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Hr. 571» 40. Jahrgang Oeilage des vorwärts Freitag, 7. Dezember 1�25 Unsere Haupt-Vohlfahrtsorganisationen. Welchen Kreisen dienen sie? Deutscher Carilasverbaud. Der Deutsche Caritasverband mit seinem Aufbau nach Orts- Caritasausschüssen oder-verbänden, Diözesan- und Landesverbänden ist die von den deutschen Mschösen anerkannte Zusammen- fassung der katholischen kirchlichen Caritas Deutschlands . Der Deutschs Caritasverband ist das Rück- grat der katholischen L i« b e s t ä t i a ke i t Deutsch- l a n d s und die vielen caritativen Fachverein« sind seine Glieder." (Hcinr. Auer in: Der Deutsche Coritasvcrband. Freiburg 1322.) Innere Mission . -Die Innere Misston ist nicht ein Arbeits?ebi«t neben der Kirche, sondern der Organismus der Werke freier rettender Liebe In der Kirche,«ine Lsbsnsfunktion der Kmche. Durch die Wohlfahrtspflea« der Inneren Mission wird zu- nächst die diokonische Seit«, dieLkliestäHgfeit* im enq'ren£t tue berührt, jedoch bleibt die missionarische evanielisatorische durchaus nicht unberührt. Denn in dcr Inneren Misston hängt beides aufs «n�ste zusammen und kann aar nicht getrennt werden.(Pastor Steinweg auf dem 40. Kongreß, September 1922 in München .) ZenkralirohisahrlLstelle der deukscheu Inden . Die ZentrolwohlfahrtsstcLe der deutsck�m Juden ist die Z e n- trale für die gesamt« jüdische llZohlfahrtspflege. Sie ist der Zusammenschluß der Wohlichrtepsl-'qe aller jüdischen Ge- meinden in� Deutschland lowi« der jüdischen Zentralorganisationen. Zur Durchführung ihrer Maßnahmen bedient sie sich hauptsächlich der am tlichen jüdischen Gemeinden. Sie vcrfolgt ihr« Arbeit noch sozialpolitischen Gesichtspunkten, die vor allem der Hebung der Arbeitskraft und der Gesundheit dienen sollen. Deutsches Rokes kreuz. .Da« Deutsche Rote Kreuz ist eine Vereinigung der Männer- und Landesfrouenverein« vom Roten Kreuz, die zu gemeinsamer Wohlfahrtsarb�it zusammengefaßt sind und dahin wirken sollen, daß alle deutschen Männer und Frauen ohne Unter» schied d<s Standes, des religiösen Bekenntnisses und der politischen Gesinnung sich als Mitglieder an dem gemeinsamen Wirken des Roten Kreuzes beteiligen..Dos Deutslhe Rot« Kreuz ist ein Glied der Weltgemeinschaft des Roten Kreuzes und betätigt sich als solches auf allen Arbeitsgebieten, deren Zweck die Verhütung. Bekämpfung und Linderung gesundheitlicher wirtschaftlicher und sttt- licher Not bildet."(Aus den Satzungen des Deutschen Roten Kreuzes.) Zenkralwohlfahrksausschuh der christlichen Zlrbeilerschafk. .Der Zentralwohlfahrtsauslchuß ist die organisatorische Zu- sammenfastung der aus dem Gebiet der Wohlfahrtspflege tätigen christlichen Arbeiter. Als solche will er eine planmäßige, einheitlich« Mitarbeit der christlichen Arbeiterschaft In dcr Wohlfahrt»- pflege erzielen. Als Organisation der chrstlichen Arbeiterschaft stützt der Zentralwohlfahrtsausschuß die christliche Wohlfahrt«. pflege und die hinter ihr stehenden Wohlfahrt S» organisationen. Unter Anerkennung der Notwendigkeit der öffentlichen Woblsahrtspflcge tritt er für den Schutz der freien Liebes» tütigkeit ein."