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V t; V nittyrcd)fn, mehr bestraft sind als die Christen. T ie Bistrafungtn allein geben kein richligeZ Bild; man muß auch die Freisprechungen in betracht ziehen, um zu sehen, wie die Juden durch ihre Geriebenheit und Gerissenheit sich frei zu niachen verstanden haben; 1S.5 pCt. Deutsche und SS.2 pCt. Juden sind freigesprochen worden. Sehen Sie doch nur, wie viele Nechtsanwälte in Berlin noch deutscher Abstammung sind. Ucderhaupt giebt ja die Statistik nur die Personen jüdischen� Be- kenntnisses wieder, wenn man nach Personen jüdischer Ab- stammung fragen würde, würde sich«in« größere Zahl ergeben. Die Juden haben wenig Neigung zur Landl wirthschaft und Viehzucht, die starke, körperliche Aw strengung erfordert; sie sind auch weniger Militär tauglich. Zu körperlichen Arbeiten wenden sich von 1000 Juden nur IIS, von den Christen aber über 700; dagegen drängen sie sich zu den Erwerben, die keine körperlichen An- strengungen erfordern. Die Jude» sind ein anderes Volk als wir, mit anderen geistigen und wirthschaftlichen Richtungen. Deshalb sagte schon Mollke, daß die Juden einen Staat im Staate bilden. Deshalb bin ich der Ansicht, sie stehen unserem Staate feindlich gegenüber. Darum sage ich: Nur von der Sorte nicht mehr. Stimmen Sie für unscrn Antrag, auch die- jenigen, die die Juden als etwas Gutes und Schönes betrachten; denn es kann auch des Guten zu viel sein.(Lebhafte Zustimmung rechts.) Abg. Schmtdt-Elberfeld beantragt, über den Antrag Lieber mann von Sonnenberg zur Tagesordnung überzugehen und die Debatte über den Antrag v. Hammerstein zu schließen. Zur Be- gründuug des Ueberganges zur Tagesordnung erhält das Wort Abg. Richter(dfr. Vp.): Wir wünschen, daß die Debatte heute zu Ende kommt; das würde aber nicht erreicht werden, wenn der Antrag noch zur zweiten Lesung käme und in der nächsten Woche zur erneuten Verhandlung kommen müßte. Daß der Antrag Liebermann gesetzgeberisch keinen Werth hat, haben die Verhandlungen dargethan; er zeugt von einer seltenen Unkenntniß der geltenden Gesetze, Verträge und Verwaltungsuormen. Der Gesetzentwurf hat offenbar nur den äußern Anlaß bieten sollen, um den Antragstellern Gelegenheit zu geben, ihren all- gemeinen Abscheu gegen die Juden kundzugeben. Die Sache fängt mit einem Wort an langweilig zn werden, und es wird den Rednern schon schwer, diesen Eindruck durch ein paar passable antisemitische Witze zn verwischen. Bei der Knappheit ihrer sonstigen Gedanken sind sie darauf angewiesen, jede Frage zu einer antisemitischen Pointe herauszuarbeiten.(Große Un- ruhe.) Das hat für den Reichstag selbst immer weniger Be- deutung, macht aber einen Eindruck auf viele tausende unserer jüdischen Mitbürger, die sich mit vollem Recht bewußt sind, personell und materiell, allen Ver- pflichtungen gegen das Vaterland nachzukommen. Sie werden dadurch gekränkt, verletzt, herabgewürdigt(Lachen rechts), wenn sie als Parasiten hingestellt werden, die am Marke der deutschen Eiche zehren. Von autoritativer Seite ist beklagt worden, daß der Ton in diesem Hause sich verschlechtert hat. Als alter Abgeordneter kann ich bestätigen, daß solche Debatten wie diese früher im deutschen Reichstage nicht möglich gewesen wären, und damit der Ton sich nicht noch weiter verschlechtert, wollen wir dieser Debatte ein Ende machen.