öas Leamtenabbau? Die Reichsregierung hält bekanntlich den Beamten- a b b a u für eines der wichtigsten Erfordernisse im allgemeinen isparsamkeitsprogramm. Sie hat bereits eine umfangreiche Verordnung über den Beamtcnabbau erlassen, in der sich auch eine Vorschrift über die Befördsrungs- j p erre befindet. Wie wir nun aus zuverlässiger Quelle hören, besteht die Absicht, eine Reihe von höheren Be- a m t e n im Neichssincmzmimsterium, im Reichswirtschafts- Ministerium und im Reichsministerium des Auswärtigen schleunigst in nvchhöhere Stellen zu befördern. Unter ihnen besindet sich u. a. der bekannte Ministerialdirektor von Sch lieben im Finanzministerium, der zufällig noch zum Staatssekretär aufrücken soll. Schlieben ist be- kanntlich der Vertreter des Ministeriums bei Verhandlungen mit den Beanrtcnorganisationen. Im Auswärtigen Amt soll — auch das ist wohl nur ein Zufall— u. a. der P e r s o n a l- d e; e r n e n t die Treppe hinauffallen.
Verbraucher unü Lanüwirtschaft. RÄchsel-nährmnzsmimsder Graf Könitz wendet sich mit einem Aufruf an die Oefsentitchkeit, in dem er die Behauptung, die Land» Wirtschaft oder die landwirtschaftlichen Organisationen propagierten den L i e f e r st r e i k zurückweist. In dem Aufruf heitzt es: .De? Landwirt will gern Liefern, wenn nur ein einigermaßen normaler Zahlungsverkehr in Gang kommt. Trotz des bisherigen Fehlens ausreichend vorhandener wertbeständiger Zahlungsmittel wird immer noch geliefert, vor allem Kartoffeln und Getreide. Da jedoch des weiteren ein halbwegs wert beständiger Giroverkehr seit einigen Wochen nicht mehr existien. ist es trotz besten Willens sowohl für den Produzenten als auch für den Produktenhandel rein technisch sehr schwer, überhaupt Abschlüsse zu tätigen. Sobald wertbeständige Zahlungsmittel(Wertzeichen) in ousvsichsnder Menge vorhanden sein werden, und soweit vor allem � ein normaler Giroverkehr wi�er in Gang kommt, dürften aller Boraussicht nach die Heumungen auf dem Lcbensmittelmarkt behoben werden." Dar Ernahrungstninffter warnt vor einer unsachlichen Be- urteikung der tatsächlichen BerhAtniss« und vor ungerechten An- griffen, die lediglich die Gegensätze zwischen Derbrauchern und Er- zeugern oerfchorfen._ Englische Note an Amerika . Conäxm, 2, November.(WTB.) Neuter erfährt: Die britische Regierung Hot in Paris , Brüssel und Rom drei gleichlautend« Roden überreichen lassen, die den Entwurf einer Note an Amerika entholten, worin dies eingeladen wird. Sachoerftän» big« für einen Ausschuß zur Untersuchung der Zahlungsfähigkeit Deutschland » zu entsenden. Reuter meldet aus Washington , die Ernennung ameri- konischer Mitglieder für den Untersuchungsausschuß für die Re- porati onvfrage ist noch nicht in Erwögung gezogen worden, aber es herrscht der Eindruck, daß die Regierung möglicherweise drei Mitglieder verlangen wird. Bei der Auswahl soll verschiedenen Interessen Rechnung getragen werden. Gleichzeitig soll die Wahl in der Weise erfolgen, daß keine Besorgnis wegen einer Verwick- lung Amerika , in Anoelegenheiten des Völkerbundes zu bestehen braucht. Der Wunsch Poineares, den Spielraum der vorgeschloge- nen Retxnalionskon'ererrz zu beschränkci, habe in amtlichen ameri- konischen Kreisen il irrvche hervorgerufen. Solche Beschränkungen seien nicht in Uedeveinslimmung mit den Anregungen des Staats- sekretärs stughes. Die Berhandlungen würden aufs Spiel gefetzt. wenn Frankreich sich bemüh«, eine vollständige Untersuchung üb-r Deutschlmrds Zahlungsfähipkeit zu verhindern. Wie Reuter erfährt, haben über den geplanten Sachverftän- digenausfchuß zur Untersuchung der Zahlungsfähigkeit Deutsch . lands weiter« Unterhandlungen zwischen der Woshing- toner Regierung und den Bertretern der alliierten Rationen statt- gefunden. eoudon. 