Der Kampf gegen den junger. Zu den Mastnahmen der Reichsregierung. Wenn es nicht gelingt, das Hüngergespenft zu bannen und die bereits ins Unermeßliche gestiegene Not der groß- städtischen und industriellen Bevölkerung zu mildern, werden alle Versuche zur Wiederherstellung geord- neter Verhältnisse in Deutschland größten Schwierigkeiten be- gegnen. Wenn der Reichsernährungsminister an die Land- Wirtschaft soeben einen Aufruf gerichtet hat, der sie dringend zur Bereitstellung der notwendigen Nahrungsmittel auffordert, so ist die Absicht gut, der Erfolg jedoch wird ausbleiben, wenn man nicht die wirtschafts- und währungspoli- tische Seite der Lebensmittelfrage mit aller Energie anfaßt. Der Bäcker kann kein Brot mehr backen, weil ihm das Mehl zu teuer wird, weil sich die von ihm vereinnahmte P a- piermark entwertet und die Kunden ihm kein anderes Geld geben können. Und weil der Brotpreis mit dem Dollar- stand klettert, die Verbraucher ober nur über Papiermarkein- nahmen verfügen— wenn man von dem schmarotzenden cheer der Sachwertbesitzer, die keine Not kennen, absieht— so reicht eben selbst der Lohn mehrerer Tage kaum noch aus, um Le- bensmittsl für eine einzige Mahlzeit einer größeren Familie zu bezahlen. Die Währungskrankheit ist das entscheidende Üebel. Wenn der Besitz und die Produzenten, ökonomisch mit gutem Recht, die Papiermark zurückweisen und sich gierig auf alle wertbeständigen Papiere stürzen, so muß auch der Ar- beiterschaft die Möglichkeit gegeben werden, wert- beständiges Geld zu verdienen und für die gold- wertige Arbeit eine goldwertige Gegenleistung erhalten. Das Problem ist klar und einfach. Unüberwindlich schwer ist in einem Augenblick, wo das Reich vom Zerfall bedroht ist, die Aufrichtung einer endgültigen Goldwährung. Aber in Er- kenntnis dessen hat man sich ja bereits zu Zwischen- l ö s u n g e n entschlossen, die wenigstens vorübergehende Er- leichterung schaffen sollen. Und diese Zwischenlösungen müssen nun mit größter Beschleunigung auch dem gesamten Waren- markt und den Verbrauchern zugute kommen, wenn nicht die Warenversorgung zusammenkrachen soll. Das scheint man auch in der Regierung einzusehen, da man die Absicht ausgesprochen hat, durch industrielle Werke für kurze Zeit und auf der Basis der Goldanleihe wert- beständiges Notgeld ausgeben zu lassen. Man wird nur dafür zu sorgen haben, daß mit derartigem Notgeld nicht ähnlicher Mißbrauch getrieben wird wie seinerzeit mit dem auf Papiermark lautenden Notgeld. Man muß verlangen, daß diese Notgeldscheine in wertbeständiger Anleihe des Deutschen Reiches gedeckt und jederzeit e i n l ö s b a r sind. Aber die Schaffting von Kleingeld, das seinen Wert nicht von Stunde uz Stunde verliert, ist die dringenste Aufgabe, und darum ist dieser Vorschlag auch grundsätzlich zu billigen. Die Eingriffe der Regierung in den Devisenmarkt durch die Wiedereinführung der Einheitskurse und die Verordnung zur Sicherstellung des Warenumlaufes sind durch technische Mittel billigenswcrt, um die Spannung des Augen- b l i ck s zu überwinden, aber wirkungslos auf lange Sicht. Man muß dem Verkehr durch Schaffung besseren Geldes mit größter Beschleunigung frisches Blut zuführen, sonst ist der Zrrkulationsprozeß der