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dcm alles darauf lmkommi, alle KrSste gegen Ke f a f ch i» st i f ch e Reaktion zu konzentrieren, die von Bayern heranrückt, juckt es sie, in Hamburg ein wenig Räterepublik zu spielen. Dem Schlagwort des Kohr vombolschewisierten Rorden" Schwungkraft zu verleihen, die Massen, die keine Kommunistenherrschaft wollen, ins Lager der Reaktion zu scheuchen, dazu war ein Putsch in Hamburg die vorzüglichste Gelegenheit. Hamburg hat ein sehr liberales Polizeiregiment, bot also die günstigste Gelegenheit zu dem Beweis, daß es ohne eine starke Faust nicht geht. Es ist ein großes Glück, daß es den Überfallenen! Polizeimannschaften so rasch gelang, des Angriffs Herr zu werden. Jede Minute, die das Treiben län- ger dauerte, war für Kahr und die gesamte Reaktion eine Goldmilliarde wert. In allen großen Städten gibt es heute hungernde Massen, die aus Verzweiflung bereit sind, jede Torheit mitzumachen. Nicht diese Massen klagen wir an: auch in dieser Stunde wiederholen wir, daß es nur e i n Mittel gibt, ste vor ver- hängnisvollen Einflüssen zu befreien, nämlich ihre Ernäh» rung sicherzustellen. Anklage aber erheben wir gegen gewissenlose Führer, die die Verzweiflungsstimmung dazu benützen, um jene unglücklichen Menschen nur noch tiefer ins Elend zu stoßen und die ganze Arbeiterbewegung in emen Trümmerhaufen zu verwandeln. Da ist die plan-, ziel-, sinnlose kommunistische Gene- ralstreikparole! Sie zwingt uns auszusprechen, daß die Waffe der Arbeiterbewegung, die Verweigerung der Ar- beitskraft, niemals weniger wirksam ist- als in einer Zeit, in der die Massen von Hunger und Elend erschöpft sind, Arbeits- lofigkeit und Kurzarbeit grassieren und zahllose Unternehmer nur auf eine erwünschte Gelegenheit warten, ihr« Betriebe zu schließen. Ein von kommunistischer Seite angezettelter Generalstreik muß in kürzester Zeit vollkommen zu- sammenbrechen, und er kann nur den einen Zweck haben, die letzten Kräfte nutzlos zu verzetteln, deren letztes Zu- sammenraffen in einem wirklich entscheidenden Augenblick dann schließlich mich ganz aussichtslos geworden sein wird. Zugunsten des van den Kommunisten geplanten General- streiks f'ch auf den Kapp-Streikzu berufen, ist unzulässig. Der Kapp-Streik ist von der Sozialdemokratie geführt worden, während sich die Kommunisten beiseite stellten und sichneutral" erklärten. Er hatte das Ziel, eine gewaltsame Störung der verfassungsmäßigen Zustäribe zu beseitigen, und wurde von Massen, die politisch weit rechts von der Sozial- demokratie stehen, namentlich von der Beamtenschaft, unter- stützt. Er hatte es obendrein mit einem schwachen, tölpelhaft agierenden und innerlich zerfahrenen Gegner zu tun, und führte infolgedessen zu einem raschen Erfolg. Der Kapp-Streik und der jetzt von den Kommunisten propagierte Generalstreik sind Beispiel und Gegenbeispiel. Das eine Bild zeigt, wie man es machen muß, das andere, wie man es nicht machen darf. Der Kapp-Streik hat die Re- aktion niedergeschlagen. Der von den Kommunisten propa- gierte Generalstreik ist aber gerade das, was die Reaktion zu ihrem Sieg braucht. Wir sind uns klar darüber, daß das kommunistische Ge- st den Dhren erregter und politisch ungeschulter Massen lieblicher eingeht als der sozialdemokratische Rat, auch in den schlimmsten Situationen Ueberlegung und kaltes Blut zu be» wahren. Di« Zustände, wie sie heute herrschen, sind die här- teste Belastungsprobe für die Reife der deutschen Ar- beiterklasse. Mancher, der