Rolle. Sie ßenfen zu neunzig Prozent einstweilen gar nicht daran, die Monarchie in England anzu- tasten oder mich nur die zum Teil v o l l st ä n d> g veraltete englische Verfassung abzuändern. Sie würden sich als Regierungspartei den gegebenen Tatsachen anpassen, sie würden einige ihrer Führer durch den König zu Lords ernennen lassen, kurz, sich auf die zunächst zu lösenden praktischen Ausgaben im Interesse ihrer Wähler beschränken. Dabei liegt ihnen die Formel:„Alles oder nichts!" gänzlich fern, und deshalb haben sie schon jetzt erklärt, daß sie als Re- gierungspartei die Durchführung der Kapitalabgabe und der Nationalisierung der Bergwerke so lange z u r ü ck st e l l e n würden, bis sie eine absolute Mehr» heit erhalten haben würden. Wenn im übrigen die Arbeiterpartei jetzt ihre Bereit- schalt erklärt, eine Mindcrheitsregierung mit stillschweigender Duloung durch die Liberalen zur Erreichung bestimmter Ziele zu bilden, so ist dies freilich auch eine Form der Koalition, allein mit dem Unterschied, daß die betreffende bürgerliche Partei viel weniger gebunden wäre als in einer wirklichen Koalitionsregierung. Unsere englischen Ge- Nossen sehen so sehr diese Gefahr, daß sie die Ueber» nähme der Macht als Minderheitsregierung an eine ganze Reihe von Bedingungen knüpfen, wie z. B. an die Ermäch- tigung zur Auflösung des Unterhauses und zur Ausschreibung von Neuwahlen, falls sie durch die bürgerliche Mehrheit ge- stürzt werden würden. Sollte die Labour Party dennoch die Möglichkeit haben, schon jetzt als Minderheit zu regieren, so würde sie in einer kaum beneidenswerteren Lage fein, als z. B. die deutsche Partei es war, wie sie in der Koalition mit Bür- gerlichen saß. Andererseits versichern die englischen Genossen, daß sie auch als Minderheitsregierung auf die absolut loyale und rückhaltlose Unterstützung ihrer Politik durch den gesamten Nerwaliungsapnarat rechnen könnten. Will man aber nach den bisherigen Erfahrungen behaupten, daß eine sozio- listische Minderheitsregierung in Deutschland nicht mit der Sabotage durch mittlere und höhere Stellen der Verwak- tungsbureaukratie zu rechnen haben würde? Im übrig": würden sich die englischen Genosten ebenso entschieden Ratschläge von ausländischen Parteien in bezug auf ihre Taktik verbitten,'wie sie die Verantwortung dafür ab- lehnen würden, daß aus ihrer Haltung irgendwelche Schluß- folgerungen für die Taktik einer ander e n Partei der Jnter- nationale gezogen werden.
dir. Schacht wirü Reichsbankpräsiüent. Das Gutachten des ReichsrateS. Nach§ 27 des Bankgesetzes ist die Stelle des R e-i ch s- bankpräsidenten vom Reichspräsidenten zu besegen nach gutachtlicher Aeußerung des Direktoriums und des Zen- tralausschustes der Reichsbank und nach einem Vorschlag, den der Reichsrat zu machen hat. Der R e i ch s r a t hat am Diens- tag in Ausschußfitzungen, die sich bis abends 7 Uhr hinzogen, fein Guiachten beraten und in öffentlicher Beratung nach einem Bericht des bayerischen Staatsrats Dr. Wolf feine Ent- scheidung gefällt. Dem Rcichsrat lag ein Antrag der preußi- sehen Regierung vor, den Währungskommissar und das be- ratende Mitglied des Reichskabinetts Dr. Schacht in Vor- schlag zu bringen. Die Reichsregierung hatte dazu erklärt, daß ihr dieser Vorschlag genehm sei. Nachdem Dr. Schacht mit zwei Reichskabinetten vertrauensvoll gearbeitet habe, fei sie nach den Erfahrungen, die bei dieser