(Beifall links.) Abg. Förster-Neustettin(Antisemit): Ich wende mich an das Gerechtigkeitsgefühl des hohen Hauses und bitte um Ab- lehnung des Antrages. Was Herr Richter vorgebracht hat, ist nicht ausreichend, die Debatte abzuschneiden. Wenn die Dinge auch vielleicht einigen Leuten langweilig werden, für das Volk draußen haben diese Dinge eine sehr hohe Bedeutung; das Volk verlangt, daß sie endlich einmal erörtert werden. Die sehr sachliche Rede des Herrn v. Langen(Widerspruch links) ich wünschte nur, die Herren Paasch« und Vogthcrr hätten entfernt so viel Sachlichkeit entwickelt zeigt, daß die Bedeutung der Sache eine große ist und eine gründliche Erörterung verdient. Gerade, um zu zeigen, daß wir nicht so gedankenarm sind, sollte man den Antrag ablehnen. Das deutsche Volk ist in seiner über- wiegenden Mehrheit antisemitisch durch und durch, und wenn einmal eine antisemitische Botschaft von Ihnen oder von den ver- bündeten Regierungen ausginge, dann würde sich das sehr bald zeigen (Lachen links.) Wir sindangegriffen wordenvom Abg. Hermes in einer unerhörten Weise, mit geradezu beschimpfenden Aeußerunge».(Präs. v. L e v e tz o w: Ich kann es nicht erlauben, daß Sie derartige Aeußerungen über ein Mitglied des Hauses machen.) Man sollte der kleinen antisemitischen Partei ihre Bertheidigung nicht ab- schneiden; das wäre eine Vergewaltigung. Wir bekämpfen den wahren Umsturz.(Präsident v. Levetzow bittet den Redner, sich an den Antrag auf Tagesordnung zu halten.) Ich bitte Sie dringend, wenigstens einem! Redner meiner Partei das Schlußwort zu gestatten. Darauf wird der Antrag auf Tagesordnung abgelehnt gegen die Stimmen der Konservativen, eines Theils des Zentrums und der Sozialdemokraten; ebenso wird der Antrag auf Schluß der Debatte abgelehnt. Abg. Ahlwardt (Antis.): Herr Rickert hat einen Fehlschuß ge- than, wenn er meinte, die Antragsteller hätten nur von de» deutschen Juden gesprochen, während ihre Anträge sich gegen ausländische Juden richteten. Die Juden haben gewisse Fehler und unter diesen Fehlern werden wir noch immer leiden, wenn die Zahl der Juden abnimmt. Dadurch sind die Anträge zur Genüge begründet. Es giebt manchen Juden, dem man nichts schlimmes nachreden kann, aber man weiß, daß die Rassen- eigenschaften der Juden mit denen der Deutschen sich nicht ver- tragen; man kann deshalb vermuthen, daß ein Jude, der noch nichts Schlimmes gethan hat, etwas Schlimme? thun wird im Laufe der Zeit. Meine speziellen politischen Freunde(Heiterkeit). und es sind deren nicht wenige im Lande vorhanden, bekämpfen die Juden nicht ihrer Religion wegen, sondern ihrer Rasse wegen. Rasseneigcnthümlichkeiten, die angeboren oder im Laufe der Jahrtausende erworben sind, sind das halt- barste und festeste, von dem man sich nicht loSmachen kann. Deshalb braucht man den einzelnen Juden nicht zu bekämpfen. Aber wenn solche Eigenlhümlichkeitcn festgestellt werden, dann ist es unsere Pflicht als Eingeborene des Landes gegen die Juden und ihre andere Natur Stellung zu nehmen. Wir stehen auf dem Kulturboden der Arbeit- bei den Juden ist das etwas anderes; sie wollen nicht selbst Werthe schaffen, sondern ohne Arbeit die Werth« sich an- eignen, welche andere geschaffen