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neuen RegterungsmSnner in den Saal. Zunächst gab der General- staatskommiffar von Lahr  die Erklärung ab, daß er die Leitung der Geschicke Bayerns  übernehme und sich als Statthalter der Monarchie betrachte(Stürmischer Beifall.), derjenigen Monarchie, die vor fünf Iahren von Verbrechern zerschlagen worden sei. Er übernehme sein Amt in der Hoffnung, daß er zum Segen der geliebten bayerischen   Heimat und des großen deutschen   Vaterlandes wirken könne. Unter brausendem Jubel reichte Hitler Sahr die Hand und sprach ihm darauf den Dank für die Uebernahme des neuen Posten» aus. Ebenso erklärten sich die anderen vongeschlagenen Männer für die Uebernahme ihrer Lemter bereit. Ein Aufruf üer Reichsregierung. Die Deutsche   Reichsregierung erläßt folgenden Aufruf: An das deutsche   Volk! In der Zeit größter außen- und innenpolitischer Bedrängnis haben sich Verblendete ans Werk gemacht, um das Deutsche Reich zu zerschlagen. In München   hat eine bewaffnete Horde die baye- rische Regierung gestürzt, den bayerischen Ministerpräsidenten von Knilling verhaftet und sich angemaßt, eine Reichsregierung zu bilden, den General Ludendorff   zum angeblichen Befehlshaber der deutschen   Armee, Herrn Hitler  , der erst vor kurzer Zeit die deutsche  Staatsangehörigkeit erworben hat, zum Leiter der Geschicke Deutsch- lands zu bestimmen. Es bedarf keines Hinweises darauf, daß diese Putschbeschlüsse null und nichtig sind. Wer diese Bewegungen unterstützt, macht sich zum Hoch- und Landesverräter. Statt unseren Brüdern im Rheinlande und an der Ruhr zu helfen, die für Deutschland   kämpfen, stürzt man Deutschland   ins Unglück, gefährdet die Ernährung, bringt uns in dt« Gefahr eines feindlichen Einmarsches und zerrüttet all« Aussichten auf die Anbahnung wirt  - fchastlicher Gesundung. Die letzten Maßnahmen der Rcichsregierung auf währungspolitischem Gebiete haben dazu geführt, daß dl« Mark im Auslande sich in den letzten 24 Stunden um da» Vielfach« ge- bessert hat; alles dos ist dahin, wenn da« wahnwitzig« Beginnen Erfolg hat, das in München   versucht wird. In der Schicksalsstunde des deutschen   Volkes und Deutschen Reiches   fordern wir all« Freunde des Vaterlandes auf, sich einzu- setzen für die Bewahrung der Reichseinheit, deutscher   Ordnung und deutscher   Freiheit. Alle Mahnahmen für die Riedertämpfnng d«s Putsche? und die Wiederherstellung der Ordnung sind ge- troffen und werden mit rücksichtsloser Energie durchgeführt. Der Reichspräsident: gez. Ebert. Die Reichsregierung: gez. Dr. Stres«mann, Reichskanzler. Die Reichsregierunjj hat wegen der Absetzung der ver- fassungsmäßigen bayerischen Regierung den gesamten Verkehr nach Bayern   eingestellt. Irgendwelche Leistungen des Reiches für Bayern   finden bis zur Wieder- Herstellung verfassungsmäßiger Zustände nicht mehr statt. Preußen gegen Luüenüorff. Die preußische Staatsregierung erläßt folgenden Aufruf: In München   ist von Hochverrätern versucht worden, di« bayerische Regierung zu stürzen. Die Einheit d«s Reiche» und sein« Verfassung sind bedroht. Di« Retchsregierung hat zu ihrer V e r t e i d>- gu n g aufgerufen. Es war stets Preußens Ruhm, der festeste Pfeiler des Reiches zu fein. Di« preußisch« Regierung steht auch jetzt rückhaltlos hinter der Reichsregiernng in dem ihr aufgedrungenen Kampf. Mitbürger! Tretet einmütig hinter eure Regierung und helft so alle nüt, di« Einheit de» Reiche» zuerhalten. Aufruf in Württemberg  . Stuttgart  , S. November.(WTB.) Minister des Innern Bolz erläßt folgenden Aufruf an das württembergische Volk: In Bayern  haben rechtsradikale Kreis« unter völliger Dertennung der wahren Interessen des gesamten deutschen   Volkes den Versuch unternommen, auf dem- Wege eines Putsche? die öffentlich« Gewalt an sich zu
