Einzelbild herunterladen
 

Nr. 551 40. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Sonntag, 26. November 192Z

Weitere Antworten unserer Leser.

VeU Totensonntag ist... Auch folgendes mag als böses Mal unserer siechen Zeit gelten: Die gern ging man früher in einsamen Stunden nach dem Fried- Hof! Ein ruhender Pol in der bösen und bösartigen Er- scheinungen Flucht. Endlich der Frieden, nach dem die trostbe- gehrende Seele vergebens sucht im Menschengctümmel. Hier, wo sie alle mit der Nase hoch liegen, sind sie alle gleich. Eine fremde, hohe, unergründete Welt trennt vom Gemeinen. Wie... ist's wirklich noch so? Spukt nicht auch hier noch, im Mysterium des Todes, die Gier des Lebens, ein letzter Rest, von rücksichts- losem Zupacken, vom Ausnutzen der auf krummen Pfaden er- schlichensn Güter? Den alten, tiessinnenden Freund der Fried- hofsruhe fröstelt es beim Anblick der in wenigen Jahren voll- zogenen Wandlung. Nicht Gräber wie einst, von liebevoller Hand gepflegt... nein, Sammlungen von Marmorblöcken und Me- tallen. Kalt und starr, den Tod erdrückend, knallig und protzend, genau wie das aus dem Nichts plötzlich zu ungeahntem Reichtum emporgestiegene letzt« Leben des dunkeln Ehrenmannes, der an der Triebhaftigkeit frühzeitig zugurnde ging.Hier ruht in Gott der Fettwaren-Großhandler..." Fettwaren... Symbol unserer Zeit! Das ist typisch, das ist ein unfreiwilliger Kirchhofswitz. Fsttwaren mit dicken goldenen Lettern an gleißen- dem Marmor, nur nicht im Magen der Hungernden. Ein Witz ist es, noch im Tode zu verraten, wer er war oder durch Zeitgunst wurde und von wannen all der Reichtum kam. Gespensterhast taucht eine massige Gestalt auf, Brillanten auf den Fingern, an der Halsbinde... und sinkt zusammen wieder in ein Häuflein Nichts. Es schaudert den Freund des Friedhofsfriedens, wenn er dieses furchtbar« Zeichen einer ins brutal geschäftliche vollzogenen Wandlung auf sich wirken läßt. Menschen, bar jeglichen Friedens, kar jeder inneren Gesittung. Und wissen es nicltf einmal, daß der drückende Schuh sie bereits zu bedauernswerten geistigen Krüppeln gestaltet hat. Selbsterkenntnis. Vor Wochen, als ich noch oben in Ostpreußen weilte, las ich Ihre Aufforderung an alle Leser und Parteigenossen, sich darüber auszulassen,wo uns der Schuh drückt". Bald darauf begab ich mich in das gelobt« Land, d. h. Bayern , in dem ich mich heute befinde. Ich weiß nicht, ob Sie viele Einsendungen auf Ihr« Auf- forderung erhalten haben. Ich vermute es. Denn wessen Herz ist jetzt nicht voll Erbitterung und Berzweiflung. Aber weiter vermute ich, daß dies« Einsendungen sich mehr oder weniger auf die Sorgen des Alltags beschränkt haben werden. Ich will da nichts aufzählen, denn wir wissen alle, worum es geht. Aber, Genossen, das alles ist nicht unser Unglück. Wenn wir nach dem Wesen unseres Elends forschen, dürfen wir nicht dabei stehen bleiben, seinen augenblick- liehen Ausdruck, seine momentan« Erscheinungsform zu konstatieren, sondern wir müssen den Wurzeln nochspüren, wir müssen die Ur- fachen aufdecken. Und hierzu will ich mich äußern. Zwei große Lügen sind es, die heute vor allem unser staatliches Leben bs- herrschen, zwei Lügen, die letzten Endes noch in einer einzigen zu- fammenschmelzsn. Die erste Lüge besagt, daß unser ganzes Elend außenpolitischen Ursprungs sei. Das ist nicht wahr, das muß in die Welt geschrien werden. Es ist diese alte, ab- gegriffene Lüge von einemErbfeind", der nicht existiert. Faul- tzeit und Bequemlichkeit sind es, die diese Lüge erzeugt haben. Die- selbe Faulheit und Bequemlichkeit, die den Menschen den Neben Gott in das Weltgeschehen haben einführen lassen. In geistiger Trägheit versucht man nicht, in die Tiefe zu dringen, sondern man führt irgendeinen übergeordneten, unsichtbaren Faktor ein, der dann irgendwie fördernd oder störend eingreift, ohne daß wir es hindern können, und von dem alles Wohl und Wehe abhängt. Wir müssen unserem Volke vor allem eben nur das eine beibringen, daß ihm kein anderer helfen kann als es selbst. Und zu diesem Zwecke müssen wir die harte Wahrheit einsehen, daß an unserem Unglück auch nie- mand anders schuld ist als wir selbst. Dieser letzte Satz