2. November. (WTB.) Der diplomatische Bericht. erstatter des.Daily Telegraph " schreibt: Man sei in britischen Kreisen der Ansicht, daß Poinoares Ersuchen, da» Wort„äugen- blicklich«' vor die Worte„Zahlungsfähigkeit Deutschlands " zu setzen, nach der Auffassung britischer Kreist von Bedeutung fei. Diese, Ersuchen werde von dem britischen Ministerium erwogen, da es nicht nur ein« Beschränkung des Umfange» der geplanten Unter- suchung bedeuten würde, sondern auch gelesen werden müsse in Verbindungen mit Bemerkungen Poineare» in seiner Septembernote. daß Deutschlands Zahlungsfähigkeit augenblick- lich so gut wie null ist. Arbeiterpartei gegen Schutzzoll. Londaa. i. November.(WTB.) Eine Versammlung de« All- gemeinen Rats des Gewerkschaftskongresses und der Arbeiterpartei hat heute ein« Entschließung angenommen, in der zum Wider- stand bi» zum äußersten gegen die Schutzzollpolitik der Regierung aufgefordert wird. In einer Rede sagte Ramsay Macdonald , daß die SchutzzollpolUU Baldwtn» kein Heilmittel für die Arbeits» losigkeit fei, sondern eine Methode, die Aufmerksamkeit der Arbeiter abzulenken. Macdonald sagt« weiter, die Protettion«polittk werde die Schwierigkeiten, die durch dle ungeheure Arbeitslosigkeit entstehen, noch oermehren. Er beschuldigt« die britische Politik, daß sie angesichts des Chaos in Europa nur Schweigen und Unsicherheit gezeigt habe. Der Arbeiterfuhre? Hendersan sagt« m einer Rede, ange» sichts der Tatsach«, daß es zu Weilpiachten beinahe zwei Millionen Arbettslofe geben werde, fei es lächerlich, von einer Schutzzollpolitik zur Hebung der Arbeitslosigkeit zu sprechen.
Die Jagö nach Holüanleihe. 4,sa M.-«4» MiNiarde«. Die wild« Spekulation am Goldanleihemarkt nahm heute ihren Fortgang. Der Reichsbank wird diese Anleihe zu den niedrigsten amtlichen Kursen aus den Hände gerissen. Für SM MI. lionen Goldmark hat man der Spekulation bereits in den Rachen geworfen, die restlichen 200 Millionen werden In wenigen Tagen oerpulvert sein. Der weltmis größte Teil der Stücke wandert in die Hamsterkästtn und Ressorts der Banken. Für den allgemeinen Zahlungsverkehr kommen sie nicht in Betracht, so lange die Mark im bisherigen Tempo weiter fällt. Heut« gab natürlich die weiter bestehend« Gefahr einer Kabinettskrise und die letzt« im unversöhnlichen Sinne gehaltene Rede Poineares den Grundton für ein« außrordentlich pessimistisch« Beurteilung der innen, und außenpolitischen Lag«. Die G o l d a n l« i h«, die zurzeit als Schrittmacher der Markentwertung und Inflation gelten kann, setzt« im freien Verkehr mit S00 Milliarden ein, hott« nach der ersten Viertelstunde den Kur, von 540 und nach einer weiteren Vierteistund« einen solchen von 515 Milliarden er- reicht. Diese sprunghast« Steigerung gab da» Signal zu einer ebenso stürmischen Aufwärtsbewsgrmg der Effekten tu rf«.
