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Nr. 57$ 4$. Jahrgang

Seilage öes Vorwärts

Mittwoch, 12. Dezember 1$2Z

Crwerbslofenfürsorgeunöfirbeiterentlassungen Eine Diätendebatte in der Stadtverordnetenversammlung«

G«S«i Mißgriffe, die bei der Heranziehung von Er. werbsloseu zu Notstandsarbeiten vorgekommen sind. wandte stch in der gestrigen Stodtverordnetensttzung die sozialdemo- kratische Fraktion mit einem Dringlichkeit santrag. Gleichzeitig rief sie den Magistrat auf gegen den Entschluß der Reichs- und Staats- bchördsn. ihre Bauarbeiten«inzustellen, und forderte von ihm Schritt« gegen dies« Maßregel Weil man auf der rechten Sekte des Hauses die Sorg« für die Erwerbslosen nicht für eilig hielt und der Dringlichkeit widersprach, konnte nur über die Ein- stellung der Bauarbeiten sofort vrrhandelt werden. Unseren Antrag begründete Genosse Krause mit einer Darlegung der Verhängnis- vollen Folgen, die sie hoben muß. Es gelang, den Antrag mit knapper Mehrheit durchzubringen. « Zu Bemnn der außerordentlichen Stadtverordnetensitzung bracht« der Borstel»«? dem Geheimrat D o v e(Dem.) zum 70. Ge. burtstage die G'ückwünsch« der Versammlung dar. Der Dersamm- lung lag folgender DrlaglliUeltsiMtrag der Sozlaldemokrakea vor. Die Bertammlung wolle befrbsseßen, daß bei Notstands- arbeiten die zu vermittelnden ArbeiternurzumTarif» lobn angefordert und am Arbeitsnachweis vermittelt werden dürfen. Di- Versammlung ersucht den Magistrot. bei den Reich»- und Staatsbehörden dahin zu wirken, daß tnfo'g« der großen Arb-ilslvsinkeit, die zurzeit in Groß-Bersin herrsch», von der Einstellung der Bauarbeiten Abstand ge» nommen wird/ Gegen den ersten Teil des Antrages erhob stch Widerspruch au» den Reihen der Deutschen Boltspartei. wodurch formell dieser Teil aus der scicrtl-en Beratung mtsfrfiied; tatsächlich beherrschte indessen der materielle Inhalt dieses ersten Antraaes die an den zn-iten stch anknüpfende Aus»vrache. Gen. Kraus« de- dauerte.> von der Rechten selbst angesilbts der heutigen Lag« nicht soni-l Mut aufasbralbt wurde, dem ersten Antra» sofort zur Die- kussion»'n>u»ass«n. Gerade deute, wo das Wei�nach�skest, das l�est der chriülickien Liebe, vor der Tür stehe, Hab- der Reirbs-inanzminister die Stilleaung sämtlicher Bauarbeiten de» Reichs an-eardnetl Damit träten allein in Berlin der großen Zahl der Arbei'?»o'«n welkere arbeitslose llvOll Bauarbeiter bin?" Der schein-»"'r-li da« Ermächtlaunasgeletz der Kamm aeschwollen zu sein. lWidersyruch rechts. Zuruf: Sie haben sa dafür geitimmtl Große Heiterkeit rechts.s Di« Anordnung sei eine rinoros« Maßnahme, vielleicht darauf aerichtet. die Ziffer der Erwerbslosen noch stärker anwachsen zu lassen und die Ar» beiterscbaft dadurch so mürbe zu machen, daß sie nach den Fcierta-en den Neun» und Zehnltundentag schluckt. Da» gegen werde die Sozialdemokratie mit aller Schärfe Front machen. Koch sDnat.) wies darauf hin. daß im vorlie-enden Fall« es sich nicht um dos Crmächtinunasgesetz handle. Die Heu»» ergangen« B-rordnung datiere vom 17. November. Stadtrat Brühl be­stätigte, daß die Derordnung nicht ürf dem Enn-chü-un-sgesetz be- , ruhe, und hob daneben hervor, daß«s sich bei wirklichen Notstands-, d. h. rncbr als 3 Tag« dauernden Arbeiten, niebt bei der Zahlung in d-r bloßen Hähe der Ern-erbslolenunt-rstützimq bewende. Ostrowski(Komm.) erblickte'in dem Bor -eben der Behörden «ine krasse Lohnprellerei und biest die Ausschnßb-ratunq, die Herr Koch beontraat hat»«, für völlig überflüssig. Mit 93 gegen 80 Simm-n wurde dieser Kochsche Antrag abgelehnt und mit der gleich-n Mehrheit der»welle Ze-'l-ag unserer Genossen nn-enam. Den bautechnisch befchöftig'en Ve-mten und Angestellten der Eva rkass« beabsichtiat» der Magistrat est»« ruhegehalts- fähige Zulage von IS bzw. 25 Proz. zu gewähren. Auf Antrag des

