Nr. 529> 49. Fahrgaüg
Seilage öes Vorwärts
Sonntag, November 192Z
Zeigt öie Kaufte! Was man von jedem Repnblikaner hente erwarten mutz. Erziehung an hakenkreuzlern.
D!e Republik hat wieder einen schweren Kampf hinter sich. Sie ist wieder einmal der Meute von Kriegsverbrechern und ihren Landsknechten, den Großindustriellen und Großagrariern, ent. rönnen, und das ganze reaktionäre Gesindel ist zähneknirschend da- bei, sich aufs neue zu sammeln und feige lauernd den nächsten l) interHalt auszukundschaften. Die Feigheit ist nun mal ihre stärkste Eigenschaft, und sie wird durch ein Maulheldentum ohnegleichen so VWhieft drapiert, daß der Laie Blechtrompeten oft für die Posaunen jdw jüngsten Gerichts hält. Im„Vorwärts" ist an dieser Stelle vor Wochen darauf hingewiesen worden, in welch hilfloser achselzucken- der Weise die meisten Republikaner den Unverfrorenheiten der Nationalisten gegenüberstehen, die diese Schwäche gut auszunutzen wissen. Es wurde damals hier gesogt, daß es nicht mehr an- gehe, dem Kampf in der Oeffentlichkeit aus dem Weg« zu gehen, und die letzten Vorgänge haben gelehrt, daß jeder einzeln« ihn aus- fechten muß, so gut oder so schlecht es ihnen möglich ist. Gelegen- heit ist überall dort vorhanden, wo das Gelichtsr der Nationalisten sich an öffenllichen Stätten breit und anmaßend aufspielt. Jnwie- weit das möglich ist und bis zu welchem Grade die Frechheit der anderen gediehen ist, das möge an einigen Beispielen geschildert werden, die wir aus der Sammelmappe von Zuschriften unserer Leser entnehmen. Ngenten öer Reaktion. „... Ich will Ihnen den Beweis liefern, daß ich doch aus einem anderen Holz geschnitten bin und baß es sehr wohl möglich ist, im rechten Augenblick mit dem rechten Wort dazwischenzufahren. Der eine der Fälle ereignete sich in Dortmund in einem Darieti, wo ein Vortragskünstler Walter Schneider auftrat, der sich in wüsten und dumnien Schimpfereien gegen die Republik , gegen ihren Präsidenten und gegen den preu- ßischen Innenminister wandte. Das Publikum faß dick und jchmun- zelnd davor, denn es bestand aus all den Satten, die sich nach Natur und Art des Monarchismus anzugliedern suchen. Da stand ich auf und ief zur Bühne hinauf, ob ich mich hier in einer deutsch - nationalen Bersammlung befinde oder in einem Variete, das der Unterhaltung dienen soll. Dar Vortragskünstler stutzt««inen Augenblick und wollte weiter loslegen. Ich protestierte so energisch dagegen, daß ich durchdrang, obwohl niemand von den etwa SOo Zuschauern auch nur ein Work dazu sagte. Denselben Herrn traf ich sväter in einem Hamburger Vortragslokal. Gleichzeitig erfuhr ich, daß man viel« dieser Künstler im Verdacht habe, daß sie sich von einer der Rechtsparteien für die Anpöbelung der Republik bezahlen ließen. Etwas Aehnliches passierte mir mit einem Walter Steiner, der auch in Berlin eine gewisse Rolle spielt und der die dümmsten Instinkte des Publikum» so geschickt zu verwerten weiß, daß stets eine nationalistische Demonstration gegen die Republik dabei herauskommt. Keiner der Zuschauer merkt — das ist das Interessanteste dabei—, für wie dumm ihn dieser Walter Steiner