leitet uns dann schon zu der anderen großen Lüge, die sich wie eine Pest von rechts her ausbreitet und namentlich hier von unserem gelobten Lande der Kahr-Lossow-Hitler-Ludendorff: An unserem Unglück ist derMarxismus " schuld. Daß dies«ine Lüge, das braucht man wohl keinem Sozialisten zu sagen. Aber was das für eine Lüge, für eine feige, ungeheuerlich«, infame Lüge ist, das muß immer wieder und kann nicht laut genug gesagt werden. Wir gehen wohl nicht an zu viel, sondern an zu wenig Marxismus zugrunde! Und wenn wir uns weiter sagen: An geschehenen Dingen läßt sich zwar nichts ändern, wohl aber an ungeschehenen dies« nämlich kann man nachholen. Unsere Kräfte dürfen wir nicht in gegenseitigem Kampf zersplittern Das ist das Ends. Denken wir an die Männer, die im Dienst« der Revolution und des Baterlandes von der Hand feiger Meuchelmörder niedergemetzelt sind! Ihr Blut fei nicht umsonst geflossen. Auf sie müssen wir blicken, in dem Schwur zu kämpfen ftir das sozialistische Großdeutschland! Was ich wollte, habe ich damit gesagt so kurz es eben ging. Ich weiß nicht, wo die Mehrheit d«r Partei heute steht, denn in"diesem gottverfluchten Lande erfährt man ja, da die sozialistische Press« dauernd verboten ist, so gut wie nichts von den Vorgängen in der Partei. T., München . Wege aus unserer Not! ,.. Nahrung wird nur durch Arbeit auf dem Lande er- zeugt. Wir haben in Deutschland seit der Industrialisierung, Groß- stadtbildung und Landflucht ein geradezu verhängnisvolles Mißver- hältnis in der Zahl derjenigen Menschen, welche Nährwerte erzeugen, und der Unmasse, die darauf angewiesen sind, daon zu leben. Im Frieden, bei stabiler Währung, war dieser Krebsschaden unserer Wirt- schaft nur dem Kundigen bekannt, wir bekamen für die Goldmark und im Austausch gegen Jndustrieprodukte genügend Lebensmittel vom Ausland« l>erein. Heut« ist das alles vorbei, wird auch aus dem unerbittlichm Gang der Weltwirtschaftskurve niemals in das gleiche Verhältnis zurückfallen, und das ist nur gut so, wir sind dadurch ge- zwungen, uns in Ernährungsfrag«n aufeigeneBeinezu stellen. Können wir dos? Ja, voll und ganz, und zwar in verhältnismäßig kurzer Zeit, wenn die Gesamtwirtschaft auf die Bedürf- nisse des Volkes eingestellt wird. Was erreichen wir damit? Wir bekommen den wichtigsten Kostenbestvndteil in der Kalkulation aller Waren und Leistungen in die eigene Hand und werden dadurch selbsttätig auch in einer ganzen Reihe anderer Lebensfraaen wieder Herren der Lage. Wir müssen siedeln: richtig, rasch, auf der ganzen Linie, ohne uns durch die KulisseGeld" auch nur noch einen Tag Hänger verblüffen zu lassen! Wir haben Land, übergenug Land! ö Millionen Hektar gleich 211 Millionen pKußisch? Morgen zu je 2800 Quadratmeter liegen brach als Moor, Heide, Niederungen, dazu kommt noch viel schlecht bewirtschaftetes Land, namentlich beim übergroßen Domänen- und Fideikommiß- besitz, bei walzenden Spekulations- und Raffe-Gütern! Dieses Land liegt in den verschiedensten Teilen unseres Vaterlandes, viel im Osten. Alle deutschen Gemeinden sollen nur malInventur" machen. Land rennt ja nicht fort, geht auch nicht zu verheimlichen, jeder Nach- bar kann es beurteilen, man weiß, wie lange es brach liegt, welche Spekulationsmomente vorliegen. Ueber den Preis wird man sich ja jetzt einigen, nachdem kürzlich in einer Rede der deu-tschnationale Abgeordnete Dr. Helfforich so klipp und klar bekannt hat:Eine Fabrik und ein Grundstück sind nur soviel wert, als sie einbringen!" Er meinte es zwar in bezug auf die Steuer, aber was dem einen recht ist, ist dem anderen billig, und so dürfte der richtige Preis, immer in der entsprechend zu gliedernden Steuererklärung des Landbesitzers zu finden sein. Der schon längst bis m die Einzelheiten ausgearbeitete Entwurf des Bod-nreformgesetzes(von der VSPD. in ihren bekannten Richtlinien im großen und ganzen angenommen) regelt alle Einzelheiten der Land frage als Grundlage unseres beut- schen Ernährungs- und damit des Lohn- und Preisproblems. Wen können wir ansiedeln? Anlieger, die zu wenig Land haben, landwirtschaftliche Arbeiter, die für das WortKlein, aber mein" durchaus Verständnis haben, wenn man ihnen nicht ein« überfinanziertsSorgenburg" hinsetzt. In unseren deutschen Städten gibt es noch unzählige Menschen, die Landarbeit vonzu Hause" her gut kennen, Millionen andere Menschen haben neben ihrem Beruf in kleinen und kleinsten Gärten ihre Sehnsucht zur

