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Indessen hat das offenbar pom General v. Seedt felbst stam- 1 Die Stellung der parteigenössischen Landtagsfraktionen und der diesem Standpunkt feine Anerkennung versagt und neuerdings mende Dementi diesen Treibereien einen Riegel vorgeschoben. Landesinstanzen zueinander entspricht nicht der Stellung der Reichs- an Bayern   das Anfinnen der Verhaftung und Einliefe Hoffentlich werden die reaktionären Gerüchtemacher es sich gefagt tagsfraktion und des Parteiausschusses zueinander. rung der Hochverräter nach Leipzig   gestellt. Daraufhin hat Herr sein lassen, daß sie nicht auf den Chef der Heeresleitung rechnen Der Parteivorstand stellt daher fest: D. Kahr dem Oberreichsanwalt in der bekannten Berlautbarung fönnen, um ihre Diftaturpläne zu verwirklichen oder um ihnen Die Landtagsfraktionen der Partei haben in den Landes- vom letzten Samstag eine öffentliche Antwort erteilt. Der Reiz dieser unbequeme Regierungsbildungen zu verhindern. parlamenten auf dem Boden der Landesperfassungen selbständig Antwort besteht darin, daß sie ohne jede Verständigung unter eigener Berantwortung sozialdemokratische Politik zu treiben. mit der bayerischen   Regierung gegeben wurde, was von Beschlüsse von Parteiorganisationen oder Landesinstanzen der Partei neuem das Berhältnis zwischen Generalstaatstommiffariat und Regie­haben für die Landtagsfraktion die Bedeutung parteigenössischer rung charakterisiert. Borschläge und Gutachten, deren Würdigung und Berück fichtigung bei der endgültigen Entscheidung dem pflichtgemäßen freien Ermessen der Landtagsfraktionen unterliegt. Für ihre Politik in den Landtagen sind die Landtagsfraktionen nur der Gesamtpartei verantwortlich.

Bei diesem Anlaß wollen wir an die fategorische Erklärung er innern, die Dr. Geßler am 30. Juli d. I. als Antwort auf eine Anfrage des Vorwärts" durch WTB. verbreiten ließ:

Ich verbürge mich in der Tat für den unbedingten Gehorsam der Wehrmacht gegenüber jeder verfaffungs, mäßigen Reichsregierung. Möge diese Erklärung nun aber auch mirtlich, wie der Vorwärts" es vorausschickt, den sophistischen Gemütern besorgter Republikaner genügen und zur innerpoli­tischen Entspannung beitragen!"

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Die Resolution Nr. 1 wurde gegen 8 Stimmen, der An Diese Erklärung, die damals zweifellos im Einvernehmen mit trag 2 gegen 5 Stimmen und der Antrag 3 gegen 6 Stimmen

dem Chef der Heeresleitung abgegeben würde, gilt ebenso zweifellos nach dem Ausscheiden Dr. Geßlers aus dem Amte und besonders in einer Zeit, wo der Chef der Heeresleitung mit weitgehenden Boll machten ausgestattet ist. Das obige Dementi liegt ganz in der

gleichen Linie. Und wir sind überzeugt, im Sinne des Oberbefehls­habers zu sprechen, wenn wir hinzufügen, daß die Bersion, wonach die Reichswehr   bei einer Neuauflage der Birth- Koalition nicht mitgemacht hätte, eine bösartige Unterstellung mar.

Beratung des Parteiausschusses.

angenommen.

Die

Die Münchener Post" wieder erschienen. Die sozialdemokratische Preffe unter Kahrs Knebel. München  , 27. November.  ( Eigener Drahtbericht.) Münchener Post" ist am Dienstag zum erstenmal wieder erfienen, wobei sie die eine der von der Polizeidirektion ge. stellten Bedingungen, die über die Borzensur, erfüllt hat. Ueber die fünf Stimmen die folgende Entschließung an: Der Parteiausschuß nahm weiterhin mit allen gegen Summe der Kaution von 5000 Goldmark wird noch verhandelt, nach­dem die Organisationen der Verleger und Redakteure durch ein " Die Kommunistische Partei Deutschlands   bereitet auf gemeinsames Schreiben an die bayerische Regierung( nicht Befehl der Moskauer   Zentrale den gewaltsamen Anan das bayerische Generalstaatskommissariat!) den Weg hierzu geebnet griff auf die republikanische beutsche Ber. haben. faffung vor. Die Sozialdemokratische Partei  , die den Die anderen sozialdemokratischen Zeitungen in

