jeten Aufschub über diesen Zeitpunkt hinaus einmütige Zustimmung, daß diese Meldung zwar in einem gewissen Umfange zutrifft, daß erforderlich sei. aber über weitere sehr wichtige Punkte die Entscheidung noch aus
Das Elend der Arbeitslosigkeit.
Amtlich wird mitgeteilt:
In Ergänzung der Meldung in unserer heutigen FrühDie Erflärungen der offiziösen französischen Agentur find steht. Die Verhandlungen werden heute fortgefegt. Soweit bekannt ausgabe, wonach Poincaré fich entschlossen habe, selber alles meniger als geeignet, die ungeheuer fritische internatio- ist, stellen verschiedene Forderungen der Micum für die deutsche einen Sachverständigenausschuß einzuberufen, der nale Lage, die durch die Sprengung der von England und Wirtschaft eine geradezu unerträgliche Belastung bar, tie die deutsche Zahlungsfähigkeit prüfen soll, erklärt der diplo Anierika angestrebten Sachverständigenfonferenz noch drücken- in ihren Nachwirkungen unübersehbare Nachteile für matische Mitarbeiter der Havas - Agentur folgendes: der geworden ist, zu entlasten. Vielmehr hat man den ganz die deutsche Wirtschaft bringen tönnte. Es sei zu hoffen, Um einen neuen Beweis feines Willens zu geben, fein Mittel bestimmten Eindruck, daß Poincaré nun, nachdem er Amerika daß die Ruhrindustriellen bei aller Würdigung der Kollage der unversucht zu lassen, zu einer Lösung zu gelangen, hat der französische aus der Sachverständigenkonferenz herausgebort hat, die rheinisch- westfälischen Industrie fich nicht bereitfinden, Zugeständnisse Ministerpräsident für sich den Vorschlag auf Einberufung öffentliche Kritit, die auch in Frankreich nicht verstummt ist, zu machen, die für die gesamte deutsche Bolkswirtschaft geradezu eines Sachverständigenausschusses in Anspruch ge- dadurch zu entfräftigen fucht, daß er selbst die Initiative zur ruinöfe Wirkungen haben müßten. nommen. Er weigert fich feineswegs, mit Deutschland in Berhand- Einberufung eines Sachverständigenausschusses ergreift. Doch lungen einzutreten, nachdem der paffive Widerstand beendet ist und diese Initiative ist mit so vielen Einschränkungen versehen, die Berfehlungen aus den Sachlieferungen dank der Abkommen, die daß von ihr taum etwas Ersprießliches zu erwarten ist. mit den deutschen Industriellen getroffen wurden, behoben sind. Wesentlich ist hierbei vor allen Dingen, daß die BerDie Arbeitslosigkeit ni Deutschland hat infolge der Absper Poincaré hat deshalb den franzöfifchen Delegierten in der Repa einigten Staaten in diesem Ausschuß nicht vertreten rationskommission beauftragt, von ihr zu verlangen, daß sie einen sein würden, was praktisch seine Bedeutung ungeheuer ver- rung des rheinischen und Ruhrgebiets durch die FranSachverständigenausschuß einberufe. In der Gigung, die die Re- mindern muß. Das Zugeständnis Poincarés, daß deutsche 30sen einen nie gefannten Grad erreicht. Allein in den befehten parationsfommission morgen abhalten wird, wird Barthou im Sachverständige von dem geplanten Ausschuß gehört theinischen Gebieten sind zwei Millionen Arbeitslose. goller Einverständnis mit Poincaré die Initiative ergreifen. werden fönnen, ist gewiß ein Fortschritt, entspricht aber legten Rechnet man die Kurzarbeiter und Familienangehörigen der ErDie Reparationsfommiffion wird