Nr. 531 40. Jahrgang
Beilage des Vorwärts
Die im fremden Hause leben.
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Die Schlichtungskommissionen, die im April 1919 vom Demobilmachungsfommissar eingerichtet wurden, um die Streitigkeiten zwischen Hausangestellten und Hausfrauen zu schlichten, haben fich anscheinend gut bewährt, denn sie wurden im Laufe der Jahre vermehrt, und heute befigt jeder der zwanzig Berliner Bezirke, die einen städtischen Arbeitsnachweis haben, ihre Schlichtungskommisfion und ihre Beratungsstelle. Die unzähligen Fälle", die sich hier abspielen, beweisen, daß die Verhältnisse selbst, teils durch die wirksame Arbeit der Hausangestelltenverbände viele Mißstände behoben find. Erzieherisch wirkt das lebhafte Temperament ber Hausangestelltenvertreterin, die von dem glühenden Willen beseelt ist, die Lage der Mitschwestern zu bessern. Ihr rascher Wille, zu helfen, vereint sich mit dem Bestreben gerecht" zu sein. So sagte mir die Hausfrauenvertreterin von der Laienrichterin, die die Angestellten vertritt:„ Sie ist unglaublich gerecht." So sehr sie nichts versäumt, was einer Hausangestellten nüglich sein fann, selbst in Fällen, in denen das Mädchen sich ins Unrecht setzte, den Haushaltungsvorstand zur Milde und zum Entgegenkommen zu bewegen weiß, so fachlich weiß sie im gegebenen Falle das Publikum über gegen
feitige Rechte und Pflichten aufzuklären.
Tragikomödie der Küche.
Aeußerst bunt ist das Bild, das vor dem Tisch der Laien richterinnen vorüberzieht. Manche Träne wird geweint, manch heftiges Wort gerufen, doch auch manches Lächeln gelächelt. Es kommt zu Szenen, die beweisen, daß kein Arbeitgeber noch irgendein Arbeitnehmer mehr auf einander angewiesen sind, als oft die weibliche Hilfskraft und die Frau als Arbeitgeberin im heim. Es machen sich hier die Verschiebungen und Einwirkungen unserer Zeit besonders starf geltend: oft sind die Hausangestellten Frauen, die selbst einmal Hausangestellte sich halten fonnten, in anderen Fällen ist die Hausfrau selbst einmal hausangestellte gewesen; und so groß natürlich die Folge der Fälle ist, die immer wieder beweisen, daß der Abhängige auch immer der Ausgenügte ist, so kann nicht verschwiegen werden, daß die Hausangestellte, sobald die Hausfrau durch Leiden, Nebenberuf oder Krankheit im Hause von der Güte ihrer Mitschwester abhängig ist, oft auch die Situation zu ihren Gunsten ausnügt. In einem Falle werden den Laienrichterinnen Rechnungen und Beweise vorgelegt. Ein Koch sagt:" Das sind Ausländer, die muß man hochnehmen." Ein Zimmermädchen verschenkt den Likör an Handwerker, ohne Erlaubnis der Hausfrau. Die Schlichtungskommission sucht zu versöhnen. Die Undant bare sieht unter Tränen ein, daß sie es ja schwerlich wieder so gut wird haben können, und die Tränen erweichen die Beklagten, um Lohn und Kostgeldzahlung bei frisilosem Entlassen zu gewähren. Die Laienrichterinnen werden nicht müde, zu versöhnen, aufzu flären über gegenseitige Rechte und Pflichten. Nicht alle Fälle gehen jedoch so günstig aus. Die meisten beleuchten
die Notlage der Hausangestellten.
