Der andere Grund des„Post�-Derboks, der Artikelüber die Iudenausweisungen, bestand vorwiegend in der An-führung von Tatsachen und von Zitaten aus dem„Ber-liner Tageblatt" und der„Frankfurter Zeitung". Die Kom-mentare zu den angegebenen Einzelfällen von Ausweisungensind überaus vorsichtig und sachlich gehalten, obwot>l beimLesen dieser Angaben einem jeden Kulturmenschen die£> ch a m-rö t e ins Gesicht steigen muß. Die„Post" fügte aus eigenerKenntnis noch folgende Mitteilungen hinzu:„In einer Begründung heißt es:„Er ist ein Schädling des beut-schen Volkslebens". Warum? Es ist ihm nichts anderes nachge-wiesen, als daß es ihm in jahrzehntelanger Arbeit gelang, sich«inengewissen Wohlstand zu erarbeiten. Ist das nicht auch vonvielen Tausenden waschecht ch r i st l i ch e r Zeitgenossen zu berichten?Ein anderer wird als„politisch nicht zuverlässig" erklärt. Erweiß selbst nicht, wie er zu der Ehre kommt, als politisch« Persönlich-keit gewertet zu werden. Ein dritter„war seinerzeit bei derRauferei mit den Nationalsozialisten im Deutsch en-TH«ater-Caf4 beteiligt". Bekanntlich sind die National-sozialisten damals dort eingebrochen, haben die Gäste b e-lästigt und alles kurz und klein geschlagen. Einemihrer Opfer wird jetzt daraus ein Vorwurf gemacht! Einem an-deren wurde nachgesagt, daß er wegen„Körperverletzung"vorbestraft sei. Der Totbestand? Er hatte vor einer Reihe vonJahren einem anderen eine Ohrfeige verabreicht, die mit der Strafevon— S Mark gesühnt worden war!"Das Blatt bemerkte noch dazu, daß diese Ausweisungs-Praxis, soweit sie sich gegen ausländische Staatsbürgerrichte, auch außenpolitische Folgen unangenehmsterArt nach sich ziehen könnte. Das ist eine Selbstverständlichkeit.Und deshalb wäre es Pflicht der Reichsregierung, die alleinfür die auswärtige Politik Deutschlands zuständig ist. diesemschamlosen Unfug, mit dem sich Kahr die Gunst derHakenkreuzler zu erkaufen hofft, ein Ende zu machen.vom bayerischen Aufmarsch.Bayern» Rebellion gegen das Reich'st ein« so offen-kundige Tatsache, daß selbst die eifrigsten Gönner der Rebellen an-fangen, mit ihrem Leugnen etwas vorsichtiger zu werden. Der„Lokal-Anzeiger" bringt es allerdings noch fertig, alle Meldungenüber die militärischen Rüstungen Bayerns folgendermaßen zuglossieren: o„Um aber keiner„einseitigen" Kampfesweife verdächtig zu er-scheinen, hat man zu gleicher Zeit einen Spezialkorresvondenten nachGüdthüringen entsandt, der von dort d-e üblichen Schauergeschichtenüber den bayerischen Aufmarsch gegen Thüringen, überSchießereien der f)itlerband«n', über Mobilmachungund Grenzüberschreitungen zu berichten weiß. Unter Berufung aufsie hat d'e thüringische Negierung an die Reichsleitung das tele-graphische Ersuchen nach sofortiger Wiederherstellung versassungs-mäßiger Zustände in Nordbayern gerichtet. Es steht zu hoffen, daßin amliichen Berliner Kreisen diese zielbewußten Schauergeschichtennicht mit der gleichen Kritiklosigkeit aufgenommen werden, die ihnenvon gewissen Parieiblättern entgegengebracht wird. Der Unfug, dermit ihnen insbesondere im Austand angerichtet wird, laßt ohnediesnichts zu wünschen übrig."Das Kit dasselbe Blatt, das mit anderen Rechtsblättern um dieWette die Schauermeldungen industrieller Nachrichtenbureaus überSachsen in die Welt setzte, ohne sich im geringsten darum zu küm-mern, ob dadurch„Unfug im Auslande" angerichtet irerde. Natür.!ich weiß der„Lokal-Anzeiger" sehr genau, daß die Nachrichtenüber den bayerischen Aufmarsch authentisch sind. Er ist deshalbauch' klug genug, seinen Beschwörungen die Dersicherung anzuhängen!