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Wie steht es nun mit der Arbeiterpartei? Die Vermutung liegt nahe, daß der plötzliche, überstürzte Beschlutz der Regierung, das Parlament aufzulösen und Wahlen binnen drei Wochen stattfinden zu lassen, der Absicht entsprang, die stnanziell geschwächte Arbeiterpartei zu überrumpeln und somit ihren gefährlichen Vormarsch auf längere Zeit zu heni- wen. Allgemeine Wahlen erfordern besonders in England ungeheure Geldsummen. Die Kassen der Gcwerk- schasten sind durch die Arbeitslosenunterstützungen arg mitge- ncmmen, eine eigentliche Arbeiterpresse gibt es nicht, mit Aus- nähme des Londoner  Daily Herald", über deren weitere finanzielle Unterstützung durch die Arbeiterpartei alle sechs Monate viel gestritten wird, weil viele Organisationen er- klären, das ständige Defizit dieses Organs nicht länger tragen zu können. Erst vor kurzem hatte die Arbeiterpartei eine starke, übrigens gut belohnte finanzielle Anstrengung bei den Gemeindewahlen unternommen, so daß die Konservativen wähl hoffen durften, daß die Sozialisten die materielle Belastung eines überraschenden Wahlkampfes nicht würden ertragen können. Indessen hat die Arbeiterpartei eine Lebensfähigkit auch nach dieser Richtung bewiesen, die ihre eigenen Anhänger nicht vermutet hatten. Die finanzielle Stärke einer Partei kommt in England in der Zahl der a u f g e st e l l t e n K a n d i- d a te n zum Ausdruck. Es hatte bereits im letzten Jahrs über- rascht, daß die Arbeiterpartei die Mittel aufbringen konnte, um etwa 409 Mandate zu oerfechten. Diesmal ist es ihr sogar gelungen, trotz der oben geschilderten Schwierigkeiten diese Zahl zu überbieten, und am 26. November, dem Tage, wo die letzten Kandidaten aufgestellt werden sollten, hatte die Arbeiterpartei 434 Namen angemeldet, nur 20 weniger als die viel wohlhabenderen vereinigten Liberalen und etwa 100 weniger als die Konservativen. Ein weiteres wichtiges Merkmal dieser Wahlen ist die große Rolle, die im Gegensatz zu den früheren Volksbefra- gungen die auswärtige Politik, insbesondere die Repa- rationsfrage in den jetzigen Kämpfen spielt. Man hat im eng- lischen Volke endlich den Zusammenhang zwischen der eigenen Arbeitslosigkeit und dem Ver- sailler Gewalt frieden zu erkennen begonnen. Noch im vorigen Jahre wurde dieser Zusammenhang allein von der Arbeiterpartei hervorgehoben, von den meisten Konservativen hingegen bestritten. Heute, nach j>en Erfahrungen der fran- zösischen Ruhrpolitik können sich auch die meisten Konservativen dieser Erkenntnis nicht länger verschließen. Allerdings ist der nationalistische Flügel der Konservativen, der im Kabinett durch Männer wie Lord Derby, IohnsonHicks und Sir Ronald M a c N e i l l vertreten ist, dennoch entschlossen, mit Frankreich  durch dick und dünn zu gehen, im Gegensatz zu Baldwin und Curzon, die den endgültigen Bruch mit Frankreich  ernstlich erwägen. Also auch in dieser Kardinalftoge sind die Konservativen innerlich gespalten. Ueber die Aussichten der einzelnen Parteien irgend- weiche Prophezeiungen zu machen, ist in England ganz be- sonders schwer, weil das dortige Wahlsystem Tür und Tor jedem Zufall öffnet. Die bürgerlichen Blätter Englands sagen im allgemeinen einen nicht unerheblichen Zuwachs der Liberalen auf Kosten sowohl der Konservativen wie auch der Arbeiterpartei voraus. Die Arbeiterpartei dagegen äußert sich sehr zuversichtlich, obwohl sie neuerdings behauptet, daß der Kampf zwischen Freihandel und Schutzzoll in Wirklichkeit nur ein S ch c i n k a m p f sei, und daß es beiden bürgerlichen Parteien vor allem darauf ankomme, einen sozialistischen