Der Durchschnitt der flagenden Mädchen lädt die Hausfrauen vor die Schlichtungskommission wegen friffiofen Entlassens", das zu Reisezeiten sehr beliebt scheint. Man wird dann auf Zahlung von Gehalt für einen Monat und Kostgeld verklagt. Dabei kommt aft Der Vorwurf über schlechtes" und fnappes Effen zutage. Das Mädchen fordert die Herausgabe ihrer Geschenke. Während in allen anderen Berufen sich Lohn und Entlohnung möglichst rasch dem Wandel der rapiden Martentwertung agepnaßt haben, kämpft die Hausangestellte heute meist noch um ihre richtige Entlohnung. Daher sind die Hausangestelltenverbände bemüht, gewisse Richtlinien zur Entlohnung der Hausangestellten zu finden, die man immer von ben städtischen Arbeitsnachweisen erfragen fann. Es ist nach dem Stand der Dinge nicht immer böser Wille, sondern oft ein nicht Mitfönnen". Der Mann der Arbeitgeberin ist selbst Angestellter und verfügt nur über beschränkte Mittel. Man hat einen Lohn ausgemacht. Der damals sehr hoch schien. Bei der plöglichen raschen erneuten Markentwertung habe man freiwillig mehr gegeben, trotzdem man vertraglich ja eine andere Summe ausgemacht habe, und das Essen und die Unkosten für ein Mädchen ja auch entfprechend gewachsen sind. Das Mädchen selbst ist topflos geworden. Hört von einer Freundin unmögliche Summen genannt, die gezahlt werden, und fordert von der ängstlichen Frau plötzlich
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Copyright Georg Müller, München .
Die Lofotfischer.
Roman von Johan Bojer . Sechs Mann im Boot verstehen das ganz genau, und wenn die anderen Neße dasselbe erzählen, wozu liegen sie dann hier auf dem wilden Meer und frieren und plagen sich?
Sie ziehen noch immer, und endlich kommt etwas Leben diges an Bord, der erste Kabeljau in diesem Jahr. Dem grauen Fisch mit dem hellen Bauch, dem breiten Maul und den toten Augen scheint es ganz einerlei zu sein, ob er etwas zu fressen bekommt oder selber gegessen wird. Henrik Rabben nimmt ihn aus dem Neg und hält ihn einen Augenblick am Maul, den Schwanz nach unten, in die Höhe. Ein mittelgroßer Kabeljau. Aber es ist der erste in diesem Jahre.
Sie zogen Stunde für Stunde. Der Schweiß rann. Es famen noch einige Fische in langen Zwischräumen. Bielleicht waren es im ganzen etwa hundert, als das letzte Netz an Bord war.
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Die
eine für die damalige Zeit hohe Summe. Klar, scharf und eindringlich spricht die Laienrichterin, weist darauf hin, daß ja die Hausangestellte sich nichts für die höchste Entlohnung taufen kann, betont die wieder erneute Entwertung, und es gelingt ihr, den vollen muß immer wieder betont werden, daß es in unzähligen Fällen Betrag, der der Hausangestellten zusteht, zu erreichen. Natürlich nicht um nicht wollen, einfach um nicht fönnen handelt. menschliche. Binche enthüllt sich oft schrankenlos, und es ist zum Schluß die Unfähigkeit, sich in die Seele eines anderen Menschen hineinversenken zu wollen oder zu können, oft mehr Unwissenheit als Schlechtigkeit. Deshalb find Hausfrauen, die selbst Mangel geliften, gütiger und großzügiger im Durchschnitt, und der Reiche, der nie lernte, was entbehren ist, fommt nicht auf die Idee, daß er Unrecht tue, läßt sie Kisten und Schachteln von Konfekt vor den Augen der Hausangestellten für Gäste und Familie auffahren und fommt nicht auf die Idee, etwas davon dem Personal anzubieten: Vielleicht, weil es immer gleich für mehrere ist? Kurz und gut, eine Wirtschafterin erzäht, daß Kuchen gebaden wurden, von denen nichts heraustam, bis sie sich entschlossen, einen kleinen für sich auch zu baden. Man möchte hier das Gesetz aufstellen: Jeder, der einen Zustand veranlaßt, muß unter demselben er und vielleicht seine eigenen Kinder eine Woche lang leben. Hört man nicht immer von denen, die die Keller voll hatten: Wir können durchhalten!", sagt nicht die Freundin: Für dich ist Wolle gut genug!"? Aber all die im Hause tätigen Frauen sehen hundert Dinge herumliegen, von denen ihnen nichts gehört; fie gehen mit Sachen um, die sie nie fich werden taufen fönnen; fie fehen, wie die Töchter und Kinder des Hauses Maschwerk in den Mund stecken und hören von Satteren die unverschämte Frage:„ Ich begreife nicht, wie das Mädchen so hungrig fein tann." Selbst die Tante, die ihre Nichte zur Haltung des Hauses ins Haus nimmt, vergißt, daß das junge Ding sich ebenso sehr nach Bonbons sehnt, wie ihre eigenen Kinder.