„An hiesiger zuständiger Stelle werden die Gerücht« über einenAufmarsch nnlitärischer Verbände an der bayerisch-thüringischenGrenze, wie wir erfahren, für stark übetrieben und ausgebauschterklärt. Um jedoch den allzu ängstlichen Gemütern Genüge zu tun,ist von der zuständigen Behörde eine Untersuchung der angeblichzugrunde liegenden Vorfälle«ingeleitet worden."Wenn die amtliche Stelle, die den„Lokal-Anzeiger" unter-richtet, die Meldungen für„übertrieben und aufgebauscht" hält,kann man getrost annehmen, daß sie der Wahrheit entsprechen.Wenigstens sind wir in der Lage, unseren Meldungen nachfolgendesilnyaben hinzufügen zu sönnen:In cheil�gersdors hat vergangenen Sonntag Artillerieexerziert. In Schloswiesen(Seßliach) stehen Geschütze.Kartoffeln, die ins Zeuilleton gehören.Von Theodor Thomas.Mr hatten eine junge Dortragskünstlerin gewonnen, die einsehr bescheidenes Honorar beanspruchte. Bei der sprichtwörttichenAngst der kleinen Gütler und Landarbeiter, bar Geld zu opfern,rechneten wir aber doch Eintrittspreise heraus, die uns da« Unter-nehmen zu gefährden schienen.Da kam uns die Künstlerin selbst mit folgendem Vorschlag ent-gegen: Sie verzichte auf Geld; jeder Besucher solle zwei Kartoffelnmitbringen. Im übrigen kein« Grenz«— nach oben natürlich.Also gut, ein Versuch ist nicht strafbar.Wir klebten es ans Spritzenhaus: Lieder zur Laut« für zweiKartoffeln. Nicht ohne Neugier sahen wir dem Sonntagabend ent-gegen, wo die Kunst nach Kartoffeln gehen sollte.Zaghaft kamen die Ersten: In kleinen Düten, in Zeitungs-papler und Nasentüchern brachten ste die wertvollen Knollengewächsean. So sorgsam, wie ste einst Drak« mtt nach Deutschland„ver-schoben" haben mag. Und alle Sorten erblickten das elektrische Licht,so daß wir bald dazu kamen, drei Säcke aufzuspannen: für weiße,blaue und rote, je nach Volkgunst.Jeder und jede wurde gleich gefragt:„Blau, weiß oder rot?"Je nachdem kollerten ste ln den oder jenen Sack. Es braucht« uichtsgewechselt, nichts herausgegeben zuk werden.Manche hatten die allerkleinsten ausgesucht, ander« freilich dafürnach oben abgerundet: einige behielten noch welche zurück:„Wenn'ssauber wird, kriegt se die och nochl" hieß es.Junge Burschen und Mädchen machten„Kippe", und mancherKnecht und Magd hatten wohl ihre Eintrittskartoffeln ehrlich ge-klaut vom„großen Haufen".'Am Schluß der Kasse waren es 2% Zentner der kostbarenFrucht, so daß wir der Kunst drei Säcke opfern sonnten.Ihr hättet mal sehen sollen, was di« Empfängerin für Augenmochte, und wie sie ihr Programm durchführte. Jedes Wort warein Kartoffelpuffer, jeder Ton ein Kloß aus gleichem Produkt. Alsder Abend zu Ende war, bedauerten viele, daß sie nur zwei Kar-löffeln geopfert hatten,„das war eine Schüssel, eine voll« Schüsselwert", hörten wir es flüstern.Ob man das nicht für bestimmte Zwecke erweitern könnt«?Etwa für das Borwärts"-Abonnement? Ueberlegts euch mal, eswäre dann allen geholfen. Auf eine Provision verzichte ich, aberbitte: Säcke mitbringen....'fNie wieder!Da in letzter Zeit die Klagen über das schlechte Essen der fran-zösischen Soldaten immer häusiger wurden, faßte vor«inigen Tagender Kriegsminister Maginot den Entschluß, mehrere Pariser KasernenAls Stützpunkt gilt das. Schloß, das stark mtt Waffen gespickt ist.In den südlich von Coburg gelegenen Dörfern sind Gewehre auZivilisten verteilt worden. Nur die stark mit Industrie durchsetztenDörfer wurden bei der Verteilung nicht berücksichtigt. Nachts stehtvorwiegend Jungdo Posten, auch wird exerziert. VergangenenSonntag war m Harth(sütl'ch Coburg) und