Kampf für den Sozialismus auf dem Boden der Ber- Bayern find am Dienstag noch nicht erschienen, da die An­faffung durchführen wird, lehnt daher jede orga ordnung des Generalstaatskommissariats erst im Laufe des Vormittag nisatorische und politische Vereinbarung mit in die Hände der Provinzbehörden gekommen ist. Die Aufhebung der KPD  . ab. Der Parteiausschuß erwartet, daß alle des Verbots war in Nürnberg   bereits am Montag mittag bekannt­Organisationen im Reiche dementsprechend handeln."

Der fozialdemokratische Parteiausschuß trat gestern, geworden. Die Fränkische Tagespost" wurde daraufhin Dienstag, vormittags, zu einer Sizung zusammen, in der nach fofort beim Polizeipräsidium vorstellig, um die gegen sie beabsichtigten Erledigung einiger organisatorischer Fragen Genosse Hermann Auflagen zu erfahren. Unsere Genossen befamen den Bescheid, die Wer stört die Ruhe und Ordnung? Müller ein Referat über die Reichspolitik hielt. In der an­" Tagespost  " dürfe erstens nicht mehr heßzerisch" schreiben, wobei eine schließenden Debatte wurden die Zustände in Bayern  , Dresden  , 27. November.  ( Eigener Drahtbericht.) 3m sächsi⚫ genaue Definition dieses Begriffes abgelehnt wurde, zweitens müsse Sachsen   und Thüringen   und die Verhältnisse im befchen Landtag entwickelte sich am Dienstag bei der Erledi wahrscheinlich auch eine Raution von 5000 oder 10 000 Goldmart febten Gebiet eingehend behandelt. Zur Regierungsfrage gung mehrerer Anfragen über das Verhalten der Reichswehr   verlangt werden, was allerdings eine ungewöhnliche Härte darstelle, wurde ein Beschluß nicht gefaßt, da nach der Haltung der in Sachsen   eine außerordentlich erregte Debatte. Die Mehrheit weshalb das Polizeipräsidium noch einmal mit München   Rücksprache bürgerlichen Parteien die Voraussetzungen für eine Beteili- der Abgeordneten war von der Schilderung totumentarisch belegter nehmen wolle. Daraus geht hervor, daß Herr v. Kahr den Boll­gung der Sozialdemokratie an der Regierung nicht ge- Ausschreitungen der Reichswehr   sichtlich bewegt. Innenminister zugsbehörden nicht nur die Ermächtigung erteilte, die sozialdemo geben sind. Die Debatte ergab, daß die große Mehrheit des Liebmann betonte, die letzte Beit fei gekennzeichnet durch eine fratische Bresse   wieder erscheinen zu lassen, sondern ihnen gleichzeitig Parteiausschusses mit der Haltung der Fraktion gegen das ununterbrochene Kette von Uebergriffen der Reichswehr  . Zahl auch die Garantien vorschrieb, die sie von den Verlagen Kabinett Stresemann einverstanden war. In der Fortseßung reiches Material, das sich auf amtliche Feststellungen gründe und 34 fordern hatten. der Beratungen teilte Genosse Wels mit, welche Schritte der einen grauenhaften Einblickt gebe, lasse den Haß besonders der Parteivorstand unternommen hatte, um Dr. 3eigner zu schwarzen Reichswehr   gegen linksgerichtete Bevölkerungs­veranlassen, die Behauptungen zu beweisen, die er auf dem teile erkennen. Diesem Haß sei in entfeßlich vielen Fällen in Dresden  , 27. November.  ( Eigener Drahtbericht.) Der Land­Berliner Bezirtsparteitag aufgestellt hatte: 3m geradezu unglaublicher Weise Ausbruck gegeben worden. Die tag nahm am Dienstag einstimmig einen volts parteiligen Aero- Klub wurde mir manches über die moralische Kor. Regierung habe versucht, mit allen Mitteln gegen die Ausschreitum Antrag an, der die Einfeßung eines Intersuchungsaus. ruption in Berliner   Parteitreisen mitgeteilt, gen vorzugehen. Sie sei aber, solange der Ausnahmezustand scuffes über die Amtstätigkeit des früheren Justizministers was mich mit Entsegen erfüllte." Der Parteiausschuß andauert, nicht in der Lage, für die Taten der Reichswehr   die Dr. 3eigner und über die Führung der Strafuntersuchung bor­stellte fest, daß Dr. Zeigner auf wiederholte Aufforderungen Verantwortung zu übernehmen. Die sächsische Regierung werte sieht. Justizminister Neu wandte sich während der Beratung des diefe Behauptungen weder aufrechterhalten noch nachdrücklichst in Berlin   vorstellig werden. Antrages in längerer Rede gegen den bolteparteilichen Abgeordneten bewiesen habe. Im Anschluß an die Ausführungen des Innenministers nahm Dr. Raiser und erklärte, daß die Regierung nichts gegen die Weiter beschäftigte sich der Parteiausschuß in längerer Ruftusminister Fleißner das Wart, der unter anderem den Brief Borlegung der Aften, die mit den Berfeblungen Beigners im gu fammenhang stehen, einzuwenden babe. Vielmehr werde die Res Aussprache, die durch ein ausführliches Referat des Genoffen eires alten verdienten Schullehrers verlas. Dieser schildert in der gierung in der Handbabung ber Rechtsfrage wie bisher, ohne Ansehen Weis eingeleitet wurde, mit der in der Partei bestehenden erschütterndsten Weiße seine Berhaftung und feine Erlebnisse der Person und ohne Rücksicht auf volitische Auffassungen, verfahren. organisierten Opposition. Im Anschluß an das während der Haft. Nie hätte ich geglaubt, so schloß der Minister Referat des Genossen Wels wurden folgende Resolutionen feine Ausführungen, daß in einem Kulturlande und in diesem Jahr­vorgelegt: hundert so entsetzliche Willtürafte möglich find.