zu gleicher Zeit auch die Endes nur einer ausbrüdlichen Bestimmung des werbslosen und Kurzarbeiter hinzu, so ist hier mindestens die deutsche Note vom 24. Oktober, in der die Kriegslastenkommission die Versailler Friedensvertrages. Die deutsche Regierung, die Hälfte der Bevölkerung von Arbeitslosigkeit betroffen. Auch Anhörung deutscher Sachverständiger über die Finanz- felber diesen Vorschlag in ihrer Note vom 24. Oftober im unbefetten Gebiet machen sich die Rüdwirkungen der Belage des Deutschen Reiches verlangte, wiederum prüfen. Man er gemacht hat, wird nicht versäumen dürfen, von diesem jebung mehr und mehr geltend. Die Zahl der unterstützten Erwerbsinnert sich, daß in Anbetracht der Verhandlungen, die mit den Ber - unter dem Druck der öffentlichen Meinung erfolgten Zuge- lofen beträgt hier bereits über 700000, die der unterstützten Kurzeinigten Staaten geführt wurden, Sir John Bradbury beantragt ständnis den weitestgehenden Gebrauch zu machen, um die arbeiber mehr als 1½ Millionen. Hierzu kommen noch zahlhatte, daß die Anhörung deutscher Sachverständiger hinausgeschoben internationale Deffentlichkeit von der wahren Lage reiche Erwerbslofe und Kurzarbeiter, die nach den geltenden Bewerde. Heute steht der Bernehmung der Bertreter Deutschlands zu unterrichten. Aber größere Bedeutung Stimmungen Unterstützung nicht erhalten fönnen. Diese Zahlen werdes Deutschen Reiches nichts mehr im Wege. Wenn, würde dieses Zugeständnis nur erlangen, wenn die franzö- den ergänzt durch die Statistik der Arbeiterfachver was natürlich ist, die Reparationsfommission gleichzeitig beschließt, fische Regierung endlich davon ablaffen würde, durch ihre bände. Bereits Ende September waren 10 Proz. ihrer Mitglieder einen Sachverständigenausschuß zu ernennen, um die Zahlungsfähig. Shylockpolitik das wirtschaftliche und politische Chaos in arbeitslos, 40 Broz. Kurzarbeiter. In einzelnen Verbänden erfaßte die Arbeitslosigkeit bis zu 30 Proz., in anderen. die Kurzarbeit feit Deutschlands zu prüfen, so fönnte dieses Komitee die Bor Deutschland zu steigern und jeden Bersuch einer aussichtsreichen 75 Proz. der Mitglieder. Die Not ist um so größer, als die finanschläge prüfen, die die deutschen Delegierten im internationalen Aktion durch ihre Quertreibereien zunichte zu zielle Lage Deutschlands den Unterstützungsmöglichkeiten engste
Laufe ihrer Ausführungen machen werden.
machen.
Grenzen zieht.
Man weiß nicht recht, an meffen Adresse die amtliche Deflamation gerichtet ist. An das Inland? Wem soll mit Jammern geholfen werden? An das Ausland? Welche Achtung wird ein Deutschland genießen, dessen Regierung sich voller zu erfahren, ob die Regierung ernsthaft alles zu tun gedenkt, um die Wiederaufnahme der Arbeit im Ruhrgebiet zu ermöglichen. Wenn man auf dem Standpunkt steht, den die deutschnational gesinnten Mitglieder der Regierung teilen, daß das Ruhrgebiet doch an die Franzosen verloren ist, dann hat man feine Veranlassung, über die unausbleiblichen Folgen dieser Politik zu jammern. Auch das Arbeitslosenproblem hängt indirekt und direkt mit der katastrophalen Schwäche der Reichsgewalt gegen die Diktatoren des Revolvers und der Schwerindustrie zusammen. Es hilft kein Schwähen mehr, es muß endlich zugepackt werden.
