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Nr. 51940. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Brotpreis auf 80 Milliarden herabgesetzt.

Strenge Durchführung der Rationierung.

Im Verlauf der Verhandlungen am gestrigen Montag ist mit Wirkung von heute ab der Brotpreis für Groß- Berlin auf 80 Milliarden, der Preis für die Schrippe auf 3 Mil= liarden Ma rt festgesetzt worden.

richten, so lange zurückzutreten, bis die Reihe der hinter Da die kleineren Scheine ihnen Wartenden abgefertigt ist.

Dienstag, 6. November 1923

Neue Wege proletarischer Kunst.

In einer sehr gut besuchten Konferenz der Groß­

immer mehr zurückgewiesen werden, so sollte sich das Publikum Berliner Bildungsausschüsse der VSPD. sprach am

seinerseits gleichfalls durch strikte Ablehnung aller fleineren Scheine Sonnabend, den 3. November, Genosse Dr. Kestenberg auf beim Herausgeben zu schügen suchen.

Veranlassung des Bezirks- Bildungsausschusses über obiges Thema. Eine kurze Studie über die Probleme Masse und Füh­Die Verzweiflungstat einer Mieterin. rer, sowie über die Ersetzung des rein gefühlsmäßigen Sozialis­mus durch den wissenschaftlich begründeten leitete über zu dem Ge­Der Hauswirt als vermeintlicher Lebensreffer". danken, wie die bisher zu sehr an die bürgerliche Kunst, sich an­Zu der Preisfestsetzung, die am Sonntag zwischen den maß­Die im Vorwärts" mehrfach besprochene Affaire des Berliner lehnende proletarische Bildungsbewegung sich nach Ansicht des Vor­gebenden behördlichen Stellen und den Organisationen der Bäcker- 2yze allehrers Falk, in dessen Landhaus zu Eichwalde tragenden entwickeln müßte. Kestenberg will aus der Ar= meister getroffen worden ist, wird vom wedverband der seine Mieterin, Witwe Werner, im September v. 3. durch beiterbewegung eine ihren Bedürfnissen ange­Bäckermeister Groß- Berlins folgendes mitgeteilt:" Der Gasvergiftung ihrem Leben ein Ende machte, wurde paßte, aus ihrem Wollen und werden erwachsene am Montag, den 5. November, veröffentlichte Brotpreis von 140 Milliarden Mark beruhte auf Grundlagen, die den Preis- gestern vor dem Landgericht II Berlin erörtert. Das Schöffen- Kunst sich entwickeln sehen. Ueberall sichtbare Keime prüfungsbehörden vorgelegen haben und von diesen auch als be- gericht Königswusterhausen hatte Falt, weil er dem seine leblose und verheißungsvolle Anfäße gilt es zu unterstützen. Dabei gilt es, rechtigt anerkannt worden find. Die vor eilige Information Mutter aus der Wohnung hinaustragenden Sohn mit dem Re- einer etwa in roher, aufdringlicher Form entstehenden Tendenz­polver entgegengetreten war, der Bedrohung mit Tot- funft entgegenzutreten. Nur sollen die Ausdrucksformen ursprüng­der Deffentlichkeit durch das Ernährungsministerium am Sonntag schlag schuldig befunden und zu einer Geldstrafe von lich und original sein. Es darf nicht nach fertigen Schablonen ge­abend ist ohne Anhörung der Preisprüfungs= behörden und des Gewerbes erfolgt. Sie hat somit eine unge- 10 millionen Mark verurteilt. Gegen dieses Urteil Cegte er arbeitet werden, so daß wir bei unseren Bestrebungen den Eindruck Berufung ein. ermecken, daß wir eigentlich nur das Erbe bürgerlicher Kunst heure berechtigte Erregung der Bevölkerung hervorgerufen und Vor der Straffammer des Landgerichts I wiederholte der antreten. Kunst ist nach Restenberg Schöpferwille, bedauerlicherweise zu schweren Ausschreitungen gegen die Bäckereien geführt. Wir stellen weiter fest, daß Mehl gegen Papiermark nur Angeklagte seine Behauptung, aus dem Krachen bei der Zer- Weckung der Lust zur Produktivität. Deshalb er­zu bedeutend höherem als dem amtlichen Gold- trümmerung der Wohnungstür und dem sich erhebenden Geschrei geben sich für ihn Beziehungen zwischen Kunst und Arbeit, hervor­anleihefurs getauft werden konnte und daß wir Belege für habe er geschlossen, daß da oben ein Mitmensch in Lebens- quellend aus dem Rhythmus, die