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Mgen auf! Arbeiter, schaut Euch die Männer an, die Euch zu Gewalt- tätigkeiten aufhetzen! Deutschvölkische Agitatoren haben mißleitete Massen zu Pogromen ausgepeitscht. Der große Sturm auf das Berliner Iudenviertel ist sorg- f ä l t i g und mit kühler Berechnung von dsutschvölkischen Demagogen vorbereitet worden, um die verfahrene politische Lage in Deutschland katastrophal zu steigern und die Massen den dunklen Zwecken des Faschismus nutzbar zu machen. Die dcutschvölkischen Führer wollen nicht allein gegen die Juden aufwiegeln, sie wollen zugleich durch diese Ausschrei- tungen den Beweis führen, daß nur eine Rechtsdiktatur den Bürgerfrieden in Deutschland noch sichern kann. Die gleichen Massen, die erst von deutschvölkischen Putschisien gegen die Juden aufgerufen worden sind, werden dann als bolschewistisch verschrien, und morgen lebt die deutschvölkische Presse von Schauergeschich- ten über bolschewistische Revolten. Arbeiter! Genossen! Durch Ausplünderung von Juden kommt Ihr der kapitalistischen Ausbeutung nicht bei. Wenn Kahn heute nicht mehr wuchern kann, wuchern morgen Thyssen und Stinnes um so mehr. Der jüdische wie der christliche Ausbeuter, der schwarze wie der weiße Jude werden erst fallen, wenn der K a p i- t a l i s m u s fällt. Nur ein wurzelliefer Eingriff in die kapitalistische Ausbeutungswirlfchaft kann das deutsche Volk retten. Nur eine große staatliche Organi- sation kann die hungernden Volksmassen ausreichend versorgen. Nicht Plünderung, sondern weitausfchauende gesellschaftliche Organi­sation führen zum Ziele. Wenn der Brotpreis heruntergesetzt wurde, so ist dies nur auf das sofortige Eingreifen der Gewerkschaften zurückzuführen. Arbeiter, Angestellt« und Beamte! Laßt Euch nicht vom Faschismus mißbrauchen, der erneut zu einem großen Schlage ausholt! Stellt die Provokateure, sorgt für ihre Eni- larvung! Achtet auf deutschvölkische Agitatoren in den Betrieben! Meldst deren Namen Euren Organisationen! Augen auf! Gewerkschaftskommission Verlins und Umgegend. S a b a t h. Allgemeiner freier Angestelltenbund, Ortskartcll Verlin. Flatau. Wewzow. Allgenieiner Deutscher veamtenbund. Ortsausschuß Groß-VerNn. Röpke. fln Sie öemokratifthen Nspublikaner! Auch der Deutsche Republikanische Reichsbund erlaßt einen Aufruf, in dem es u. a. heißt:In dieser Stunde drohender Großgefahr fordern wir alle unsere Mitglieder sowie die Angehörigen der uns korporativ angeschlossenen Verbände, darüber hinaus alle demokratischen Republikaner auf, sich für den Einsatz mit Leib und Leben bereitzuhalten. Noch heute kann der Appell zur Verstärkung der bewaffneten Macht der Länder und des Reiches ergehen. Setzt Eure Ehre darein, gemäß Eurer tausend- sachen Gelöbnisse unter den ersten Freiwilligen zu sein." Unterzeichnet ist der Aufruf von den beiden Vorsitzenden Konrad chaenisch und Karl Vetter.

