Die„Exekutive� Erklärung der Geuofse« Schu In der Presse wird vielfach behauptet, die sozialdemo» kratischen Reichsminister hätten der»Reichsexekutive" gegen Sachsen und der Absetzung der sächsischen Regierung durch den Reichskommissar Dr. Heinze zugestimmt. Die früheren Minister Schmidt, Radbruch und S o l l m a n n ver- breiten deshalb durch den»Soz. Parlamentsdienst" folgende Darstellung der Tatsachen: Vom ersten Tag« der Regierung Stresemann an wurden der Reichskanzler und der Reichsinnenminister mit Telegrammen sächsischer Industrieller überschüttet und von Abordnungen aufgesucht, die Schutz gegen terroristisch« Aktionen verlangten. Der Rcichsminister des Innern verwies di« Beschwerdeführer regelmäßig an die sächsische Regierung, der die Polizei unterstehe, und wandte sich regelmäßig in jedem einzelnen Bcschwerdesall« an die sächsische Regierung um Untersuchung und nötigenfalls Abhilfe. Das Verlangen sächsischer Industrieller, Reichswehr für Sachsen anzufordren, l eh nie der Reichsinnenmini st er jedesmal mit der Begründung a b, daß die deutschen Länder von der Reichsregie- rung nur nach gleichem Recht gemessen werden dürfen. Auch in anderen Ländern habe sich die Pollzei nicht immer Unruhen ge- wachsen gezeigt: auch in anderen Ländern, so in Bayern , beschwerten sich bestimmte Bevölkerungsteil« über verfassungswidrige Zustände. Die Rcichsregierung müsse sich zunächst mit einer Einwirkung auf die verfassungsmäßigen Landesregierungen beschränken. Die Reichs- exekutive könne nur als letztes Mittel in Anwendung kommen. Die Lag« veränderte sich, als der militärische Aus- n a h m e z u st a n d, für dessen Verhängung so gut wie ausschließlich die Diktatur Kahr in Bayern und die bedrohlichen Bewegungen rechtsradikaler Organisationen in den preußischen Nordostgebieten entscheidend waren, erklärt war. Nun konnte der Inhaber der vollziehenden Gewalt nach seinem Belieben die R-tichowehr marschieren Lassen. Ein Kabinettsbeschluß über die Verstärkung der Reichswehr in Sachsen wurde nicht gefaßt. Bevor der Reichswehrminister seine Truppenverstärkungen nach Sachsen sandte, verlangte der Reichsmmister des Innern in Gegen- wart des Reichspräsidenten , des Reichskanzlers und des Reichswehr - minister die Zusicherung, daß sich diese Truppenbewegungen nur gegen Ruhestörungen und Angriffe auf di« Verfassung richten sollten. Dies wurde zugesagt und ferner er» klärt, daß der Wehrkreiskommandeur Anweisung erhalte, sich gegen- über der Ziviibchörde möglichst zurückzuhalten. Der Reichswehr - minister wies aber darauf hin, daß schon seit längerer Zeit sich säch- fische Industrielle um Hilfe gegen Terrorakte noch Bayern gewandt hätten. Es bestehe Gefahr, daß bayerische Faschisten- truppcn nach Sachsen vorstießen, um dort Ordnung zu schassen. Darum sei es notwendig, di« sächsisch-bayerische Grenz« zu schützen. Von einer Besetzung gan, Sachsen » war niemals die Bede, vielmehr sprach der Reichswehrminister ebenfalls nur von der Besehung weniger angeblicher Unruheherde. Don der Absicht eines Vorgehens gegen di« sächsische Regierung und ihr« verfassungsmäßigen Organ« war damals gleichfalls kein« Rede. Der Reichsminister des Innern hat im vorst.'hend geschilderten Sinne im Einvernehmen mit dem Reichswehrminister die Gesandten der beiden mitteldeutschen Länder übe- Zwecke und Ziele der Reichswehroerslärkimgen unterrchtet. Am 27. Oktober gab der Reichswehnninister als Inhaber der oollzicher.dcn Gewalt im Rcichekabinett plötzlich bekannt, daß er noch an demselben Tage einen Reichskommissar für Sachsen ernennen werde, der die Regierung Zeigner suspen- dicrcn und die Parteien des sächsischen Landtages auffordern soll«, sofort eine Regierung ohne Kommunisten zu bilden. Der Reichs- wehrminister fügte hinzu, er lue dies aus eigen« Veraulworkung, f?doch teile er dem Kabinett loyal seine Absicht mit. Er begründete sein Vorgehen mit Roden kommunistischer Minister, di« zum gewalt- samen Sturze der Reichsregierung und der Reichsverfasiung auf- forderten, und mit einem auch von der kommunistischen Landtags- frak!on Sachsens unterzeichneten Flugblatt, das in dem gleichen Gei' gehalten war. Di« Sozialdemokraten erklärten sich insbe- fom re mit Rücksicht auf das in der Tat ganz unerhörte Flugblatt damit einverstanden, daß die sächsische Regierung aufgefordert werde, sich von den verfassungsbnichigen kommunistischen Mnistern zu trennen, ebenso wie an demselben Tag« die bayerische Re-