Ware unterbunden. Man muß aber, wenn man die Warenversorgung sicherstellen will, nicht nur vom Kleinhändler, sondern auch von dem Produzenten der Le- bensmittel die Hergabe der benötigten Ware verlan- gen. An diesem Punkte hat es bisher trotz aller über Wucher und Preistreiberei bestehenden Vorschriften sehr gefehlt. Wirk- lich und ernsthaft vorgehen kann man jedoch auch nur dann, wenn man dem Produzenten nicht die Papiermark aufzuzwin- gen sucht, sondern ihm einen besseren Gegenwert bietet. Jedenfalls sollte.jetzt ohne Verzug das Mögliche getan werden. Wie der Geschäftsinhaber der Darmstädter und Na- tionalbank Dr. Schacht vorgestern in einem Vortrag betont hat, ist es technisch möglich, wertbeständiges Kleingeld binnen weniger Tage zu schaffen. Wir verlangen, daß die Regierung hier den Hebel ansetzt, um der Nahrungsmittelnot zu steuern und nicht mehr lange berät, wo die Tat allein gilt. Nmna von Harnhelm tröstet. (V t a a t s t h« a i e r.) Lsenn die Dame in Trauer dem Major von Tellheim ihre Armut und ihr Unglück beichtet, dann denkt der Zuschauer: Frauen ebenso bleich, ebenso mutlos, nur noch viel abgerissener und hungriger, stehen setzt an allen Straßenecken deutscher Städte. Dies« alten Frauen strecken kaum die Hand aus, doch ihre von den Tränen ermüdeten Augen und die Wpngen, die abgezehrt und hohl sind, deuten genugsam an, welches Mitleid sie erbitten und verdienen. Früher war diese Dame in Trauer nur eine episodische Figur, um das Spiel von dem herrlichsten Optimismus ein wenig in Gang zu bringen. Heute ist die schwarze Frau, für die Frau Mathilde Süss in geradezu zur Spezialität geworden ist, schon längst verschwunden, doch ihr düsterer Schatten geistert noch immer über die Bühne. Das heißt: wir schleppen unsere Sorgen ins Theater. Die Sorgen, die kein Gramm an Gewicht und Behäbigkeit eingebüßt hoben, und jede Sekunde in die ruhebedürftigen Gedanken hinein- dämmern. Wie wäre es verzaubernd, wenn dies« Oual aufhörte, und die Erlösung würde gedankt dem Theoterspiel, das die Künstler spcndetenl Es kam aber nur eine teilweise Befreiung. Minna von Barnhelm tröstete trotzdem drei Stunden lang. Ihr Optimismus kämpfte gegen die schweren Herzen, und er siegte. Gerade das kleine Schicksal, das sich bei dem Fräulein von Barnhelm und dem Major Tellheim zum Guten wendet, ergriff, erheiterte und ermuntert«. Zur Erkenntnis und Belebung weltgeschichtlicher und weit ausschauender Ereignisse ist uns, den Entrückten, denen kein Nothelfer mehr bei- springen will, schon die'letzte Sinnenhelligkeit verloren gegangen. Di« meisten Zuschauer im Theater erwarteten ihr Glück nicht mehr von der großen Gerechtigkeit, sondern von irgendeinem Zufollsgott, von dem Hauptgewinn aus irgendeiner Lotterie, von der Geberlaune irgendeines Onkels, der aus einem fremden Land« mit der großen Kaffs herbeikutschieren sollte Nun, der reiche Onkel, der im Stücke ja Graf von Bruchsal heißt, zog wirklich ein mit Kisten und Koffern, märchenhast und wie ein Nabob. Die Zofen und die Hausknechte liefen ihm voraus, der Gastwirt führte atemlos und gestikulierend den ganzen Troß an. Es war wirklich gelungen, die Sorgen abzustoßen, wenn auch die Kunstmittel, ausgedacht von dem Regisseur Jürgen Fehling , sehr derb und nicht ganz einwandfrei waren. Den deutschen Ne- gisseur oerführte der Stil, den sie heut« im sowjetistischen Rußland pflegen. Man entehrt dort das festgebunden« Dichterwort durch laute Stegreifclownevie. Das ließe sich nielleicht bei Boeten verteidiaen, deren Herz und Zunge nur«in Zufallstalentchen ist, doch bei Lessing wirkt solch Verfahren, mag es auch noch so phantosievoll losstürmen, beinah« wie Leichtfertigkeit. O ja, Regisseur, die Glieder und die Münder der Komödianten bezwingen, daß die ganz« Truppe dem Alltäglichen entführt wird! Doch den Respekt vor dem Geist nicht vergessen, auch vor dem Zeitgeist nicht, auch vor dem Kastengeist nicht, wenn er durch den Dichtcrgeist. geadzlt wurde! So wäre zu sagen, daß„Minna von Barnhelm " zum Teil«in Adelsstück ist. Darum müßte sich das Fräulein, in vialsr'si Zurückhaltung von ihrem "mnnverkätzchen Franziska unterscheiden. Di« Virtuosität des Fräu- Neue Kämpfe in Hamburg . Hamburg , 24. Oktober. (Eigener vrahtbericht.) Die Rächt ist ruhig verlaufen, doch wurde sie von den Aufständischen benutzt. um neue Barrikaden zu errichten. Um S Uhr morgens kam es in der Hamburger Straße, der Friedrichsberger Straße, der Volks- dorfer Straße und der Stückcnsiraße zu neuen kämpfen. In den Vormittagsstunden ging die Polizei in der Richtung aus den Osterdick- Sanol vor. Die wache 32 ist von Kommunisten umzingelt, man ist um das Schicksal der dort befindlichen wannschasten besorgt. Ein eigenes»vertbcständiges Geld. Hamburg , 23. Oktober. (MTB.) Die Finanzdeputaiion wird noch im Laufe dieser Woche wertbeständiges Geld ausgeben. Die banltcchiiischen Vorbereitungen kommen aller Voraussicht nach noch im Laufe des heutigen TageS zum Abschluß. ES wird dann sehr bald möglich sein, auch die Betriebe mir wertbeständigen Zahlungsmitteln für Lohnzahlungen zu verschen. Die Schließung von Luxusbetrieben ist angeordnet. Die NotstandSkommission deS Senats beschloß, an sämtliche Iluterstützungempfänger eine einmalige Unterstützung von je zwei Milliarden im Rahmen der allgemeinen Wohlfahrtspflege auszahlen zu lasten. Das Kriegsversorgungsamt wird die Hamburgi- fchen Backbetriebe durch Mehlbeliefemiigen in die Lage setzen, un- abhängig vom Dollarstand vom Lt. bis 29. Oktober auf Biotkarten ein Einheitsbrot zum Höchstpreis von t,2 Milliarden abzugeben._ �eigner über die Polizeiaktion. Mahnung zur Besonnenheit. Dresden , 23. Oktober. (Eigener Drahtbericht.) In der Dienstag- sitzung des Landtages gab Ministerpräsident Z e i g n e r eine Erklärung ob, in der er sich zunächst noch einmal mit dem letzten Schreiben des Wehrkreiskommondeurs auseinandersetzt«. Aus Berlin sei ihm ein Schreiben mit der Versicherung zugegongep, daß es sich bei der Ber- legung von Reichswehrtruppen nach Sachsen um keine Exe- k u t i v m a ß n o h m e handle. Die sächsische Regierung wolle daher diese Maßnahme nicht als einen feindlichen Akt beirachten. Wenige Stunden später sei jedoch das bekannis Schreiben des Generals Müller eingetroffen, in dem andere Gründe für den Ein- morsch angeführt werden. Auch in seinem Aufruf an die Beoplke- rung habe der General die wirklich? Legitimation für den Reichs- wehreinmarsch in Sachsen zu schassen gesucht. Er, Zeigner, be- obachtcte