haben. Das ist der Kardinal- unterschied. Wenn dieser in Erwägung gezogen wird, dann werden Sie unsere Anschauungen nicht für so verwerflich halten, wie es geschehen ist. Es wird von Herrn Rickert dargelegt, wie wenig Juden wir haben und daß deren Zahl abnimmt. Gehen Sie einmal nach den Stellen, wo die Haupterwerbsgelegcnheit vorhanden ist und sehen Sie nach, ob das Prozentverhältniß vor- Händen ist. Gehen Sie einmal die Leipzigerstraße oder in Frankfurt die Zeil entlang, wo sind da noch Deutsche ? Die Juden sind Raubthiere(Heiterkeit), das ist eine feststehende Thatsache. Nutzlos ist die antisemitische Bewegung nicht. Wenn ein schwerer Schaden vorhanden ist, dann ist der Kampf dagegen niemals nutzlos, wenn er in ausreichender Weise geführt wird. Es kommt nur darauf an, daß Sie diese Bestrebungen ihrem innersten Kern nach begreifen, wenn auch manches daran un- richtig sein mag. Herr Hasse machte den Fehler, daß er die anderen Völker und die Juden auf eine Stufe stellte. Die Juden stehen uns ganz anders gegenüber wie die Angehörigen der anderen Völker. Es ist etwas anderes, ob ein Pole. Russe oder Däne hier einwandert, oder ein Jude. Die anderen Völker standen auf demselben Kulturboden der Arbeit wie wir; im Laufe von dreißig oder vierzig Jahren waren diese Ein- Wanderer Deutsche. Die Juden sind in den Jahrhunderten nicht deutsch geworden; sie haben nicht daran gedacht, sich auf den Kulturboden der Arbeit zn stellen; sie haben geschwindelt, so lange sie in Deutschland waren. Persönliche Ausnahme» davon beweisen nichts. Daß wir schon zuviel Gesetze haben, ist em eigenthümlicher Grund gegen den Antisemitismus. Wenn wir die Juden abschaffen, dann können wir die Hälfte der bestehenden Gesetze auch abschaffen.(Große Heiterkeit.) Wenn es sich darum handelte, gegen einen ehrlichen Feind zu kämpfen, dann wurden die Deutschen sich vor den S00 000 Juden nicht fürchten. Aber der parasitische Jude ist etwas anderes, Herr Riefen, er ist es, vor dem man sich fürchten muß, wir vor einem einzelnen Eholerabazillus. Diese Ansteckungsgesahr des Juden ist es, vor der wir uns fürchten. Von Rothschild will ich nicht sprechen, sondern nur von den Juden, welche 100 Millionen Mark besitzen. Hat der Jude dieselben er« arbeitet? Nicht 10 Pfennig davon!(Heilerkeit.) Sie sind erworben vom deutschen Volke ohne jegliche Gegenleistung. Die Humanität, die die Raubthiere schützt, ist unberechtigt. Herr Rickert meinte, im Osten übten die Juden eine Kultur- Mission aus. Ich bin erst vor wenigen Tagen im Osten gewesen und habe mir die echten Juden angesehen. Im Osten hat der Jude das ganze Gefchästsleben in Händen. Wie übt er seine Zkulturmissio» aus, namentlich an den Landleuten? Was be- kommen sie für das Getreide? Ter Jude giebt den armen Leuten Vorschuß auf die Ernte und bringt das Getreide für ein Butterbrot in seine Hände. Arm werden die Leute alle; wo die Juden sitzen, werden die Deutschen stets arm. Wo nachher garnichts mehr zu holen ist, ziehen die Juden fort. In Berlin wohnen die Juden im Westen, sehen Sie sich die prachtvollen Villen an! Die armen Leute wohnen im Norden der Stadt in engen Wohnungen, sie können höchstens Sonntags einmal Fleisch essen. Das sind die nutzbringenden Mitglieder der Gesellschast, aber die Gesell« schaft in den Villen, das ist nichtarbeitendes Gesindel. Soll einem da nicht die Empörung aussteigen?