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Nr. 515 40. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Stadt Berlin.

Das Berufsamt der Stadt

Die Berufswahl ist eine der wichtigsten und oft auch eine der schwersten Entscheidungen, die im Leben eines Menschen zu treffen ist. Durch Arbeitsteilung ist die Zahl der vorhandenen Berufe und Berufsmöglichkeiten in einer früher ungeahnten Weise gewachsen. Gewachsen ist aber auch die Unübersichtlichkeit. Wenige nur wissen, welche Anforderungen der einzelne Beruf stellt und bitter rächt sich hier jeder Mißgriff. Viele Menschen sind durch eine falsche Berufs­wahl unglücklich geworden. Die Republik hat es als eine ihrer vor­nehmsten Aufgaben erachtet, diese Schäden zu bekämpfen. Durch einen Erlaß vom 18. März 1919 wurde jeder Stadt- und Landkreis verpflichtet, ein Berufsamt zu errichten, dessen Aufgabe es sein sollte, die vor der Berufswahl oder dem Berufswechsel stehenden Personen zu beraten und sie auf Grund ihrer förperlichen, fittlichen und geisti­gen Eignung einem Beruf zuzuführen, in dem sie selbst die größt­möglichste Befriedigung und die Allgemeinheit den größten Nuzen hätten. Eine reichsgesetzliche Regelung hat die Arbeit dieser Berufs­ämter durch das Arbeitsnachweisgesetz vom Juli 1922 erfahren.

Die Organisation des Berufsamtes.

Sonnabend, 3. November 1923

Der neue Preisorkan.

Nach dem amtlichen Dollarkurs vom 2. November stellen sich die Verkaufspreise für Briketts und Kofs ab 3. November mie folgt: Küchen- und Ofenbrand- Briketts ab Lager 279 800, frei Keller 285 600 Milliarden, Gas tots ab Lager 613 800, frei Keller 620 400 Milliarden, bei fuhrenweiser Lieferung Briketts ab Lager 279 800, frei Keller 284 800 Milliarden. Gastofs ab Lager 613 800, frei Keller 619 600 Milliarden.

