was wirb in Preußen? Ter �Sozialdemokratis-tze Parlamentsdienst" schreibt: Die preußische Landtagsfraktion der Deutschen Volks- �artei nal)m ain Freitag abend zu dem Austritt zu der Sozial- dcmokratie aus der Koalition des Reiches Stellung. Die mehr- ständige Sitzung galt vor allen Dingen der Frage, ob durch den Beschluß der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion eine Aenderung des Regierungsverhältmsses in Preußen angebracht sei. Es ist kaum anzunehmen, daß die preußische Landtags- fraktion der Volkspartei ohne weiteres aus dem Rücktritt der sozialdemokratischen Minister im Reich. Konsequenzen für Preußen ziehen wird.— Ein Beschluß wurde noch nicht ge- faßt. Eine Korrespondenz schreibt dazu: In den letzten Tagen ist vielfach die Ansicht ausgesprochen wor- den, daß das Ende der großen Koalition im Reich« auch in Preußen dem Kabinett der großen Koalition ein Ende machen werde. Aus Kreisen, die der preußischen Regierung sehr nahe stehen, hören wir, daß diese Meinung dort nicht geteilt wird. Die Führer der peußi- schen Landtagsfraktionen des Zentrums, der Demokraten und der So- zialdemokraten seien jedenfalls der Meinung, daß ein« solche Folge- rung nicht aus der Aenderung der Regierungsverhältnifs« im Reiche zu ziehen sei. Wenn wirklich der Flügel der Deutschen Volkspartei, der den Fortbestand der großen Koalition in Preußen für unmög- lich hält, sich durchsetzen sollte, so wäre immerhin als Lösung die kleine Koalition aus Sozialdemokraten, Zentrum und Demo- traten möglich, die schon früher die preußische Regierung gebildet hat. verspätete Mahnung. In den sich überstürzenden Ereignissen ist sehr vieles, was gestern noch wichtig war, unbedeutend geworden. Und trotz- dem behält gegenüber dem, was sich entwickeln wird. die Feststellung mancher Totsachen ihren bleibenden Wert. Unser Hinweis auf die Kräfte, die hinter den Kulissen tätig sind, wird auch in anderen Blättern bestätigt. Die„Germania " betont ausdrücklich:„Die Art der versuchten Erledigung der .Krise, das parlamentarische Drum und Dran zeigen, daß Kräfte am Werke sind, die den Ausgleich gar nicht wollen, sondern die ein Interesse daran haben, durch immer neue Krisen die Unmöglichkeit des Parlamenta- r i s m u s und die Arbeitsunfähigkest der großen Koalition nachzuweisen." Sie wiederholt deshalb— und der Hinweis ist so deutlich, daß jeder ihn verstehen kann— ihre früher gestellte Frage! „Wie kommt es, daß immer dann, wenn der Dollar ausnahms- weif« einmal stehen bleibt und keinen bequemen Vorwand zu dem solidarischen Wucher abgibt, irgendein parlamenta- risches Durcheinander mit großen Worten und unzeitgemäßen Aktionen zustande kommt, das den bei zurückbleibendem Dollar ent- stehenden Ueberweltmarktstand unserer Preis- wieder aus der Welt schafft?" Die„Germania " kritisiert dann das Vorgehen der Sozial- demokratischen Fraktion. Ihr Vorgehen sei taktisch nicht klug gewesen und habe die Situation nicht erleichtert. Sie fährt dann fort: Und doch müssen wir ihn suchen, wenn wir der Rechtsdiktatur nicht in die Hände arbeiten wollen. Stürzt jetzt das Kabinett Stre- semann, dann kann kein Mensch sagen, was folgen wird. Mancher, der an sich Anhänger der großen Koalition ist, neigt der Auffassung zu, eine rein bürgerliche Regierung wäre jetzt in der Lage, der dro-- henden Rechtsbewegung Herr zu werden und sie aufzufangen. Wir glauben, daß das«in Irrtum ist und daß diese Rechtsbewe- g un g auch über die rein bürgerliche Regierung zur Diktatur fortschreiten wird, wenn man sie ruhig gewähren läßt. Hier liegt