Beamte nousschusses wurde beschlossen:Der Aufstchtsrat der Spar- fasse wird ermächtigt, am Ende dieses Rechnungsjahres denjenigen bei den Girokassen beschäftegten Beamten, die besonder« Leistungen aufzuweisen haben, ohne eine dieser Tätigkeit entsprechend« Be- soldung zu beziehen, ein« einmalig« besondere Bergütung zu ge- währen.' Ein von unseren Genossen beantragter einschränkender Zusatz fiel mit SO gegen 88 Stimmen. Entgegen dem Aus­schußantrag« beschloß die Versammlung in ilebereinstimmung mit dem Wagistrat die Beibehaltung der Stell« des stellvertretenden Stadtarztes des Bezirksamtes Eharlottenburg. Um des Inkraft­treten der Lobnsummensteuer nicht zu verzögern, hat der Magistrat dem Verlan-«« des Oberprästdenten zugestimmt, daß der von der Steuer in Abzug kommende Betrog sich bei Betrieben, die nicht mehr al» 8 Arbeitnehmer beschäftigen und lediglich Handwerts- kammerbeiträge zahlen, auf ein Fünftel der Lohnbezüge ermäßigt. Dieser Maßgabe gab gestern auch die Versammlung ihr« Zu- stimniunq. Der Magistrat hat mit Zustimmung des Organisations- ausschusses und der Bezirksämtervorsitzcnden der Versammlung den Entwurf eine» Ortsgesetzes vorgelegt, wonach zum Zweck der möglichst innigen Gestalkong der Zvsammeaarbelk von Zentrale und Bezirken Mitglieder der Bezirksämter zu Mitgliedern der zentralen Aer- waltungsdeputationen und sonsti-en ständmen Berwaltungskörpern I berufen werden können. Die Ernennung soll durch den Oberbürger- meiste? aus Vorschlag der Vorsitzenden der Bezirksämter erfolaen. 1 Die Aussnrach« ergab, daß sowohl Dr. Steiniger(Dnatl.) wie auch o. E y n e r n sD. Do.) von diesem Ortsqesetz nicht» wissen wollen, obwohl es, wie Genosse Dr. W« y l hervorhob, erst vor kurzem im Orgamsationsausschuß«instimmig« Annahm« gesunden hatte! Dr. Wenk hielt den beiden Herren, deren Parteien doch die Vaterschaft des Gedanken» der Revision des Gesetzes Groß-Berlin nicht ableugnen könnten, vor, daß ihr jetzi-e» Widerstreben dem gesunden Menschenverstand« einfach unbegreif» l l i ch erscheinen müsse. Gerade im Sinne dieserReformer' habe ! doch der Magistrat stch ernstlich um ein reibunasloseres Zu-, sammenorbeiten zwilchen Zentra'e und Bezirken bemüht! Ober-' | bür-erm erster B ö ß sprach gleichfalls eindringlich für das Ortsgesetz: auf die Reoillon des Gesetzes vom 27. Avril 1920 könne man nicht warten. Dörr(Komm.) lehnt« das Ortsstatut ob, da er dem Oberbürgermeister nicht das nötig« Vertrauen entgegenbringen könne. Di« Dorlage fand ein« Mehrheit, da auch die Demokraten und dos Zentrum dafür stimmten. Zu lebhasten Erörterungen führte dann noch der Antrag der Demokraten betr. veseikigunq der Aufwand senlschädigung an ehrenamtlich tätige Bürger. H a u s b e r g, der ihn begründete, meint«, der Antrag spräche stch selbst Auf allen Gebieten werde jetzt gespart. Die Höhe i er Diäten habe jede Bedeutung verloren, für den Betrag von ! 2 8 Sitzungen könne man kaum eine Zigarre erstehen; anderer- i scits sei es unter den heutigen Rotzuständen unverantwortlich, sie angemessen zu erhöhen. Dorum fort mit dem ganzen Diätenkram! schloß Herr Hausberq. Genosse Dr. Lohmann vermißte in dieser Begründung jede Logik Di« g« s a m t e n Dichten für olle Psenar»,.Ausschuß-»md Maqistratssttzungen machten im Jahre noch nicht 20000 Goldmart aus. Jedem arbeitenden Mann und jeder arbeitenden Frau müsse es möglich gemacht wer- den, das Mandat auch wirtlich auszuüben. Man. soll« den Antrag einem Ausschüsse überweisen, der die Frage der Dereinfachung der Auszahlung und vor allem die der Beseitigung! der ganz einseitigen Bevorzugung der Beamten zu prüfen hätte. Auch Müller-. Franken(Wirtsch.-P.), Dörr(Komm.), Hallensleben(DDP.) sprachen gegen den Antrag, dem Koch (D.-Nat.) soweit entgegenkam, daß er wenigstens die Möglichkeit «ine, Abbaues im Ausschuß untersucht wissen wollte. Zugleich

