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Ser genzen Welt in die Defensiv« gedrängt, vor allem in Frankreich Dort ist der Einfluß der sozialistischen Arbeiter­bewegung gleich Null. Wenn ich die Möglichkeit sähe, daß in Deutschland und Frankreich gleichzeitig die Diktatur tez Proletariats errichtet werden könnte, und daß dies« beiden Regierungen mitein« ander einen gerechten deutsch -französischcn Frieden schlössen, dann wäre ich fiir diesen Preis berzit, alle demotiÄischen Ärundsäße, die ich seit 30 Jahren vertreten habe, preiszugeben, und zunächst für die' Diktatur zu kämpfen.(Bewegung und Sehr richtig!) Aber, wo ist die?« Möglichkeit? Wo bleibt die Hilfe der französischen Kommu- nisten? Sic können uns nicht helfen. Einen Vorwurf mache ich ihnen daraus nicht, aber daraus mache Ich ihnen einen Vorwurf, daß sie die sozialistische Organisation zertrümmert hoben, so daß diese auch nichts mehr vermag.(Zustimmung.) Die Reaktion mar- schiert in verschiedenen Formen: in Sachsen , in Bayern überall. Wir haben auf die Ding? in Sachsen und in Bayern . im Sinne unserer Auffassungen cirzuwirken gesucht, indem wir Bayern gegenüber zur Aktivität gedrängt und den Uebereiser gegen­über Sachsen gebremst haben. Unserem Wunsche, gegen den baye- rtschen Separatismus energisch vorzugehen, wurde nicht entsprochen, und sc kam es zur bayerischen Rebellion. Bayern wird dem Reich solange entsremtet bleiben, bis die bayerischen Arbeiter und die Ar- bciter der übrigen Länder es zum Reich zurückholen werden. Ich hoffe, das wirtTbald geschehen In Sachsen haben wir es mcht für notwendig geholten, daß aus dumme Reden tommunistilchar Minister dumme Antworten eines Reichswehrgenerals erfolgen. Ich glaube, man soll aufpassen, was nun die Reichswehr in Weststichfen wirk-. lich tun wird. Ihre richtige Aufgabe ist, dort und im Süden Thü­ ringens zu wachen, daß nicht die völkischen bayerischen Banden über die Grenzen kommen.(Zustimmung und Unruhe.) Jetzt heißt es: olles einzusehen für die Wiederherstellung der einheit- lichcn deutschen Republik. dazu müssen auch die Kräfte Sachsens und Thüringens eingespannt werden. Dann ist es aber auch notwendig, daß es unseren Ge- nassen dort aelingt. die Kommunisten daran zu hindern, Unfug an- zurichtest. Wenn erst ein paar kommunistische Ministergarnituren verbraucht sein werden, wird sich mit ihnen vernünftig reden lassen. Aber h-?ute ssnd sie noch nicht so weit. Das Schlimmste an dem Zustand der Kommunisten ist heut«, daß sie selber nicht wissen, was sie wollen. Sie schwanken zwischen Miuislerialismus und Reoolukionsspielerei hin und her. Sie sind stark in Druck geraten, feit der Sowfet- regiorung ein Geschäfisabschluß mit Stinnes lieber. ist als eine Neu- auflaa« des mitteldeutschen Ausstondes und seit sie den Handelsteil der �Frankfurter Zeitung * fleißiger lieft als die Leitartikel der »Raten Fahne*.(Heiterkeit und Zustimmung.) Wenn«s hier Ge- nossen gibt, die m«: diesen zielunklaren und treulosen Bundesgenossen Arm in Arm die Welt erobern wollen, dann beneide ich sie um diese Illusion, aber ich beneide sie nicht um das bittere Erwachen. Glauben Sie, daß es in Sachsen und Thüringen kommunistische Minister geben könnte, wenn in der Reichsrcqierunq nicht Sozia­listen wären?