der springende Punkt. Man hat fast den Eindruck, daß einzeln« Kreise, die von Haus aus kein« innere Verwandtschaft mit den treibenden Kräften der Rechtsaktion haben, den Kopf verlieren und die Flinte frühzeitig ins Korn werfen wollen, wo sie dann pünktlich von anderen aufge- hoben wird. Di« Dinge sind noch nicht so weit, als daß dem Die Schuhe. Von Hans Gathmann. In einer vornehmen Straße der©fcadt standen in einem sehr vornehmen großer» Laden viele viele Schuhe auf hohen kristallenen Füßen. Es gab da braune, gelbe, schwarze, graue, rote, hohe Sport- schuhe mit doppelten Sohlen, spiegelnd lackierte Damenschuhe mit hohen Absätzen und zierlichen Spitzen. Sie fallen all« gelangweilt durch die dicht«! Stäbe eines eisernen Gitters, das Tag und Nacht das riesige Schaufenster schützt«, auf das ruhelos« Straßengetriebe, vornehm gelangweilt wie manch« Menschen, denen dos Leben nichts mehr anhaben kann. Ihre glücklicheren Brüder und Schrrestem, die dem Glas, und Eisengesängnis längst entronnen waren, sahen sie täglich an den Füßen eleganter Herren und Damen, über hauchdünne kostbare Seidenstrümpse gezogen, auf der schönen Straße spazieren gehen, und so ruhig und gelassen sie scheinbar auf den blitzenden Glassockeln standen, quälte sie doch der Drang nach Freiheit, der Wunsch, endlich auch einmal ins Leben hinausschreiten zu können und sein« Wunder erleben zu lernen. „Wie lange sollen wir eigentlich hier noch stehen?" sagte eines Tages zur Mittagsstunde, als die Verkäuferinnen nach Haus« zum Essen gegangen waren, ein eleganter, unnatürlich schmaler Damen- schuh zu dem neben ihm stehenden gespornten Reitstiefel, der sehr eitel und kühl war.„Ist es nicht schrecklich, wochenlang eingesperrt zu sein, wochenlang an demselben Fleck zu stehen? In meinein ganzen Leben bin ich noch keinen einzigen Schritt gegangen und ich sehne mich danach." „Es wird noch sehr lange dauern, ehe sich deine Sehnsucht er- füllt," antwortete der Reitstiefel galant, der schon long« eine still« Zuneigung für das fein«, gebrechliche Schuhchen neben sich hatte und sich täglich vergeblich bemühte, ihm s«ine breite, funkelnde Lackspitze zuzuwenden.„Sehr lang« wird es noch dauern. Und weißt du auch, was daran schuld ist? Die geheimnisvoll« Zahl, die vor dir steht und vor der alle, die dich verlangend betrachten, erschrecken und bleiche Gesichter bekommen." Der klein« zarte Schuh blickte vor sich und sah cm seinen kristallenen Fuß angelehnt ein« Zahl, die er nicht lesen konnte und nicht verstand. „Ich habe so viele Freundinnen," sagte er leise,„und ein« liebe ich besonders und würde ihr gern gehören. Si« trägt keinen so kostbaren Pelz wie neulich die Dame, der ich nicht gut genug war, aber sie hat sehnsüchtige Augen, die mich verlangend und wehmütig anschauen." .Die Zahl, die Zahl!" kreischte der Reitstiefel ärgerlich. „Ich will keine Zahl," sagte da» Schuhlein zornig,„ich will meinen Zweck erfüllen und einem Menschen nützen und Freude machen. Warmn kommt dos Mädchen, das mich jeden Tag so lange ansieht, nicht herein und nimmt mich mit?" „Du verstehst den Sinn der Zahl nicht, der sich täglich, stündlich Ansturm von rechts kein erfolgreicher Widerstand entgegen- gesetzt werden könnt«. Hinter den großen Worten dieser Kreise steht nicht die Kraft, die diese gerne vortäuschen. Die Regierung der großen Koalition kann auch damit fer- tig werden, wenn sie entschlossen handelt. nicht nur in der Anwendung der staallichen Machtmittel, sondern auch durch eine kluge und energische Wirtschaftspolitik, die die ihauptquell« der