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Was die Vezemt Vergoldung" durch die Erfreulich an der behördlich festgesetzten f e st e n Dezembcrmiete, die für den ganzen Monat am 1. fällig wird, ist nur der Umstand, daß sie zum erstenmal leicht zu errechnen ist. Da der Zuschlag für die Derwaltungskosten in einfachen Häusern auf die Zömilliardenfache und de? Zuschlag für die Kosten der laufenden Instandsetzungs- arbeiten durchweg auf die 7Smilliardensache Grundnnete festgesetzt worden ist, so ist in einfachen Häusern, wie mitgeteilt, genau die IvDniilliardenfache Grundmicte als feste Miete zu zahlen. Die einfache Grundmiete, die der Vermieter außerdem(als Kapatalzins) rechtmäßig zu fordern hätte, wird wegen ihrer Gering- fügigkeit nicht mehr erhoben. Bei 20 M. monatlicher Grundmieie sind also für Dezember genau 2 Billionen Papiermark zu zahlen. verwaltungs- und Betriebskosten. Haben die Mieter die gesamt« Hausreinigung über- nommen. so zahlen sie für die Verwaltung nur eine 12Lmilliarden- fache Grundmiete, also im ganzen nur eine 87Hmilliardenfachs Grund- miete: haben sie dagegen nur die Treppenreinigung über- nommen, so zahlen sie für dic Verwaltung«ine lömilliardcnfache und im ganzen eine SOmilliardenfache Grundmiete. Ist im Haufe nur«in« besondere Einrichtung im Betrieb(Sammelheizung, Warmwasserversorgung oder Fahrstuhl), so erhöht sich der Verwal- tungskostenzuschlag und damit die feste Miete um ein« Smilliardcn- fache Grundmiete: sind im Hause mehrere besondere Enirichtimgen im Betrieb oder ist das Haus auch tagsüber verschlossen, so erhöht sich die Meie um eine lOmilliardenfach« Grundmiete. Die steuerliche Zugabe. Erheblich höher als die feste Miete sind die sogenannten Betriebs- kosten, zu denen jetzt als böse Zugabe die Steuer vom Grundver­mögen tritt. Dies« ist nämlich nicht, wie ihre Bezeichnung vermuten löst ein« Vermögenssteuer, die den Hausbesitzer versonlich irifst, for­dern sie ist nichts anderes als knie Gr und-»nd Gebäude- st« u e r, die zu den Hausuntostcn gehört. Sie wird nach dem Wert des Grundstücks berechnet, ohne daß«in Abzug für Hypotheken- und ander« Lasten zugelassen ist: infolgedessen zahlt der völlig verschuldete Hausbesitzer genau soviel Grundvermögenssteuer wie der schulden-

er-Mete bringt. Grundvermögenssteuer. freie bei gleichem Grundstückswert. Der preußische Staat erhebt seit dem 1. November die Grundvermögenssteuer in Gold, und zwar sind für je 1000 M. Krundstückswert monatlich 20 Goldpfennige zu zahlen. Hierzu tritt der Genieindezuschlag, der bis zu 200 Proz. gehen kann, aber für Berlin zunächst nur auf Ms Proz. festgesetzt worden ist. Bei einem Normalhaus ohne besonder« Einrichtungen, dessen Wert genau ein« ISsoche Iahresmiete beträgt, beläuft sich die monatlich« Grundvermögenssteuer einschließlich Gemeindezuschlag genau auf 1,8 Proz. der Friedensmieie oder 6 Proz. der Grundmieie. Bei einer Grundmiete von monatlich 20 M. Hai also der Mieter für November und Dezember je 1.2 Billionen Mark Grundvermögens- staue r zu Zahlen. Kleine Abweichungen sind dabei unausbleiblich. weil das Verhältnis zwischen Grundstückswert und Iahresmiete bei den einzelnen Häusern etwas schivanki. Auf Goldrechnung. Dies« erhebliche Belastung der Mieter durch die Grundver« mögenssteuer, verstärkt durch die Nachzahlung für November, wird noch fühlbarer durch die U m st« l l u n g auch fast aller an- deren Betrieb sko st en auf die Gvldrechnung, obwohl der weitaus größten Zahl der Mieter, durchweg aber den