1. Der Parteiausschuß erklärt das Bestehen und die Förderung geschlossener oppositioneller Organisationen innerhalb der Partei und das Bestehen eines besonderen Organs mit besonderen parteipolitischen Tendenzen für unvereinbar mit der Aufrechterhalt ung der Parteieinheit und fordert

den Parteivorstand auf, dagegen mit allen zweddienlichen Mitteln

einzuschreiten.

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Im Gegensatz zu unserer gestrigen Meldung meldet Tu, nicht sämtliche auswärtige Truppenteile aus Sachsen   zurüd gezogen werden.

Kahr, Knilling und der Oberreichsanwalt. München  , 27. November.  ( Eigener Drahtbericht.) Auf das erste 2. Der Parteiausschuß beschließt, das im Referat des Genossen nach München   gerichtete Berlangen des Oberreichsanwalts Wels enthaltene Material den Bezirten zugänglich zulam Staatsgerichtshof zum Schuße der Republit, die des Hochverrats machen.

3. Das Organisationsstatut der Partei regelt die Zuständigkeit der Parteiorganisationen und ihrer Instanzen sowie der Frattionen der Partei in den Barlamenten.

Mit diesen Bestimmungen des Statuts der Gesamtpartei dürfen tie statutarischen Bestimmungen der Bezirke nicht im Widerspruch Fehen.

Konrad Ferdinand Meyer  .

Von Dr. Heinrich Taschner.

