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' Auch der ganze gegenüber dem verfassungsmäßigen Organen des Landes Thüringen   beliebte, von Tag zu Tag schärfer werdende Vertehrston, �fowie andere von der Leitung der Reichswehr   in Thüringen   getrc.fsene Maßnahmen geben zu denken. Die Auf- lösung der übrigens zum größten Teil waffenlosen oder ganz un- zureichend und beinahe ungefährlich bewaffneten proletarischen Hundertschaften wird zum Teil unter sortgesetzten rücksichtslosen Verhaftungen durchgeführt. Auf der anderen Seile wurde z. V. die pflichtinäßig von der Thüringer   Landeskriminalpolizei vorge- nommene Vernehmung und Durchsuchung der von derbayerischen Front" zurückkehrenden Jenaer nationalistischen Studenten, die im Verbände eines bayerischen Reiterregiments eine besondere Rolle hatten spielen sollen, vom Rcichswehrkommandanten plötzlich ver- boten. Schade, daß das von der Thüringer Polizei dabei gc- fundcne wertvolle Material nun wahrscheinlich nicht bekannt werden wird. Jedenfalls haben die nationalistischen und monarchistischen Kreise Thüringens   zu ihrer großen Freud« die Gewißheit erhalten, daß in Thüringen   durch die ganzunparteiische" republikanische Militärdiktatur illegale Verbände, die links stehen, nicht geduldet, Angehörige illegaler rechtsstehender Verbände aber vor der bösen republikanischen Polizei diktatorisch geschützt werden. -i- Mit der Verhängung des militärischen Ausnahmezustandes ist Leben und Freiheit der Bevölkerung in die Gewalt der Reichs- wehr gegeben. Nicht einmal«in wirksames Beschwerderecht steht den Opfern der Schutzhast zu. Sie entbehren sogar der Rechte, welche die Schutzhaftgefangenen während des Krie- ges hatten und die schon damals vielfach als nicht ausreichend empfunden wurden. Nach dem Gesetz vom 4. Dezember ISIS mußten die Verhafteten spätestens am Tage nach ihrer Verhaftung durch einen Richter vernommen werden. Der Haftbefehl war ihnen l i der Verhaftung oder spätestens unverzüglich nach der Verhaftung bekannt zu machen. Gegen die Verhaftung war«ine Beschwerde an das Reichsmilitärgericht möglich, das auf An- trag des Verhafteten mündliche Verhandlung anberaumen mußt«. Alle diese Rechtsgarantien fehlen heut«. Der Verhaftete hat lediglich das Recht, sich beim Reichswohrminister zu beschweren. Das ist der ganze heutige Rechtsschutz! Kein An- spruch auf richterliche Vernehmung! Kein Anspruch aus unverzüg- liche Bekanntmachung des Haftbefehls! Kein Anspruch auf Ent- scheidung durch ein Gericht! Kein Anspruch auf mündliche Der- Handlung! Bei der geistigen Einstellung der Militärs ist es daher nicht erstaunlich, daß beim Einsetzen der Reichswehr   die schlimm- sten Mißgriffe erfolgt sind und noch erfolgen. Vielfach besaß die Reichswehr  , die in einen Ort einrückte, Listenverdächtiger" Personen, auf denen fast ausschließlich So- zialdemokraten und Kommunisten, vor allem Betriebsräte standen. Auf Grund dieser Listen wurden Haussuchungen vorgenommen, teils in den Wohmmgen, teils in den Betrieben. Wurden Waffen vorgefunden, so erfolgte Verhaftung. Aber auch wenn Waffen nicht vorgefunden wurden, sind des öfteren Festnahmen erfolgt. Dabei wurden als gefährliche Waffen angesehen oerrostete Muni- tion, französische Munition(Andenken aus dem Felde), in einem Fall genügte zur Verhaftung die Denunziation der eigenen