(Zustimmung und Widerspruch.) Ich sage Ihnen, in dem Augenblick, wo die Koalition im Reich und in Preußen zerbricht, werden die kommunistischen Minister in Sachsen und Thüringen in weitem Bogen herunterfallen, weil dann nicht mehr die Gesetzmäßigkeit, sondern die brutale Rechtsdiktatur regieren wird. So ist der wirkliche Zusammenhang der Ding«. Ich brauche nicht zu sagen, daß die große Koalition für mich ms ein Ideal ge- vielen ist, sie ist es jetzt weyiger denn je. Aber wenn wir wissen. daß die Reaktion kein anderes Ziel kennt, ais die sozialistischen Minister herauszujagen, dann wäre ein freiwilliges Herausgehen aus der Koalition untrr Umständen soviel wie ein Davonlaufen vor dem Feinde.. In diesem Zusammenhange bitte ich Sie, die Anträge noch ein- mal zu überlegen, die zur Entscheidung stehen. Sie wissen, daß ihre Annahme eine unm itt e.l.b.a r e Wirkustg nicht haben kann. Werden hier aber die Antröge angenommen, ohne daß sie «ine gemeinsame Billigung der Instanzen finden, was haben Sje dann erreicht? Dann habm(5ie nichts erreicht als eine schwere Porteischädigung. Wie wollen Sie für das Platt agitieren (große Unruhe), wenn hier solche Anträge angenommen werden? vmm wird doch nichts anderes erreicht, als daß die Parteizer- rüttung gefördert und den Gegnern Waffen in di« Hände gegeben werden. Aus diesem Grunde nicht aus persönlichen Beweg- gründen, weil es in diesem Augenblick um alles geht, weil Einig- keit und Geschlossenheit der Partei jetzt notwendiger sind denn je, empfehle ich die Ablehnung dieser Anträge.(Beifalls Genosse Thurau: Stampfer hat hier seinen Standpunkt klar be- gründet, der dem unserigen diametral gegenübersteht, und dafür müßten wir ihm dankbar sein. Ich gebe ihm recht, daß er die Mei- rnrng des Porteivorstandes vertreten muß. Ich bin aber im Gegen- teil der Ansicht, daß die äußere Politik eine Folge der inneren ist, denn die Reparationsleistungen, die wir gezahlt haben, sind zum Teil in die Taschen der Kapitalisten geflossen. Unverständlich ist, wie die..Vorwärts*-Redaktion einen Fall Zeigner konstruieren tonnt«. Wenn wir die Meinungsäußerungen unserer Parteigenossen im Lande hören und lesen, so müssen wir zu der Ueberzeugung kommen, daß derVorwärts* auch nicht die Meinung der Gesamtpartei ver­tritt.(Zuruf: Dos ist ja nicht wahr! und Unruhe.) Und. darum sage ich, daß der P a r t e i v o r st an d die Verpflichtung hat, der Mei- nung der Masse mehr Rechnung zu tragen und die politische Redaktion desVorwärts* dementsprechend. zu besetzen. Genosse Saenger-München: Es gibt heut« nur. eine Kernfrage: Wie Ist die Einheit des Reiches zu erhalten? Mein« Ausführungen heute mögen ein Symbol dafür fein, daß trotz aller Machenschaften der Süden und der Norden zusammengehören sollen.(Beifall.) Hinter der Frag« der Einheit des Reiches müßten all« internen Auseinandersetzungen der Partei zurückstehen. Die Frage der Einheit des Reiches ist 1870/71 zum erstenmal, 1918 zum zweitenmal und sie wird in dies«. Tagen zum drittenmal entschieden. Und wenn es jetzt nicht gelingt, die deutschen Völker zusammen. zuhalten, dann. Lebewohl Deutschland, nicht nur für «in. sondern für mehrere Menschenalier. Was sich jetzt m Bayern abspielt, kommt nicht für den überraschend, der die letzten drei Jahre der politischen Entwicklung übersehen kann. Es ist selbst- verständlich, daß ein dreijähriger Kampf gegen die Weimarer Ver- sassung und gegen die Republik einmal zu einem Kampf Bayerns gegen das Reich führen mußte. Der Redner schildert, wie stch auch in früheren Jahren di« bayerischen Behörden ablehnend zum Kaiser - reich verhalten haben, wie es 1895 erst eines Crlasics bedurft«, um in München die Fahne des Kaiserreiche, hissen zu. lassen. Heute aber gilt der Kampf Bayerns vor allem der Staotsform, der R e p u» o l i k. Der Redner schildert das Verhalten der Bayerischen Volks- parteiler, insonderheit de? Dr. Heim, deren Nalitit aus die Los- trennung Bayerns vom Reich« und den Anschluß des katholischen Oesterreichs hinausläuft. Wobl. so fährt er fort, sind sozialistische Zetteiverteiler verhostet, sozialistische Abgeordnete aus den Bahn- hosen abgefangen worden, aber gegen diesen offen betriebenen Verrat ist die bayerische Regierung nicht ausgetreten. Heute hat Bayern den Schritt vollzogen, sich vom Reiche zu lösen, heute herrscht in Bayern das Schlagwort: Der Kampf gegen den Marxismus. Marxisten sind die. die während des Knieges die größten Opfer für Deutschland gebracht haben.