Scholle betätigt, und wie viele würden unter erträglichen Bedingun- gen, welche die Arbeit und das Risiko lohnen, gerne mehr Land be- arbeiten. Willige Köpfe und Arme irgendwie mit der Scholle verbinden, ganz oder teilweise, beraten, helfen, schützen im ganzen Lande nach einheitlichem Gesetz und großzügigem Plan. dann lösen wir bald die Ernährungsfrage für unser Volk. R.B.

<thor öer Toten.

Wir Tok-m, wir Toten sind größere Heere Als ihr auf der Erde, als ihr auf dem Meere! Mir pflügten das Feld mit geduldigen Taten. Ihr sähwingez die Sichel und schneidet die Saate- Und wag wir vollendet und was wir begonnen, Das füllt noch dort oben die rauschenden Dronnr lind all unser Lieben und Hasten und Hadern Das klopft noch dort oben in sterblichen Adern Und was wir an gülligen Sahen gefunden. Dran bleibt aller irdische Wandel gebunden, Und unsere Töne. Gebilde, Gedichte Erkämpfen den Lorbeer im strahlenden Lichte, Mir suchen noch immer die menschlichen Ziele- Drum ehre! und opfert! Denn unser sind viele. Conrad Ferdinand Mey c

tzaben Sie wertbeständiges Gelü l Innner wieder kommt die Klage, daß im Kleinhandel vielfach die Annahme der Papiermark verweigert wird, was bekanntlich verboten und mit Strafe bedroht ist. Wie ein Laden- inhaber sich mit diesem Verbot abfand, zeigt die folgende Szene, die dem Leben abgelauscht ist. Schauplatz: Delikatessenhandlung m einem Vorort des Westens. Mitwirkende: Der Kaufmann/ Einige woh.habcnde Kunden imid Kundinnen mitMädchen für alles". Meine Wenigkeit, im Beruf Lohnempfänger. Ein Schupo. Kundinnen: Butter, bitte! Kaufmann: Ich kann nur gegen wertbeständiges Geld Butter- bestellungcn annehmen resp. abgeben. Kundinnen: Bitte, hier ist das wertbeständige Geld. Kaufmann: Hier ist, bitte, die Ware. Sonst noch etwas, gnädig« Frau? Kundin: Büchsenmilch, bitte! Kaufmann: So leid es mir tut, die Milch kann ich nur bei Vor- ausbestellung und gegen wertbeständiges Geld liefern. Kundin: Bitie, hier ist das Geld.(Reintemnork, 10-, 8- und I-Mark-Scheine wandern über den Ladentisch. Des Kaufmanns Geficht glänzt vor Wonne.) Ich: Ein Pfund Margarine, bitte. Kaufmann: Sehr wohl. Sonst noch etwas gefällig? Ich: Danke, nein. Kaufmann: Eine Mark! Ich zücke zwei 800-Milliarden-Scheine. Kaufmann: Haben Sie kein wertbeständiges Geld? Ich: Rein, bedaurcl Kaufmann: Dann kann ich Ihnen nur ein halbes Pfund Margarine ablassen! Ich: So? Sie verweigern also die Annahme von Papiergeld? Kaufmann: Nein, aber ich gebe so groß« Posten nur gegen wertbeständige Zahlung ab. Ich: Gut, dann werde ich die Polizei zu Hilfe rufen. Kaufmann: Ich werde Ihnen etwas sagen: Dann bekommen Sie gar keine Ware. Ich hol« Schupo. Schupo erscheint. Krach. Schupobeamier: Ja, Sie können doch«in halbes Pfund Margarine bekommen. Dann kann ich nichts weiter machen.(Ver- schwindet.) Ich erhalte ein halbes Pfund Margarine. Der Kaufmann sagt mir noch etzliche Liebenswürdigkeiten, die ich gebührend erwidere. Der Schauplatz leert sich. Ist das Vorgehen des Kaufmanns ein Verstoß gegen die Der- ordnUng über den Zwang zur Annahme von Papiergeld? Der Kunde hielt es dafür, aber der Schupobeamte war anderer Ansicht. Da werden wir morgen beim Brotkauf gegen Papier . mark wohl nur noch zwei Stullen bekommen, weil«ine so große Menge, wie ein ganzes Brot, nur gegen wertbeständige Zahlung abgegeben wird.

