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Noch deutlicher wird die Nachtausgabe desT a g" in der es heißt: Die Rechtsparteien können sich diese Provokation nicht gesaClen lassen. Die nationale Bewegung wäre am Ende, vermöchten si« jetzt nicht die Rechtsentwicklung, die bereits auch im alten Kabinett begonnen hatte, durchzusetzen.... Jehl heißt es, entschlossen und eutschiedeu handeln. Sonst ist darüber ist gar kein Zmeistl> die nationale Bewegung kaputt/ Mit zynischer Offenheit wird hier zugegeben, daß die dcutschnationale Bewegung die Belastungsprobe von Neu- wählen nicht erträgt. Mit ebenso großem Zynismus wird zur Gewaltanwendung aufgefordert. Nach einer, anderen Richtung stoßenKreuzzeitung  "', Lokalanzeiger" undDeutsche Zeitung" vor. Sie versuchen General v. Seeckt gegen den Reichspräsidenten mobil zu machen. DieKreuzzeitung  " sagt: So, wie die Lerhiiltnisse liegen, mußte es uns natürlich er- scheinen, wenn auch General von Seeckt   bei der Neubildung des Kabinetts gehört wird, schon deshalb, weil es ein Unding sein würde,«ine neu« Regierung zu errichten, die nicht konform mit dem Militäroberbefehtshaber ist. Wir können uns aber nicht vorstellen, daß General von Seeckt   einer Kandidatur feine Zustimmung gegeben hat, die fast in sämt- lichen Volkskreisen auf starken Widerstand stößt." Demgegenüber ist festzustellen, daß das Reichsoberhaupt in seinen Entschlüssen bei der Regierungsbildung vollkommen unabhängig ist. General o. Seeckt   ist lediglich zum Militär- oberbefehlshaber und zum Inhaber der vollziehenden Gewalt bestellt worden. Es ist eine Beleidigung für Herrn v. Seeckt  , ihm einen Mißbrauch seiner Machtbe- f u g n i s zu unterstellen. Die Zumutung der..Kreuzzeitung  " zeigt aber recht drastisch, wie gerne sich jene Kreise, die so oft und noch gelegentlich dieser Krise von der Nebenregierung anderer Instanzen faseln, sich eine Nebenregierung gefallen lassen würden, wenn sie von ihr voraussetzen, daß sie ihren Interessen entspricht. Aehnlich derL o k a l a n z e i g e r". Nach einer Drohung mit der Gefahr einer illegalen Entwicklung landet auch er bei dem Militäroberbefehlshaber. Er fordert General  v. Seeckt   direkt auf, seinen Einfluß auf den Reichspräsidenten geltend zu machen und versucht ihm zu suggerieren,daß die Verantwortung eines militärischen Diktators über das rein Militärische weit hinausgeht und die nationale Politik vollinhaltlich mit umfaßt". Auch hier wird die Aufforderung an dm Militärbefchlsbaber zum Mißbrauch seiner Macht von der Angst vor den Neuwahlen diktiert. Heißt es doch in dem Zlrtikel wörtlich, daßauch durch Reichstagsneuwahlen nur eine Fortsetzung des bis- herigen Systems" erreicht werden könnte. Ein deutlicheres Eingeständnis de? eigenen Ohnmacht kann man nicht ver- langen. Aber es ist bei den Deutschnationalen ja immer so gewesen, sie wissen nur zu gut, daß sie noch jedesmal bei einem Appell an das Volk jämmerlich bankerott gemacht haben und deswegen rufen sie, bescheiden wie sie sind, dasunpoli- t i s ch e" Instrument des Heeres zu ihrer Unterstützung auf. Wohin die Deutschnationale Partei zielt, wenn sie General v. Seeckt   bestürmen läßt, offenbart dieDeutsch  « Z e i- tun g". Es heißt da: Wir wollen nicht verhehlen, daß wir bist schwerer Besorgnis der nächsten Zukunft«ntgcgenschen und meinen, jetzt hätte die Stund« Mschlrtflen, wo der Inhaber der voKziehenden Gewalt und Chef der Heeresleitung, General v. Seeckt  ,«in- greifen müßte, um das Schlimmste zu verhüten." Das ist ebenso wenig mißverständlich wie die Ausfüh- rungen desTag. Die Frechheit, mit der hier der Militär- oberbefehlshaber zu einer Militärrevolte ermuntert wird, ist durch nichts zu überbieten. Geht es in dieser Tonart weiter, dann kann man sich nicht wundem, wenn der Münchener Tragikomödie II. Teil auf dem Berliner   Straßen- pflaster zum Auetrag kommt.