«- sind die, die wäh- rend de» Ruhrkonflikts am ehrlichsten gekämpft haben, es sind die, die die Zügel der Regierung in die Hand nahmen, als die anderen davonliefen, es sind die, d!« da wünichien. daß die Besitzen- den Steuern zahlen.(Zustimmung.) Was immer dt« Viyerlsche Regierung zu ihrer Entschuldigung anführen möge, was ste jetzt tut, ist ein Treubroch, den dergleichen die Geschichte nach nie gesehen hat. (Beifall.) Heute ist« Preußen, am das wir mit Hoffnung blicken, henn fem« Politik ruht auf den Schulter« der arbeitenden Massen in den großen deutschen Industrierevieren. Unsere Aufgabe in Bayern wird es sein, daß wir die Fahne des Reiches hochhalten, daß wir eintreten in den Kamps für die Republik aus dem Boden des Gesetzes und der Verfassung. Ich spreche mein Bedauern aus, daß wir in Bayern viel zu früh, im März 1920, aus der Staatsregierung ausgeschieden sind. Es war ein Fehler, daß die Regierung Hoff- mann damals verschwand.(Sehr richtig.) Mein politisches Gefühl sagt mir, daß am Ende des jetzt von Bayern entfachten Kampfes diejenigen siegen werden, die den Gedanken der Trope zum Reich aufrecht erhalten haben.(Beifall.) Bayern hat einen unge- horfamen General gestützt in dem Augenblick, wo gerade bayerische Regierungskreise nicht genug von der Autorität des Staates reden konnten. Sie hat sich zu einem frvndierenden und seinen Eid brechen- den Genexal bekannt. Zwei Fragen sind wesentlich: Wie gelingt es uns, den wahnsinnigen Imperialismus Frank- reichs z u brechen, wie gelingt es uns, und es muh gelingen. die Einheit des Reiches zu bewahren. Räch dieser Richtung hin müssen wir arbeiten. Wir werden in Bayern nicht erlahmen, d?n Kampf für die Republik zu führen. Ich glaube, daß in diesen Tagen die Arbeiiersibaft sich aus innerer Ueberzeugung an das alte große ewig wahre Wort Lassa Oes erinnern wird, daß die Kirche der Zukunft nur errichtet werden kann aus dem Fels der Ar- beiterschaft. Glückauf zu ihrem Kamps für die Einheit des Reiches, Glückauf für den Bestand der Republik.(Lebhafter Beifall.) Der Vorsitzende Genosse Künstler dankte dem Redner und erklärte, daß trotz aller Meinungsverschiedenheiten niemand daran denkt, an der Einheit der Partei zu rütteln, und daß die Berliner Genossen den Genossen m Boyern allezeit die Treue halten werden. Genosse Stampfer: Ich glaube, daß ich mich nach den er- hebenden Worten des Genossen Söenger kurz fassen kann. Ich möchte nur bemerken, daß die Notiz, die überschrieben warDer Fall Zeig- ner", und die der Genosse Thurau rügt», durchaus parteioffi.ziös war. Der Parteivorstand muhte zu den Behauptungen des Genossen Zeigner, die sich auf innere politische Parteiangelegenheiten bezogen, Stellung nehmen. Wir stehen vor schweren ernsten Dingen. Genosse Künstler bat gesagt, daß Sie die Einheit der Partei wahren wollen. Ich sage Ihnen, Sie dienen der Einheit der Partei schlecht, wenn Sie jetzt Anträge annehmen, die die Partei und ihre Organisation vor der Oeffentlichkeit diskreditieren. Hierauf wurde folgenöe Resolution angenommen: Angesichts der offenen Rebellion der bayerischen Regierung gegen das Reich erachtet es der Bezirks Parteitag der DSPD. Verlins für unerträglich, daß di« republikanische Bevölkerung im übrigen Deutschland noch weiterhin mit militärischer Gewalt unterdrückt wird. Insbesondere muß die gegen die sächsische Arbeiterschaft ein geleitet« Reichswehroktion. aus das entschiedenste mißbilligt werden. Der Pezirksparreitag fordert deshalb vom Parteivorftand und von der Reichstagsfraktion, unverzüglich di« Aufhebung des Ausnahmezustandes herbeizvfiihren. Im Fall« einer Ab- lehnung dieses Verlangens durch die bürgerlichen Koakitionsparieien sind die sozialistischen Minister sofort aus der Re- gieruna zurückzuziehen. Der Bezirksparteitog wolle beschließen, d!