Etwas vom Schämen. Es ist kurz vor acht Uhr morgens. Auf den Straßen der Groß. stadt ein ununterbrochen fließender Strom von Menschen, die zur Arbeit eilen. Dazwischen auch bereits die Lugend auf ihrem Wege zur Schul«. Das Leben des Werktags pulstm in stärkstem Maße. Auch ich im Begriff, meinen Arbeitsplatz wieder aufzusuchen. Bsim Durchschreiten des noch im Halbdunkel dämmernden Haus- flu«» erschreckt mich plötzlich das Weinen eines Kindes, dessen kleine Gestalt vor der Tür der Wohnung eines Reichgewordenen auf der untersten Stuf« der Treppe kauert. Mein Erscheinen mag wohl dem Kind«, einem Mädchen von etwa sechs Jahren, neuen Mut einflößen, denn es springt aus und hämmert mtt seinen Füh- che« gegen die Tür und drückt den Knopf der elektrischen Klingel so andauernd hinein, daß drinnen ein Höllenspektakel anhebt. Auf meine Frage nach dem Grunde ihres Weinens und Benehmens die Antwort:„Ich komme zu lpät in die Schule, wenn die faule Bande nicht bald aufmacht!"„Was hast du denn so wichtiges?"„Ich bring« ihnen doch die Brötchen hier!" Dabei hebt ste einen wohl- gefüllten Frühstücksbeutel hoch.„Und den muß ich ihnen selbst ob. geben, aber jeden Mvrgen muß ich sie erst lang« aus dem Bette bimmeln" Da öffnet sich endlich die Tür ein wenig, etwas Neglige leuchtet hindurch und eine Frauenstimme, der man die Schlaftrunkenheit noch recht anmerkt, entrüstet sich:„Schämst du dich denn gar nicht. solchen wüsten Lärm zu machen?"— Sie aber schämt sich nicht, von einem kleinen Kinde sich Weißgebäck bringen zu lassen, das dieses schon seit Jahren entbehren muß. Und si« schämt sich auch nicht, von einem kleinen Kind«, das schon seine Pflichten hat und erfüllt, zu einer Tageszeit, wo schaffende Arbeit bereits am Werkt ist. sich aus ihrem Drvhnennest hcrausiiolen zu lassen. Ueberfälle auf öer Straße. wild-lvest ln Berlin . In der Flensburg «? Straße wurde gestern, abends v>«gen 11 Uhr, der Kaufmann Map Weiß aus der Dortmunder Straße 6 überfallen und beraubt. Ein Mann von etwa 30 Iahren schlug ihn plötzlich zu Boden. Weiß wehrte sich und ver> setzt« dem Räuber, als«r sich über ihn beugte, mehrere Fußtritte ins Gesicht. Bald darauf aber erhielt er im Ringkampf einen Stich durch die Sehne des rechten Beines, Dann raubte ihm der Wegelagever d e Brieftasche mit 10 englischen Pfunden, 8 Dollarschatzanweisungen und 30 Milliarden Papiergeld. Der Räuber hat von den Fußtritten wahrscheinlich Verletzungen im Gesicht und wird vielleicht irgendwo ärztliche H'lfe in Anspruch nehmen. Auf sein« Ergreifung ist eine wert« beständig« Belohnung ausgesetzt. In der Gegend des Schöneberqer Stadtparks treibt e'n« jugendlich« Bande, die sich die„Maiko'onne" nennt, ihr Unwesen. Sie verübt nicht nur Uebersäll« aus der Straße, sondern raubt auch in Geschäften. Jetzt beraubte si-: eine Frau aus der Schwalbacher Straße in Friedenau . Gegenüber dem Stadipart stürzten sich ach! junge Burschen auf sie. Als auf ihre Hilferuf« e'n Radfahrer herbeieilte, griffen die Burschen auch diesen an. Auf den Lärm und die Hilfe» rufe kamen mebvere Beamte des 115. Reviers hinzu. Jetzt flohen die Burschen. Sie wurden rxorfolgt und es gelang, drei von ihnen festzunehmen. Di« Gegend zwischen dem Moritzplatz und dem Halleschen Tor, die Prinzenstrah« nach der Hochbahn zu usw. wurde fett einiger Zeit von einer Bande unsicher g e in o ch t, die«s auf heimkelzrend« Geschäftsleute abgesehen hotte. namentlich aber Leute ausplünderte, die etwas angetrunken waren. An ihrer Spitz« standen ein Kurt An des mit dem Spitznamen ..Motr ole n'k u r t".«in bekannter Fledderer Hans Ruprecht und ein Mar Potzkowski, der von seinen GesinnungSA-nofsen den Spitznamen„G e i st m a x" erhalten hotte, weil er einmal bei einem Kartofscldiebstahl vor Angst Nebelschwaden für Geister geholten hatte. In der vergangenen Nacht wurden die drei Führer festgenommen, als sie wieder einmal einem Fußgänger einig« Devisen abgenommen hatten. Ein größer«? Be- trag wurde bei ihnen noch gefunden.