Lohn- und Gehaltsempfängern(von der ungeheuren Zahl der Erwerbslosen, Kurzarbeiter, Sozial- und Kleinretner ganz zu schweigen) die Gold- einnahmen fehlen. Di«Stabilisierung" beginnt eben auf der ganzen Linie am verkehrten Ende, nämlich bei den Ausgaben, denen die Einnahmen bei weitem nicht folgen, hier lieg! die Wurzel der Verelendung der breiten Massen, aus die die Belastungen nur so herniederhageln, um die öffentlichen Haushalle mit allen Mitteln ins Gleichgewicht zu bringen: nur die vielen Einzelhaushalten werden dadurch immer mehr aus dem Gleichgewicht gebracht und ihre Ba- lanzierung gelingt nur durch erzwungene Hungerkuren. Wie da die Reichsregierung ihren Plan, in Kürze die Meten wieder auf den Friedensftand zu bringen, noch aufrechterhalten kann, das wird oll denen ein Rätsel bleiben, die die Ding« nicht nur vom grünen Tisch aus sehen und nicht nur mit dem Rechenstist in der Hand Probleme lösen wollen. Schließlich kann da nichts mehr herausgeholt werden, wo nichts mehr zu holen ist.

sichung dem§ 71 der Verfassung widerspreche. Staatsminister F r ö- lich erklärte, daß dies juristisch nicht feststehe. Die Sitzung wurde abgebrochen, um dem Aeltestenausschuß Gelegenheit zu geben, Stellung zur Geschäftslage zu nehmen. Da im Aeltestenausschuß eine Klärung nicht erreicht wurde, wurde die Sitzung nicht wieder <.'öffnet, sondern auf Freitag vormittag 11 Uhr zur Weiterberatung der Angelegenheit angesetzt. öas möglich? Die Freisprechung der Mörder des nissisthen Sowfetdelegierien War o w s t i in Lausanne hat in Ruhland eine Erregung hervor- gerufen, die sich in einem Entrüstungssturm der Presse äußert. Die Empörung über das Lausannsr Urteil, las den weißgardistischen Meuchelmördern einen Freibrief ausstellt, ist begreiflich. U n b«- greiflich aber erscheint es, wenn nun von Führern der russischen kommunistischen Partei und Vertretern der Sowjetregierung ein Feldzug eingeleitet wird, der darauf hinausläuft, die im vorigen Ishrs in Moskau verurteilten 12 Mitglieder des Zentralkomitees der sozialrevolutionären Partei, die von der Sowjetregiernng als Geiseln betrachtet werden, wegen des Laujanner Urteils a n d i« Wand stellen zu lassen. Wie aus Moskau gemeldet wird, hat sich der Volkskommissar Stalin m einer Sitzung des Moskauer Konnnumstischen Komitees in dem Sinne geäußert, daß die Sowjet- Regierung in der Lage fei, die in ihren Händen befindlichen Sozial- revolutionäre wegen der Ermordung Worowfkis zur Verantwortung zu ziehen. Offizielle Aeuß-erungen in der Pariser Humanite", des Zentralorgans da? französischen Kommunistischen Partei, bewegen flch in derselben Richtung. Es scheint also, daß man sich in maß- gebenden kommunistischen Kreisen mit der Absicht trägt, wegen der Freisprechung der weißgardistischen Mörder vor einem bürgerlichen Geschworenengericht an den gefangenen Führern der Sozialrevolutionären Partei, die mit der Ermordung Worowstis auch nicht das geringste zu tun haben, Rache zu nehmen. Wir sprechen dies alles nur als eine Vermutung aus. Denn obwohl wir hinsichtlich der Humanität der Moskauer Gewalthaber recht skeptisch sind, können wir nicht glauben, daß sie politisch so kurzsichtig sein würden, einen neuen Akt der Lynchjustiz an ihren politischen Gegnern zu begehen, der einen Sturm der Eni- rüstung in der ganzen Welt auslösen würde. Es wäre dringend zu wünschen, daß die Sowjetregierung schleunigst von den Plänen abrückt, die hinsichtlich der Sozialrevolutionäre in der kommunistischen Presse angedevtet werden.

