Der Verdiener war der Dezogen«. Sein Konto wird mit 4 0 P r o z. des errechneten Goldmark-Wechsel,» betrag es belaftet Die Listen gehen an die einzelnen Finanzämter, die für den Wohnsitz der Bezogenen zuständig sind, zur Einziehung der Beträge. Der Ertrag der Steuer muh, namentlich auch im Hinblick auf die geringen Erhebungskosten, ganz gewaltig sein." Wir wiederholen, daß die vorstehenden Ausführungen der Titelseite der Nummer 46/47 der Deutschen Arbeitgeber- zeitung(„Zentralblatt der deutschen Arbeitgeber"!) vom 23. November 1923 entstammen. Wenn sie dort veräsfent- licht sind, dann mag man si« unbesehen durch Diktat oder Geeckt ausführen. Wir fürchten, daß trotz der guten Quelle des Vorschlages im Reichsfinanzministerium ganz andere Steuer„verbcsserungen" beraten werden.
Reichsbank und Rentenbank. Sitzung des Zentralausschusses der Reichsbank. In der heutigen Zentralausschußsitzung der Reichsbank hielt Vizepräsident v. Elasenapp«inen Vortrag, in dem er die Gegen- wartsfragen der Reichsbankpolitik behandelt«. Die Reichsbank ist nämlich an einem entscheideirden Wendepunkt ange- langt insofern, als sie seit dem IS. November keine Schatzanweisun- gen des. Reiches mehr diskontieren darf. Die Reichsbanknote blebit das gesetzliche Zahlungsmittel. Zur Frage ihrer Bewertung führte Herr v. Elasenapp aus, daß eine weitere Inflation in- folge von Reichskrsditen nicht mehr erfolgen kann. Die Reichsbant ziieht durch die Ausgabe von Rentenmark fortgesetzt Papiermarknoten aus dem Verkehr. Der Betrag von 309 Millionen Renienmark, der zur Abdeckung der schwebenden Reichsschuld von der Rentenbank zur Verfügung gestallt wird, übersteigt die schwebend« Schuld wesentlich, die nur 131 Trillionen Papiermark beträgt. Die 300 Millionen R-ntenmo.rk würden also ausreichen, um außer dem Notenumlauf auch«inen Teil der Giroocrpflichtungen des Reiches zu decken. Eine gänzliche Einziehung der Papiermark kommt nicht in Frage, um den Verkehr von Zahlungsmitteln nicht zu entbloßen! der Notenumlauf wird jedoch«ingeengt, dadurch muß sich die Papiermark in ihrem inneren Werte heben. Der Ankauf von Papiermark gegen Rentenmark erfolgte an- fangs nur langsam; inzwischen ist jedoch ein. Betrag von 100 Mil. lionen Renten mark für bie Einziehung der Papiermark an die Reichsbank gelangt. Ihr Verkauf ist bei allen Reichsbankanstalten in die Wege geleitet. Die Zurückziehung der Papiermark wird durch Aufruf alter Reichsbanknoten demnächst verstärkt werden. Um unerwünschte Einwirkungen der Ausgabe von Notgeld auf die Währungspolitik zu verhindern, wird seit dem 22. November an keiner Kasse der Reichsbank im unbesetzten Gebiet mehr Notgeld angenommen. Für das besetzte Gebiet wird ein späterer Bermin festgesetzt. Nachdem die Kreditgewährung an das Reich aufgehört hat. kommen für die Reichsbank nur noch produktive Kredite in Betracht. Diese werden in Zukunft ihre ausschließliche Aufgabe sein. Die Kreditgewährung der Reichsbant vollzieht sich in immer steigendem Maße auf wertbeständiger Basis. Dies« Papier- morkkredite, die während einer unentbehrlichen Uebergangszeit. ge- geben wurden, sollen demnächst ganz zum Verschwinden ge. bracht werden. Durch die Innehaltun dieses Programms, hofft die Reichsbank, die Papiermark zu festigen. Die Reichs bank hat einen' Dollargiroverkehr eingerichtet, und sich die Befugnis ert-llen lassen, kürzfr',.ige, auf Gold lautende unverzinsliche Sch u l d v«(- s ch r e i b u n g e n auf den Inhaber auszugeben, um mit ihrer Hilf« nötigenfalls in den Geldmarkt regulierend einzugreifen. Sie ist weiterhin zur Emission auf Goldmark lautender Bank- noten ermächtigt, um auf dies« Weise der deutschen Banknote wieder eine internationale Geltung zu verschaffen. Durch ihren Goldvorrat wird die Reichsbank dabei auf das wirksamste unterstützt werden.