(Heilerkeit.) Ich will die Juden nicht mit den Strolchen und Bettlern auf eine Stufe stellen. Die Strolche und Bettler sind die zu gründe gegangenen deutschen Brüder, die sich vielleicht noch retten lassen; aber glauben Sie, einen Jude» retten zn können?(Heiterkeit.) Die Katholiken haben zu Unrecht unter den Ausnahmegesetzen gelitten. Aber ist denn das Umsturzgesetz nicht das schlimmste Ausnahmegesetz!(Sehr richtig! links.) Wir wollen produktive Deutsche, aber keine Parasiten haben; die müssen wir durch Gesetze unschädlich machen. Für unsittlich habe ich die Sozial- demotralie noch nicht gehalten. Sie irrt sich in ihren Schlußsolgerungen, darum bekämpfe ich sie. Unsittlicher ist der Antisemitismus nicht. Es werden in allen politischen Parteien Fehler gemacht. Warum nennt Herr Hermes unsere Bestrebungen unsittlich? Das muß ich entschieden zurückweisen. Der Jude ist kein Deutscher, auch wenn er in Teulschland ge- boren ist. Das Steuerzahlen und alles andere ist nicht das Entscheidende bei der Nationalität, sondern die Raffe; ein Pferd, das im Kuhstall geboren ist, ist noch lange keine Kuh.(Große Heiterkeit.) Ein Jude, der in Deutschland geboren ist, ist noch lange kein Deutscher. Deswegen müssen mir uns bewußt werden, daß die jüdischen und deutsche » Rasseneigenthümlichkeiten sich nicht vertragen, daß ein Zusammenleben nicht möglich ist, ohne daß wir Deutsche geschädigt werden. Deshalb betrachten Sie die Sache nicht als Spielerei, es handell sich um Sein und Nichtsein des Volkes. Wir denken nicht daran, so weil zu gehen, wie die österreichischen Antisemiten. Wir wollen zunächst die Klappe zumachen, damit nicht noch mehr hineinkommen. Für uns ist das Gesetz an sich bedeutungslos, es ist aber der Ansang und deshalb stimme ich dafür. Abg. Richter(zur Geschäftsordnung): Der Vorredner hat die Gesammtheil der deutschen Juden beschimpft als Raubtbicre, Gesindel, Parasiten k. Wenn auch die Persönlichkeit des Vor- redners durch gerichtliche Urtheile gekennzeichnet ist, so entspricht doch die Schimpfsreiheit, die dem Vorredner gestattet ist, nicht den Gepflogenheiten des Hauses und den Grundsätze», die der Präsident gestern beim Militäretat proklamirt hat.(Leb- haste Zustimmung links, Widerspruch rechts.) Präsident v. Levetzow: Herr Abg. Richter, Sie haben kein Recht, meine amtliche Führung zu krilisircn. Was ich zu thun habe, werde ich mir von Ihnen nicht sagen lasse».(Lebhafter Beifall rechts und Händeklatschen; Widerspruch links.) Abg. Richter: Ob ich das stlUiche Recht zu einer solchen Kritik habe, darüber habe ich allein zu entscheide».(Widerspruch rechts.) Darauf wird die Diskussion geschlossen. Persönlich bemerkt Abg. HermeS: Herr Ahlwardc hat durch feine Aeußerungen über mich wiederum feine Wahrheitsliebe bewiesen. Er hat behauptet, ich hätte mir in Amerika den Doklortitel geholt. Ich habe in Leipzig promovirt, natürlich unter Er- süllung aller erforderlichen Bedingungen. Ich bin nicht Droguenhändler gewesen, sondern habe einer chemischen Fabrik vorgestanden, bis ich 1871 zum Direktor des Aguariums gewählt wurde. Zur Geschäftsordnung konstatirt der Pole v. Wolözlegier- Gilgenburg, daß er durch den Schluß der Debatte verhindert sei, die Stellung seiner Freunde darzulegen.