Brot, Kohlen, Gas, Wasser, Strom, Berkehrstarife. Der unaufhaltsam jeßt bis zur vollendeten Katastrophe ge­wichtig zu erfahren, ob der zu Prüfende sich als Organisator und dichene Marksturz bringt bereits heute eine ganze Reihe von außer­Führer eignet, ob er nur Helfer fein fann oder gar den Dingen un- ordentlichen Preiserhöhungen, die ohne Zweifel den völligen wirt­beteiligt gegenübersteht. Die Stärke und Beharrlichkeit des Willens, schaftlichen Zusammenbruch aller noch immer auf Papiermark ge= Die Kraft der Selbstbeherrschung und schließlich die Dauerhaftigkeit stellten Lohn- und Gehaltsempfänger bedeuten. starfer hervorgetretener Neigungen, alles das sind Dinge, die den Psychologen angehen und die zum Teil durch objektive Beob- der städtischen Preisprüfungsstelle und Vertretern des Bäckerhand­In einer Konferenz zwischen Vertretern der Reichsgetreidestelle, achtung des Lehrers, zum Teil auch durch das Verhalten des Prüf- wertes ist gestern beschlossen worden, den Brotpreis vom heutigen lings bei der Eignungsprüfung festgestellt werden können. Dann Sonnabend ab auf 25 milliarden zu erhöhen. Die Schrippe aber gilt es die besonderen Eigenschaften des Schülers zu erfahren. fostet vom gleichen Tage ab 1,8 Milliarden. Die Erhöhung ist nach An­Ist er praktisch oder theoretisch veranlagt. Richtet sich seine Be- sicht der in Frage kommenden Faktoren notwendig geworden, da die tätigung mehr auf den Umgang mit Personen und Sachen oder mehr Aufwärtsbewegung für Getreide und Mehl sich in stürmischem Maße auf rein gedankliche Betätigung. Ift sein Interesse start, mittelmäßig fortgesetzt hat. Der Sad Mehl, der noch am Freitag vormittag oder gering? Ferner wird seine Beobachtungs und Auffassungsgabe, 2,5 Billionen Mark kostete, erforderte in den Nachmittagsstunden be­Handgeschicklichkeit und schließlich im mündlichen, schriftlichen, zeich- flar, daß eine neue Stüßungsaktion des Brotpreises not­Gedächtnis und Denkfähigkeit, die Geschicklichkeit im Zeichnen, die reits 5 Billionen. In der Besprechung war man sich darüber nerischen usw. Ausdruck geprüft. Endlich wird auf Grund seiner wendig sei, und die Reichsgetreidestelle hat zugesagt, daß sie für die Art zu arbeiten festgestellt, ob er sich für Hand- oder Kopfarbeit und tommende Woche wiederum ein bestimmtes Quantum aus ihren Be­für welche besondere Art dieser beiden Gruppen er sich eignet. Es ständen abgeben wird, um zu verhindern, daß die Brotpreise ins Un­ist ein umfangreiches und eingehendes Zeugnis, das hier über einen gemessene hinaufschnellen. Menschen ausgestellt wird und es bedarf sorglicher Abwägung, um zu einem endgültigen und einwandfreien Ergebnis zu fommen. Das Berufsamt der Stadt Berlin , das nach dem erwähnten Die Lehrlinge, die hier geprüft sind, verteilen sich über zahl­Erlaß zunächst in dem ehemaligen Passagekaufhaus in der Oranien- reiche Klein- und Großbetriebe. Es ist sehr schwer, die Richtigkeit burger Straße 54 untergebracht war, befindet sich heute in der des Prüfungsergebnisses dauernd nachzuprüfen. Eine Reihe von Landsberger Straße 43/47. Daneben sind Beratungsstellen in Char - Großbetrieben hat sich für solche Kontrollen jetzt zur Verfügung lottenburg, Schöneberg , Neukölln , Spandau , Wilmersdorf , Lichten- gestellt. Noch liegen feine ziffernmäßigen Ergebnisse vor, jedoch berg und Reinickendorf eingerichtet worden. In den übrigen Ber - der psychologischen Abteilung, daß sie erfolgreiche Arbeit geleistet hat. waltungsbezirken sind fliegende" Beratungsstellen geschaffen. In ihnen wird an bestimmten Tagen durch Berater des Berufsamtes Die Vermittelung der Arbeitsstellen. fachgemäßer Rat erteilt. Die Beratungsabteilung des Berufsamtes Die Feststellung der Berufseignung allein genügt jedoch nicht, ift in 14 Gruppen gegliedert, und zwar 1. Gärtnerei, Forst-, Land­wirtschaft und Fischerei, 2. Metallgewerbe, 3. Holz-, Baugewerbe fehr wichtig ist es, dem Prüfling auch eine geeignete Arbeitsstelle und Steinindustrie, 4. Bekleidungs-, Reinigungsgewerbe, Textil- und nachzuweisen. Hier bemüht sich das Berufsamt, eine Bereinheit­Lederindustrie, 5. Graphisches Gewerbe, Papierindustrie, 6. Nah- lichung der Lehrstellenvermittlung herbeizuführen. Diese Frage rungs-, Genußmittel-, Gastwirtschaftsgewerbe, 7. Handel, 8. Behängt mit einer umfaffenden Regelung des Lehrlingswesens über hörden, 9. Berufe mit höherer und Hochschulbildung, 10. geistig und haupt zufammen. Sie kann nur in engster Zusammenarbeit mit förperlich Anormale, Fürsorgebedürftige, ferner die folgenden vier den Arbeitnehmer- und Arbeitgeberorganisationen gelöst werden. Gruppen für weibliche Personen: 11. Handel, 12. Handwerk und Es ist auch darauf hinzuweisen, daß in Berlin selbst bei weitem Gewerbe, 13. Haus- und Landwirtschaft, Kranken- und Kinder- nicht genug Lehr- und Arbeitsstellen für Jugendliche vorhanden pflege, 14. Frauenberufe mit höherer und Hochschulbildung. Die find. Das Berufsamt bemüht sich daher, Jugendliche in der Provinz Außendienstabteilung regelt die Stellenbeschaffung, den Verkehr mit unterzubringen, nicht nur in der Industrie, sondern auch in der den Gemeinde- und höheren Schulen sowie mit den Berufsschulen. Lehrzeit durch, nach deren Abschluß ein Lehrzeugnis erteilt wird. Be­Landwirtschaft. Die Jungen machen hier eine geordnete zweijährige In der literarisch- statistischen Abteilung wird die Bücherei und das Archiv verwaltet sowie die Statistik des Berufsamtes auf dem Lau- fonders Geeigneten steht dann die theoretische Fortbildung in diesem fenden gehalten. Die psychologischen Prüfungen und ärztlichen fähigt. Es ist sehr bezeichnend, daß sich die Zahl der Bewerber um Berufe offen, die sie zum Inspektor oder selbständigen Bächter be­Untersuchungen werden von der psychologisch- medizinischen Abteilung landwirtschaftliche Lehrstellen dauernd mehrt und daß die jungen erledigt, während das Berwaltungsbureau die Kassengeschäfte und Menschen im allgemeinen sich sehr gut in die ländlichen Verhältnisse die übrigen Verwaltungsarbeiten zu besorgen hat.. einleben, daß sie sich nicht mehr nach der Großstadt zurücksehnen, in der sie zur Arbeitslosigkeit verdammt und oft genug vom Unter- Wie Szenen aus einem Lustspiel wirkte eine Verhandlung vor gang bedroht find. Neben der Vermittlung rein landwirtschaftlicher dem Schöffengericht Neukölln auf die Lachmuskeln der Zuhörer. Behrstellen, bei denen sehr sorgsam verfahren wird, sind auch eine Eines Tages begegnete eine Witwe L. auf der Straße einem Manne, ganze Anzahl von Bewerbern für andere landwirtschaftliche Berufe, wie Gärtner , Schweizer, Meier, Schäfer und Fischer, vermittelt den sie schon längst für tot und begraben hielt. Es war das der worden. Besonders schwierig ist es, Angehörige der freien und Kaufmann Schumann, der bei der Witwe ein sehr schlechtes An­geistigen Berufe in andere Arbeitsstellen unterzubringen. Infolge denken zurückgelassen hatte. der Unterbewertung geistiger Arbeit ist hier die Zahl der in bitterste Not Geratenen, die nach anderer und lohnenderer Arbeit suchen, ständig im Wachsen begriffen.