Dokumente ües Irrsinns. Wie die Kommunist«» ihre Aktionen vorbereiten, mit welchem gewissenlosen und brutalen Zynismus sie genau wie ihr« Gegenspieler auf der Seite /Hitlers und Lndendorsss planmäßig den Bürgerkrteg und neuen Massenmord in Deutsch - land vorbereiten, geht aus einem Rundschreiben der Hamburger Kommunisten hervor. Das Hamburger„Echo" veröffentlicht dieses von Urbahns' utüargeichnete Schreiben, das für sich selber spricht. Es hat folgenden Wortlaut:, Ueber die Kämpfe in Hamburg . Die Kämpfe m Hamburg begonnen am Dienstag früh, nach- dem am vorausgegangenen Sonnabend groß« Crwerb-losendemon- ' ftrationen zu Zusammenstößen««führt hatten, am Montag die Werst- und Hofenarbeiter in Streik trMen, die Erwerbslosenzusammenstöße sich forifetztsn mit der Erstürmung von 17 Polizei- wachen, wobei viele Waffen in die Hände der Kämpfenden fielen. Takllsch rlchttq war. daß die kämpfenden Arbeiter nicht in den Wachen blieben, sondern sich über Straßenzüg«, Häuserblocks, ja ganze Stadtviertel verteilten und sich gegen die stürmende Sipo und Reichswehr verteidigten In den Straßen waren Barrikaden errichtet eine anders und besser wie die andere.... Außcrordcnl» llch bewährt im Slraßenkamps hoben sich die Vachschühen. wobei festgestellt wurde, daß ganz wenig« Arbeiter die viel besser be- »tlssnete und zahlreicher« Sipo mehrere Tage in Schach gehalten haben. Selbst als schwere Kampfmittel, wie Panzerautos, eingesetzt wurden, sind die Arbeiter nicht gewichen. Es ist vielmebr gelungen, teils durch Absperrung, teils durch genaues Schießen, die Panzerautos außer Gefecht zu setzen. Auffallend war, daß die Sipo wild darauflos feuerte und nur in großen Verbänden kämpft«, während zwei Tage sechs Dachschützen aus Arbeitertreifen den ganzen Stadt- teil Barmbeck gehalten haben Es zeigt sich atio. daß die von den Slrbei�ern angewandte Methode des varlilanenkrieges der Militär'.. schcn Kampfcsweise in verbänden weit überlegen ist. Di« Kämpfe in Hamburg endeten nicht etwa mit einer Niederlage, sondern wurden au? Anordnung der Partei abgebrochen, und zwar haben sich di« Kämpfenden fast ohne Verluste vom Feinde losgelöst. Die Polizei hat uxihlloz darauflos verhaftet, einen Teil schwer mißhandelt, den größten Teil aber wieder laufen lassen mülsen. Von den Kämpfenden selbst sind nur wenige verhaftet. Dir Bezirk Wosierkonte der KPD. ist mit dem Zs'u»song dieses .abgebrochenen Kampfes" nicht zufrieden, und im ersten Teil des Rundschreiben» wird deshalb lebhaste Klagt darüber geführt, daß»die kommunistische Parket eine Si'ookion oerpaßt" hat. obgleich »die Situation für diesen Kampf in der vorgen Woche außerordent-
gegen Sachsen . tibi, Radbruch und Sollman«. g i« r v n g von dem Reichskanzler brieflich aufgefordert wurde, den General Lossow zu entlassen und dke verfassungsmäßige Befehls- gewalt der Reichswehr wiederherzustellen. Der Vorschlag d«s Reichswehrministers aber, der schon in eimrn fertigen Briefe an die sächsische Regierung vorlag, wurde von uns stunden- lang m»it großer Entschiedenheit bekämpft. Die Aussprach« spitzt« sich so zu, daß die Kabinettssitzung auf«ine Stunde unterbrochen und der Kanzler, der di« Sitzung zu einem Besuch« bei einem ausländischen Diplomaten oerlassen hatte, herbei- geholt wurde. In der Paus« begaben sich di« sozialdemokratischen Minister, di« schon im Kabinett darauf hingewiesen hatten, daß