Geroerkschastsbewegung wie Sie hohen öergarbeiterlöhne aussehen. In keinem anderen Berufe sind die Lohnbedingungen häusiger durch Schiedssprüche geregelt worden als im Bergbau. Welche Darstellungen über die Höhe der Bergarbeiterlöhne gegeben werden können, ohne der Lächerlichkeit zu verfallen und ohne eine Zurück- Weisung an Ort und Stelle zu erfahren, dafür erbrachte in der oer- gangenen Woche der deutschnationale Stadtverordnete Fabian in der Berliner Stadtverordnetenversammlung den Beweis. Nach übereinstimmenden Berichten der dem Herrn beson- ders nahestehenden Zeitungen hat er ausgeführt, daß in der Vor- kriegszeit der Bergarbeiterlohn je Schicht Dollar betragen habe und nunmehr auf Dollar gestiegen sei. Diese Behauptung ist von A. bis Z unrichtig. Der höchste Bergarbeiterlohn der Vorkriegszeit wurde in Westfalen gezahlt. Er betrug im Durchschnitt des Jahres 1913 SFO M. je Schicht. In allen anderen Bergwerksrevieren stand er oft weit unter einem Dollar, d. h. er erreichte nicht die Höhe von 4,20 M. Wie es in der Gegenwart mit dem Bergarbeiterlohn be- steW ist, das möge nachstehenden Tatsachen entnommen werden. In der Woche vom 30. September bis einschl. 6. Oktober betrug der Durchschnittskurs für einen Dollar(Mittelkurs zwischen Brief und Geld) 430 400 000 M. und in der Wache vom 7. bis 13. Oktober 2 814 600 000 M. Unter Berücksichtigung dieser Tatsache und noch den Lohnsätzen, die in Schiedsgerichten festgesetzt wurden, betrug der Durchschnittslohn einschließlich aller sozialen Zulagen, Kindergeld usw. für einen Bergarbeiter in der Schicht: In dem Rheinisch-Westfälischen Industriegebiet ist der Lohn wesentlich höher wie in allen anderen Bergbaugebleten. Diese Tat- sache ist zurückzuführen auf die mit der Besetzung des Ge- biets verbundene Teuerung, die über die bislang in den sonstigen Teilen Deutschlands schon erfaßten Begriffe weit hin- ausgeht. Was also von der Behauptung zu halten ist, die in der Berliner Stadtverordnetenversammlung aufgestellt wurde und dann in der deutsch -notionalen Presse verbreitet werden konnte, ist aus den mitgeteilten Lohnsätzen der letzten zwei vergangenen Wochen klar ersichtlich. Wird der Herr, der sie aufgestellt hat, nun auch den Anstand besitzen, zu erklären, daß er einem Irrtum verfallen ist? Wir zweifeln daran, denn wir kennen unsere Leute. Der Konflikt in der Holzindnftrie beigelegt. Am gestrigen Tage war eine Verhandlung zwischen den Par- teien vor dem SchlichtungsauSschuß vereinbart.. Im Laufe des TageS jedoch traten die Parteien ohne Vermittlung einer unpartei» ischen Stelle zusammen, um zu versuchen, die Streitpunkte zu be« seitigen. ES wurde vereinbart, daß sämtliche Arbeiter, die ausgesperrt wurden, zu den alten Rechten wieder ein« zustellen sind und unverzüglich die Arbeit wieder auf« zunehmen haben. Desgleichen die Kollegen bei Müller, Köpe« nicker Straße. Die Löhne wurden erhöbt für die jetzt laufende Woche vom 14. bis 20. Oktober um 676 Proz., so daß der Durch- schnittSlohn für erwachsene Facharbeiter 474966000 M. pro Stunde belrägt. Um die Arbeiter recht schnell in den Besitz des Geldes zu setzen, hat die Verhandlungskommission auf dieser Basis ein Abkommen getroffen. Die Arbeitgeber werden von ihrer Organisation verpflichtet, die Beträge sofort auszuzahlen. Löhne in der Berliner Metallindustrie. Die Lohnsteigerung für die Zeit vom 16. bis 21. Oktober beträgt 360 Proz. Der Lohn in Klasse I beträgt 625 Millionen, die anderen Löhne erhöhen sich im gleichen Hundertiatz. Ein- schließlich der gestern bezw. heute bereit« gezahlten Vorschußsumme. wird am Montag bezw. Dienstag ein Vorschuß von 70 Proz. auf den in die Woche vom 16. bis 21. Oktober fallenden Verdienst gezablt. Ueber die weiteren Vereinbarungen, Frauenzulage, Kinder« zutage, Ausgleichzulage usw. gibt der Tarifvertrag Auskunst, der ab heute vormittag 11 Uhr im Verbandshause des Deutschen Metallarbeiterverbandes, Linienstr. 