hält. Sein Programm ist lediglich zugeschnitten auf den Geschmack einer Handvoll nationalistischer Vollidioten. Als ich ihn einmal vom Zuschauerraum aus in die Schranken verwies, hatte das sofort Erfolg. Aber wie selten ist es. daß man Zeug« eines Lufdretens eines wirklichen Republikaners wird. ... Nachdem wir ja unter uns Republikanern sind, können wir ja etwas deutlichere Reden führen." So begann ein sogenannter Komiker in einem anderen Vortragslokal. Ich stand auf und er- klärte ihm, ein wirklicher Republikaner zu fein, und ftug ganz bescheiden an. ob er in einer Zeit, in der das deutsche Volt unter den Folgen der nationalistischen Ein. stellung seiner früheren Führer so schwer leidet, nichts Besseres finden könne, als die Republik zu verhöhnen. Das ganze vornehm« Gesindel faß still, und nicht einer wagte auch nur zu mucksen. De? Direktor, den ich kannte, beschwor mich, nicht weiter zu gehen, und lieber still zu sein, da sein Geschäft darunter leidet. Ich frug darauf laut und vernehmlich, ob es wahr fei, daß ein Theatergeschäft darunier leide, wenn jemand sich erlaubt, für die Republik einzutreten. Es erfolgte keine Antwort. Der Herr Vor- tragende ging aber doch zu einem anderen Thema über."
.... Auf dem Bahnsteig in Hannover . Ein grüner Junge mit Hakenkreuz spaziert hin und her. Zwei Berliner Herren gehen auf ihn zu und fragen, ob er sich nicht schäme, so hsraussordcrnd ein Hakenkreuz zu tragen. Die Antwort hieß: „Dreckiger Iudenkerl", die Erwiderung darauf war eine tüchtige Ohrfeige, die der Jüngling erhielt. Nebenbei gesagt, waren die beiden Herren keine Juden. Als ich dieses beobachtet hatte, gesellte ich mich auch zu dem Auftritt, worauf ich ebenfalls als Iudenkerl beschimpft wurde, dafür aber mit einer ordentlichen Tracht Prügel quittierte. Als ich bereits im Zug saß, erschien der Jüngling mit einem Schutzmann, um mich feststellen zu lassen. Ich fragte den Beamte,!, ob er der Republik oder der Rlon- crrchie diene, worauf er erwiderte, daß es seines Wissens die Revu- blik sei, der er diene. Darauf gab ich dem Beamten den Rat, oen Hakenkreuzler überzulegen, denn er hätte die Republik beschimpft. Nun war der Beamte plötzlich verschwunden."„Ich bin der erste"— so heißt es mitten in dem Brief—„der Frau und Familie im Stich lassen würde, wenn es hieße, die Republik zu schützen, und bin fest davon überzeugt, daß viele nrit mir sind. Nur der Arbeiter darf nicht wanken." Seamte öer Republik. ..... Do« Zeit zu Zeit muß ich den nachmittags Uhr vom Potsdamer Bahnhof nach Wannsee durchfahrenden Zug benutzen. Da ich jedesmal dasselbe Abteil besteige, ist es mir aufgefallen, daß fast immer dieselben Personen darin sitzen. Aus ihren Gesprächen entnahm ich, daß es mittlere oder höhere Reichs, oder Staatsbeamte fein müssen, die aus Gott weiß welchem Grund um diese Zeit ihre Arbeit bereits beendet haben. Am Freitag, als die Herren sich allmählich versammelten, entstand sofort«in politisches Gespräch, d. h. ein allgemeines G«. slöhne und Geklöhne und Gejammer über München . Di« Uneinig. keit der Deutschen wurde wieder einmal halb verzweifelt festgestellt. Aber gar nicht lange dauerte es, so warf einer dieser ehrenwerten Männer das Wort„Juden" in die Debatte und nun ging's los. Ich wollte mich in der Lektüre meiner Zeitung nicht stören lassen, aber schließlich wurde es mir zu bunt, weil ein mir gegenüber- sitzender kleiner Herr mit schwarzem eckig geschnittenen Bart sich in lauten Schimpfereien überbot. Ich sag!