gemeinsamen Arbeit ge- macht worden seien, zu der Ueherzeugung gelangt, daß Dr. Schacht nach seinen Kenntnissen und Fähigkeiten der rechte Mann für diese Stelle sei. Die Ausschüsse des Reichsrates machten sich urttcr diesen Umständen mit Stimmenmehrheit den Vorschlag Preußens zu eigen. In der öffentlichen Sitzung wurde dieser Vorschlag ge- nügend unterstützt, lediglich der Vertreter Württembergs, Ge- sandter Hildenbrand, erklärte, daß Württemberg sich seine Ab- stimmung vorbehalten werde. Daraufhin stellte der Bor - sitzende fest, daß der Vorschlag, den Währungskommissar
Die rote Marke. Von Paul Dobert . Seit zehn Iahren hat das deutsch « Volt sich das Driefschreiben abgewöhnt. Im Kriege war es nicht rätlich, seine Ansichten über den Wert der kaiserlichen Strategie oder die Unersättlichkeit der Er- aberungspatrioten dem Papiere anzuvertrauen, und nach dem großen Valutasturz erblickte man in dem anscheinend so hohen Porto ein Hindernis für einen ausgedehnten, aber nicht durchaus not- wendigen Briefwechsel. In Wahrheit war der postalische Tarif niedriger als früher, aber die Niedrigkeit des Reallohnes und die Unsicherheit, ob die Sätze von gestern auch heute noch Gültigkeit hätten, trat als besonders lähmendes Moment noch hinzu. Jetzt ist die alte Zehn-Pfennig-Marke wieder zu Ehren gekommen, freilich in neuer Gestalt, aber doch auf der alten Grundlage des Rot. Man hat also keinen Grund mehr, auf die Post zu schimpfen, sondern soll die so lang« spärlich sickernde Korrespondenz mit Freunden und Bekannten wieder aufnehmen. Aber kann unsere Zeit überhaupt noch Briefe schreiben? Ist in der Jagd nach dem Geschäft nicht der Sinn für ruhige Petrach- hing des Lebens, für den Wunsch, auch andere an den Eindrücken des Tages teilnehmen zu lasten, verlorengegangen? Im Zeitalter Goethes und Jean Pauls war es anders, vor 160 und 100 Jahren halte auch der Gelehrte und der Geschäftsmann noch Zeit, stch an Werken der Kunst und an Fragen der Politik entweder zu erfreuen oder zu erbosen— jedenfalls zeugen die damals geschriebenen Briese, daß die Zeitprobleme die Köpfe beschäftigten. Welch eine Füll« von scharfsinnigen Beobachtungen und geistreichen Aeußerungen enthüll z. B. der Briefwechsel des Ehepaars Wilhelm von Hum» boC'bt? Jahrelang wcncn die Gatten, zuweist aus Gesundheits- rücksichten, voneinander getrennt, und das geistige Band zwischen ihnen durch die Briefe aufrechterhalten: es wurde im Laufe der viele» Jahre wcht lockerer, sondern enger geknüpft. Auch Theodor Fontanes Briefe— um«ine uns näherstehende Persönlichkeit anzu- führen, enthalten neben vielem Persönlichen eine Fülle von eni- zückenden Einfällen— mit dem märkischen Dichter dürfte der letzte deutsche Briesplauderer, wenigstens vorlläusig, dahingegangen fein. Heute, wo das deutsche Volk aus einem ihm von Schieberkreisen vorgespiegelten Milliardentaumel erwacht, ist für geistig bewegliche Naturen reich? Gelegenheit, im Briefwechsel mit allen Mitteln der Satire und des grimmen Ernstes zu wirken, ohne Gefahr für Gut und Blut. Hoffentlich bringt das Ermächtigungsgesetz nicht eine Tlihöhung des Posttarisz— laßt uns die alte vertraute Gebühr des Ill-Piennig-Tarifs für den einfachen Brief, in den man ja, auch wenn man sich nicht dar Schreibmaschine bedient, ein ganz Teil an Lebensweisheit hineinpacken kann. In diesem Sinne erscheint uns die»rote Zehn" als«in Kulwrsattor ersten Ranges.