Regierungserklärung in Sachsen . Ministerpräsident FeNisch gegen die Militärdiktatur. Dresden . 6. November.(Eigener Drahtbericht.) Die heutige Landlagssitzung wurde kurz nach 1 Uhr eröffnet. Den Platz des zurückgetretenen Landtagsabgeordneten Pudor hat der Leipziger Gowerkschaftssekretär K r a h n e r t übernommen. Krahnert gehörte der Volkskammer in dem ersten sächsischen Landtag als Mitglied der USP. an. Mit Zustimmung des Nauses teilte der Präsident mit, daß sich das Plenum nach Entgegennahme der Regierungserklärung auf zwei Stunden vertagen werde, damit den Fraktionen Gelegen- Heu gegeben werde, zur Regierungserklärung und gleichzeitig zum volksxarteilichcn Auflösungsantrag Stellung zu nehmen.. Darauf verlas Ministerpräsident Genosie Felllsch eine Regierung«- e r k l ä r u n g, in der es heißt: Meine Damen und Herren! Die Regierung, die in schwerster Zeit der Rot des Volkes und Länder ihr verantwortliches Amt an- tritt, wird es als ihre Aufgabe betrachten, auf dem Boden der Verfassung zu wirken und die Verfassung zu schützen. Ich versichere, daß die Regierung diese Pflicht getreu erfüllen wird, sie fordert aber Achtung der Verfassung im ganzen Reich und rücksichtsloses Vorgehen der Reichsgewalt allüberall dort, wo wirklich Verfassungsbruch vorliegt. Es darf aber nicht vorkommen, daß in Deutschland die verfassungs­mäßige Regierung eines Landes, die die Einheit des Reiches auf dem Voden der Reichs Verfassung erhält, wider Willen durch das Reich beseitigt wird. Die Regierung stellt fest, daß bei dem vorgehen gegen die bis­herige sächsische Regierung eine Form zur Anwendung gekommen ist, die mit der Würde einer Landesregierung un- vereinbar und für ein Volk in einem parlamentarisch regierten Lande unerträglich ist. Die neue Regierung stellt den ernstesten versuch dar, auf verfafsungsmäßig-parlanieutarischer Grundlage die mili­tärische Diktatur im Lande zu beseitigen und die ordentliche Regie- rung'gewalt In Sachsen wiederherzustellen. "Sie erwartet, daß die Aufgabe im ganzen Lande und vom ranzen Volke rechtzeitig erkannt und an ihre Lösung von allen red- lich mitgearbeitet wird, um hohe Güter von Wirtschaft und Freiheit zu retten." Diese Erklärung wurde von der Mitte des Hauses mit Beifall aufgenommen. Die Kommuni st en haben folgenden Antrag eingebracht: Der Landtag wolle beschließen: Die Negierung genieß: nicht das Vertrauen des Landtages. Der A u f l ö s u n g s a n t r a g der Deutschen Volkspartei wird voraussichtlich einer Kommission überwiesen werden. Nach Wiederaufnahm« der Landtagssitzung um 4 Uhr gab Ge­rüste WIrth namens der VSPD.-Frattion eine der Regierung zu- stimm-mde Erklärung ab. Abg. Beoklcr lDtn.) sprach sich gegen die Regierungserklärung aus imd versicherte, daß er sich, wenn er zwischen Bayern und Stresemnnn zu wählen hätte, für Bayern und gegen Stresemann entscheiden würde. Dem volksparteilichen Antrag auf Auflösung des Landtages stimme feine Fraktion zu. Abg. Kaiser(D. Bp.) begrüßte die Erklärung d r Regierung, auf dem Boden der Verfassung arbeiten zu wollen und b gründete den Auflösungsontrag seiner Partei. Der Kommunist Böttcher ertlärt«, daß auch seine Fraktion für die Auflösung des Landtages stimmen werde, und beschäftigte sich in zweistündiger Rede mit der Entwicklung der politischen Lage. Um 7 Uhr wurde die Sitzung auf Donnerstag vertagt. In dieser Sitzung soll über den volksparteilichen Auslöfungsantrog und den kommunistischen Mißtrauensantrag abgestimmt werden.