(Aus den Satzungen.) Zeiitralausschuß für die Zluslandshilfe. .Der Deutsche Zentralausschuß für die Auslandshilf« ist ein« Arbeitsgemeinschaft von ausländischen Hilfsorgane« fationen, deutschen behördlichen Stellen, die an der Durchführung wohlfahrtspflcgerischer Aufgaben beteiligt sind(Mi­nisterien, kommunal« Körperschaften), Haupwerbänden der freien Wohlfahrtspflege(daruiter die oben angeführten), Gewerkschaften und anderen Organisationen der Selbsthilfe. Seine Aufgabe ist die gerechte und zweckmäßige Verteilung der Auslands- liebesgaben an die bedürftig« Bevölkerung ohne Ansehen der Konfesston, des Standes und der Partei."(Aus der Zeitschrift.Not und Hilfe".) Ein besonderer Ausschuß für K i n d e r- sp eisung führt die von den Quäkern begonnen« Kmderspeisung weiter. Iuternaklonale Arbeilerhllfe. Di« International« Arbeiterhilf« wurde 1321 von der Kam. munistischen Partei gegründet, um die Hungersnot in Rußland zu lindern. Sie hat sich neuerdings die Aufgabe gestellt, in Deutschland Dolksspeisungsstellen einzurichten. Gelder und Lebens- Auf welche Orgauifatio» stftfceu sie sich? mittel für die Durchführung dieser Hilfsmaßnahmen erhält dl« IntT- ncHonal« Arbeiterhilfe im wesentlichen aus Rußland . Sie arbeitet unter der Direktive der Kommunistifchen Internationale in Moskau . hlmpttmsfchuß für Arbcikerwohlfahrt. Der Hauptausschuß sür Arbeiterwohlfahrt wird organisatorisch getragen von den der Sozialdemokratischen Partei angehörenden Männern und Frauen, die ehrenamtlich in der sozialen Arbeit stehen. Der Hauptausschuß für Arbeiterwohlfahrt bezcweckt die M i t w i r- tung der Arbeiterschaft bei der Wohlfahrtspflege. um hierbei die soziale Auffassung dcr Arbeiterschaft durchzusetzen. Er will die gesetzliche Regelung der Wohlfahrtspflege und ihre fach- gemäße Aussührung fördern durch Zusammenfassung aller in der Wohlfahrtspflege tätigen Frauen und Männer, die Gewinnung neuer Kräkts die Schulung der bereits tätigen und der neu herangezogenen Kräfte, Stellungnahme zu allen Fragen der Wohlfahrtspflege in der Ocffentlichkeit und'hre wissenschaftliche Durcharbeitung, die Wahr» nehmung der Interessen der Arbeiter bei der De- setzungoonStellenundbeiderVermittlungehren- amtlicher Hilfskräste für die öffentliche Wohl- fahrtspflege, die Vertretung der Arbeiterschaft bei den Be- Hörden des Reich-s, der Länder und der Selbstoerwaltunaskörper, bei Zusammenschlüssen der Wohlfahrtsorganisotionen und Zusammen- arbeit mit gleichartigen Organisationen. In 38 Provinzial- oder Land«»- und Bezirksausschüssen und weit mehr al« tausend Ortsau»- schüssen arbeiten unsere Genossinnen und Genossen seit Jahren plan­mäßig zusammen, um auf ihre Weise zur Linderung der Not bei- zutragen. Sie beteiligen sich unter Leitung der Behörden oder von Fall zu Fall gemeinsam mit anderen Kreisen an der Durchführung großer Not st and»« a k t i o n e n(Dolksopfer, Kinderhilf«, Ruhrhilfe u. a.), ohne ihre organisatorische Selbständigkeit als Arbeiterwohlfahrt aufzugeben. Die in dcn Kommunen durchgeführte Demokratisierung der Derwal- tung ermöglicht es vielfach, behördliche und private Hilfe in gesunder Weis« zu vereinigen. « Die furchtbare Not der Arbeiterklasse, der erwerbslosen Familien» oäder, Jugendlichen und Kinder sowie der heute besonders hilflosen Alten, die durch die hoffnungslose Finanzlage des Reiches herbei- geführte Einschränkung der gesetzlichen und behördlichen