Ein Abkommen üer chemischen Jnüustrie. Mannheim , 29. November. (WTV) Zu dem zwischen der Interalliierten Rheinlandkommission und der B a d i s ch« n Ä n i l i n. und Sodafabrik in Ludwigshafen abgegossenen Abkommen teilt letztere folgendes mit: Zwischen der Interalliierten Rheinlandkommission und der Interessengemeinschast der deutschen Farbenfabriken im besetzten Gebiet ist am 10. November 1923 mit Wissen der deutschen Regie- rung ein vorläufiges Abkommen auf die Dauer von drei Monoren geschlossen worden. Ten Anlaß zu dem Abkommen gab die Erklärung de? deutschen Regierung, daß sie finanziell außer- stände sei, die Reparationslieferungen zu erfüllen, die ihr nach dem Vertrag von Versailles und gemäß den zun scheu der Reparations­kommission und der deutschen Regierung später getroffenen Berein- barungen obliegen. Aus Grund des getroffenen Abkommens über- nimmt es die Interessengemeinschaft,-die Reparationslieserungen, die nach dem Vertrag von Versailles und nach den. Vereinbarungen zur Erfüllung des Vertrages an die in Lerracht kommenden interalliier- im Mächte zu leisten sind, zu erfüllen, ohne Bezahlung dafür zu erhalten. Die von der Interalliierten Kommission In den Fabriken der Interessengemeinschaft i.c schl ag nah m r e n Produkte bleiben im Besitz der Alliierten� ohne daß Bezahlung erfolgt. Der Wert wird aber' teilweise aus die Kohlen st euer in Anrechnung gebracht, die von den der Interessengemein- schoft angehörenden Zechen geschuldet wird. Weitere Beschlagnah- mixngen von Rohstoffen und Produlten sollen nicht staiffinoen. Di« Ein. und Ausfuhr unterliegt der Bewilligung durch die alliierten Behörden, gleichpiel, ob es sich um Ausland oder unbesetztes Gebiet handelt. Di« Iiüeralliierte Kommission hat jedoch die Erteilung von Ausfuhrbewilligungen für die von der Interessengemeinschaft her- gestellten Erzeugnisse in Aussicht gestellt. Der Export ins Ausland und in dos unbesetzte Deutschland ist für die Dauer des Abkommens in gewissem Umfang kontingentiert. Für die Ausfuhr ist ein Ausfuhrobgabentarif vereinbart worden, der im allgemeinen niedriger ist als der interalliiert« Tarif. Di« Interalliierte Kommission erklärt, die Wiederzuläffung der für den Betrieb notwendigen Mitglieder des Personals in wohlwollendem Sinne zu prüfen. Zwischen der Interalliierten Rheinlandkommission und der Ba- dischen Anilin- und Sodafabrik ist am 24. November 1923 ein ähn- liebes vorläufiges Abkommen über die Lieferung von Dünge st ick st off getroffen worden. Es sieht im wesentlichen eine bestimmte prozentuale n n e n t g« l t l i ch e Abgab« von der Produktion an Düngestickstoff vor und sichert dagegen die Unter- stützung der Alliierten für die Wiederinbetricbnahme und Aufrecht- a Haltung des Betriebes in Oppau. Die beschlagnahmten Stickstoff. düngcmittel bleiben im Besitz der Alliierten, ohne bezahlt zu werden. Es ist jedoch in Aussicht genommen, sie der deutschen Regie- rung auf Reparationskonto gutzuschreiben, und zum Ausdruck gebracht worden, daß weiter« Beschlagnahmungen iveder an Roh-, noch an Betriebsmateriolien, noch an Fertigproduk- ten stattfinden sollen. Die Ausfuhr sowohl nach dem Auslande, als nach dem unbesetzten �Deutschland ist ertaubt, soweit das bstetzt» Gebiet gemigend mit Stickstoff versorgt ist. Für die Ausfuhr wird ein« Abgabe auf die einzelnen Produkt« erhoben, deren Sätze im allgemeinen niedriggehalten sind. Die Einfuhr von Rohstoffen für die Fabrikation ist allgemi» frei. Die Wiederzuläffung des für den Betrieb nötigen Personals soll wohlwollend geprüft werden.