Die psychologische Eignungsprüfung.

merke teilen mit, daß für ein kubikmeter Gas 16 Milliarden, für Die Direktionen der städtischen Gas-, Wasser- und Elektrizitäts­eine Kilowattstunde Strom 32 Milliarden und für ein kubikmeter Wasser 16 Milliarden am 3. November zu zahlen sind. Sonnabend, folgende Fahrpreise erheben: 3. Klasse 3 Milliarden und 4 Milliarden und 2. Klasse 4 Milliarden und 5 Milliarden. Blod's zu 10 Karten fosten: 3. Klasse 25 und 35 und 2. Klasse 35 und 45 Milliarden. Wochenkarten zu 12 Fahrten für die ganze Strede foſten 3. Klasse 35 und 2. Klasse 45 Milliarden. Die Omnibus Fahrpreise betragen ab heute für die Teilstrede 4, für die ganze Fahrt 5 Milliarden.

Die hoch und Untergrundbahn wird von heute,

=

Die Straßenbahnpreise betragen: Einzelfahrt mit Um­steigeberechtigung 4 Milliarden, Kinderfahrschein 2 Milliarden, Hoch­200 milliarden. 2 Linien 280 Milliarden, 3 Linien 360 Mil­bahnumsteigefahrschein 7 Milliarden, Monatsfarten für 1 Linie liarden, für alle Linien 480 Milliarden, Schülermonatsfarten 100 Milliarden.

Der lebende Tote.

Sein gebrochenes Auge fleht Vergebung."