Golömiete und Mietsteuer. Der Deutsche Mieterbund(Sitz Berlin ) hat an den Reichspräsidenten folgende Entschließung gesandt: „Der am 27. November versammelte Vorstand de» Deutschen Mieterbundes erhebt schärfsten Protest gegen die Absicht der Reichsregierung, im Verordnungswege unter Heranziehung des
Substanzverminderung. Von Emil Rath. Di« Industrie, die Landwirtschaft und der Großhandel dürfen das allerdings etwas anfechtbare Verdienst in Anspruch nehmen, neben oalutawertigen Erzeugnissen auch das Schlagwort von der „Substanzverminderung" auf den Markt geworfen zu haben, das wie ein ins Wasser geworfener Stein immer weitere Kreise um sich zog und endlich beim Kleinhandel zum Stillstand kam. Zugegeben: die Substanz der Industrie verminderte sich, weil nicht genügend Devisen zum Ankauf von Rohstoffen zur Verfügung standen. Die Substanz der Landwirtschaft vermindere sich bei der„Arbeit auf lange Sicht". Für den Großhandel galt das gleiche wie bei der In- dustrie. Aber diese Verminderung der Substanz schritt bei weitem nicht in dem Maße fort wie das Sinken des Arbeitslohnes und der Gehälter. Nachdem der Kleinhandel ebenfalls nach Goldmark oerkaufen darf, blieb« der„republikanischen" Regierung nur noch ein konse- guenter Schritt zu tun: gesetzliche Regelung der Arbeitslöhne und Angestelltengehälter, gemessen an den Goldpreisen. Si« hat diesen Schritt zu tun bisher verabsäumt oder— nicht zu tun gewagt. Indes eine geduldige Arbeiter- und Angestelltenschaft immer noch auf das Wunder dieser Tat wartet, geht si« unaufhaltsam, aber mit unerbittlicher Sicherheit an ihrer eigenen Substanzverminderung zugrunde. Gewiß: die Welt ist durchweg teurer geworden. So um etwa 50 bis 60 Proz. Und es wäre daher wirklich eine bescheidene Tat, durch Gesetz dem Teile des deutschen Volkes, der bisher die größten Opfer, moralisch, finanziell, an Arbeit, bracht«, die Mög- lichkeit zu geben, den kärglichen Rest der„Substanz", der ihm nach diesen Kriegs- und dm noch schlimmeren Friedensjahrm blieb, zu wahren: Die Industrie, die Landwirtschaft, der Groß- und Kleinhandel haben ihr Anlagekapital, ihr« Maschinen und sind bestrebt, dieses Kapital zu vermehren oder, wo dies nicht möglich, doch im altm Umfange zu erhalten. Der Arbeitende hat auch sein Anlagekapital: Körper, Geist, Kleidung, Heim, die Werte, die allein die Voraus. setzungcn guter Arbeit sind. Es sei hier nicht etwa an Leibesumfang gedacht, aber an das leibliche und geistige Wohlbefinden der Ar- beitenden. Möchten die Regierenden doch einmal hineinschauen in die abertausend Gesichter, die im Morgendämmern zur Arbeitsstätt« ziehen: verkörperte Substanzverminderung. In der Mehrzahl hagere, von Faltm zerrissene Gesichter, leicht und stark gekrümmte Schultern und Rücken, nicht der„elastische" Gang, wie er in Romanen und bei hochgestellten Persönlichkeiten als Symbol körperlicher Frische zu finden ist, aber schleppend, schlürfend. Und die in ihrer„Substanz" verminderte Kleidung: Flicken an Flicken, zerlöchert« Schuhe, zer- franste Beinkleider, verwitterte Hüte, echt schäbige Eleganz des einsti- gen„Mittel"standes, nur selten dos Aufleuchten weißer, gestärkter Leinciawäsche.' �■' Und wie würden sich satte Augen erschreckt weiten, dürsten sie einen Blick in die Frühstückstasche oder aus den' Mittag«» und Abend-