Dr. Schacht als Reichsbankprästdenten vorzuschlage», be» schlössen sei. Damit dürfte der Reichspräsident ohne weiteres die Ernennung Dr. Schachts zum Reichsbankpräsidenten vor- nehmen. Welche Schlußfolgerungen das Reichsbankdirektorium aus dieser Ernennung zieht, bleibt abzuwarten. Man spricht davon, daß der Rücktritt Glasenapps und einiger seiner Kol- legen nicht ausgeschlossen ist. Mit dem Beschluß des Reichsrats ist endlich die Voraus- setzung zu einer Reform des Zentralnoteninstiwtes an Haupt und Gliedern geschaffen. Dr. Schacht, der als Währungs- kommistar und durch seine eifrige Tätigkeit für seine Gold- Notenbank sich in weitesten Kreisen bekannt gemacht hat, ist eine Persönlichkeit, die sich sicherlich nickst von dem einmal bc- schrittenen Wege der Währungsreform abbringen lasten wird. Es sind genug Strömungen vorhanden, die am liebsten das Rentenmärksystem verewigen möchten und der Privatwirtschaft die Vorherrschaft über das Geldwesen lasten wollen. Dr. Schacht bietet die Gewähr dafür, daß er nicht nur diesen Störungen wirksam entgegentreten wird— das ist auch der Grund der maßlosen Hetze, die in der Rechts- presse gegen ihn entfaltet wurde—. fondern auch zur or- ganisatorifchen Reform der Reichsbank fein bestes tun wird. Jedenfalls ist er unter den Finanzpolitikern, die für diesen Posten in Frage kommen, der geeignetste und wir haben Grund zur Hoffnung, daß er die an ihn gestellten Erwartnng.m erfüllen wird. Dazu gehört auch, daß er von seiner Seite die zur Sanierung der Reichsfinanzen notwendigen Maßnahmen wird fördern müssen, die sein von Helsferich beratener Vor- gängcr gänzlich außer acht gelösten hat. Eine Züricher Rede Dr. Schachts. Zürich . 18. Dezember.(TU.) In der DoltswirtschafUichen statistischen Gesellschaft des Kantons Zürich sprach am Montag der deutsche Währungskommissar Dr. Schacht über die deiitsche Wäh- rungsresorm. Eine zahlreiche Zuhörerschaft, darunter viele Der- treter der Großbanken und der Schweizer Industrie sowie auch Der- treuer der deutschen Behörden in der Schweiz folgten aufmerksam seinen Ausführungen. Dr. Schacht schilderte die Ursache der Entwicklung der deutschen Inflation, die durch die Ruhr- aktion und die Finanzierung des passiven Widerstandes durch das unbesetzte Deutschland ihren verhängnisvollsten Stand erreicht und damit der Papiermark den Todesstoß versetzt Hobe. Sehr scharf kritisierte Dr. Schacht die unheilvolle Diskontpolitik der Reichsbank sowohl dem Staat wie auch der Privatwirtschaft gegenüber, die sich bis in die allerletzte Zeit nicht zur Gewährung wertbeständiger Kredite habe entschließen können. Hierdurch sei schließlich auch der Inflation von selbst ihr Ende bereitet worden. Dr. Schacht gab der bestimmten Hoffnung Ausdruck, daß bis zum Uebergang zur Gotdmark die Rentenmark ihren Wert behallen würde und daß es bereits am 1. April nach Eingang der Goldsteuern und einem durchgreifenden Beamtenabbau gelingen werde, den deutschen Reichsetat zu balancieren. Seine Hauptaufgabe werde sein, ein deutsches G o l d g e l d zu schaffen, und zwar durch Gründung einer Goldkreditbank mit Hilse des In- und Aus- landes, die zu 50 Proz. mit Gold gedeckte Noten ausgeben würde. Er glaub« nicht vergeblich an die Hilfe des Auslandes appellieren zu müssen angesichts des allgemeinen Interesses, Deutschland und damit Europa vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Di« ernsten Aus- führungen des deutschen Währungskommistorz wurden mit lebhaftem Beifall aufgenommen.