Schumann hatte sich der älteren Frau genähert und sich für einen Rittmeister ausgegeben. Nach einiger Zeit hatte er ihr dann die Ehe versprochen. Später hatte er es dann verstanden, von feiner zufünftigen Gattin zwei wertvolle Ringe herauszulocken, um fie angeblich abtarieren zu lassen. Auch seine eigentliche Braut, ein Fräulein Boweit, hatte er bei seiner Zukünftigen" eingeführt, sie aber für seine Schwester ausgegeben. Nachdem Schumann die nie wieder sehen lassen. Nach mehreren Tagen erhielt Frau L. von Ringe erhalten hatte, war er spurlos verschwunden und hatte sich der angeblichen Schmester ein Schreiben, das ungefähr folgenden. Wortlaut hatte: Gestern haben wir meinen lieben Bruder be= graben, der durch einen Schuß durch den Kopf seinem verfehlten

Das Berufsamt arbeitet in engster Anlehnung an die Schule, die Elternschaft sowie die Arbeitnehmer- und Arbeitgeberorgani­fationen. An die zur Entlassung kommenden Schüler und Schüle­rinnen werden rechtzeitig Fragebogen verteilt, die von den Kindern und Lehrern ausgefüllt werden, nachdem sie in der Schule besprochen wurden. Diese Fragebogen sind in Verbindung mit dem Gutachten des Schularztes und dem Berufswunsch des Kindes der Ausgangs punkt für die Beratungen des Berufsamtes. Nach anfänglichen Schwierigkeiten sind jetzt bereits 75 Proz. der Lehrergutachten für die beratende Arbeit des Amtes verwendbar. Schließlich gibt die pinchologische Eignungsprüfung ein flares Bild über die be­rufliche Eignung des betreffenden Schülers. Diese Prüfung wird heute schon von zahlreichen Firmen, Berufsverbänden und ähnlichen Organisationen in Anspruch genommen. Jeder einzelne Prüfling muß sich der Prüfung an zwei Tagen unterziehen. In einer etwa fünfftündigen Gruppenprüfung wird zunächst das allgemeine In telligenzniveau" festgestellt. An einem zweiten Tage findet eine Einzelprüfung statt. Die Leistungen der Prüflinge werden nach Zur lehten Ruhe wurde gestern nachmittag der beim Startoffel- Leben ein Ende gemacht hat. Sein gebrochenes Auge flehte Ver­psychologisch- statistischem Verfahren gewertet. Schließlich treten die stoppeln auf so tragische Weise ums Leben gekommene Sohn gebung". Als Frau L. die Schwester" dann aufsuchte, um ihr ihr Prüfer zu einer Gutachtersizung zusammen, in der die Ergebnisse unseres Parteigenossen inz aus Neukölln auf dem Mariendorfer | Beileib auszusprechen, fand sie das junge Mädchen tränenüberströmt der Prüfung mit dem Lehrergutachten verglichen und die Einzel- Gemeindefriedhof unter reger Anteilnahme der Neuköllner Eins auf dem Sofa fizzen und an der Wand hing das schwarzumflorte ergebnisse zusammengearbeitet werden, so daß sich als Gesamt-| wobnerschaft, besonders der Gemeindeichüler, beigeiept. Die Bild des Berstorbenen". Nun wollte aber das Schicksal. daß ergebnis schließlich des pinchologische Profil" des Prüflings ergibt. Neuköllner Parteigenoffen, die Mitschüler und Lehrer des Toten eines schönen Tages Schumann munter und vergnügt, seine Braut, Die Kennzeichnung des Prüflings erstreckt sich auf sein Willensleben, sowie die Mieter des Hauses Steinmegstr. 25-26 legten Blumen die angebliche Schwester, am Arm, der Betrogenen begegnete. Die feine sonstigen Eigenschaften und auf seine Art zu arbeiten. Es ist und Kränze als letzten Grußz nieder. Witwe merkte crst jetzt, daß sie das Opfer eines Schwindlers ge=

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Copyright Georg Müller, München .

Die Lofotfischer.

Roman von Johan Bojer .

Hier verlangte Arnt Aasan im Beisein aller Kameraden, umkehren und mit einem Dampfer wieder nach Hause fahren zu dürfen. Reiner antwortete ihm, nicht einmal Henrik Rabben. Sie lagen in der Kambüfe und wärmten sich mit Kaffee und etwas Essen auf, als sie Lärm und Rufen von einem anderen Boot hörten, das sich vom Meer herein durchschlug. Lars steckte den Kopf hinaus und zog ihn wieder zurück. " Wahrhaftig, das ist Andreas Etra," sagte er.