Der neuzeitliche Meister der historischen Novelle, deffen Todes. ag sich heute zum fünfundzwanzigsten Male jährt, war schon ein stattlicher Bierziger, als er mit seinem ersten größeren Werf, der Berserzählung Huttens letzte Tage  ", hervortrat. Die erste Hälfte seines Lebens hatte der im gesicherten Wohlstand lebende Sohn einer Züricher Patrizierfamilie im Mit- und Nachgenuß aller Schönheit zumeist auf Reisen verbracht, die ihn mit Borliebe nach

vom 8. November bezichtigten Personen zu verhaften und nach Leipzig  in Untersuchungshaft einzuliefern, wurde von der zuständigen baye rischen Behörde geantwortet, daß man die Berhaftung nicht durch führe, weil Ka hr durch die feinerzeit von ihm erlaffene Verordnung die Republitschußgefeße für Bayern   außer Kraft gesetzt habe und fo für den Hochperrat vom 8. November nur die bayerischen Bolts­gerichte zuständig feien. Der Oberreichsanwalt hat aber Gefühlsausstrahlungen der brennenden Sehnsucht nach größeren Berhältnissen und gewaltigeren Menschen, als sie die Gegenwart bietet. Und diesem großen Gehalt der Dichtung entspricht die be­berrschte Kraft der Darstellung, die bei aller großzügigen Pathetit stets in den Grenzen der realistischen Erfassung des Lebens bleibt. Dabei arbeitete Ronrad Ferdinand Meyer feineswegs leicht; er rang vielmehr mit seinem Stoff, den er immer und immer wieder überdachte und bearbeitete. Seine Liebe zur Bollendung nennt er das und er gesteht, daß es ihm ein Genuß ist, immer wieder den bellenbeteren Genuß zu suchen".

Der Fall Zeigner.

Eine Kommunistendemonstration in Berlin  . Die in den gestrigen Abendstunden geplante Demonstration der Kommunisten im Lust­Teiliugendliche Demonstranten hielten wohl einige Zeit garten tam nicht zur Auswirkung. Etwa 3000 bis 4000 zum den Blaz vor der Museumstreppe besetzt, wurden aber bald von der Schupo in einzelne Seitenstraßen abgedrängt. Herumfahrende Banzerautomobile sowie Streifen von Polizeibeamten unterdrückten

jebe Ansammlung. Ein aus Neutolin fommender Demonſtra tionszug wurde bereits in der Neuen Roßstraße aufgelöst, wobei größere 3wischenfälle vermieden wurden. Auch in anderen Stadt­teilen, wo sich schwache Trupps von Demonstranten bildeten, fonnte die Schupo ihre Auflösung erwirten. Nach der Demonstration gingen die Teilnehmer in größeren oder fleineren Trupps auseinander. Zu einem schweren Zusammenstoß fam es dabei in der Roßstraße, wo eine größere Anfammlung den Anordnungen der Polizei Widerstand leistete. Drei Beamte wurden verlegt, barunier einer fchmer Der verletzten Demonstranten konnte man nicht habhaft werden. Insgesamt hat die Schutzpolizei nach den bisherigen Meldungen 77 Berfonen festgenommen, unter denen sich die kommu­nistische Bandtagsabgeordnete Rofiolffstein befindet.

Don

In der Zeit der Hungersnot", schreibt er, ogen Taufende nach Turkestan  , wo es noch Getreide gab. Dort herrschte die tropische Malaria, und die rüdfehrenden Flüchtlinge infizierten die bis dahin unschädlichen Mostitoschwärme von Südrußland mit der Strankheit, so daß sich die Malariafeuche über ein Gebiet Nischninowgorod und Moskau   im Norden, Rumänien   im Westen und dem Schwarzen Meer   im Süden ausbreitete. Nach glaub würdigen Statistiken, die aus nichtrussischen Quellen stammen, leiden durchschnittlich zwischen 60 und 70 Broz. an der Krankheit; in manchen Gegenden find sogar 90 Broz. von ihr ergriffen. Bis 1922 war die tropische Malaria in Südrußland unbekannt, denn, obwohl der Ueberträger der Ansteckung, die Anophelesfliege, weit

