Re. 527 40.Jahrgang Ausgabe A nr. 263
Bezugspreis:
Bom 11-17.Rovember 240 milliarden Mart voraus zahlbar. Unter Kreuzband vom 11.- 17. November für Deutschland , Danzig , Saar- und Memelgebiet, Defterreich, Litauen , Luxemburg 250 Milliarden, für bas übrige Ausland 260 Milliarden. Bofte bezugspreis freibleibend. Der ,, Borwärts" mit der Sonntags. heilage Bolt und geit", bez Unter altungsbeilage..Seimwelt" und der ilage ,, Siedlung und Kleingarten scheint wochentäglich zweimal, Conntags und Montags einmal.
Morgenausgabe
Vorwärts
Berliner Volksblatt
25 Milliarden M.
Anzeigenpreise:
Die einfpaltige Ronpareille geile 0,70 Goldmart, Netlamezeile 3,50 Goldmart. Kleine Anzeigen" das fettgedruckte Wort 0,20 Goldmart( zuläffig amei fettgebrudte Worte), jebes weitere Bort 0,10 Goldmart. Stellengesuche das erste Wort 0,10 Goldmark, jebes weitere Wort 0,05 Goldmart. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Familienanzeigen für Abonnenten Beile 0,30 Goldmart. Eine Goldmart ein Dollar geteilt burch 4,20.
Anzeigen für die nächste Nummer müssen bis 4½ Uhr nachmittags im Sauptgeschäft, Berlin SM 68, Linden. ftraße 3, abgegeben werden. Geöffnet von 9 Uhr frith bis 5 Uhr nachhm.
Redaktion und Verlag: SW 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Redaktion: Dönhoff 292–295
Verlag: Döntoff 2506-2507
Sonnabend, den 10. November 1923
Vorwärts- Verlag G.m.b.H., SW 68, Lindenstr. 3
Postscheckkonto: Berlin 375 36- Bankkonto: Direktion der Diskonto- Gesellschaft, Depositentasse Lindenstraße 3
--
Kahr empfiehlt sich als Befreier.
Nach neuesten Nachrichten hat auch das Heldenpaar Hitler- Ludendorff auszureißen versucht. Hitler ist das gelungen. Ludendorff sizt.
Westarp fordert zum Widerstand auf!
München , 9. november.( Eigener Drahtbericht). So- Iwonnen hatten. Die Verkehrssperre ist gewiß eine scharfe versagen, fann es nichts geben als unversöhnlichen eben ist der Münchener Putsch vollständig niedergeschlagen. Nach Waffe, die auch Unbeteiligte trifft. Indes brachte auch der Kampf. einem heftigen Straßenfampf, bei dem es viele Tote und Ber- Kapp- Streit vielen Unschuldigen arge Unbequemlichkeiten, sie Fort mit Kahr, dem Statthalter der Monarchie! Es lebe wundete gab, wurde das Münchener Kriegsministerium, in dem trugen sie und waren dankbar, daß man sie und Deutschland die Deutsche Republik! Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns! fich die Putschisten verschanzt hatten, geflürmt. Ludendorff , Hitler, dadurch vor noch schlimmerem bewahrte. Die Aufhebung der Boehner und Hauptmann Römer find gefangen genommen. Berkehrssperre erweckt den Eindruck, als ob man in Berlin Infolge der Sperrung des Telephons waren nähere Einzelheiten zwischen Hitler- Ludendorff und Kahr- Lossom zugunsten der nichi ju erfahren. letzteren einen Unterschied machen wollte- wäre das der Fall, so wäre der schärfste Protest dagegen angebracht. München , 9. November. ( WEB.) In München herrschte Wahrscheinlich erst durch diese ganz unangebrachte Diffeheute nachmittag volle Ruhe. In der Nacht vorher war noch die renzierung hat Kahr den Mut der Unverschämtheit gefunden, Festnahme Poehners erfolgt. Der von den Nationalsozialisten jene Kundgebung zu erlaffen, die wir an anderer Stelle In einer Versammlung in Schöneberg erflärte gestern Graf als Polizeipräsident eingefehte Polizeirat Frid ist festgesetzt. Um im Wortlaut wiedergeben. Daß dieser Bursche, der allen Bestarp: 11 Uhr vormittags waren die tommunistischen und die fo- Grund hätte, sich vor Scham zu verfriechen, sich heute noch als " Herr Severing hat den Selbstschutz verboten. Wir lassen zialdemokratischen Münchener Stadträte, ebenso der 10- Befreier Deutschlands aufspielt, das übersteigt das Maß allesfieren, nicht nehmen. Die Losung ist jeßt: Fort mit der aber das Recht, uns zur Notwehr zu mobilizialdemokratische erfte Bürgermeister Schmidt von bisher Erlebten. Und geradezu unvorstellbar ist der den nationalsozialistischen Truppen mit Gewalt aus dem Rathaus dante, daß irgendeine deutsche Reichsregierung mit diesem Regierung Stresemann , Bildung einer neuen nationalen Regierung geholt worden. Durch den Einfah der Münchener Truppen, der Mann Kompromisse schließen könnte des allgemeinen Vertrauens!" nachdem man Landespolizei und von auswärts herangezogener Kräfte war bis 3eigner mit Reichswehr aus seinem Amtszimmer heraus3 Uhr nachmittags der Putsch restlos in sich zu Jammengebrochen.