Sieg zu verhindern. Der.Daily Herald" wußte am Montag von eineme r st a u n l i ch e n Komplott" zu berichten, wo- nach unter den Fittichen des Lord Rothermere  , des Heraus- gebers desDaily Mail" und der anderen ehemaligen Rorth- cliffe-Blätter, ein Teil der Konservativen sich bereits mit Lloyd George   dahin verständigt hätte, daß Baldwin nach den Wah- len beseitigt und durch eine liberal-konservative Koalition unter Lloyd Georges Führung mit geschlossener Front gegen die Arbeiterpartei ersetzt werden sollte. Tatsäch- lich Hot Lord Rothermere am Sonntag imSunday Pictorial" einen sensationellen Artikel veröffentlicht, in dem er ausführt,
Das Märchen von öer Valuta. Bon Wilhelm Lichtenberg. Es gibt überhaupt keine schlechte Valuta! Die schlechte Valuta ist die böse Hexe«nis dem Märchen, mit dem man die bösen Kinder ängstigt und schreckt. Denn: Kriegst!m für dein« schlechte Valuta was zu kaufen: Oder: Rechnen dein« Lieferanten in einer schlechten Valuta? Nein! Nur dein Gehalt, deine Rente, den Zeilenhonorar bekommst du in einer schlechten Valuta ausgezahlt. Aber auch dos ist wieder Unsinn. Denn, da du für dein Gehalt, deine Rente, dein Zeilenhonorar doch nichts'zu kaufen kriegst, so ist die schlechte Valuta überhaupt keine Valuta. Und du kriegst in Wahrheit nichts in einer schlechten Valuta, sondern nur lächerlich wenig allerdings in guter Valuta ausgezahlt. Du«mißt nur umzurechnen verstehen.« Und umrechnen merke wohl, das ist der Sinn des Lebens! Du kaufit ein Pfund Zucker. Erschrickst. Was schon so teuer? Und erfährst den letzten Kurs der Tschechenkrone. Na ja Tropf! Meinst du, dein Kaufmann hätte in Tschechien   einen Ausnahmekurs? NeinI UNd hatte er ihn gestern, was brauchte dich heute kümmern? Deine Hofs beginnt einem Einmeckthaler zu gleichen und dein Chef hat schon deutliche Anspielungen gemacht, daß er einen zer- lumpten Angestellten' nicht gerne in seinem Bureau sieht. Dein Schneider nennt impertinent den Preis eines neuen Anzugs. Du willst ihm an die Gurgel springen! Er aber schleudert dir den heutigen Stand der englischen Pfundnot« ins Angesicht und du resignierst. Daß man Tuche nötiger zu hoben meint als deine Arbeit, gibt dir noch nicht das Reckst, die Valuta eine schlechte zu schimpsen. Ob du dir aus dein Brot einen Ausstrich gönnst oder ob du dir mal«inen Küse leistest, ob deine Sohle defekt ist oder ob du endlich einmal baden mußt, ob du ein Kind bekommst oder jemand zu Grab« trägst, dein Hemd waschen oder dein Rasiermesser schleifen läßt, immer, immer wieder zahlst du doch nicht in schlechter, nein In guter, In edelster Valuta! Und doch gibt es ein dummes Schlagwort von einer schlechten Valuta. Und wir seufzen alle und sehen uns bekümmert an, wenn wir die neuesteii Preise hören: Ach Gott ja unser« Valuta! Siehst du dos ist Unsinn! Im Vertrauen gesagt aber du muht dich nicht betleidigt fühlen eineschlechte Valuta" gibt es gar nicht! Es gibt nur Arbeit, die gut. bezahlt wird, und solche, die heutzutage wenig wert ist. Und dos Schlagwort von der schlechten Valuta ist nur eine Ausrede uns gegenüber, für deren Arbeit man keiti rechtes Interesse mehr hat. Gar so lächerlich wenig will man uns doch auch nicht auszahlen(das ist noch eine Scher: von stüher her), also gibt man uns vie.e, viele Scheine in die Hand und steckt