empfahl er zwei von seiner Fraktion eingebrachte Anträge, die eine Obstruktion, wie sie am 18. Oktober Herr Dörr vollführte, indem er durch sein Weiterreden die Beschlußfassung ver» «itelte und die Sitzung zum Auffliegen brachte, durch Entziehung der Diäten geahndet wissen wollen. Nachdem Genosse Kreuziger den weiteren Antrag der Deutschnationalen, die konfiszierten Diäten den Erwerbslosen zu überweisen, als im- zulässig charakterisiert hatte, wurde Ausschußberatung für den An- trag der Demokraten beschlossen: die Anträge der Deutschnationalen verfielen der Ablehnung. Schluß der öffentlichen Sitzung gegen g Uhr.

Der kontrollzähter.

Es

Die Berliner Bevölkerung brennt in ihren Behausungen zu einem großen Teil Gas, während die Elektrizitätskonsumenten nicht so zahlreich sind. Der schlicht« Mann aus dem Volke denkt gewiß neidvoll nur an die schönen taghell erleuchteten Zimmer. Schieberinski aber ist nicht so bescheiden. Er hat elektrische Plätte, elektrischen Teppich-Staub- sauger, elektrische Nähmaschine, elektrische Fußheizkissen. elektrische Kocher und elektrischen Ofen Kurz alles elektrisch. Das muß doch aber«in sündhaftes Geld kosten, wundert stch der ehrliche arme Mensch. Weit gefehlt! Schieberinski braucht zwar täglich... zig Kilowattstunden, aber an die städtischen Elektrizitätswerke zahlt er oll« vierzehn Tage, wenn es hoch kommt drei Kilowatt. Meistens aber sind es nur bescheidene zwei, wenn nicht ein Kilowatt. Die Kontrolleur« suchen mit gewissermaßen mikroskopisch gewordenen Augen den Zähler ab, er zeigt aber In vierzehn Tagen nicht mehr als zwei bis drei Kilowatt. Eines Tages kommt der Kontrolleur mit einem anderen Hausbewohner ins Gespräch.Schieberinski? Der? Na. den kenns« noch nich! Wissen Se, wat der jesagt hat? Aber S« dürfen mich nich verraten.' Der Kontrolleur schwört hohe Cid« und erfährt mit grenzenlosem Staunen, daß der ehrenwerte Herr Schieberinski mit zynischem Lächeln einem anderen Haus- bewohner erklärt hat:Kunststück! Ick verfüg« über een unfehl- baret Mittel. Da kann ick so ville Strom verbrauchen wie ick will, und de Uhr zeijt nich een Zehntel Kilowatt. Damit et nach watt aussieht, laß ich se zwei bis drei Kilowatt loofen. Mir kann keen Kontrolleur wat, un ick habe mein« Freide dran, wenn se kommen und spannen, Hähäl' Der Kontrolleur meldet das der Direktion. Am anderen Tag erscheinen bei der Hausfrau, die unter Herrn Schieberinski wohnt, zwei Beauftragt« des Elektrizstätsamtes. dia sich legitimieren und die Hausfrau aufklären. Mit größter Bereit- Willigkeit läßt man die Herren ein, die mit größter Leichtigkeit in die Leitungen, die durch die Deck« in Herrn Schieberinskis Wohnung führen, einen Kontrollzähler einbauen. Schieberinski ahnt, nichts, plättet, kocht, näht und heizt elektrisch, daß es nur so raucht. Am anderen Tage zeigt der Kontrollzähler 28 Kilowatt. So geht das ruhig zwei Wochen. Eines Ta-es erhält Schieberinski eine Rech- nung vom Elektrizitätsamt über 381 Kilowattstunden, zu je ... Goldpfennigen, macht... Rentenmart. Er rein in seinen Pelz und zum Elektrizitätsamt:Wat soll dat heißen? Wohl toll jeworden, wat? Bureaukratengesellschaft! Liederliche Wirtschaft seit der Revolution.' Er wird feierlich in das Direktoriolzimmer geleitet. Der Direktor ist die Liebenswürdigkeit selber, ober er hat ein