ihm zu begeisternden Ausführun­diese Preisforderungen den Behörden übergeben haben. Bei der gefahr sei und er ihm zu Hilfe kommen müsse. Er gab gen über den Tanz als Mittler revolutionärer Auch des Sprech­gefirigen Besprechung im Ernährungsministerium wurde dieser zu, daß es zwischen ihm und seiner Mieterin andauernd Reibereien Ausdrudskunst Veranlassung gaben. Standpunkt vom Bädergewerbe vertreten und diese Angaben fonn- gegeben hatte, aber die Schuld schob er auf Frau Werner. Bei chors ward in diesem Zusammenhang gedacht. Wichtig ist dabei, ten nicht widerlegt werden. Das Ergebnis dieser Besprechungen ist, dem letzten Streit nahm er ihr eigenhändig die Wohnungsschlüssel daß alle diese Aeußerungen aus innerer Notwendigkeit heraus ent­daß den Bäckern, die feine wertbeständigen Zahlungsmittel ein weg, und noch an dem Abend, an dem sie verzweifelt ihrem Leben stehen, daß sie auf ein gleichgestimmtes, williges, aufnahmefreudiges ein Ende machte, bedrohte ein von Herrn Fall an ihre Publikum wirken. Zuschauer und Zuhörer dürfen sich nicht rein nehmen, und somit auch das benötigte Mehl nicht in Goldanleihe Wohnungstür gehefteter Bettel fie mit gericht passiv verhalten; eine innige Wechselwirkung muß zwischen ihnen zu bezahlen in der Lage find, nunmehr für diese Woche Mehl zu lichem Einschreiten. In seiner im Erdgeschoß gelegenen als ein gegenseitiges Geben und nehmen sich herausbilden. Die erheblich niedrigerem Preise als dem Mehlpreis, der dem Brotpreis von 140 Milliarden zugrunde gelegen hat, zur Verfügung gestellt Wohnung wartete und horchte Fall( wie er selber vor Gericht ureigenste Aufgabe eines Kunstwerfs muß sein, Menschen seelisch werden soll. Die grundlegende Bedingung dabei ist, daß die Ber - schilderte), welche Wirkung dieser Bettel auf den die Mutter be- zu bereichern und zu vertiefen. Derartige Werte hervorzurufen, Er habe, sagte er, auf einen unsere Mai- und Novemberfeiern etwa in diesem liner Mühlen und Händler verpflichtet worden sind, dieses Meht suchenden Sohn ausüben würde. in Goldmart im Preise festzustellen, daß sie aber die Ver- Wutausbruch des Sohnes gerechnet, und als er dann von oben Sinn mit eigener Note zu erfüllen, bedeutet schon etwas auf diesem pflichtung haben, bei Bezahlung dieses Mehles den Umrech- Krachen und Geschrei hörte, sei er mit dem Revolver hinaufgeeilt Wege zu erreichen. Da noch alles im Werden, können Rezepte in - oder ich schieße!" Daß Form fertiger Programme noch nicht vorliegen. Die zahlreich nungsfurs in Papiermart vom Bäcker anzunehmen. und habe gerufen: än de hoch Dieses Mehl wird SO Prcz. ausgemahlen sein und ein dunkles, dem der Sohn durch die zertrümmerte Tür die Mutter hinaustrug, habe vorhandenen Keime, die namentlich in der Jugend­Markenbrot ähnliches Brot von vier Pfund Teigeinlage er nicht bemerkt. Er habe geglaubt, daß eine in Begleitung des bewegung vorhandenen Bestrebungen, zu ver Sohnes befindliche Frau es war die der Verstorbenen befreun- innerlichten Formen zu kommen, müssen nachdrück­ergeben." dete Frau Stinner ven ihm bedroht werde. Demgegenüber be- lichst gepflegt werden. fundeten der Sohn der Verstorbenen und Frau Stinner, daß Fait nicht darüber im untiaren gewesen sein könne, was sich da vor seinen Augen abspielte. Die Behauptung des Angeklagten, daß er angenommen habe, Frau Stinner werde von dem jungen Werner bedroht, sei sinnlos. Er habe sehen müssen, wie der Sohn die Mutter aus der Wohnung hinausschleppte. Trotzdem habe er gedroht, zu schießen, so daß Herr Werner erschreckt die an­scheinend noch nicht Tote fallen ließ. Des Angeklagten Bersuch, zu beweisen, daß Differenzen zwischen Werner und seiner Mutter be­standen hätten, wurde durch Bekundungen anderer Zeugen zurück­gewiesen. Zur Sprache fam, daß auch ein Ehepaar, daß nach Frau Werners Tod in die freigewordene Wohnung eingezogen war, schon böse Auftritte mit dem Hauswirt Falt erlebt hat.