Artikel« 48 der Reichsverfasiung die Mieten in kurzer Frist auf den Vorkriegsstand aufzuwerten, eine un- geheure Mietsteuer einzuführen und das Reichsmietengesetz, das den Mieter vor Uebervorteilung schützt, aufzuheben. Insbesondere er- hebt der Vorstand entschiedensten Einspruch dagegen, daß das Defizi«. des Reiches, der Länder und der Gemeinden auf dem unsozialsten Woge, dem der Mietsteuer, gedeckt werden soll, obwohl die Not der breiten Massen der Bevölkerung, die zur Miete wohnen, schon jetzt emm unerträglichen Grad erreicht hat und ständig weiter wächst. Der Vorstand fordert von der Reichsregierung, daß st« bei der Neuregelung des Wohnungswesens die in der kürzlich von ihm ein- gereichten Denkschrift aufgestellten Gesichtspunkte beachtet und zur Durchführung der erforderlichen Maßnahmen den v c r f a s- sungsmäßigen Weg über den Reichstag beschreitet. Eine Durchführung der geplanten unerträglichen Belastung im Derord- nungswege würde die öffentliche Sicherheit und Ordnung, die gerade durch Artikel 48 der Reichsverfasiung gesichert werden sollen, er- heblich gefährden." Sonöerbündlec-Kuddelmuddel. Putschiftcnvutsch gegen die Putschisten. Köln . 20. November. (BIB.) Bte die„Sälnische Volks- zcituvg" von gut unlerrichtetec Seite ecfähri. ist die Regierung Matlhes gestürzt worden. Au ihre Stelle hat sich ein D ik- l a k o r namens heclor Erz gesetzt. ZNallhes soll nach Düfiel- darf geflüchtet fein. Die Nachricht der„Kölnischen Volkszeitung" ergänzt die von uns bereits wiedergcgebene Metdung, nach der dr« Regierung der „Rheinischen Republik" dem Oberkommisiar Tirard selbst ihre Auflösung bekanntgegeben hat. Das Dekret dürfte von dem Oberpräfi- denten Matthe? selbst stammen. Wie sich jetzt aber herausstellt, hat sich die„Regierung" Matthe? keineswegs aufgelöst, sie ist vor dem unbekannten Hector Erz davongejagt worden. Die rheinischen Putschisten beputschen sich also gegenseitig und zeigen eine verzweifelt« Aehnlichteit mit den völkischen Putschisten im Reiche, bei denen sich gleichfalls die einzelnen Führer— siehe Hitler , Kohr, Ludendorff und Ehrhardt— gegenseitig zu oerdrängen suchten. Ueber die Vorgeschichte dieses„Staatsstreiches" wird der Pariser Presse aus Düsseldorf gemeldet: Die separatistische Partei, aus der sich die provisorische Regierung in Koblenz g« bildet hat, macht augenblicklich eine schwere innere Krise durch, die nicht ohne Gefahr für die Zukunft dieser Partei ist. Zwischen Dorten und Matthes bestanden schwere Meinungsverschiedenheiten. Trotz aller Versöhnungs- versuche und offiziellen Erklärungen einer Einheitsfront habe von Anfang an eine gewisse Meinungsverschiedenheit zwischen Dorten und Matthes geherrscht. Die Mißstimmung wurde in den letzten Wochen immer größer und im Innern der sogenannten p r o v i- sorischen Regierung trat eine Spannung zwischen den Ministern ein, wobei jede Fraktion auf ihre Rechnung andere Be- stimmungen traf. Dorten wollte niemals nach Koblenz kommen, um gemeinsam« Sache mit Matthes zu machen, und er- kannte auch den Erlaß der Regierung vom S. November nicht, an, der Matlhes die Vollzugsmacht für das ganz« Rheinland außer der Pfalz gab. Di« Anhänger Dortens traten am 14. November zusammen und beschlossen, daß Matthes zukünftig in Bonn seinen Sitz haben sollte und mit der Eretutivgewalt für den Nor- den des Rheinlandes beauftragt werden würde. Dorten sollte sich in Bad Ems niederlassen und die Exekutive für den S ü d en des Rheinlandes ausüben. Koblenz bleibt unter dem direkten Befehl der sogeimnten republikanischen Regierung, die dort ihren Sitz hatte. Matthes beirachtLte sich ftdvch als Chef der Re- gierung und weigerte sich, Koblenz zu verlassen trötz der Miß- stimmung der Anhänger Dortens, die ihn beschuldigten, er wolle sich als Diktator aufspielen. Gestern wurde Matthes«in Ultimatum übermittelt, das ihn auffordert, seinen Posten in Bonn binnen 24 Stunden anzu- treten. Matthes antwortete, indem er die Regierung auf- löste und dies« Entscheidung dem Oberkommisiar Frankreichs in der Rheinlandkommission Tirard in einem Brief mitteilte. Er er- klärte, daß er seinen Entschluß gefaßt habe, weil die Regierung zum großen Teil aus unzuverlässigen und unanständigen Leuten zusammengesetzt sei. Matlhes, der sich im Augenblick in Düsseldorf aufhält, erklärt, daß es sich tatsächlich um ein« Art militärisch«» Staats st r«i ch handelt, der von den„Obersten Räten