Luge wie«in Kriminal, denkt Schieberinski und knöpft den Pelz auf.. ,, Räch ein« kurzen Wefle erscheint er wieder in der Tür;«- ist sehr rot und sehr, sehr klein und bescheiden, geht zur Kasse und zahlt wortlos die ganze Rechnung. Am liebsten möchte erdie ganze Band« aufhängen', nämlich weil sie schlauer war als er, denn er muß für eine» zwei Jahre lang unterschlagenen Derbrauch etliche tausend Coldmark nachzahlen, wenn er nicht mitAlex' und mit Plötzense« Bekanntschaft machen will. Ja, ja. so geht es. Es gibt nicht wenige solcher Schieberinskis in Berlin , die stch heut« noch unentdeckt wähnen. Si« kommen aber noch und nach alle ran.

CopyrftStt Oeorg Miller, Mtactoa.

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Die Lofolfifcher. Roman von Zohan Dojec.

Und dort auf der Kommandobrücke ging der Herr im Pelz, und so siegessicher war er, daß er noch immer mit ge» mütlichem Gesicht die lange Pfeife rauchte. Der Kapitän neben ihm hatte das Kommando über den Maschinisten mit den, Wasserschlauch übernommen.Dorthin!' zeigte er.Gib ihnen eine Spritze! So ist es gut! Potzwetter!' Der Ma» fchinist war ein dünner Kerl mit aufgskrämpelten Aermeln, die Arme waren tätowiert. Er wollte eben den Wasserstrahl dorchin richten, wo Jakob einhertrampelte, als plötzlich hinter ihm ein Lursch auftauchte das war Kaneles. Er war unter dem Dampfer durchgeschwommen und auf der anderen Seite hinaufgeklettert.Achtung!' rief der Kapitän. Aber ehe der Maschinist sich umwenden konnte, taumelte er zu Boden, von xinem Schlag mit einer messingenen Tabaksdose getroffen. Kaneles gab ihm einen Tritt, daß er in den Schiffsraum hinunterf-og, nahm den Schlauch und richtete ihn auf die bei- den auf der Kommandobrücke. Der Mann im Pelz griff sich nach dem Gesicht, stieß ein Iammeraeheul aus, taumelle nach hinten. Der Kapitän fluchte und brüllte, duckte sich nieder, blieb liegen. Und nun stürmten die Fischer an Boro. Aber Kaneles richtete den Schlauch auf den Maschinisten des Nach» bardampfers. Ja, er leitete die Eroberung einer Festung, er war General. Der Kerl da hinten bekam einen Strahl in die Fratze, ließ den Schlauch fallen, heulte auf. Im nächsten Augenblick stürmten die Fischer auch diesen Dampfer, und ehe man sich's versah, waren alle Dampfer in ihren Händen. Jetzt kamen ein paar Boote von den Netz- Mannschaften zu Hilfe geeilt, aber es war zu spät. Der Herr im Pelz war wieder auf die Beine gekommen, und obwohl er die eine Hand vor das Gesicht hielt, winkte er mit der an- deren und wollte sprechen.Hört, Leute Ihr sollt hinein! Aber Ihr müßt versprechen, daß Ihr unseren Netzen nicht w deu Weg kommt.' Er hätte ebensogut zu einem Orkan sprechen können. Er wurde von ein paar wilden Kerlen gepackt und über Bord geworfen. Der Kapitän ging denselben Weg. während er fluchend mit den Fäusten um sich schlug gut. daß die Netz- boote in der Nähe waren, b:c sie auffischen konnten. Und auf allen Dampfern geschah das gleiche: die verbrühten, halb- blinden Fischer waren unbändig: sie warfen Kapitäne. Reeder, Maschinisten über Bord und dann dann rasten sie in die Kajüten.hinunter, zerschlugen Spiegel, Lampen. Flaschen, alles, was sie nur beiommen konnten. Rache, Rache! Aber das dauerte nur einen Augenblick. Der Fisch dort drinnen im Fjord, der Reichtum, der Fisch, der Fisch!