auf Schießstand Wald-sachsen wieder Scharfschießen.Die drahtlose Telegraphi« in Kaserne Coburg arbeitet äußerstrege.Sehr starker Zuzug fremder Offiziere nach Coburg. Sehrstarker Auto- und Motorrodverkchr der Rechtsaktivisten.Roger Meldefahrerverkehr vom Hotel Reichsgraf, dem Stabs-quartier der Rechtsakttwsten.Ehrhardt soll sich seit einigen Tagen hier aufhalten.Hitler wurde bestimmt im Reichsgras beobachtet. Iungdoversichern, daß Ehrhardt bestimmt hier weilt.Vor drei Wochen wurden zw«' F e ld.ge schütze mit 80 Zent-ner Munition, zwei Minenwerfer und Maschinen-ge wehre aus das Gut des Gutsbesitzers Ludloff transportiert.Scheint dort in- der Kirche, auf dem Feld und im Walde dieses Guts-besitzers verstaut zu sein.In Creidl'tz, Zeithorn und Grub am Forst wurdenKarabiner und Munition an Mitglieder von„Bayern undReich" und Iungjdo verteilt. Hierauf wurden diese auf das Schwertvereidigt. In Grub am Forst sind 32 Mann vereidigt worden.Jeden Sonntag ist Scharfschießen von„Bayern und Reich" undIungdo auf den Schießständen Waldsachsen, Hardt, bei Großwalburund Meede r.In der Nacht vom 23. auf 24. Oktober ist in Gauerstadt bei Ro-dach«°n Lastauto mit Schießgeräden abgeladen worden. Anscheinendhat man dort auch auf thüringischem Boden hiervon verteilt. PfarrerIonson, ein deutschvölk'scher Hetzer, hat Telephoneinrichtung er-hatten. Zwei ftemde Personen, jedenfalls Offiziere, befinden sichständig bei ihm. Auch ist bei ihm Tag und Nacht großer Verkehrmit Auto und Motorrädern.Weiter heißt es:„Inegale Formationen von Ober-und Unterwasungen und Gestungshausen haben Order erhalten undsind zusammen mit einquartierten Personen von Fechheim nachKleingarnstadt zu einer Schießübung am 2S. d. M. zusammengezogenworden. Fechheim wurde am 23. d. M. von 30 Soldaten besetzt. InFechheim befinden sich Geschütze. Am 30. d. M. sind in Ober- undUntevwasungen, Gestungshaufen und Fechheim die rechtsakti-v istischen Stoß- bzw. Sturmtrupps militärisch ein-o« k l e i d« t worden, nachdem dieselben vorher Order erHollen hatten.An dieselben sind Gewehr« oerteilt worden. Am gleichenTage haben höhere Offizier« w Autos di« Straß« Horb— Hasienbergbefahren und am Fechheimer Berg Skizzen angefertigt. In Mittwitzwurden am gleich«: Tag« Patrouillen beobachtet. Die SonnebergerNattonaifozialisten sind nach Bamberg abmarschiert. Dort befindensich bereit» sehr stark« Abteilungen, darunter ungefähr 4000 Personenaus Oesterreich. Alles wimmelt dort von Menschen in Windjacken,die ungemein kampfbegeistert sind.In der Richtung auf Burggrub sind von den Bayern Zivil-Personen mit Gewehren versehen worden. Dies« Per-fönen haben bereits Grenzwachen durchgeführt und Per-fönen, die nach Thüringen wollten, visitiert.Bei Steinach a. Wald liegen 250 Soldaten, angeblichbayerische Reichswehr aus Bayreuth. In einem Wald«jenseits der thüringischen Grenze haben Hakenkreuzler ein Lagereingerichtet. Don diesen Personen und von Gendarmerie werdenPersonen, die die Grenz« überschreiten wollen, noch Waffen durch-sucht."Alle diese Angaben sind viel zu eindeuttg und substanziiert, alsdaß das Dementtergeschrei der Rechtspresse den Eindruck abschwächenkönnte. Boyern rüstet sich tatsächlich zur bewaffneten Aus-eimmdersetzung, indem es die Mobilisierung aller illegalen und völ-ksschen Formattonen duldet. Und die Mittel dazu werden wahr-scheinlich, so wie unsere Verhältnisse sich entwickelt haben, auf Um-wegen von demselben Reich stammen, gegen das sie gebraucht werden.Noch kann die Regieung diese Gefahr bannen, wenn sie sich end-lich aufrafft.thüringische ftufforöerung an Serlin wegen Sapern.Weimar, 31. Oktober.