Diese auf bohrende Gedankenarbeit und wuchtige Schwere des Italien   führten. So gedieh langsam und allmählich der poetie Ausdrucks eingestellte Eigenart spiegelt sich so scharf wie in ten verbreitet war, fonnte sie tein Unheil anrichten, weil sie selbst nicht am Baum tiefschauender Lebens- und Geschichtserkenntnis. Und Erzählungen auch in der tief nachdunkelnden Farbenabtönung der Malarialänder der Welt. Um die furchtbare Wirkung als die Stunde der Ernte gekommen war, da trat Konrat Ferdi. Gedichte wider, die über den historischen Erzählungen nur zu dieser Epidemie auf die Zukunft Rußlands   zu begreifen, muß man nand Meyer als ein Bollendeter, als eine in sich gefestigte Per- oft vergessen werden. Die tnappe Gedrungenheit des Ausdrucks fich vergegenwärtigen, das die Infektion eines Landes mit Malaria sönlichkeit auf den Plan. Sein Erstlingsmert Suttens legte fommt im besonderen Grade seinen Balladen zustatten. Nicht ein dauernder 3ufland ist, der allmählich die Generationen der Iage" zeigt bereits Zug um Zug die scharf markierte Eigen- Schemen einer finnlich- überfinnlichen Welt, wie sie uns die ait Bevölkerung schwächt, während Krieg und Revolution nur vor­Die Wirkungen einer dauernden physiognomie des Künstlers: die start hervortretende Stilisierung englische Ballade vor Augen zaubert, sondern Helden der Tat, des übergehende Schwächen find. Heimfuchung durch die Malaria sind über jede Borstellung furchtbar. mit dem dazugehörigen Bathos, die verstandestiare Gliederung des Glaubens, der Kunst sind es, die feine Balladen zu erneuter Realität Die Lebenskraft nimmt ab unter den blassen, förperlich und geistig Aufbaues mit der epigrammatischen Kürze des Stils, die Vorliebe und Wirkung erwecken. So wurde Meyer   in der Karen Erkenntnis, schlecht entwidelten Kindern, die nach der Geburt öfters angestedt für die Rahmenerzählung" und daneben auch das geistvolle Spiel daß bie Ballade mehr als eine verfifizierte Anekdote sein müsse, wurden, und die Erwachsenen flechen immer mehr dahin bei den mit symbolischer Parallelisierung. Dieses Ueberwiegen des Kunst- daß sie erst die Intensität des dichterischen Miterlebens zum Kunst häufigeren Wiederholungen der Krankheit, die leider nur wenig verstandes und die pruntende Form der Darstellung bestimmten mert formen könne, auch ter. Erneuerer der deutschen   Balladen- oder gar feine Immunität gegen neue Ertranfungen gewährt. Die Malaria   aus Rußland   zu vertreiben, wird außerordentlich schwierig, Gottfried Keller  , den anderen Großen, den Zürich   der Welt- dichtung. Aeußerlich verlief sein Leben in ruhigem Gleichmaß, das nur brut durch großzügige Entwässerungen ist bei der ungeheuren menn nicht unmöglich fein. Die Beseitigung der Moskito* literatur geschenkt hat, die Arbeiten seines Nebenbuhlers als Am 11. Oftober 1825 Größe des Gebietes und der verstreuten Bevölkerung ausge " Brokat" zu bezeichnen. Und Brofat ist das Werk Konrad Ferdi- durch häufige Reisen unterbrochen wurde. nand Meyers auch bis heute geblieben, wenigstens in dem Sinne, als Sohn des auch als Geschichtsschreiber bekannten Schweizer   Re- fchloffen. Auch die Kälte ist durchaus fein Schuß, wie man an­als es nur pon Beuten gewürdigt werden kann, die für fein ab- gierungsrats Ferdinand Meyer   geboren, wurde der Dichter in der nehmen sollte, denn in dem außerordentlich fallen Winter non schattierte Farben und gedämpfte Töne eine wählerische Borliebe französischen Schweiz   erzogen und studierte dann in Zürich   die 1922-23 haben die Moskitos sich in den Häusern der Bauern ein­haben und empfänglich sind für den Reiz und die angedeutete Rechte, ohne aber von der Jurisprudenz gefesselt zu werden. Als genistet und verbreitet. In diesen