Deutschösterreichs tzilfe. Seihet gegeu de« sozialdemokratische« Antrag. Im Finanzausschuß des deutschösterreichischen Notionalrats wurde übe? den Antrag des Genossen Seitz verhandelt, aus Staatsmitteln 10 Milliarden Kronen für die Not- leidenden Deutschlands zu bewilligen. Genosse Dr. Danneberg begründete diesen Antrag, der ein Akt nationaler Solidarität sc!. Gegen den sozialdemokratischen Antrag sprach sich der Bundeskanzler Dr. Seipel aus, und zwar mit dem Hinweis darauf, daß er mit den Grundsätzen einer notwendig auf äußerst« Sparsamkeit eingestellten Staotswirtschaft nicht zu vereinbaren sei. Im Einklang mit dielen Ausführungen des Bundeskanzlers brachte der großdeutschs Abg. Waber zusammen mit dem christlich- sozialen Abg. Dr. Ohdcnal«inen Antrag ein. in dem die Bundesregierung aufgefordert wird, die Hilfsorganisationen der Be- rölkerung zu unterstützen und ihnen Erleichterungen zu gewähren. Der Tiroler Abg. Genosse A b r o m , vertrat nochmals unter Hinwels auf die Dankesschuld der österreichischen Bevölkerung en Deutschland den sozialdemokratischen Antrag und erklärt«, die Sozialdemokraten legten Wert darauf, daß das deutsch « Volk er­fahre, daß Oesterreich ihm treu zur Seite stehe. Trotz des energischen Eintretens unserer Genossen wurde ihr Antrag mit 12 gegen 10 Stimmen abgelehnt und mit derselben Stimmenzahl der Antrag der Großdeutschru und Christlichsozialen angenommen.

verbrechen und Vererbung. Zum Prozeh Ztajork. Es ist stet« das gleiche trostlose Schauspiel. Sachverständige stellen im Gerichtssaal fest: die betreffenden Angeklagten konnten unter gegebenen Berhällnissen nicht anders handeln, als sie getan. Mit anderen Worten: die Veranlagung, die Erziehung, das Mllieu be- stimmen in jedem Augenblick den Willen des Menschen. Trotzdem können die Sachverständigen, gebunden durch dos unzulängliche Gesetz, die fteie Willem-bestimmung nicht verneinen. Die Geschworenen sprechen die notorisch Kranken schuldig, das Gericht verurteilt sie zum Gefängnis, zum Zuchthaus. Der Bürger kann nun ruhig schlafen bis zu dem Augenblick, wo der Zuchthäusler alsgeheilt" entlassen ist, um«in neues noch schwereres Verbrechen zu begehen. Im Falle Najork- Hasse findet der Widersinn dieser Ber- Hältnisse, unter denen Angeklagte, geschädigte Bürger und Staat im gleichen Maße leiden, besonders grelle Beleuchtung. Hier handelt es sich um Sprößlinge gutsituierter Kreise. Soziales Elend, die nie ver- siegende Quelle dir physischen und seelischen Entartung, spielen nicht mit. Mehr noch. Der Vater des Generalmajors war selbst Nerven- arzt. ein Schwager ist es noch heute. Die Kinder erblich schwer br- lastet väterlicher- und mütterlicherseits durch Geisteskrankheit und Trunksucht» finden trotzdem kein Verständnis für ihr« Anlage und für die durch- dieselbe notwendig gewordein: Sondererziehung. Der Staat, der dos größte Interesse an Unterbringung und Unschädlich­machung seiner geistig und moralisch minderwertigen Mitbürger hat, steht untätig dabei, anstatt mit Hilfe konsequent und rücksichtslos durchgeführter Meldepflicht und Fürsorge dem Bürger Sicherheit zu gewähren für Leben und Eigentum, dem Fiskus und Steuerzahler Geld zu ersparen und dem nicht durch eigene Schuld Minderwertigen vor nutzlos