der Vorschlag des Reichswehrminister» die Koalitton gefährde, in den Reichstag , um dem Frakttonsvorsitzenden Hermann Müller und anderen Mitgliedern des Fraktionsvorstandes den Ernst der Lage darzustellen. Die Minister sprachen di« Absicht aus, gegenüber solchen Zumutungen, die für die Partei untragbar seien, aus der Reichsregierung auszuscheiden. Die Fraktionsoorstandsmitglieder machten darauf aufmerksam, daß ein« so schwerwiegende Entschei- dung, wie der Austritt der Partei aus der Regierung, nur von der Fraktton getroffen werden könne. Bei der Wiedereröffnung der Ka- binettssitzung lagFn Bermittlungsvorfchlag vor, der sächsischen Regierung eine Frist von 24 Stunden zu stellen, und erst, wenn sie nicht zurückgetreten sei, den Reichskommissar zu ernennen, lieber diesen Vorschlag wurde nicht abgestimmt. Den sozialdemokratischen Mrnistern kam es, wie sie ausdrücklich erklärten, darauf an, die sofortige Ernennung des Reichskommissars zu vor- hindern und Zeit zu Verhandlungen mit ihren Dresdener Partei- genossen zu gewinnen. Es eckten denn auch sofort Schmidt und Radbruch mit einigen anderen Genossen nach Dresden . Inzwischen hatte der Re i ch s k a n z l e r an den sächsischen Ministerpräsidenten einen Brief gerichtet, dessen Wortlaut dem Kabinett nicht vorgelegen .hat. Der entscheidende Passus dieses Briefes sautet: .Ich ersuche Sie, mir über den Rücktritt der Regierung innerhalb des morgigen Tages, den 28. Oktober. Nachricht zu aeben. Falls ein« Neubildung der Regierung auf anderer Grundlage ohne Mitwirkung tommünistisch« Mitglieder nicht sofort herbeigeführt und dadurch die Ruhe, Sicherheit und Ordnung des Landes weiter gefährdet werden sollte, wird der Inhaber der vollziehenden Gewalt«inen Ret chs kommissar bestellen, der die Verwaltung des Landes bis zur Wiederherstellung verfassungsmäßig«- Zustände in die Hand nimmt." Schließlich ging der Reichskanzler doch einen etwas anderen Weg, indem er sich eine allgemein« Ermächtigung zum Vorgehen gegen die sächsische Regierung von dem Reichspräsidenten geben ließ. Weder an der Verordnung, noch der Ernennung des Reichskommissar» hak ein sozialdemokratischer Minister mitgewirkt. Auch gewannen die Genosien Gradnauer und Radbruch, die sich nach ihrer Rückkehr au, Dresden noch in der Rächt vom ZS. zum 29. Ok- lober zum Reichskanzler Dr. Stresemann begaben, den Eindruck. daß entscheidend« Schritte des Reichskommissars vor Dienstag nicht erfolgen würden. Als an« Montag, den 29. Oktober, mittags, das Kabinett zusammentrat, erhoben die sozialdemokratischen Minister, wie ein« Stund « vorher schon Wels und Müller in der Parteiführer. besprechung. gegen die Ernennung Heinzes Ein- s p r u ch. Der Reichskanzler Dr. S t r e s m a n n erklärte, daß der Reichskommissar zwar ernannt sei, aber noch keine Instrukti.on für sein Vorgehen habe. Der Reichskanzler wolle erst telephonisch sich mit dem Reichskommissar über die weiteren Schritt«' verständigen. Jedenfalls müsse sich der Reichskommissar. zurückhalten und abwarten, ob die zu neuen Vermitt. limgsversuchen nach Dresden geeckten sozialdemokratischen und demokratischen Führer Erfolg hätten. Roch ehe der Reichskanzler, ver- hindert durch mehrere Besprechungen, mit Dr. heinze in telephonische verblndnng kam, halle dieser ohne jede Znslruklion des Reichs- kanzlers und sogar vor Veröfsenilichung der Verordnung des Reichs- Präsidenten die Reichswehr marschieren und die sächsischen Minister absetzen lassen. Sowohl der Reichspräsident wie der Reichskanzler waren bei dem Eintreffen der telephonischen Nachrichten über die Reichswehraktion vor und in den sächsischen Ministerien äußerst überrascht. Die sozialdemokratischen Minister gaben noch in der- selben Stunde die Erklärung ab, daß sie sich als in D e m i s s.i o n betrachteten und nicht zweifelten, daß di« Reichstagsfraktion' die Zurückziehung der sozialdemokratischen Minister beschließen werde.
