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k?r. 521 45. �ahrgaag

Heilage öes vorwärts

Mittwoch, 7. November I92ö

wie hoch öurste öer Hrotpreis sein?

Eine intereffante Berechnung«

Mit Rücksicht darauf, daß di« starten Schwankung«» des s und bei B r o h e. A m O» b a h n h o f. 3S0 Sack Mehl. Ferner Papiermarkkurses keine hinreichenden Unterlagen für ein« Prüfung� sind durch Beamte der Abteilung W. die Lagerräume des

M. 20,- M. 22,60 M. 83, 8.11 M. 1,04.

albmatf

der Angemessenheit des Brotpreises bilden, ist angeregt worden, eine Berechnung des Brotpreises auf der Gold- b a f i s vorzunehmen. Di« in Verfolg dieser Anregung von gut unterrichteter Seite angestellten Erhebungen haben zu dem in nach- folgender Ausstellung niedergelegten Ergebnis geführt. IZerliner Börsennotierung für den Doppel« zentner Roggen rund sab Er,eugerstation) Verkaufspreis an Mühlen einschl. Frachten, Lagergeld. Umsatzsteuer usw...... klbaabepreis der Mühlen an Händler für den Doppelzentner Mehl........ Abgabepreis der Händler an Bäcker.... Löhne: 1. Wochenlobn. Lohn in voriger Woche bei einem DurchschnitiSurS von 160 Milliarden und S Doppelzentner Leistung.... 2. Meistergewinn(ein Drittel)..... 3. Kohlenverbranch: 1 Ztr. Brikett »(Doppel­zentner ISO Milliarden bei einem Gold- markkurS von 100 Milliarden).... 4, 2�. y Piund Salz.......... 5. Vi Pfund Hefe.......... 6. 1 Pfund Streumehl........

86,30

Spediteurs Meier, K a is erin- A u g ust a-A l l e e 110, durch- iucht worden. Es wurden beschlagnahmt: 26 Sack Weizenmehl. 1200 Sack Reis, 80 Sack Zucker, 500 Pakete Würfelzucker, 100 Kisten Kunsthonig, 80 Sack amerikanisches Weizenmehl und 80 Sack Kar- toffelmehl. Die Räume wurden verschlosien und versieaelt. Die Beschlagnahme von Mehloorräten bei den Mühlen und Großhändlern wird nach der Meldung der BS.-Korrespondenz als «inempfindlicher Fehlschlag" bezeichnet. Die insgesamt von den Beamten festgestellten und in Sicherheit gebrachten Vorräte genügen lediglich dazu, den vierten Teil des Berliner Tagesbedarfs zu decken. Sollten die Verhältnisse auf der Berliner Produkten- oörse sich in den nächsten Tagen in der bisherigen Weife weiter entwickeln, wird voneingeweihten Kreisen"(I) mit einer in diesen Zeiten doppelt gefährlichen Mehl- und Brotnot gerechnet. Es ist zu hoffen, daß das Reichsernährungsministerium sofort ein- greift, um diese der Reichshauptstadt drohende Gefahr zu beseitigen. Dies« Ausführungen tragen deutlich den Stempel der Jnter- efsentenweisheit. Wieder wird protestiert, ohne auch nur den Versuch zu einem anderen Vorschlag, der Brot zu erschwinglichen Preisen verspricht, zu machen I Wir sind nach wie vor der Meinung, daß bei einem Stocken der Mehlzufuhr di« Reichsgetreidestelle ein- zuspringen hat: so leicht, wie man in Kreisen des Mehlhandels und der Mühlen sich die Sache denkt, liegt sie in Wirklichkeit keines- wegs. Oder sollten die Händler es bereits wieder vergessen haben, daß die auch auf ihr Betreiben eingeführte freie Getreidewirsschaft die Ernährungslage in letzter Zeit so sehr verschärft hat? Gefährüung der Srotversorgung. DieZuteresfetileit- an der Arbeit. Die Verhältnisse auf dem Berliner Mehl- und Getreidemarkt spitzen sich in einer Weise zu, daß sofortige und durchgreifende Maß- nahmen der Regierung notwendig sind. An der Berliner Pro- duktenbörse sind gestern infolg« der Maßnahmen des Reichs- ernährungsminifteriums Preise für Mehl und Getreide überhaupt nicht zustande gekommen. Es ist eine be. ______________________________________ i drohliche Stockung der Getreidezusuhren, sowohl von Aus LOproz. Mehl werden bei 2000 Gramm Teigeinlage°