trotz der formalen Rechtsgleichheit aller deutschen Staats- bürger vor dem Gesetz die größte Ungleichheit. Unter- schiede, die so groß seien, daß ihnen gegenüber die Gleichheit vor dem Gesetz völlig gegenstandslos erscheine. Di« sächsische Regierung sehe ferner die unb-streitbarc Vorherrschaft einer Klasic uind er bekämpfe diese Diktatur der Minderheit, nicht um«ine andere Diktatur zu errichten, sondern um die Verfassung;- mäßige Gleichheit vor dem Gesetz herzustellen. Der Unterschied zwischen der Berliner und der Mullcrschcn Erklärung sei unbestreitbar; er glaube der Berliner Erklärung. Mit Sorge sehe das sächsisch« Kabinett, daß das Reich rücksichtslos über tsi« sächsischen Lebensintercssen und die politische Eigenart sowie die in der Verfassung verbrieften Rechte hinweggehe. Dieser Feststellung müsse er hingufügen, daß kein anderes Land sich rühmen könne, mehr in Treue zur Verfassung getan zu haben als Sachsen . M i t grenzenloser Bitterkeit müsse er außerdem feststellen, daß in Berlin offenbar nur der Gehör und Achtung genießt, der sich über die Verfassung und Lebensinteressen des deutschen Volkes dreist hinwegsetzt. Der Ministerpräsident wandte sich weiter gegen die bürgerliche Hetze gegen Sachsen . Em« Unbesonnenheit von Irgendeiner unverantwortlichen Sötte könne zur Folge haben, daß plötzlich das ganze Land iii Flammen stehe. Zum Schluß richtete Zeigner die dringende Mahnung an die sächsische Bevölkerung, die Leiden des Landes nicht durch Unbesonnenheiten zu vermehren. Die politische Aussprache über diese Erklärung des Minister- pfäsidenterd wurde auf Donnerstag vertagt. Für die kommunistische Fraktion gab. Abg. Die- vers eine Erklärung ob, in der es u. a. heißt:„Die Reichs- regierung schickt anstatt Brot Soldaten. Durch die Iruppentrans- vorte wird nicht nur die Bevölkerung aufs stärkste beunruhigt, durch sie werden die Gktrcidetransvort« verhindert. Wir verlangen. daß endlich die Reichsregicrung Brot und Kartoffeln nach Sachsen schafft. Die Reichsregierung ist verantwortlich für die Zu- stände, die sich in Sachsen entwickeln. Durch die Reichsexekutiv« werden Hu-nger und Elend vermehrt, die Ordnung der General« lein Straub, ihr« Gezwungenheit, wenn sie au» einer angeborenen Dämonie im Klaren und Natürlichen aufblühen soll, war dem Re- gisseur im Wege. Minna von Bornhelm darf nicht raffiniert sein, auch keine Männerjägerin auf Abenteuerci, sondern das reinst« Herz hat allein all« Ränke zu erfinden. Natürlich hatte es Fräulein Mannheim als Zöschen Franziska leichter, dafür steht sie aber auch nur im Schatten ihrer Herrin. Gefällig, niemals auf den Mund gefallen und in den kleinen Schelmereien durchaus tapfer, dos ist Fräulein Mannheim, die man häufig am Staatstheater mit tragischen Rollen überlastet. Wer wäre fähig, die Gradheit des Majors Tell- heim aus der Lessingfchen Unerbittlichkeit ins Mildere umzuschmelzen? Dieser Held bleibt ein Theoterheld. Und Karl Eberl lieh ihm eine beinah« gewinnend« Haltung. Herr Schreck, der Wacht- meister, Herr Walter Werner(Just), sie warfen sich fanatisch auf die Pointen, ohne allzu störend zu übertreiben. Herr Gronau , der Wirt, übertüftelt« seine Rolle. Dieser gerissen« Herbergsvater ist beileibe kein