Nr. 483 40. Jahrgang
Die allgemeine Not, die das deutsche Volf bedrückt, erschwert| Hemd abziehen, und beim Krodetjpiel gehört er zu den erfolgreichsten auch den Weiterbetrieb der Heil- und Pflegeanstalten. Einen harten Spielern. Beim Schreiben flemmt er den Bleistift zwischen die Kampf führen die nichtstaatlichen und nichtstädtischen gemeinnügigen Lippen oder er ergreift ihn mit den Zehen des rechten Fußes, und Anstalten, deren geringe Einnahmen aus Stiftungsvermögen und mit dem einen wie mit dem anderen Berfahren erreicht er gute LesSpenden nicht durch Zuschüsse aus öffentlichen Mitteln hinreichend barkeit seiner Schriftzüge. ergänzt werden können. Zu den Anstalten, die infolge Geldmangels sich vor die Frage einer Einschränkung ihrer segensreichen Arbeit gestellt sehen, gehört das in Dahlem gelegene„ Oskar- Helene- Heim für Heilung und Erziehung gebrechlicher Kinder".
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Eine Erweiterung der Anstalt.
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Dienstag, 16. Oktober 1923
Blötzlich fam ein Lastwagen mit Schußpolizei vorge fahren, die sofort mit aufgepflanztem Geitengewehr die demonstrierende Menge von der Freitreppe des Rathauses wegzudrängen suchte. Bier Verhaftungen wurden dabei vor. genommen. Diese Arbeit der Polizeibeamten erregte unge= heure Unruhe bei der Menge. Wie ungerechtfertigt das Bor gehen der Schuhpolizei war, beweisen die Worte des deutsch Berndt, der im Beisein der Erwerbslosendeputation das Ber nationalen Reichstagsabgeordneten und Bezirksbürgermeisters Urheber der plötzlich eingetretenen Unruhe bezeichnete. Auf tele hatten dieser Beamten scharf fritisierte und sie als Urheber der plötzlich eingetretenen Unruhe bezeichnete. Auf telephonischem Wege verlangte er beim zuständigen Kommandeur die Enthaftung der vier Erwerbslosen, was aber abgelehnt wurde. Unser Stadtrat. Genosse Doerwald, der vor dem Rathause bemüht wor, die Menge zu beruhigen und ebenfalls das Haus am Grunewald errichtete, wurde in das Grundstück auch ein Offizier namentlich festgestellt. Das Blontziehen der Schupo hatte Als das Ostar- Helene- Heim vor einem Jahrzehnt das neue Benehmen der Bolizeibeamten fritisierte. wurde vom leitenden Streifen Kiefernbestand einbezogen. Man hat jetzt noch eine sehr weiter zur Fo'ne, daß viele Frauen der Erwerbslosen. die sich An der Stätte praktischer Krüppelfürsorge.. beträchtliche Fläche des Waldes hinzugepachtet, innerhalb des Rathauses befanden, Schreifrämpfe und Ohnmachtswomit das Grundstüc sich an Größe verdoppelt hat. Schon bisher anfälle befamen. Nach und nach wurden die Erwerbslosen von der Das aus einer Stiftung des Ehepaares star und Helene Bintsch waren viele der franken Kinder auf offenen Balkonen des Hauses Schups in die Seitenstraßen abgedrängt, worauf sich die Erwerbs gegründete Heim, das einem Verein gehört, hat sich seit der Ueber- oder in Liegehallen unter den Kiefern gebettet worden, um uft lofen im Restaurant Lindenpart, Hauptstraße, versammelten, um siedlung in das mit allen Hilfsmitteln ausgerüstete neue Haus an der und Sonne als Heilmittel benutzen zu können. In noch dort den Bericht der Demutation entgegenzunehmen. Erwähnt ſei Grenze des Grunewaldes