grausame Qualen zu behüten. Der Sachoerständig« Dr. Bürger sagte mit Recht: Auf der Anklagebank sitzen Staat und Fanlilie. Welcher Hohn auf Rassenhygiene (Eugenik). Der Generalmajor, selbst Sohn eines Nervenarztes, mußte als kaiserlicher Offizier wissen, daß er dem Staat gegenüber ver- pflichtet ist, aus Nachkommenschaft zu verzichten. Mit nichten: Er sieht die Verheiratung seiner Tochter mit einem anderen kaiserlichen Offizier gern entgegen, und nur dessen Lungenkrankheit schützt den Staat vor neuen hoffnungsvollen Mitbürgern. Als wäre die Nach- tommenfchaft eines Lungenkranken nickst inenigcr gefährlich als die vo» Trinkern und Geisteskranken! Di« Frage, od der Staat das Recht und die Pflicht hat, in die Fortpflanzungsfähigkeit kranker Individuen«inzugreifen oder nicht, ist nicht mehr ein rein theoretisches Problem. Und welche Ironie des Schicksals. Der Urgroßvater Najorks, Bierbrauereibesitzer, die Nachkommen trunksüchtig, der Ur- entel begeht samt seiner Frau unter dem Einfluß des Alkohols so fehlte ihnen der Mut dazu das Verbrechen. Der Bürger denkt nicht daran, daß der Alkohol oft fein Leben und Eigentum gefährdet. Schließlich die Tragik des persönlichen Schicksals der Angeklagten. Es hat bei allen dreien,«inschlleßlich des geiftes- kranken Paul Hasse, nicht an ehrlichen Versuchen gefehlt, sich redlich durchs Leben zu schlagen. Sie hätten nicht zu Verbrechern zu werden brauchen, wenn nicht die Unvernunft des Staates und der Familie sie dazu gemacht hätte. Die Massen vergehen in Elend. Di« Entartung nimmt erschreckend zu. Derbrechen jagen an uns vorüber, eines grausamer als das andere. Die Gerichte sind überlastet, die Geferng- niss« überfüllt. Die missenschastliche Theorie baut an der Aufwärts- bewegung des Menschengeschlechts. Der Staat aber steht untätig da- bei, als existiere der Bürger für den Staat und nicht der Staat für die Bürger.'_ Die wertbeständige« Postwertzeichen. Postsendungen, die nach der Ausgabe der neuen wert- beständigen Postwertzeichen(1. Dezember) noch mit Freimarken der bisherigen Art in Papiermarkmährung nach dem Nennwert der Marken zu den wertbeständigen Sätzen richtig frei- gemacht worden sind, werden solang« nicht beanstandet, bevor diese Marken als ungültig ertläri worden sind. Wenn die verwendeten alten Marken nicht zur vollständigen Freimachung ausreichen, hat der Empfänger bei der Aushändigung noch das Einein- Halbfach« des Fehlbetrages, unter Aufrundung auf volle 10 Rentenpfennig, zu entrichten. In der Nacht vom 30,' November zum 1. Dezember werden im allgemeinen um12UhrdieBricf- kästen außergewöhnlich geleert. Später in die Brief- kästen gelgte Sendungen unterliegen den neuen Gebührensätzen: doch werden Sendungen von Briefkasten, die nicht um Mitternacht geleert merden können, bei der ersten Leerung am 1. Dezember nicht als unzureichend fteigemoch: angesehen, wenn sie noch nach den niedri- geren Sätzen freigemacht sind. Die Gewichts und Gebührenftufen werden bei den Briefen im Orts, und Fernverkehr auf zwei(bis 20 Gramm und über 20 500 Gramm) beschränkt. Für Werften- düngen wird die Einschreibgebühr allgemein nicht mehr erhoben. Um den Betrieb und die Gebührenerhebung zu vereinfachen, sind zahlreiche Nsbengebühren abgeschafft wordm.