tisch des Arbeitenden werfen! Das Märchen von den hohen Löhnen würde an dieser Dürftigkeit wohlverdient zerschellen: Wenn nicht gerade trockenes Brot, so doch Margarineschnitten, von Wurst kaum zu reden. Beneidenswert der, der auf dem Arbeits- oder Nachhaus«- weg noch Obst ersteh«» kann! Und wie steht es mit der„warmen" Mahlzeit? Wo ist das berühmt«„Huhn im Topf"? Wohin das Aug« Kier schaut: Substanzverminderung! Kleidung kann nicht neu beschafft werden, Heizung wird zum Luxus, das elek- irische Licht hat seinen so hoffnungsvoll begonnenen Siegeslauf zwar fortgesetzt, aber ausschließlich in den herrschaftlichen Häusern. Sogar das Gaslicht ist unerschwinglich geworden und hat kümmerlich bren- nenden Petroleumlämpchen Platz gemacht. Gute Ehen werden zerrüttet in steter Sorg« um die muhselig« Erhaltung der Substanz. Jeder Familienzuwachs bedeutet«in« Verminderung der Substanz bei gleichbleibendem Arbeitseinkommen. Und so bleibt nur das ein«: Loch um Loch den Riemen um die oermindert« Substanz enger schnüren, wenn nicht doch«in Kabinett einmal einen Lichtgedanken hätte: für die Substanzerhaltung der- jenigen einzutreten, die ja doch die gehaltvollste Substanz der deut- schen Republik selbst sind. Bis zu diesem Zeitpunkt aber hilft Herr von Geeckt den Dar- benden und Ringenden vielleicht durch ein« energische Verordnung gegen das Hungern aus oder ordnet Selbsterhaltung der Substanz durch Jungfernzeugung an.... Das tndt öer Märkischen Wanderbühne! Das über IS Jahre bestehend« Märkische Wandertheater steht vor dem Zusammenbruch, da es die Goldtarife der Eisenbahn für die Beförderung des Ausstottungsgepäcks nicht mehr tragen kann. Da die Wanderbühne in Sälen spielt, die durchschnittlich nur 300 Personen fassen, können die vielen Billionen, die täglich für die Beförderung des Gepäcks nötig sind, von den wenigen Besuchern nicht aufgebracht werden. Obwohl das Reichsministerium des Innern und das Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung an- erkennt, daß die Aufrechterhaltung der Märtischen Wanderbühne, gerade in der heutigen, schweren Zeit, dringend im Interesse des Staates liegt, hat das. Reichsverkehrsministerium wiederum mit „größtem Bedauern" abgelehnt, das Ausftattimgsgepäck als Reise- pasiagiergut unentgeltlich zu befördern. Der Betrieb der Märkischen Wanderbühne mußte deshalb eingestellt werden. Somit ist den kleinen Städten der Provinz Brandenburg . Pommern und großen Teilen von Schlesien , Sachsen und Hannover die einzig«, tünstlerisch geleitete Wanderbühne genommen. Das Ministerium des Innern und das Kultusministerium sind zur Stund« noch weiterhin bemüht, de» Widerstand des Verkehrsministeriums zu überwinden. Di« breite Bevölkerung wird es nicht verstehen und fassen können, daß wegen einiger Reisekörbe ein Institut, wie die Märkisch« Wander- bühne, eingehen muß in einer Zeit, wo es mehr denn je seinen Zielen hätte nachgehen müssen. Die Kleinstädte haben weiter kein« Einrichtung, die ihnen hin und wieder einige Stunden der Freude und der Erbauung zu bringen imstande ist.