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Eine sehr ausgedehnte und doch eng an das Thema und den Vortrag sich haltende Aussprache führte zu dem mit großem Beifall angenommenen Antrag, eine gleiche Konferenz noch einmal abzu­halten. Da dem Referenten der Vorwurf gemacht wurde, er ſei im Psychologischen stecken geblieben, so soll in der im Dezember stattfindenden Konferenz dem Kritiker das Referat übergeben wer­den. Mit einem Dankeswort an alle, die zur Bereicherung der Diskussion beigetragen, schloß Genosse Weimann um 10 Uhr die Konferenz.

Spekulation mit Goldanleihe aus Steuereingängen.

In einer Verordnung vom gestrigen Tage bestimmt der Magistrat, daß in der laufenden Woche das Großbrot aus Roggenmehl oder aus einem Gemisch von Roggen und an­beren Mehlen nur gegen Abtrennung des Ab­schnittes C der 41. Brottarte abgegeben und entnommen werden darf; vorübergehend anwesende Binnenschiffer erhalten Brot gegen Abgabe der vom Wasserbauamt mit Dienststempel versehenen Schifferbrotfarte. Die Verordnung, deren llebertretung nach der Reichsverordnung über Notstandsversorgung vom 13. Juli 1923 mit Gefängnis oder Geldstrafe bestraft wird, gilt nicht für die Abgabe von Brot an Händler, Bäcker, Speisebetriebe usw. zur gewerblichen Weiterveräußerung. Sie richtet sich gegen die fortdauernde Ein eklatanter Fall aus Beamtenfreifen gibt Veranlassung. Brotauffpeicherung, die stellenweise geradezu groteste im öffentlichen und steuerlichen Interesse bekanntgegeben und von Formen angenommen hat.( So erschien an einer Stelle jüngst eine Der Verteidiger, Rechtsanwalt Walter Bahn, beantragte den betroffenen Stellen gebührend beachtet zu werden: Bei dem Frau und verlangte den Umtausch von 28 gehamsterten und in die Freisprechung, weil Fall angenommen habe, in Notwehr Bentralfinanzamt in der Jüdenstraße in Berlin haben sich zwischen altbacken gewordenen Broten.) Der Magistrat kontrolliert für einen vermeintlich gefährdeten Mitmenschen zu sein. Er verlas einige obere Beamte, ungeachtet der entgegenstehenden dauernd, ob die Rationierung wieder entbehrlich wird. Die bisher eine Erklärung vom Lehrerkollegium des Berliner Luisen- Lyzeums, Dienſtvorschriften, ihr in Reichsmart empfangenes Ge­nicht fartenbezugsberechtigt gewesenen Personen( Bemittelte) er- an dem Fall amtiert. Darin wird ihm bescheinigt, daß seine Art halt über den Kaisentisch hinweg in Goldanleihe halten die 41. Brotkarte in der Auspabestelle des zuständigen Be- liebenswürdig und freundlich, seine Persönlichkeit ge- aus Steuereingängen eingetauscht. zirksamts. Die Ausgabestellen in den Bezirksämtern 1 bis 6 be- winnend und gefällig, feine Formen gebildet" feien. Herren soll sogar vor dem Zahlungstage, dem 1. November, eigen­finden sich: Bezirksamt Mitte Mexanderplatz 4. Bezirksamt Tier- Justizrat Roßbach, ter Rechtsbeistand des als Rebentläger zu- mächtig Goldanleihe aus den an die Reichskasse abzuführenden garien a) Derfflingerstraße 18 a, b) Turmstraße 76, Bezirksamt gelassenen Herrn Werner, berief sich auf das Zeugnis der jetzigen Steuereingängen gegen Reichsmart aus früheren Gehaltszahlungen Wedding Badstraße 36, Bezirksamt Brenzlauer Berg Danziger Mieterin des Herrn Falt, zu der er im Streit gesagt habe: Sie entnommen haben. Diese weit über die dienstlichen Befugnisse Straße 64, Bezirksamt Friedrichshain Koppenstraße 72, Bezirksamt dummes Luder, ich schmeiße Ihnen gleich die Mist: hinausgehenden Handlungen würden zwar zu Nutzen der betreffenden Kreuzberg Tempelhofer Ufer 1a. Die Ausgabestellen der Bezirks- gabel an den Kopf." Der Vorsitzende war der Zeugin bei Beamten geben, aber zu Lasten des Reichs, dem es nicht gleich­ämter 7 bis 20 sind bekannt. dieser Aussage ins Wort gefallen, so daß er sie ihr zum Teil gültig sein kann, ob ihm die Steuern in progressiv entwerteter abschnitt. Papiermark oder in wertbeständiger Goldanleihe zufließen. Im geboten und notwendig.