reißen. Im Zusammenwirken mit dem MLitärbefehlshaber werde ich «in Uebergreifen dieser Bewegung auf Württem. berg nicht dulden und Versuche dazu mtt allen Mitteln unter- drücken. Ich verbiete jede Tätigkeit, die«ine Unterstützung der bayerischen Putschisten darstellt. Ebenso ist es verboten, daß von anderen Volkskreisen selbständige Versuche einer aktiven Bekämpfung der Bewegung gemacht werden. Dies würde dazu führen, die Lage zu verschärfen und die Gefahr des Bürger- t r i e g e s nöherzurückcn. Die Polizei ist fest in meiner Hand und in der Lage, die Ruhe in Württemberg   aufrechtzuerhalten. Republikanischer Selbstschutz verboten! Stuttgart  , S. November.(WTB.) Das Wehrkreiskommando S erläßt folgende Verordnung: In München   ist di« verfassungsmäßige Regierung gestürzt. Hitler ertlärt« sich zum Reichskanzler, Gene- rolkommisiar von Kahr und General Lossow bekämpfen Hitler. Im Deutschen Reich hat allein General von Seeckt  , der die vollziehende Gewalt übernommen hat, zu befehlen. Die Reichswehr  ist mobil erklärt. Zusammen mit den Landespolizeien wird sie jedes Uebergreifen der Münchener   Bewegung verhindern, zugleich aber jede Einmischung ungesetzlicher Kräfte in diese Aufgabe unterdrücken. Ich verbiete ausdrücklich jede Bildung oder Zusammenziehung von Selbstschutzoerbänden oder ähn- lichen Kampsorganisationen. Zuwiderhandlungen werden als Hoch- verrat bestraft. Der Mllitärbcfthlshaber. gez. Reinhardt. Vorzensur in Saüen. Karlsruhe  , 9. November.  (Mtb.) Die Badische Staats- regierung gibt an sämtliche Amtsbezirke die Weisung, alle Nachrichten aus München   unter Borzensur zu stellen, weil sich die Vorgänge in München   wesentlich anders als bisher berichtet obgespiell hätten. Die Wirkung auf üas sluslanö. London  , 9. November.  (WTB.) Di« Blätter nehmen zu dem erst in später Nachtstunde gemeldeten Putsch in München   noch nicht Stellung. Nur dieTimes* bringt bereits ein Telegramm ihres Berliner   Berichterstatters mit dem Aufruf der deutschen   Regie- rung an das deutsche Boll, in dem die englische Oesfentlichkeit über die energischen Maßnahmen der Reichsregierung gegen die Anhänger des Münchener   Putsches unterrichtet wird. Varls, 9. November.(TU.) Die Meldung von der Verkündung der Militärdiktatur in Bayern   ist in Form eines Gerüchtes um 1 Mitternacht in Paris   eingettoffen. Ueber die Maßnahmen, die Frankreich   angesichts der neuen Lage ergreifen wird, ist bis zur Zeit an Hand unzulänglicher Informationen nichts Authentisches zu sagen. Der Korrespondent fand Gelegenheit, eine maßgebend« politische Persönlichkeit um ihren Eindruck zu befragen. Dieser nimmt an, daß, wenn die Hitterttuppen erfolgreich ihren Vormarsch auf Berlin   be- wttkstelligen und di« Reichsregierung stürzen, di« verbündeten Mächte gemeinsomeAbwehrmaßnahmen treffen werden. Weitere Markbesterung im Ruslanö. Die Berliner Börse   nahm di« Nachrichten über di« Ewig- nisse in München   ruhig auf. Der Börsenvorstand, der bei Beginn des offiziellen Verkehrs zu einer Sitzung zusammentrat, um die eventuelle Schließung der Börse zu erwägen, einigt« sich deshalb dahin, keine Aenderung eintreten zu lassen. Die Befürchtungen, die man hinsichtlich der wetteren Entwicklung des Martkurfe« im Ausland« gehegt hatte, haben sich nicht erfüllt. Es liegen bereits von den heutigen Au-londsbörfen Martkurfe vor, die erkennen lasien, daß di« gestrige Besserung heut« noch anhält. Dos gilt besonders von Zürich  . Wenn sich trotz der be- sonnenen und ruhigeren Auffassung der Börse am Effekten- markte vorwiegend Kurssenkungen ergaben, so haben dies« ihren Grund in der Hauptsache darin, daß durch die niedrigere Be- wertung der Devisenkurs� bei den jetzigen Effektenkursen sich vor- hältnismäßig hohe Goldmarkpreis« ergaben. Diese Disharmonie wirkte für weite Kreise anreizend zum Verkauf. Allerdings ist das Angebot keineswegs dringend, es handelt sich zum Teil auch um Verkauf« von Handels- und Industriefirmen, die durch Abstoßung von Effekten sich flüssige Mittel für Lohnzahlungen zu verschaffen suchen. Am Geldmarkt zeigt sich nach wie vor eine scharfe Ansponnung.