er sei zwar im Prinzip Anhänger des Schutzzolls, aber er' trete dafür ein, daß man dem Freihandelnoch ein oder zwei Jahre seine Chance gebe". Auch ist es richtig, daß ein Teil der sonst konservativ gesinnten Blätter, namentlich der ehemalige Rorthclisfe-Konzern. auf Baldwin nicht gut zu sprechen ist. DerDaily Herald" wußte seine Enthüllungen mit allerhand Einzelheiten über geheime Besprechungen zwi- schen Lloyd George   und Chamberlain zu spicken und ihnen damit zumindest den Sckjein der Wahrscheinlichkeit zu verleihen. Trotzdem dürften die Schlußfolgerungen, die dos Arbeiter- blatt aus diesen Indizien zieht, wonach der Kampf zwischen Konservativen und Liberalen nur eine Komödie sei, viel zu weit gehen. Es ist durchaus möglich, daß der schlaue Walliser Fuchs Besprechungen mit seinen früheren konservativen Koa- litionsfrKunden über kommende Eventualitäten und Kombi- Nationen gepflogen hat. Daß aber die Liberalen eher noch für eine Koalitionsregierung mtt der Arbeiterpartei zu haben wären als für ein Zusammengehen mit den Konservativen, darf man wohl nach der Entwicklung dcr Dinge im letzten Jahre annehmen. Tatsächlich haben in vielen Kreisen Liberale zugunsten des Arbeiterparteilers auf eine Kan- didatur verzichtet und auch umgekehrt. Dieser Umstand spricht nicht gerade für ein abgekartetes Spiel zwischen Liberalen und Konservativen. Ob indessen die Arbeiterpartei überhaupt eine Koalition mit Liberalen eingehen würde, ist noch sehr fraglich. Auch in der englischen Arbeiterpartei ist die Koa- litionsfrage stark umstritten. Aber alles Rätselraten darüber vor Bekanntwerden der Wahlergebnisse ist mühig. Einstweilen muß man sich damit begnügen, die Hoffnung auszusprechen, daß unsere englischen Freunde ihren wunderbaren Bormarsch vom vorigen Jahre fortsetzen werden, und daß es ihnen ge- singen wird, den heimtückischen Zufällen des lotterisartigen englischen Wahlsystems zu entgehen. Gpferbereitfchast. Wie wir in unserer heutigen Morgenausgabe bereits mit- geteilt haben, ist gestern im Reichsarbeitsministerium zwischen den Vertretrn der Bergarbeitcrverbände und des Zechenver- bandes ein Abkommen getroffen worden, wonach die Arbeiter unter Tage, sowie die bei der Förderung direkt beteiligten Arbeiter über Tage eine Stünde Mehrarbeit leisten. Es ist weiter vorgesehen, daß ein ähnliches Abkommen für die übrige Arbeiterschaft im Bergbau in Verbindung mit der Eroßindustri-e demnächst getroffen wird. Die Bergarbeiter haben damit und nicht zum ersten- mal bewiesen, daß sie unter Zurückstellung aller Bedenken und selbst auf Kosten ihrer Gesundheit bereit sind, dem G e- mein wohl ein schweres Opfer zu bringen. Wir werden sehen, wie sich die Schwerindustrie selbst. wie sich die Landwirtschaft und alle S ch w e r v e r d i e n e r zu diesem Beispiel der Schwerarbeiter stellen werden. Diese Kreise haben bisher immer verlangt, daß die Arbeiter- schaft. insbesondere aber die Bergarbeiter,.zur Hebung der Wirtschast Ueberarbeit leisten sollen. Sic haben betont, daß sie nur dannOpfer" zu bringen bereit seien, wenn die Wirt- schast durch Mehrarbeit wieder in Gang gebracht werde. Die Arbeiterschaft hat jetzt das Beispiel ihrer Opferbereitschaft gegeben. Wenn die deutsche Wäh- rung und mit ihr die Wirtschaft überhaupt wieder gesunden soll, dam» muß der Staatshaushalt ohne Verzug ins Gleich- gewicht gebracht werden. Vorbedingung aber ist, daß der Steuerdrückebergerei des Besitzes ein Ende bereitet wird. Dieses Opfer wird den Besitzenden, keinen Schweißtropfen und kerne Mehrarbeit kosten: Also heran an den Altar des Vaterlandes!__ Neuwahlen in Sraunfcbweig! Braunschweig  . 30. November.(MTB  ) Die bürgerlichen Par- teien haben im braunschweigischen Ländtag den Antrag gestellt: 1. Di« Zahl der Abgeordneten auf 30 herabzusetzen. 2. den gegen­wärtigen Landtag am 10. Januar 1924 aufzulösen und Neuwahlen für den 20. Januar 1924 anzusetzen, 3. die Zahl der Minister auf höchstens drei zu begrenzen.