der Reichsarmee" organisiert fei. deren Auflösung er tm 27. November verfügt Hobe. Tatsächlich, so wird weiter berichtet, haben zahlreiche Banden aus verdächtigen Elementen, die behaupteten, sie seien separatistische Truppen, in der letzten Zeit in den rheinischen Ortschaften die Be- völkerung gebrandschatzt und geplündert. Um derartiga Ausschreitungen zu vermeiden, und den richtigen Rhrinlandiruppen, deren Rolle streng begrenzt ist, keinen üblen Ruf zu geben, hatte Matthes beschlossen, die Truppen zu entlassen und l ö st e infolgedessen auch den General st ab auf, der sedoch das vorzeitig« Ende seiner Karriere nicht annehmen wollte. Wäbrend der„gestri- gen Kabinettssitzung" beschloß der„Oberste Rat der Rheinarmee" seinerseits, die Regierung abzusetzen und ein« in i l i t ä r i s ch« Diktatur«inzuführen. Da Metthes die Minister vorher aufge- fordert hatte, sich für oder gegen die Diktatur auszusprechen, diese jedoch eine Entscheidung nicht treffen wollten, reiste Matthes nach Düsseldorf ab, nachdem er erklärte, er löse die Regie- rung auf. Es scheint, so endet die Meldung, daß die Minister in Koblenz annehmen, weiterhin ihre Tätigkeit ausüben zu können. Di« Ber- Handlungen, die gestern zwischen den„Ministern und rheinischen Militärs" stattgefunden haben, lassen es als wahrscheinlich erschet» nen, daß dl« Regierung trotz des Rücktritts Matthes, dessen Auflösungsdekret man als ungültig betrackztet, weiter regieren wird. Soweit der Bericht. So wie die Deutschvölkischen im Reiche werfen sich also auch die rheinischen Sonderbündler gegen- fertig llnziiverliissgke.it und Unanständigkeit vor. Die Anklagen, die Matthes erhebt, wirken um so grotesker, als er selbst von der deutschen Kriminalpolizei wegen gemeiner Verbrechen verfolgt wurde und deshalb in die schützenden Arm« der franzö- fischen Besotzungsbehörden verduftete. Man darf gespannt sein, wie sich der Sonderbündler-Kuddelmuddel weiter entwickeln wird, und was di« Interalliierte Rheinlandkommission, die bekanntlich für die Aufrechterholiung der Ruhe und Ordnung im Rheinland verantwortlich ist, mit den Banden machen wird, di« selbst zugestehen, daß sie sich aus Verbrechern und Räubern zu. fammensetzen. Dollar unvf�ände t. Zahlungsschwierigkeiten tieinerer Bankfirmen. Der P l e i t e g e i e r scheint diesmal in Börsen- und Speku- lantenkreisen«ine reiche Ernte halten zu wollen. Der Kreis der in Zahlungsschwierigkeiten geratenen kleinen Fir. wen wächst noch immer. Der Börsenvorstand wird sich m seiner morgigen Sitzung vor Beginn der offiziellen Börse mit diesen Din- gen befassen und feststellen, welche Firmen nicht mehr als auftrags- fähig angesehen werden können. Selbstverständlich herrscht im Hinblick auf diese heikle Situation allgemein Gcschäftsunlust und vorsichtig« Zurückhaltung. Selbst die Tatsache, daß am Geldmarkt nach Erledigung der Ultimoregulierung eine fühlbare Verflüssigung eingetreten ist, die in Sätzen für tägliches Geld von 3 Proz. und darunter zum Ausdruck kommt, vermag die Spekulation nicht zu ermuntern, auf Grund der gestern stark zurückgegangenen Kurse wieder einzusteigen. Immerhin kann man sagen, daß die gestern erreichten amtlichen Notierungen heute vorwiegend als Geldkurse genannt wurden, daß also die erwartet« wsikere A b» s ch w ä ch u n g bisher noch nicht eingetreten ist. Die innerpolitifchen Zustände, insbesondere die ernsthaft erwogene Möglichkeit einer Auslösung des Reichstages sind auch nicht gerade danach angetan, die Unternehmungslust.der Börse zu steigern. Im De v i s c nv« xkehr ist keine Veränderung eingetreten. Bei einer Zuteilung von 1 Proz. wurden wieder die gestrigen Kurse notiert. Heute fand ein offizieller Verkehr auch in fest- verzinslichen Werten siait, doch waren die Umstktze nur in wert» beständigen Anleihen, insbesondere Goldanleih« und Roggenventen- bliesen etwas lebhafter. Die meisten Papiere des Rentenmarktes konnten auch heut« wieder nicht notiert werden. Die ftanzöfische Liga für Menschenrechte hott« die Regierung um die Erlaubnis ersucht, einen öffentlichen Umzug zu veranstalten, der sich nachher nach dem Haus« begeben sollt«, wo Ja u res am 31. Juli 1914 ermordert wurde. Die Regierung hat die Erlaubnis für die Veranstaltung dieses Umzuges verweigert, worauf die Liga beschlossen hat. diesen aus den 31. Juli 1924 zu verschieben, da man bis oahin hoffe, daß die gegenwärtige Regierung gestürzt und die wahre Republik wiederhergestellt sein werde.