Frau, die angab, daß ihr Ehemann ein Seitengewehr in der Boden- kammer versteckt habe. Ein parteigenössischer Arbeiter wurde fest- genommen, weil bei ihm ein paar Patronen vorgefunden wurden, die er vom Kapp-Putsch   her noch besaß, und weil außerdem in seiner Wohnung«ine Spiralfeder entdeckt wurde, die er sich als Wächter einer Fabrik mit Zustimmung seiner Firma angeschafft hatte, nachdem dreimal bei dieser eingebrochen worden war. Da von einem wirklichen Beschwerderecht nicht gesprochen wer- den kann, ist in Sachsen   die einzige Instanz, die der Militärbehörde bei Verhaftungen in den Arm fallen kann, der sozialdemo- k r a t! s ch e Z i v i l k o m m i s s a r, der in der Tat erfreulicher- weise in vielen Fällen eingegriffen und unschuldig Verhastete be- freit hat. Leider sind seine Vesugnisse recht beschränkt. Er kann vor allem nicht verhindern, daß Militärs zunächst einmal Verdäch- tigt« festnehmen und wochenlang sitzen lassen. Oft ver- geht eine sehr lange Zeit, bis die Akten dem sächsischen Wehrkreis- kommandeur vorgelegt werden. Inzwischen sind die Betroffenen ihrer Freiheit beraubt, und es nutzt ihnen wenig, hinterher zu
Wie man Frankreichs   Noröen aufbaut. Von Andre Gybal(Paris  ). Räch fünf Jahren Wiederaufbau finden wir wunderbare Ge- bäude auf der einen und Hasenställe auf der anderen Seite. Ganz wie zur Zeit der Feudalherrschaft. Da und dort eine Fabrik, ein großes, geräumiges Haus und die prätentiösen Giebel der Wohnungen derneuen Reichen": Das ist genau der Charakter dieser schlecht aufgebauten Städte. Der arme oder der der mittleren Klasse angehörige Kriegsbeschä- digte kann sich höchstens zum Erdgeschoß aufschwingen. Wenn er es bis zum ersten Stockwerk bringt, so muß er schon schlau sein. Meistens wohnt er in Holzbaracken und deckt sie mit Wellblech oder Dachpappe. Aber der große Industrielle, der Schlauberger, logiert in seinen zwei oder drei Etagen, seinen Herrschaftshäusern. Di« Vorstadt jedoch, wo die kreditlosen Menschen wohnen, ist schlecht gebaut. Ich drückte den Leuten mein Erstaunen aus. Warten Sie nur ab." sagten mir diese,bis man Ihnen alle Tricks klargelegt haben wird." Die Tricks?" Run, es genügte, zu Beginn der Re pa rati onskamödi«Be­ziehungen" zu haben und natürlich viel Geld." Was haben Sie festgestellt? Daß nur die großen Geschädigten gezahlt wurden und die kleinen nicht?" Die Besitzer großer Werke, Bergwerke und die, die groß« landwirtschaftliche Besitztümer hatten, wurden fast restlos für die enistmiuetien Schäden entschädigt." Die Schäden wurden durch diese Leute selbst abgeschätzt. Und sicherlich hat sich keiner unter ihnen selbst betrogen. Sie haben nur Frankreich   bestohlen____* Das Seltsamste an dieser Asfäve ist, daß ihre besonderen Bor- wände beinahe ehrlich erschienen. Im Norden wurde eine Orga- nisation, dieUnion ckcs Sinisires" gegründet. Besagte Union  hatte sich verpflichtet, die Schäden aufzunehmen. Sie arbeitete zu Beginn außerhalb der prösektoralen Verwaltung. Unter ihren Mitgliedern befanden sich auch Vorsitzende kantonaler Kommissionen, welch« selber schwer geschädigt waren. Um eine Akte aufzustellen, verlangte man weder Urkunde noch Schriftstücke, die das Recht des Geschädigten klarlegten. Das regelt« man unter sich. Außerdem hatte diese Organisation die Gewohnheit, von den angeschlossenen Geschädigten namhaft« Summen zur Herstellung der Akten zu ver- langen. Eine Vergütung im Verhältnis zur Größe der Schäden natür- lich. Sie werden den Zusammenhang erraten: je größer die Summe, je größer die durch die Union   erhoben« Vergütung. Darum fand nie jemand, daß die Schäden zu hoch angegeben wurden. Irgend je- mand besaß eine Baracke von 10 000 Frank. Er schwor bei Gott, daß sie 60 000 Frank wert sei. Und man stellte ein« Akt« auf 180000 Frank Schaden aus. Und jedermann war zufrieden. Die