lich günstig" war, weil man glaubt, daß»breite Massen auf den Ruf zum Kamps warketen". Daß das Losschlagen „nicht geschah, ist«in ungeheurer Fehler, für den die Leitung der Partei verantwortlich gemacbl werden muß. Jetzt ist der Gegner gewarnt. Er wird sein« Rüstungen ungeheuer verschärfen und'ist nur deshalb in Sachsen schärfer vorgegangen, weil er sab, daß di« KPD . selbst Hamburg ui, ausgenutz�ließ. Zweiseilos wird für die nächsten Tage mit einem Abebben der revolutionären Welle zu rechnen fein. Doch besteht kein Zweifel, daß neue Kon- sNkle sehr bald neue Kämpfe bringen werden. Für diesen Kampf gilt es mit aller Macht alle organisatori- fchen Vorbereitungen zu treffen." Es ist klar, daß solche wahnsinnigen Vorbereitungen Wasser auf die Mühlen der Reaktion sind, daß zahllose Kreise des Bürgertums und auch der Arbeiterschaft durch diesen Wahnsinn ins reaktionär« Lager getrieben werden. Es ist die Aufgabe der Sozialdemokratie, diesen irrsinnigen Propheten des Massenmords entgegenzutreten, st« ist gezwungen, ihren Kampf nach zwei Fronten zu richten, weil der Erfolg solcher Bürgerkrieg- Propaganda das Ende und den Unte.rgang Deutschland s bedeuten würden. Die Arbeiterschaft muß den Wahnsinn des Mili- tarismus abwehren, gleich ob er von rechts oder von links kommt.
Unterscbriften fibwesenöer. Die Geschäftsordnnng dcS Reichstages. Der Geschästsordnungsausschuß des Reichstags b:- schäftigte sich gestern mit der Frage, ob Unterschristen ab- io es ender Abgeordneten iiiiter Anträgen, die im Plenum ihre Erledigung finden sollen, gültig sind. Diese Frage ist dadurch aufgeworfen worden, daß die Kommunistisch« Fraktion nur gerade die zur Unterstützung von Anträgen«rsorderliche Zahl von IS Mit- gliedern hat, die' durch den Ausschluß des Abg. Remmele und die Krankheit der Frau Zetkin um zwei vermindert ist. Auf Antrag des Vorsitzenden Abg. Wormuth(Dnat.) faßte der Gef-chästsordnungs- ausschi'ß den Beschluß, daß Unterschristen unter solchen Anträgen von Mitgliedern des Reichstags, die ratsächlich oder rechtlich einen Willen zur Stellung solcher Anträge nicht betäiigen können, u n- gültig sind. Di« rechtliche Unfähigkeit soll für die Zeit gelten, in der ein Mitglied de» Hauses von den Sitzungen ausgeschlossen ijt.
Die bulgarischen Parlamenlswahle» ergaben sür die Regie- runKskcalition ungeftißr 185 Mandate von 247. Die übrigen Man- date teilen sich in Nationalliberal«. Agrarier und Kommunisten. Kommunisten uns Agrarier hatten eine gemeinsame Liste aufgestellt.