Ecnkung der Goldgrundprcise durch Rcntcnmark. Das steigende Vertrauen und der erfreulicherweise größer werdende Umlauf der Renienmcrk beginnen jetzt eine sehr wohltätige Wirkung auf die stark überhöhten Äoldgrundvre'.se auszuüben. Bs-

kanntlich hat der Groß, und Kleinhandel bisher bei der Kalkulation der Waren ein« sehr erhebliche Risikoprämie eingestellt, die bei dem fast täglich wechselnden Stand der Papiermark nicht ganz unberech-- tigt war. Durch die Einnalzmen von Rentenmark , die in steigendem Maße der Geschäftswelt zufließt, wird es möglich, diese Risiko» Prämie in dem selb en Maße, in dem die Renton- mark dos Papiergeld ersetzt. abzubauen. Im M« h l. Handel hat sich dies« Erscheinung jetzt bereits so ausgewirkt, daß man schon in der kommenden Woche daran denken kann, für Berlin die Goldpreise für Mehl herabzusetzen, da die Land- Wirtschaft die Rentenmark gern annimmt und ihre Produkt« ent- sprechend billiger verkauft. Ein« ähnliche Erscheinung zeigt sich in der Tabakindustrie. Inländische Tabake werden gegen Renten- markzahlung fast um 40 Proz. billiger abgegeben als gegen Papier- mark, und so ist es verständlich, daß der Kleinverkauf auch hier be» strebt ist, von den Käufern Festmark zu erhalten, um so durch Herab- setzung der Verkaufspreise den Umsatz zu heben. Es wäre wünschens» wert, wenn die Rentenbank diesen sich jetzt zeigenden Erscheinungen durch verstärkte Ausgabe der Rentenmark Rechnung tragen würde. Saöismus unS Diebstahl. Die Zrau des Finanzmannes. Ein psychologisch interessanter Mebstlchlprozeß beschäftigte das Schöffengericht Berlin -Mstte. Es handell sich um die vielbesprochene Diebstahlsaffäre der Frau Lydia D i ck m a n n, der Ehefrau eines angeblichen holländischen Großkaufmannes und Tochter einer an- geblichen russischen Fürstin. Das Ehepaar Dickmann lebte feit Iahren auf Reifen und tauchte. von Zeit zu Zeit auch in Berlin auf. Dickmann galt alsein reicher intcrnattonaler Finanzmann. Ueberall. wo Frau Dickmann ver. kehrte, emgnelcn sich Diebstähle von Brillanten und anderen wert- vollsten Dingen. Im Frühjahr dieses Jahres wohnt« das Ehe- paar wieder einmal im Zentralhvtel und hatte sich mit einem ehen- talls dort wohnenden Ehepaar S ch i n z e l angefreundet. Eine« Tages erzählte Frau D i ck m a N n, daß ihr ein wertvoller Brillant- ring im Hottl gestohlen worden sei. Frou Schinzel eilte nun auf ihr Zimmer, um nach ihren, Brillantschmuck zu sehen und fand zu ihrem Entsetzen, daß er verschwunden war. Di« benchrichttote Kriminalpolizei schöpfte gegen Frau Dickmann Verdacht und nahm sie fest. Aus dem Wege zum Polizeipräsidium beobachteten die Beamten, daß Frau Dickmann sich auffällig an ihrer Toilette zu schassen machte und dann die Hand zwischen die