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Bitte, nur noch Milliardenscheine! Nach langer Beratung fam das Gericht zu einer Frei= Von der Direktion der Hochbahngesellschaft geht uns zum fprechung, weil es für möglich hielt, daß Falk in Not Schalterandrang bei der Hoch- und Untergrundbahn folgende Mit mehr zum Revolver greifen zu müssen geglaubt habe.. In der teilung zu: Durch Anschlag an den Fahrkartenschaltern haben wir Urteilsbegründung sagte der Vorsitzende, der Angeklagte sei nicht an die Fahrgäste die Bitte gerichtet, jetzt, wo bei den Fahrpreisen überführt worden, aber auch seine Unschuld sei nicht nachgewiesen. nur noch runde Milliarden in Betracht kommen, Geldscheine Das Gericht habe freisprechen müssen nach dem Grundsaß, daß unter einer balben Milliarde beim Lösen der Fahrkarten im Zweifelsfall zugunsten des Angeklagten zu entscheiden ist. möglichst nicht mehr zu verwenden. Der Grund des Tangen Wartenmüssens liegt lediglich darin, daß eine große Anzahl Meldepflicht für Wohnungen und möblierte Zimmer. Das Fahrgäste kleinere und verschiedenartige Scheine Städtische Zentralamt für Wohnungswesen weist erneut darauf aum gablen verwenden, deren Durchzählung so viel Zeit er bin, daß nach wie vor jeder Abschluß eines neuen und zwar auch über fordert, daß die Abfertigung sehr empfindlich darunter leidet. Wir Mietvertrages über Mieträume vom Vermieter hoffen, daß die Fahrgäste unserer Bitte Rechnung tragen werden; möblierte 8immer und Wohnungen jedenfalls sind die Fahrkartenausgeberinnen angewiesen worden, an binnen einer Woche nach Abschluß des Vertrages dem zuständigen Fahrgäste, die mit kleineren Scheinen zahlen wollen, die Bitte zu Wohnungsamt unter Vorlegung des Driginalvertrages anzuzeigen ist. dem frühen Morgen am Steuer gestanden. Und so ein Tag auf dem Westfjord greift an.

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Copyright Georg Müller, München .

Die Lofotfischer.

Roman von Johan Bojer . Und von Himmel und Meer hoben sich diese Wolfen­schichten als feste Berge ab, die blau mit weißen Streifen, mit Schneefappen auf den Gipfeln, fich in langem Zuge nach Süd­westen hinziehen. Es ist ein Heer von Steinriesen, die über das Meer hingewandert sind und jetzt halt gemacht haben, um nachzudenken.