heuchlerisch eine traurig« Miene auf und erfindet dieschlechte Valuta". Hast du ober einmal dein Monatsgehalt«np sangen, dann pibis mit einem Schlag keine schlechte Valuta mehr. Dann kennt man allerorten nur mehr die gute.
die erste Chloroformierung. Das Chloroform ist feit l83t bekannt, in welchem Jahr« ez gleichzeitig von Liebig und Soubeiran entdeckt wurde: vier Jahre später wurde feine chemische Zusammensetzung von dem französischen  Chemiker Dumas bestimmt. Zum erstenmal, wurde es als Betäu- bungsmittel für Menschen von dem berühmten Frauenarzt und Ge- burtshelfer James Simpson   in Edinburg   benutzt Simpson hatte bei Entbindungen die Aetherbetäubung benutzt, war ober nicht damit zufrieden, besonders weil sie zu langsam wirkt«. Er erprobte nun an stch und seinen Assistenten oerschieden« andere Mittel, die er in der Apotheke erhielt. Die Versuche fanden spät abend? oder nachts statt, wenn Simpsons groß« Praxis ihm Zeit ließ. Nach mehreren Versuchen mit anderen Flüssigkeiten fand Simpson eines abends spät, am 4. November 1847, fast zufällig, eine kleine Flasche mit Chloroform, die er stüher beiseite gestellt hotte, da er sich nicht denken konnte, daß ein dickflüssiger Stoff zum Einatmen ver- wandt werden könnt«. Aber nun wollte er es doch versuchen; die Flüssigkeit wurde in einige klein« Gläser zwischen Simpson selbst und seine Assistenten verteilt, und die Einatmung begann. Zur großen Verwunderung der übrigen anwesenden Familienmitglieder. wurde die Gesellschaft plötzlich ungewöhnlich munter und schwatzte und Simpson erinnert« sich an nichts mehr, bis er erwachte und sich selbst auf dem Fußboden fand, umgeben von der ausgeregten und voll- kommen bestürzten Famille. Neben ihm lag der eine seiner Assistenten bewußtlos und schnarchend, mit weit offenem Mund und starren Augen, und etwas weiter machte der andere verzweifelte Versuche, den Eßtisch umzuwerfen. Auch eine der anwesenden Damen, ein« Nichte Simpsons, erprobte das Chloroform am selben Abend, und die erste Frau, die der Chloroformbetäubung unterzogen wurde, fiel mit dem Ruf in Schlaf:Ich bin«in Engel,  ' ach, ich bin ein Engell" Simpson begriff losort, daß dos Chloroform viel schneller wirken müsse als Aether, und bereits am folgenden Tage begann er, es in seiner Praxis anzuwenden. Es ging hier, wie es stets mit großen Erfindungen geht: es erhob sich ein starker Widerstand gegen das Chloroform. Zuerst von den Aerzten, die behauptete», das neue Mittel gebe Anlaß zu Blutungen, Lungenentzünduno Geisteskrank. hcit und Schlaganfall! Simpson antwortete sehr überlegen: Als seinerzeit die Postbeförderung zwischen Edinburg   und London   ver» bessert worden sei, so daß sich die Reisezeit von 14 aus 3 Tage ver- minderte, Hab« man auch behauptet, die Leute bekämen unterwegs Schlaganfäll« wegen der großen Geschwindigkeit!