Hauptklagegründe.
Bei fristlosem. Entlassen wird ohne weiteres dem Mädchen Lohn und Kost zugebilligt, wenn nicht ein Verschulden des Mädchens vorliegt. Die Säße sind von der Schlichtungskommission festgesetzt. Es kommen jedoch Fälle vor, in denen die Angestellten den Dienstantritt verweigert, weil sie nicht wußte, es fei noch ein zweites Mädchen da. Stand ihr der Zutritt offen, so hat sie natürlich feine Ansprüche. Geschenke fönnen nur dann zurückgefordert werden, wenn groter Undank vorliegt oder wenn an ein besonders fostbares Geschent ein Kleid, ein Mantel, die Bedingung geknüpft war:„ Sie erhalten den Gegenstand, wenn sie bis April bei uns bleiben." Die Vertreterin der Hausangestellten betont immer wieder, daß Geschenke belassen werden müssen, da sie gleichsam oft auf den Lohn angerechnet werden. Man zahlt wenig, aber man schenkt mehr: aus diesem Grunde find eben Geschenke doppelt Eigentum des Mädchens.
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Dienstag, 13. November 1923
Die eine der wenigen Einrichtungen mit Behördencharakter, die das Vertrauen und Zutrauen des Publikums verdienen, scheint diese Kommission zu sein, eben weil sie in jedem Einzelfall immer wieder belehrend wirkt, indem sie nicht etwa straft", sondern aufzuklären versucht, und der schuldige Teil meist mit der Ueberzeugung fertgeht, man habe zwar seine Rechte gewahrt, ihn jedoch scharf auf die Pflichten gegen den anderen Teil verwiesen.
Wagen Nr. 4848.
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Irgend jemand muß diese Frage einmal anschneiden, also soil es hiermit geschehen. Ich stehe an der Ede Turm- und Stromstraße und will nach dem Halleschen Tor. Da gibt es drei Möglichkeiten: Autobus Nr. 11 bis Brandenburger Tor , dann weiter mit Autobus A oder Straßenbahn Linie 13 bis Potsdamer Platz und dann umsteigen, oder mit der 4. Die Straßenbahn ist billiger und erhält also den Vorzug. Zufällig kommen die 13 und die 4 zugleich. Ich nehme die 4, die zwar einen Umweg fährt, aber die unsichere Chance ausschließt, wie lange man am Potsdamer Plaz auf Anschluß warten muß. Aber wie gesagt, alles ist noch herrlich und friedlich. die Stange herausgeruischt, Schaffner und Bublikum beginnen zu Am Hansaplag hat sich das Bild bereits geändert. Fünfmal ist fluchen. In der einen Hand dicke Ballen Papiergeld, die er gerade abzählen will, um auf einen 50- Milliarden- Schein herauszugeben, verrenkt er sich rücklings aus dem Wagen heraus und scheint den Versuch zu machen, einen Drachen, der sich in der Oberleitung verhaft hat, wieder flott zu friegen. Der Schweiß tritt ihm auf die Stirn, er plagt sich redlich, aber vergebens. Schließlich bittet er einen Fahrgast, das Wechselgeld zu halten, einem anderen gibt er die Drachenleine, dann steigt er aus dem Wagen und versucht der Sache von hinten beizukommen. Er zieht und stößt, biegt und drückt, springt hierhin und dorthin und steigt schließlich wieder auf. Hurrrah, es geht weiter. Bauh, schon wieder ist die Stange heraus, diesmal hängt die ganze Trommel, an der Leine und fuhrwerkt lebensgefährlich unter den Passagieren des Hinterperrons herum. Diese bücken sich und weichen aus nach Maßgabe ihrer jeweiligen förperlichen Gewandtheit und des verfügbaren Raumes. Nunmehr steigt auch der Fahrer ab, die Kurbel in der Hand, und behauptet, da müsse doch etwas los sein. Man beschließt, dem nächsten Kontrolleur, der