1,90 0,80 0,10 0,10 0,78 0,81 0,16 0,15

8. Soziale Beiträge 10 Proz. der Löbne.. 9. 0.40 Kilowatt Strom(Licht und Kraft). 10. 0.70 Kubikmeter Gas....... 11. Amortisation und Berzinsung 10 Proz. auf 20 000 Goldmark und V« Proz. auf 700 ©oldmark............ 12. Miete: 1500 M. JahreSmiete..... 13. Allgemeine Geschäftsunkosten 25 Proz. de» Arbeitslohnes.......... 14. Umsatzsteuer und Unvorhergesehene».. MehlpreiS inkl. Bruttobacklobn.......... 51,20

2,70 1,60 0,78 1.97

15.-

80 Brote gebacken, also kostet das Brot 64,1 Goldpfennig. Also kostete z. B. einschließlich aller Unkosten und des Gewinne» des Bäckermeisters beim Blonkag-Dollarkurs von 420 UUlliarden das Brot 64,1 Milliarden! Hiernach würde der jetzig« Preis für ein aus 80proz. Mehl bei 2000 Gramm Teigeinloge hergestelltes Brot von etwa 1300 Gramm Gewicht 64,1 Goldpsennig betragen, während sich der Preis für ein gleich großes Brot in der Vorkriegszeit auf etwa 50 b-s 60 Pfennig belief. Unter Berücksichtigung des Umstände», daß die Kaufkraft des

deutschland erheblich höhere Preise als in Bettin gezahlt werden. Nach zuverlässigen Feststellungen sind sogar Getreidesendun- gen, die für Berlin bestimmt waren, vorher angehalten oder über Berlin hinaus weiterdirigiert worden.

autos der Schupo unausgesetzt unterwegs sind, um auf die Hilferufe von Geschäftsleuten wenigstens größere Ausschreitungen zu ver- hüten. Immerhin hat das energische Durchgreifen des Komman- deurs der Schutzpolizei , Oberst Kaupisch, doch erreicht, daß die fast unglaublichen Szenen, die flch- gestern im Zentrum Berlins abgespielt haben, sich nicht wiederholen konnten. Man hat

Die plünüerungen in Herlin. Im Laufe des gestrigen Tages sind die Plünderungen in Berlin amitrf-n«;«»fm««-» fortgesetzt worden. Trotz des umfangreichen und aufreibenden Ä- van Ä M.£' Dienstes der Schutzpolizei konnte nicht in allen Fällen mit der wün. Frieden auf 2? M. in der Jetztzeit unfbit Steigerung des Brotes �schens�ten �Schnelligkeit �eingegriffe� werden, da die Patromllen von etwa 60 auf etwa Goldpsennig den Verhältnissen angemessen." t. Die. Konsumgenossenschaft vertaufte ihr Brot für 62 Milliarden. Der Mißgriff öes 14H-Milliaröen-Srotpreises. Die Sozialdemokratische Stadtverordneten- fraktion richtet aus Anlaß der zu Anfang dieser Woche erfolgten Festsetzung des BrotpreifeS auf 140 Milliarden Mark und im Hin- blick auf die in der Bevölkerung dadurch hervorgerufene Erregung folgende Anfrage an den Magistrat: Die Stadtverordnetenversammlung ersucht den Magistrat um Auskunft, nach welchen Gesichtspunkten die Preisprüfungsstelle für diese Woche den Brotpreis auf 140 Milliarden Mark ohne jede Rücksicht auf die Leistungsfähigkeit der Bevöl- kerung für angemessen erklärt hat." Große Mehlbeschlagnahmen. Auf Anordnung der ReichSregierung wurden gestern von der Wucherabteilung bei verschiedenen Firmen gr�ße Posten Mehl beschlagnahmt und zwar bei Solomon in der Mühlen- stra ß« 8 1000 Sack Mehl, bei Lesse r. Mühlenstr. 15/17, 250 Sack Mehl, bei Franke. Mühlenstr. 53, 1500 Sack Mehl

preise und Löhne«

Liebensmlttelpreiac In der Zentmlmarbthalle am 6. 11. (in Milliarden Mark) Rindfleisch..... 110 150 Kalbfleisch..... 100150 Hammelfleisch... 120 150 Schweinefleisch.., 150 175 I-ebende Hechte... 70 85 Lebende Plötzen... 60 Hechte in Eis.... 60 75 Grüne Heringe.... 40 50 Kabliau...... 50 60 Margarine..... 90 120 Butter....... 340