Fort mit öem fiusnahmezuftanü! Ein,? sozialdemokratische Forderung. Der Vorstand der so z i a ld ern o k rat i s chem Rei ch S« tagsfraktion wandte sich am Dienstag aufs neue an die Reichsregierung wegen Aufhebung des militari- scheu Ausnahmezustandes. Der Fraktionsvorstand bezog sich bei diesem Schritt aus einen Beschluß des zuständi- gen Reichsratsausschusses, der mit 16 gegen 3 Stimmen bei einer Enthaltung einen Antrag angenommen hat, den Reichs- Präsidenten um die Umwandlung des militärischen Ausnähme- zustande? in ein ziviles Ausnahmerecht zu ersuchen. Der Vor-
Gorkis Lebenswerk. Der deutschen Arbeiterschaft ist Maxim Gorki schon längst lieb und vertraut. Sie schätzt sein« Werke als die Aeußerungen eines von tiefem proletarischen Gefühl durchdrungenen originellen dichte- rischen Geistes. Leider sind ihr viele der älteren Werk« Gorkis , die in Rußland seinen Ruhm begründeten, nur wenig bekannt. Es ist deshalb zu begrüßen, daß der Verlag I. Ladyschnikow, Berlin , jetzt die Gesammelten Werkc Gortis herausbringt, von denen zunächst acht stattlich« Bände erschienen sind. Gorki schreibt in einem Vorwort zu dieser Ausgabe: „In diesen Bänden ist alles gesammelt, was ich in 30 Jahren eines sehr mühevollen Lebens geschrieben lzabe, unter Verhältnissen. die mir niemals gestatteten, mein« gesamt« Kraft uneingeschränkt literarischem Schaffen zu widmen. Obwohl ich von ganzer Seele die Arbeit des Schriftstellers, das Schaffen am Buche, liebe, bin ich doch nie ausschließlich Literat ge- wesen. Das hat mir schwere Qualen im Leben bereitet und schad- lichen Einfluß auf meine Bücher gehabt. Aber es hat in Rußland überhaupt nie Schriftsteller gegeben, die ihr ganzes Leben hindurch nur Literaten gewesen wären. Rosa Luxemburg hat einmal sehr richtig gesagt, daß russisch « Literaturgeschichte die Geschichte des Kampfes der russischen Regierung gegen Literatur und Schriftsteller ist. Diese leidensvolle Geschichte nahm ihren Anfang im achtzehnten Jahrhundert mit Wassili Tredjakowski. der durch Stockprügel gestraft wurde— sie entrang später dem größten russischen Dichter. Puschkin, den Verzweiflungsschrei:„Der Teufel hat mich, mit Verstand und Talent, gerade in Rußland zur Welt kommen lasten!" Nicht Goethe, nicht Byron, nicht Voltaire haben so klagen müssen.... Und genau so war der weitere Gang der Geschichte unserer Literatur— bis heute: und noch leuchtet keine Hoffnung, daß er morgen anders sein wird. Ich erwähne diese Bedingungen, unter denen der russische Schriftsteller arbeiten muß, nicht, um mit ihnen die Unvollkommen- hellen meiner Werke, zu entschuldigen, aber sie können vielleicht einigermaßen diese Unvollkömmenheiten erklären. Behindert laben mich auch zeitlebens die Lücken meiner AU- dring nnd der Mangel an einer straffen Schulung des Geistes. Niemand wird die Absonderlichkeit meines Schicksals in Ab- rede stellen: Lernen und Sclbsterziehung kostet« mich mehr Mühe, als sich ein westeuropäischer Schriftsteller vorstellen kann. Ich will mich dessen nicht etwa rühmen— ich bedauere nur, daß ich ein« solche Masse von Energie, die ganz meiner schriftstellerischen Tätigkeit hätte gewidmet werden sollen, dazu verwenden mußte, um vieles zu vergessen und noch mehr zu lernen. Das, was ich erreicht habe, habe ich um einen teuren Preis er- reicht. Aber ich fühle mich berechtigt, zu sagen: In einem halben Jahr- hundert eines sehr wechselreicken Lebens Hobe ich nichts Besseres gefund:n als den Menschen, und mein Glaube ist: Wenn der Mensch nur zu wollen versteht, dann erreicht er alles, was er will!"
Ll« Tlssilenta» sämtlicher Meaer hichsäiuken sind zum Protesi gegen dt« nach ihrer Meinung nicht genügende Besoldung in den Streit getreten.