(TU.) Di« Thüringische Staatsregie-rung hat, wie die Telegraphen-Union von ministerieller Seite er-fährt, an die Reichsregierung heute das telegraphische Ersuchen ge-richtet, die verfassungsmäßigen Zustände in Bayern wiederherzu-stellen. Wie die Regierung ausdrücklich versichert, ist eine Aufforde-rung, gegen Bayern vorzugehen, seitens der Thüringischen Regie-rung an die Reichsregierung nicht ergangen. Dagegen fei zur Be-zu inspizieren und das Soldatenessen selbst zu kosten. Da sein B«-such angemeldet war, klappt« natürlich alles und der Minister ist desLobes voll über die gute Verpflegung der ihm anvertrauten Armee.Bei dieser Gelegenheit erzählt die Pariser Zeitschrift„La Re-publique" eine hübsche Geschichte über den jetzigen AckerbauministerC h e r o n, der vor dem Kriege m verschiedenen Regierungen Unter-staatssekretör im Kriegsministerium war und als solcher einmal denlöblichen Entschluß gefaßt hatte, sich nach dem leiblichen Wohl seinerSoldaten durch einen unangemeldeten Besuch in einer PariserKaserne umzusehen.Kaum hatte er den Kasernenhof betteten, als er einem Re-truten begegnete, der gerade einen Eßnapf ttug. Er hielt ihn an:„Halt, mein Freund, ich bin der Unterstaatssekretär im Kriegs-Ministerium. Was tragen Sie denn da?"„Suppe," antwortete der Soldat in strammer Haltung.„Na, geben Sie mir mal Ihren Löffel Herl"Der Soldat wagt« nicht zu widersprechen. Chervn nahm denDeckel des Napfes ab und ah einen vollen Löffel des Inhalts. Dochkaum hatte er geschluckt, da wurde ihm übel und er fragte entsetzt:„Was? Und so was gibt man Euch zum Essen!"„Aber nein," antwortete der Mann verlegen,„das Hab« ich dochnicht behauptet. Das ist nur ein Fraß, den ich für den Hund desHerrn Leutnants aus Ueberresten zurechtgemacht habe, die ich in derKüche zusammengekehrt habe...."Der Herr Unterstaatssekretär hat seither nie wieder unange-meldet das Soldatenessen probiert.« ieWeiter erzählt die„Republique" vom alten Tlemenceau,er sei ein fanattscher Liebhaber von Suppen und er führt gern seinestaunenswerte Gesundheit darauf zurück, daß er dreimal am Tag«sehr heiße Suppe esse.'Während des Krieges war er einmal vor Berdun zu Gast beimStabe des kommandierenden Generals Petain. Bei Tische erzählteer, daß er sich während des ganzen Tages nicht wohl fühle, wenner nicht am frühen Morgen beim Aufstehen seine Suppe einge-nommen habe. Da fragt« ihn einer an der Tafelrunde:„Wann stehen Sie denn auf, Herr Ministerpräsident?"„Na, so gegen 4 Uhr morgens."„Ja, dann muß aber Ihr Koch noch mitten in der Nacht auf-stehen?"„Ist nicht nötig," erwiderte Elemenceau aanz trocken,„dos besorge ich selber. Ich lasse am Abend eine kochend« Suppe in mein«Wärmeflasche gießen, lege meine Füße auf die Wärmeflasche, undam Morgen brauch« ich nur einen Teller mit dem Inhalt zu füllen."Der Chronist behauptet, es sei nie wieder Suppe an der Tafeldes Generals Petain gegessen worden....Filmfreuden. Der naturwissenschaftliche Film, der auf unter-haltende Weise belehren will, ist als Anschauungsmittel unersetzlich.Immer wieder muß man bedauern, daß er in der Gesanitproduk-tion eine so gering« Rolle spielt. Erfreulicher weis« pflegt die Ufamit gewohnter Sorgfalt dies Gebiet. Im Union-Theater am Kur-fOTstendamm wurden in einem gemischten Programm, das dergründung des Ersuchens, die verfassungsmäßigen Zustände inBayern wiederherzustellen, eine erhebliche Menge Male-rials seitens der Thüringischen Regierung gesammelt worden, dasnoch heute Nacht der Reichsregierung übermittelt werden wird.Das