Die Lüge öer Kriegskunst. Unter dem eigenartioen TitelPlutarch   hat gelogen" veröffentlicht Jean de Pierrefeu.  der Verfasser der täglichen französischen   Äeneralstabsberichte während des Weltkrieges, ein Buch, in dem schonungslos die wahre Natur der großen militäri» ichen Führer gezeichnet wird. Dieses Buch, da» in den nächsten Tagen in deutscher Uebersetzung im Ernst Rowohlt  . Ver» l a g in Berlin   erscheint, ist eine schneidige Waffe gegen den Götzen Militarismus, dem der Verfasser viele Jahre lang gedient hat. Jean Pierrefeu schreibt in seiner Einleitung:Plutarch   hat gelogen, auf Befehl, aus Unwissenheit oder AengsUichkettl Die großen Männer sind nicht die großen Männer, die der Geschichtsschreiber aus ihnen macht, wenn ich nach jenen schließ«, die ich mit eigenen Augen gesehen Hab«. Die eigen« Erfahrung läßt uns endlich den Abgrund ssl)en, der sich zwischen Wirklichkeit und Geschichte öffnet." Einige Auszüg« aus dem Buche, die dw Person Ludendorffi de- handeln, mögen die Nichtigkeit dieser Behauptung erhärten. Derwahre Alilitär" Ludendorff  . Die Vorsehung, die in diesem Kriege so sehr darum besorgt war, uns die Nichtigkeit des militärischen Genie« zu zeigen, scheint un» eine unendlich« Gefälligkeit erwiesen zu haben, indem sie mit geradezu verschwenderischer Hand die Person Ludendorff  » ausstattet«, zweifellos um ihn un» als Beispiel hinzustellen. Ihn muß man mit gespannter Aufmerksamkeit betrachten, wenn man den Abstand ermessen will, der zwischen Legend« und Wirtlich- keit klafft. Die Vorsehung zeigt uns in ihm den Typus des Militärs in seiner vollendetsten Ausprägung, ich niSchte sagen den Typus des preußischen'Militär», d. h. des vollendetsten, den es auf der Welt gibt, kurz denwahren Militär", wie Ludendorff   selbst mit einer kräftigen Abkürzung sagt. ' Daß die Vorsehung in der Zeit des großen Kriege« Ludendorfs geschaffen hat, deutet an, daß sie beweisen wollte, daß sich derwahre Militär" mehr und mehr als unfähig offenbaren sollt«, den Volts- krieg zu begreifen und zu sichren. Ich glaub« trotz des gegenteiligen äußeren Anscheins an den Fortschritt des menschlichen Geistes. Ich glaube, daß man niemals dem Heile näher ist, als Im Augenblick des größten Unheils. Dieser Krieg, der den höchsten Punkt der Barbarei bezeichnet, ist nicht umsonst entfesselt worden. Der Blick der Mensch. heit, ihr Geist sollte konzentriert werden auf«In einzigartiges Bei- spiel, damt sie um so besser von dem scheußlichen Widersinn durch- drungen würde, der von ihm auegeht. Man wird auf den folgenden Seiten diesen Widersinn heftig und andauernd blühen sehen. Weil er sich der Kriegskunst entzieht, weil er die Gestalt des vervolltomm- neten Gemetzels annimmt, weil er seinem Wesen nach unbestimmbar und unfaßbar ist, weil er, statt dem Sieger Gewinn zu brinuen, den Zusammenbruch für alle erzeugt, muß der Volkskrieg die Menschen vom Kriegsruhm abwenden." Spielerformeln". Solange«inwahrer Militär" über Truppen verfllgt, muh er sie gebrauchen. Das einzig« Ziel, das er verfolgt, ist nicht die Größe oder das.Heil des Landes, sondern sein« eigen« Größe, der Sieg, der Waffenrubm. Unsere Genera'ltäbler vom Großen Hauptquartier kennen diesen Geisteszustand sehr wohl. Einmal täuschten sie sich nicht. Ansang 101S orrbreitet, roh erinnerlich, der deutsche Reichs-