Nach französischer Ansicht werde sich der SachverständigenausVor den Neuwahlen in England. schuß nicht mit diesem Studium gegnügen. In erster Linie müsse der Ausschuß die Bilanz der Hilfsquellen Deutsch . Condon, 13. November. ( EP.) Baldwin hatte am Montag lands feststellen, und zwar sowohl seiner Hilfsquellen in Deutsch nachmittag mit dem König eine Unterredung im Buckinghampalaft. land als auch der Hilfsquellen im Auslande. Zu diesem Zwecke Es wurde mitgeteilt, daß die Neuwahlen am 5. oder 6. Dein Reden erschöpft, wo es zu handeln gilt. Es wäre wertmüsse er die Ermächtigung erhalten, überall da, wo deutsche Razem ber statfinden werden. Das Unterhaus, das heute wieder zu pitalien ungerechtfertigterweise aus dem Lande geschafft worden sammentritt, wird voraussichtlich am Donnerstag oder Freitag auf feien, Erhebungen anzustellen und die Maßnahmen festzulegen, die gelöst werden Die Kandidaturerklärungen werden am 24. oder erforderlich feien, um sie wieder nach Deutschland zurückzuführen. 26. November abgegeben werden. In der heutigen Sigung des Der Ausschuß müsse auch beschließen, in welchem Umfange Hilfs- Unterhauses werden Baldwin, Asquith , Lloyd George und Ramsay quellen des Deutschen Reiches von jetzt ab für die Finanzierung der Macdonaid das Wort ergreifen. Von der Ausdehnung der Debatte, Reparationen verwendet werden könnten. Endlich müsse er sagen, die sich an diese Erklärungen anschließen wird, wird es abhängen, in welcher Weise Deutschland für die Sanierung feiner ob das Unterhaus am Donnerstag oder Freitag aufgelöst wird. finanziellen Lage sorgen müsse. Die Arbeit der Sachver ständigen müsse einen wesentlich praktischen Charafter tragen und sich auf die unmittelbare Zukunft viel eher beziehen, als daß sie sich mit hypothetischen Erwägungen über die Prosperität oder über die zufünftigen Rückerstattungen Deutschlands beschäftigte. Bei dem cugenblicklichen finanziellen und wirtschaftlichen Chaos, das in Deutschland herrsche, seien berartige Erwägungen völlig zwedlos. Nach Ansicht der franzöfifchen Regierung dürfe die Legalität der Ruhrbese gung nicht in Frage gestellt werden, auch dürften die wirtschaftlichen Ergebnisse, die eine Folge davon feien, nicht erörtert werden. Der Ausschuß fönne sich zusammensetzen aus zwei Delegierten der in der Reparationsfommiffion vertretenen Mächte, die bereits ben Garantieausschuß bildeten, und die beispielsweise einen Finanztechniker für jedes Land zu Hilfe ziehen könnten. Der Ausschußz könne auch deutsche oder neutrale Zeugen vernehmen, sich nach Berlin begeben usw. Nach französischer Ansicht würde diese Rommission wahrscheinlich mindestens zwei Monate tagen.
Schließlich hätte die Reparationskommission fich über diese Fragen auszusprechen und Entscheidungen zu treffen, die nach ihrer Ansicht geboten seien. Auf alle Fälle werde die Reparationstommission Deutschland feinen Betrag erlaffen fönnen, da der
Artikel 234 des Versailler Vertrages dieses Recht nur den Regie.
rungen zuerkenne. Dagegen werde die Reparationsfommission Deutschland jeden Aufschub gewähren fönnen. Immerhin werde sie nicht imftande sein, fällig gewordene Zahlungen über das Jahr 1923 hinaus aufzuschieben. Der französische Delegierte würde hierzu nicht ermächtigt sein, da in der Reparationsfommission für
Der Regen.
Bon Hans Bauer.
Auf dem Plaze steht, mit Töpfen und Krügen in der Hand, die Schlange der Armen und wartet auf die Heilsarmee. Es ist zehn vor zwölf. Noch einige Minuten nur, dann fährt der Wagen vor.
Die Schlange ist heute bebentlich lang. Werden alle bekommen fönnen? Die in den vorderen Gliedern stehen, tragen in ihren Mienen die bescheidene Zufriedenheit des Armseligen, der in seiner Freude über die Suppe, die ihm im Augenblick sicher ist, das Elend des fommenden Tages vergißt. Aber die weiter hinten stehen, die bangen. Wenn es nun nicht reicht! Wenn vielleicht furz vor ihnen der letzte Schöpflöffel vergeben ist? Sie unterhalten sich über ihre Befürchtungen. Einige beugen sich aus der Schlange heraus und schätzen ab: vergleichen den vermeintlichen Inhalt der Gulaschkanone mit der Zahl der Wartenden.