Abkommen öer RuhrinüustrieUen.Das geplante Abkommen zwischen den Vertretern desrheinisch-westfälischen Bergbaues und den Vertretern der Be-fatzungsmächte ist gestern abgeschlossen worden. Nach diesemAbkommen sollen etwa 20 Proz. der ursprünglich von denFranzosen für die Zeit vom 20. Januar bis jetzt verlangtenKohlensteuer, das ist ein Pauschalbetrag von 15 MillionenDollar, gezahlt werden. Von diesem Betrage sind 10 Proz.sofort zu zahlen. Diejenigen Gesellschaften, welche äugen-blicklich nicht über solche großen Mittel verfügen, können denBetrag in Kohlen entrichten. Die 15 Millionen Dollar sind etwa20 Proz. des von den Franzosen ursprünglich verlangten Be-träges. Von den neuerdings zu fördernden Kohlen sind 10 Fr.auf die Tonne in wertbeständigem deutschen Gelde zu bezahlen.Die Reparationslieferung wird auf 16 bis 18 Proz. der ab-gesetzten Kohle begrenzt. Es brauchen jedoch nicht mehr als16 Proz. geleistet werden, wenn die Förderung des Jahres1921 erreicht ist. Die Reparationskohle für Italien ist dabeinicht mit berücksichtigt. Soweit die für die zurückliegende Zeitentfallenden 10 Proz. der Kohlensteuer entrichtet sind, wirdden Zechen die Förderung und der Absatz der Kohle vollständigfreigegeben.Das Abkommen soll am 1. November nachmittags inUnna der Zechenbesitzerversammlung vorgelegt werben. Eswird damit gerechnet, daß es von ihr angenommen wird.Die Sachverftänüigen-Konferenz.Poincarös Antwort.Paris, 1. November.(WTB.) Noch dem„pektt Parisien' hatpoincare schon gestern abend die Antwort der französischenRegierung aus den englischen Vorschlag bezüglich der an die ver-einigten Staaten gerichteten Aufforderung, sich in einen, Sachver-ständigenausschuß zur Abschätzung der deutschen Zahlungsfähigkeitvertteten zu lassen, redigiert. Das offiziöse Blall schreibt, poincarenehme den englischen Vorschlag an. er verlange nur. daß im Texteine Aenderung vorgenommen würde. Der englische Worllantbesage, daß die Sachverständigenkommission zur Zlusgabe haben sell.die Zahlungsfähigkeit Deutschlands zu prüfen. Die französischeAntwort oertange, daß dem Dort Zahlungsfähigkeit das Wortaugenblicklich beigefügt werde. Diese Abänderung sei formell,aber sie sei von großer Vedeulung. Es handele sich talsächlich darum.die augenblickliche Zahlungsfähigkeit Deutschlands sestzuslellen undes sei keine Rede davon, die Iahlungsfähigkeil Deutschlands für dieZukunft festzusehen. Das sei eine ganz vergebliche Arbeit, dennwer könne voraussagen, welches die timsligen Hilfsquellen Denljch.lands seien. Es sei aber auch eine gefährliche Ausgabe, denn mankönnte unter dem Druck der Prüfung der augenblicklichen Zahlung?.fähigkeit, die sicher nur eine sehr geringe sei. in eine Revision desLondoner Zahlungsplans hineingeraten. Aber nach dem IBorlirnikdes Verfailler Vertrages, könne die einmal feslgefehte Enlschiisßungselbst nicht durch die Reparalionskoinmission abgeändert werden,wenn sie nicht die einstimmige Z u st i m m u n g der alliiertenRegierungen finde, und man wisse ja, daß die scanzöjische Regierung für ihren Teil keiner Einschränkung zustimmen werde.Die französische Regierung verlange, daß die Aufgaben de«Sachversiändigenausschusses von der Reparationskommission bestimmt werden, deren RichkNr.len aber festgelegt seien. Mau glaubenach dem„Petit Parisien", daß die Vereinigten Staaten einen odermehrere Vertreter bestimmen werden, wie dies in englhchen Kreisenvorgeschlagen worden sei. Französischerseils lege man aus den Ort�des Zusammentritts keinen besonderen Werl. Wenn B e r ll n<•!?Berhandlungsort gewählt werden