sich dem Wahnsinn der Selbstzerstörung entgegenstellt, mag überrannt werden, aber dann fällt er ehrenvoll als treuer Freund der leidenden Massen und als ein Verteidiger der Arbeiter- bewegung. Sie und ihre Zukunft sind es, die auf dem Spiel stehen. Darum wird ein jeder, der sie nicht sehenden Auges verloren geben will, auf dem Posten bleiben und seine Pflicht tun. Neue Kammermufit. Konzertumschau von Kurt Singer . In der Kammermusik strebt das Einzelinstrument zum persön- lichsten Sprachausdruck und ordnet sich gleichzeitig seinen Kollegen unter. Es treibt also zugleich solistische Kunst und naht sich dem Musikkomplex des Orchesters, in dem jeder Teil nur dienendes Glied eines Tanzen ist. Co wird das Quartett konzentriertest« Lebensaußerung aller Musik, höchster Ausdruck klingender Com- bol«, von der Tugend des persönlichen wie des Massenspiels da» Wertvollste in sich aufnehmend. Tatsächlich sind die höchsten Tüter reiner Instrumentalmusik zu allen Zeiten in der Kammermusik auf» gehäuft worden. Und der Drang unserer jüngsten Musiker wird verständlich, auch den Geist heutiger, drängenoer, zerrissener Zeit im Ouartettsatz über das Einzelerlebnis hinaus zum Allegmeingültigen zu stempeii. So kann Musik zum politischen Bekenntnis werden, wie sie immer ein menschliches ist. Mit Gedanken über Zulammen- häng« zwischen Musik und Staatsleben, Gesellschaft, Wirtschaft, mit feiner Analysterung der jungen Musikbestrebungen leitet« Prvfesior Schünemann dos letzte Konzert der Volksbühn««in. Er erweiterte fein Thema, das der Einführung w ein neuts Kammer- werk von Philipp Ja r nach galt, durch klare Formulierung des in moderner Musik Erstrebten und dessen, was ste an die Klassikir, Romantiker, was sie an die Urmufik Bachs heute noch bindet. Do» Streichquintett Iarnachs op. 10 war ein bedeutender Beleg nicht nur für dos Wollen, auch für das Können und Wollenden eines jung-modernen Musikers. Musik ohne Borbehalt, ohne andere Ab» ficht als: Ausdruck zu sein, Inhalt und F»rm, Gestalt und Idee zu einer notwendigen musikalischen Einheit zu binden. Das ge- lingt Iarnach hier in wirklich hochwertigen Klangerlebnissen, in Variationen von spielerischem, jugesdlich-frohem oder asketisch- herbem, weis« geordnetem Dasein. Alte Formen scheinen mit neuem melodischen Geist erfüllt, und bei stupender Sicherheit in der Einzel- sührung von Instrumenten wird dennoch die Technik vor dem Gesang, die Struktur vor dem Melos zur Nebensache. Das Gefühl der bewährten Abwegigkeit wurde trotz mancher Disionanzcn- feligkeit nicht beschworen. Feierlich, wie die Schöpfungsstunde dieses Werks war die Stunde, die man den Vermittlern(H a v e- mann, Kniestädt, Mohlke, Steiner, Glaser) lauschte. Weit von dieser Gnade entfernt scheint mir das Dlasquintett von Ludwig Weber zu liegen, das die Melos-Gesellschaft urauf- führte. Auch hier zwar ist die Selbständigkeit der Stimmen bis zu Dissonanzen durchgeführr, aber im Rhythmus, im Schleichen und Verhallen der Themen ist so viel Qual, so viel Jammer, so wenig Lust und Hoffnung verborgen, daß ein Genießen nicht auskommt. Das ist weniger der Niederschlag eines musikantischen Willens, als das Vorbeireden an der Ausdruckskraft von Melodie überhaupt, das tönend« Zeichen eines bizarr abwegigen Geistes. Paul H i n d e- m i t h s Cellosonate op. 11 hallt von Kraft und Lebensmut wieder; doch fehlt auch nicht das Kraftmeierische, aar zu Selbstüberhebliche, und neben dem Sturm der Leidenschaft behauptet sich auch leere, unbedeutende