Blöhlich seht ein Sturm ein und treibt eine tiefschwarze Regenwolfe, die über fernen Häusern bisher gelegen hatte, dem Blaze zu. Die Hungernden guden hoch. Besorgt. Aengstlich. Die Männer Jchlagen die Kragen hoch. Die Frauen werfen Tücher über den Kopf.
Nun setzt ein leises Tröpfeln ein. Und dieses Tröpfeln nimmt zu. Wird schneller und schneller. Wird zum Regen. Und der Regen gewinnt auch immer mehr an Stärke und wird zum Wetterguß.
Einige aus der Schlange flüchten. Sie verzichten lieber auf die unentgeltliche Suppe, als daß sie sich diesem Unwetter preisgeben. Aber die meisten bleiben. Harren mit hoffnungsloser, gequälter Miene ruhig weiter.
Belgien droht mit Sanktionen. Brüffel, 12. November.( MTB.) Die Agence Belge meldet: Da die belgische Regierung hinsichtlich der nach der Ermordung des Leutnants Graff vom Deutschen Reiche, geschuldeten Reparationen feine Genugtuung erhiel. hat sie ihre Forderung wiederhost und der deutschen Regierung damit gedroht, daß, wenn ihre Forderung nicht bis zu dem von ihr festgesetzten nahen Zeitpunkt angenommen würde, Sanftionen im befeßten Gebiet ergriffen werden
würden.
Und schließlich: Wie sind diese Arbeitslofenziffern mit dem Ruf nach Abschaffung des Achtstunden tages und Einführung der zehnstündigen Arbeitszeit in Einklang zu bringen?
Man wird vorgehen. Versichert der neue Wirtschaftsminister. Der Reichswirtschaftsminister Koeth äußerte sich in einer Be Anmerkung des BTB.: In der Angelegenheit der Er- sprechung mit Gewerkschaftsvertretern, die Ende der vergangenen mordung des belgischen Leutnants Graff hat seinerzeit vor einem Woche stattfand, über die Frage der Goldhöchstpreise für belgischen Kriegsgericht ein Verfahren stattgefunden, das mit der lebensnotwendige Bedarfsartikel. Er meinte, daß die Einführung erurteilung der angeklagten deutschen Beamten endete. In der berartiger Goldhöchspreise in der turzen Ueber 3wischenzeit haben sich andere deutsche Beamte der Tat bezichtigt, gangszeit faum möglich sei. Die Preisprüfungsstelle fei worauf gegen sie durch deutsche Gerichte ein Verfahren eingeleitet aber erneut darauf hingewiesen worden, ihre besondere Aufmerkſamwurde, das noch nicht zum Abschluß gelangt ist. Bei dieser unge feit auf die neueste Golopreisentwicklung zu richten. Sobald größere flärten Sachlage war es für die deutsche Regierung selbstverständlich Mengen von wertbeständigen Zahlungsmitteln in den Verkehr geunmöglich, der Reparationsforderung der belgischen Regierung zu bracht seien, was nach dem 15. November mit Einführung der entsprechen. Rentenmark der Fall sei, würden die Reichs- und Landesund händler vorgehen, die zu ten ordnungsmäßig falfu lierten Goldpreisen noch besondere Risiko- und Gewinnzuschläge machten, Solche Geschäftsinhaber würden in Zukunftmit Gea fängnis evtl. mit Zuchthaus, Beschlagnahme und Kon zessionsentziehung bestraft werden.
Die Verhandlungen der Ruhrindustriellen.
Berlin , 13. November. ( Tul.) zu der Pariser Meldung, wonach die Verhandlungen zwischen der Micum und Stinnes in Düsseldorf gestern nachmittag in wesentlichen Bunften zu einer Einigung geführt haben, erfährt der Deutsche Handelsdienst",
Scheintot!