Lvpxrixkt Ocore Malier, Manchen.

32]

Die Lofotfifcher. Roman von Iohan Bojer.

Ein Dampfer heulte und heulte zwischen den Windstößen, er war vielleicht auf Grund gelaufen, aber was konnten Frauen und Kinder in so einem Wetter tun. um ihn zu retten? Marja webte und webte, und ihr Gesicht war bleich und hart. Jetzt sang die Schwiegermutter den Choral von den Men- schon in Seenot. Es klang so unheimlich in dem Getöse, das von draußen hereindrang. Marja wandte sich um und blickte die alte Frau im Hemd an, die mit aufgerissenen Augen hin und her ging und in ihren Visionen sang. Es war, als habe die Unwetternacht auf einmal ein Gesicht bekommen das Gesicht dieser Alten. Es war, als hätten Ertrunkene eine Stimme bekommen die Stimme der Alten. Sie wagten nicht die Lampe auszulöschen, als sie endlich zu Bett gingen. Ja, Herr Gott, " seufzte auch Marja. als sie die Decke über den Kopf zog. Aber es war, als sei Gott nur die böse Allmacht des Sturnis und des Unglücks. Zu ihm beten nein, sie kniff den Mund zusammen und fühlte, daß sie in Trotz erstarrte. Zu ihm beten nie, nie in Ewigkeit! Dort oben im Tale war Gott ein ganz anderer, dort machte er die Erde fruchtbar und ließ das Korn zu Brot reifen. Dort war er der stille Mondabend, Spielhahnbalz auf den Bergen. Bachgeriesel, helle Nächte, Wärme. Aber hier daußen am Meer war er ein anderer Gott, und die Bekanntschaft mit ihm konnte einen wahnsinnig machen. Oh, oh, oh wenn sie doch eines Tages die Kinder nehmen und von hier weg ins Tal hinaufziehen könnte. Was für ein guter Mensch würde sie werden. Aber Kristaver müßte mit- kommen. Am Schuppen raschelte es, es faßte an die Tür, war das der Wind? Nein, aber sind bei solchem Wetter Leute unterwegs? Es war die Nachbarsfrav, Ossna Tröen. In Jesu Namen, erschrick nicht," sagte sie.Aber das Mädel von Per Suzansa soll niedergekommen sein." Großer Gott!" Marja hat sich ausgerichtet.