83,86, Zimmer 20. und ab 4 Uhr im Zimmer 3 käuflich ist. Das Metallkartell. I. A.: Gron. Der VerkehrSbund zn den Ereignissen. Die �Berliner Verwaltung des Verkehrsbundes hatte ihre Funktionäre gestern abend nach dem Gewerkschaftshause berufen, um zu den letzten Ereignissen Stellung zu nehmen, da es nach den einleitenden Ausführungen von Klose wegen der finanziellen Schwierigkeiten bei Herausgabe der Verbandsnachrichten kaum an- ders möglich sei, mit den Mitgliedern des öfteren in Berbindumg zu treten. O r t m a n n ging in seinen Ausführungen von der Bei- legung des Ruhrtonflikts aus, der wenig Ersprießliches gebracht habe. Es sei aber dennoch Pflicht der Gewerkschaften ge- wesen, auf die Stimme der Arbeitsbrüder im besetzten Gebiet zu hören. Die vom Staat zum Abwehrkampf zur Verfügung ge- stellten Mittel seien allerdings von vielen Unternehmern für ihre eigensten profitsüchtigen Zwecke ausgenutzt worden. Die Gefahr eines erneute» Vorstoßes der Unternehmer auf die nackten Lebens- intereffen der Arbeiterschaft sei noch nicht vorüber. Die Gewerk- schaften und auch der Verkehrsbund sind darum zur Abwehr ge- rüstet. Auf die Einigungsverhandlungen, die zwischen den Arbeiterorganisationen stattgefunden haben, ging der Redner, der an diesen Verhandlungen teilgenommen hat, näher ein und hob mit aller Deutlichkeit hervor, wie notwendig in dieser gefahrvollen Situation besonders für die Gewerkschaften die Einheitlichkeit und Geschlossenheit ist. Die Demobilmachungsverordnung ist jetzt(eider in ihrem wesentlichsten Teil beseitigt. Es haben sich auch in letzter Zeit Schwierigkeiten bei der Verbindlichkeits- erklärung von Schiedssprüchen herausgestellt. Von einer Wert- beständigkeit der Löhne kann bei der rapide fortgeschritte- neu Geldentwertung nicht die Rede sein. Die Unternehmer haben für ihren Vorstoß eine Zeit schlechtester Konjunktur gewählt, weil sie glaubten, die Ärbeiterschast sei jetzt so geschwächt, daß sie sich nicht wehren können. Der Abschluß von Tarifverträgen ist jetzt mehr denn je notwendig. Es ist bedauerlich, daß die Unter» stützungssätze nicht den Zeitverhältnisscn angepaßt werden können. In dieser außerordentlich schweren wirtschaftlichen Zeit muh unter allen Umständen der Orgagisationsgedanke aufrechterhalten werden. In der Stunde der Gefahr dürfen die Meinungsverschiedenheiten nicht weiter zur Freude der Unter- nehmer in den Betrieben ausgetragen werden. Hierauf haben auch die Betriebsräte ihr Augenmerk zu richten. Vielmehr muß e» heißen: Wir wollen fein ein einig Volk von Brü- der n! Es gelangten zwei Resolutionen zur Annahm«. In der einen wird die sofortige Aushebung des Belagerungszu- st a n d e s und des Verbots der„Roten Fahne" sowie des„ Weckrufs" gefordert. Die zweite Entschließung ist ein geharnischter Protest gegen die Machenschaften der Reaktiv- n ä r e in bczug auf Sachsen und Thüringen . Für den Fall eines bewaffneten Vorgehens gegen diese Länder wird die sofortige Pro- klamierung des Generalstreiks