Wohnungstausch. Unter welchen voranssehungen er gestaltet ist. Amtlich wird niitgeteikt: Durch dos neue Wohnungsinangel- gefetz ist der Wohnungstausch unter solgenden Vovoussetzmiaen grundsätzlick, freigegeben: die Tauschparteien müssen im Besitze selbständiger benutzter Wohnungen sein und ent» weder vor dem 1. Januar 1914 in Deutschland ihren Wohnsitz ge- habt haben oder deutsche Flüchtlinge oder Vertriebene sein. Dem Tausch müssen die Vermieter schriftlich zugestimmt haben. Verweigert ein Vermieter die Zustimmung, so kann sie von dem Mieteinigungsamt ersetzt werden. Die Tauschparteisn haben zwar auch beim Vorliegen dieser Voraussetzungen noch die Ge» nehmioung des Wohnungsamtes nachzusuchen. Dasselbe hat jedoch lediglich zu prüfen, ob die Voraussetzungen gegeben sind. Ist die» der Fall, so m u ß es die Genehmigung erteilen. Erhalten die Tauschparteien innerhalb 14 Tagen von dem Wohnungsamt keinen Bescheid, so gilt die Genehmigung als erteilt. Das Woh. nungsamt ist nicht mehr berechtigt, den Tausch mit der Begründung zu versagen, daß bei Durchführung des Tausche, eine Tauschpartei ein« zu groß« Wohnung erhalten würde. Es bleibt jedoch berech- tigt, nach Durchführung des Tausches etwa entbehrliche Räume zu beschlagnahmen, soweit eine Beschlagr.ohnu: nach den für die Gemeinde geltenden Vorschriften zulässig ist.
Die Not der Schuljugend. Der Berliner Lehrerverein faßte in Anbetracht der täglich wachsenden Not der Sckmljugend in seiner letzten Versamin- luiig folgende Entschließung: Der Berliner Lehrerverein macht die breite OeffentliSkeit auf die fnrchibore Not, unter welcher unsere Schuljugend in letzter Zeit in stark gesteigertem Maße leidet, auf- merksam. Tausende von Kindern sitzen bis Mittag in der Schule, ohne irgend etwas genossen zu Häven. Der Hunger Mußt eine erfolgreickie geistige Arbeit völlig aus. Der Berliner Lehrervereiii ruft daher die Behörden und alle sozial arbeitenden Kreise der Bevölkerung auf. hier sofor! helfend einzugreifen, damit die beginnende Hungersnot nicht mit der Jugend unseres Volkes Zukunft vernichtet. Der Berliner Lebrci verein ist bereit, mit aller Kraft an diesem Werke mitzuarbeiten. Geschenke für de« Zoo. Dem Berliner Zoo sind in dieser TeuerungSzeit, die ihm den Anlauf von Tieren so sehr erschwert, seltene Tiere al« Geschenke doppelt willkommen. Eine wertvolle Bereicherung verdankt er dem ilmstand, daß einer von seinen besten Wärtern einen Forscher auf einer großen Tiersangexpeditiou nach Abessinien und Somalilaiid begleitet hat. AlS der Gelehrte Dr. B a g e l e r im November v. I. die Reise antrat, ging mit ihm al« sein Hauptgehilfe im Fang, im Transport und in der Pflege der Tier« der Raubtierwärter Olesen vom Berliner Zoo. Im Zoo wurde Olesen sehr vermißt, denn seine Tiere halten sich an ihn wie an einen treuen Freund ge- wöhnt. Dafür konnte aber Olesen. als er im Herbst d. J. zurück- kehrte, dem Zoo mehrere Tiere zuführen, die Dr. Vageler zum Dank als Geschenk überwiesen hatte. Olesen brachte einen fast ausgewachsenen Leoparden von schöner Zeichnung, eine Dromedarstute, die bald Nachwuchs liefern wird, ferner einen Flug wilder Haltbandiauben. einige Nashornvögel, ein Paar Geierverlhühner und ein Paar einer sehr seltenen WndganSart, der Blauflügelgan?