Hauptmanns„Friedensfesi" wurde im Reuen Theater am Z o o in ein«r einmaligen Aufführung geboten. Die„Schaubühne ", die unter Bruno Borchardts Leitung einen Haupimann-Zyklus beab» sichtigt. führte sich mit diesem Jugendwerke Hauptmanns gut ein- Das Schwerlastende, die Familienzerrüttung und das Problem der pathologischen Vererbung, aber auch die mutig,optimistische Lebens» auffassung. die in der Braut des einen Sohnes— Wilhelms— siegreich sich durchsetzt, kam unt«r der Regie Heinz Goldbergs stark heraus. Der Gesamtcharakter war in der Darstellung richtig ge» troffen, besonders di« naturalistische Milieumalerei und die Sprach» behandlung, di« vielfach ins Unartikuliert« greift. Friedrich Lobe gab dem Dr. Scholz di« trankhaften Züge und den Reiz des Sonder- lings. Außerordentlich lebensfrisch war Adele Hartwigs Braut. Willstem, der neurasthenische Sohn, der den Idealismus, aber auch die Willensschwäche des Vaters in neuer Formung aufreist, könnte den Vorwand für eine höchst interessant« pathologische Studie ab- geben. Wilhelm Voelker suchte dieser zwischen allen Extremes hin und her gerissenen Gestalt nach Kräften gerecht zu werden,-r. Neues au» Dostojewskis Nachlaß. Eine systematische Dost». jewsti-Forschung hat in Rußland erst in den Knegsjahren ein» gesetzt und auch der Nachlaß der Witwe wird erst jetzt der Wissen- schaft erschlossen. Bedeutsame Fund«, die neues Licht aus dos Schaffen des großen Dichters werfen, werden in einem bei R. Pieper in München erscheinenden Band„Petersburger Träume" zum erstenmal in deutscher Sprache veröffentlicht. Dem Nachlaß entstammen verschieden« großartig« Zusätze zu den„Dämonen" und der„Jüngling", sowi« Aufzeichnungen zu dem leider nie geschriebe. nen Roman„Leben eines großen Sünders". Ein außerordentlich interessantes Bruchstück aus dem„Totenhause" wurde in den Akten der Petersburger Zensur gefunden. Dazu kommen wichtige Briefe des Dichters und zahlreiche verschollen« Aussätze, darunter Notizen über Schiller, E. T. A Hofstnann, Poe u. a.
Der VI. Zvgrvderzllhlerabkvb de» Derb and« den Ische? Erzähler findet am 1. Dezember, abend« 8 Uhr, in der Aula de» Falk-Realghmnafiumt, Berlin IV 3S. Lnhowstraße 84c. statt. H a n« v. Hülsen und Hans Bdi lipp Weih werden au« eigenen Werken vortragen. Eintrittskarten im Wert« von zwei Strahenbabnkarten für Erwachiene lKinder die Hälfte) sind erhältlich beim Hauswart der Anstalt und an der Abendkasse. Der rulsilche Schriftsteller Avertlchenk» wurde au« Rumänien au«. gewiesen. Als Grund werden rumänenseindliche Artikel Averlschenkos au« der Zeit vor dem Elniritt Rumänien» in den Weltkrieg angegeben.— Dieser Avertschenko hat entzückende Grotesken über da» zaristische Rusiland ge- schrieben und wahrscheinlich entdeckt, daß e» in Rumänien unverändert weiter lebt. Dl« prähistorisch« Krim . Der Vertreter de» russischen Museum« in PeterS» bürg. Doulich-Osmolowski. der die bistorischen AuSgrabnnqen in der Krim leitet, eutdeckte Lö km östlich von Zimleropol in einer Höhle reiche Kultur- rest« an» prähistorischer Zeit, und zwar Feuersteinmesser. Bieil'pitzen, Schaber und Herdüderreste, Ueberrest« de« Höhlenbären, de» Höhlenlöwen u. a., außerdem Ueberreste au» skythisch-griechischer und au» tatarischer Zeit i» den ober« Erdschichten.