gefordert. Klose machte zum Schluß noch Mitteilung über die Löhne im Großhandel. I postabolmenteil? » Damit die regelmäßige Zustellung des„Vor-* m wärts" im nächsten Monat keine unlieb» m ♦ same Unterbrechung erleidet, ersuchen» 6 wir unsere Postabonnenten, das£ « Abonnement bei dem zu-« 6 ständigen Postamt ö 5 sofort zu bestellen I ♦ MM 9 Vorwärts- Verlag G.m.b.H. Entlassung der Angestellten der Reichsbehörden. Auf Grund des Ermächtigungsgesetzes sollen sämtliche An- gestellten der Reichsbehörden unter Zuwendung einer unzureichenden Abfindung sofort entlassen werden. Von den Betriebsvertretungen einer ganzen Reihe von Finanzämtern geht uns ein P r o t e st gegen dies« Maßnahme zu. Darin heißt es u. a.: „Die Angestellten stehen aus dem Standpunkt, daß diese Maß- nahm« bei der fortschreitenden Verschlechterung der Lebenshaltung, der übermäßigen Berteuerimg der Lebensmittel, sich geradezu als eine Herausforderung auch der nihigsten und bescheidensten Ge- müter auswirkt. Die Angestellten stehen auf dem Standpunkt, daß dem Staat gute, zuverlässig« und eingearbeitete Kräfte erhalten bleiben müssen. Bei dem jetzt beabsichtigten Weg, wo man ohne Zweifel die Vorrechte der Beamten nicht nur respektiert, sondern auch auf Kosten der Angestellten schützt, wird gerade das Gegenteil erreicht. Die Angestellten sind in der Lage, den leitenden Staats- Männern den Nachweis zu erbringen, daß in den Dienststellen des Lcmdesfinanzamts Groß-Verlin neben zirka 1300 Angestellten mindestens die gleiche Zahl, wenn nicht noch mehr Beamte vor- Händen sind, die die ihnen zugeteilten Arbeiten nicht so ausführen können wie die bereits eingearbeiteten, für die Materie zum größten Teil kaufmännisch vorgebildeten Hilfskräfte. Dieser Tatsache wird sich auch das Ministerium nicht verschließen können und zu dem Rächstliegenden greisen müssen, nämlich erst den Abbau der weniger produktiv bzw. eingearbeiteten Beamten vorzunehmen, da sonst ohne die Stütze der Angestelltenschaft der Staatsapparat zusammenbricht. Die Angestellten, die stets zur Republik gehalten haben und deren Arbeiten bei jeder Gelegenheit von den vorgesetzten Dienststellen lobend anerkannt worden ist, glauben eine Berechtigung zu haben, eine Aenderung der beabsichtigten Maßnahm« zu fordern, denn es ist unfahlich, daß sie das Heer der Verhungernden nach geleisteter treuer Arbeit als Dank vergrößern sollen. Es mühte die vornehmste Auf- gab« jeder Regierung sein, für Arbeitsmöglichkeit zu sorgen und nicht Gesetze zu schaffen, die zur Vergrößerung der Not und Ar- beitslosigkcit erheblich beitragen. Aus welchem Grunde find beim Landessinanzamt Grotz-Berlin vor einigen Tagen noch 16 neue Urkunden zur Bestallung neuer Beamten herausgegeben worden, wenn schon zu viele Beamte vorhanden sind? Die Aufhebung des 8 84 ff. des Betriebsrätegesetzes schlägt jeden ehrlichen Republikaner ins Gesicht. Sie mutet jedem als«ine Verhöhnung der Weimarer Reichsverfaffung an, in deren Art. 128 gesagt wird: Alle Staatsbürger ahn« Unterschied sind nach Maßgabe der Gesetze und entsprechend ihrer Befähigung und ihren Leistungen zu den öffentlichen Aemtern zuzulassen.... Die Schärfe unseres Protestes kann nicht nachhaltig genug zum Ausdruck gebracht werden." Wenn wir dieser Darstellung Raum geben, so möchten wir doch daran erinnern, daß bei einem ähnlichen früheren Anlaß die Be- amten ihren gegenteiligen Standpunkt geltend machten. Unoermeid- liehe Entlassung ea treffen jeden schwer, ob