(Zuruf links: Natur- lich, die Fraktion Ahlwardt hat den Vorrang!) Tarauf erhalten nach öVa Uhr die Antragsteller das Schluß- wort und zwar zunächst Abg. Graf Arnim(Rp.), dessen Aus- führungen bei der Unruhe im Hause unverständlich sind. Abg. v. Mantenffel(dk.) bestreitet, daß der Antrag Anlaß zu so heftigen Debatten gebe. In Ostpreußen haben Juden selbst die Petition für de» Ausschluß russischer Juden unterzeichnet, weil sie fürchteten, durch diese Einwanderer diskreditirt zu werden. Herne Hermes' Aeußerungen waren heute anlisemilischer als die der Semite» selber. Der Antrag Hasse wird gegen die Stimmen der Konservativen und Nationalliberalen abgelehnt. In namentlicher Abstimmung wird der Antrag v.Hammer- stein und Genossen mit 167 gegen öl Stimmen abgelehnt. Schluß K>/s Uhr. Nächste Sitzung Donnerstag 1 Uhr. (Militäretat.) ZAavlKnrenlavisÄzes. I» der Umsturzkommifsion wurde am Mittwoch die Debalte über den tz 138 der Regierungsvorlage fortgesetzt. Der vom Zentrum angelündigte Antrag ist uichl eingegangen. Da- gegen haben Graf von Roon und seine konservativen Freunde solgenden Antrag eingebracht: Tie Kommission wolle beschließen: 1. den tz 130 Absatz S der Regierungsvorlage wie folgt zu fassen: Die gleiche Strafe trifft denjenigen, welcher in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise die Monarchie, die Institute der Ehe, der Familie oder. des Eigeuthums durch beschimpfende Aeußerungen öffentlich angreist. 2. dem tz 166 des Strafgesetzbuches folgende Fassung zu geben: Wer öffentlich in beschimpfenden Aeußerungen den Glauben an Gott oder das Christenthum angreift oder Gott lästert, oder wer öffentlich eine der christlichen Kirchen oder eine andere mit Kor- porationsrechten innerhalb des Bundesgebietes bestehende Religions- Gesellschast oder ihre Einrichtungen oder Gebräuche oder die Heiligkeit des Eides beschimpft, in- gleichen wer in einer Kirche oder in einem anderen zu religiösen Versammlungen bestimmten Orte beschimpfenden Unfug verübt, wird mit Gefängniß bis zu drei Jahren bestraft. In der Begründung seines Antrages giebt Graf v. Roon zu, daß wir seit der Judenemanzipation leider kein christlicher Staat mehr sind. Das sei aber eben das Vorrecht, das zu be- fettigen gesucht werden müsse. Herr v. Buchka(k.) versucht dann die juristische Begrün- dung der Anträge seiner Freunde, von denen er hofft, daß auf grund derselben sich eine Verständigung mit dem Zentrum finden werde. Redner wendet sich dann gegen die Angriffe, weile gegen dieDunkelmänner der Umstnrzkommission" in der Presse und in gewissen Versammlungen sogenannter gebildeler Kreise laut werden, v. Buchka lassen diese Angriffe kalt. Er folgt seinem evangelischen Gewissen und bleibt seinen konservattvcu Grundanschauungen treu. Die Frage, was Religion sei, beant- wortet Redner damit, daß Religion das Berhällniß des Menschen zu Gott sei. Mittlerweile ist von den Mitgliedern des Zentrums der An- trag eingegangen, für den Fall der Ablehnung des Antrags Rintelen zum tz 130 in dem Antrage des Grasen v. Roon tz 166 folgende Aenderungen vorzunehmen: In der nächsten Zeile des tz 166 hinter öffentlich die Worte:oder vor Mehrere»" und in der vierten Zeile nach Religionsgesellschaft die Worteihre