Unzufriedenheit verstopfen würde. Dazu ist wieder notwendig, daß eine oerständig« Außenpolitik, zu der eins Rechtsregierung rmfähig wäre, die Hindernisse beseitigt, cm der der Gesundungsprozeß im Innern scheitert. Die Regierung kann diese Arbeiten aber nicht erledigen, wenn sie durch immer neije Krisen aktionsunfähig gemacht wird. Das sollte eine Mahnung sein an alle, die es wohl meinen, auch die neue Krisis möglichst bald zu über- winden." Als diese Mahnung der„Germania " erschien, war sie be- reits verspätet. Sie ist auch von den engeren Freunden der „Germania " nicht gehört worden. Diejenigen, die sie nicht hörten» werden zu zeigen haben, welche Innen- und Außenpolitik sie ohne die Sozialdemokratie glauben be- treiben zu können. Und noch viel mehr, ob sie imstande sind, der Kräfte Herr zu werden, die hinter den Kulissen arbeiten. Schon wirft die„Zeit" in einer Polemik die Frage auf. Sie stellt fest: „Seit einiger Zeit schon arbeitet man an der Vorbereitung einer Diktatur, die von Beauftragten der Großindustrie ge- tragen und von jeder parlamentarischen Verantwort- lichkeit losgelöst werden soll. Man hat wohl auch die Vorschläge im einzelnen schon fertig. Ein solcher Plan mag vielleicht im ersten Augenblick ganz bestechend aussehen. Wie lange die Dinge aber ruhig gehen werden und wie lange eine solche Diktatur der Großindustrie und ihrer vier Beaus- t r a g t e n sich halten würde— das möge man sich doch einmal im „Lokal-Anzeiger" überlegen. Sollte sein Angriff, wie wir annehmen, der Förderung sattsam bekannter Diktaturpläne dienen, dann ist es doch wohl bester, einmal offen zu sagen, wie der Kurs aussieht und wohin er steuert." Die bürgerliche Regierung wird also, darüber gibt es wohl keine Täuschung, mit dem gleichen Feind.zu kämpfen haben, und es wird sich bald zeigen, daß es ein Irrtum war, wenn man glaubt, durch den Verzicht auf die Mitarbeit der Sozial- dcmokratie diese Gefahr bannen und die Auseinander- s e tz u n g mit diesem Kreise umgehen zu können. Grenzgefechte in Thüringen . Sonneberg (Thüringen ), 2. November. (Eigener Drahtbcricht.) In der Nacht vom 1. znm 2. November sind Beamte der T h ii r i n g e r L a n d e S p o l i z e i, die sich bei der benachbarten Ortschaft Hönbach auf thüringischem Boden befanden, von starken Patrouillen irregulärer bayerischer Ber- bände lebhaft beschossen worden: zeitweise wurden sogar Salven auf sie abgegeben. Die thüringischen Landespolizei- beamten haben das Feuer nicht erwidert.— In der gleichen Nacht ivar hier während mehrerer Stunden von der Grenze her scharfes Maschinengewehr- und Gewehrseuer zu hören. » Der Neichsniinister des Innern hat kurz vor seinem Rück- tritt nicht nur durch das von uns bereits mitgeteilte Tele- gramm, sondern auch in einem Schreiben an den bayeri- schen Ministervräsidenten auf die für den Bestand des Reiches verhängnisvollen Rüstungen an der bayerisch-thüringi- schen Grenze hingewiesen. Sowohl durch das Telegramm als das Schreiben haben unsere Hinweise auf die Rüstungen der illegalen Verbände in Bayern ihre Bestätigung erfahren. In- zwischen sind aber die Kampfvordcrcitungcn soweit fort- geschritten, daß. selbst wenn die bayrische Regierung wollte, die Zusammenziehung der illegalen Ver- bände in ihrem VcrwaltungSbereich und die damit be- zweckten Absichten kaum noch unmöglich machen kann. Tat- sächlich machen die Geheimorganisationen jetzt auch keinen Hehl mehr aus ihren Plänen. Sie propagieren öffentlich die Abrechnung mit den. N o v e m b e r v e r b r e ch e r n ändert. Du weißt nicht, daß du jeden Tag teurer wirst und daß dich niemand mehr bezahlen kann." „Ich will ja kar keiner vornehmen Dcnne gehören," jammerte der kleine Schuh verständnislos.