zu einer Krüppelfürsorgezentrale Deutsch höherem Maße wird das nach der jetzigen Erweiterung des Grund- noch, daß Bürgermeister Berndt eine Deputation der Frauen emplands entwickelt. Die volle Bedeutung dieser Anstalt wurde erst ftüdes möglich, doch verursacht es erhebliche Kosten, die nötigen Ein- fina, um ihre Wünsche entgegenzunehmen. Wie man uns weiter recht erkannt, als der Freistaat Preußen im Jahre 1920 als erstes richtungen zu schaffen. Für die Mauer, die das erweiterte Grund- versichert, mar ein hinzuziehen der Schuro völlig überflüssig, da Land der Welt sich ein Krüppelfürsorgegefeh gab. Die Heilung ftüd gegen den Grunewald abgrenzt, hat die Anstalt mit ihren eigenen der Ordnerdienst der Erwerbslosen vortrefflich funktionierte. des Krüppels und seine Ausbildung bis zur Er Arbeitskräften die Ambisteine" geformt, aber die Gesamtkosten des werbsbefähigung, die im Krüppelfürsorgegefet als Biel auf Mauerbaues dürften trotzdem an 10 Milliarden heranreichen. Das lana. Vor dem Hause 66 stellte sich ihnen ein Beamter der SchuhAm Vormittag zogen cima 80-100 Mann die Ackerstraße entgestellt wird, erfordert zweckmäßig eingerichtete und gut geleitete An- Oskar- Helene- Heim will sich an die Deffentlichkeit noch mit einer polizei entgegen und forderte fie auf, auseinander zu gehen. Als stalten nach dem Vorbild des Ostar- Helene- Heims. Arzt, Er Bewertung anderer Art wenden, von der es sich eine wirtsame Unter- fie dem nicht entsprachen, wollte der Beamte den Führer fest zieher und Lehrmeister arbeiten hier zusammen, um durch stügung der praktischen Krüppelfürsorge versprechen darf. Die An- nehmen. Die Menge umringte ihn jedoch bald und entriß Klinit, Schule und Werkstätten den Krüppel zu entfrüppeln" und ftalt hat eine aus langer und reicher Erfahrung heraus entstandene ihm das Seitengewehr. ihm eine wirtschaftlich selbständige und ihn befriedigende Eristenz zu wissenschaftliche Sammlung über Krüppelfür fie weiter, bis der Beamte vier Schüsse abgab. Jetzt gingen Unter einem neuen Führer zog schaffen. Das Ostar- Helene- Heim ist heute nicht nur Heil, Er- forge. Aus ihr ist eine fleinere Sammlung, die das Wichtigste und die Demonstranten auseinander. ziehungs- und Ausbildungsstätte für gebrechliche Kinder, sondern auch Nötigste enthält, ausgewählt worden, um der Belehrung zu dienen. fonnte nicht festgestellt werden. Bald semmelten sie sich wieder und Ob jemand getroffen wurde, Forschungs- und Fortbildungsanstalt für die ge: Diese in übersichtlicher Anordnung aufgestellte Sammlung soll auch zogen nach der Wiesenstraße. famte Krüppelfürsorge. Dem Arzt Prof. Dr. Biesalsti weiteren Kreisen unentgeltlich zugänglich gemacht werden Sier gingen erst einige in einen und dem Pädagogen Hans Bürh hat die von ihnen geleitete An- flärung über die Möglichkeit, die meisten Berkrüppelungen zu etwa 50 Mann stürmten ihnen dann nach und plünderten Auf Bäckerladen des Houses 31 binein, als ob sie Brot, kaufen wollten. ftalt es zu danken, daß sie für die Heil- und Erziehungsmethoden in heilen oder zu bessern, ist unerläßliche Voraussetzung für einen den Laden und verschwanden mit der Beute. Der praktischen Krüppelfürsorge bahnbrechend und richtunggebend vollen Erfolg der