Lehren" einzufügen. Dr. Barth(frs. Vp.) beantragt, in§ 166 zweite Z.ile hinter Christenthumoder I u d e n t h u in" zu setzen. Zur Motivirung seines Antrages weist Herr Dr. Barth darauf hin, daß, wenn man schon einmal einen weitergehenden Schutz der Religionsgesellschaften für nothwendig erachte ein Bc- dürfniß, das Redner nicht anerkennt so müsse dieser Schutz vor allem dem Judenthum werden. Denn im Vergleich mit den antisemitischen Angriffen auf das Judenthum , sei das, was gegen das Christenthum geschehe, die reine Bagatelle. Redner erinnert an die skandalösen Vorgänge bei Gelegenheit der blödsinnigen Ritualmord- Beschuldigungen, wodurch Iheilweise geradezn der öffentliche Frieden gefährdet worden ist. Redner weist darauf hin, daß die Begriffe über die Heiligkeit und den Wertt, des Eides gerade bei den frömmsten Leuten, sehr weit auseinander gehen. Die Sekte der Quäker negire, aus die Bibel gestützt, grundsätzlich den Eid. John Briglh habe sich deshalb geweigert, als er Minister wurde, den Eid in die Hände der Königin abzulegen. Spahn(Z.) erklärt, daß er und seine Freunde zunächst am Antrage Rintelen festhalten werden. Ter Antrag G'.as v. Roon schütze nicht alles Schützenswerthe in genügender Weise. "1 genüge nicht, wenn die Religionsschmähung nur aus der Oeffenllichkeit verdrängt werde, sie niüffe auch aus den Hör- s ä l e n verschwinden, oder, wenn sie dort doch auftrete, strafbar sein. Desbalb der Antrag seiner Partei, die Worteoder vor Mehreren" in den Paragraphen aufzunehmen. Ein Christenthum außerhalb der christlichen Kirche giebt es nicht, es genüge deshalb der Antrag Roon, der nur von Christen- tdum redet nicht, es müsse heißen:christliche Kirche". Den Eid besonders zu schützen, liege kein Anlaß vor, derselbe sei geschützt, wenn die Angriffe an den Glauben an Gott unter Strafe gestellt werden. Gegen die Aufnahme der Monarchie in den Paragraphen hat das Zentrum nichts einzuwenden. Familie und Ehe werde am beste» in einem besonderen Paragraphen geschützt. Bezügliche Anträge stellt Redner für die zweite Lesung m Aussicht. Staatssekretär v. Nieberding meint, daß der Reichstag keinen Anlaß habe, über die Vorschläge der Regierung hinaus- zugehen, wie dies der Antrag Rintelen thue. Der Herr Staats- sekretär schöpft aus dem Antrage Roon den er mit Genug- thuung begrüßt die Hoffnung, daß es zu einer Annäherung und Verständigung zwischen Zentrum und Konservativen komme und dadurch das von der Regierung erstrebte Ziel erreicht werde. Die kleinen noch vorhandenen Meinungsverschiedenheiten werden, bei kluger Resignation von beiden Seilen, sich ausgleichen. Ten Vorschlag, das Wort Religion durch die WorteGlauben an Gott " zu ersetzen, erscheint dem Redner eine recht glückliche Verbesserung. Die Ausnahme des Wortes Christenthuui erregt um so weniger Bedenken, als ja nach dem Antrage Roon auch die übrigen anerkannten Religionsgenossenschasten geschützt werden sollen. Die Ausnahme des Eides erscheine überflüssig, schade aber auch nichts. Den Zentrumsantrag, die Worteoder vor mehreren" in den tz 166 aufzunehmen bittet Redner abzulehnen. Um die Religionsschmähung oder Gottesleugnung aus den Hörsälen ferne zu hallen, gebe es andere Mittel, als das Strafgesetz. Nach dem Zentrumsantrag würde der gesammte Privatverkehr unter das Strasrecyt fallen