Der örotfkanüal beginnt wieöer. Sein Drok ln den vückerclea. Akehlpreise verfünffacht. Mit dem unaufhaltsamen Marksturz, der auf dem Berliner Lebensmittelmarki feit gestern einen Preisiaumel ohnegleichen her- vorgerufen hah setzt auch prompt wieder der Brotskcmval ein Nirgends ist in den Berliner Bäckereien mehr B r o t z u h a b« n. Die begüterten Hamsterer, die ein feines Gefühl für das weitere Sinken der Mark hatten, kauften schleunigst aus, was irgend zu haben war. Es scheint, daß in den Bäckereien die Ber> liner Magistratsverordnung, daß Brot nur auf die Rest- abschnitt« der Brotkarten abgegeben werden soll, nicht mehr ernst genommen wird. Der Magistrat muß unter Zuhilfenahme der behördlichen Organ« darauf dringen, daß dieser Zustand sich schleunigst ändert, bevor wir wieder auf den Stand vor vierzehn Tagen gelangen. Ferner bedeutet dt« ungeheuerliche Preissteige- rung für Mehl eine ernste Gefahr für die Brvtoersorgung nicht nur Berlins , sondern auch aller großen Städte und Landgemeinden. Während es gestern noch möglich war, gegen Dollarschatzanweisungen Mehl zum Preise von 550 bi» 580 Milliarden zu kaufen, kostet« diele Menge heute bereit» 2 bis 3 Mllionen. In Berlin liegen die Dinge so. daß die von der Reichsgetreidestelle zur Verfügung gestellten 6000 Tonnen Getveide nicht allzu lange inehr den laufenden Bedar! decken werden. Wir stehen also wieder wie neulich ve? einer Katasirop')» der Brotversorgung. Der Zweckverband der Bäckermcist'r Groß- Berlin hat gestern 2bisS00SackMehlinsgefamt auftreiben können, ein Quantum, das auch nicht entfernt den Bedarf zu decken vermag. Die Bäckerläden waren, wie oben erwähnt, heute morgen zum� großen Teil schon ausverkauft, und so begannen von neuem Plünderungen und Demolierungen von Geschäften, weil das Publikum, das durch die Hamsterer feines Anteiles verlustig gegangen ist. vielfach der irrigen Meinung war, die Bäcker hielten Ware zurück oder weigerten sich, zu bocken. Der Zweckverbond der Bäckermeister Groß-Berlins teilt dagegen mit. daß feine Mitglieder solange backen werden, al» sie Mehlvorräte be- fitzen oder erhalten. Di« verantwortlichen Führer de» Bäckergewerbes baben heut« Unterredungen mit dem Reichsernäh- rungsminifter. mit der Reichsgetreidestelle und mit dem Oberbürger- meister Boeß, um zusammen mit den Behörden und amtlichen Stel- len Maßnahmen gegen die Hausse aus dem Mehlmarft zu beraten und um zu verhüten, daß eine erneute Lroiknoppheit mit ihren bedenklichen Folgen eintritt. * Auch die Preis« für die übrigen Lebensmittel haben lich seit gestern nahezu verdoppelt. Besonders macht sich das auf dem Fettmorkt bemerkbar. Für Margarine wurden vormittags bis 32 Milliarden, für Butter bis 66. für Schmalz bis 40 Milliarden qezahlt.— Der Zustand ist jetzt nahezu erreicht, daß die Hausfrau für ihr« Milliarden Papiergeld fast nichts mehr er- hält. Es ist das Ende der Weisheit, denn alles, was an Goldonleih« in Teilscheinen bisher ausgegeben wurde, ist spurlos aus dem Ber- kehr verschwunden und in die Hände der Börfenlvekulanken und Großfchieder gelangt._ Der HauSwart als Erpresser. Ein eigenartiger Vorfall ereignete sich kürzlich im Haul« Neu- Tempelhof , Kaiserkorso 65. Ein Herr erkundigte sich bei dem HauS- wart nach der Wohnung einer bestimmten Familie, für welch« Auskunft 10 Milliarden verlangt wurden. Als die Summe in dieser Höhe verweigert wurde, versuchte der Hauswart sich de? Paletots de« Fragestellers zu bemächtigen und verbinderte ibn auch, da« Hau« zu derlasien. Unter dem Druck der Gewalt und der tätlichen Bedrobung wurde schließlich der Betrag gezahlt. Der Geschädigt« ging zur Polizei, worauf ein Beamter sich in Begleitung de« Geschädigten sofort zum Hauswart begab, jedoch die Zurück- zablung der Summe auch nicht erreichen konnte. Der Hauswart weigerte sich nun auch, den Beamten au» dem Hau!« herauszulassen. Gegen den HauSwart wird Strafantrag wegen Erpressung, Bedrohung und Freiheitsberaubung gestellt.