Unsere Vers Die Partei rief und viele, viele kamen!" kann man in Abwandlung eines bekannten Worts sagen, wenn man die Gesamtheit der gestrigen Versammlungen übersieht und den Gesamteindruck in wenigen Worten zusammenfassen will. Man hatte diesen Ruf der Partei schon längst erwartet. Di« Versammlungen waren der Auftakt zu der General- abrechnung, die sich nunmehr, nachdem die Partei in jähre- langet Geduld unter Zurückstellung parteipolitischer Wünsche das Asußerste an Rücksicht, Selbstverleugnung und klug ab- wägender Taktik zumWohldesgesamtendeutschen Volkes getan hat, unaufhaltsam vollziehen wird. Es war erfreulich zu sehen, wie trotz Not, Hunger und Entbehrung der alte herrliche Kamps- gei st wieder aufstand. Keine Spur von Verzagtheit, Müdigkeit und Verzicht! Das Arbeitsheer von Berlin , ge- tragen von der Sympathie und der Hoffnung aller jener, die zu den Idealen der Volksfreiheit, des Volksrechts und des Volksstaates stehen, wartet der Parole zur Verteidigung dieser Ideale. Unsere Redner gaben im allgemeinen zunächst einen kur- zen Rückblick von der Zeit des Zusammenbruches des Kabi- netts Wirth ab, kennzeichneten die überaus verderbliche Wirkung des Kabinetts Cuno, das sich unfähig er- wiesen hotte, die Ruhrangelegenheit gegen den Willen der Re- oktionüre und Putschisten zu einem gedeihlichen und ertrag- lichen Ende zu führen, und gingen damr auf die Notwendigkeit ein, vor die sich die Sozialdemokratie eines Tages gestellt sah, wiederum in das Kabinett Stresemann einzutreten, um v o n dem Volk das Aergste abzuwenden. Zum Schluß kam dann die brennendste Frage zur Ve- Handlung: Was wird werden? Was steht bevor? Unsere Redner ließen keinen Augenblick Zweifel über den furchtbar ungeheuren Ernst der Lage. Vielleicht werde der Augenblick kommen, wo die Partei vor der Notwendigkeit stehe, die Genossen zum o r- ganifierten Schutz der Republik aufzurufen, und dieses Rufes mögen alle Genossen, alle Republikaner gewärtig sein. Die Ausführungen unserer Redner wurden mit der gespanntesten Aufmerksamkeit angehört. Den Kommunisten hingegen waren die Ausführungen offenbar höchst unbequem, und sie oersuchten vielfach mit den bekaimten Mitteln unsere Redner zu bekämpfen. Ueberall wo die Redner auf die bereits begonnenen Judenpogrome eingingen, entstand lebhafte und unver- hohlene Entrüstung. Einmütig war man der Ueberzeugung, daß man unterAufbietung allerKräste und unter Einsetzung der so lange und so oft bewährten Opferfreudigkeit aller derer, die es noch können, die Partei siegreich aus den Klippen dieser Zeit he rausbringen müsse und werde. Disziplin und engster Zusammenschluß aller wahren Sozialisten und Republikaner werden das Aeußerste abwebren. Aber auch die Kommunisten hatten diese günstige Ge- legenheit wahrgenommen, und ihr« Angehörigen stellten viel- fach an die Geduld und die Rücksicht unserer Genossen die denk- bar größten Ansprüche. Wenn man diese völlige Undiszipli- niertheit betrachtet, dann kann man sich vorstellen, was für eineDisziplin" in einer roten Armee herrschen würde. Faßt man den Eindruck der gestrigen Versammlungen zu- sammen, so ergibt sich, daß aus der Not der Zeit immer stärker und bewußter der Wille des Volkes zu einheitlicher, machtvoller Zusammenfassung in Politik, Wirtschaft und Kultur drängt, und daß dieses Ziel sich nur erreichen läßt durch ein« inner- lich und äußerlich starke Sozialdemokratie. Als Aufgabe aber der nächsten Tage und Stunden ergab sich: Asußerste Wachsamkeit! Geschlossene Diszi- p l i n! R u h i g e N e r v e n! Und Bereitschaft, dem RufderFührer zu folgen! Vor einer stark überfüllten Versammlung in haverlomds Fest- sälen. Neue Friedrichstr. 