« deshalb zu ihm:„Ent- schuldigen Sie, mein Herr, ich stamme selbst aus einer durchaus evangelischen Familie, aber ich wünsche nicht, daß meine jüdischen Mitbürger in dieser Weise und offenbar noch von Beamten her- unkergepöbett werden." Die Antwort des Herrn war außerordentlich bezeichnend:„Nanu, das wäre ja noch schöner, ich habe nach der Verfassung das Recht, meiner Meinung öffentlich Ausdruck zu geben. Das ganz« Abteil wandte sich gegen mich, neu hinzükom. wende Herren gleichfalls, einer von diesen bedrohte mich sogar mit unflätigen Worten Darauf sogt« ich ganz ruhig zu ihm:„Sie benehmen sich hier wie ein Strolch, was er aber ruhig«insteckte. Im übrigen blieb ich den Herrschaften kein« Ant- wort schuldig, im Gegenteil, ich trat ihnen unausgesetzt in schärf- ster Weise entgegen und erreichte dadurch, daß, als der Zug endlich abfuhr, vollst« Ruh« im Abteil herrschte, keiner der tüchtigen deut- schen Mannen wagte mehr ein lautes Schimpfwort gegen die Juden zu sagen." «. Wir haben hier nur einen kleinen Teil von Zuschriften veröffent- licht, die uns von überzeugten Republikanern zugegangen sind und die zeigen, daß es gerade jetzt darauf ankommt, anttrepubllkanischen Meinungsäußerungen scharf entgegenzutreten. Genosse Sollmann hat vor kurzem erklärt, daß die Republik zugrunde gehen könne an der Feigheit ihrer Führer. Man kann diesen Ausspruch erweitern und sagen, die Republik kann nur zugrunde gehen an der Feigheit der Republikaner . Die Republik wird so lange beschimpft und heruntergerissen werden, als nicht jeder überzeugte Republikaner es so macht, wie diejenigen es taten, die uns die obigen Erlebnisse mit- teilten. Insbesondere sollte Vm Beamten, die das Geld der Re- publik nehmen und ihr noch dazu die Treue geschworen haben, und
es doch nicht unterlassen können» die Republik zu beschimpfen, sehr energisch entgegengetreten werden. Sicherlich gehört dazu oft per- sönlichcr Mut. Aber dieser Mut, dieses persönliche Eintreten für die Sache des Volkes ist notwendig, wenn der Gedanke der Republik sich allen Gegnern zum Trotz in Deutschland befestigen soll. »* vier republikanische Kundgebungen. Der Deutsche Republikanische Reichsbund, Ortsgruppe BerU:., veranstaltet in der kommenden Woche vier große Kund- gedungen zur politischen Lage, die der stürmischen For- derung der deutschen Republikaner auf Schutz und Sicherung der Republik gegenüber den Putschisten von rechts starken Ausdruck ver» leihen werden. Die Kundgebungen finden statt: Am Dienstag, den 13. November, abends 8 Uhr im Kasinosaal von Lindners Konzerthaus, Pankow , Breitestraße 34. Zu dem Thema„Republik in Gefahr" werden sprechen Senaispräsident Grottmann und Genosse H o f f m a n n> Schmargendorf, M. d. R., am Mittwoch, den 14. November, in der„Königsbank", Groß« Frankfurter