« Schreibweise desB o r w ä r t s* im Sinn« des Proletariats zu ändern und die Ehefredaktion einem Genossen zu übertragen, der unser Zentralorgan zu einer scharfen geistigen Waff« im Interesse des proletarischen Klassenkampfes ausgestaltet. Um die Berliner Parteigenosfenschast hinreichend über die poli- tischen und wirtschaftlichen Tagesfragen zu umerrichten, soll künstig imVorwärts* nicht nur die Meinung der Mehrheit des Porteivorstandes und der Reichstagsfraktion vertreten werden, fon- dern auch die der Minderheiten bei den Körperschaften und hie ilberryiegende. Mehrheit der Groß-Berliner Mitgliedschafi hin- reichend' zu Worie kommey./'«, ,'v' Eine'weitere Resolution'fordert angosichts de? furchtbaren Rai die. Finanzierung' der P o l k s s p e i s'u ng nicht.überioisgend der freiwiltigeu Wohl tätig? elf zu übertragen, sondern durch Heran- Ziehung von Zwangsabgaben der Landwirtschaft und Grundrentnern zwangsläufig sicherzustellen. Schließlich gelangte noch eine Resolution zur Annahme, die die Aufhebung eines Teils der D e m o b i l m a chungsverordnun- gen bemängelt und scharf gegen die ungeheure Brotver- t e u e r u n g Stellung nimmt. Genosse K ü n st l e r telltc dann mit, daß die K o m m u n i st e n an die Parteigenossen verschiedenllich herangetreten seien, um. mit ihnen irgendwelche Abmachungen zu treffen. Für Berlin gilt nur das, was die Z e n t r a l v o r st ä n d e miteinander abgemacht haben. Kreise und Abteilungen haben nicht das Recht, selbständige Berhand- lungen zu pflegen. Mit einem Hoch auf die Sozialdemokratie wurde der Berliner Bezirksparteitog geschlossen. Erklärung. Der bisherig« Vorsitzende der Pressekommission, Genösse Draemert, schreibt uns: Durch den vorzeitigen Schluß der gestrigen Diskussion wurde mir das Wort abgeschnitten. Meinem Antrag«, mich außer der Reihe für die Pressetommiision ein« Erklärung abgeben zu lassen, wurde nicht stattgegeben. Somit war.ich verhindert, auf die Gründe hinzu» weisen, welche die bisherige Mehrheit der PK. zu dem Entschluß gebracht hatten, di« Anträge bezüglich der Redaktion abzulehnen. Einer schweren Schädigung des Blattes und damit auch der Partei, die ich durch meine Auslührungen einzudämmen hoffen durfte, muß ich nun freien Lauf lassen und mich auf Abgabe dieser Er- tlärung beschränken, da eine öffentliche Darlegung aller Einzelheiten geeignet sein könnte, das Gegenteil meiner Absicht herbeizusüchren. Persönlich säge ich hinzu, daß ich den gestern vorgetragenen Standpunkt des Genossen Stampfer teile. Richard Draemert. sehuug eines Höchstpreises für den Erzeuger in Soldmar! die Möglichkeit beschleunigt« kariofseibelieferung der Großstädte ge- förder! werden. Lageftchls der katastrophalen Bedrohung der Lebensmittelversorgung narf man vor der Anwendung Zwangs- wirtschaftlicher Maßnahmen nicht zurückschrecken, um den Rotstaud zu beheben. Es ist keine Minute mehr zu verlieren, wen» dem Volke neuer Hunger und panikartige Verzweiflung, dem Staat der Zusammenbruch erspart werden soll. Crnährungsminifter Graf Kanitz! Zum Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft wird Graf K a n i g ernannt weiden. Gros Kanitz, der Sohn des be- kannten ostpreußischen deutschkonservatioen Abgeordneten, gehörte der deutschnationalen Reichstagssraktion an. Er hat dieser Tage seinen Austritt aus der Deutschnationalen Partei und Reichstagsfraktion vollzogen und diesen Schritt dem Parteiführer Hergt mitgeteilt. Semen Austritt hat «r damit begründet, daß er die Obstruktion der deutfchnatio- nalen Fraktion gegen das Reichskabinett bei der heutigen schwi.'