kommt, die Sache vorzutragen. Endlich an der Potsdamer Brüde kommt, der Kontrolleur. Er sah die widerspenstige Stange nur mißbilligend an und machte sich einige Notizen, mit dem Erfolg, daß die Stange von der Potsdamer Brücke bis zum Pots damer Platz , wo er abstieg, nicht ein einziges Mal einen Seitensprung madyte. Diese günstige Wirkung hielt sogar vor, zunt Schaden eines gewandten Schnelläufers, der zwischen Anhalter Bahnhof und Großbeerenstraße den für die Fahrgäste interessanten Versuch machte, in voller Fahrt aufzuspringen. Dieser Mann hatte es sicher eilig, aber die Vorsehung warf ihm, als er gerade hätte aufspringen können, burch einen Windstoß den Hut vom Kopf. Mit einem Fluche ließ der Mann von dem Wagen ab und holte sich feinen Hut. Mit seinem vermeintlichen Mißgeschick hadernd ging er langsam auf dem Bürgersteig nach dem Halleschen Tor zu. Er überholte aber bereits am Königgräger Theater mühelos unferen Wagen, dessen steil aufgerichtete Stange sich jedem Versuch, sie wieder in Kontakt mit der Oberleitung zu bringen, erfolgreich widerfezte. Er fam zu Fuß weit früher zum Ziel als wir, womit die unendliche Gerechtigkeit der Vorsehung wieder einmal bewiesen war.
Selbst wenn die Laienrichterin den Haushaltungsvorstand bewegen hat, das Geld, statt der Armentesse dem Mädchen zu zahlen, muß sie oft betonen: Ja, Fräulein, wenn Sie sich selbst so ins Unrecht sehen, fann ich Ihnen auch nicht helfen." Unachtsam werden bunte Stücke zur weißen Wäsche getan, diese wird verdorben. Kindermädchen figen am sonnigen Barfweg, haben nichts zu tun als auf ein kleines Kind zu achten, und sehen nicht, wie die fleine Hand Blatt auf Blatt vom nahen Strauche reißt, bis das Kind die Blätter erbricht und die erschreckte Mutter entdeckt, es habe den Mund voller Blätter. In einem Falle hat eine hübsch gekleidete Hausdame, die im Seebad jede Freiheit hatte, fast jeden zweiten Tag nachmittags frei war, am zweiten Tage der Berliner RückZweifellos ist es nur meine Schuld, daß ich diese unglückliche funft teine Rücksicht genommen, will einfach einen bestimmten Tag, 4 genommen habe, und nicht die Linie 13. Hier wäre die Stange um auszugehen, obschon die Hausfrau und eine Krankenschwester vielleicht nur am Kriminalgericht, am Lehrter Bahnhof und vielbei zwei schwer ertranften Kindern die Hände voll zu tun hatten. leicht noch ein- oder zweimal am Königsplay herausgesprungen. Ebenso wurde ein Mädchen zur Zahlung von fünf Millionen Mart Das merkt man gar nicht auf einer längeren Fahrt. Man berückan die Armentasse verurteilt, weil sie ohne vorherige Rün fichtige, in was für unmögliche Lagen die Stange besonders bei digung den Posten im Stich ließ. Die Richterin be- Kurven kommt. Was soll die Stange machen? Der Wagen läuft tont: Sie würden in gleichen Falle Lohn und Kost verlangen; unter ihr nach links, die Leitung nach rechts, am Wagen unten ist wie fann ich Sie da schühen? Wenn Ihnen die Stelle nicht gefiel, fie fest, also muß sie doch herausspringen. Sie ist doch kein Bügel! fonnten Sie fündigen." Dem Haushaltungsvorstand steht in solchem und die Bügel sind wahrscheinlich so teuer, daß es der StraßenFalle der Mehraufwand für eine Reinmachefrau zu. wird gewöhnlich durch Entgegenkommen herabgesetzt, die Summe bahn- Direktion auf das bißchen täglichen Zeitverlust der Passagiere der Altershilfe übergeben. Um ein Erempel zu statuieren." nicht antommt.