Straße 117 über den Ludendorff-Putsch das frühere Mitglied des bayerischen Landtages, Genosse Ernst N i ck i s ch und Karl v. Of» s i« tz k y über Stresemanns Außenpolitik. Im großen Saal der Patzenhofer Brauerei, Turmstraß«, Ecke Stromstraße referiert am Freitag, den IS. November Senatspräsident Freymuth über „Deutschland und Frankreich " und Genosse Jakob Altmaier über die Nheinrepublik. Die letzte Kundgebung findet am gleichen Tage in der Schloßbrauerei in Schöneberg , Hauptstraße 122/23 statt. Zur aktuellen politischen Lag« nehmen Oberregierungsrat Genosse Dr. Hans Simon und Smatspräsident Grottmann das Wae«
Die neue Woche. Wucher auf dem Aleiichmarkt, Brot:(noch) 120, Milch: 40, Werktarife unverändert, Strahenbah« und Hochbahn : 20 Milliarden. Da die Mark seit zwei Tagen eine gewisse Stabilität ausweist, halten sich auch die Preise für Brot, Milch, sowie die auf dem Kohlenpreis aufgebauten Verkehrs, und Werttarife in Grenzen. Um so unerhörter muß das Spiel genannt werden, das gegen- wärtig wieder auf dem Flesschmartl betrieben wird. Die Fleisch. und Wurstpreise sind in den letzten 24 Stunden um das doppelle gestiegen, ohne daß sich eine Ursache dafür zunächst feststellen läßt. Die Wucherpolizei, von der die amtlichen Stellen behaupten, daß sie fortgesetzt auf dem Posten sei, hat hier wieder gründlich versagt, obgleich die unerhörtesten Preissteigerungen unter ihren Augen vorgenommen wurden. Was auf dem Fleisch, und Wurstinartt gestern betrieben wurde, spottet jeder Beschreibung: man erhöhte die Preise, da starke Nachfrage vorhanden war, will- kürlich, mehreremal am Tage.— lieber eine Erhöhung des Brot- preis«, in der kommenden Woche lagen am Sonnabend keine Nach- richten vor. Das Ernährungsamt teilt nur mit, daß in der Woche vom 12. bis 18. November das Großbrot nur auf Abschnitt V der 41. Brotkarte oder auf eine vom Wasserbauamt mit Dtenststempel versehen« Schifferbrotmarte abgegeben und entnom- men werden darf.— Der Vollmilchpreis für Montag, den 12. November. beträgt je Liter 40 Milliarde« Mark, der Magermilchpreis 13� Milliarden Mark.— Die Direktionen der städtischen Werke teilen mit, daß die Gas-, Wasser-, Entwässerungs- und Elettrizitätspreis« unverändert bleiben, d. h. bei Gas und Wasser auf 31,3 Milliarden Mark und bei Strom auf 63 Milliarden Mark.— Neue Verkehrstarife treten, wie bereits in der gestrigen Abendausgabe mitgeteilt, am Montag in Kraft. Straßen, und Hochbahn sind damit auf den 26-Milliarden. preis angelangt. Nur der Preis für die Fünfstationenzone auf der Hochbahn hält sich noch auf 15 Milliarden Mark. * De? Ausschuß für dos Park, und Bestaitungswefen teilt nrit: Die Einäscherungsgebühr beträgt nrit Wirkung vom 8. November ab bis aus weiter, es: e) für die Einäscherung der Leichen Erwachsener und Kinder über 12 Jahr«--2 7 Gold- mark: b) für die Einäscherung von Kindern bis zu 12 Iahren -- 22 Goldmark: c) für die Einäscherung von Leichen derjenigen Personen, die am 1. Januar 1921 ihren Wohnsitz nicht im Deut. schen Reich hatten-- 39 Goldmark.
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Die Lofolfischer. Roman von Johan Rojer.