Luft. Fritz D e t t m a n n zeigte sich der diffizilen pianistischen Aufgabe gewachsen, wenig« Margkit Werl«, die Euch nicht mißbrauchen! Die geplante Trauerdemonstratiou für de« Arbeiter Ttz. Ein bei den jüngsten Erwerbsiojenkrawollen in der Umgegend des Rathauses verwundeter Arbeiter namens Sy ist leider in- zwischen in der C Harste seinen Verletzungen erlegen. Von kommu- nistischer Seite wird nun versucht, die heute stattfindende Beisetzung zu einer neuen großen Erwerbslosen Demonstration zu gestalten. Die Leiche de» Verstorbenen sollte zunächst von der Eharsts nach der Brauerei Königstadt und von dort nach dem Ge- meindefriedhof in Neukölln übergeführt werden. Es wurden bereits in einzelnen Stadtteilen Berlins Aufforderungen zur Teilnahme an der Demonstration plakatiert. Ein Mi-tglied des Erwerbs- lossnrats wandte sich gestern, als di« Plakate bereits gedruckt und angebracht waren, an das Polizeipräsidium mit dem Antrag um Freigabe de» geplanten Demonstrattonszuges, weigerte sich aber, seine Auftraggeber zu nennen. Unter diesen Umständen mußt« die Genehmigung einer deson- deren Crwerbslosendemonstratton verweigert werden; denn Ausnahmen von dem generell bestehenden Demonstrationsverbot können selbstverständlich nur dann gemacht werden, wenn«ine be- stimmte und bekannt« Organisation darum ersucht und die Ga- rantie für die Aufrechterhaltung der Ordnung übernimmt. Der Polizeipasident hat daher lediglich eine Trauerfeier in Neu- kölln selbst genehmigt, di« geplant« Ueberführung nach der Brauerei Königstadt und von dort nach Neukölln sowie die beab- sichttgt« Straßendemlmstration verboten. Offenbar sollten die Berliner Arbeiter wieder einmal von anonymen Drahtziehern zu gewissen parteipolttischen Zwecken mißbraucht werden. Sie werden jedoch, gewitzigt durch die neuesten Hamburger Erfahrungen, diesen dunklen Plänen keinen Vorschub und den Aufforderungen zu Demonstrationen keine Folge leisten. Kein Generalstreik in Hamborg . Hamburg , 24. Oktober. (Eigener vrahlberlcht.) Zm Ge- genscch zu allen absichtlich verbreiteten falschen Gerüchleu erklären die Gewerkschaften:Die Hamburger Gewerkschaften und die Ver- liner Spihenorganisationen habeu keinen Generalstreik ge- billigt. Die Gcwerkschafien stehen wegen der Wiedereröffnung geschlossener Betriebe mit dem Arbeitsamt in Verhandlungen. Ve- reit» am Dienstag haben unsere Vertreter über die Lebensmittel- Versorgung und die Herausgabe von wertbeständigen Zah- lungsmitteln verhandelt. Den Gewerkschaften sind die Zu- slcherungen gegeben, daß der Senat die wünschenswerlen Blaß- nahmen gelrosten hat. Die Bestrebungen der Verbände nach Ge­währung wertbeständiger Löhne gehen weiter. Wir warnen vor weiterem eigenmächtigen Verlassen der Betriebe! wir warnen vor Teilnahme an Ansammlnngeul wir warnen vor allen Dingen aber muh vor den sich Immer wieder bemerkbar machenden Straßenreduern, die wir hier öffentlich als Agenten der Feinde der Republik und als Schädllnge an der Arbeiterklasse brandmarken! Zutritt zu den Gewerlschajis- bureaus haben nur verbandsmitglieder, die sich al» solche ausweisen. Unorganisierte werden an» dem Gewerkschaslshaus rücksichtslos ent- fernt. Zurück zur gewerkschaftlichen Diszlpuu!" Ver /lufstanü unterdrückt. Hamburg , 24. Oktober. (Eigener Drahtbericht.) üu hau.