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Der Betrag
Und Kristaver ficherte und sagte, wenn zwölf Mann eine| Henrit und strich sich den blonden Bart und blickte von einem wahre Amerikareise bis hierher gemacht hätten, dann könne zum anderen. man es doch einen großartigen Fang nennen, wenn zwei 211s fie am nächsten Morgen erwachten, zwang das Boote an einem einzigen Tage genug Fische zum Abendbrot Beiter fie, an Land zu bleiben, es stürmte den ganzen Tag, gefangen hätten. Schiffe riffen sich in der Bucht los und wurden an die Klippen geschleudert, der Mastenwald in Sunden und Häfen wogte und freischte, Ziegelsteine wurden von den Dächern gerissen und flogen hoch über den Fischplaß hin.
Aber Glezeus Hylla trabte in Pantoffeln in der Stube umher und sagte, dies alles gehe genau so, wie er es sich gedacht habe: Er werde ein reicher Mann. Er wolle sich einen großen Hof laufen und einen feinen Ueberzieher, wenn er im Frühling wieder nach Hause fomme. Ob ihm vielleicht jemand feine Nege abtaufen wolle, für die er sich in Schulden gestürzt habe? Funfelnagelneue Reße mit Korfen und Tauen und Flößen.„ Bietet nur, Leute!" Er zeigte die weiße Zahnreihe in dem braunen Bart, und die großen Augen schweiften umher und lachten boshaft.
Ich kaufe fie!" fagte Raneles.
„ Großartig! Aber das Geld auf den Tisch! Dann befommst du ganzen Anteil am Abendbrot, und ich will nur wie ein Halbpartmann effen. Aber das Geld auf den Tisch." Das hatte Kaneles natürlich nicht, und so wurde aus dem
Handel nichts.
Das Schneegestöber hatte nachgelassen, und während sie die Neze wieder auslegten, wurde es kälter. Es war Land- Lors an.„ Hol's der Teufel, du mußt Branntwein schaffen und „ Und da ist ein Jahrling," fagte Per Suzansa und fah wind, so daß sie den meilenlangen Rückweg nach den Fisch- traktieren, Junge, denn wir müssen was zur Auffrischung plägen unentwegt freuzen mußten. Kälter und immer fälter wurde es, und die Männer, die beim Nezzeinholen geschwitzt hatten, mußten jetzt im Boot stillstehen und die naffen Hemden am Körper gefrieren lassen.
Einige Boote schaufelten ohne Tatelage auf dem Meer und an Bord saßen vier Mann, einer hinter dem anderen, und zogen alle ihre Schnüre aus der Tiefe herauf.
" Das sind die Joksarer," sagte Kaneles,„ die fischen mit Angeln oder Ködern, aber auf so etwas hat sich kein Staväringer jemals eingelassen."