Sie hatten Peilung an den Lofotbergen und auch im Norden, so daß sie bestimmen konnten, wo die Netze über Bord sollten, und als sie endlich die Segel back holten und an ihrem Ziel waren, hatte sich der dünne. Frostnebel gelichtet, so daß der Westfjord seine ganze gewaltige Fläche ausbreitete. Fern, fern im Osten sah man die Berge des Festlandes wie einen weißen, wogenden Strich zwischen Himmel und Meer. Und Kaneles Gomon blickt« einen Augenblick dorchin. Er sichtete die Berge bei Grötöya,— dort ging im Dorf wohl ein Mädchen mit einem kleinen Kinde umher und wartete vielleicht noch immer auf einen Brief. Aber im Westen lag die Lofotwand selber, hoch und mit weißen Gipfeln, gleich mächtigen Schneewächten, die sich immer weiter in das große Meer hineinzogen. Und an Holmen und Schären ein Lärm von der Brandung und von kreischenden Bogelschwärmcn. „Los!" befabl der Bootsführer, und das Segel wurde ge- strichen. Die Ruder wurden ausgelegt, die schweren Lofot- bootsruder, mit denen nur erwachsene Männer so umgehen können, daß es ausgibt. „Los!" Die Tonne mit der Merkftange oben ging über Bord und zog das lange Tau mit. Sie wogte aus und nieder auf der See, blieb weiter und immer weiter zurück, und immerfort rasselte das Tau über die Rolle am Bnotsrande und wickelte sich ab, während sie weiterruderten. Jetzt war die Tonne schon so weit hinter ihnen, daß sie kauin noch zu sehen war, und end- lich nahm auch das Tau ein Ende und der graue Strom von Netzen mit Senksteinen und Glaskugeln begann sich auszu- Winnen. Henrik Rabben und Elezeus Hylla standen an der Rolle und halfen, damit die Maschen und Knoten sich nicht am Bootsrande verhängen sollten. Vorn lagen Lars und Arnt auf den Rudern, Kaneles Gomon arbeitete in der Mitte und hielt den Netzhaufen klar. Das Netz strömte über Bord, schwamm auf der See ein Stück hinter dem Schiff, sank dann aber unter und verschwand in der Tiefe, und die Wellen darüber waren grau wie vorher. Nun beginnt der Fang. Der Bootsführer blickt auf diese Netze, die in die Tiefe hinunter sollen und den Verdienst heraus-
holen müssen. Er sieht vielleicht in Gedanken die lange, graue Küste, endlose Mengen von Meilen südwärts. Viele Hütten sind es, wo Frauen und Kinder den Winter über sitzen und darauf warten, daß der Vater blanke Schillinge verdienen soll.! Ist das Edoind Hansen vom Varangersiord droben, der dal hinten in seinem schlanken Boot sich wiegt? Ja, ja, der Mann\ hat drei Familien, die das Lofotboot ernähren soll, und diel drei, vier anderen an Bord haben wohl auch ihre Angehörigen.! Ein solches Nordlandboot fährt, so klein es ist, für ! manches Haus. „Ein paar von den Kindern liegen unter der Küchenbank, aber sonst geht es wie geschmiert"— haha, ja, dieser Edvindl Aha, da kommt wieder so ein verdammter Diebsfischer, der sich quer über die Netzreihe der„Robbe" legt. Das war natürlich ein Nordländer. Und als Kristaver die Netze aus- gelegt und die Segel wieder gehißt hatte, steuerte er gerade auf den Kerl los. „Hallo! Ihr da! Wollt Ihr meine Netze versenken!" rief er.„Ist auf dem Meer sonst nicht genug Platz für Euch?" Der Führer des Nordlandbootes blickte nicht einmal auf, sondern antwortete in seinem singenden Tonfall:„Wir dürfen > doch wohl unsere Netze auf Gottes eigenem Meer auslegen. � Wir wußten nicht, daß den Staväringern die See hier im Norden gehört." „Nimm dich in acht!" murmelte Kristaver. Er fiel mit dem Winde ab und wiegte sich wieder dem Lande zu. Am nächsten Tage war Schneegestöber und es bot sich das- selbe Schauspiel vor der Ausfahrt der Boote. Ein Merktag für die Staväringer, die heute zum ersten- mal in diesem Jahre die Netze einholest wollten. Aber draußen auf den Bänken war es unmöglich, die Landpeilung im Schneetreiben zu sehen, deshalb fuhren die Hunderte von Booten Stunde für Stunde hin und her und ! suchten ihre Tonnen mit den Merkstangen. Sie sahen einige Bootslängen rechts und links Segel auf- � tauchen, das ein« glitt hierhin, das andere dorthin, die Männer an Bord waren über und über weiß beschneit, dann verschlang das Schneetreiben sie wieder, und neue Segel strichen dicht vor- über. Ste hörten Rufe zwischen den Booten, die sie nicht sahen: Findest du etwas? Nein, und du? Nein! Daß sie auf I den Bänken waren, das hatten sie im Gefühl, aber fuhren sie jetzt westlich nach Stamsund oder ostwärts nach Kabelvaag? AMe Boote ritten auf den bleigrauen Seen, während der Schnee vom niedrigen Himmel auf sie niederpeitschte. Einige lagen back oder zogen die Segel ein. um eine Weile zu überlegen.