Arbeiter. Angestellter oder Beamten. Von der Frage der Qualifizierung abgesehen, ist natürlich die Lösung des Dienftverhältniffes von Angestellten für die Verwaltungen weit leichter als das von Beamten. Der Lohn für Rohrleger und Bauklempner beträgt für die Lohnwoche vom 16. bis 2l. Ottober 740 Millionen. Für Helfer und Junggesellen ergibt sich der Lohn im bisherigen Prozentsatz. Die Angestellkeagehäller in der chemischen Industrie sind für die dritte Oltoberwoche durch folgenden Schiedsspruch festgelegt worden: „Die Angestellten erhalten für die Zeit vom 14. bis 20. Oktober (dritte Oktoberwochej das ztoanzigfache Septembergehalt. Außerdem werden, ivenn möglich, am Dienstag, spätestens am Mittwoch fünf- zehn Septembergehäller als Vorauszahlung auf das noch fest- zusetzende Gehalt der vierten Oktoberwoche gezahlt." Dieser Schiedsspruch ist endgültig. Am 26. Oktober sind die Verhandlungen für die vierte Oktoberwoche. Dir kaufmännischen Angestellten erhalten für die Woche vom 14. bis 20. Oktober im Wagen- und Karosseriebau einen Zuschlag von 600 Proz. auf das Gehalt der Borwoche: im Zei- tungsgewsrbe werden für die Zeit vom 22. bis 28. Oktober 39 Septembergehälter gezahlt: in der Kartonnagenbranche 18 Septembergehälter spätestens kommenden Dienstag: in der Briefumschlagbranchc 7 Septembergehälter ä conto; in der Kolonialwarenbranche und dem Feinkosthandel das zehn- fache Septembergehalt a conto. Im Lebensmittelgroßhandel(Einkaufsgenossenschaft der Bäcker und Konditoren) sind für Oktober Grundgehälter mal Lebensmittelmultiplikator verein- baet. Jeden Dienstag werden 90 Proz. der Zahlung der Vorwoche a conto gezablt und Freitags oerrechnet. In der Margarine- i n d u st r i e vetrug die Schlüsselzahl für die gestrige Auszahlung 668,0 Million, mit der das Grundgehalt zu multiplizieren war. i-l-L i.!--1| 1.1 I 1 l'.LU-ILU ri Buchdrucker. Heute, Sonnabend, abend 7>H Uhr finden S nachfolgende tzraktionsverfammlunge» statt: Bezirk 4 im„Freischutz ", Fruchtstr. SSo; Bezirk S bei Tinip«, Adalbert-, Ecke Raunynstraß«: Be- zirk 8 bei Soblke, Hcrmannstr. ISS : Bezirk 2 Donnerstag, den 1. No» vember, bei Birnbaum, Bostianstr. 2: Bezirk Z Donnerstag, den S. No- oember, in der Schule Weinmeisterstr . IS— 1?! Bezirk lg Sonntag, 4. November, vormittags 10 Uhr, in Nied«rsch»neweide, Spreeftr. 1«, parterre rechts. Tagesordnung in allen Berfammlungen:„Die Wahl der Dencralverfammlungsdeleglerten für das Jahr 1 S 2 4." Vollzähligen Besuch erwartet Der. Fraktionsvorstand. Wirtfdyaft Der Stanü üer Wirtschaftskrise. Die Wartschaftskrise nähert sich ihrem Höhe- punkt. Geradezu trostlose Einblicke in die Gestaltung der gesamten Wirtschaftslage bieten die Berichte des„R e i ch s a r b e i t s- b l a t t e s" für den Monat September und die beiden folgenden Wochen. In 970 Betrieben, die an das„Reichsarbeitsblatt" berich- teten, waren von 822 908 statistisch erfaßten Arbeitern im September nur noch 12 Proz. gegen 18 Proz. im Vormonat in g u t be> schäftigten Unternehmungen. Der Prozentanteil der Arbeiter, der auf befriedigend beschäftigte Betriebe entfiel, verminderte sich von 33 Proz. im August auf 17 Proz. im September, derjenige in schlecht beschäftigten Betrieben dagegen stieg von 49 auf 71 Proz. Die einzelnen Gewerbczweige, für die ähnliche statistische Berichte vorliegen, gestaltete sich in gleicher Weise. So stieg in der M e t a l l i n d u st r i e der Anteil der schlecht beschäftig- ten Arbeiter von S8 auf 