Die Wiederaufnahme der Arbeite» im Grabe Tut-ankli-Amon». Howard, der Assistent des verstorbenen. Lord Carnaroon, hat sich durch die schreckhaften Zeichen der Pharaonenrache nicht abhalten
was soll öas beüeuten� Em Aufruf der deutsche» Bdelsgenosseuschaft. DasDeutsche A d e l s b l a t t, Zeitschrift der Deut­ schen Adelsgenossenschaft   für die Aufgaben des christlichen Adels", teilt in einem Aufruf mit, daß die Deutsche   Adels- genosienschaft den Bereinigten Vaterländischen Verbänden bei- getreten ist. In dem Ausruf heißt es: Es gilt, unzweideutig Farbe zu bekennen, sich offen denen an- zuschließen, die. den Kamps gegen alle anti- und internationalen Richtungen aus ihre Fahnen geschrieben haben. Eine beispiellos,: Mißwirtschaft hat uns in das Chaos hincin geführt. Mit der Er- kenntnis dieser Tatsache muß auch der Wille geboren werden, dem jetzigen Sstem den Krieg zu erklären und die Männer zu be- s e i t i g e n, die sich in unverantwortlicher Verblendung angemaßt haben, uns Führer zu sein. Wie der Fluch großer Teile unseres Volkes schon jetzt auf jenen. Novembersinzen ruht, so wird die Zeit kommen, da die Verderblichkeit der Politik der jetzigen Aera vor ollcr Augen liegt. Wenn die Geschichte einst die Irrungen und Wirrun- gen dieser Tage in ihre Blätter schreibt, so soll sie dem deutschen  Adel das Zeugnis ausstellen können, daß er unbestechlich und treu an Gott, seinem Kaiser und seinem großen deutschen   Vaterland? festgehalten Hai." Man ist daran gewähnt, imDeutschen Adelsblatt" bei seinem Kampf gegen Reichspräsident, Reichsregiernng und Landesregierungen eine Sprache zu finden, die es den kam- munistifchen Krakeelern würdig an die Seite stellt. Wenn aber die Adelsgenossenschaft durch ihr Publikationsorgan dazu auf- fordern läßt,die Männer zu beseitigen, die sich in unoerant- wortlicher Verblendung angemaßt haben, uns Führer zu fein", so erinnert das an die Hetze, die zu der E r m o r d u n g E r z- bergers und Rathenaus und zu den anderen politi- schen Attentaten führte. Und das muß man sich im Interesse der ösfentlichen Ordnung'und Sicherheit verbitten.
Seamtenabbau und Rechtspflege. Die Frage einer Verminderung des Richterpersonals im Nahmen des allgemeinen Beamienabbaus wird auch nach d«r vorläufigen Rücknahm« des diesbezüglichen Entwurfs einer preußischen Aus- führungsverordnung in kurzer Zeit spruchreif werden. Zu dieser Frage ist dem preußischen Staatsministerium und dem preußischen Iustizminister vom Republikanischen Richierbund die folgende Erklärung übermittelt worden: Auch in der größten finanziellen Not des Staates muß die Un- abhängigkeit der Rechtspfleg« erhalten bleiben. Die Unabhängigkeit des Richters ist nicht ein un: seiner selbst willen ihm verliehenes Privileg, sondern«ine Grundlag« des Staates, die zu Ersparnis- zwecken nicht erschüttert werden darf. Der Richterstand darf weder der Gunst von Vorgesetzten noch irgendwelchen Auswahllnstanzcii unterworfen sein, die unkontrollierbaren Einflüssen oder einseitiger Einstellung erliegen könnten. Wirklichen Sparerfolg im Bereich der Rechtspflege verspricht nur ein« organische und rationelle Vereinfachung des deutschen   Justi�efens überhaupt. Muß gleichwohl die Zahl der Richter in Preisen und in den anderen deutschen   Ländern sofort mechanisch vermindert werden, so ist dos ollein geeignete Mittel, das zugleich die Unabhängigkeit der Rech.:- pflege wahrt, die durchgängige Einführung einer stark noch rnttr i gezogenen richterlichen Altersgrenze."