der ftusnahmezuftanü ir Thüringen. Ein Bild vom militärischen Ausnahmezustand in Thüringen   gibt eine Denkschrift, in der das thürin- gische Staatsministerium dem Landtag aktenmäßig das wesentliche Material unterbreitet. Hier findet sich alles, ange- fangen von der Verordnung des Reichspräsidenten  , durch die am 26. September der militärische Ausnahmezustand über das Reich verhängt wurde, bis zu einer Verordnung des General- leutnants Hasse, des militärischen Befehlshabers in Thüringen  , in der dieser unter dem 17. November als erste Handlung nach Uebertragung der vollziehenden Gewall gegen die Re- gierung anordnet, daßdie- evangelischen Schüler und Schülerinnen aller thüringischen Schulen, die amBuß-undBettagan dem während der Schulstunden fallenden Gottesdienst teilnehmen wollen, schulfrei zu be- lassen sind". Denn nach der Auffassung des Generalsent- spricht es dem religiösen Bedürfnis der evangelischen Bevölke- rung Thüringens  , am Bußtag den Gottesdienst zu besuchen". Es ist das auch eine Art, die vielgepriesene Autorität des Staates und der Regierung zu heben, indem man so gesetz- mäßige Anordnungen einer Landesregierung außer Kraft setzt. Im übrigen bietet die Denkschrift auch sonst reiches Mate- rial zur Beurteilung der Zustände, wie sie sich unter dem mili- tärtschen Ausnahmezustand und nach dem Einmarsch der Reichswehr   in Thüringen   herausgebildet haben, und des Ler- hältnifses zwischen verfassungsmäßiger Londesgewalt und immer schärfer eingreifender Militärmacht. Dabei hatte der Wehrkreiskommandeur ausdrücklich bestimmt, daßsämtliche Behörden in ihrer Tätigkeit bleiben und der Gang der Ver- waltung unverändert bleibt". Ein gleichzeitig ergangener Auf- ruf der Regierung an die Bevölkerung,sich nicht zu unüber- legten Handlungen verleiten zu lassen, sondern ruhige und klare Ueberlegung zu bewahren und in allen Lagen streng den Weisungen der durch Verfassung und Gesetze berufenen De  » Hörden   des Reiches und des Landes zu folgen", hatte den vollen Erfolg, daß selbst beim unerwarteten Einmarsch der Reichswehr   in Nordthüringen statt an der Südgrenze keinerlei bemerkenswerte Zwischenfälle sich ereigneten. Dennoch maß- ten sich die militärischen Unterbefehlshaber, so vor allen der Bezirksbefehlshaber Eisenachs  . Rechte zu Berfammlungs- und Zeitungsverboten an, die von der Staatsregierung nur als schwere Uebergriffe empfunden werden konnten. Ueber das Treiben der rechtsradikalen Organisationen an der bayerisch  -thüringischen Grenze hat das thüringische Staats- Ministerium am 31. Oktober beim Reichspräsidenten  , beim Reichskanzler und Reichsinnenminister telegraphisch   Vor- stellungen erhoben und dem Reichspräsidenten an- h e i m g e st e l l t, den S ch u tz der thüringischen Grenze dem Reich zu überlassen. Diesen Stellen sowie dem Reichs- wehrininister und dem Wehrkreiskommandeur ging gleichzeitig ausführliches Material zu, das die Meldungen des an der süd- thüringischen Grenze eingesetzten Grenzschutzes sowie der Gen- darmeriestationen enthielt. Dieses Material bestätigt nicht nur die vor wenigen Wochen von uns gemeldeten unhaltbaren Zu- stände, fondern ergänzt sie noch. So, wenn man aus den Mel- Hungen erfährt, daß End« Oktober dicht an der thürin- gifchen Grenze je zwei Geschütze bei Burggrub  , Sonne- berg, Stockheim  , Weihenbrunn und Schalkau   und drei G e- schütze bei F e   ch h e i m standen, während gleichzeitig in Heiligersdorf am Sonntag Artillerie exerzierte und zuvor zwei Feldgeschütze mit 80 Zentner Munition, 2 Minenwerfern und 3 Maschinengewehren bei einem Guts- besitz« Ludloff untergebracht wurden. Interessant ist auch der Inhalt einer telephonischen Mitteilung des Kreisdirettors in Sonneberg   an den Staatsminister Frölich vom 6. November. Danach kamen in jenen Tagen Hunderte von Flucht- l i n g e n über die bayerische   Grenze, Lebensmittel wur- den von Bayern   nach Sonneberg   nicht mehr durchs g e l'a f s e n, Kartoffeln aus Pommern  , für Sonneberg   bestimmt, in Bayern   beschlagnahmt, ebenso Bieh und Wurst für den Konsumverein.