77 Proz., der der gut beschäftigten fiel von 16 auf 8 Proz. In der Elektrizitätsindustrie sind nur noch 8 Proz. der erfaßten Arbeiterschaft in gut, 9 Proz. in befric- digend beschäftigten Betrieben, während die entsprechenden Zahlen des Bormonats 14 bzw. 72 Proz. waren. Der Anteil der schlecht be- schäftigten Arbeitskräfte betrug 83 Proz. im September gegen nur 14 Proz. im Vormonat. Di« Verschlechterung ist also eine ganz katastrophale. Auch im Maschinenbaugewerbe stieg der Anteil der schlecht beschäftigten Betriebe von 63 auf 70 Pro;., wäh- rend nur noch 7 Proz. gegen 10 Proz. im August als gut beschäftigt bezeichnet wurden. In allen Gewerbezweigen ergibt sich das gleich« Bild: Unter den Schwankungen des Währungsverfalls ist die Kauftraft der Der- braucher stark gesunken und der Kapitalmangel der Verarbeiter und Händler ist gestiegen. Während Industrie und Städte unter Kohlenmangel leiden, geht der Absatz des Stein- und Braunkohlenbergbaues zurück. Im letzteren wurde die Herstellung von Naßpreßsteinen eingestellt. In der Kaliindustne, hinter der doch die gewaltig« Kaufkraft der Landwirtschast steht, werden Feierschichten eingelegt. Große Teile der industriellen Pro- duktion sind deshalb konkurrenzunfähig, weil sie die Weltmarktpreis« statistische Berichte vorliegen, gestaltete sich in gleicher Weise. So sind nach einem Bericht der Königsberger Landwirtschaftskammer die Gestehungskosten für landwirtschaftliche Ma- schinen jetzt doppelt so hoch wie vor'dcm Kriege. In den Luxusindustrien ist der Rückgang der Beschäftigung besonders stark. Bezeichnend ist dafür folgende Mitteilung aus dem Berviel- fältigungsgewerbe: Rohstoffpreife, Löhne usw. sind zu teuer, die unmittelbaren Lebensbedürfnisse der Bevölkerung erfordern zu hohe Aufwendungen, als daß für Zeitungen, Bücher, Anzeigen usw. viel übrig bliebe, weshalb die Aufträge, auch vom Aus- land, für das graphische Gewerbe immer seltener werden. Aehnliche Gründe gelten auch für den Rückgang der Konjunktur in anderen Gewerbezweigen, die nicht dem unmittelbaren Lebens- bedarf dienen, wie z. B. für die katastrophale Verschlechterung in der Tabakindustri«, dem Absatzrückgang der keramischen, der Glas- und der Porzellanindustrie. Aber auch an sich produktions- wichtige Anlagen werden heute nicht mehr ausgeführt: so finden Er- Weiterungen von elektrischen Industrieanlagen und Errichtungen von Ueberlandzentralen so gut wi« gar nicht mehr statt. Noch viel schlimmer steht es aber um Gewerbezrveige, die dem dringenden Lebensbedarf dienen und deren Preise so überteuert sind, daß sie vom Verbraucher nicht mehr aufgebracht werden können. Die Textilindustrie liegt» zum Teil auch wegen der Ueberschrcitung der Weltmarktpreise, danieder. Der Baumwolloerbrauch der Industrie ist derart zurückgegan- gen, daß im September aus dem wichtiasten Baumwollmartt in Bremen nur 16 000 Ballen gegenüber 116 000 Ballen in der gleichen Zeit des Borjahres abgesetzt wurden. In der Wollindustrie ist der Geschäftsverkehr fast ganz zum Stillstand gekommen, obwohl sonst in den September die Eindecfung für den Winterbedarf fällt. In der Konfektion werden Bestellungen für den nächsten Sommer, die sonst in dieser Zeit abgewickelt werden, mit größter Zurückhaltung aufgegeben. In der Konfektion sind die Detaillisten durch die Absatzstockung in groß« wirtschaftliche Bedrängnis geraten, da die Tageseinnahmen nicht zur Deckung ihrer Verpflichtungen ausreichen. Mitunter lehnen sie