und das würde unübersehbare Schwierigkeiten im Gefolge haben. Enneecerus(natl.) meint, daß der Antrag Roon eine Berbeffcrung der Regierungsvorlage sei. Redner stellt solgenden Zusahclntrag: Zu tz 130 Abs. Il:Eine freie wissenschaftliche Er- örterung oder historische oder künstlerische Behandlung der die Monarchie, die Ehe, die Familie oder das Eigenthum betreffenden Fragen soll durch die vorstehende Bestimmung nicht berührt werden." Rintelen(Z.) beklagt sich zunächst über die vielen Miß- Verständnisse, welchen sein Antrag in der Presse und in Ver- sammlungen begegnet sei. Im ganzen habe ja die Presse ihn, Redner, wenn auch absprechend, so doch anständig behandelt. Eine Ausnahme habe nur das Organ der Freikonservativen, die Post", gemacht, welche Redner persönlich gehässig angegriffen habe. Für den Antrag Enneccerus kann Rintelen nicht stimmen, derselbe sei viel zu unbestimmt und gebe dein Ermessen der Richter einen unbegrenzten Spielraum, den er, Rintelen, nicht gewähren kann und will. Der Redner vertheidigt dann seinen Antrag. Derselbe wolle weder den Unglauben bestrafen noch die freie Geistesthätigkeit beschränken. Es solle nur verbindert werden, daß das christliche Volk durch die sogenanute Wissenschast um seinen Glaube» be- trogen werde. Der Zentrumsredner konstatirt ausdrücklich, daß sein An- trag nur durch die Regierungsvorlage hervor­gerufen w ordensei. Sein Antrag sei durchgreifend, klar und deutlich und er ziehe nur die Konsequenz dessen, was die Regierung verschleiert anstrebe. Redner zitirl dann Gedichte und Artikel von H. Heine , G. M. Conrad-München , Paul Heys«, Alfred Meißner »nid Boden- stedt, in denen über religiöse Fragen, Gebräuche je. in mehr oder minder absprechender Weise geurlheilt wird. Auch einen Brief eines Fabrikarbeiters aus Gera hat Redner erhalten, in dein der Schreiber wegen seines Antrages sehr scharf mitgenommen wird. Redner polemisirt gegen die Aeußerung Bebel's, daß, »vcnn Gott allmächtig sei und nichts ohne sein Zuthun geschehen könne, es thöricht sei, diese Allmacht durch hin- fällige Strafparagraphen stützen zu wollen. Bebel übersehe, daß der Mensch freien Willen habe, sowohl Böses wie Gutes zu thun. Wenn gesagt werde, den gestellten Anträgen entsprechend müßte unsere ganze klassische Literatur verbrannt werden, so sci dies falsch. Diese Literatur könne bleiben als Zeugniß für die Verwirrungen deS mensch- lichen Geistes. Bestraft solle aber die Anpreisung dieser Literatur werden, wenn sie zu dem Zweck erfolge, zur Nach- ahmung anzureizen. Die in Frage stehenden Anträge sind nur der falschen Wissen- schaft und j- e Presse gefährlich, welche es fertig gebrachr hat, das Zedlitz'sche Schulgesetz zu Falle zu bringen. Diese Kreise sind es auch, welche jetzt wieder in Entrüstung mache». Die Herren haben allerdings insofern recht, als. wenn Redners An- trag Gesetz würde, sie allerdings damit am ersten getroffen würden. Nicht darum handle eS sich, den Glauben an Gott zu stärken, sondern den Abjall von Gott zu verhüten. Redner macht sich dann über Herrn EnneeeeruS als Ver- theidiger der freien Wiffenschaft lustig. Gerade die Partei des genannten Herrn habe dazu beigetragen, der Kirche und ihrer Lehrireiheit Feffeln anzulegen. Die vielbeklagten Umsturzbestrebungen sind die Folgen der