erklären, daß sie grundlos festgenommen worden waren. Das Militär, das es doch sonst so eilig hat, und niemals warten kann, legt wenig Eile an den Tag, wenn die Nachprüfung der Fest- nähme erfolgen soll. Die Aufhebung des Ausnahmezustandes ist eine dringliche Notwendigkeit.. verbot öes Thüringer   Negierungsorgans. Weimar  , 19. November.  (TU.) Das Wehrkreiskommando für Thüringen  , Gruppe Hasse, hat das sozialistische Thüringer  RegierungsorganDas Volk" auf acht Tag« verboten. Iortschreitenü» �Säuberungsaktion" in Thüringen  . Weimar  , 19. November.  (TU.) Di« Säuberungsaktion in Thüringen   schreitet rüstig vorwärts. Wie amtlich mitgeteilt wird, unternahm die Reichswehr   derartig« Aktionen in Ruhla  , in der Gegend von Friedrichsroda  , Tabarz  , in der Gegend Gräfenroda  , bei Wickerstedt  , in und um Wasungen  , wobei mehrere Verhaftungen vorgenommen und belastendes Material beschlagnahmt wurde. Die Landespolizei führte erfolgreiche Unternehmungen aus in Sonne- berg  , Blankenburg  , Rudolstadt   und Groß-Breitenbach. In Eisenach  fand ein« Erwerbslosendem onstmtion stait. Infolge der Drohung, die Stndthauptkasse zu stürmen, wurde Reichswehr   eingesetzt, die die Ordnung wiederherstellte, ohne daß von der Schußlvasfe Ge- brauch gemacht werden mußte. In Meiningen   wurden fünf Kam- munisten verhastet, die wegen Ankaufs von Munition an die Truppen herangetreten waren. In Arnstadt   wurden kleinere Un- ruhen durch die Landespolizei unterdrückt. In Ilmenau   wurde das von der Landespolizei bewachte Gefängnis angegriffen und dabei einzelne Gefangene befreit. Einer der Angreifer wurde getötet. Nationaler Verrat. Die Rußr-Erwcrbsloscn sollen verhungern. Gegen Stresemannl Unter allen Urnständen eine Cnt- scheidung zugunsten einer Slechtsdiktatur, das ist die Parole, in der sich alle Schattierungen der Rechten einig sind, so sehr sie sonst auch auseinander losgehen. DieDeutsche Tageszeitung" bemüht sich, Stresemann den schlimmsten Vor- wurf zu machen, der in den Kreisen der Rechten gegen einen Politiker erhoben werden kann, den der Abhängigkeit von der Sozialdemokratie. Dabei schimpft sie über die weitere Unter- stützung des R u h r g e b i e t s durch das unbesetzte Deutsch- land, auf die auch die Sozialdemokratie neben anderen Par- teien gedrungen hatte. Wörtlich schreibt sie: Auf der anderen Seit« ist durch den Austritt der Sozialdemo- traten aus der Reichsregierung ihr effektiver Einfluß in keiner Weise vermindert worden; er hat sich höchst verhängnisvoll auegewirkt in der Bereiistellung der hundert Millionen Rcnkenmark für einen völlig verfchllen Zweck, für das planlose Erkaufen einer weiteren Galgen­frist im Ruhrgebiet  ." Dieses edle Agrarierblatt ist also wirklich bereitbei vollen Scheunen" das Volk an der Ruhr verhungern zu lassen. Es geht nichts über nationale Treue!