festverfchloffenen Gebäuden, in Formenschönheit dieser in einen kunstvoll geschmückten Rahmen Autodiktat betrieb er dann Geschichtsstudien, die ihm den Reichtum denen große Hize herrscht, ist die Waffertonne des Hauses, die sich gestellten, figurenreichen und plastisch gearbeiteten Stücke. an historischen Anschauungen und Kenntnissen vermittelten, der meist in der Nähe des Ofens befindet, ein idealer Fortpflanzungs plag für die Mostitos. Die Unbildung der Bevölkerung erschwert Mit den Geschehnissen selbst ber bewegteften, verwickeltsten Ber. feinen Dichtungen das eigentümliche Gepräge gibt. In Kilchberg   jede Aufklärung, von der man eine Bekämpfung der Blage erhoffen gangenheit wie mit denen der selbstdurchlebten Gegenwart aufs bei Zürich  , wo er geboren war, ist er am 28. November 1898 tönnte. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die Malaria sich nach Nord­innigste vertraut, führt uns der Dichter nicht in das Leben hinein, gestorben. rußland und Sibirien   ausbreiten wird und daß die Kälte fein sondern setzt sich und den Lefer in eine objektive Distanz zu diesem Hindernis dafür darstellt. Das Fehlen der Aerzte, die Unmöglich feit, wirffame Quarantänemaßregeln durchzuführen, begünstigen die Leben und stellt sich darüber, um es aus der Höhe zu betrachten. Weiterverbreitung. Infolge der Dezentralisation, die durch die Der Gegenstand dieser Betrachtung ist die Kolossalmelt ber Ge­" In den letzten Monaten von 1922 brachten Hungerflücht. jezige Regierung herbeigeführt ist, fehlt jede Hilfe und einheitliche schichte; es sind insbesondere die Riesengestalten der reich bewegten, Iinge, die von Σurkestan nach dem Bolgatal und vom Maßnahme. Dabei wäre es zu Anfang möglich gewesen, durch die eine historische Wende bezeichnenden Zeitepochen, wie Renaissance Rautafus nach Südrußland und der Ukraine   zurückkehrten, die Errichtung von Quarantänelagern die Ausbreitung zu verhindern und Reformation. Hier bietet sich dem Scharfblick des Dichters tropische Malaria mit. Diese Tatsache, die damals unbemerkt und die Erkrankten solange mit Chinin zu behandeln, bis sie teine die günstigste Gelegenheit, die Brobleme der Zeit im Licht der blieb, wird einen größeren Einfluß auf die Geschichte Rußlands   Ansteckungsgefahr mehr geboten hätten. realistischen Erfassung des Lebens zu enträtseln. Ihn reizte wie führen, dem im Altertum bas babylonische Reich und Griechenland   Lande, von kräftigen Bauern und Kosaken bewonht, verwandelt den ihm feelenverwandten Schiller vor allem die bee" zur poeti führen ,, der im Altertum das babylonische Reich und Griechenland   förperlich zurückgehen müssen, wie bies in Aegypten  , in Babylon  sich Südrußland   in ein gefährliches Malarialand, dessen Bewohner schen Behandlung. Nicht um unmittelbare Erlebnisschilderungen erlagen. ober Bekenntnisse persönlicher Lebensschicksale handelt es sich in Unterstützungsmission im südöstlichen Rußland  , Melville D. Maden. Mit diesen Worten beginnt der ärztliche Leiter der englischen   und im flassischen Griechenland   der Fall war." seinen Meisternovellen Jürg Jenatsch  "," Die Berjudung zie, einen aufsehenerregenden Auffah, den er in der" Limes  " ver dés Pescara"," Der heilige", Angela Borgia". Es öffentlicht. Er lenkt damit die Aufmerksamkeit auf eine neue furcht find vielmehr Gedankenerlebnisse, symbolistische Geständnisse und bare Geißel, die das bereits so fchwer heimgesuchte Rußland bedroht.

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Rußland im Banne der Malaria.

Aus einem gesunden

In der Galerie S. Cafper, Surfürstendamm 233, wird die Winter ausstellung am 29. November eröffnet. Sie zeigt Graphiten von Lovis Corinth   und Gemälde von George Mosson