- rigen Lage des Reiches für nicht g e r« ch t f er t i g t hielt. Die Lebensmittelversorgung in Gefahr. Am Devisenmarkt steht das Barometer aus Sturm. 3 in Dcvtsenfretverkehr wurden heute vormittag bereits Surfe von mehr als 30. spät« bis 45 Milliarden Mark für den Dollar genannt bei anhaltend scharf steigender Tendenz. Nachdem die von den Agrariern«reichte Befreinng der Wirtschaft von allen Bindnn- gen bereits das tägliche Brot zu einem Valutaartiket gemacht Hut. bedroht die neue Markkatasteophe dos ganze Volk mit einem vollkommenen V«Iogen d« Nahrnngemlktelver- sorgung. Die panikartige Markslucht d« Besitzenden, die durch die onaushatksame Tätigkeit d« Rolenpressr noch gefördert wird, wird so zu ein« Satastrophe für das ganze Volk. Die Unterlassungssünden des Kabinetts Euno, das viel zu spät und«st nach langem Drängen das Finanzproblem des Reiches in Angriff genommen hat, rächen sich jetzt. Ab« alle Klagen üb« v«gaogencs machen den hungrigen Magen nicht sott. Die Reichs- regiernng Hot die Pflicht, den aus dem neuen Marksturz«wachsen- den Gefahren mit all« Entschiedenheit entgegenzutreten. Unt« ollen Umständen muß die Regierung für die Aufrechterhottung d« Lebensmittelzosuhr sorgen. So wie sich die Ving« setzt gestaltet haben, bleibt keine andere VISgNchkeil als die Fortsetzung d«»sfent- lichcn Vrotversorgnng nnl« Heranziehung der vorhandenen vor- röte der Reichsgelreidestelle. die den Aommunalv«bän- den zur Verfügung gestellt werden müssen. Diese Sich«stelluag d« Brotversorgung ist die, dringendste Uusgabe bis zu dem Zeit- p unkt, wo eine neue Währung eingeführt und am Warenmarkt eins Beeohigung eingetreten ist. Nächst der Brot- muß die Sartoffelversorgung schleu- nigfi organisiert werden. 3m mindesten Falle muß durch die Fest- Die österreichischen Wahlen. Wien bleibt rot. Zusammenbruch der Grohdeutschen. Wien , 22. Oktob«. (WTB.) Zu den Nakionalratswahlen waren die Gesamtergebnisse aus d« Mehrzahl der Wahl- kreise, besonders auch von Wien selbst, erst in den frühen Morgen- stunden bekannt. Um 6 Uhr früh liegen die Resultate aus Z2 von 25 Wahlkreisen vor. 3n diesen sind nach den bisherigen Feststellun- gen gewählt: 73 Ehristlich-Soziale. 54 Sozialdemo- kraten. S Großdeutsche sso nennen sich ln O»fi«retch die Deutschnationalen. Red. d. V.). der Reslstlmmeuzählnug sind vi« Mandate vorbehalten. 3n den sieben Wiener Wahlkreisen oerleUeu stch die Resnl- täte auf 1? Ehristlich-Soziale, 27 Sozlaldemokra- ken uvd l Großdeutschen. 3u den Wiener Gemeinderat sind gewählt 78 Sozial- demokraleu. 4l Ehristlich-Soziale. 1 3üdisch.Natwoal«: di« übet. gen Parteien, darunter die Großdeukschen, sind im Gemeindetak nicht mehr vertreten. Eine nennenswerte Aenderung gegenüb« dem bisherigen Stärkev«hältnis lm Gemeinderal ist in- sofern eingetreten, als die Sozialdemokraten zwar ihre Herrschaft behalten, ab« nicht mehr üb« die Zweidrittelmehrheit v« fügen. Auch und gerade in den Tagen, wo unter den vereinigten Schlägen der Franzosen und Belgier, der bayerischen und der rheinischen Separatisten das Gefüge des alten Deutschen Reiches zusammenzubrechen droht, ist für uns Sozialdemo- kraten, gleichviel ob in Berlin oder in Wien , in Köln oder in Innsbruck , in München oder in Graz , die