33, sprach Genosse Landtagsabgeordnetcr Otto Maier. Er appellierte an die Arbeiterschaft, in der Stunde der Gefahr für die Republik zu kämpfen, weil sie die Grundlage ist, auf der die soziale Republik aufgebaut werden könne. In der Dis- kussion sprachen auch einige Kommunisten, die von dem Redner im Schlußwort abgefertigt würden. In den Arrniniussälen In Moabit sprach Genosie B re i t s ch e i d vor einem überfüllten Saal, in dem sich die Kommunisten in den Hiirtcrgnmd konzentrierten, um von dort den Redner sortwäbrend zu unterbrechen, bis der Abg. H ö l l e i n seine Anhänger zur Ruh« und Besinnung rief. In der Diskussion sprach dann Höllein ein« geschlagene Stunde. Er begann vielversprechend: In dieser Stunde solle«in jeder zu er st an die eigene Brust schlagen und man durfte ein ehrliches Bekenntnis der großen Fehler der Kommuni st en erwarten. Aber statt dessen ertönten wieder mit einem Uebermatz an Stimmenauf- wand die alten Beschuldigungen gegen Sozialdemokratie undVor- wärt?". Weiterhin sprach Genossin Pfülf: sie erwähnte, daß sie aus Bayern komme, und daß, wenn es dort losgehe, die Sozia l- demokratie den ersten Ansturm der Reaktion aus- halten werde. Tosender Beifall bewies die Richtigkeit ihrer Ausführungen. Zum Schluß gab Genösse Brcitscheid den alten ab- gsdroichsnen Phrasen Hölleins den Gnadenstoß. In der sehr gut besuchten Versammlung imArtus- Hof" in Moabit sprach die Genossin Nemitz. Die Referentin gab in ihren Ausführungen ein getreues Bild der gegenwärtigen Si- tuation. In großer Zahl erschienene Kommunisten suchten die Der- sammlung zu stören. Dennoch konnte die Versammlung gut zu Ende geführt werden. Schon lang« nor 7 Uhr war die Versammlung in den Pharus- sölen überfüllt. Taufende von Arbeitern fanden keinen Einlaß mehr. Unter stürmischem Beifall zählte der Genosie Künstler in einem 1 stündigen Referat die Gefahren auf, die der Republik und der Arbeiterschaft drohen. In der Diskussion sprach Scholem und zwei Parteilose. Künstler fertigte sie in seinem Schlußwort sachlich aber«nergiscb ab. Die Versammlung verlief begeistert. Im Garten fand eine Parollclversammlnng statt. Bezirke Friedrichshain und Prenzlauer Berg . Die Versamm- lung im Saalbau Friedrichshoin war so stark besticht, daß sie vor­zeitig geschlossen werden mußte. Genosse Erispien referierte unter starkem Beifall. In der Diskussion schickten die Kommunisten eine Reihe von Rednern vor, unter anderen den bekannten Paul Hoffmann , der« Sozialdemokraten als Verräter beschimpfte. Stürmischer Widerspruch aus der Mitte der Versammlung hinderte ihn am Weitersprechen. In seinem Schlußwort wies Genosie Erispien die kommunistischen Angriffe zurück. Die Versammlung nahm dann eine Resolution an, die sich gegen das Todesurteil wendet, das von dem Hamburger außerordentlichen Gericht gegen den Kommu- nisten Korell gefällt wurde. In der Hafsnheide war die Versammlung schon gleich nach der Saaleröffnung überfüllt, so daß sie abgesperrt werden mußte.' Immer neue Massen rückten an, die aber keinen Einlaß ! mehr finden konnten. Um 7 Uhr war auch der große Garten

besetzt. Die Kommunisten nutzten die Situation aus. Im Garten wurden Taufende von Flugblättern:Warum ist der ge- meinsame Aktionsausschuß für Groh-Berlin gescheitert?" verbreitet, Dann sprachen von der Gartenbühne kommunistische Redner in solch plumper Weise, daß die nicht ganz Vernarrten diesen Schwindel so- fort erkannten. Es sprachen mehrere Genossen unserer Partei, die den kommunistischen Rednern nichts schenkten. Nur zu recht lzatte ein Zwischenruser, der die kommunistischen Redner aufforderte, doch endlich mal ein« andere Walze aufzustecken. Im großen überfüllten Saal sprach Reichstagsabg. Genosie Braß, der stürmischen Bei- fall erntete. In der Diskussion sprachen außer KPD . und KAPD . eine Reihe unserer Genossen. Speziell