Krüppelfürsorge. Diese Schaufammlung wird war und ist. mancher unwissenden und ratlosen Mutter die Augen öffnen und sie mahnen, für ihr bedauernswertes Kind schon in den allerersten Lebensjahren die Hilfe des Krüppelhauses in Anspruch zu nehmen. Dom Elend verfrüppelter Kinder. Aber der Einblick in die ärztliche und erzieherische Arbeit, die hier geleistet wird, gibt ihm Daß solche Anstalten auf milde Spenden angewiesen sein sollen, auch die Gewähr und die Gewißheit, daß in den meisten Fällen ist beschämend. Aber zurzeit kann ohne Hilfe aus privaten Mitteln eine Rettung aus diesem Elend möglich ist. Klump- ihr Weiterbetrieb nicht gesichert werden. Für das Ostar- Helene fuß, Schiefhals, Rückgratverkrümmung, Hüftverrenkung, Kinderläh- Heim ist schon vor längerer Zeit ein Hilfsbund zusammengetreten. mung, Englische Krankheit, Knochen- und Gelenttuberkulose fönnen Er bittet um Geldanweisungen an die Deutsche Länderbant( Berlin , bei fachgemäßer Behandlung, die möglichst zeitig herbeigeführt Behrenstr. 65, Konto: Hilfsbund des Oskar- Helene- Heims). merden muß. völlig geheilt oder fehr gebessert werden. Rein Krüppeltum ist so schwer, daß nicht geholfen werden könnte. Wunder der ärztlichen Kunst werden im Dstar- Helene- heim vollbracht, weitgehende Besserung oder vollständige Heilung auch schmerster Verfrüppelungen, die den unglücklichen Eltern als hoffnungslos gegolten hatten. Durch finnreich erfundene Lehrmethoden und Lehrmittel Zu einer großen Teuerungsdemonstration tam es wird unter geschickter Ausnutzung des Spieltriebes und Betätigungs- in den gestrigen Vormittagsstunden vor dem Schöneberger Rat branges den zu entfrüppelnden Kindern die notwendige Uebung im Gebrauch seiner Glieder verschafft, die eine Voraussetzung für spätere Ausbildung zu einer Berufs- und Erwerbstätigkeit ist. Zu der Kunst des Arztes, der den Strüppel förperlig auf richtet, kommt die Kunst des Erziehers, der ihm zur feeli schen Aufrichtung verhilft. Wer in der Anstalt dem fröhlichen Spiel der nicht bettlägerigen Kinder oder dem emfigen Schaffen der in den Lehrwertstätten tätigen Jugendlichen zufchaut, fann nicht zweifeln, daß dant dem Zufammenwirten von Arzt und Erzieher auch diesen von der Natur so grausam Zurückgesetzten die Lebensfreude nicht verjagt geblieben ist.
Ein Blick in die Arbeit des Heims. Dem Besucher der Anstalt bieten sich erschüttern de Bilder
Bei den Ohnhändern.
Um 1½ Uhr nachmittags drangen 20 Personen in die Bäckerei von Hante in Neukölln, Hermannstraße 226, ein und entmendeten 90 Brote. Zahlreiche Neugierige, die vor dem Laden eine lebhafte Debatte führten, wurden schnell von Schuhpolizisten
zerstreut. Bald nach 2 Uhr zogen etwa 300 Perfonen durch die Münchener Graße in Meukölln und plünderten dort einen Bäderladen aus. Donn ging es im Sturmschritt weiter nach einer Bäckerei im Hause Weisestraße 34. Hier waren aber schon die Jalousien herabgelassen, so daß die Menge unverrichteter Sache abziehen mußte. Im Hause Thomasstraße 37 schlug die Menge die Schaufensterscheibe ein und nahm die im Schaufenster ausgeleaten 15 Brote an sich. 10 Beamte der Schutzpolizei , die der Menge nachgeeilt waren, nahmen fünf der Personen feft.
Die neuen Postgebühren ab 20. Oktober.