Der letzte Deutsche  *. Mit pathetischer Gest« hat Dr. Stresemann am Sonntag be- züglich der angedrohten Sanktionen wegen der Rückkehr des Ex- Kronprinzen erklärt, er holte es doch für besser, neuen franzö- fischen Brutalitäten ausgefetzt zu sein, als dem Vorwurf, daß der letzte Deutsch  « aus dem Weltkrieg noch im Auslande, fern von seiner Familie, weilen müsse. Der Bericht verzeichnet hier: Stürmische Zustimmung. Di« Nationalliberalen und besonders der jetzig« Führer haben stets ein« besondere Zuneigung für den ältesten Sohn Wilhelms II. an den Tag gelegt. Und schon bevor die Rückkehr des Ex-Kron- prinzen zur vollendeten Tatsache wurde, hat Dr. Stresemann bei verschiedenen Gelegenheiten sich mit einer Wärme für die Heimkehr des Verbannten von Wieringen«ingesetzt, di« unwillkürlich die Frage auftauchen kieß, ob denn das deutsche Volk und seine Re- gierung kein« größeren Sorgen hätten. G«rad« der gegenwärtig« Reichskanzler, der die unselige Erb- schast der Cuno-Regierung übernommen hat, müßt« aber wissen, daß mit leerem Pathos dem deutschen   Volk« in seiner jetzigen Lag«
Leute, die dies« Arbeit leisteten, hatte so gute Beziehungen, daß ihnen alles gelang. Brüder oder Vetter waren Parlamentsmitglieder des Bloc National, der Poincare-Partci____* Ich könnte Zahlen auf Zahlen zitieren. Sic gehen hier von Mund zu Mund. Ein einziges Beispiel möge genügen: Eine Dame aus Lille  , Fabrikbesitzerin, stellt«in« Schadenerfatzforderung von 4000 Frank auf. DieUnion ckc» Linistres" verlongt für sie die Summ« von 234 000 Frank. Dies« Sachen sind alt und bekannt. Man wird nun verstehen, warum die prachtvollen Werke, di« wunderbaren Städte über die HolzhMen ragen. Eines Tages merkt« man, daß die Staatskassen trockener waren als ein algerischer Oued mitten im Sommer. Dann hat di« fran- zösische Regierung beschlossen, das Gesetz über die Kriegsschäden zu ändern. Sparen, sparen!" hieß es auf einmal. Es war wohl an der Zeit zu sparen, nicht wahr? Man hatte das ganz« Geld verpulvert. Es gibt aber noch arm« Teufel, die ihre Kriegsschäden, vom Warten ermüdet, an di« Herrschaften verkauften. Einige Frank haben sie dafür erhalten. Die großen Schlucker haben sie natürlich mehr- tausendfach verdoppelt.
Das Rümberglfche Rakionallheaker. Es klingt wie ein Märchen oder wie eine amerikanische   Schwindelnachricht: und doch ist es Wahrheit: in Nürnberg   enthüllte man nicht nur vor einigen Tagen, aber Tagen, die an'den Dreißigjährigen Krieg erinnerten, ein Beethooen-Dsnkmal des heimischen Bildhauers Konrad Roth; in Nürnberg   beschließt in diesen Tagen der Stadtrat, das Gebäude des alten Stadttycaters, das feit 1904 allen möglichen unkulturellen Zwecken diente, wieder zu einem Theater erneuern zu lassen. Nürn. berg erhält damit fein viertes Theater. Und dies« neue Filialbühne des Stadttheatcrs, von Intendant Maurach zäh und mühsam er- kämpft, erhalt ein Haus, das 1833 erbaut, die Aufschrift trägt: die Stadt den Musen. Oft hat Bürgerwitz gesagt: Di« Musen der Stadt. Und wer weiß, daß dieses Gebäude'an der Stelle steht, an der im Jahre 1793 der unternehmende Gastwirt G. H. Auern- heimer das Nürnbergische Nationaltheater erbaute, ein Theater von gar nicht schlechter Qualität, das der Stadt manchen Pachtpfennig abwerfen mußte, der hofft, daß nicht der verlockende Kassenrapport des Ottober die Stadträte ihren letzten Beschluß fassen ließ. Aeaks der Gründer der Stlmfeia-Bewegung. Die Der- lelhung des Uterarischen Nobelpreises an den irischen Dichter William Butler   Jeats ist zugleich eine Huldigung für das Ircntum und seinen heldenmütigen Freiheitskampf. Peats ist zwar selbst als Politiker wenig hervorgetreten, aber er war und ist die Seele der jung-irischen Bewegung, die in der Befreiung der grünen Insel vom Druck der englischen Verwaltung gipfelte, er ist der Neuschöpfer der keltischen Romantik, die in den Tagen der Ossian  - Mode schon einmal die Welt erobert hatte. Vor allem aber ist Deals der eigentliche Gründer der Sinnfein-Bewozung. indem er diesen Namen feiner Zeitschrift gab, in der sich das junge Irland  die idealen Waffen für die Erhebung schmiedete. Deals hat mit