Da lachte der Vater und holte die Flasche heraus, um einen Schnaps einzufchenken. Haha," gluckste es in ihm, ist der Kerl diesmal doch nicht zuerst hier gewesen."

Aber eine gute Stunde später hörte man Rufe von einem neuen Boot, und diesmal steckte Elezeus den Kopf aus der Kambüsentür und zog ihn rasch wieder herein.

Nein, jetzt habe ich weiß der Teufel ein Gespenst ge­sehen," sagte er.

"

Was ist denn los?"

" Der Jafob! Der gestern tot war. So wahr ich hier " Der Jakob! Der gestern tot war. So wahr ich hier stehe, ist er soeben mit der Meerblume" hereingefegelt." " Das habe ich gewußt," sagte Kristaver. Der Jakob kann sich wohl totschlagen laffen, aber er nimmt es nicht so schwer." In Bodö wurde es schnell ruchbar, daß ein Boot im Un­wetter abgefahren sei, und Andreas Efra grämte sich, denn es war seine Gewohnheit, sich immer in aller Stille von den anderen fortzustehlen. Er beeilte sich daher, auch wegzu tommen, und Jakob mußte dann auch hinterdrein. Und als die Dampfer merkten, daß die offenen Staväringerboote das Wetter zum Segeln gut genug fanden, da mußten fie fich chren­halber doch auch auf den Weg machen.

In den Berufsämtern hat die Republik eine segensreiche Ein­richtung geschaffen, die sich erst später voll auswirken wird, wenn unser Wirtschaftsleben wieder gesundet. Schon die ersten Arbeits­jahre der Berufsämter lassen die künftigen Erfolge ahnen. Es ist wahrhaft Arbeit für die Vorbereitung einer guten Zukunft, die auch hier in schwerster Zeit geleistet wird.

es kleine, dunkelhäutige Gesellen, denen die Wasserstiefel nur noch einen Erholungsschluck, bezahlten, was sie bekommen bis an die Knie reichten und deren blaue Segeltuchhojen hinten hatten, und schlenderten dann wieder zu den Booten hinunter. schwarze Flicken hatten. Sie waren wie aus billigem Kram| Nur Jakob blieb zurück, denn er blieb immer am Lensmann zusammengesetzt, eine Mischung von Fischern und dem, was hängen. Den ganzen Abend bis spät in die Nacht hinein lagen die

.ein ehrlicher Lofotschiffer am meisten verachtet: Matrosen.

Erst am nächsten Tage brach diesmal die übliche Schlägerei| Namdöler im Hafen und schrien und meckerten wie Ziegen zu aus. Sie begann oben beim Krämer, wo Laden und Schenk- den Staväringern hinüber, denn sie wußten, wenn irgend itube gedrängt voll von Staväringern waren. Vielleicht wurden etwas sie in But bringen konnte, so war es, wenn man ihre sie im Lauf des Tages etwas zu laut und fangen wohl auch großen, schönen Boote Ziegenboote nannte. ein bißchen zuviel, jedenfalls wollte die Mamsell ihnen nichts Aber im übrigen ist Grötöŋa ein Merkstein auf der Nord­mehr zu trinfen geben, und der dicke Krämer in den mehl- fahrt. Bisher ist man immer an der Küste entlanggefahren bestäubten Kleidern fam selber und wollte sie vor die Tür und hat Landsicht gehabt, morgen aber fährt man quer über sehen. Hätte er nicht einen Namdöler bei sich gehabt, der sich das zwölf Meilen breite Meer, morgen geht es über den brüstete und sie zurechtzuweisen begann, so wären die Sta Westfjord. väringer ruhig ihres Weges gegangen, jezt aber faßten sie den Und in der Nacht, bevor man aufbricht, sputt es in dem 3werg und gedachten ihn wohl zur Tür hinauszuschmeißen, Gemüt des Fischers, so daß er auf seine eigene Weise schläft. aber sie irrten sich leider und warfen ihn zum Fenster hinaus. Der Westfjord ist reich an Sagen und Geschichten, einige Meilen Der Kerl lag mit Glasscherben in Haar und Bart jammernd von Land hüllt der Nebel die Boote ein, während der Sturm draußen in Schnee und rief Landsleute zu Hilfe. Unterdes anschwillt, fie fönnen nach Westen abtreiben, immer weiter hatten die Staväringer Lust auf mehr Alkohol bekommen; nach Westen, bis zu dem berüchtigten Moskenaesstrom, wo sie darum setzten sie den Krämer zur Tür hinaus, sperrten die wie in einen Wirbel hineingerissen werden und in der Liefe Mamsell in einen Schrank und hatten nun alle Hände voll zu verschwinden. Vieles ist Sage, aber heute nacht sputen alle tun, denn es mußten Flaschen aufgezogen und Fässer ange- diese Erzählungen in den Gemütern. Eines jedenfalls missen stochen werden, damit alle ihre Freude daran hätten. Und alle: auf der wilden Ebene des Westfjordes hat manches Boot gerade als die Staväringer nur an Frieden und Trinken den Kiel nach oben gefehrt und manch ein Fischer ist auf dem dachten und mit ganz sanften Gesichtern dasaßen, kamen die Kiel geritten, ohne jemals wieder zu Menschen zu kommen. Ramdöler durch Hintertüren und Vordertüren herein und es ging recht lebhaft zu, nicht mit Trinken, sondern mit Fäusten

