, ihren Betrieb vollständig zu schließen. Mehrere Buchdruckereien haben ihren Betrieb stillgelegt. Die Zeiiungs- betriebe arbeiten verkürzt. Die Teuerung ist geradezu unerträglich. Di« Märkte werden schlecht beschickt; dazu kommt die geradezu unverantwortliche Haltung der Bauernschaft, die ihre Waren großenteils gegen Franken oder Dollar verkauft. Es ist nahezu unmöglich, ft"rr deutsches Geld Kartoffeln zu erhalten. Die Bauern fordern für einen Zentner Kartaffeln 20 bis 25 Franken; Dafür müssen die Kartoffeln noch selber aus- gemacht und heimgefahren werden. Die Erbitterung der Stadt- bevölkcrung ist ungeheuer. Die Stadtverwaltung, die gegen die Bauern machtlos ist, hat verschiedentlich versucht, Lebensmittel im unbesehen Gebiet zu kaufen und sie auf den Markt zu werfen, um den Preis zu drücken. Das scheiterte an den Verkehrsschwierig- leiten, da die Wagen soort entladen und zurückgeschickt werden müssen, wofür wegen der Beschlagnahmegesahr keine Garantie ge- boten werden konnte. Jedoch will die Besatzungsbehörde jetzt die ungehinderte Zunickten dung der Waggons zu sichern. Andererseits will die Stadt den Landwirten in ihrem Wunsch nach einem wert- beständigen Geld entgegenkommen. Zu diesem Zweck gibt sie Bons auf Kilowattstunden aus. Wer Devisen fordert, dem soll das elektrische Licht rücksichtslos abgeschnitten werden.
Die Küsirmer Putschisten . Der Hochverratsprozeß gegen die 14 Rädelsführer des Küsttin er Putschversuches soll noch in dieser Woche vor dem Ausnahme- g s r i ch t in Kottbus beginnen. Die Anklage, die auf Hochverrat lautet, ist den Angeklagten am gestrigen Montag zugestellt worden. Für die Verhandlung, für die vorläufig zwei Tage vorgesehen sind, sollen umfassende Sicherungsvorkehrungen getroffen werden, um jegliche Störungsverjuche von rechts oder links unmöglich zu machen. Aus diesem Grunde ist für den Prozeß ein ungewöhnlicher Verhondlungsort, nämlich die Kirche des Kottbuser Zentralgefäng- nisses, ausgewählt worden, der einen ungestörten Gang der Der- Handlung in jeder Weise gewährleisten dürste. Um etwaige Kund- gedungen außerhalb der Verhandlung unmöglich zu machen, sollen während der Dauer des Prozesses Reichswehrabteilungen nach Kottbus gezogen werden. Schon jetzt ist damit zu rechnen, daß zumindest für emen Teil des Prozesses die O e f f e n t l i ch k e i t wegen Gefährdung der Staatssicherheit ausgeschlossen werden dürfte. Was für die 14 Angeklagten auf dem Spiele steht, geht aus der Tassachs hervor, daß auf Grund der Verordnung des Reichs- Präsidenten vom 26. September d. I. für die Küsttiner Putschisten unter Umständen auf Todesstrafe erkannt werden kann. Das Zeugenaufgcbot für die Verhandlung vor dem Ausnahmegericht wird ein ziemlich umfangreiches sein.
sellschast, die den transatlantischen Lustverkehr eröffnet, und deck französischen Regierung, um endlich durchzusetzen, daß die deutschen ! Zeppelinworke soweit geschützt wurden, daß cm die Weiterführung des begonnenen Werkes gedacht werdch? konnte. Aller Wahrscheinltchseit nach wird der Luftverkehr mit vier großen Passagierfchiffen eröffnet werden, die 30 Passagiers mit G-epäck zu befördern vermögen. Die Fahrtdouer beträgt rund 30 Stunden, doch dürsten bei günstigem Wetter noch größere Ge- schwindigkeiten entwickelt werden. Man hat die südlich« Linie übeck den Atlantic gewählt, weil die klimatischen und meteorolozischen Verhältnisse hier güisstiger liegen, als auf der von den Dampf- schsifen benutzten nördlichen Route. Doch ist immerhin mit deck Möglichkeit zu rechnen, daß späterhin auch eine Verbindung nach Nordomerita geschaffen wird. Di« Gesellschaft will zwischen den .Haupsstädttn Europas und Sevilla »inen Flugzeugdienst einrichten, der die Passagiere in kurzer Zeit nach dem spanischen Abflughafen bringt, wo noch in diesem Winter mächtige Hallen erstehen werden, und es dürfte weiterhin für ein« Luftschiffverbindung zwischen dem amerikanischen Süden und den Nordstaaten gesorgt werden. Die Zahl der Fahrten über den Ozean wird entsprechend der Frequenz gesteigert werden können, um so mehr, als die Zalfl der Passagier- luftschiff« sich sehr schnell wird vermehret: lassen. 5el!x HoüaenSers �bschkeö. _ Felix Hollaender hat das nachstehende Schreiben an Prosessock' Max Reinhardt gesandt: Lieber Max Reinhardt ! Wenn ich aus innerer Notwendigkeit wiederum Sie um Lösung meines Verttages ersuche, so erübrigt«s sich, nochmals Gründe auszuzählen. Ueber zwanzig Jahre war ich Ihnen Weg- genösse um Ihrer Sache und Ihrer Person willen. In guten und in schlimmen Zeiten habe ich mit Ihnen den Boden des Deutschen Theaters bestellen dürfen. Heber geleistete Arbeit hinaus osr, knüpfen uns Gedanken und Erinnerungen, die nicht mehr aus- zulöschen sind. Von dem unauflöslichen Band gemeinsam durch- lebter Jalme spricht der Dichter der Oresti«. So liegt auch die Verbindlichkeit unserer Beziehungen tiefer als in dem geschriebenen Pak:. Und darum weiß ich, daß kaum einer meine Wünsche und Notwendigkeiten besser begreifen wird als Sie. Ich darf Ihnen die Hand drücken nicht mit feierlicher Abschieisgeste,.sondern in dem zuverlässigen Gefühl, daß der Zusammenhang zwischen Ihnen und mir durch keine Trennung gelockert werden kann. In alter Herzlichkeit und Freundschaft Ihr Felix Hollaender . Max Reinhardt hat diesem ernsten Verlange», von dem Felix Hollaender nicht abzubringen war, Rechnung traaen zu müssen ge- glaubt und Karl Rasen, der leit einer laugen Reihe von Jahren Mitglied der Direktion der Reinhardt-Bühnen ist, mit der Leitung des Deutschen Theaters und der Kdmmerspieie ftetraut. Diese 355«41 entsprang gleichermaßen dtt Initiative Max Neinhardts wie dem einstimmigen Broschlaz« der gesamten Künstttrschaft d?? Deut- schen Theaters Karl Rosen wird das Deutsche Theater gemeinsam mit einem Regiekollegium führen, das durch dt« Hinzuziehung eines prominenten Regisseurs ergänzt werden wird. Die Verhandlungen stehen vor dem Abschluß.