kanzler in den Zeitungen Friedensgerücht«. So versucht« er di« Politik in Gang zu bringen, die man klüger hätte kxobachten müssen und von der Ludendorff nicht» wissen wollt«. E» entsprach dermaßen dem Interesse Deutschlands  , sich in diesem Augenblick versöhnlich zu zeigen, daß viele von uns, dt« aus Zivilbsrufen kamen, überzeugt waren, daß unser« Feind« einer friedlichen Lösung zuneigen würden. Irrtum, sie werden angreifenl", riefen unsere Kameraden.Wenn ein Feldherr ein« Arme« von solcher Macht in seiner Hand hält, muß er angreifen: das Gegenteil ist noch nie dagewesen." Das war die volle Wahrheit, und Ludcndorff bewies es uns. So srllte Deutsch­ land  , das sein« Herrschaft über di« Welt durch seine Militärkast« auf- gerichtet hatte, eben dadurch in den Abgrund fahren, daß es sich mit Leib und Seele eben dieser Militärkaste ausgeliefert hatte. Paroli! Alles oder nichts! Diesen SpielerfornKln. di« eine» großen Volkes unwürdig sind, sollt« es sein Schicksal' anvertmuenl' Deutschland  » Zusammenbruch. Bis zum äußersten hoffte Ludendorff   gegen all« Wahrscheinlich- keit auf die Rückkehr des Glückes. Diese mit unerhörtem Eigensinn gepflegte Selbsttäuschung hat Deutschland   in den Zusammenbruch ge- führt. Tatsächlich ist Ludendorfs der unbestritten« und allmächtig« Herr der Kriegsführung, allein für di« Schlußkatastroph« verantwortlich.'Er ist verantwortlich, weil er alswahrer Militär" und Führer der Militärpartei in den entscheidenden Lagen seinen militärischen Gesichtspunkt durchsetzen konnte. Di« französi- schen Generalstäbler glaubten, wenn sie an die unbeschränkte Macht des deutschen   Generalstabs dachten, daß dies für di« Feind« einer der besten Faktoren des Sieges sei, und sie zitterten, wenn st« dies« Macht in Frankreich   in Frage gestellt sahen. Ahnen sie jetzt, daß D e u t s ch- land sein« Niederlag« unbestreitbar dem Ueber- gewicht des militärischen Elements und der abso» tuten Gewalt seines Führers verdankt?"
flue Noethes Nekch. Di« Studentenschaft der Berliner   Universität wollt« am Sonntag die Erinnerung ihrer im Weltkrieg gefallenen Kommilitonen feiern. Si« bracht« es fertig, an dem der Einkehr Sewidmeten Totenlag ein lächerliches, jeden Ernst schändendes iirkiis-Ausstattungsspiel aufzuführen. Bunt bemützt, mit klirrenden Sporenstiefeln und geschultertem Schläger zog die deutsche akademische Jugend mit den von deutschem Bier und Schmissen durchgeistigten Gesichtern in der Neuen Aula auf. Ihr Sprecher sagte viel vonheiligem Kampf",reiner Gesinnung",deutichen Held:n«thos". Klagend stellte er fest, daß di« Welt von 1914 unwiderbringlich dahin sei, daß wir eine Nacht im nationalen Dasein durchleben. Doch die deutschen   Studenten glauben an die Wiederkehr ihres Vaterlandes aus den Knecht- schaftsfesieln durch die rettende und befreiende Tat. Dann sprachHofprediger" Doehring als Vertreter des Deutschtums aus christlichem Geist. Nach ihm ist die stete Wiederkehr von Kriegen, denheiligen Stunden des Kampfes", eine Gottesordnung, die kein« intellektuellen Gespinste aufhalten kann. Die Zukunft liegt in den deutschen   Studenten. Si« sollen b«ten, bi» si« den Arm zu grimmem Schwertesstreich erheben"
M diese Uebergriffe auf bayerischer Seite haben aber weder die Regierung Streseinann noch den Reichswehrminister Geßler oder General Seeckt veranlaßt, die Reichswehr   in die wirklich gefährdete Zone Thüringens   an der Südgrenze vor- zuschieben. Nach wie vor bekämpfen sie die proletarischen Hundertschaften, damit dieser Bürgerschreck nichtder Reichs- wdhr im Rücken gefährlich" werde, wie Herr Geßler sich im Reichstag   so schön herauszureden suchte.