Die Regieeungsfraqe in Thüringen  . Weimar  . 30. November.  (WTV.) Auf der Tagesordnung der heutigen Landtazssitzung stand als einziger Beratungsgegenstand ti: Regierungsbildung. Nach scharfen Auseinandersetzung:» zwischen dem Kommunisten Tenncr und dem Staatsministcr Frölich wurde über einen Antrag der DSPD., wonach zwei bisherige Minister, nämlich Stoatsminister Frölich und Staatsminister Her- mann das freigewordene Wirtschaftsministerium bzw. das Justiz- Ministerium mitübernehmen, abgestimmt. Der Antrag wurlä mit 30 Stimmen der bürgerlichen Parteien und der Kommunist gegen 22 der VSPD. abgelehnt. Abg. Höfer(Landbund) stellt« danach fest, daß die jetzig« Regierung in ihrer Zusammen-
lassen, die Ausgrabungsarbeiten in dem vielgenannten Königsgrab wieder aufzunehmen. Es bleibt noch viel zu tun in dieser pcwp- haften Wohnung des toten Königs. Der englisch  « Archäologe hat seine Forschertängkeit jetzt in dem cigonüchcn Katafalkraum auf- genommen, der dem Pharao als Grabgewölbe dient. Nach den Auf- Zeichnungen eines im Turiner   Museum bcsindiichen Papyrus ist es wahrscheinlich, daß dieses Ricsengrob sich aus fünf ineinandergchsn- den Räumen zusammensetzt. In die Wände eingeladene Türen. die durch in Metallringen laufende Ketten abgeschlossen werden, ge­stalten, aus einem Raum in den anderen zu treten und auf diesem Wege bis zum Mittelpunkt der Grabkammer zu gelangen. Bis heule hat man sich damit begnügt, die erst« Tür hall» aufzumachen, und man könnt? in dem zweiten Abschnitt durch den Türspalt hindurch hieroglyphische Aufzeichnungen und wunderbor schöne Figuren von Toteiigöttern erkennen. Rtan konnte pleichzeitig feststellen, daß in dem zwischen den beiden Paneelen befindlichen Zwischenraum«ine Menge kostbarer Gegenstands ausgespeichert ist. Man schließt daraus,. daß man auch in den anderen Räumen auf reiche Funde von gleich großer Kostbarkeit rechnen darf. In diesem Katasalkraum sah man u- a. einen großen vergoldeten und dekorierten Sargkasten, der mit wunderbaren Figuren von Totengätünnen geschmückt ist und dcr vermutlich die kostbaren Gesäße emhält, in denen die Eingeweid'? des toten Pharao aufbewahrt werden. Ein anderer Sarg birgt den Fächer des Königs, der aus Straußenfedern besteht, die an einem kunswoll ausgelegten Elfenbeinstiel befestigt sind. Wenn oll« diese Reichtümer erst zutage gefördert und die fünf Türen des fünffachen Grabraums geöffnet worden find, bleib«! noch mehrere.Holzkisten zu öffnen, die ineinandergestellt sind, bevor man die in Leinwand- binden eingehüllte, mir Goldblättsrn und Edelsteinen bedeckte Mumie des Königs zu Gesicht bekommen wird., Erst dann wird Tut-ankh- Aman, dcr Sobn ZlMenophis lll., den staunenden Augen der Men- schen seine Reichtümer und der Neugierde der Gelehrten seine letzten G-: Heimnisse enthüllen. Die Sowjet regiervng alz Verlag. Der russische   Staaisverlag ha! in diesem Jahre eins sehr rührig? Tätigkeit entwickelt. Wie im Börsenblatt für den deutschen Buchhandel" mitgeteilt wird, wurden vom 1. Januar bis 1. Oktober 1923 im ganzen 1514 Werke in faft 21 Millionen Exemplaren herausgebracht.' Von diesen Büchern sind 36 Proz. Schulbücher und 16 Proz. behandeln soziale Fragen und Volkswirtschaft. Während die monatliche Buchproduktion durch- schnittlich etwa 30 Millionen Druckbogen umfaßte, stieg sie im August auf 42 Millionen. Im August und September bildeten die Schul. büch?r 70 Proz. der gesamten Erzeugung. DiK Zahl dcr bis zum 1. Oktober herausgebrachten Schulbücher beläuft sich auf 14 Milliun'.il Exemplar«. Die 200 nelksrrirschaft'ichen Werke sind zum größten Teil umfangreiche Bücher, darunter die Gesamtausgaben der Schriften der Marxisten. Die Bücher des Sowjetverlags werden in Moskau   gedruckt, wo oll« Druckereien zu einem Trust vereinigt sind.
Atoftka. Sonntaa mittag II1.', Ubr»eraustaliet die Große D o I k<. -per ein- Matinee im Tbccter des Beben». In der I e r u! a l e m- kirche veranltaltet Prof. Bolfg. Reimann(Orgel) Sonntag, 6 Uhr, tiat geistliche Abendmujik unter Rttwirkung von Tora Busch. Eintritt st ei.