stand der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion ging über diesen Antrag hinaus und begründete sein Verlangen auf b:- schleunigte Aufhebung des Ausnahmezustandes überhaupt da- mit, daß die augenblicklichen Verhältniste eine Grundlage zur Aufrechterhaltung des Ausnahmezustandes nicht bieten und die Eingriffe der Mllitärbefehlshaber in Dr e s d e n und W e i- m a r in die Hoheit der betr. Landesregierungen nicht mehr er- träglich stien, weil sie mit den Verhältnissen eines geord- neten Rechtsstaates nicht in Einklang zu bringe» find. Bei dieser Gelegenheit legte der Fraktionsvorstand der Reichs- regierung nahe, dem Reichstag bald den Entwurf eines Ge- setzes vorzulegen, das die Ausführung des§ 48 der Reichsverfastung auf die Grenzen beschränken soll, die den Vätern der Weimarer Verfassung damals vorgeschwebt haben. Die Steuerverorönungen. Keine Ermächtigung über den 1Z. fyebrnor.— Die Verantwortung trägt nur die Reichsregierung. Bei Beratung der Umsatzsteuer beschloß der Fünfzehner- Ausschuß, der Regierung nahezulegen, den§ 2, der für das Jahr 1924 einen Umsatzsteuerlatz von 2X Prozent einführen will, zu streichen, so daß der alte Steuersatz von 2. Proz. in Kraft bleiben soll. Ferner wurde eine Entschließung angenommen, wo» nach die freien Berufe, insbesondere die Künstler und Schrift- steller. für das Jahr 1924 von der Umsatzsteuer befreit werden mögen, soweit ihr Einkommen eine bestimiyte Mindestgrenze nicht übersteigt. Bei Vel>aiidlung der Kapitaloerkehrssteuer wurde eine Entschließung angenommen, es möge die Regierung vor- ordnen, daß die Devisenumsatzsteuer in Devisen entrichtet-wird. Es folgten Diskussionen über die Wechsel- und die Börsensteuer. Gc- legertlich eines angenommenen Antrages, daß eine dem Reichssinanz- minister in der Steuernatverordnung erteilte Ermächtigung, mit Zu- stimmung des Reichsrats eine Börsensteuer neu erheben zu können, nur bis zum 15. Februar 1924 befristet sein soll, wurde vom Aus- Ichuß prinzipiell hierzu einstimmig durch protokollarhcke Erklärung zum Ausdruck gebracht, daß eine Ermöchllgung an dte Reichsregierung oder einen einzelnen Minister, nach Ablauf der Geltungsdauer des Ermächligungsgeseße» Materien, dte der ordentlichen Gesetzgebung vorbehasten sind, dieser zu entziehen und im Derord- uungswege zu regelu, nicht besteht. Zur Versichenmossteuer wurde beschlossen, es möge 8 1 be? Berordnungsentwurfs gestrichen werden, so daß die alten Dersiche- rungssteuersäbe bestehen bleiben. Bei der Kraftfahrzeug st euer wurde vom Ausschuß an- geregt, die im§ 1 Nr. 2 enthaltenen Steuersätze zu ver- doppeln. Alsdann wurden die Bestimmungen über die V e r b r cii ch s- abgabenzöll«, über das Branntweinmonopol, die Steuer- geldstrafen und über das Besteuerungsversahren und Steuer, strafversahren behandelt. Zum Artikel XVII über Kapitalflucht wurde ein Antrag.angenommen, wonach§ 7 Abs. 1 Nr. 4 des Gesetzes gegen die Kapitalflucht dahin geändert werden möge. daß die Mitnahme eines Wertes von nicht mebr als 60 Goldmark frei kein soll gegenüber 50 Goldmark in der Vorlage. Schließlich wurden auch noch die Artikel über Zuschläge� für Steuerrückstände und Steuerzinsen sowie die Schlußbestimmungen der zweiten Steuer- Notverordnung erledigt. In der Diskussion kam von allen Parteien zum Ausdruck, daß angesichts der verhältnismäßig kurzen Zeit, die dem Ausschuß zur Beratung zur Verfügung stand, ein« eingehende sachliche Kritik der Vorlagen kaum möglich war. Die Mitglieder de? Ausschusses wiesen daher erneut darauf hin, daß nach dem Beschlüsse des Reichstags der Ausschuß lediglich zur Anhörung für die auf Grund des Ermächtigungsgesetzes von der Regierung erlassenen Per- ordnungen bestimmt sei, nnd daß daher die verankworlung für die Verordnungen in vollem Umfange der Reichsregierung verbliebe. Der Zkünfzehner-ftüsschutz vertkaulich. Der Geschäfisordnungsausschuß des Reichstags befaßte sirb aestern! mit der Frage