1 Ei.... Weizenmehl. Weißkohl., Wirsingkohl.

26 28 33 36 7 9 9- 10

WochenlOhne In Berlin (in Milliarden Mark) Metellgießer vom 29. 10. bis 4. 11....... Maler vom 27. 10 bis 2. 11. Steindrucker u. Lithogr. vom 28. 10. bis 2. 11.. Privatelektrizitätswerko vom 29. 10. bis 4. 11.. 847

7774 6440 715'/..

auch zu einem neuen Mittel gegriffen, von dem das Kom- mando der Schupo sich gute Erfolge verspricht. Nach dem Muster der amerikanischen und englischen Polizei sind die Berliner Beamten am Dienstag nachmittag, an den besonders gefährdeten Plätzen mit Gummiknüppeln versehen worden, ohne daß natürlich die sonstige Bewaffnung vermindert worden ist. Allenthalben traten deutschvölkische Hetzer auf, di« zu Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung und solche, die ihnen nichtrassenrein" genug erschienen, aufforderten. Man muß sich fragen, was diese Gesell- schaft veranlaßt, gerade in diesem Augenblick, wo ihr« Gesinnung?- genossen in Bayern zum Sturm auf das Reich rüsten, hier in Berlin ihre fragwürdige Tätigkeit zu entfalten. Daß gegen diese un- sauberen Element« eingeschritten wird, ist nur zu begrüßen. Es wäre erfreulich, wenn aus den Reihen der Arbeiterschaft genügend Meldungen auf die Aufforderung zum Eintrittin die Schupo, die an anderer Stell« des Blattes veröffentlicht ist, einliefen. 3m Scheunenviertel kam es in den Nachmittagsstunden wieder zu großen und teilweise sehr bedrohlichen Ansammlungen. Es hatten sich gestern nachmittag in der Umgebung des Scheunenviertels wieder viele Tausend« an- gefunden, die auf eine Gelegenheit zum Plündern warteten. Man verfolgt dabei, wie sich immer deutlicher fessstellen läßt, di« Taktik, die Polizei zu ermüden. 60 bis 6g junge Burschen sam- meln sich an einer Straßenecke an und beschäftige» die Sicherheits- beamten. Im Rücken dieses Trupps wird dann von 12 bis 15 Per- sonen geplündert, was sich irgendwie erreichen läßt. Wollen dann die Beamten eingreifen, so versperrt der deckend« Hausen den Weg und di« Beamten muhten gestern im Scheunenviertel wiederholt mit blanker Waffe vorgehen, um in die bedrohten und zum Teil schon ausgeraubten Geschäfte vordringen zu können. Durch die Tatsache, daß gestern in der Dragoner -, Grenadier-, Rücker- und den anderen Straßen des Scheunenviertels sich starke Abteilungen der Schupo unablässig zeigten, wurden zwar Aus- schreitungen gegen Anwohner und Passanten zum größten Teil verhindert, doch konnten kleinere Plünderungen selbstverständlich nicht vermieden werden. Nachmittags gegen 4)4 Uhr wurde die Situation wieder einmal kritisch. Kurz entschlossen ließ der diensthabende Offizier die Grenadierstraße abriegeln, zog Verstärkungen auf Kraftwagen herbei und nahm ein« r e g e l- rechte Razzia vor. 300 Personen, unter denen sich gewerbsmäßige Verbrecher befanden, wurden auf Lastkraftwagen nach dem Polizeipräsidium gebracht und dort festgestellt. Eine nicht geringe Anzahl der Fest- genommenen entpuppte sich als alte Bekannte des Erkennung?- dienstes und wurde hinter Schloß und Riegel gebracht. Trotz aller Bemühungen zerstreute sich die Menge jedoch in den späteren Nach- Mittagsstunden noch nicht und so war es nötig, nach wie vor starke Polizeikräste in den meist bedrohten Straßen zusammenzuziehen. Die jüdischen Anwohner des Scheunenviertels zeigten sich gestern überhaupt nicht auf der Straße, sondern blieben in den Wohnungen. Eine Anzahl Geschäftsleute brachte groß« Schilder über die Ein- gänge an. auf denen zu lesen war, daß die Inhaberchristliche Geschäftsleute" feien. Der Kommandeur der Schupo, Oberst Kaupisch, hielt sich längere Zeit in den gefährdeten Bezirken auf, um weiter« Maßnahmen treffen zu können, falls die Lage dort sich ver- schärfen sollte. In den Mittagsstunden des gestrigen Tages kam«s in der oberen Friedrich st adt zu größeren Menschenansammlungen und in Berbindvng hiermit zu wiederholten Plünderungen. Eme Menschenmenge von einigen tausend Personen durchzog die Friedrichstraße, drang in verschiedene Geschäfte ein und plünderte sie. Heimgesucht wurden Zigiirrengeschäft«, Iuwelierläden usw. Auch den kleinen Zigarettetthändlern an den Straßenecken wurden ihr« Vorrät« entwendet. Der Polizei gelang es, di« Ansammlungen zu zerstreuen: aber kaum zerstreut, sammelte sich di« Menge an anderen Stellen. Die Mehrzahl der Plünderer bilden Halbwüchsige beiderlei Geschlechts. An einer Stell« wurden etwa 15 Per- sonen verhaftet und ihnen Ringe und Goldsachen abge- nomnieu. Auch in anderen Stadtteilen ist es zu Plünderungen gekommen, die jedoch nicht den Charakter von größeren Aktionen trugen. In etwa 40 bis 50 Bäckereien, Schlächtereien, Zigarren- geschäften und Konfektionshäusern wurde Ware entwendet, wenn die Inhaber sich nicht freiwillig zur Hergabe bereit erklären wollten. Die Berliner Schutzpolizei wird in dieser Nacht einen verstärk- ten Patrouillendienst, unterstützt von Kriminalpolizei durchführen, um zu oerhindern, daß im Schutze der Dunkelheit Aus- schreitungen größerer Art vorkommen können.