Der Spuk im Dürgerbräu. München  , 9. November.  (MTB.) Zu den Vorgängen im Bürgerbräukellcr erfahren wir noch folgende Einzelheiten: Staatskommljsar von Kahr hatte ungefähr% Stunden gesprcx�pn. Um �9 Uhr entstand am Eingang des Saales eine große Unruhe. Aus dem Menschengewühl heraus sah man Hitler  , eskortiert von zwei schwer bewaffneten Nationalsozialisten, di« mit hoch er- hobenen Revolvern Ruhe verlangten, in den Saal ein- dringen. Als sich die Ruhe nicht einstellte, gaben die beiden National- sozialisten Revolverschüsse gegen di« Decke ab. Hitler  rief sodann mit starker Stimme in den Saal:Die Sache gtffi nicht gegen Sahr!* Darauf wollte sich di« Unruhe noch immer nicht legen. Run trat der früher« Polizeipräsident P ö h n e r hervor und erklärte: Bleiben Sie doch ruhig sitzen! Sahr und Hitler sind zwei deutsche Männer.* Sodann verschaffte sich Hitler   selbst Ruhe. Nunmehr trat ein Stabsoffizier der Hitlertruppen vor die Versammelten und machte folgende Erklärungen:Heute be- ginnt die nationale Revolution. Sie richtet sich in keiner Form gegen den von uns allen hochverehrten Generalstaatskommissar von Kahr. Sie richtet sich ausschließlich und allein gegen di« Berliner Judenregierung.(Stürmischer Jubel.) Wir haben diesen Schritt gemacht, well wir der Ueberzeugung sind, daß Männer an der Spitze der Reichsregierung stehen, von denen uns ein starker Trennungsstrich scheiden muß. Die neue Retchsregierung: hiller�tudendorff-Vöhner, sie lebe hoch!* Im Saal folgte den Aus- führungen stürmischer Beifall. Die Versammlung sang hierauf das Deutschlandlied. Sodann erschien Hiller vor den Versammelten, nachdem er sich durch einen Revolver- s ch R u h e verschafft hatte. Er führte aus: Heut« vor fünf Iahren hat di« größte Schandtat begonnen, die unser Volt in maßloses Elend stürzte. Heute, nach fünf Iahren, muß der Tag sein, da sich die Geschichte wenden wird.(Stürmisches Bravol) Ich schlage folgendes vor: Das Kabinett Knilling   ist abgefetzt. (Bravol) Die bayerische Regierung wird gebildet au» dem Landesverweser und einem mit diktatorischen Vollmachten ausgestatteten Ministerpräsidenten. Ich schlage vor als Landesver- weser Exzellenz von Kahr. Ich schlage welter vor al« Mi- ni st erpräsidenten Pöhner. Die Regierung der Rovemberverbrecher in Verlin wird für abgefetzt erklärt, ebenso Ebert. Di« deutsche nationale Reichsregierung wird in Bayern  , hier in München   gebildet. Es wird weiter gebildet foforteinedeutfche nationale Armee. Ich schlage vor, daß bi« zur Nieder- werfung der Verträge, die heute Deutschland   zugrunde richten, die Leitung der Politik dieser provisorischen nationalen Regierung ich übernehm«. Exzellenz Ludendorff übernimmt di« Leitung der deutschen   nationalen Armee. General von Lossow wird deiA  - scher Reichswehrminister, Oberst von Se isser wird deutscher  Reichspilizeitninister. Die Aufgab« der provisorischen deutschen nationalen