- bürg ist z Urzell alle» ruhig. Barmbeck . Schlssbek und Vergedors find von der volizel wieder genommen. Die kommu- nifiilchen Hauptführer sind«ulflohen. Ueber die Zahl der Toten und Verwundeten läßt sich bestimmte» nicht sagen. Hamburg , 24. Oktober. (MTB.) Die staatliche Pressestelle teilt um 4L0 Uhr mit: Di« Widerstandskraft der Aufrührer ist durch das gestrige und heutig« Borgehen der Polizei gebrochen worden. Bei dem, was sich noch in einzelnen Stadtteilen ereignet, handelt es sich um kleinere Scharmützel, die an dieser Feststellung nichts zu ändern vermögen. Die Zahl der Gefallenen der Ordnungspolizei hat sich leider auf elf, die der Ver» mundeten auf 34 erhöht. Ein Beamter wird vermißt. Der Säuberungsaktion in Cchiffbek stellten dl« Aufrührer sehr stark« Gegenwirkungen entgegen, indem ste mit vier Ma- ober im Bolkmannschen A-Moll-Konzert neben Unebenheiten des Tons auch eine gute Fingerübung und gesunde» Temperament offenbarte. Von dem ersten Festkonzert de» Bildung»au»schusses der VSPD. erwischte ich nur noch einen kleinen Bruchteil, der den Rüdeischen Thor aus gewohnter Höh« zeigte; vom Vokalkonzert des Schubert-Chors und gemischten Chors Groß-Berlin so viel, daß man di« Notwendigkeit dieses höchst disziplinierten Ensembles ebenso herzhast bejahen, wie die Güte seines Materials loben kann. Iascha Hören st« in ist ganz der Mann, seine Truppen wie seine Hörer an OualttStsmusik zu gewähnen. Von meinem zuverlässigen Vertreter wird besonders der Dortrag eines Schubertschen Messe- sanctus wie Brahmscher a-cappeII--Chör« gepriesen. Lam b ri n o bewährte sich aufs neue als Chopin -Spieler von gutem Format. Was an Brillanz des Figurenwerks gelegentlich vermißt wurde, ersetzte seine fein und warm gelungene Kantilen«. Boris Schwor- ist ein Werdender. Im Menoelssohnschen Violinkonzert noch unfertig, spielte er Salonstücke von Withol und Spcndiarow mit bravouröser Technik und einem gesättigten Ton, der dem Ohr sinnlich schmeichelt. Henry Christoffersens Bariton hat besonderen Schmelz, sein Vortrag ist nuancenreich, fast übernuonciert. Doch schadet auch solch U ebermaß bei der klugen Derwendung seiner Mittel romantisch- schwelgenden Liedern nichts. Arno Mano H e ß ist als Dirigent von durchschnittlicher, als Komponist von mäßigster Begabung. Daß«r Werke amerikanischer Komponisten" nur süße oder operettenhafte Mustk seiner eigenen Feber vcrfiihrt, war kein Beweis von Be- lcheidenheit. Und hoffentlich führt es nicht zu einem diplomatischen Konflikt zwischen Deutschland und Amerika . Der Dirigent Adler hinterließ als Druckner-Dirigent den Eindruck eines versierten, empfindungsstarken Musikers. Die Victoria regia blüht! Trüber Oktobernachmittag, die Luft dumpf, feucht. Au» dem schwarzen See steigt immer mehr heißer Dunst. Aus feiner unHeim- lich glatten Fläche sind grüne Riesenschalen, die schwimmenden Tanz- stätten von Elfen, an dicken grünen Tauen tn der Tiefe verankert. Schweigen lauert gespenstisch. Bis der erste Mondstrahl Leben der Nacht erweckt. Inmitten der grünen Schalen steht hoch über dem Wasser auf schlanker Säule ein dunkler Kelch, fest geschlossen. Die Mondstrahlen greifen ihn, öffnen ihn. Und aus dem Kelch quillt weih, immer weißer, märchenhaft weiß überirdisches Leuchten, davor der Mond verschwindet. Di« Königin der Blumen i st erwacht. In ihrem Flammenglanze erzittern die Wasser, und die Elfen tanzen berauscht, trunken vom Licht ihren Reigen. Es ist wie wenn ein großer schöner Körper ruht und seinem Haupte strahlend ein Herr- licher Gedanke entleuchtet. Beim ersten Aufblinken des Lichts am Horizont blaßt der könig - liche Glanz, von unsichtbaren Händen scheint der Kelch geschlossen. Der jugendsrohe Tag steigt rasch