Fürsorge haben den Hauptausschuß für Arbeiterwohlfahrt und seine Unter- ausschüsse veranlaßt, sich stärker der unmittelbaren Fürsorgearbeit zu widmen. In Zusammenarbeit mit der Reichsgemeinschaft der Kinderfreunde gilt es zuerst, den Hungcr zu stillen und sie vor Kalle zu schützen. Haben unsere Bitten an die Freunde im In- und Aus- lond einen größeren Erfolg, dann harren unserer Organisation soviel Aufgaben zur Linderung der Not, daß wir alle Herzen, Köpf« und Hände gebrauchen werden, um die Arbeit zu bewältigen. Deshalb keine Verzettelung der Kräfte! Darum geht der Ruf an all« Ge- nossinnen und Genossen, sich, soweit sie sich der sozialen Arbeit widmen können, der Arbeiterwohlfahrt zur Verfügung zu stellen! vle Gallklu de» früheren Oberbürgermeisters wermukh wurde am Donnerstagnachmittag auf dem Friedhof in Buch beigesetzt. Der Feier in der kleinen Kirche von Buch wohnten außer den nächsten Angehörigen u. a. auch Vertreter der Stadt Berlin bei. Wegen Beleidigung des Schießherrn t». Söhne war seinerzeit der Redakteur der.Brandenburgischen Zeitung", Sellin g, zu SO V00 M. Geldstrafe verurteilt worden. Beide Parteien hatten gegen da, Urteil Berufung«ingelegt. Di« Berufung ist gestern von der Strafkammer verworfen worden. »-«denuinittelpi'ei»« in Neri In»in 6. Dezember fln Milliarden Mark) Rindfleisch..... 1400-3000 Kalbfleisch HammeUleiseh. Schweinefleisch. Lebende Hechte. , Schleie. Hechte in Eis. Schleie in EU, 18002230 1500-2000 18002400 18002000 16001900 11001200 18001500 Schellfisch..... 600 800 Kabeljan...... 900 1000 Grüne Heringe... 700 Margarine,.. 8001200 Schmalz...... 1200 Weißkohl...... 70-80 Wirsingkohl.... 80 90 Rotkohl...... 120 130 Mohrrüben..... 50 60 Kartoflaln(10 Pfd.). 420- 450 Stillftanö der preise! Weitere Jenknngeu angeblich nicht zu erlvartcu. Die sich endlich bemerkbar machende Preisbesserung am Lebens- mittelmartt, die vom Publikum freudig begrüßt wurde und manche« zu überfchwänglichen Hoffnungen hinriß, ist am gestrigen Tage zu einem gewissen Stillstand gekommen. In Händlerkreisen ist man der Ansicht, daß eine weiter« Preisherabsetzung im Augenblick nicht möglich sei. Wie weit dies« Ansicht sich behaupten kann, wollen wir dahingestellt sein lassen. Jedenfalls ist die Tatsache einer Preissenkung, nach einer ungeheuerlichen Preis- steigerung, der die Löhn« nicht im entferntesten gefolgt sind, zu verzeichnen. Sie kam aber erst zustand« durch das energische Vorgehen der zuständigen Behörden und durch die Einsicht einiger weniger Händlerkreis«. Beim F i s ch m a r k t hatte ! es noch am Dienstag den Anschein, als ob hier die Preissenkung spurlos vorübergehen sollte. Wurden doch noch am Dienstag für lebende Schleie 2A bis 2,6 und für lebende Hechte 2 bis 2,3 Billio­nen für ein Pfund gefordert. Seit Mittwoch sieht die Sache er- j freulicherweise etwas anders aus. Lebende Schlei« verkaufte man gestern mit 1.7 bi» IL und lebende Hechle mit 2 Billionen. Schell- fisch ist ebenfalls im Preise gesunken und wurde das Pfund mit 600 bis 700 und Kabeljau mit 300 bis 1000 Milliarden das Pfund zum Verkauf angeboten. Auch beim Fett ist nur ein« geringe Preisreduzierung«ingetreten. Margarine schwankt zwischen 800 und 1200 Milliarden. Nur der Gemüsemarkt läßt sich schwer beeinflussen". Weißkohl