sehr wenig gedient wird. Aber es scheint, als ob ihm diese Er- kenntnis wieder in dem Augenblick abhanden gekommen wäre, wo er sich anschickt, mit dem Schicksal von Rhein   und Ruhr   echt Cunosch« Vabanquepolitit zu treiben. Oder hielt er es für notwendig, mit diesen Worten an die monarchistisch« Ober- lehrcrrollc eines großen Teils der Deutschen Voltspartei«in« Kon- Zession zu machen, die den Bruch mit den Deutfchnaiionalen er- leichtern sollt«? Freilich: Wollte man die Frage rein formal-juristifch behandeln, so steht es außer Zweifel, daß die Reichsregierung kein Rechtsmittel befaß, um den Ex-Kronprinzen an der Rückkehr nach Deutschland   zu hindern. Auch die Tatsache, daß er auf derKriegs- verbrecherliste" steht, bietcr dazu keine Veranlassung, zumal die seinerzeit eingetretene stillschweigend« Erledigung des Konflikts mit der Entente dahin ging, daß sich die einzelnen Siegerländer lediglich vorbehielten, die Angeschuldigten in contumaciam abzuurteilen. Eine ganz andere Frage ist allerdings die, ob es politisch zu rechtfertigen ist, daß der Ex-Kronpnnz gerade in der gegen­wärtigen Zeit die Erlaubnis zur Rückkehr erhielt. Hätte der Betreffende auch nur einen Funken von Verantwortungsgefühl gegenüber feinem Vaterlande besessen, so hätte er ihm die Schmie- rigkaitcn erspart, die sich aus seiner jetzigen Heimkehr ergeben mußten. Daß er dieses Verantwortungsgefühl nicht aufbringen konnte, ist nach der Vergangenheit desImmer feste druff"-Pnnz«n kein Wunder. Um so mehr ist die Unterlassungesünde der Regierung zu bedauern, die es nicht fertigbrachte, rechtzeitig abzuwinken. Jetzt, wo die Folgen dieser Unterlassungssünde in Erscheinung treten, geht der Kanzler mit großen Gesten und Phrasen darüber hinweg und erweckt sogar den Anschein, als ob das deutsche Volt sich nachSanktionen" wegen desletzten Deutschen  " geradezu sehnen würde. Rein! So liegen die Dinge ganz und gar nilbt, und wie auch das deutsche   Volk über die französischen   Brutalitäten urteilen mag, es bedankt sich gründlich dafür, wegen eines Mannes und besonders wegen dieses Mannes neue Unbill erdulden zu müssen. Die Fanfare, mit der Stresemann den Fall des Ex-Kronprinzen in den Vordergrund, stellt, wird nicht dazu beitragen, das beklageus- werte Ergebnis seiner Regicrungskunst zu mildern. Im Gegenteil: Tausende und aber Taufende von Arbeitern werden die Redensart vom, /letzten Deutschen  " höchst bedenklich und zweideutig finden. Denn der letzte Deutsche   ist nunmehr nicht der vormalige Kranprinz, sondern der vormalige Kaiser. Argwöhnisch werden viele Republikaner fragen, ob denn nicht auch dem Vater aus Gründen de?nationalen Ehre" die Rückkehr ermöglicht werden soll. Mag dieser Argwohn vielleicht auch unberechtigt sein, wir wollen schon jetzt gegen«ine solche Eventualität schärfste Ver- wahrung einlegen._ Abkommen über üie Nlüitärkontrolle. Englands Zustimmung fehlt noch. Die PItschasterkonferenz ist gestern, Montag, wie offiziös gemeldet wird, in It/Lstündiger Vormittagssitzung zu einem vorläufigen Abkommen über die Militärkontrolle in Deutsch  - land gelangt. Der britische Botschafter sollte telephonisch die Zustimmung seiner Regierung zu dem Text einholen. Der französische   Ministerrat ist nachmittags zusammengetreten. Nachdem der französische   Ministerrat am Nachmittag die Haltung Poincar6s stlbstverständlich gebilligt hatte, trat um S Uhr die Botschafterkonserenz wieder zusammen und v e r- t a g t e sich auf heute Dienstag, da der e n g l i s ch e Botschafter die letzten