Genosse L i e d t k e blieb den Kommunisten nichts schuldig. Während des Referats und der Dis- kussion war die Versammlung äußerst ruhig. Erst als ein S ch l u ß- an trag angenommen und dadurch einemkommunistischen Cr- werbslosenrat" das Wort abgeschnitten wurde, tobte die kommu- nistische Jugend. Der Vorsitzende schloß kurzerhand die Versamm- lung, um nicht durch diesen Zwischenfall den gewaltigen Ein- druck abzuschwächen. In Wilmersdorf referierte imViktoriagarten" vor zirka 1200 Personen der Genosse Hertz unter großem Beifall. In der Dis- kussion sprach ein KPD. -Mitglied, die Genossin Wochenheim und ein« weitere Diskussionsrednerin. Im Schlußwort ttat Gen. Hertz für die Einigung der Massen im Abwehrkampf gegen die Reaktion«in. Die Versammlung in der Uhland- Schul« in Schöneberg war überfüllt. Es fand eine Parallslversammlung statt. in der Genosie Thurau sprach. Es war außerdem noch eine große Ansammlung auf der Straße, in welcher eben- falls eine Ansprache gehalten wurde. Im Saale sprach Genosse A u f h 8 u s e r unter großem Beifall. Die Diskussion wurde Haupt- sächlich von kommunistischen Rednern bestritten, die sattsam be- kannte Phrasen wiederkäuten. In seinem Schlußwort wandte sich Genosse Aufhäuser gegen die demagogischen Versuche der kommu- nistischen Redner, besonders von Frau Rosi W o l f st e i n, die sozialdemokratischen Massen gegen ihre Führer auszuspielen. Er schloß mit dem Satz: Wenn die Einigung der deutschen Arbeiter kommt, kommt sie über die Köpfe kommunistischer Führer wie Rosi Wolfstein hinweg. Die Versammlung in Steglitz , in der Oberrealschul«, Elisen- straße 4, war überfüllt. Die Kommunisten und Unabhängigen waren mit ihrem ganzen Anhang von Unorganisierten und Arbeits- losen angerückt. Es gelang der Referentin, Genossin Böhm- Schlich, dennoch, ihren Vortrag zu Ende zu bringen. Dann wurde der übliche Antrag auf ein Korreferat mit unbeschränkter Redezeit gestellt. Als der Versammlungsleiter das ablehnte, erhob sich«in nicht zu stillender Lärm, so daß sich der Vorsitzende veranlaßt sah, die Versammlung kurzerhand zu schließen. Die Versammlung in Mariendorf. in der Schulaula Kurfürsten- straße, war schon lange vor Beginn außerordentlich stark überfüllt, Genosse Dr. Löwenstein nahm in kräf- tigen Worten gegen die Reaktion Stellung. Seine Ausführungen wurden mit großem Beifall aufgenommen. In der ausge- dehnten Diskussion wurde auch von der KAPD . und KPD . die Rede des Genosien Löwenstein gutaeheißen. Die Stimmung der Der- sammlung war geradezu begeistert. Bereits sine Dreiviertelstunde vor Beginn der Versammlung in Trepkow-Bciuinschulenweq waren der Große Saal des Kinos. sämtlich« Zugänge überfüllt und immer nepe Massen eilten herbei, so daß zur Sperrung geschritten werden mußte. Seit Bestehen einer Arbeiterorganisation hiesigen Ortes ist die gestrige Versammlung die stärkste gewesen, die je hier abgehalten worden ist. Genossin Wurm hielt ein mit Beifall entgegengenommenes Referat. In der Diskussion sprachen zwei Genossen' der KPD . und der Genosse Haß, der unter starkem Beifall zur Einigkeit auftief. Der 17. Kreis, Lichtenberg , hielt in der Schulaula im Lyceum, Rathansstraße, eine Versammlung ab, in der der Genosie Dr. Kurt R o s e n f e l d sprach und welche derart überfüllt war, daß eine Porallelversammlung abgehalten werden mußt«, in der der Genosse W u s ch i ck referierte. Die Diskussion war lebhaft, konnte aber, soweit Geaner sprachen, nichts Ernstliches und Schwer- wiegendes gegen die Parteipolitik vorbringen. So konnten nach einem kurzen, mit starkem Beifall aufgenommenen Schlußwort der Referenten die Haupt- und Nebenversainmlung nach gutem Verlauf mit einem brausenden Hoch auf den internationalen Sozialismus geschlossen werden.