kostet nach wie vor 70 bis 80 und Wir- singkohl 80 bis 90 Milliarden. Mohrrüben werden im Durchschnitt mit 50 und 10 Pfund Kartoffeln mit 420 bis 460 Milliarden ver- taust. verhafkuag von Marenoerleuerern. Daß es den Behörden jetzt ernst ist, mit den schärfsten Maß- nahmen gegen die Verteuerer von lebensnotwendigen Bedarfs. artikeln durchzugreifen, erfuhr dieser Tage der Inhaber eines großen Herrenartikelgeschäft«« in Schöneberg . Er hatte einem Kunden für ein Paar wollene Herrensocken 40 Billionen abgenommen. Der Kunde erstattete Straf» anzeig««regen Wuchers und G. wurde sofort in seinem G«. schäft verhastet. Nachdem er drei Tae hinter den schwedi- j-iien Gardinen zugebracht hatte, gelang es N.-A. Dr. Stemmler, i di« Haftentlassung gegen 300 Goldmark Kaution zu erwirken. e> Di« Preisprüfungsstelle teilt mit: Durch die reichlichere Au«- ! gab« wertbeständiger Zc-hlungsmittel und durch Stillegung der Notenpresse Ist dl« Inf'ation zum Stillstand gekommen. Der Le- bensmittelhandel hat sich zu einer erheblichen Preissenkung verstan- den. Diesem Beispiel sind ander« Handelszweige noch nicht aus. �reichend gefolgt. Nachdem zurzeit die Gründe für die Be. rechnung einer Entwertungsrämie fortgefallen sind, muß die be- stimmte Erwartung ausgesprochen wcrden, daß die durch jene , Prämie bedingten hohen Preise herabgesetzt und dem- zufolge Rabatt« sür Zahlung in wertbeständigem Geld« nicht wehr gewährt werden. Insbesondere betrifft dies den Textil- und Schuhwarenhandel, in dem Preissenkungen von 20 Proz. und mehr erforderlich sind. Das Publikum wird er- sucht, bei Zahlung in wertbeständigem Geld« Rabatte nicht zu verlangen, vielmehr aus entiprechend« Herabsetzung der Gold» grundpreise zu achten und gegebenenfalls durch Anzeige bei der j Preisvrüfungsstell« oder beim Pollzei-Präfidium Abt W. «ine Nachprüfung der Preise zu veranlassen. Es ist zu hoffen, daß die Herabsetzung der Preise schleunigst in Erscheinung tritt, zumal der solid« Handel selbst eifrig bemüht ist, jeglichen Rabattunfug zu unterbinden._____ Die Rache der Schneiderin. Durch«in« unglaublich schnöd« Handlungsweise ist eine arm« Hausangestellte von einer Schneiderin Emma Drewniak um ihr« sauer zusammengesparte Aussteuer gekommen. Dem Kaufmann Metzenberg war die Schneiderin als Zwangsmieterin in fein« Woh- nung gesetzt worden. Es kam bald zu Streitigkeiten, da der Lebens- wandel der Schneiderin bei der Familie Anstoß erregte, und schließ- lich wurde das Mieteiniqungsamt angerufen. In dem Termin Hatto die bei Metzenberg beschäftigte Köchin ausgesagt, daß die Unter- Mieterin nicht weniger als drei Liebhaber habe. Das hatte nun die Wut der D. entfacht. Die Köchin stand vor ihrer Hochzeit und hatte sich für den Gang zum Standesamt von der Schneiderin ein Kleid machen lassen, das sie freudig überall im Hause herumzeigt«, Copj-nsM Qeors MOIIer, München . 