die Bezahlung der Ware ab, weil ihnen die Mittel hierzu fehlen, und geben die Ware zurück. Während Taufende und aber Taufende nicht in der Lage find, ihre notwen- digftc Kleidung einzukaufen, müssen die Händler Ware, die für die Verteilung bestimmt war, an den Fabrikanten zurückliefern. Die Uebersteigerung der Schuh- und Lederpreis e hat dazu ge- führt, daß in der Zeit, wo die Bevölkerung ihre im Winter besonders benötigten Schuhe einzukaufen pflegt, die Industrie fast vollkommen still liegt. Noch einer Umfrage bei den Schuh- und Schäfte- fabritanten Anfang September war 0,08, also noch nicht ein Zehntel Prozent der erfaßten Arbeiterschaft, voll beschäf- tigt, während mehr als neun Zehntel, nämlich 91,92 Proz. entweder gar nicht oder bis zu 14 Stunden die Woche verkürzt arbeiteten. Diese Lage hat sich bis zum Ende dieses Monats weiter verschlechtert. Das Gesamtbild der Wirtschaftslage ist niederschmetternd. Mit jeder Stunde wächst die Not der breiten Massen, die zugleich einer wahnsinnigen Teuerung und der täglich wachsenden Arbeitslosigkeit ausgesetzt ist. Das ist in der Hauptsache eine Folge des Währungs- verfall». Nicht dringend genug kann gefordert werden, daß die Schaffung wertbeständiger Zahlungsmittel nicht nur aufs äußerste beschleunigt wird, fondern dieselben auch den breiten Volksmafsen in einer Weise zugänglich gemacht werden, die verhindert, daß sich der Lohn mit der Papiermark von Stunde zu Stunde entwertet. Amtliche Devisenkurse. t holländ. Gulden. 1 argent.Pap.-Peio 1 belgischer Frank. 1 norweg. Krone.. 1 däniscbe Krone. 1 schwediscbe Krone l finnische Mark. 1 japanischer Den l ltakienische Lira. 1 Pfund Sterling. t Dollar..... 1 französisch. Frank 1 brasilian.Milrei« 1 Schweizer Frank 1 spanisch« Peseta 1 österr. Kr.(gest.) 1 tschechische Krone 1 ungarische Krone 1 bulgarische Lewa 1 juaoilaw. Dinar. 19. Oktober Stiultt- ttuta ®«rr8nfft (Brief-) fluts 18. Oktober »Rufet j SctfRafer (Brief.) (Geld.) »ute ftuts 4638300000 3870300000 614160000 1846375000 2080770000 3130140000 317205000 5785500000 538650000 53865000000 11970000000 712215000 1097260000 2134650000 1607970000 167580 355509000 668825 115710000 141645000! 4631700000 3889700000 617540009 1854625000 2097230000 8I5I860000 318795000 5814500000 541860000 54133000000 12 OSOOCOOOO 716785000 1102750000 2145350000 1616030000 168420 357291000 761675 116290000 142855000 3199930000 2669310000 422940000 1264830000 1432410000 2154600000 217455000 3990000000 371070000 36907500000 3139600000 490770000 778050000 1464330000 1103235000 115710 243390000 448875 79800000 95760000 3216020000 2682690000 425060000 1271170000 1489590000 2165400000 218545000 4010000000 372930000 37062500000 8180400009 493230000 781950000 1471670000 1108765000 116290 244610000 451125 80200000 90240000 VSPD.-Buchdruckcr, 4. Bezirk. Berfainmlimg am Montag, den 22. Oktober, abends T6 Uhr, bei Stoache, Boxhagener Str. 16. Betrifft Delogiertenwahl. Syinpathisilerende Kollegen können eingeführt werden.— Der Fraktion». vorstand. Verantwortlich für Politik: Ernst Neutee: Wirtschaft: Artur Satetnu«: Gewerkschaftsbewegung: I. Steiner; Feuilleton : Dr. Zahn Echilow»!!: Lokale, und Sonstiges: FriR»arftädt; Anzeigen: Th. Glocke; sämtlich in Berlin . Verlag: Vorwärts-Berlag ffl. in. b. 6., Berlin . Druei: Borwärts-Buchdruekerel und Verlagsanstalt Paul Singer u. Es. Berlin SW. 68, Lindensteahe 3. Hierzu 1 Beilage.
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