»Vater ist im Gefängnis!" Ein etwa zwölfjähriges Mädel, an der Hand das um di« Hälfte jüngere Brüderchen, bettelt an der Wohnungstür um ein Stückchen Brot. Beiden schaut offensichllich der Hunger, die lange Unterernäh- rung aus den krankhaft umschatteten Augen. Bon der Herbstluft ge- rötete Wangen verbergen dem schärferen Blick nicht den körperlichen Verfall. Dünne, vielfach geflickte Kleider zeigen noch deutlicher die Magerkeit des Leibes. Was würde der Arzt ssagen? Tuberkulose... fast hoffnungslos, wenn nicht baldige energische Hilfe einsetzt! Blitz- schnell fliehen die Gedanken fast zwei Jahrzehnte zurück. Bettelnde Großstadtkinder... damals eine landläufige Erscheinung. Heute eine Seltenheit, trotz aller grausigen Not in den Hinterhäusern der Miet- kasernen. Wie lang« noch selten? Was treibt die beiden Kleinen als Schrittmacher auf den Bettel? Geld gibt man ihnen doch nicht, also müssen sie Hunger haben. Es ist nicht herzlos, nicht überflüssig, ein wenig auf den Zahn zu fühlen.„Warum kommt denn eure Mutter nicht? Ist sie krank?" Das Mädel schüttelt den Kopf.„Krank? Nein... Mutter arbeitet, aber sie verdient so wenig." Ich examiniere weiter.„Und dein Vater... ist der schon tot?" Die Klein« wird ver- legen, unruhig, ist auf solche Frage nicht gefaßt. Dann sprudelt es heraus, wahrheitsgetreu und fast trotzig:„Vater is ins Iefängnis!" Bittend schienen die Augen zu sagen: Frag' doch nicht soviel... was tonnen wir denn dafür, daß er im Gefängnis sitzt... Hilf' uns lieber! Kartoffeln hatte er unerlaubt genommen, Kartoffeln vom vollen Acker, um für die Seinen zu sorgen. Tausende machten es ebenso, gerade ihn hatten sie erwischt. Piet justitial Gerechtigkeit, die. strafend«, wollte es, daß der Staat drei Monate für ihn selbst sorgte und er nicht mehr sorgen konnte für die Seinen. Hunger wt weh, Hunger treibt zu schlimmerem. Andere Zeiten, erschwingliche Preise hätten ihn nicht zum Diebe gemacht. Sein« Kinder müssen weiter hungern, vielleicht mehr als vorher... Wieviele Väter noch sitzen im Gefängnis wegen der gleichen Schuld? Und wer ist im größeren Maße schuldig an der Schuld des Diebes aus Not? Die riesig gewachsene Kriminalität gestaltet bessernde Vestrebun- gen besonders schwierig. Um so bedauerlicher ist es, daß der fett Jahrzehnten bestehende Verein zur Besserung der Straf - gefangenen, der seine Arbeitsstätte im Landgerichtsgebäude in der Grunerstroße beim Alexanderplatz hat, in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten ist. Er sorgte auch für die Familien der Strafgefangenen, die sonst oftmals dem bittersten Elend preisgegeben wären, und muß seine segensreiche Tätigkeit einstellen, wenn nicht schnell und durchgreifend geholfen wird. Spenden werden nach der bezeichneten Geschäftsstelle oder auf Post- scheckkonto 79 786 erbeten._ Die Devisenfalle im Eckhaus. Werke von 108 Billionen Mark beschlagnahmt. Mit dem altbekannten Trick, ein Eckhaus mit zwei Ein- bzw. Ausgängen zu schwindelhaften Unternehmungen zu benutzen, hat in nicht weniger als 15 Fällen ein Devisenjäger, ein früherer Kellner Commeron, Glück gehabt; er wurde jetzt endlich mit seiner Braut festgenommen. Commeron lauerte am Anhalter Dahnhos ankommenden Frem- den oder auch Boten auf, bei denen er Devisen oder wertbeständiges Geld vermutete und spiegelte ihnen vor, er sei A n g« st e l lt e r einer Bank und könne ihnen einen erheblich höhe- ren Kurs als den amtlichen zahlen. Er führte dann die Leute, die auf seinen Vorschlag eingingen, nach der Bank, drückte auch auf die Türklinke, obwohl er wußte, daß nicht geschlossen war und nahm ihnen die Devisen ab unter der Vorspiegelung, daß er auf einem Umweg« noch zum Ziele kommen werde. Jetzt geleitete er seine Opfer auf den Flur eines Nebenhauses, während sie glcnlbten, es sei