42] Die Lofoifischer. Roman von Johan Daser. Henrik Rabben schnitzte an einem Bellschaft und sah zu Kristaver hinüber.Merkwürdig, wie schwer es für manche Leute ist. eine Verantwortung zu tragen!" sagte er. He!" Elezeus blieb stehen und sah ihn an, als wollte er ihn auffressen.Redest du auch mit? Du solltest dir lieber deinen Bart kämmen, du Blumentopf! Hel Wenn du nicht den Mund hältst!" Und gerade in diesem Augenblick kam«in Ramdöler, der alle seine Äetze verloren Halle, herein. Er fragte Kristaver und Per Suzansa und Henrik Rabben. ob sie für ihn beim Krämer bürgen wollten, damit er sich neue Geräte anschaffen könne. Elezeus blieb stehen und starrte ihn mst offenem Munde an. Die drei sahen sich an. Es war ja gerade nicht die Zeit, neue Verantwortungen zu übernehmen. Aber der Ramdöler war ein gute? Bekannter.Jetzt ist schon alles eins!" sagte endlich Per.Der Fang wird kaum dadurch besser, daß wir nein sagen!" meinte Henrik und arbeitete weiter an se'nem Bell- schast. Da tat auch Kristaver mit. Aber der Ramdöler konnte seine Netze noch einmal verlieren, und dann ja, dann kamen die drei Bürgen nie in der Welt von hier fort, ehe sie seine Schulden an den Nlatzkön'-g bezoblt statten. In allen Hütten ließen die Männer die Köpfe hängen. Am schlimmsten war es vielleicht bei den Junggesellen, die teure Busennadeln und Schärpen und Ringe gekauft hatten, um sie zu verschenken, wenn sie von einem so großen Fang nach Hause kamen. Gott ist wundersich. Er läßt seiner nicht spotten. Im Kramladen standen di« Blaujacken nebeneinander. Die Männer kauften nichts, sie sagten nichts, sie gingen nur aus alter Gewohnheit her, wie in der Zeit, als sie mit Haut und Haar den Plaßkönigen verfallen waren. Damals hatte der eine Art Derpfl'chtung gehabt, sie auch in ungünstigen Zeiten über Wasser zu basten. Jetzt kam er nur selten einmal aus feinem Kontor b-sraus, tat aber nie, als sebe er sie. Sie waren jetzt ja freie Männer und konnten ihre Fisch« verkaufen an wen sie wollten. Was wollten sie gerade fetztchier bei ihm? Aber einen Schilling konnten sie nicht schicken, nein, du mußt dich einstweilen behelfen mst dem, was du hast. Und recht viele Grüß«! Ein Dampfer mit Kod-erfischen aus Tromsö fährt in den Hafen ein, frische Kapelane, ein Leckerbissen für den Kabeljau. Köder? Wenn hier kein Fi'ch in der See ist? Der Köder- dampfer fährt wieder aus und nimmt den Kurs nach Westen. Glücklich« Reise! aber du wirst schwerlich einen Fischerplatz finden, wo es einen Käufer gibt. Dom Wesllofot kommen Boote herein, denn dort war den ganzen Winter kein Fang gewesen. Jetzt haben sie aus Leibes- kräften gerudert, um sich noch rechtzeitig Unterkunft zu ver- schaffen. Aber schon bei der Einfahrt erfahren sie, daß sie ver- gebens hergerudert sind. Setzt den Südwester auf. Verschnauft euch! Kehrt um! Ja, hier ist nichts zu holen! Aber jetzt haste Jakob seine groß« Zeit. Er hinkt, umher und kaufte Netze und Boote. Geld? Er würde es später be- zahlen. Sie konnten ja Boote und Geräte als Pfand b«halten. Aber jetzt kaufte er die Männer aus und heuerte sie an, so daß sie für den Rest des Winters für ihn fischen mußten. Mehrere Bootsführe? hatten den blinden Glauben, daß dem Jakob das Glück folge. Sie gingen auf den Handel ein und stellten sich in seinen Dienst schlechter als jetzt konnte es nicht mehr werden. Zwei Männer kamen nebeneinander über die Felsen fl«- schritten. Der eine viersckrätig, mit kurzem, rötlichem Vollbart und hellen, blinzelnden Augen das war Kristaver. Der andere batt« ein rotes, bartloses Gesicht, eine winzig kleine Ras« und ein Lächeln wie e'ne hübsche Frau. Das war sein Freund Edvmd Hansen aus Baranger. Sie lachten beide und