Kohr zu bolschewistisch. Selbst Deutschnationalc lehnen ihn ab. München , ß. November.(Eigener Drahtbericht.) Di« aus München ausgewiesenen Juden sind zum größten Teil polnische Staatsangehörige und stammen aus den von Oesterreich abgetretenen Gebietsteilen: einig« der Ausgewiesenen sind heute noch nach Oesterreich zuständig. Nun sind im Austrage ihrer Regierungen das polnisch« und österreichische Konsulat in München beim General- staatskommissar vorstellig geworden, um ein« Zurücknahme oder wenigstens«ine Milderung der Ausweisungen zu erlangen. Das ist in einigen Fällen, wo die Ausgewiesenen Oesterreicher sind, auch ge­glückt. Eine Anzahl der Ausweisungen wurde wieder rückgängig gemacht und«inigen der Betroffenen gewisse Milderungen zu­gestanden. Unrichtig ist aber, daß«ine allgemeine Sistierung der Ausweisungsorder erfolgt ist. Die grundsätzlich« A n o r d- nung des Generalstaatskommissars wird voll aufrecht- erhalten. In diesem Zusammenhang erregt es lebhaftes Aufsehen, daß K a r d i n a l F a u l h a b e r, der als überzeugter Monarchist Wittels- bachischer Farbe sich schon öfier in sensationeller Weise betätigt hat, in seiner Zlllerseelenpredigt gegen die. Judenverfolgungen Stellung genommen hat, indem«r u. a. sagte:Mit blindem Haß gegen Juden und Katholiken, Bauern und Bayern können keine Wunde geheilt. iverden. Mit einem Bürgerkrieg werden neue furchtbar« Leiden ins Land gebracht. Wir müssen alle zusammen Helsen , um über die Rot des Winters Herr zu iverden. Wir fragen nicht nach Partei, jedes Menschenleben ist uns heilig." -» München , 6. November. (Mtb.) Der Gmeralstaatskommissar hat dasV o l k s b l a t t" in Koburg und dieB o l k s w a ch t" in Freilassing auf je 14 Tage verboten. Die demokratischeNürn- berger Morgenpresse" und dieNürnberger Sonn. tags presse" wurden auf je 3 Wochen verboten. Dagegen ist das Verbot der sozialdemokratischenMünchener Post", das auf unbestimmte Zeit erlassen worden war, mit Wirkung vom 8. No- vember vom Generalsiaatskommissar wieder zurückgezogen. Ersah derLusitania "-Schöden. Ver gemisckte Ausschuß für Entschädiauiigsanipiüche hat die amerikanische Forderung gegen Deiitschlaud wegen Ersatz füll den Verlust von Menschenleben, Ge- sundhsitschädigungen und Eigenliimkverluste infolge derTorpedierung derLusitania " genehmigt. Nach den von dem Ausschuß nieder- gelegten Grundsätzen werden Ansprüche in Höhe von 22 000 000 Dollar für Verluste anläßlich des Unterganges derLusitania' ge- nehmigt, dagegen 345 Millionen Dollar Ansprüche wegen Eisatz iiic die Kriegsrisikoverncherungspräniien, die von amerikanischeu Reedern bezahlt sind, abgelehnt worden.