„Einem armen Mädchen möchte ich ge- hören� das sich lange, lang« über mich freuen mößte." „Das ist ganz unmöglich. Siehst du dort das Schild? Darauf steht:„Preise in Milliarden." Vorige Woch« stand darauf: „Preise in Millionen." Auch da konnte dich niemand kaufen. Unser Herr aber hat heute schon ein neues Schild gemalt, auf dem steht: „Preise in Billionen." Und wenn auch viel«, viel« Menschen mit ganz zerristenen Schuhen oder gar mit bloßen Füßen herumlaufen, werden wir immer noch hinter den Eisenstäb«n stehen und unter uns die Zahl." Das begriff der kleine Schuh nicht und wurde so zornig, daß er mit dem Absatz auf den kristallenen Fuß stampfte, so daß er zerbrach. Als das der Besitzer am anderen Morgen sah, oerwunderte er sich. Dann aber lachte er, verdoppelt« die Zahl, die vor dem Schuh stand, entließ zwei Verkäuferinnen, weil nichts zu verkaufen war und wartete auf den neuen Dollarkurz. Tagurs �ckerbau-Universität. Rabindranath Tagur, der indische Dichter, beschäftigt sich seit langem auch tatkräftig mit Erziehungsstagen und hat es in der von ihm gegründeten Universität unternommen, den Beruf des Gelehrten mit dem des Ackerbauers zu verknüpfen, indem er die Studenten zugleich di« Frücht « des Geistes und des Feldes ernten läßt. Ueber diese„Ackerbau-Universität" von Sirinikitan macbte einer seiner Mitarbeiter, Elmhirst, in einem Dortrag in London nähere Mitteilungen. Die Ackerbau-Universität ist in nächster Nachbarschaft der Uni- versität von Kalkutta gelegen und besteht aus einem großen Gut, das unmittelbar an den Urwald anstößt. Die Studenten, di« hier Aufnahme finden, müssen bereits die Universität absolviert haben und können sich hier weiteren Studien widmen, indem sie zugleich das Land bebauen lernen. Jeder dieser jungen Gelehrten erhält ein Stück Land, auf dem er sich selbst ein kleines Häuschen zurechtzimmern muß und das er zwei Stunden am Tag« bestellt. Ein Teil seiner übrigen Zeit ist er oerpflichtet, an den übrigen Ar- beiten auf dem Gut und im Garten teilzunehmen, und er lernt hier alles, was sich auf den Ackerbau bezieht. Auch weibliche Stu- deuten werden aufgenommen, und zwar sind Männer und Frauen vollkommen gleichberechtigt. Die Studentinnen haben, wie Elmhirst bemerkt«,„die Heirat bis zu einem Alter von IS oder 19 Jahren aufgeschoben, um die Universität besuchen zu können". Diele Frauen freilich halten an dem indischen Brauch einer sehr frühen Heirat fest, so daß sie die Hochschule nicht besuchen können, und für Frauen, die die altindische Tracht bevorzugen, ist die körperliche Arbeit wegen der unpraktischen Gewandung schwierig. Von besonderer Bedeutung ist die Einwirkung, die von dieser Ackerbau-Hochschule aus di« umliegenden Dörfer ausgeht. Zuerst die am 9. d. Mts., also an dem Tage des fünfjährigen Be- stehens der Republik , erfolgen soll. Sie Rückwirkung auf Sachsen . Dresden . 2. November.