empor, läßt nächtigen Traum ent- schwinden. Glutend ist der Tag, der dieser Nacht folgt. Der See raunt,«in Geheimnis hütet er, schinengewehren heftig auf die angreftenib« Ortwang- pottz« die von der Landungsabteilung der im Hafen Legenden Reichs» marine unterstützt wurde, feuerten. Gegen 8 Uhr waren all« kom­munistischen Nester ausgeräumt. Näheres über die Verluste auf beiden Seiten steht im Augenblick noch nicht fest. Zurzett ist die Säuberungsaktion in Bergedorf im Gange. Im Laufe des Lormittags bildete sich beim Gewerkschafts» hause eine größer« Ansammlung, die Einlaß oerttmgt«, um die Gewerkschaften für einen Generalstreit zu gewinnen.. Als Polizeibeamte hinzueilten, wurden die Beamten mit einigen Schüssen, die aus dem Gewerkschaftshaus« selbst abgegeben wurden� empfangen. Festnahmen Beteiligter sind erfolgt. Die Menge wurde zerstreut. Weiter versuchten heute morgen Erwerbslose auf dem Heilige- Geist-Felde eine Aktion gegen di« Passanten mck> dar Verkehr einzuleiten. Die Polizei kesselt« etwa 260 bis 300 Per» sonen«in und brachte sie zur Polizeiwoche, wo die Menge nach' Waffen durchsucht wurde. Einige Leute, bei denen Waffen ge- funden wurden, wurden festgenommen, di« übrigen entlassen. Nach einer Blättermeldung hotten sich in Schiffbek, dem Hauptsitz der Aufrührer, zirka 2000 Kommunisten verschanzt. Hamburg . 24. Ottober.(MTB.) Mitteilung der staoüichen Pressestell« von Uhr abends: Bei der Säuberung Schiffbek, und Bergedorfs sind etwa lOO Personen festgenommen worden, mit denen das Detochement zurzett auf dem Marsch« nach Hamburg ist. In dem Gehölz beim Schützenhof in Barmbeck hatte sich am Mittwoch nachmittag ein Kommunistentrupp eingenistet. Gegen ihn wurde ein Angriff eingesetzt, der unter schweren Verlusten der Aufrührer dieses Nest aushob. Die Stadt ist zurzeit völlig ruhig. An keiner Stelle wird mehr bewaffneter Widerstand geleistet. Aus aufgefundenem Material ergibt sich die umfangreiche militärisch« Vorbereitung des Putschversuche». �oßeroröentliche Gerichte. Hamburg . 24. Oktober.(MTB.) Der ReichsjusSzmtmster hat auf Anregung des Senats der Einsetzung eines außer. ordentlichen Gerichts auf Grund der Verordnung de» Reichspräsidenten über den Ausnahmezustand vom 2«. September zugestimmt. Bon diesem außerordentlichen Gericht, das in den nächsten Tagen beretts feine Tätigkett beginnt, werden sich die au den Unruhen der letzten Tage Beteiligten zu verantworten haben. Die Zahl der Gefangenen beträgt mehrer« hundert, läßt sich ober zurzeit noch nicht genau feststellen. Unruhen im Reich. Di« Teuerungsunruhen im Reich nehmen ihren Fortgang. Sie tragen im allgemeinen keinen politischen Charakter. Lediglich in der Umgegend von Hamburg , wo«» zu Plünderungen kam, übt der Kommunistcnputsch seine Rückwirkung aus. So oersuchten in H a r- bürg halbwüchsige Burschen einen Ueberfall auf das Gefängnis, der aber mißlang. In Bergedorf legten die Erwerbslosen morgens sämtliche größeren Fabriken still. Versuche, das Bergedorfer Schloß zu besetzen, wurden vereitelt. Nach Geesthacht , wo tausend Hamburger Kommunisten eingetroffen sein sollen, um die Arbeiter der dortigen Dynamitfabrik zum Anschluß zu bewegen, wurde ein Torptkxboot entsandt. In Kiel versuchten di« Kommunisten mit Gewalt Stillegungen. Es gelang ihnen nur zum geringen Teil. In der Stadt kam es zu Plünderungen. 60 Verhaftungen erfolgten. Plünderungsversuche in Allenste tn wurden verhindert. In Marienburg gelang dies zunächst. Im Braunschweigi- schen Kohlenrevier dauern die Unruhen und Plünderungen an. Di« Schupo hatte zwei Berletzte zu verzeichnen. In Braun- schweig selbst fanden größere Arbeitslosendemonstrattonen statt. 