WIB. meldet in fpäler Stunde: Nach weiteren aus München cingetroffenen Nachrichten befinden sich General Ludendorff . Hauptmann Roemer, der Führer des Bundes„ Oberland", und die anderen Führer der Nationalsozialisten in Shubhaft. Dagegen jell nach neueren Melsungen Hitler enttommen fein; er ist aber verwundet. An Berlusten find bei der Reichswehr zu
verzeichnen: 2 Leichtverwundete; bei der Schuhpolizei: etwa 6 bis 7 Verwundete und einige Tote. Jm ganzen dürften auf beiden Selten 8 bis 10 Personen getötet worden sein. In München herrscht heute abend vollständig Ruhe. Reichswehr und Schußpolizei find durchaus Herren der Lage.
*
-
geholt hat. Man stelle sich vor, Genosse Zeigner hätte sich von Kommuniften erpreffen lassen und hätte die Präsidentschaft einer Die Vertrauensleute Sowjetrepublik Sachsen angenommen, er hätte mit schwerem Herzen" einer Bersammlung die Annahme des Amtes erklärt und dem kommunistischen Butschführer die Hand gereicht- was würde wohl die Rechtspresse dazu geschrieben haben, wie hätte sich die Reichsregierung dazu geftellt?
Stresemanns Kopf gefordert. ,, Ertvartungen" der Berliner Deutschnationalen. Deutsch nationalen sprachen in ihrer Zusammenkunft am Freitag die bestimmte Erwartung" aus, daß es ihren bewährten Führern gelingen möge, die feit Wochen schwebende rise im nationalen und völkischen Sinne zu lösen. Sie perlangt eine Regierung aus wahrhaft deutschen, Aber den Hitler- Ludendorff- Butsch hat die Rechtspresse tatkräftigen Männern, die ihre Stärke nicht im Verhandeln, sonmit Festgefängen begrüßt, und die Deutsch nationale dern im Handeln suchen und frei von parlamentariartei erklärt auch heute noch, treu und fest zu Kahr zu fchen halbheiten sowohl die bayerische als die gesamte stehen. Sie hätte sich natürlich mit noch weit größerer Bonne deutsche Frage einer gedeihlichen Lösung entgegenführen. Sie zu Ludendorff bekannt, aber da dieser Nationalheld augen fordern 1. den sofortigen Rüdtritt der Regierung blidlich im Rittchen figt, in das er mindestens seit dem Kapp Stresemann und ihren Erfah durch eine in dem Rampfe gegen Butsch hineingehörte, entscheidet sie sich für die augenblicklich den Margismus unbedingt verläßliche Reichsregierung, womit die oben liegende Kampfgruppe und fordert mit Kahr im Bunde u mbildung der Regierung in Preußen Hand in auch heute noch ultimativ den Rüdtritt Stresemanns. Hand zu gehen hat; 2. die schleunige Beilegung des unheilvollen In diesem Augenblick entschließt sich die Deutsche Bruderzwistes mit Bayern ; 3. die Einleitung einer entschlossenen Bolts partei- wozu? Den deutschnationalen Butschisten Abwehrpolitit gegen die französischen Erpressungsversuche im den Fehdehandschuh hinzuwerfen, ihre Frechheit mit ein paar Ginne der mehrfachen Kundgebungen der Deutschnationalen Bolts. männlichen Worten zurückzuweisen...? partei. Gie begrüßen die Brüder in Bayern , die
Volkspartei und Deutschnationale.