Polster der Auto- droschke schob. Man griff zu und fand den vermißten Schmuck der Frau Schinzel. Bei den Ermittlungen im Polizeipräsidium stellte sich die überraschende Tatsache heraus, daß die Verhaftete. eine hübsche und sehr elegani« Frau,«ine gefährliche Diebin ist, auf deren Konto viel« unaufgeklärte Diebstähle kommen. Auf Antrag von Rechtsanwalt Dr. Alsberg ist die Angeklagt« von Professor Dr. Stauch auf ihren Geisteszustand untersucht worden. Nach seiner Ansicht ist die Mjährige Angeklagte ein« sehr sensible Natur. hochgradig nervenschwach und hysterisch reizbar. Sie habe ihm gr, schildert, daß sie ein sadistisches Vergnügen empfinde, wenn'sie seh«, wie ander« Menschen sich über den ihnen zugefiigten Verlust den Kopf zerbrächen. Diebstähl« aus'sadistischen Re- g un gen feien immerhin selten, doch gehörten zu dieser Kategorie auch gewisie Warenhausdiebstähle. Nach den Aussagen der Zofen habe die Angeklagte selbst keinerlei Vorliebe für Schmuck gichabtz Es liege hier also ein psizchologisch sehr merkwürdiger Fall vor. Auch ß öl könne nicht Anwendung finden, wohl aber sei die Zu- rechnungslähigkeit stark vermindert. Das Gericht kam nach längerer Beratung zu einer Verurteilung der Angeklagten wegen. Diebstahls in drei Fällen und erkannte auf«in Jahr drei Monat« Gefängnis unter Anrechnung von zwei Monaten Untersuchungshaft. _ Volk and Zell", unsere illustrierte Wochenschrift, liegt der heutigen Postauflagc bei. Demonstranlen oder Gesindel. Der unter dem Namen Dr. Frosch bekannt« Mitarbeiter derWelt am Montag" teilt uns mit, daß er das in der heutigen Morgenausgab« mitgeteilte Erlebnis mit demonstrierenden" jungen Burschen in der Leipziger Straße nicht gehabt habe. Es könne sich nur um eine Verwechslung handeln, oder aber es müsse sich zemand fälschlich seines Namens bedient haben. In der Reichsbonk erschossen. Gestern abend hat sich infolge eigener Unachtsamkeit in der Devisenabteilung der Reichs- dank, Iägerstr. 30/34. der 23 Jahre alte Reichsbankdiätar Willy Bortawsti aus Lichtenberg erschossen. Er wollt« sein« Pistole auseinandernehmen, wob«, sich plötzlich«in Schuß löste und die Kugel ihm ins Herz drang, so daß der Tod auf der Stelle eintrat. Das Meer gib! seine Toten wieder. Auf der Insel P « l l w o r m sind von dem gesunkenen amerikanischen Viermast- schöner Groe« 51. Pendleton 6 Leichen, auf der Hallig Hoog « eine Leiche angetrieben worden. Zwei Tot « wurden be- erdigt, die anderen müssen noch rekognosziert werden Eine edle Tat. Am Sonntag. 25. November, abends gegen 9 Uhr. sprang von der Hohenzollernbrücke in Köln ein Mädchen in ten Rhein . Ein britischer Soldat, dessen Name noch nicht feststeht, versucht« das Mädchen zu retten, wobei beide Per- so neu ertrunken sind.