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Ber Suzansa war es nicht besser ergangen, und als alle zwölf in der Stube im gelben Lampenlicht saßen, war eine lebhafte Unterhaltung im Gange. Die beiden Boots'ührer ließen den Kopf nicht hängen, weil der Anfang fchlecht war. ,, Heute müssen wir frische Fische haben," sagte Per Suzanja, indem er die langen Wasserstiefel auszeg." Wenn du nicht genug haft, Kristaver, so tannst du an hundert Rabeljaus bei mir leihen. Das wird ja reichen für heute abend, wenn wir die Leber dazu nebmen."
haben!"
Lars machte sich klein und versuchte mit Lachen darüber megzukommen. Aber seinen Bater um Geld zu bitten für Schnaps, so lange es mit dem Fang nicht besser ging, das brachte er um alles in der Welt nicht fertig.
Sie versuchten noch immer, luftig zu sein, aber im Laufe des Abends ließen die Männer doch den Bart immer tiefer und tiefer hängen. Sie würden schmerlich heute nacht besonders gut schlafen. Sie würden sicherlich von Pfändung träumen. Der Anfang heuer war schlimm, und wenn es nun nicht besser wurde?
Aber Henrik Rabben erzählte, als das letztemal hier der große Fang gewesen sei, da sei die ganze See am Lofot den Januar und den halben Februar hindurch schwarz gewesen. Dann aber seien die Kabeljaue an Land gekommen, und da hätten sie in nierzehn Tagen so viel Fische an Land Schöpfen fönnen, daß seit Menschengedenken ein solcher Verdienst nicht dagewesen sei.„ Also wir müssen es mit Ruhe nehmen," sagte
Aber oben in der grauen Luft fämpfte die weiße Möwe mit schweren, steifen Flügeln sich vorwärts, und ihr Gefreisch flang wie ein böses Omen, das der Himmel selber fandte.
Der Fischplatz wurde zu einem Gefängnis, in dem mehrere hundert Männer eingesperrt waren. Im Kramladen drängten fich Männer in Wams und Südwestern. Hier und da fiomm ein fleiner Trupp mühsam eine Klippe hinan und stand dort mit flatternden Delröcken, die Hand am Südwester, damit er nicht fortfliegen sollte. Und falziges Meermasser und Tang wurde ihnen in das Gesicht getrieben, peitschte ihnen die Wangen und brannte in den Augen.
durften jetzt noch keiner Ausbesserung, aber die Reze, die sie Im Hause war nichts anzufangen. Nezze und Taue begestern ausgelegt hatten, würden sie wohl nie wieder zu sehen guten Anfang, nein, wirklich nicht. bekommen, so ein Wetter war es. Dies hier nahm feinen
Unter diesen Tausenden von Männern, die auf den vier fünf Klippeninseln draußen im Meer versammelt waren, waren nur ein oder zwei Dugend Frauen. Einige Fischer wohnten hier das ganze Jahr über, und sie hatten Frauen und Töchter. Auch Dienstmädchen waren bei dem Plazkönig, beim Arzt und beim Pfarrer, und einige Mädchen aus Nordland waren als Haushälterinnen mit den Nordlandbooten hergekommen. Aber es waren auch ein paar Frauen mit Hüten und vornehmem Gang da und ein paar Damen, die eine war Erzieherin bei dem Arzt, die andere eine Telegraphistin mit einer Lorgnette.
Wenn Dienstmädchen oder Töchter von Fischern im Winde dahinliefen, hagelte es lüfterne Zurufe seitens der Männer, denen sie begegneten. Wenn aber die Frauen der Vornehmen norbeikamen, wurden alle ganz still und nur die Augen drehten sich ihnen gaffend nach. Ja, wenn man wenigstens Ladengehilfe oder Speicherverwalter gewesen wäre, aber, hm... einem einfachen Fischer nüßt es nichts, bei den Vornehmen beizudrehen. ( Fortseßung folgt.)