sollte, werde Frankreich keinenWiderspruch erheben.Reichskagsabgeordneter Genosse B ubert(Osnabrück) he.twegen Arbeitsüberlastung sein Mandat niedergelegt. Nachsolger istGenosse Felden, Pastor in Bremen.Jugend angepaßt war, mannigfache Proben gebottm„Das Wattenmeer und sein« Bewohner" machte mit dieser einzigartigen Land-schaft und ihrem Leben und Treiben bekannt. Aus einem Nordsee-Zyklus wurden„Tiergärten des Meeres" vorgeführt, die die Wunder-weit der Seerosen und ihrer Verwandten erschlossen WünderooUwaren die Bilder aus der malaischen Kultur(aus Java und Bali),die nicht nur völkerkundliche Belehrung, sondern auch reine Augenfreude vermittelten. Die Rätsel der Zeitlupe, die schnelle Beweyun-gen um das 300- bis SOOfache verlangsamt und dadurch verdeutlicht,und eine fidel« Schwimmstunde vervollkommneten das Programm.„M t den Zugvögeln nach Afrika" hieß der von. den,schwedischen Naturforscher Dengt Berg ausgenommene Film, derin den Kamerspielen ungeteilte Bewunderung erregte. Wie wenigmissen wir im Grunde oon den Störchen, Reihern, Kranichen.SttandHögeln und Enten, die Nordeuropa den größeren Teil desJahres verlassen und ein seltsames Doppeleben in Aegpte» führenSchier unbegreiflich ist es, wie dieser Kamerajägcr, der nicht eineinziges Tier schoß, diese Bogel in ihrem schaarenweiseii Zusammen-leben ckm Nil vor den, Hintergrunde der Pyramiden aus nächsterNähe auf die Platt« brachte. Was für«in lebendiges Gewimmel,welch reine und künstlerische Augenweide! Hat man je den Marabuso stelzen oder die Reiher und Kraniche so stolz daherschreiten sehet,?Und mitten dazwischen liegen in träger Ruhe die Krokodile, um diesich kein Bogel kümmert. Nebenbei wird auch die Art de? Vogel-Zuges in Massen, die den.Himmel verdunkeln, deutlich. Wer un-geahnte Eindrücke aus der Boqelwelt in einer erhabenen Naturhaben will, der schaue diesen Film, den Herr Dr. Heinroth mit er-läuternden Worten begleitete.<>..Der bestohlene Dieb. Botschakow und Baranesf sind zwei russischeFlüchtlinge, die, wie so viele Schicksalsgenossen, aus den Wirrnissenihrer Heimat nach dem Westen flüchteten und in dem Wirbel einerKroßstadt untertauchten. Da sie nicht gelernt hatten, auf ehrlich-Weise ihr Brot z» verdienen, schlössen sie sich der Zunst der Taschen-dieb« an. Ihre Methoden und ihr Schicksal werde» in einem PariserBlatt erzählt. Als klug« Kenner der Menschenseele gingen sie vonder Beobachtung aus, daß Leute, die sich in Aufregung befinden, amwenigsten auf ihre Sachen achten und dalier am unbemerkiestcn er-leichtert werden können. Sie wählten daher zum Schauplatz ihrerTätigkeit einen Rummelplatz, auf dem sich ein Löwenbändiger pro-dozierte und eine Lotterie befand. Die aufregenden Borführungen imLöwenkäfig beschäftigten die Zuschauer so, daß sie erst sehr vielspäter merkten, wenn ihnen die Uhr oder die Geldtosche fehlte, undauch bei der Lotterie waren die Spielenden so mit Leib und Seeledabei, daß sie ihr Geld auch auf diese Weise ohne Schwierigkeit ein-büßten. Schließlich aber erreichte die rächende Gerechtigkeit Bot-schakow und Varaneff auf dem Felde ihrer Ernte, und sie wurdenzur Polizei gebracht wo man bei eincr Leibesuntersuchung zahlreicheUhren und Geldtaschen bei ihnen fand. Das war nicht weiter oer-wunderlich. Aber eine große Ueberroschung wurde Botschakow zuteil, denn bei der Durchsuchung des Freundes und Kollegen stelltesich heraus, daß dieser im Eifer des Geschäfts auch Bötschakowseigene Geldtasche sich angeeignet hatte, in der sich sein ganzes Ver-mögen in Gestalt von Frank-, Rubel- und Markschsinen befand.