dar Zulassung von Abgeordneten, die nicht Mitglieder des Fünfzehner-AuSschrssös des Reichstags sind', zu den Beratungen dieses Ausschusses. Anlaß hierzu gab die Ausmeisung des kommunisti'chen Abgeordneten Dr. Herzfeld aus einer Sitzung dieses Ausschusses und«ine Beschwerde der kommunistischen Frak- tioir. Der Ausschuß beschloß mit allen gegen drei Stimm-?», der Beschwerde nicht stattzugeben. Die Beratungen des Fünszehnec- Ausschusses, der bekanntlich nach dem Ermächtizungsgesetz von der Regierung vertraulich zu hören ist, sind demnach nicht öffentlich, auch in dem Sinne, daß nur diejenigen Abgeordneten zugelassen sind, die Mitglieder des Ausschusses selbst firA
Reue Reichsdrucke. Die wundervollen Reproduktionen von Hand-zeichnur-gen, Stichen, Holzschnitten usw., die die Reichsdruckerei mit ihren vollendeten Apparaten herausgibt, sind auch in diesem Jahre erhebllch vermehrt. Es ist jetzt an der Z:it. daran zu erinnern, da mancher Kunstfreund das Weihnachtsfest benutzen wird, um als Geschenk oder zum eigenen Gebrauch etwas von diesen preiswerten Wiedergaben zu ertverlrn. die das Original mit unüb:rtrefflicher Treue erneuern. Di« Blätter, die in allen Größen vorkommen-, eignen sich in gleicher Meise zum Wandschmuck wie zur Betrachtung in der Mappe. Die neue Ernte bringt vorzüglich Bildnisse geistiger Führer des deutschen Volkes, und zwar sind zumeist Borlagen von Künstlern ihrer Zeit benutzt. Goethes Alters- bildnis, sein Garten wie sein Wohnhaus liegen in Stichen noch O. Wagner vor. Kant ist in zweierlei Form vertreten. L e s s i n g. Wieland, K l o p st o ck, Herder , Schiller , Beethoven , aber auch die Romantiker: Brentano , Gebrüder Grimm , H. Heine (sämtlich von L. Grimm ) sind dargestellt, wie Künsib.r ihrer Zeit sie gesehen und geformt haben. Hans Sachs ' Porträt liegt in dem schönen großen Holzschnitt von Jost Ammen vor. Zwei stimmungsvolle große Blätter zeigen Att-Heii-elberg und Goethes. Garten mit all der Andacht zur Natur, wie sie dem Zeitalter der Naturempfindlichkeit eigen war. Unter den Nachbildungen von Handzeichnungen sind besonders ältere Meister aus Berliner stea.llichem Kunstbesttz berücksichtigt. Köstliche Stücke farbiger Kleinkunst sind darunter. Mit Entzücken wird man ein Naturstück wie A l t d o r s e r s Tanne schauen. Don Crcmach, Nie. Maes. Hirschvogel, Iordaens, Huyssum, von neueren L. Richter(Rübezahl ) und Steinte sind charakteristisch« Proben aus- gesucht und mit aller Liebe und SorgsaU bedacht. So ehrt die Reichsdruckerei deutsche Kunst. Möge sie auf d'eser Bahn fortfahren und auch über den Berliner Kunstbesitz hinausgreistn und bis zur Gegenwart fortschreiten. ck. „Krlspin der Freier", ein novellistisches Bühnenstück in vttr Bildern, das von dem fränkischen Dichter Julius Maria Becker geschrieben wurde, fand im Schauspielhaus in Frankfurt am Main eine sympathisch« Aufnabme. Das Mfiche Symbol. der Handlung ist deutlich: de« Mechanisierung, die Teck-mk, das Ka- pitak verkrüppelt die Welt, rcrstünimelt seine eigene See!« und die des Proletariats zugleich; aber das Blut des Menschen, im Innern strömend, wird uns befrei:». Dieser Gedanke, schemenhaft in drei Figuren gebannt, hebt sich in der Gestalt der auf Krücken war- dernden Armitt drohend und scharf aus dem Hintergrund des Lebens ab. H. v. Z. Auskausch„Rom Leader"—„vorwäris". Die in unserer Sonn- tagsausaabe erschienene Notiz hat uns erfreulickierweite bereits eine ansehnlich- Zahl von Antworten eingebracht. Zur Klärstellung der Angelegenheit und gleichzeitiaer Beantwortung zahlreicher Rückfragen wollen wir hicr kurz erläutern, wie der Ausiausch gekackt ist Seit dem vergangenen Sommer bekommen mehrere hundert ,.Vorwärts"-L>eser die„New L:adcr"-Numm«rn regelmäßig von englischen Genossen zug-tendt Jetzt ist mit dem Herausgeber des„New Leader", dem Genossen H. N. B r a! l s f o r d. ausgemacht, daß sich wenigstens ein Teil der glücklichen deutschen„New Leader"»