Der Ludendorff brach schrecklich los: Margisten, meh, und Juden! Doch plötzlicho du Trauerfloß! Da steht man unfern Luden.
dorff lang aufs Pflaster hingelegt ,. Solang man schießt, fein Glied er regt. Doch, Kinder, es ist Trug.
Er lebt noch, drum seid klug:
Wenn der Ludendorff auf dem Pflaster liegt, Durch Berstellung grad das Lafter fiegt! Das Feuer eingestellt, Erhebt er sich als Held!
Das war feither der alte Trid, Sich zeitig tot zu stellen, Um dann, die arme Republit, Wieber erwacht zu prellen! In Ministerien und im Amt Da fizen fie noch allesamt, Die einst starr wie die Wanzen Jezt auf der Nas' uns tanzen.
Wenn die ganze Bande aufs Bflafter fliegt, Und feiner vom Staate mehr 3after triegt, Ist erst der Spuf vorbei, Ist Deutschland wirklich frei.
Mich. von Lindenheden.
Wie schnell kann man lesen?
Nur in dem hinteren Teil der Reihe sehe ich einige, die ber Beim Lesen, das uns so einfach erscheint, vollziehen mir eine Regen nicht zu verdrießen scheint. Aufmerksam beobachten sie die Fülle verwidefter förperlicher und geistiger Vorgänge, die erst in Flüchtenden, und je mehr ihrer werden, um so befriedigter bliden den letzten Jahren durch zahlreiche Forschungen aufgehellt worden fie. Sie schieben sich dann rasch vorwärts und find glücklich, ihren sind. Besonders muß die ungeheure Geschwindigkeit auffallen, mit Blak verlegen zu fönnen, immer weniger Vordermänner zu be- der ein geübter Leser Zeile auf Beile überfliegt. In einer Minute tommen. werden bequem 500, ja fogar 800 Wörter oder 60 Zellen mittlerer Länge gelesen. Dabei kommt auf den einzelnen Buchstaben bei dem sehr schnellen Leser nur die winzige Zeit von 0,02 Gefunden. Natürtich reicht ein jo tleines Zeitteilchen nicht aus, um die Form des Buchstabens genau zu erkennen. Es handelt sich mehr um ein Erraten nach gewissen einfachen Merkmalen. Um jo Zeile um Zeile zu überfliegen, muß aber ein leberfiuß von Sehschärfe vorhanden fein. Wenn wir, wie gewöhnlich, in der Entfernung von Meter lesen, müssen wir eine Sehschärfe haben, die die nämliche Schrift auch noch auf 1 Meter Entfernung lefen könnte. Wir dürfen von unserer Sehschärfe nicht mehr als den britten Teil verbrauchen, um bewegt sich bei schnellem Besen nicht in gleichmäßiger Geschwindig beim schnellen Lesen nicht zu sehr zue rmüden. Unsere Gesichtslinie feit über die Zeile hin, sondern die Augen bewegen fich in rudwelfen Stößen, mit denen Ruhepausen abwechseln. Dabei ist die Zeit der Ruhepausen größer als die der Stoßbewegungen, und zwar um so größer, je langsamer man lieft.
Der Regenguß hat jetzt seinen Höhepunkt erreicht, und aus vollen Schleusen platscht das Wasser nieder. Die Reihe der Hungernden brödelt von neuem ab. Die hinten sind der neuen Gelegen heit nur dankbar. Ihre Kleider triefen von Nässe, aber sie fommen vorwärts. Der Regen ist ihr Verbündeter ihr Berbündeter gegen tie Konkurrenz der anderen Hungernden. Es peinigt und quält fic, aber indem sie die Qual ertragen, erhöht sich ihre Aussicht auf die Suppe. Und da sie den Hunger als die größere Qual empfinden, find fie der fleineren dankbar, die ihnen jene erspart.