(Eigener Drahtberichl.) Am späten Nachmittag wurde in Dresden die Meldung von dem Auseinandec- fallen der Koaliiion im Reiche bekannt. In unterrichteten Kreisen sieht man die dadurch auch für Sachsen geschaffene Lage als außerordentlich ernst an. Es herrscht die Ueberzeugung vor. baß die Krise im Reich automatisch eine ncne Krise in Sachsen herbeiführt. * Dresden , 2. November. (Eigener Drahtbericht.) Am Freitag- mittag fand in den Ministerien die Begrüßung der Beamten durch die neuen Minister statt. Ministerpräsident Fel lisch machte in seiner Ansprach« darauf aufmerksam, daß er von den Beamten ein unbedingt ehrliches Verhalten gegenüber der republikanischen Verfassung fordere. Ministerialdirektor Dr. Schulze, der Leiter der Staatskanzlei unter dem Reichskommistar Heinzc erwiderte u. Die Beamtenschaft werde getreu ihrem Eide ihre Amtspflicht auss peinlichste erfüllen. Nachdem die Beamten, die auf die Reichsverfastung vereidigt sind, in den letzten Tagen die Anordnungen des Reiches ausführen mußten, bestehe nun wieder«ine Regierung auf parlamentarischer Grundlage. Da sei es selbstverständlich, daß die Beamten alles tun werden, wozu der Eid auf die Bersasiunz ver- pflic�e. Ihm sei ursprünglich der Posten des Reichskommissars an- geboten worden, dm er abgelehnt habe, um der Regierung die Treue zu halten. Zur Annahme der Stellung eines Leiters der Staats- kanzlei habe er sich erst entschlossen, nachdem er geprüft Hobe, daß der Schritt des Reiches verfassungsrechtlich zulästig sei. Minister des Innern L i e b m a n n begrüßte die Beamten u. a. etwa wi« folgt: „Wir haben die Schmach erlebt, daß ein« verfassungsmäßige Regie- rung mit entsicherten Gewehren aus dem Ministerialgebäude«nt- kernt und zur Sicherung der Republik durch Gewalt ihres Amtes enthoben wurde. Gleichzeitig haben wir auch gesehen, daß unter der Herrschaft der entsicherten Gewehre die Reaktionäre wie Maulwürfe aus ihrm Löchern hervorgekrochen kamen und taten, als ob di« ganze Welt ihnen gehörte. Für viele, die im innersten Herzen treu zur Sache stehen, sind diese Vorkommnisse ein Prüfstein gewesen. Trotz entsicherter Gewehre habm sie mutig zu uns gestanden, nicht un- seretwegen, sondern aus der Erkenntnis heraus, daß es sich um Gewalt gegen die Republik handelt. Für dieses Verhalten meinen besonderen Dank. Als die verfassungsmäßige Regierung entfernt war, wollte man gleich ein«„reibungslose" Verwaltung schaffen und begann damit, republiktneue Beamte hinauszuwerfen. Ich hmfv nicht, in der gleichen Weise zu oerfahren, hoffe aber, daß die Her- ren, denen die Sonne vielleicht nicht warm genug scheint in diesem Hause, sich«inm Platz suchen, wo sie mehr Wärm« finden. Im übrigen erwarte ich, überall Treue zur Republik anzutreffen." Dresden . 2. November. (WTB.) Der Befehlshaber im Wehr- kreis 4 hat di« Bekanntmachung vom 29. vorigen Monats über das allgemeine Versammlungsverbot aufgehoben. Die Reichswehr ist heut« in Chemnitz ohne Zwischenfall eingerückt. öaperisches. München , 2. November. (Eigener Drahtberichl?.) Der General- staatskommisiar hat nunmehr das Verbot der„M ü n ch e n e r Post" bis einschließlich Mittwoch, den 7. November, befristet in der Voraussetzung, daß die Redaktion«in Entschuldigungsschreiben an Herrn v. Kohr richtet, der sich durch die Artikel, die zu dem Ver- böte führten, persönlich gekränkt fühlte. Die„Münchener Post" ist diesem Wunsche nachgekommen und betont in ihrem Schreiben, daß sie ihren Kampf auf politischem, wirtschaftlichem und sozialem Ge- biete stets nur sachlich zu führen bestrebt war im Interesse des Volkes, insbesondere der Arbeiterklasse. Wenn sie in diesem Kampfe einen Schritt zu weit gegangen sein sollte, so sei das unter den heutigen Umständen wohl entschuldbar. ■* Der„Republikanische Reichsbund Bayern" wollte am 3. November seine Gründungsfeier m Form eines künstlerischen Volksabends veranstalten. Die Polizeidirektion München hat diese Feier verboten, weil nach ihrer Auffassung der Bolksabend einer politischen Versammlung gleichkommt. Bemerkenswert ist, daß die