Republik Deutsch » ö st erreich ein Teil des großen deutschen Volkes, den nur höhere Siegergewalt im Bunde mit niedrigen Kirchturminteressen von seinem Mutterlande getrennt halten. Unter diesem Gesichtspunkt verfolgen wir die Neu- wählen zum österreichischen Nationalrat mit besonderem Interesse und freuen wir uns über den erfolgreichen Kampf. den unser« dortigen Genossen soeben bestanden haben. Zur Erläuterung der vorstehenden Ergebnisse muß darauf hingewiesen werden, daß noch dem neuen Wahlgesetz die Zahl der Mandate im Nationalrat von 183 auf 165 und im Wiener Gemeinderat von �65 aus 125 herabgesetzt wurde. Im letzten Nationalrat gab es 85 Christlichfozial«, 69 Sozial» demokraten, 21 Großdeutsche. 7 Bauernbündler und den als »Demokral* in Wien gewählten Grafen Czernin . Wäre der neue Wahlmodus 1320 zur Anwendung gekommen, so würden sich die Mandate wie folgt verteilt haben: 77 Christüchsoziale, 62 Sozialdemokraten, 20 Großdeutsche und 6 Bauernbündler. Für die Beurteilung der gestrigen Ergebnisse sind also nur letztere Zahlen maßgebend. Das Hauptmerkmal der gestrigen Wahlen ist unbestreitbar die Katastrophe der(deutschnationalen) Groß» deutschen, jener nationalistischen und antisemitischen Par» tei, die zwar für den Anschluß an Deutschland zu kämpfen vor- gibt, in Wahrheit aber stets als Anhängsel der anschluß» gegnerischen Christlichsozialen operierte, wenn es gegen die Sozialdemokratie ging. Die Großdeutschen verdanken ihre Schwächung nicht zuletzt dem Abfall der Hakenkreuz ler, die sich zunächst, ähnlich wie die lvölkischen im Deutschen Reichs » tag, von ihnen absonderten und im September d. I. in Salz­ burg auf Befehl Hitlers beschlossen, an den Wahlen nicht teil- zunehmen, offenbar um ihre zahlenmäßige Schwäche zu ver- bergen. Die C h r i st l i ch s o z i a l e n haben sich, obwohl im Grunde auch Antisemiten, in diesem Kampfe von der gesamten Iudenpresse" Wiens und der jüdischen Hochfinanz und In- düstrie unterstützen lassen. Ihre Wahlplattsorm war die durch den Bundeskanzler Prälat Seipel eingeleiteteSanierung*. die bekanntlich durch den Völkerbund nur nach ausdrücklicher Preisgabe des Selbstbestimmungsrechtes durchgeführt wurde. Obwohl die bisherigen Erfolge dieser Sanierungsaktion z. T. unbestreitbar sind und verlockend erscheinen, hat die Christlich- soziale Partei nur wenig gewonnen und jedenfalls nicht auf Kosten der Sozialdemokraten, die allein die Fahne des An- fchlußgedankePi hochgehalten haben. Vielmehr hat unsere Partei sehr gut abgeschnitten und besonders in der roten Hochburg Wien ihren Bestand glänzend behauptet. Amtliche Vevisenkurse. 1 holländ. Gulden 1 arg. Pap.-Peso 1 belg.Frauk---- 1 norweg. Krone. 1 dänische Krone. 1 schwed. Krone.- 1 finnische Mark. 1 japan . Ken____ 1 iltaliemsch.Liro 1 Pfund Sterling 1 Dollar...... I franz. Frank.,. 1 Brasil. MilreiS. 1 Schweiz . Frank 1 ipaniiche Peseta 1 öst. Krone(gest.) 1 tschech. Krone.. 1 ungar. Krane.. 1 Baigar. Lewa 1 jugosl. Dinar.. löö« 1000060 >2768000000 2034000000 6144600000 ,6942600000 >0473750000 1789515000 I 3550000000 39900000000 2242130000 7112175000 5346600000 15630000000 12832000000 2045000000 6175400000 6977400000 10526230000 1798484000 180450000000 40100000000 2353870000 7147825000 5873400000 4668300000 3870300000 614460000 1845875000 2086770000 3136140000 317205000 6785500000 538650000 33866000000 11970000000 712216000 1097250000 2134650000 1607970000 167580 355509000 668325 115710000 141645000 4681700000 3889700000 617540001 1854626000 2097230000 3151860000 318795000 5814600000 541360000 54135000000 12030000000 715785000 1102760000 2145350000 1616030000 168420 857201000 761675 116-290000 142856000