Filuzius, wie Herr Gronau durchaus wollt«. Auch hier ein Fortiffimo, wo dos Schvzo genügt hätte. ___ Mox Hochdorf. veutßhe Kunst im MuslanS. Das Mitglied de, Senats der Akademie der Künste in Berlin , Prof. Amersdorffer, ist. wie„Giornole d'Italia" meldet, soeben in Rom eingetroffen, um persönlich die Ordnung und Aufftellung der deutschen Abteilung in der bevorstehenden Zweijohrs- ausstellung zu überwachen. Deutschland will hier einen Ueber- blick über die Entwicklung der künstlerischen Bewegung in den letzten siebzig Jahren bieten. Es werden Bilder von Feuerbach, von Menzel und Mar Elewogt. daneben Arbeiten von den Modernen bis zu Kokoschkä ausgestellt sein. Di« Berliner Rationalgalcrie entsendet zu diesem Zweck nach Rom die„Ranno" von Fcuerbach, die„Venus in der Muschel" von Max Kkinger, „Lehrerii� und Kind" von Mox Liebermann, da?„Atelier des Kunst- lers" von Menzel, während die Hamburger Kunsthalle durch dos Bild Dr. Rauerts von Leibi , die Eva von Liebermann und das „Bauerntheoter in Tirol" von Menzel vertreten fein wird. Auch die deutschen Privatsammlungen beteiligen sich durch Entsendung von Bildern an der Ausstellung. Daneben wird auch die plastische Kunst durch Arbeiten von Gaul, Klimsch , Lederer, Wockerle und anderen vertreten sein. Roch dieser Meldung zu schließen, scheint die offizielle deutsche Kunstpflege noch immer an dem Grundsatz festzuhalten, aus inter - nationalen Derovstaltungen vorwiegend die Kunst von gestern zu präsentieren. Menzel, Liebermann, Slevogt , Leibi , Klinger, Gaul und Lederer dürfen sich gewiß überall sehen lassen und werden der deutschen Kunst nirgends Unehre machen. Es geht aber nicht an, daß man einen„Ueberblick über die Entwicklung der letzten siebzig Jahre" mit Kokoschka abschpesit. Es gab und gibt in Deutschland auch Kunst- ler wie Franz Marc ,'Feininger , Klee , Pech st ein, Schmidt-Rottluff , Lehmbruck — um nur ein paar der Größten zu nennen—, die die K u n st v o n heut« vertreten und die einem internationalen Publikum offenbaren würden, daß da» deutsche Volk, trotz aller furchtbaren Röte der G'g-nwart, in der kann nur die Ordnung der blutigen Unterdrückung sein. Das Bor- gehen der Reichsregierung gegen Sachsen ist um so ungeheuer- licher, wenn man im Gegensatz dazu ihr Verhalten gegenüber Bayern betrachtet. Die Republik ist in Gefahr. Wir verlangen von den proletarischen Regierungen Mitteldeutschlands . die Arbeiier zum Generalstreik aufzurufen. Die KPD. fordert die Arbeiterschaft aus, sich nicht in einzelne militärische Kämpfe mi: der Reichswehr einzulassen." Im Verlauf der weiteren Sitzung wurde der Gesetzentwurs über die Auseinandersetzung mit dem vormaiigen Königshause beraten. Danach verzichtet der vormalige König auf alle Rechte an dem Staatsgut einschließlich des Domänengutes. Der Freistaat Sachsen überläßt dafür dem„Familienverein Haus Wettin, Albertinische Linie, E.B." die Moritzburger Domänen- grundstück«, darunter Schloß Moritzburg mit Ausstattung und cimae Forstreviere als Eigentum. Weiler erhält der Familtenv-r-in ein« Barabsindung im Betrage von 14 Millionen Mark samt Zinsen Zu 5 Proz. vom 1. Juli 1H20 ab. Dem vormaligen König wird auf Lebenszeit die Ausübung des Iogdrechts in fünf Revieren