„Volk und Zeit", unsere illustrierte Wochenschrift, liegt der heutigen Postauflage bei. Böswillige Zllarmierungen der Feuerwehr. Die Gchöneberger Feuerwehr wurde in letzter Zett böswilliaerweis« alarmiert. Jetzt wurde der Zljährige bei den Eltern in der Belzige? Straß« 20 twchnenfce Kellner Harry Besch festgenonunen, als er die Feuerwehr unnötiger Weife alarmierte. Er wirb sich nun wegen Sachbeschädi- gung usw. und Vorübung groben Unfuges zu verantworten haben. In der letzten Nacht wurde die Feuerwehr abermals bös- williger W e i f e noch der Eck« der Babelsberger und Baden- scheu Straße in Wilmersdorf und dem Küftriner Platz alarmiert. Dies« Täter find unerkannt entkommen. vom vollartlwmei erfaßt worden ist scheinbar ein 60 Jahr« alter früherer Landwirt Karl v. Willig, der zuletzt in einem hiesigen erstklassigen Hotel als Portier tätig war. Als ihm von einem Aus- länder 100 Dollar und 250 holländlsche Gulden zur Aufbewahrung übergeben wurden, verließ er feine Stellung und verschwand mit den Devisen. Dl« Normaluhr kommt wieder. Noch im Laufe dieses Monats worden 18 Uhren in Betrieb genommen, bis Ende dieses Jahres soll diese Zahl auf 50 erhöht werden. Di« alten Urania-Uhren- Säulen wurden bekanntlich vom Magistrat auf Abbruch oerkaust. da die Stadt die hohen Unterhaltungskosten, die heut« in die Dillionen gingen, nicht mehr bezahlen konnte. Die neuen Uhren werden von der Normaluhren-Reklamegefellschoft G. m. b. H. betrieben, die vom Magisttat verpflichtet worden ist. Die dreimilliardeufache Novembermiete. Den Ausführungen im gefttigen Abendblatt ist ein Druckfehler unterlaufen. In dem Absatz über die Verwaltungskosten muß es richtig heißen:.. haben die Miete? nur die Treppenreinigung übernommen(statt Treppenbeleuchtung). Zm Sladwerordnetenfißungsbericht ist infolge ein«, Versehens der die Debatte über den Notarbeitsvertrag enthaltend.! Abschnitt verstümmelt worden. Ausgefallen ist der Anfang der Red« unseres Genossen R e i m a n n. der die Anfeindung des noch langen Mühen zustandegekommenen Vertrages zurückwies und dann fcrtfuhr(wie im„Aorirärts" wiedergsgeben ist):„Grund und Zweck de« Vertrage» sei usw."
Schweres Eisenbatmunglüd? In Vanzig. ! Toter, s Verletzte. Wie erst heute verfpätet von Dirschou au» gemeldet wird, er- . eignete sich am Mittwoch abend zwischen 9 und 10 Uhr auf dem großen Dirschauer Rangierbohnhof«in Eisenbahnunglück, bei dem eine Person getöiet und acht Personen teils schwere, teils leichte Verletzungen ertttten.— lleber da« Unglück werden folgende Einzelheiten gemeldet: Der auf der Sttecke Bromberg— Dirschou fahrplanmäßig verkeimende Güterzug au» Richtung Brom- berg lief kurz nach 9 Uhr auf dem Dirschauer Rangierbahahof«in. Um dies« Zeit verkehrt regelmäßig oin Pendelzug zwischen dem Rangierbahnhof und der Bahnstatton Dirschou. Kurz vor der Ab- fahrt de» Pendelzuges war der Güterzug in den Rangierbohnhof eingelaufen. Widerrechtlich hatte ein Beamter des Stellwerks, der inzwischen abgelöst worden war, für den Pendelzug das Ans- fahrtssignal gegeben. Der Pendelziig mußte über das Gleis des inzwischen zum Stehen gekommenen Güterzuges. Hierb'i ereignete sich dann der Zusammenstoß. Eine Kältewelle. Das Observatorium in P u l t v w s(lknlandi meldet, daß eine groß« Kältswelk« sich Nordost- und Mittel- «uropa näher«. Im Blagoweschtschensk ist der erste Schnee gefallen.