Rasch wurde die Kette der Dampfer getrennt, die Fischer- flotte strömte hinein, breitete sich über den Fjord aus, immer weiter landeinwärts. Aber hier gewahrten sie die Sperrnetze. eines nach dem andern, von geschäftigen Booten umschwärmt. Die mußten sie haben. Das war die Art des Großfischers, reich zu werden; sie leerten das Meer mit ein paar Zügen. daß für die kleinen Leute nichts übrig bliebFaßt sie, vorwärts!' Innerhalb der Sperrnetze standen die Fische so dicht, daß es aussah, als werde die Wasserfläche von einem Hagelschauer gepeitscht, aber im ganzen Fjord war es nicht anders, Rückenflossen, Rückenflossen überall, der Fjord siedete, sie ruderten in Fischen, dies war ein Märchen! Alle Augen waren blutunterlaufen. Die Ruder hoben sich zum Schlage, die Netzboote wurden überwältigt, die Manner niederge- schlagen, die Fischer stürzten sich aus die Netze, schnitten, rissen. hieben sie in Fetzen. Mag doch der Fisch entschlüpfen. Dort hinten ist ein neues Sperrnetz. Die Boote rasen borthin. Noch ist die Schlacht im Gange. Aber da komntt der Wal zurück. Er fährt durch den Fjord. prustend und schnaubend, er stöhnt vor Entsetzen, daß die Felshänge beben, er hatte am Ende des Fjords keinen Aus- gang gefunden, er fühlte sich gefangen, Panik, Panik! Er jagt Heringsfchwärme vor sich her, beachtet sie aber nicht mehr, er stiebt nur sinnlos dahin, um aus der Falle zu entkommen, dem Meere zu. dem Meere zu. Wellen gehen von ihm aus wie von einem Riesenschiff. Und jetzt kommt noch einer. Nun wird es still in den Booten Sie beginnen ans Ufer zu steuern, um aus dem Wege zu kommen. Und da ist noch einer, aber der wird ron einem Todfeind verfolgt, dem Delphin. Die munteren Jäger springen hoch aus dem Wasser, er sind schlanke, hellblaue Leiber, und sie fallen klatschend nieder, daß das Wasser aufspritzt, reißen sich einen Bissen aus dem großen, schnaubenden Fleischberg heraus »md springen munter wieder in die Luft. Das ist gute Jagd. Ist es ein Wunder, daß der Wal die Fasiung verloren hat? Er pflügt durch den Teil der Fischerflotte hindurch, der nicht mehr ausweichen konnte, die Boote schaukeln auf den mächtigen Wellen, man hört erschrockene Rufe, ein Delphin fliegt in die Luft und fällt fast in ein Anglerboot zurück, aber der dunkle, schnaubende Felsblock treibt so dicht vorbei, daß man aus seinen Rücken springen könnte. Jetzt hat der Wal die Boote hinter sich, aber gerade vor ihm sind wieder die Dampfer ist der Fjord dort auch zu Ende? Der Wal will umkehren, aber der Delphin ist über ihm. Da ist es, als presse der Tod ihm das Herz zusammen, er macht einen sinn- losen Sprung, der gewallige Körper hebt sich aus der See und schwebt einen Augenblick in der Luft, aber der Körper ist schwer, er muß wieder hinunter, und dort unten wartet der Verfolger mit den messerscharfen Zähnen. Einen Augenblick tanzt der Wal im Wasser herum,«ahn-