Die Reichswehr   verläßt Sachsen  . Am 27. November beginnt, wie wir erfahren, der Ab» lransport der in Sachsen   befindlichen Relchswehrverstärtungea. Er soll bi» zum 2S. November abend» er ledigt fein- Das Wehrkreiskommando IV ha! nunmehr auch die beiden Regieruvgstommissare Günther in Leipzig   und Patzig in Chemnitz   bis auf weitere» ihre» virnsies enthoben mit der Begründung, daß die Namen dieser Herren noch nach» kläglich bekannt geworden sind. Sri mehreren ihre» Posten« enthobenen polizetbeomten sind ohne Erfolg Haussuchungen vor» genommen worden.__
«Schlimmer als Rotgarüiften'". Kardinal Faulhaber über die Nationalsozialiste«. Der Religionskrieg ü» Bayern  , der durch die zwei» deutige Politik Kohr» entfacht wurde, nimmt seinen Fortgang. Der weit rechts stehend« Münchener   Erzbischof und Kardinal F a u r- Haber, der von Nationalsozialisten beschimpft und beleidigt wurde, hat den Fehdehandschuh aufgenommen. Bei einer Kirchen- einweihung erklärte er von der Kanzel herab: In den letzten Wochen sind auf Euren Bischof Beleidigungen und Verleumdungen geworfen worden. Noch niemals ist eine solche Lügenflut dagewesen. In der Zeit der Rät e- r e p u b l i t bin ich oft mehrmals am Tage an Rotgardisten vorbeigegangen, dabei aber niemals in solcher Art an- gepöbelt worden wie zuletzt auf meinen Wegen. Die Studenten haben vom Heiligen Vater Lebensmittel bekommen und genom- m«n und heute gehen sie zwecks Sammlungen in die katholischen Pfarrdörfer hinaus Daß dabei zu gleicher Zeit in der Universität «in« heftige Sprach« geführt wird gegen den Papst, das wird Schmach und Schande bleiben für alle Zeiten." Die Kanzel ist bekanntlich keine politische Tribüne. Aber man kann es dem streitbaren Erzbischof, der bisher dernationalen" Be­wegung jede Unterstützung zuteil werden ließ, nachfühlen, wenn ihm die nationalsozialistischenDolchstöße" in Harnisch versetzen. Uebrigens soll es in Bayern   in letzter Zeit öfters vorgekommen sein, daß sogenanntenationale" Protestantenpfarrer von der Kanzel herab über di»Ui tr a m o n t a n e n" herzogen. Während man bisher gemeinsam von de? Kanzel gegen den M a r x i s m u s" wetterte, beschimpft man sich jetzt gegenseitig. Herr Kohr sorgt also nicht nur fürbillige" DIerpreise. sondern auch für Abwechslung in der Kirche. O Ca» Crsatzblatt des Kampfbund«,D«r Ob«rbayer" ist. nachdem die drei Nummern der vergangenen Woche im einzelnen beschlagnahmt worden waren, auf Anordnung des Generalstaats« kommifsars einem generellen verbot versollen.
Ein sozialistisches Opfer des Hamburger putsche». Genosse Herbert B« r g« r. früher Leiter der sozialistischen   Studentenschaft der Berliner   Handelshochschule und tn letzter Zeit durch seine Agitation in Brandenburg   und Pommern   zahlreichen Parteigenossen- bekannt, kam bei einer Autofahrt nach Hamburg  , als die Kom» munisten dc»rt gerade putschten. Er geriet dort in ein« Schießerei der Kommunisten, erhielt zwei Schüsse, di« ihn schwer oerletzten und an deren Folgen er so schwer litt, daß ihm ein Fuß amputiert werden mußt«. Jetzt ist er seinen Leiden erlegen. In die Trauer um den Derlust eines hoffnungsvollen Parteigenossen mischt sich bei dieser Kunde bitter« E m p ö r u ng über ein« ssnnlofe Putsch. tattik der Kommunisten, die wieder einmal aus den Reihen der für die Arbeiterschaft tötigen Mitkämpfer ein Opfer gefordert hat.