Instruktionen seiner Regierung noch nicht erhalten hatte. Aus Privatmeldungen ergibt sich, daß auch eine Exkron- prinz-Rote vereinbart wurde, von der offiziös nichts gesägt zu werden scheint. Die Einigungsformel soll folgendes besagen: In der Exkronprinzenfrage werden die Alliierten ein Schreiben an Deutschland   richten, in dem der Gedanke ausge- sprachen wird, daß die Anwesenheit des Kronprinzen eine G e- fahr für den Frieden bedeute. Sie drohen nicht mit Sanktionen und verlangen auch nicht direkt die Auslieferung des Kronprinzen oder feine Verbannung. Ein zweites Schreiben
einigen anderen begeisterten Persönlichkeiten ein irisches National- Theater ins Leben gerufen und auf den unerschöpflichen Quell der Poesie in der Heimat hingewiesen. Rene Urania-Filme. Oberingenieur D re yer hält in der Urania neue Filmvorträg« ab, in denen er im Anschluß an den Occan- film, der noch in bester Erinnerung ist, die Einrichtung eines Riesin» leuchtturms vorführt. Im Oceanftlm war gezeigt worden, wie die Schiffe den Hafen sicher erreichen mittels Bojen und Leuchtfeuer. Wie aber ein solches Leuchtfeuer entsteht und beschaffen ist, das wurde hier im Bild und Wort lebendig. Das Riefenleuchtfeuer von Cap Silleiro wurde als Beispiel gewählt. Der Apparat ist hier in Verlin geschaffen worden, höchste Bewunderung verdient die technische Präzision, mit der die einzelnen Bestandteile der großen Lins«, die in viele kleine Segmente zerlegt ist, zusammengefetzt wird. Das Sparprinzip, dos, wie in der Natur, so auch in der Technik, seine Triumphe feiert, ist hier bis aufs feinste durchgeführt. Auch die Bewegung res schweren Apparats erfolgt in spielend leichter Weise, da er auf Quecksilber schwimmt. Ein weiterer Film erläuterte, wie unser seemännischer Nachwuchs auf Schulschiffen herangebildet wird. Die Schönheit eines viermastigen Segelschiffes es war eines des Norddeutschen Lloyd tarn hier zu ihrem vollen Recht. Sehr instruktiv waren die Bilder, die das Ankcrheben, Scgelfetzen und Segelreffen erläuterten. Den Schluß des Abends bildeten prachtvoll« Bilder aus Baden-Baden  , in denen di« romantische Eigenart des Schwarzwaldes sich voll entfaltet«. Sämtliche Filme find unter der Leitung Dreyers aufgenonkmen. ck. Giftgase gegen Tiere. Heilmiltcl werden gewöhnlich erst im Tierversuch erprobt und dann beim Menschen im großen angc- wendet. Mit den Giftgasen scheint es sich umgekehrt zu verhalten. Erst hat man sie mit als scheußlichstes Kampfmittel zum Menschen- Massenmord benutzt und jetzt untersucht man ihre Verwendbarkeit bei der Bekämpfung schädlicher Tiere. Auf Befehl des Leiters des amerikanischen   MilitSrsonitätswefens werden, wieDie Umschau" mitteilt, bei San Marcos in Teras Senfgas, Chlor und Phosgen auf ihre Brauchbarkeit bei der Ausrottung der Klapper- schlangen geprüft._
Im LvernhanS wird veute wegen Erkrankung Ser Fron Dettendorf stattFalstaff":Ciivallsria rusiieana"1 und, D a j a j 3 i* gegeben. Anfang 7'/, Uhr. Ludwig Wiillnrr wird im Beelbovcn.Zaal am Bußtag 8 UhrTzenen auS Goethes Faust, 1 und II' zum Vortrag bringen. »Die Druppe" bat taS CüautpielVinzenz oder die Freundin bedeutender Männer', da-Z neues!« Werk vo:r Robert M u s i I. dem Klelst-DreiSträger 1823. zur Uraufsührung ange­nommen und wird ei a!S nächst« Premiere mit Sybille Binder   und Rudolf F o r st e r in den Titelrollen herausbringen. Gegen Songencutznndung und Tuberkulose soll in Rom   von Dr. Tomarkin ein neues Seilmittel erprobt fein, an das überichwängliche Er« Wartungen geknüpft werden. Entdeckung einer Tkytheustadt. Der russische Archäologe Dubinln bat bei Ausgrabungen in der Umgebung von Eimscropol die Reste einer Stadt auS der Zeit der Skvthcnberrschast in der Krim   entdeckt. Die Aus- grabungeil werden fortgesetzt und man erwartet wertvolle Funde jür die Altertumswissenschaft.