Regierung ist, die ganze Kraft für das Land und für das Reich einzusetzen und den Marsch anzutreten gegen das Sündenbabel Verlln. Ich frag« Sie nun, ob Sie mit dieser Lösung«inverstanden sind. (Den Ausführungen Hitlers   folgte unbeschreiblicher Jubel.) Sie sehen: Was uns hier lietet, ist nicht Eigenbrötelei, sondern der Kampf, den wir aufnehmen in 12. Stund«, gilt für unser deutsches Baterland. Aufbauen wollen wir einen Bunde» st aat oölki- f ch« r A r t, in dem Bayern   die Stell« einnehmen soll, die ihm ge- bührt. Ich bitte Sie, sich ruhig im Saal zu verholten. Der Bürger- bräusaal ist mit sechs Hundertschaften der Nationalsozialisten um- zingelt. Der morgige Tag findet entweder w Deutschland   ein« nationale Regierung oder uns tot. Es gibt nur eins von beiden. Die für die Regierung vorgeschlagenen Männer entfernten sich darauf aus dem Saal und berieten eine gute halbe Stunde in einem Nebenlokal. General Ludendorff. der nicht anwesend war, wurde herbeigeholt und war dann auch bei diesen Beratungen zugegen. Stürmisch begrüßt traten dann die
Nationalität. Bon Michael Charol. Das Ende des 18. Jahrhunderts sah in Europa   eine Reihe sich auflösender, ineinander übergehender Staatsgebild«, die sich nur schwach gegen die Idee des Kosmopolitentums Wehrden. Am End« des 19. Jahrhunderts bestand dasselbe Europa   aus einer Anzahl festgefügter, bis an die Zähne bewaffneter, gegeneinander dräuender Reiche. Hier soll nicht die Wegstrecke oerfolgt werden, di« di« Kultur in rückläufiger Entwicklung in einem Jahrhundert zurückgelegt hat, sondern nur eine Erscheinung, die mtt der Absperrung der Völker gegeneinander aufgekommen ist, auf ihre Berechtigung untersucht werden, nämlich die Hochkonjunktur der Nationalität. Eine Reih« von Gelehrten am End« de« 19. Jahrhunderts haben auf Grund der Rassenunterjchiedle feststellen zu können geglaubt, welche Disposition nicht nur die einzelnen Individuen, sondern ganze Völker von Natur aus haben. Damit spielten sie den Chauvinisten aller Länder einen besonderen Trumpf in di« Hände. Dies« ton- struierten für ihre Rasse ein psychologisches Gebäud« von lauter Borzügen, dichteten den fremdrassigen all« Fehler an und tamen auf Grund einer Gegenüberstellung zu dem Schluß, daß die eigen« Nation dazu berufen sei, di« Weltgeschichte zu korrigieren. Der Weltkrieg war ja ein solcher K orre kturverfu ch. Nachdem es sich nun bei der Ausführung dieser Korrektur gezeigt hatte, daß alle Nölker sowohl aus anständigen Menschen wie aus Lumpen bestehen, daß in jedem Volt all« Eigenschaften von der edelsten Selbstverleugnung bis zur blutrünstigsten Perversität vorhanden sind, müßten eigentlich diese Rassetheoretiker Schweigen gelernt haben: und wirklich, es werden jetzt kaum noch die ger- manisch« gegen die romanisch« oder telttsch-angelsächsische Rasse aus- gespielt werden. Die Bequemlichkeit eines solchen Schlagwortes ist «tt�r zu