Sie sahen schon gelbe Leuchtfeuer, die zwischen den Felsen auf das Meer hinausblickten, und sie hörten ein fernes Lärmen, als sänge das Meer; das war die See, die sich an den Klippen und Schären an der unruhigen Küste dort drüben brach.

Die vielen Segler auf dem Westfjord nahmen jetzt nach den Leuchtfeuern den Kurs auf die verschiedenen Fischerpläze zu, bei denen sie den Winter über arbeiten wollten.

9.

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Als die Männer an dem Hause antamen, lag eine große Schneewächte vor der Tür, und während die übrigen sich daran machten, sie wegzuschaffen, holte Kaneles beim König " des Fischerplages die Schlüssel der Hütte.

Schnee stiebte ins Haus, als sie endlich die Tür öffnen fonnten, und der erste Raum war leer, denn hier sollten Mehl­fäcke, Tonnen, Vorratskiften und Netze aufgestapelt werden. Aber als sie im nächsten Raum ein Streichholz angezündet hatten, sahen sie auch hier Schnee, der hereingeschneit war, auf dem Fußboden, wie auch auf den Pritschen an der Wand. Ein fleines Fenster nach dem Sund zu war ganz blind vom See­wetter draußen und von Spinngeweben innen, der Fußboden war schawrz, es roch hier nach Fischen, nach Fellen, nach Moder. In diesem Raum sollten die beiden Besatzungen, zwölf Mann im ganzen, den Winter über haufen. Hier war es eis­talt wie in einem Schuppen.

Später am Abend lief die Robbe" durch einen Sund mit roten und grünen Lichtern an den Seiten, und da drinnen," Mir scheint gar, der Draug*) hat vergessen, die Stube unter einer schroffen Feldwand lag der Fischerplay, Licht an für uns aufzuräumen," sagte Raneles. Licht aus Häusern und auf den Brücken an Land, von Ka- Ueber dem Tisch hing eine Lampe mit ein wenig Del, sie jüten und Masten im Hafen. Das schwarze Wasser des wurde angezündet, man fand ein paar Scheite Holz und machte Sundes war von Lichtstreifen übergossen, und ein strenger Feuer in dem rostigen Ofen, wo ein schwarzer Kaffeekessel Geruch von Tran, Teer und Fischen schlug einem entgegen. ihrer wartete, mit einem Rest brauner Brühe vom vorigen Dann wurde die Robbe" veranfert, bis ihr der Hafen- Jahr. Es war auch eine fleine Küche in dem Hause, und da aufseher ihren Platz anwies, und nun lag sie in den Licht- draußen in dem verschneiten Herd stand ein schwarzer Topf streifen, grau von all dem angefrorenen Meerwasser. mit ein wenig Suppe, die sie wegzugießen vergessen hatten, als sie voriges Jahr nach Hause fuhren." Elezeus.

Na, Henrik, jetzt binde nur die Schürze um!" fagte

Einer dieser

öffentlichen und steuerlichen Interesse ist eine sofortige Prüfung

Werffarife heute unverändert. Die Direktionen der städtischen Gas-, Wasser und Elektrizitätswerke teilen mit, daß der Preis für Gas, Wasser und Strom am 6. d. Mts. unverändert bleiben. Die Entwässerungsgebühr beträgt 15 Milliarden.

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Bezirksbildungsausschuß Groß Berlin . Alle bis jetzt noch nicht verkauften Karten für die Proletarischen Feierstunden sind bis Mittwoch, den 7. November, an das Bureau des Bezirksbildungsausschusses zurückzu­geben.- Arbeiterbildungsschule Groß- Berlin. 13. Kreis( Tempel. of Mariendorf ). Wegen der Beriammlungen am Dienstag fält der Kursus in der Werder - Schule diese Woche aus und nimmt nächsten Dienstag seinen Fortgang. 14. Kreis( Neukölln). Für die Ar­beitsgemeinschaft Neukölln( Genosse Grunwaldt) findet der nächste Unter­richtsabend nicht Freitag, den 9., sondern Donnerstag, den 8. Nov., statt. fonnte. Draußen in der Küche prasselte schon das Feuer unter einem großen Topf mit Wasser, und der Kessel verbreitete Kaffeeduft in der Stube.