eingeräumt. Ministerpräsident Zeigner begründete die Bor.age und bat um ihre schnelle Verabschiedung, damit endlich Klarheit ge- schaffen werde. Nach längerer Debatte wurde die Vorloge dem Rechtsausschuß überwiesen. Es begann die Diskussion über die Er- nährungslage._ Seamtenabbau und SMenverbände. Im Reichsfinanzministerium fanden am 22. und 23. Oktober Verhandlungen über die geplante Personal- Verminderung bei den Behörden und in- den Staatsbetrieben statt.. Nachdem die Vertreter der Regierung über die beabsichtigten Maßnohmen Aufklärung gegeben hatten, wurden von den Vertretern der Spitzenorganisationen Gegenvorschläge gemacht. D.e Gegenvorschläge der Organisationen, die weitgehendstes Verständnis für die Absichten der Regierung bekunden und zum Te.l— z. B. in der Höchstaltersgrenz« und in der Erleichterung des freiwilligen Aus- scheiden?— über die Vorschläge der Regierung hinausgingen, wurden in ihren wesentlichen Teilen von den Regierungsverirctern nicht angenommen, so daß die Besprechungen zu keiner Eini- g u n g führten. Bon den Spitzenorganisationen wurde schließlich folgend« gemeinsame Erklärung abgegeben: „Die Organisationen wiederholen die Erklärung, daß sie gegen die von der Regierung geplanten Maßnahmen die ernstesten Be- denken erheben. Räch der Ausfassung der Organisationen kann ein Personalabbau in den öffentlichen Verwaltungen und Betrieben erst dann vorgenommen werden, wenn durch organisatorische und gesetz- gel'erische Reform die Voraussetzungen dafür geschaffen sind. D?r umgekehrte Weg beschwört in dieser schwersten Zeil all« Gefahren planlosen Handelns herauf, ohne die auch von den Organsiotionen erstrebte Gesundung des Reichshaushalles herbeizuführcn. Troiz allem haben die Organisationen den ernsten Willen zur Mitarbeit bekundet. Sie haben ihrerseits Vorschläge unterbreitet, die geeignet waren, die schlimmsten Härten des Regier» ngs- vorschlage? zu mildern, ohne den von der Regierung an- gestrebten Zweck zu vereiteln. Zu ihrem. Bedauern müssen die Organisationen feststellen, daß die Vertreter der Reichsregierung den Borschlägen der Organisationen in allen wesentlichen Punkten ihre Zustimmung versagt hoben. Bei aller Würdigung staatspalitsichcr Notwendigkeiten lehnen die Organisationen unter diesen Um- ständen die ihnen bekannt gegebenen Vorschläge einmütig ab. Di« Verhandlungen wurden darauf als beendet erklärt. die Wahlen in Gesterreich. Wien , 24. Oktober. (Korrbureau.) Die endgültig: Feststellunz des Wahlergebnisses für den Nationalrot liegt noch nicht vor. Da sich in einzelnen Wohlkreisen ein« Nachprüfung der Zählung als notwendig erweist, wird d!« endgültig« Feststellung erst in den nächsten Tagen erfolgen. Das Gesamtergebnis, wonach die Regierungspar- teien zusammen mit dem Londbund über drei Fünftel der 163 Man- dote, die Sozialdemokraten über zwei Fünftel ver- fügen werden, wird sich jedoch nicht mehr wesentlich ändern. Noch dem Stimmenverhältnis gewinnen bei einem Gesamtzuwachs an abgegebenen Stimmen von rund 19 Proz. gegenüber 1929 die Christ- lichsozialen rund 13 Pro;., die Sozialdemokraten rund 12 Proz., während die Großdeutschen 34 Proz. ihrer Stimmen verlieren. Kunst sich nicht nur auf der alten Höhe gehalten hat, sondern ander Spitze der Kulturvölker marschiert. Indem die omt- lichen Arrangeure unserer römischen Ausstellung auf diese moralische Eroberung verzichteten, die übrigens auch von nicht zu unterschätzen- den wirtschaftlichen Folgen begleitet sein würde, haben si: der deuffchen Kunst, die sie pflegen sollten, einen schweren ideellen und materiellen Schaden zugefügt.