Die wesentlichsten Gebühren, die vom 2.0. Oftober 1923 an im Post- und Postscheckverfehr innerhalb Deutschlands haus, wo die Erwerbslofen für die Gewährung einer Wirtschafts- gelten, sind folgende in Millionen Mart: Für Postkarten int beihilfe von 10 Milliarden Mark demonstrierten. Im Verlauf dieser Ortsverkehr 2, für Postkarten im Fernverfehr 4; für Briefe int Rundgebung griff die Schupo ein und ging mit aufgepflanztem Ortsverfehr bis 20 g 4, für Briefe im Fernverkehr bis 20 g 10; Seitengewehr gegen die Menge vor. Glücklicherweise sind keine für Drudiachen bis 25 g 2, über 25 bis 50 g 4, über 50 bis Verlegungen zu verzeichnen, nur im Rathause fielen Frauen( bis 75 km) 25, 2. Zone( über 75 bis 875 km) 50, 3. Rone( über 100 g 6, über 100 bis 250 g 10; für Batete bis 3 kg 1. Zone in Ohnmacht oder bekamen Schreifrämpfe. Ben gutunter- 375 km) 50, über 3 bis 5 kg 35, бztv. 70, bzw. 70; für Postrichteter Seite erfahren wir darüber folgendes: anweisungen bis 100 min. m. 8, über 100 bis 500 min. m. 6, Schon am Sonnabendvormittag zogen Erwerbslose mit ihren über 500 bis 1000 min. m. 10, über 1000 bis 5000 min. m. 15; Frauen und Kindern zum Schöneberger Rathaus, um die zwei- für bar eingezahlte Bahlfarten bis 100 Mill. M. 1, über 100 bis malige Auszahlung der Unterstützung sowie die Gewährung einer 500 Min. M. 2. über 500 bis 1000 Mill. m. 3, über 100 bis 5000 Wirtschaftsbeihilfe zu verlangen. Eine Deputation, die aus Er- Mill. M. 4. werbslosen bestand, brachte im Rathause ihre Forderung vor, und
Wie der Wille fiegt, zeigt sich am eindrucksvollsten bei den stellte ein Erfüllungsultimatum bis Montag mittag Weitere Senfung der Kohlenpreise. Auf Grund der am Ohnhändern, von denen die Anstalt nicht wenige unter ihnen zu 11 Uhr. Am Montagvormittag fanden sich nun die Erwerbslojen 15. Oftober eingetretenen Ermäßigung der Zechenpreise stellen sich Bfleglingen hat. In den Werkstätten lernt und schafft mancher mit ihren Familienmitgliedern am Rudolf- Wilde- Blag ein. Die die Brikett und Kotspreise ab 16. Oktober wie folgt: Küchen- und Bursche, der durch Unfall eine Hand oder beide verlor, und mit Erwerbslosendeputation wurde sofort vom Bürgermeister- Stellver. künstlichen Behelfen oder ohne solche bringt er Leistungen zustande, treter, Stadtrat Muthesius, empfangen. Im Verlauf dieser 1360 millionen, Gasfots ab Lager 3030 Millionen, frei Keller Ofenbrand riletts ab Lager 1808 Millionen, frei Keller die neben denen der Zweihänder sich sehen lassen fönnen. Ein Verhandlungen fam Bezirksbürgermeister Berndt hinzu. Vor Junge, dem von beiden Armen nur furze Stümpfe dem Rathaus selbst hatten sich nach und nach ungefähr 4000 r- 3096 Millionen, bei fuhrenweiser Lieferung Briketts ab Lager übrig geblieben sind, lehnt am liebsten jeden Behelf ab. Mit diesen werbslose eingefunden, die in Ruhe der Antwort der De- 1303 min., frei Keller 1351 Mill., Gastols ab Lager 3030 min., Stümpfen fann er unter Zuhilfenahme der Zähne die Jacke und das putation harrben. Einzelne Schupobeamte sorgten für Ordnung. frei Keller 3087 Millionen.
風雲
Das Verbrechen der Elise Geitler. erklärte, zu morsch und zu brüchig sei, um noch das Band einer dunkel draußen, in dem verregneten Garten und über dem
Novelle von Hermann Keffer.