erzählten sich Gelch'chten, sie wollten in eine Kaffeestube, etwas trinken und vielleicht ein bißchen mit der Kellnerin schäkern, wenn es keiner sah. Cdvind Hanstn hatte eine Frau und ein Schock Kinder in einer Hütte auf einem Felsen dort im Nor« den, und im gleichen Hause waren di« Witwen und Kinder von zwei Brüdern untergebracht, und für sie alle sollt« er sorgen, er und das kleine Nordlandboot. Aber wurde es besser, wenn man sich hinsetzte und iammerte? Rein, Kristaver und er machten einen Bummel, scherzten und lachten und waren beide wieder wie zwanzigjährig. In der Kaffeestub« war zu ibrem Leidweien eine ne"e Kellnerin, die noch dazu all und Da saßen Männer und schrieben Lofotbriefe, und keiner' häßlich war. Sie warfen sich einen Blick zu. der besagte:Die wollte die Wahrheit erzählen, daß hier jetzt gar kein Fang sei. I ist uns doch zu verschimmelt!" Dann bekamen sie chren Kafsee. und es endete wie gewöhnlich damit, daß sie sich die letzten Neuigkeiten aus ihrer Heimat erzählten. Es ist bei euch wohl noch immer so, daß eins von den Kindern unter der Küchenbank liegen muß, aber sonst g«ht es wie geschmiert," sagte Kristaver. Jawohl, und bei dir sind wohl jetzt junge Schweinchen angekommen, was?" Der Sonntag kommt. Und jetzt erinnert sich jeder, daß es hier eine Kirche gibt und daß heute gepredigt wird. Es ist ganz merkwürdig, wie voll die Kstche ist! Einer hinter dem anderen kommen die Fischer die schma- len Pfade durch den Schnee daher, heute haben sie nicht Süd- wester und Jacke an. sondern den Friesrock und den großen. breitrandigen Hut. Aber manch einer hat Wasserstiefel-an. weil er außerdem nur noch Pantoffel hat. Die Kirchenglocken hallen über Berg und Meer hin. Und die Männer gehen in die Kirche mit den schneeigen, geteerten Stiefeln, und da sie alle von der Heimat her an die schlechtesten Plätze im Gotteshause gewöhnt waren, so pferch- ten sie sich auch heute auf der ollerhlntersten Bank zusammen. Aber als sich dort nicht noch mehr zusammendrängen konnten, drückten sie sich in die nächste hinein, und so mußten sie all- mählich immer weiter nach vorn. Als Per Suzansa kam, siel er beinah um vor Schreck, weil er in der zweiten Bank vorn Platz nehmen mußte, wo der Posthalter und der Telegraphen- venvafter saßen. Ein Glück, daß Kristaver Myran mit seinem Sohn in der Bank dahinter faß, da hatte er doch einen kleinen Anhalt. Und neben ihm saß auch Jakob. Er war der einzige, der nickst besondere Kirchenkleider hatte. Cr hall« die gewöhn- liche Jacke und den isländischen (.'chlupfer an, aber er hatte sich die Oberlipp« rasiert, die jetzt ganz blau aussah. Heute herrschte kein Unfriede zwischen den Männern aus dem Süden und denen aus Norden, zwischen Netzfischern und Anglern. Nordländer und Staväringer saßen nebeneinander. Der Choral wurde angestimmt. Eine pechgeschwärzte Faust näherte sich Kristavers Gesangbuch, um di« eine Seite festzuhalten, während der Alte selber den Text mitlas. Das war Jakobs Faust. Und dieser Daumen! Der mußte einmal sehr schlimm gewesen sein, denn der Nagel war fort, der Fin-' ger war eigentlich setzt ein Klumpen, am Ende zusammen- geschnürt. Aber Jakob hatt. Stimme, und allmählich fand er den richtigen Ton. schlug die braunen Augen auf und stimmte ein.(Fortsetzung folgt.)