groß, als daß die Nationalsozialisten nicht wenigstens noch di« arische gegen die semitische Rasse al» Aufreizungsmittel benutzten. Im übrigen haben sie an Stelle der Rasse die Nation gesetzt. Es wird nur noch von der Nationalität ge- spH-ch« und diese Nationalität als ein Unverrückbare», Dauerndes aufgestMt. Die Zugehörigkeit zu einer Nation wird nicht als ein Zufall bedingt durch den Geburtsort und die geographische Macht- Verteilung der Staaten, sondern als eine Erbeigenschaft bezeichnet, die selbst unter veränderten Bedingungen und in fremden Zonen bewahrt bleiben müsse. Wie steht es aber damit in Wirtlichkeit? Fühlt wirklich ein deutscher, französischer usw. Staatsangehöriger vor allem deutsch  , französisch usw.?Natürlichl* sagen di« Nationalitätenanhänger und zeigen auf den Auslandsdeutschen. Zu gleicher Zeit aber er- l�ben sie ein Geschrei über die große Gefahr der französischen  �ulturpropaganda im besetzten Gebiet, weil sie das Volt fvan- siert. Wenn aber dies möglich ist, wenn wirtlich eine Propa- «in« Lehrart, eine entsprechende Anweisung in den Schulen
die nächste Generation französisch fühlend machen können, dann ist dies« ganz« Nationalität«in« Lüge. Dann besteht wohl ein Rasse- unterschied, der, auf physiologischen Merkmalen beruhend, psycho- logische Abweichungen schafft(ohne, wie wir im Krieg gesehen haben, den Vorzug einer bestimmten Rasse zu geben), aber«» be- steht keine angeborene, vererbt« Nationalität. Da nun bei der ändert. halbtausendjährigen Geschichte der jetzigen europäischen   Rassen sie sich so vermischt haben, daß man bei kaum einem Prozent der Be­völkerung von reiner Rasse sprechen kann, ist jedes nationale Auf- trumpfen ein Unding. Kein Mensch denkt vor allem Nationen- gemäß, sondern er denkt nur entsprechend seinen Interessen. Und die Interessen sind bloß iysofern nattonal gesinnt, als da» Privat- eigentum von der Staatsangehörigkeit bedingt ist. Davon hängt die steuerliche Belastung, die Sicherheit vor fremden Eingriffen usw. ab. Die wirklichen Interessen, die Denkart und di« Zu- sammengehörigkeit hängen im Grund« nur von der Klassenange- hörigkett des Betreffenden ab. Ein französischer und«in deutscher Großindustrieller haben viel mehr Gemeinsames, fühlen sich viel mehr verbunden und sind aneinander viel mehr interessiert als einer dieser Jndustiellen mit dem Bauer sein« Nation. Der deutsch  « und der russische Proletarier sind in ihren Gedanken und ihren Wün- schen viel inniger zusammengekettet als der Proletarier mit dem eigenen Bauer. Und der deutsch  « und der englische   Bürg« werden beim Austausch ihr« Ansichten untcreinand« viel eher einig werden als mit ihren eigenen Arbeitern. Aber von diesem Klassengedanken und von dies« internatto- nalen Standeszusammengehörigkett hat noch kein Chauvinist je ge- sprachen. Unsere Herren Professoren haben sie noch keiner wissen» schafttichen Untersuchung gewürdigt.