18] Dies aber menigstens hätte die Bauerndirne gern der Alten berichtet, daß in der Nacht auch das Geländer am Steg aus den Fugen gesprungen sei, daß am Boden der schwachen Brücke die Breiter aus ihren Pfosten wichen und klaffende Löcher dazwischen seien, so groß ,, um mit beiden Füßen darein und ins Leere zu sinken. Und sie sah über den Garten weg wieder zu den Fenstern hinauf, ob sich die Alte nicht nochmals zeige. Aber es regte sich nichts und sie ging und hätte auch die zwei Frauen im Hause mit ihrer Botschaft nicht lebendig machen fönnen, da keine von ihnen noch etwas vom Tag begehrbe.
Es mochte Mittag geworden sein, als Gertrud nach lan gem Weinen die Lider schloß und mit einem feuchten Tuch um die grünblaffe Stfen in einen tiefen Schlaf fiel. In ihrer Giebelstube aber fniete die Alte nieder, schlug sich die schlaffe Brust und verwünschte sich und die Welt, weil fie fehenden Auges die Hände im Schoß gehabt und sie nicht ausgestreckt hatte, um dem Unglück zu wehren. So lag sie manche Stunde, tränenlos und verzweifelt.
Als es schon abendlich dämmerte, ging sie hinab und ließ den grauen Tag durch die Fenster, legte den leidmüden Kopf auf das Lager des schlafenden Mädchens und wußte sich nicht mehr anders zu helfen, als tindhaft nach der eigenen Mutter zu rufen, wie es nur Menschen im höchsten und hilflosen Leid tun.
In diese Schlingen war es gelegt worden, weil es, wie einer Es war wieder Nacht geworden. Es war falt und Klammer zu tragen. Für eine Nacht und einen Tag werde es wafferumbrauften Steg, wie in der alten Frau, die jetzt mit wohl genügen. Dies riefen die Männer Elise lachend zu, und ihren harten Beinen auf der aufgeweichten Straße wie ein es stellten sich ihrer drei vor ihren Augen auf das verseilte Brett, damit sie es selber glaube. Denn weil die alte Frau fo niedergeschlagen und einfilbig stand und kaum aus dem Kopftuch zu sehen wagte, meinten sie, der Schrecken über die schwankende Brücke und die strudelnden Wasser wäre ihr in die Altweiberglieder gefahren, und hatten darum noch im Davongehen überlegene Worte für die Furcht und Schreckhaftigkeit der Menschen.
Während sie mit Elife sprachen, hatte sich im Hause drin. nen Gertrud aus ihren Kissen erhoben und war aus dem todähnlichen Schlaf und der wohltätigen Ohnmacht des Denkens in die Besinnung zurückgekehrt. Nach einem furzen Grübeln fam ihr überschnell die Empfindung, daß etwas Gräßliches mit ihr vorgegangen sei. Als dann gar Stück um Stüd von der Hülle zerriß, die noch im ersten Augenblick des Erwachens ihr Gedächtnis umhalten hatte, und als der erfrischten Kraft des Erinnerns das Ungeheuerliche aufs neue deutlich wurde, da wollte sie ertrinken in Scham, But und Reue, schleuderte ihre Arme wie eine Rasende von sich und gab ihrer Verzweiflung unsinnig taumelnde Flügel. So fand sie Elise und nahm sie in ihre mitleidigen Arme, in denen sie erschöpft wie ein scheuer und flugmatter Bogel veratmete.