Vorbereitungen zu dieser Feier bereits vor Erlaß des Ausnahme- zustandss, also vor dem 25. September, getroffen und von der Polizei genehmigt waren, auch die Plakate, die die Veranstaltung ankündigten. wollten die Bauern von den neuen Methoden der Feldbestellung, die hier gelehrt wurden, nichts wissen, aber allmählich erkannten sie den Wert und haben vieles davon angenommen, fo daß die bessere Kultivierung des Bodens, die Indien so nut tut, durch Tagurs Gründung fehr gefördert wird. Die Hauptziele, die der Dichter mit seiner Universität verfolgt, sind folgende: 1.«inen Mittelpunkt in echt indischem Geist für das Studium der altindischcn Kulturen zu schaffen, 2. die Gesetze internationaler Ein- t r a ch t der Jugend einzupflanzen, indem das aufgesucht wird, was alle Völker verbindet, nicht das, was sie trennt, 3. den einseitigen Nationalismus zu bekämpfen. Neben der Arbeit wird auf dieser„Freilukt-Universität" auch viel Sport und Spiel getrieben. Die Studenten nehmen an den Festen der Bauern teil und lehren sie europäische Spiele, wie z. B. den Fuß- ball: die bodenständige Handwerkskunst wird gefördert im engen Zusammenleben von Studenten und Bauern, ebenso Volks- cmg, Volkstanz usw. Von der Universität ist auch«ine energische kämpfung der Malaria ausgegangen, di« in der Vernichtung der Brutplätze der Moskitos und in der Einrichtung einer Klinik besteht. Der Pfarrer von Sl. Markini Im Reichslag. Wie bereits kurz gemeldet, hat soeben der Reichstagsabgeordnete Genosse Bubert- Osnabrück sein Mandat niedergelegt, während an seine Stelle der Pfarrer an St. Martini in Bremen , Genosse Emil Felden tritt. Mit Felden zieht ein Mann von besonderer Prägung und streitbarem Geist in den Reichstag ein. Er wurde 1997 als Nach- folger des berühmten freigeistigen Bremer Pfarrers Kalthoff gewählt und wurde in den Jahren vor dem Krieg durch seine Predigten über Goethe und Ibsen bekannt, in der Folge ebenso als Verfasser einer Reihe prächtiger Romane, wie„K ö n i g s k i n d e r", Briefe aus schwerer Trennungszeit einer Ehe, die„Sünde wider das D o l t", ein Gegenpol zu der Dinterschen Schrift„Sünde wider das Blut",„Albert Reinkinds Höhenflug" u. a., ferner die Jbsenpredigten„In Kampf um Frieden" und di« ausze- zeichnete wissenschaftliche Schrift„Kind und Gottesglaubc". Die Herbstaiisftelluiig der Berliner Sezesfio« wird heute, Sonn- abend, mittags 2 Uhr, eröffnet. Der Staats- und Donichor, der nunmehr der Hockischule für Musik angegliedert ist. wird am 10. November sein erstes ö s s e n t l i ch c s Konzert in der Hochschule für Musik geben. Prof. Rüdcl wird Werke von Palestrina , Laffo. Lottl, Buxtebude, DurantS, Caldara, Eeb. und Bach dirigieren. Eintrittskarten sind bei Bote& Bock und Werlheim zu haben. HanS Poelzig , der bekannte Architekt, ist zum ordentlichen Professor an der Berliner Technischen Hqchschule ernannt worden. Richard Dehme! würde am t8. November seinen SO. Geburtstag be- geben. Zu seinem GedöchtniS werden sämtliche Hamburger schulen und sämtliche Schulen im Freistaat Hessen Feiern veranstalten. Auch in Preußen soll ähnliches beabsichtigt sein. Für die notleidenden deutschen Schriftiteller und Künstler sind bei dem österreichischen Bundesminister Schürst bis jetzt 105 02g 040 Kronen eingelaufen. Prof. Dr. Ferdinand Karewski. der Direktor der chirurgischen Ab- teilung deS Jüdischen Krankenhauses, ist im Alter von Sk Jahren g e st o r b e n Er ist als Schriststeller namentlich durch seine„Chirurgie deS KtndesaiterS" bekannt geworden und galt als geschickter Operateur.