das Haus, in dem sich das Bankgeschäft befinde und verschwand mit secher Beute durch den zweiten Ausgang des Eckhauses. Wie ihm nächgewiesen werden konnte, hatte Commeron in 15 Fällen Glück mit der Eckhausfall«. Bei dem Verhafteten, der erst kürzlich nach Berlin kam und mit seiner Braut in einem Hotel wohnt«, fand man für 10 8 Billionen Schatzanweisungen. Renten- mark und Devisen. Er will das alles redlich oerdient haben, obwohl er kein« Arbeit nachweisen kann. Ein Opfer, dem er alsbald gegenübergestellt werden konnte, erkannte ihn sofort wieder. vierfache Erhöhung öes Portos. Ein Aernbrief 80 Milliarden Mark. Der unablässig fortschreitende Verfall der Mar? zwingt die Post- Verwaltung, die seit dem 12. November geltenden und vom 20. No- vember an oerdoppelten Post- und Postscheckgebühren zum 2 6. November nochmals zu erhöhen, und zwar auf das achtfache der Sätze vom 12. November, das ist also das vierfach«. der jetzt geltenden Sätze. Der ein- fache Fernbrief kostet sonach vom 26. November an 80 Milliarden, die Fernpostkarte 40 Milliarden, die Drucksache bis 25 Gramm 16 Milliarden und die Einschreibung 80 Milliarden Mark. Für Bareinzahlungen m i t Po stanweisung kosten bis 25 Billionen Mark 100 Milliarden Mark, über 25 bis SO Billionen Mark 200 Milliarden Mark, über 50 bis 100 Billionen Mark 300 Milliarden Mark. Bareinzahlungen mit Zahlkarte kosten bis 26 Dillionen Mark 50 Milliarden Mark, über 25 bis 50 Billionen Mark 100 Milliarden Mark. Ausgeschlosien von der Erhöhung bleiben die Zeitungsgebühr, die Gebühr für Blindenschriftsendungen, die Ber- sicherungs-ebühr, die Gebühr für Auszahlungen im Postscheckver- kehr, die Gebühren für Pakete nach dem Ausland und einige andere Nebengebühren._ > VerkehrSändcrungen bei der Straßenbahn. Ab 26. November d. I. tritt auf der Linie 8, Großer Ring, eine Aendcrung des Fahrplans ein. Die ersten 3 Wagen fahren in Richtung Wllmersdorf-Neukölln anstatt 5.35, 5.50 und 6.05 von der Huttcnstraße,.27 Minuten später, 6.02, 6.17 und 6.32 ab Fchr- belliner Platz: der erste Wagen von der Huttensiraße nach dem Westen fährt 6.20. Sonn- und Feiertags erfolgt der Betrieb ab Fehrbelliner Platz von 8.02 an, ab Huttenstraßs von 8.20 anstatt jetzt 7.20 Uhr.— Die Strecke der frühcren Linie 5 6 zwischen Händelplatz und Lichterfelde-Süd wird ob 25. d. M. wieder in Betrieb genommen. Zu diesem Zwecke wird die Linie'J in der Schloßstraß« Ecke Lichterfelder Chaussee gezodelt, dergeltalr, daß abwechselnd«in Wagen auf dem bisherigen Weg der Linie über die Straße Unter den Eichen bis Lichterfelde-West, Drakc- strahe, der ander« Wagen über Llchterstelder Chaussee, Händelplatz, Steglitzer Straße, Drakestraße. Ringstraße, Carst.ennstraße, Luzerner Straße, Appenzeller Straße, Wismarer Straße bis Lichterfelde -Süd. Miillerstraßs verkehrt.' Auf beiden Abzweigen wird dann ein 30°M!nutcnbetr!eb bestehen— Die Absahrtzeiten der Linie 4 4 vom Bahnhof Steglitz werden um 2 Minuten später verlegt. Bcnzinexplosion in einer Fabrik. Eine Explosion von erheblichen Ausmaßen ereignet« sich in einer Fabrik in W e i ß e n s« c. In den Räumen, der Firma Peter- sen, die im ot-rtcn Stockwerk eines Fabrikgebäudes in der Streu- stroße 42 in Weißensee gelegen sind, war ein« Arbeiterin mit Lötarbeiter. beschäftigt. Dabei entstand eine Stichflamme, die sofort auf einen in der Nähe stehenden Benzin-' kesfel übersprang, der sofort Feuer fing und explodierte. Die Flammen setzten sofort alle in der Näh - befindlichen brennbaren Matenatien in Feuer und unter den weiblichen Arveitern entstand «ine Panik. Einige Verzweifelte wollten sogar aus den Fenstern springen. Die Isfort herbeigeeilt- Feuerwehr befreite di« Gefährdeten und räum,« das Gebäude, da im Keller mehrere Benzinfässer . lagerten. Die Gefahr wurde bald beseitigt.