260 Personen wurden verhaftet. Bei einer Demonstration in Frankfurt a. M. wurde ein Polizeihauptmann verwundet, ein Arbeiter getötet, andere Demonstranten verletzt. Auch in Köln führten Teuerungsdemonstrationen zu Zwischenfällen mit der Polizei, bei denen zahlreiche Personen oerletzt wurden. In E l b e r- feld fanden zwar lebhaste Kundgebungen statt, jedoch ist es zu ernsten Ausschreitungen nicht gekommen. Wieder wird es Abend. Erwartungsvoller noch ist das schwei- gende Dunkel. Da, plötzlich der Kelch erzittert, er öffnet sich, einen über- irdisch sanfttoten Schein birgt er in seiner Tiefe, der langsam chm entsteigt. Ein weites Gefäß, auf schwankender Säule, hoch über dem dunklen Wasser, entstrahlt diel« Farbe des Blutes, der Liebe, der heißesten Hingabe. Kurze Nachtstunden nur dauert das heilige Leuchten. Dann Geisterhände schließen den Kelch, Geisterhände ziehen ihn lautlos hinab, daß er unter den schwarzen Wassern ent- schwindet. Ihr Höchstes hat ste in dieser zweiten Nacht gegeben, die Königin der Blumen hat ihr geheimnisvolle» Sein geendet. Das Kind, das in diesen Stunden gezeugt, wird im nächsten Jahr zwei Nächte lang Königin sein.-- Genossen, vergeht auf Stunden bittere Rot des Tages. Ihr wißt nicht, was brüderliche» Leben in der Natur Euch geben kann an herrlicher Erhebung, Euch nehmen kann an grauer nagender Sorge. Geht hinaus tn den Dahlemer Garten und schaut diese unsagbar schön« Blume!_ Gem. Der Schrei nach der Zensur. In einer Meinen Anftage wurde darauf hingewiesen, daß der auf dem Spielplan des Staats- t h e a t« r s stehend«U eberteufe l" von Hermann Essig nichts als Roheit, Gemeinheit, Perversität auf di« Bühne bringe'. Die Anfrager betonten, daß st« zwar Gegner der polizeilichen Zensur Ieien, aber di« Anficht vertreten, daß der Betättoung eines staatlichen tunsttnstituts gewisse Grenzen gezogen feien, und ftagten das Staats- Ministerium, ab es solche Grenzen anzuerkennen und für ihre Inne- Haltung Sorge zu ttagen bereit sei. Der Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung beantwortet die Anftage folgendermaßen: Der Betätigung eines staatlichen Theaters sind zweifellos ge- wisse Grenzen gezogen. Es ist in erster Linie Sache des In- tendanten, ver für die Gestallung des Spielplan» die alleinige künstlerische Berantwortung ttägt, dabei diese Grenzen, für die es naturgemäß keine klaren und allgemein gültigen Linien geben kann, innezuhalten. Ein Eingreifen von Aufstchts wegen wird stattzufinden haben, wo eine Gefährdung der öffentlichen Ordnung, Sicherheit und Moral in Frage kommen kann." Ob der Herr Minister die Anftage billigt und mit der Charakte­ristik des Stückes einverstanden ist, darüber erfährt man nichts. Ein Recht des Eingriffs behält er sich jedenfalls vor. Volksbühne, Tbeater am Bülowplatz. Die Erstausführung vo» .Figaro» Hochzeitt findet am Sonnabend, den 3. November, abend» 7-,, Uhr stalt. Die Konzerte deS Sixtinisch-Vatikanischen EhoreS, die demnächst in verlin stattfinden iolllen, müssen insolge der gegenwärtigen Wirt- schaltlichen Lage verschoben werden. Wenn möglich, werden sie im Frühjahr nachgeholt werden. Die Pädagogischen Hochschnlknrfe der entschiedene» Schul- reformer beginnen Donnerstag 7'/, Uhr mit einem einleitenden Vortrage von Franz Hiller über»Die Probieaiaiil der Zell und Schutt* tzohcn- ftaufenstr. 47)48, LorttagSjaal.