Doch sie verharrte nicht lange in ihrem mühlenden Schweigen, denn mit einem Male tam es wie ein Glanz von Erleuchtung in ihre gequälten Augen, und sie warf es heraus, Um dieselbe Zeit fam, aus der Stadt entsandt, eine bestimmt und ohne zu stocken, wie wenn es ihr gutes Recht Truppe von Männern mit Aerten, Geilen und Balken den wäre: daß sie ihn sehen molle, noch heute, noch in der Nacht, Fluß entlang. Sie hielten, nachdem für die erste Not schon daß ihn Elise herholen solle, wo sie ihn träfe, und daß er manche dringende Arbeit an verwüsteten Brücken geschehen tommen werde, wenn sie ihn rufen laffe, weil er fie liebe. war, vor dem schlimm von den Wassern beschädigten Steg, der Zuerst wollte die Alte widersprechen, mit milden Worten, je länger je mehr auseinanderzufallen drohte. Die Zimmer wie man sie Kranten gibt, die man sanft haben möchte. Da leute mußten fräftig anfaffen, um ihn mit Klammern und aber sprang das Mädchen aus ihrem Bett und schickte sich an, Striden zusammenzufügen. Ihr Hämmern und Boltern hätte die Kleider über den zitternden Körper zu werfen, um selber Elise nicht aus der Stille des Zimmers gelöst, in dem nur der nach ihm zu suchen; dies zwang Elife gefügig zu fein und sie Atem des Schmerzes zu hören war. Doch zwei von den reichte nun Gertrud selbst ein Schreibzeug. Mit einem Brief Männern traten jezt an das Haus, rüttelten und flopften, bis von wenigen schiefen Zeilen und die bebenden Fingern geElife auftat, führten die alte Frau dann auf die Mitte des schrieben, schritt sie, während sich Gertrud befriedigt in die Steges und wiefen sie auf eine Stelle, wo ein großes Brett Kissen schmiegte, die Treppe hinunter, warf einen Schal um nur mehr wie eine Falltüre in schwachen Seilschlingen hing, sich und machte sich auf den Weg,
Läufer dahinjagte, mit angepreßten Armen und hämmernden Schläfen, um den Schauspieler an das Bett des Mädchens zu bringen, den Mann, den sie seit vielen Stunden tausendmat verflucht hatte. Aber die Alte rannte dahin und rannte so schnell, daß ihr der nasse Schweiß auf die Haut trat und der Schall und der Wind ihres Laufens in die Sträuche und Bäume am Wege fuhr, rannte so unaushaltsam, daß sie nicht merkte, wie schon in dem rieselnden Regen große und luftige Flocken fielen und auf der Erde zu Wasser verlöschten.
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Menschen standen still und schauten ihr nach, wie sie in ihren grauen Haaren so zäh und teuchend dahinlief, und wären versucht gewesen, sie festzuhalten in ihrem verdachtweckenden nächtlichen Laufen, wenn nicht die Zucht und die Ordnung in dem strengen Geficht die gaffenden Leute beruhigt hätten. Go tam sie durch das Stadttor aus roten Backsteinen und sah erst hier wo sie fast freventlich wünschte, es möchte damals die Gertrud mit ihr unter den Hufen der Pferde geblieben sein, daß die Bäume am Tor weißbeschneite Kronen hatten und auch auf den Dächern der Häuser der Schnee im Laternenlicht schimmerte, wie wenn es zur Stunde noch einmal Winter werden müßte, fah es und stürzte dann, ohne darüber nur denken zu fönnen, durch die stillen Gassen nach dem Theater.
Und da sie dort, wo das Spiel noch nicht aus war, zuerst por die falsche Türe geriet, an den Eingang fürs Publikum, irrte sie lange umher, bis sie nach einem mühseligen Fragen an einer versteckten Pforte am anderen Ende des großen Gebäudes mit dem Bescheid bezahlt wurde, daß der Schauspieler Behrens am heutigen Abend nicht im Theater beschäftigt sei. Aber wo er wohnte, wußte der Türsteher am Bühneneingang, wenn auch nach Minuten umständlicher Erfundigungen zu sagen und nannte eine Gaffe, die nicht weit vom Theater in einem gemiedenen Viertel der ältesten Stadt lag.
Der Schnee fiel jetzt dicht und wie aus unerschöpflichen Wolfen vom Himmel, fiel in wehenden Fahnen in die Häuserschluchten, darin die herzwunde Frau in ihrem Schweiß und doch mit erstarrten Händen und vor Kälte brennenden Wangen dahinlief, und bedeckte auch die grubentief fallende Gaffe, die eng, schwarz und hoch vor ihr dunkelte( Schluß folgt.)