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und gelben Meffigtabakdosen, mit denen man drauf losschlug. In dieser Nacht hier in Grötöŋa fonnte Elezeus Hylla Tische, Stühle, Flaschen und Gläser flogen umher, der Lärm nicht schlafen. Gemiß war er ein Spaßmacher, und natürlich mischte sich mit dem Getrampel der schweren Stiefel, Schreien war er dabei gewesen, als die Namdöler verprügelt wurden, und Jammern ertönte und dumpf schlugen die Körper auf den aber er gehörte zu denen, die am liebsten andere spendieren Boden auf. Die Mamsell im Schrank schrie und rief, sie möchte ließen und sich stets beizeiten davonmachten. Heute abend lag heraus. Der Krämer stand draußen mit dem Lensmann und er auf dem Boot und dachte an den letzten Sonntag daheim. wollte herein, aber vorläufig war hier kein Platz. Die kleinen Sie hatten zusammen zum Abendmahl gehen wollen, er und Namdöler waren geschmeidig, sie rückten den großen, starken die Berit, und statt dessen hatte er sie geprügelt, und in der Tröndern dicht auf den Leib, stießen sie vor den Bauch, wo Kirche stand der Pfarrer und predigte und sagte, daß wir alle Nach alter Sitte lagen in Grötöna die Namdöler und es am wehsten tat, oder flogen ihnen an die Kehle und bissen. eines Tages vor Gottes Angesicht stehen werden. Ja, ja. warteten auf die Staväringer, um Prügel zu bekommen. Sie Das nannten sie raufen. Die Staväringer waren schwer- Und wenn du nun morgen vor Gottes Angesicht stehst, Elezeus? selber sagten, es sei umgekehrt, aber das war eine Lüge. Jetzt fälliger, aber wenn sie trafen, fiel der Kerl zu Boden. Selbst Morgen mußt du auf den Westfjord hinaus. lagen hier Namdalboofe in Menge, um zusammen über den Jakob humpelte umher und schwang die Tabakdose, aber Er war fein Feigling, er konnte es auf See mit jedem Westfjord zu fahren, und die Boote waren wie die Männer meistens stand er in der Tür und gab jedem Namdöier, der Beliebigen aufnehmen, und doch seufzte er jetzt, während er selbst ein buntes Gemisch. Es waren Liftringe und Jachten die Treppe hinunterpurzelte, einen Tritt in den Hintern. so dalag. Herrgott, ja. Herrgott, du mußt mir alles Böse und Nordlandsboote und Zehnruderer vom Aafjordtyp und Es fam, wie es fommen mußte, die Stube wurde von vergeben, das ich getan habe. Mein Gott, mein Gott. die Männer waren blond oder dunkel, aber meistens waren Namdölern gereinigt, und zum Schluß tranten die Staväringer ( Fortsetzung folgt.)