dürfen.(Also der Vertreter des Gottes der Liebe, der da lehrte: Liebet eure Feinde" undStecket das Schwert in di« Scheide"). Gustav Roethe   steigt aufs Podium, um mit dröhnender Stimme teutschen Geist zu oerkünden: Wir all« sehnen uns nach Ehrfurcht. Im heutigen deutschen   Leben können wir si« nicht unter- bringen. Drum ehren wir di« Toten, dann huldigen wir den Lebenden, die ihren Geist erhalten(das sind Ludendocff und andere Helden mit der blauen Brill«). Denn nicht zuletzt aus Kriegstaten ist deutscher Geist im völkischen Sinn« entstanden. In aller Not des Weltkrieges waren wir glücklich. Erst in diesem Frieden sind wir unglücklich geworden. Doch eine Zuversicht ist da: di« akade- mische Jugend ist der beste Hort Im heutigen Deutschland  . Der Weltkrieg war«in Wunder, ein schlechterdings unvergleichliches in den Annolen der Geschichte, schlechterdings ein« Höchstleistung deut- scher Kraft und deutschen   Geistes. Prophezeien kann niemand. wir wissen nicht, wann die Tat kommt, aber der Wille zu ihr ist da. Daraus hat Roethe auch begriffen, daß di« Studentenschaft im vorigen Jahr die Hauptmann-Feier nicht mitgemacht hat. Denn Hauptmann, der Dichter des Mitleids, ist der Dichter von gestern. Wir wollen den Dichter der Tat. Aber schließlich prophezeit« Roethe doch: Der tot« Kaiser   schläft im Berge, aber er wacht auf zur Stunde, die sicher kommen wird, die Stunde des Sieges mit den Masten des Geistes und nach guter deutscher Art mit dem Schwert.   Nicht ein Wort streifte di« Greuel des Weltkrieges, den Wahn- sinn des Krieges überhaupt. Ein Wunder(nach Roethe).«in« Gottesordnung(nach Doehring) ist der Krieg. Dazu trampelte die Berliner   Studentenschaft Beifall. Ist es nicht schlimm um uns be« stellt, wenn In der Oeffentlichkeit gesagt werden darf, diese Jugend sei Deutschland  » Zukunft und Zuversicht? Dies« Jugend, der das Biersaufen schönst« Sitte des Deutschen   ist, die zu pflegen heiligste Pflicht bedeutet: diese Jugend, die lächerliche Beleidigungensühnt", indem sie sich gegenseitig die Gesichter zerkratzt. Diese sogenannt« Jugend ist Unjugend. Sie von ihrem Ungeist zu heilen, ist kaum möglich, denn ihre Hirne sind durch den Dunk«! ganzer Generativ- ikn verrottet. Unsere Pflicht ist es. das zu verhindern, was Leute von Roethes Art sehnlichst erhoffen: daß dies« Jugend Deutsch» lands Schicksal werde._
Wiedereröffitti»« der Wiener Universität  . Nachdem die Diener Universitäi wegen der Rüpeleien und Rodeiicn der nationalistischen Studenten- schalt in der vorigen Doch« geschlossen werden muhte, hat der akademische Senat jetzt beschlossen, den Beirieb am Dienstag unter Aufrcchtcrhaltiing de» Legitimationszwanges und de» Farbenverbotes wieder zu erössiien. Grufte VolkSoper. Die, u g u n N e n der städtischen Bolts- (peil an gen ftallsindende WobltäligkeilS.flest-ussllhrungCarmen" am Mittwoch, den LS. d. M., abend» 7'/, Uhr, ist in den Hauptrollen bclctzt mit Emmh 2 e t S n e r iSarmen), Hermann Ja d low ler(Don JosH, Leo Echützendorf(Eseamilloj. Elle d'Heureule(Meeatlai. Musi- kaltlche Settiina: Eugen Zenker, Spielleitung: Alexander Darnal», BllhnenauSstatlung: Han» Strohdach. «in Orgelkonzert von Prof. Walter Fischer findet im D o m am SS, 8 Uhr, fielt. Mitwirkung: Cdarlotle Keilich-Fiantz(All) und Prof. Karl Älingler(Violine). Der Dom ist gehetzt. Programm an der Kasse. Mattia vatltsttnt hat seinen Anleil au« dem Gastspiel.To?ea" in der StaatSopel, S2S7 Billionen Mark, nach einem bestimmten Schlüssel den Volksküchen, der Kinderhilse, dem PensionSsond» de« Orchester« und dem technischen Personal und Chor der Staatsoper überwiese».