Die Sapern kommen! Maurenbrecher, Marx   und Nietzsche  . Bekanntlich wollen di« Bayern   ihren Zug gegen Verlin unter d« ParoleGegen den Marxismus!* in Szene fetzen. Und wenn ihnen ihr Plan glückt, dann werden eben mdst. wie Millionen Deutsche   gebangt haben, di« Franzosen, sondern die Bayern   in Verlin  einziehen und einer der ersten, die st« am Brandenburger Tor   emp- fangen werden, dürfte Herr Max Maurenbxecher, der Ehes- redakteur derDeutschen Zettung, sein, derselbe, der mit seiner be- rühmt gewordenenHohenzollern-Legende" den Hohenzollern   den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Maurenkrecher hat ober auch andere Dinge auf dem Kerbholz. So hat er im Jahre 1912 im Verlag von Diederichs ein Buch �Das Leid* herauszegesen, das seinerzeit einen umfangreichen Lesertreis gefunden hat. Dieses Buch aber ist, wie auf dem Widmungsblatt vermerkt, ausdrücklich dem Ineinander strömen von Karl Marx   und Friedrich Nietzsche  " gewidmet. Gewiß wird Herr Mauren  - brecher nicht sehr entzückt davon lein- heut« daran erinnert zu wer- den, aber wenn die Bayern   den Marxismus vernichten wollen, dann müßten sie mit Max Maurenbrecher   den Anfang machen, d« für
die Ausbreitung der marxistischen   Veen, wie die Exempla lehren, nicht wenig beigetragen hat. Jammer, Elend und Not. Im östlichen Bayern  , zwischen Bayerischem   und Bohmerwrnd, liegen im Bezirksamt Eham, zur Gemeinde Schorndorf   gehörig. drei sogenannte Einöden, einzeln liegende Gehöft« mit je 4 10 Ein­wohnern. die die merkwürdigen und melancholisch stimmenden NamenJammer*,Elend* undNot* tragen. Woher diese eigenartigen Ortsbezeichnungen stammen, hat bisher einwandfrei nicht festgestellt werden können. Man nimmt aber an. daß sie auf ein uraltes katholisches Gebet zurückgehen, das anlängt:Vor Jammer, Elend und Not bewahre uns, o Herr*. Anstatt nun aber sich damit abzufinden, scheint Bayern   die Absicht zu haben. Jammer, Elend und Not auf das ganze Deutschland   zu übertragen. Als ob wir davon feit zehn Iahren nicht gerade genug hätten. Inserat. Blaue Brill« zu kaufen sucht _ Ludendorff. Henry Ford.  * Man schreibt uns: In feinen Ausführungen über den Autotänig Ford hat Genosse Möbus bereits einig« Einschränkun- gen gemacht, die vom sozialistischen   und gewertschast'ichen Standpunkt ciegenüber der Person und dem Wirten Ford» geboten sind. Es er- scheönt mir notwendig, diese einschränkenden Bemerkungen zu er- ganzen, zumal aus der Parallele zwischen Ford und Robert Owen  der Eindruck entstehen könnte, als ob der amerikanische   Autokönig auf ein« Stufe mit dem großen englischen Sozialreformer gestellt wird. In einem kürzlich erschienenen Buche des früheren General- sekretärs Henry Fords  , Louis Paul L o ch n e r,Die staatsmänni- schen Experimente des Autokönig» Henry Ford  "(München  , Berlog für Kulturpolitik) fällt der Verfasicr auf Grund intimer Kenntnis d« Person Fords folgendes Urteil üb« ihn: Man kann sich der Schlußfolgerung nicht entschlagen, daß Henry Ford   die groß« Idee, deren Verwirklichung er ins Leben gerufen. (gemeint ist hier die Friedensexpedition, die Ford gemeinsam mit Lochner nach Europa   unternahm) nie völlig begriff, und daß'sein Friedensfeldzuq, ebenso wie seine antisemitische Propaganda, seine sonstigen politischen Aspirationen, sein« kühnen Versuche einer Fi- nanzreform, nur der vorübergehenden Laune eines Mannes entsprangen, der, geblendet von seinen Erfolgen ale�Eriinder und Großindustrieller, seine Fähigkeiten stark überschätzte, als«r sich in ein staarsmännisches Verstehen und Können voraussetzendes Unternehmen einließ* Auch Maxim G o r k i. der zu dem Lochnerschen Buch ein schönes Vorwort geschrieben hat, nennt Ford denDon Ouichote der Vereinigten Staaten  . Dieses Urteil erscheint angesichts der polttisch reaktionären Einstellung Forde, der nach unwid«rsprod)en«n Mel­dungen den Hillerbanden finanzielle Unterstützung geliehen haben soch als zu müde._ A.®. Tie ZlrbeiterkunstauSltellung. Petersburger Straße 39, veranstaltet heute abend 7h, Uhr einen BolkZlied«abend des BokalquartettS.Fonsara'. Eintritt: 1 Stratzenbahosahrt od« 2 Preßtohleu. Arbeittlose fr«.