sinnig ratlos. Der Fjord schäumt und wallt. Und der Delphin hackt einen Bissen nach dem anderen aus seinem Leibe, daß das Blut aufspritzt und die Wellen der grauen See sich rot färben. Da stößt der Wal nach unten, tief auf den Grund hinunter, daß der Schwanz bei dem letzten Schwung noch aus dem Wasser hrrausragt. Blasen steigen auf, ein Dampfer in der Fjordmündung bekommt einen gewaltigen Stoß das ist der Wal, der unter dem Kiel wegscharrt, auf seiner Flucht ins Meer hinaus. 22. Niemals noch halle wohl je ein Mensch von einem solchen Kabeljaufang gehört, wie er jetzt hier im Fjord einsetzte. Die Boote wimmelten durcheinander, man sah Heringe und Fische im Wasser springen, man warf Netze und Angeln aus, wo es sich gerade traf, und immer enger drängten sich die Boote aneinander, so daß sie immer tiefer und tiefer w den Fjord hinein mußten. Aber überall stand der Fisch in dichten Schwärmen unh die Augen wurden wild und gierig. Die Vögel in der Luft und die Menschen auf der See kreischten. Kaum waren die Netze ausgelegt, so konnte man sie auch schon wieder voll einziehen, und die Boote waren zum Sinken schwer mit Fischen beladen, aber was sollte man damit tun? Ein paar Handelsfahrzeuge waren gekommen, sie wurden um- ringt, man schlug sich darum, heranzukommen: es gall ja nur, die Boote zu leeren und dann von neuem Netze auszuwerfen. Einige von den Fischdampfern gaben das Fischen auf und be- gannen zu taufen, und jetzt war es leicht, die Preise zu drücken, kein Fischer hatte Zeit zu feilschen, sie nahmen, was ihnen geboten wurde, es galt ja nur, das Boot zu leeren. Es war ein Fang ohne Aufsicht und gegen alles Recht und Ge« setz, es hieß sich durchzuschlagen und sich den Nachbarn vom Leibe zu halten: es hieß, anderen die Netze zu zerreißen und zerschneiden, wenn sie im Weg waren, und das Boot mit Reichtum zu füllen. Es dämmerte, und keiner dachte daran, an Land zu gehen. Es wurde dunkel, aber der Fang ging im Dunkeln weiter, man warf Netze aus, man holte sie ein und hatte von neuem das Boot voll. Die in der Nähe des Handels- fahrzeugs lagen, hallen Glück, ihre Boote wurden rasch wieder geleert, andere fuhren an Land und luden die Fische einst- weilen am Strande ab. Es würde wohl ein Käufer kommen. Es wurde Mitternacht, und jetzt wurde es erst lebhaft. Der Fjord hatte so öde dagelegen mit seinen Schneebergen zu beiden Seiten und seinen erstarrten toten Ufern. Jetzt hallten die Felsen vom Lärm. Es kamen neue Fischer an, die mtt aller Macht gerudert hallen, Netze aus. Angeln aus. Hatten andere gerade an derselben Stelle schon ihre Netze ausge- worfen, fo hallen sie den Schaden: mochten sie doch schimpfen. Angeln lagen über Netzen, die Netze hatten den Schaden da- von. die Angelfischer wollen auch leben. Selbst im Dunkeln sieht man, daß der Fjord von Fischen wimmelt Reichtum, Reichtum!(Fortsetzung folgt.)