Lopzuielit Ocort Miller, Mfinchea.

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Die Lofolfischer. Roman von Zohan Bojct.

Der Ofen wurde wärmer und Gesichter und Hände be- gannen jetzt von dem nebelrauhen Frost auf dem Meer aufzu- schwellen und zu brennen. Aber sie hatten zehn Tage lang von Rauchfleisch, Kaffee und Brot gelebt, jetzt jedoch gab es gekochtes Esien, frischen Fisch, Leber, heiße Kartoffeln, das mundete! Und sie aßen, sie wurden überhaupt nicht satt, immer war noch Platz da. Aber als dann schließlich nur noch Fischgräten und Kartöfselschalen übrig waren, da saßen sie mit roten, geschwollenen Gesichtern da und sahen sich an wie nach getaner Arbeit. Und Per Suzansa hätte nicht der sein müssen, der er war, wenn er nicht eine Flasche geholt und jedem ein- geschenkt hätte. Kristaver war auf dem Wege vom Telegraphenamt in den Kramladen gegangen, wo es wie gewöhnlich voll von Filchern gewesen war, und hatte Neuigkeiten eingeholt. Es sehe dies Jahr nicht schlecht aus. manche hätten schon zwei- I is dreihundert Kabeljau bei einem Zug bekommen, und in den Bäuchen der Fische hätte man Kapelane gefunden. Das war das erste Anzeichen dafür, wie es dies Jahr gehen würde, und sie veriucksten sich ein Bild davon zu machen und sprachen eine Weile darüber, aber es fiel ihnen schwer, hier drinnen in der Wärme die Augen länger offen- zuhasten. Sie vermochten nur noch neues Stroh auf die Pritschen zu legen und die Decken darauf zu werfen. Heut« nacht konnten die Männer endlich die dicken Wollhosen und das Wams ausziehen, wenn sie sich zu Bett legten. Di« Lampe war ausgelöscht und sie lagen noch eine Weile wach und schwatzten und gähnten. Der Ofen war warm, und die feuchten Kleider und Stiefel, die zum Trocknen aufge- hängt waren, verbreiteten einen strengen Geruch von Meer- wasser, Schweiß und feuchtem Leder. Die Pritschen waren feucht, die Felldecken kalt, aber sie schliefen ein w dem Gefühl, wieder unter Menschen und gewissermaßen zu Hause zu sein. Die Wärme ließ nach, und es wurde kalt in der Stube. Die Nordlandsnacht strömte herein, und Kleider und Stiefel