Allmählich läßt der Régen nach. Um die Ede biegt der Wagen
In zerweichten Kleidern und nassen Gesichtern stehen ſte, die den Regen überdauerten, wie Heilande, die nach dem Martyrium der Erlösung gewiß sind.
regierung in fchärffter Weise gegen die Erzeuger
Die sprunghaften Bewegungen des Auges, die dem Fortrüden des Sefundenzeigers bei der Uhr vergleichbar sind, werden sehr rasch ausgeführt; die einzelne Augenbewegung nimmt eine Zeitdauer von noch nicht so Stunde in Anspruch. Bei aufgeregtem Lesen werden diese Augenbewegungen durch Wendungen des Kopfes ersetzt, wobei nicht nur das Auge, sondern der ganze Kopf dem Blick folgt. Gemöhnlich aber bietet der in sein Buch vertiefte Leser das Bild vollfommener Ruhe. Das ist aber nur scheinbar, denn der Muskelapparat der Augen ist in heftiger Tätigkeit begriffen. Der Blick stürzt sich auf die Anfangsbuchstaben der Zeile, so schildert Professor Laqueur den Lefevorgang, padt mit festem Griff einen Kompler ber benachbarten, undeutlich gesehenen Buchstaben, führt blitzschnell in einem Bogen von etwa 5 Grad die Gesichtslinie nach rechts, um diese Buchstabengruppe zentral zu sehen, ruht% bis 4 Sefunde aus, springt auf den nächsten rechtsstehenden Rompler und wiederholt dieses Spiel je nach der Zeilenlänge 4- bis 6mal, bis er in die Nähe des Zeilenendes gekommen ist. Dann macht er plößlich fehrt, um an den Anfang der nächsten Zeile zu fliegen, und wiederholt dieses Manöver stundenlang Seite für Seite. Dabei werden nicht nur einzelne Buchstaben und Worte, sondern sogar mehrere Worte und furze Säße zu einer Einheit zusammengefaßt und auf einmal gelesen. Man hat berechnet, daß in einer Zeit von 100 Sefunde mehrere Wörter zugleich erfaßt, ja fogar in oo Gefunde ein fiebenbuchstabiges Wort richtig gelesen wird.
Vortragsreihe Seruelle Grkenntnis und Erziehung im Ernit Sadellaal, Beethovenftr. 3( am Lehrter Bbf.). Der 2. Teil beginnt am 14.. 7 lbr abds., mit einem Referat des Gen. Dr. Magnus Hirschfeld über Die feguelle Mot ber Festzeit( anschließend Debatte). Es folgen am 22. Dr. Kronfeld( Geflechtlifeit und Erziehung), am 28. Gen. Carl Besser, am 6. Dezember Dr. Graag( Mutterschule). am 12. Dezember Gen. Hirschfeld( Sritit der Ehe), am 20. Dezember Gen. Adolf Koch und Walter Hämer ( Geschlechtlich feit mit b Jugendbewegung). Unfoltenbeitrag pro Abend: eine Straßenbahn fahrt, erwerbslose Eltern und Kurzarbeiter die Hälfte. Bormeldung bis 12. November( adressierten Rücumschlag und 2 Drtsbriefmarten beifügen) an den Leiter der Jung! Jugendgruppen b. Bd. entsch. Schulreformer Adolf Koch , Hagelberger Str. 26. Amanbfens Rückkehr. Roald Amundsen ist in feinem Heim in Svartstog bei Chriftiania eingetroffen. Einem Bertreter des Aftonbladet erklärte er, daß er hinsichtlich des Polarfluges noch keine Bestimmung getroffen babe. Die ganze Expedition hänge von der Beschaffung der not wendigen Gelder ab; Amundsen erhofft viel von der Ausgabe der Nordpolfreimarken.
Die Silfsaktion der ruffischen Wissenschaftler zugunsten ihrer beutiden Kollegen verläuft erfolgreich. In verschiedenen Erholungsheimen finb 70 Bäte für deutsche Gelebrie zur Verfügung gestellt worden. Es sind ferner an deutsche Profefforen Einladungen zur Abhaltung von Borlefungen an den Moskauer Gochschulen ergangen, und zwar u. a. an die Profefferen Ehrlich, Neuberg, Frank, Berner und Luther .
Musik. Das für Mittwoch, 8 Uhr, in ber Singalabemie feftgefegie abgefagt werden. Konzert Karl Thoman( Violine) muß eingetretener Hindernisse wegen
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