andere fuhren auf gut Glück dahin und waren drauf und dran. einem Kameroden den Bug in die Seite zu rennen. Sie tasteten blindlings umher, der Nebel lichtete sich nicht, sie trieben den halben Tag auf der grauen See, bald hierhin, bald dorthin. Endlich fand ein Nordländer seine Tonne, und andere er- innerten sich daran, in welcher Richtung von ihm sie gestern gelegen hatten und kamen so schließlich zu der ihren. Jakob mit dem Kurzfuß hatte auch heute Glück, er stieß auf seine Tonne vor den anderen Staväringern, und da die„Robbe" gestern west-süd westlich von ihm ihre Tonne ausgelegt hatte. so war es jetzt leicht, sich zurechtzufinden Die Segel herunter, die Ruder ausgelegt: die Tonne wird an Bord gehoben. Das war für Lars ein großer Augenblick. Jetzt sollte er die Lofotnetze heben helfen. Es kann ein guter Fang und ein schlechter Fang werden, Wohlstand oder Not. alles hängt davon ab, was in den Netzen ist. Und jetzt wollen wir sie hochziehen. Ja, jetzt fangen wir an zu ziehen. Lars saß am Ruder, um das Boot auf derselben Stelle zu halten, aber er blickte mts das Tan, das jetzt über die Rolle sauste, daß das Wasser sprühte. Und nun wird es schwerer. mehrere Männer müssen zugreisen, jetzt beginnen die Netze sich zu heben,— jetzt beginnt der Fang. Der Vater hatte das Steuer losgelassen und hielt die Gaik in der Hand, bereit, die losen Fische an Bord zu reißen. Und die anderen Männer zogen und zogen, und ihre Gesichter sprachen nicht davon, daß sie jetzt den Verdienst aus der Tiefe hervorholten, nein, sie waren nur von dem Gedanken erfüllt, etwas Schweres an Bord zu bekommen, holt auf... zieht! ahoi! Jetzt kommt eine graue Masse über die Rolle— das erste Netz. Es trieft... und die mächtigen weißen Fausthand- schuh« der Männer sind bald ebenso naß wie die Netze, aber die Rücken krümmen sich, die Beine stemmen sich ein, die Ge- sichter verzerren sich, dies ist schwer... hott auf... ahoi! Die Netzreihe ist hunderte von Klaftern lang, jetzt hängt ste schräg in die Tiefe hinein, schwer, sie will durchaus wieder hinunter und Elezeus und Henrik Rabben mit über Bord nehmen, aber die beiden stemmen sich dagegen und zieben und gewinnen die Oberhand, und die Rolle saust herum und spritzt Wasser umher. Aber das erste Netz ist leer. Es hat eine Lust- reise etliche Dutzend Klafter in die Tiefe hineingemacht und srd umgeschaut,— jetzt erzählt es. daß es nicbts aesehen bat. (Fortsetzung folgt.l