am Ofen, die vorhin getropft hatten, begannen wieder zu frieren und steif zu werden. Es wurde so kalt, daß der Atem wie eine hellgraue Wolke aus dem Munde der Schlafenden strömte. Aber Lars träumte von der Mutter. Er war auf irgend eine Weife auf einem Schubkarren aufs Meer hinausgekom- men, und der Karren sank immer tiefer unter ihm, und an Land stand die Mutter, warf ihm ein Tau zu und rief: Lars,... siehst du nicht, daß ich dich retten will?" Da rief der Vater von einer anderen Seite, er saß in einem Boot weiter draußen, er warf ihm auch ein Tau zu, und Lars faßte es und ließ sich zum Vater hinüberziehen. Aber die Mutter schrie so bang:Lars... Lars... küm- merst du dich denn gar nicht mehr um deine Mutter?" In der Nacht erwachte er frierend. Er lag neben dem Vater. 10. Dieser Fischerplatz lag auf verschiedenen Klippen, die sich am Fuße der schroffen Berge aus der See erhoben, und da über die Sunde keine Brücken führten, fuhren unaufhörlich kleine Boote hin und her. Auf diesen Klippeninseln lagen mehrere hundert kleine Hütten mit Rasendach, überragt von der Kirche, dem Kranken- haus, dem Seemannsheim, sowie dem weißen Wohnhause und dem langen gelben Speicher desPlatzkönigs". In den Sun- den und im Hafen wiegte sich ein Wald von Masten, da lagen Dampfer, Segelschiffe und große und kleine Boot«. Mehr als dreißig solcher Fischerplätze gab es auf den Lofotinfeln, und in dieser Jahreszeit waren sie alle wimmeln- den Städten gleich. Hier waren Fischer von Norden und von Süden zusammengeströmt und überwinterten auf einem Küstenstreffen von einigen hundert Meilen. Die Staväringer brauchten ein, zwei Tage, um sich ein- zurichten. Manche schwere Last wurde aus dem Boot in den vordersten Raum des Hauses geschleppt. Die Kambüse mußte. abgenommen werden, auch die hohen Riggen, diese Dinge brauchte man zur Hin- und Rückfahrt, hier aber wurden die kleineren Riggen in Gebrauch genommen, solange der Fang währte. Wenn alles getan war, mußte man erst einmal ver- schnaufen, um Wind und Wetter zu betrachten, mit den Nord- ländern zu schwatzen und mit Bekannten einen Schnaps zu trinken.

Kristaver stand auf der Brücke und sah nach derRobbe" hinüber, die jetzt nach der Umtakelung Seite an Seite mit vielen anderen Booten im Sunde lag. Die Boote streckten sich förmlich, als ruhten sie nach der langen Reise aus, einige hatten grüne Streifen, andere weiße, manche waren auch ganz mit brauner Teerfarbe gestrichen. Jedes Boot hatte seine Ge­schichte von Fischbänken und Fahrten durch Sturm und Nebel. Eines hatte Wohlstand heim zu den Seinen gebracht, ein anderes war gekentert und hatte in einer Nacht die Besatzung von sich abgeschüttelt und in die Wellen geworfen. Jetzt aber sah es ebenso unschuldig aus wie die anderen auch. Die Nord» landsboote erschienen so schlank und leicht neben den Stavä- ringer Booten, sie krümmten den Vordersteven, als würfen sie den Kopf zurück, ehe sie in Sturm und See Hineinschossen. Die Staväringer waren schwerfälliger in den Linien' und größer, aber wie sie so dalagen, schienen sie zu den Nordlands- booten zu sagen:Gibt es eines Tages Unwetter, so kannst du Gott danken, wenn du mich in der Nähe hast!" Kristaver aber sah nur dieRobbe" an. Es war zwischen ihm und dem Boot jetzt ein Verhältnis wie zwischen Pferd und Reiter. Es war, als erwarte er, das Boot müsse ihn kennen und ihm entgegenwiehern. Ja. nun sind wir also glücklich angekommen, mein Junge. Und du hast dich auf der Nordlandsfahrt gut aufgeführt. Aber kann man dir trauen? Du bist noch immer eigensinnig, und das mllsien wir dir nehmen. Was meinst du, Alter?" Er wendete sich um und ging in feinen leichten Land- stiefeln zu den Häuserreihen hinüber. Der Geruch des Fischer- Platzes ließ seine Rüstern erheben, er macht« ihn stets wieder so jung und weckt« so viele Hoffnungen. Wenn es nun in diesem Jahre einen großen Fang gab... Hier zwischen den Häusern wimmelte es von Seeleuten, ebrlichen Bauernfischern in dickem Fries und heimatlosen Matrosen, die aus Wasierstiefeln, Segeltuch und Barten ge­macht zu sein schienen. Hier hingen schon Fische auf Gerüsten vor diesem und jenem Hause, eine Tür öffnet sich und ein zottiger Kerl leert einen Topf aus, Köpfe, Gräten und Ein- geweide von Fischen liegen überall, und hoch über den Dächern schweben graue und weiße Möwen und kreischen. Ein dumpfes Dröhnen vom Meer herein liegt über dem Ganzen. (Fortsetzung folgt.)