Du mußt aufstehen und bei ihr bleiben," sagt Olina. Sie kann doch nicht daliegen und umkommen. Und Oluf muß aufstehen und die Hebamme holen." Eine Weile später kämpften zweiFrauen und ein Knabe gegen den Sturm und die Schnecwächten an. während sie mit einer Laterne in die finstere Nacht hinausschritten. 16. Es war klar, daß Larseinen schmeißen" mußte. Es war eine Sitte, so alt wie der Lofotfang selbst, daß ein Bursch, der zum erstenmal hierherkam, also ein Jährling, die ganze Hütte und alle, die sich gerade an dem Abend einstellten, bewirten mußte. Eines Morgens lag die Flotte der Fischerboote bereit und wartete auf das Signal zum Aufbruch, als es plötzlich um die Robbe " herum lebendig wurde. Die Leute deuteten nach dem Mast empor, sieh da! Dort oben war eine junge Möwe an- gebunden, sie hing am Halse und breitete die Flügel aus. Was bedeutet das?" fragte Lars. Das bedeutet, daß wir einen Jährling an Bord haben, der noch nichts geschmissen hat," sagte Kaneles. Hol das Dreckzeug herunter!" befahl der Bootsführer. Und jetzt wurde Lars richtig an den Pranger gestellt, als er durch die Wanten hinaufklettern und den Bogel herunterholen mußte.Seht, da ist er!" ertönte es von allen Seiten. Aber es war doch die Schuld des Vaters. Begriff er denn nicht, daß er von selber kommen und dem Sohn die paar Schillinge anbieten mußte, die er brauchte, um einen schmeißen zu können? Es verging eine ganze Zeit, keiner in der Hütte sagte mehr ein Wort von der Sache. Aber dann eines Morgen zog Lars die Wasserstiefel im Dunkeln an, ohne genauer hinzusehen, wie sie aussahen, und als sie zwischen den anderen Booten vor der Ausfahrt lagen, wurde es wieder um dieRobbe" herum lebendig. Bon allen Seiten deuteten die Fäuste herüber und die bärtigen Gesichter grinsten.Seht nur! Der ist aber zottig!" Sie meinen dich," sagte Kaneles zu Lars. Und nun sah er, daß seine Wasserstiefel mit Teer einge- sckmiert und dann in Federn gewälzt waren, in Möwenfedern, und nun stand er hier mit zottigen BeineN wie ein großer, merkwürdiger Vogel. Lars fühlte ein Würgen im Halse und warf dem Vater

einen bösen Blick zu. Sollte er hier den ganzen Winter zu Spott und Schande umherlaufen? Aber als sie abends an Land gekommen waren, nahm der Vater ihn beiseite und händigte ihm ein paar Geldscheine aus. Du mußt wohl dieser Sache ein Ende machen," sagte er. Und nun wandte er das Gesicht ab, als fei er sehr verlegen, während er jetzt hinzufügte:Aber nimm dich in acht, Lars! Denke an deine Mutter!" Am Abend ruderten Kaneles und Lars im hellsten Mond - schein in der Jolle davon. Das Wasser der Sunde war so blank, daß man unten auf dem Grunde die abgeschnittenen Dorschköpfe liegen und mit toten, starren Auzen heraufglotzen sah. Es blinkte dort unten von Fischgräten und Schuppen. Draußen in der Bucht spiegelten Dampfer und Schuten die dunklen Rümpfe und Mäste mit ihren Laternen und einge- zogenen Segeln wider. Die Berge erhoben sich mit weißem Schnee, und über dem Ganzen lag ein klarer, grünblauer Himmel mit verstreuten, wollweißen Wolken. Heute abend war besonders starkes Meerleuchten, es brannte in grünem Phosphorschein in dem Fahrwasser der Jolle und in dem Tang- streifen am Fuße der Berge, von den Rudern trieften blanke Silberflammen, so oft sie aus dem Wasser emportauchten, und wenn eine Bewegung des Wasserspiegels eine Welle an den Schiffsbug warf, so blieb ein heller Fleck von kleinen zitternden Sternchen zurück. Harmonikaspiel ertönte von einem riesigen Dreimaster, und draußen hinter den gelben Hafenlichtern hörte man das eintönige Murren der Brandung, die niemals schlief. Wir versuchen es mit der Pfarrergaleasse," sagte Kaneles. Es lagen viele Fahrzeuge in der Bucht, wo in aller Stille Branntwein verkauft wurde, aber gestern war eine Galeasse hier verankert worden, die man auf dem ganzen Lofot kannte, weil der Schiffer ein Mann war. der ursprünglich Pfarrer hatte werden sollen. Er verkaufte Alkohol an alle, die welchen haben wollten, und nahm lieber Fische als Geld in Zahlung. Zu dem müssen wir." sagte Kaneles. Aber als sie durch diese Stadt von Fahrzeugen ruderten. starrte er plötzlich zu einer Jacht hinüber und vergaß das Rudern. Ha," sagte er,jetzt wird's hier lebendig werden!" Was ist denn jetzt wieder los?" Die Langmocr sind hergekommen, scheint es. Der Ola wird wohl den Mann aus Ranväring suchen, der ihm im vorigen Jahr das Auge eingeschlagen hat." (Fortsetzung folgt.)