Der Borsigende der Fraktion der Boltspartei Dr. Scholz erflärt folgendes:
Benn es wahr ist, daß Hitler und Ludendorff verwundet und gefangen genommen sind, so kann man sagen, daß sie immer noch eine bessere Rolle gespielt haben als R ahr und Lossow. Ueber ihre Dummheit und ihre Gewissen losigkeit ist kein Wort weiter zu verlieren, ebensowenig darüber, daß sie für ihre Schandtat in jedem geordneten Staat In diesem Augenblic entschließt sich die Deutsche Bolts- unter der Leitung Kahrs seit Wochen den Kampf für Deutschlands die schwerste Strafe zu erwarten hätten. An Erbärmlichkeit sind ihnen aber ihre beiden Gegenspieler bedeutend über, und parte: dazu, die Deutsch nationalen zum Eintritt Ehre und Freiheit führen und versichern sie ihrer Anteilnahme unb an dem blutigen Poffenspiel, das in München zur Schande in die Reichsregierung einzuladen! Allerdings tatkräftigen Unterstützung." Deutschlands und zum Gelächter der Welt aufgeführt worden will sie deswegen noch nicht gleich Stresemann wegschicken, ist, tragen sie die schwerere Schuld. Sie haben den nationalisti - das haben die Qua az und Maretty noch nicht durchgefchen Sput gewähren laffen und sind dann- Kahr, der Bolts- fett. Aber sie entschließt sich dazu, die Deutschnationalen zum befreier, und Lossow, der deutsche General vor dem Knacken Eintritt in die Reichsregierung einzuladen und holt sich dafür eines Revolvers zufammengefnicht. Sie machten Miene, sich die Abfuhr: die Auffassung der Deutschnationalen sei unverder„ nationalen Bewegung" anzuschließen, und erst als sie ändert geblieben, daß der Rücktritt des Reichswieder Luft betamen oder merften, daß sie sich auf die kanalers Stresemann als unbedingt erforderlich anfalsche Seite gelegt hatten, stellten sie sich als bemit gesehen wird und daß die Berhältnisse nun(!) irgendeinen leidenswerte Opfer einer Erpressung hin und übernahmen die Aufschub nicht gestatten". Führung der Gegen bewegung. So fam es dann zur NoDemberschlacht zwischen den Weißblauen und den Schwarzweiß roten. Diese Herrschaften, die einig waren in dem heroifchen Plan, erst alle Novemberverbrecher" zu erledigen und dann gegen Frankreich zu Feld zu ziehen, brachten es nur so weit, einander die Hälse abzuschneiden. Sie sind einander wert. Hätten fie es nur so weit gebracht, sich gegenseitig wie die Löwen der Anekdote bis auf die Schwänze aufzufreffen, so fönnte Deutschland aufatmen.
Der Wunsch der großen Mehrheit der Fraftion ging dahin, den Vorfizenden zu beauftragen, mit dem Herrn Reichsfanzler in dem Sinne zu verhandeln, daß der Herr Reichskanzler die Fraktionen der Deutjánationalen und ter banerischen Roltspartei auffordern möchte, angesichts der Not der Zeit sich der Mitwirkung in einem von allen bürgerlihen Parteien gebildeten Kabinett nicht zu versagen. Selbstverständliche Boraussetzung für die große Mehrheit der Frattion war dabei das Verbleiben des Reichskanzlers Dr. Strefemann in seinem Amte.