Wir müssen heute abend doch Essen kochen," sagte Henrik und stand in der Küchentür, noch in seinen Wasserstiefeln. " Elezeus, du mußt aufs Meer hinaus und für frische Fische sorgen."

" Das werden wir machen," grinste Elezeus. Er hatte fchon Pantoffel an und trottete zur Tür hinaus.

Elezeus war mit allen Bewohnern des Fischerplatzes gut Freund, und es dauerte nicht lange, bis er mit drei mächtigen Dorschen in der einen Hand und einem Wasserschöpfer voll Leber in der anderen zurücfam. Das hatte er von einem Fischer entliehen, der hier zu Hause war.

" Teufel auch, das soll ein Essen geben," sagte Kristaver, als er gleich darauf zur Tür hereinfam.

Bald freiste das Schnapsglas, alle nickten und tranken fich zu. Gut tat es, heißen Kaffee zu bekommen, aber wenn die Kälte draußen auf dem Meer grimmig gewesen war, fo begannen jekt hier drinnen in der Wärme Finger und Zehen ganz mörderisch zu schmerzen. Die Männer schlugen die Hände gegeneinander, schüttelten die Finger und sprangen in Bon­toffeln in der Stube umher, aber schließlich blieb nichts weiter übrig, als die Strümpfe auszuziehen und dann hinauszugehen und Hände und Füße eine Weile in den Schnee zu stecken. Und gerade als die Kartoffeln gefocht waren und Fisch und Leber dampfend auf der Schüssel lagen, gab es draußen ein großes Getrappel und die Besayung vom Meerleuchten" fam hinter Ber Suzansa zur Tür herein.

Saar waren grau von Eis, es murde so falt in der Stube,

Scharfe Kälte strömte von ihnen aus, Belze, Bärte und

Und die Männer stampften an Land, steifbeinig; das Eis auf ihren Kleidern, das jetzt, als sie sich in Bewegung setzten, zu zerbrechen begann, raschelte, und sie gingen auf ein nie­driges, gelbgetünchtes, fleines Haus zu, das zwischen hundert Henrit Rabben pflegte für Gemütlichkeit und Reinlichkeit es war, als bringe jeder der Männer einen Wintertag mit. anderen gleicher Art lag und dessen Rasendach vom Licht be- im Hause zu sorgen, und während die anderen Vorratskisten Schienen war. Es war die Behausung, die sie mit der Be- und Decken vom Boot hereinschleppten, holte Henrik Wasser, fagte Per Suzansa und lachte. fagung vom Meerleuchten" im Winter teilen sollten. spülte Refsel und Topf aus und fegte den Schnee vom Fuß­Aber Kriftaver begab sich sofort nach dem Telegraphen- boden und Pritschen. Als die Männer nachher hereintamen, amt und schrieb hier mit den aufgeschwollenen Händen müh- begannen bald Bart und Haar zu tropfen, weil das Eis in felig das Telegramm, das in jedem Jahr gleich lautete, und der Ofenwärme schmolz. Nun warfen sie die Delröcke ab und auf das Frau und Kinder in den grauen Hütten dort im Süden tauten die gefrorenen Stiefel am Ofen auf. Es dauerte seine Zeit, ehe sie weich genug wurden, daß man sie ausziehen *) Draug Seegespenst.

warteten.

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,, Alle Bekannten angekommen. Alles wohl. Kristaver." Dann richtete er sich auf und verschnaufte. Er hatte seit!

,, Das ist recht! Ihr habt das Essen schon fertig, sehe ich," Kristaver war schon aufgestanden und schenkte ihnen einen Schnaps ein, zum Willkommen auf dem Lofot, und sie gaben ihm Bescheid und sagten felbft: Willkommen. Bald hatten die Neuankömmlinge alles Nötige aus dem Boot hereingeschafft und die Stiefel ausgezogen, und nun saßen sie um den Tisch versammelt, zum erstenmal in diesem Jahr, alle zwölf, die den Winter über einen Hausstand bilden sollten.

( Fortsegung folgt.)