__ J. S. Steglitzer Hauptmann Ragout a la„Biberpelz ". Don den unter- ernährten Gehirnen werden immer noch Gedanken von überraschender Großartigkeit geboren. Das ist tröstlich in unserer armseligen Z4t. Ein Herr Karl Tietsch hatte die beispiellos originelle Idee, aus einer anerkamit guten Komödie ein fchlechres Amüsicrstück zu machen. Er schrieb„Die P e r ü ck e", die„Komödie einer diebischen Gerech- tigteit", und war so diskret zu verschweigen, daß bei der Geburt der „Perücke" der„Biberpelz " von Gerhart Hauptmann Pate gestcmdcn hotte. Bei Tietsch kommen ziemlich alle Perjonen vor, die wir aus dem„Biberpelz " kennen, die Mutter Wolffen heißt Frau Iungnickel, der Schiffer Emil Schiffer Paule und so. Ganz lehnt sich Herr Tietsch allerdings nicht an seinen Kollegen Hauptmann an. Seine„Perücke" verzichtet im Interesse des knolligen Effekts auf dichterische Qualitäten und auf Logik. Und damit es die Zuschauer leichter mit dem Denken haben, sogen die handelnden Personen gleich, was für Charaktercigeu- schaffen sie besitzen und was für Motive ihr Händeln bestimmen. Daher hat das Publikum keine Mühe, herauszubekommen, wer auf den Lo.ndrat den Raubübersall begangen hat. Nur der Landrat selbst ist zu blöde dazu, er schenkt dem Uebcltätcr sein besonderes Vertrauen. Also gor nicht viel anders als im„Biberpelz ". Di« Aufführung war vortrefflich für Steglitzer Bedürfnisse ein- gestellt. Lotte Reinecken gab eine resolute Pseudo-Wolfscn und Karl Friedau einen naturechten jovialen Amtsoorsteher. Der Direktor Bsrthold, der es erst vor vierzehn Tagen mit Gcrhart Haupt- mann»ersucht hatte, scheint sich für Hauptmann-Ersotz mehr zu cr- wärmen. Dgr. Der weltverbrauch on Eleklrizität. Unter den Staaten der Welt verbrauchen nach einer Zusammenstellung des„Scientific American" am meisten elektrischen Strom die Bereinigten Staaten, nämlich 49 892 Millionen Kiloualt jährlich. Dann kommt Deutsch - land mit»609, Japan mit 6923. Großbritannien mit 6499. Frank- reich mit 3419 Millionen Kilowatt. Italien oerbraucht 3499, die Schweiz 2799, Schweden 2144, Norwegen 1331, Spanien 1999 Mil- llonen Kilowatt im Jahr. Ganz anders aber gestaltet sich die Reihenfolge, wenn man nicht den jährlichen Gelamtverbrauch der Länder, sondern die auf den Kopf der Bevölkerung entfallende Menge berechnet. Danach leistet sich die Schweiz den größten Luxus an Elektrizität mit 799 Kilowatt pro Kopf, dann kommt Konado mit 612, Norwegen mit 493, die Bereinigten Staaten mit 472,.Schweden mit 364 Kilowatt. Jeder Franzose oerbraucht 147 Kilowatt, jeder Deutsche 141 und jeder Bewohner von Groß- britannien 139 Kilowatt. Voltstmline. Im Vortrag von Pros. Leo Kestcnberg am Äs. Okiober, abendi 8 vbr im Bechlt ein-Saal, wird Kammersäilgcr:» Lula M h si- G m e i n e r Roberl Schumanns Li:dir-2v:lut«gt-auca- liebt und«leben* singen.
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