Nachdem die deutschnationale Fraktion demgegenüber heute
Man fucht vergebens eine Atazie, die hoch genug ist, um auf sie zu klettern. Nachdem der blutige Ludendorff- Butsch zu ihrem Leid mißglüdt ist, arbeiten die Deutschnationalen meiter daran, den trockenen Rahr- Butsch zu vollenden. Und die Volkspartei bietet ihnen in Anerkennung ihrer guten Absichten und zum Lohn für ihr bisheriges Verhalten ein paar Size in der Reichs- abend burch die Korrespondenz des Bereins beutscher Zeitungsver regierung an! Herr Stresemann aber es ist peinlich, muß aber aus- leger eine Erklärung verbreiten läßt, wonach ihre Stellung in der An dem raschen Sieg über die Ludendorff- Banden haben gesprochen werden- ist Mitglied dieser Volkspartei. Wie am heutigen Abend abgehaltenen Sigung unverändert dahin ginge, ficherlich auch anständige und reichstreue Elemente ein mefent will er mit dieser Fraktion am Bein die ungeheuren Aufgaben daß der Rücktritt des Reichskanzlers Dr. Stresemann als unbedingt erforderlich angesehen würde und die Verhältnisse einen Aufliches Berdienst. Sie mit den Kahr und Lossow in einen Topf lösen, die ihm jezt gestellt sind? zu werfen, wäre ungerecht. Aber wenn sie für sich allein nicht Alles in allem: Die völlisch- nationalsozialistische Bewe. fchub nicht gestatteten, entfällt für die Fraktion der Deutschen Volks die Kraft haben, mit der Münchener Schandwirt gung ist zusammengebrochen, aber Kahr und seine norddeuts partei die Voraussetzung, unter der der Beschluß gefaßt war, so daß schaft aufzuräumen, die fich jest gar noch als Retter fchen Bundesgenossen sind, obgleich sie sich mit unauslöschlicher er sich dadurch erledigt. Wenn somit die erneuten Bemühungen der des Waterlandes aufspielt, fo muß ihnen von Reichs megen Schande bedeckt haben, frecher denn je- und die deutsche Deutschen Bollspartei, alle bürgerlichen Kräfte zu gemeinsamer Argeholfen werden. Ganz unerträglich aber ist der Reichsregierung ist ein Fragezeichen. Die beit in der Regierung zusammenzufaffen, erneut erfolglos geblieben Gedanke, daß eine deutsche Reichsregierung Boltspartei fühlt sich halb und halb zu Kahr hinübergezogen find, so trägt hierfür die deutschnationale Fraktion die mit den Kahr und Lossow ein irgendwie ge- und beschäftigt sich mit wahltaktischen Kniffen. Im Zentrum alleinige Verantwortung. artetes Rompromiß schließen fönnte. Eine scheint die demokratische Richtung wieder etwas aufzuleren, solche deutsche Regierung würde sich vor den Augen der ganzen aber nur die Demokraten allein von den bürgerlichen Parteien Das hiesige Wehrkreiskommando gibt einen Situationsbericht Belt entehren und hätte mit der allerschärfsten Opposition der zeigen zurzeit eine flare und entschiedene Haltung. Sozialdemokratie zu rechnen. Eine Regierung dagegen, die Blidt man auf die Gesamtheit der bürgerlichen Mittelpar. üter die Münchener Vorgänge und sagt darüber u. a.: Der Bebereit und entschlossen ist, in der banerischen Ordnungszelle" teien, in deren Händen das deutsche Schicksal liegt, fo Pönnte fehlshaber des Wehrkreises V, General Reinhardt, hat an General endlich einmal Ordnung zu schaffen, wäre der Zustimmung man fast verzweifeln. Diesem Splittergemisch steht ein Gegner v. Loffor gefunkt, daß er ihm zur Seite stehen würde, um die Der Mehrheit nicht nur des deutschen , sondern auch des bayeri- gegenüber, der sich durch Niederlagen nicht abschreden fäßt bayerische Reichswehr in ihrem Vorgehen gegen Hitler zit stützen. Für die unter dem Befehl des Generalleutnants Mülles schen Bolles gewiß. und, ermutigt durch strafwürdige Schwäche, seinen Weg weiter im Gebiet des Wehrtreifes IV eingefeßten Reichswehrverbände verfolgt. Die Sozialdemokratie aber will und kann nicht wird hierdurch die Erklärung gegeben, daß Führer und Truppen bulben, daß die Republit den Weg zur deutschnationalen..ta- rückhaltlos hinter dem mit dem Oberbefehl über die Wehrmach tur geht. Zwischen ihr und jenen, die in dieser Schicksalsstunde betrauten General v. Geedt stehen.
In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag ist die Ber fehrssperre über Bayern verhängt worden. Sie wurde fofort wieder aufgehoben, als sich herausstellte, daß die Kahr und Lossow über die Hitler und Ludendorff die Oberhand ge
Reinhardt und Lossow.