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Zum Jahresanfang.

Bon Theodor Leipart

märe zwedlos, leugnen zu wollen, daß die Gewer t. Ichaften mun auch in Deutsc and sehr hart in die Verteidi­gurgestellung gedrängt worden sind. In den übrigen Ländern Europas war dieser Zustand ängst eingetreten. In einigen Ländern, wie Italien , tann so gar von einer Berteidigungs­telusta, gar nicht mehr gefprod en merden, weil die Reaktion fajon lange vollständig gesiegt hat.

führen und Besserung schaffen, auch wenn oder gerade meil, liegen, daß die vorgesehenen Ausnahmen nicht etwa zur Regel die Behörden und die politischen Parteien, die Regierung und werden. der Reichstag es troß aller Bemühungen nicht vermochten.

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Hier wird fich für die Betriebsräte in nächster Zeit eine gute Gelegenheit bieten, ihre Tüchtigkeit zu erweisen. Sie werden vielfach in die Gefahr fominen, von den Unterneh­mern zu Sonderabmachungen an Stelle von Tarifverträgen mißbraucht zu werden. Die große Mehrzahl der Betriebsräte wird gewiß auf dem Bosten sein und ihre Pflicht tun.

Diese Zumutung an die Gewerkschaften und diese große Soffnung auf ihr Können und ihre Macht, die weit über die Kreise der Arbeiterschaft geteilt wurde, find ein ehrendes Beugnis für das, was fie tatsächlich in diefen Jahren der schweren Not des Volkes geleistet haben. Denn wären die Ge­wertschaften, wie es im Unmut und in böswilliger Absicht niet- Die größte Sorge liegt auch für die Gewerkschaften in der fach behauptet wird, immer in dieser Zeit mit ihren Be bangen Frage, ob die endlich herbeigeführte Stabilität mühungen und mit ihren Vorschlägen wirklich erfolglos ge der Währung von Bestand sein wird. Ihr Kampf gegen Die hauptsächlichsten Ursachen für den Rückgang der wesen, so hätten diese Hoffnungen und dies Vertrauen ja nicht die Teuerung und gegen den Bucher mußte so lange Sisyphus­Starte und des Einflusses der Glewertschaften waren in allen auftommen fönnen. Ich habe daher auch feinen Sweifel, daß arbeit bleiben, als die Geldentwertung fich in den tollen Ländern die große Arbeitsigfigteit nebst den übrigen die Masse der Arbeiterschaft in ruhiger Zeit erkennen wird. Sprüngen vollzog, die dem wilden Aufbäumen eines aufs Folgen der allgemeinen Birtschaftstrije. Für daß die Gewerkschaften gegenüber der Riesenaufgabe, die zu äußerste gesteigerten Fiebers vergleichbar waren. Aus den Folgen der allgemeinen Birtschaftstrije. Für Deutschland fam als noch schlimi peres llebel hinzu bie völlige bewältigen war, mit den verfügbaren Kräften wirklich ihre wiederholten Rundgebungen der Gewerkschaften ist bekannt, schlimineres ẞflicht erfüllt haben. Zerstörung der Finanzkraft der Gemertschaften infolge der daß sie sehr frühzeitig, als noch die Regierung Wirth am Ruder Im Augenblid find für diese ruhige Ueberlegung die mar, schon Borschläge für die Stabilisierung der Währung ge­tatastrophalen Geldentwertung. Früher als der Staat Gorgen, die Not und das Elend zu groß. Arbeitstelig macht und feildem diese Forderung ununterbrochen und bei maren die Gewerkschaften zu weitgehenden Ersparnismaz teit und Hunger haben sich furchtbar ausgebreitet. Troh jeder Gelegenheit von neuem erhoben haben. Ich erinnere nahmen, zur Einschränkung aller Ausgaben und deshalb auch aller gebotenen Rücksicht auf die troftlose Finanzlage des ebenso an die so oft erhobenen und wohlbegründeten Steuer zu einem rigorosen Beamtenabban gezwungen. Daß dies ge- Reiches haben die Bertreter der Gewerkschaften mit Nachdrud forderungen der Gewerkschaften, deren rechi­rade in der Zeit der Krise und des allgemeinen Ansturms der gegen die Kürzung der Erwerbslafenunter zeitige Durchführung die jeßige große Finanznot des Reiches Reaktion geschehen mußte, in her die entlaffenen Kräfte am itügung Stellung genommen. Ich richte auch hier noch verhindert hätte. Auch dem ganzen Bolte wäre dann viele notwendigsten gebraucht worden wären, läßt diefes Schicksal einen Appell an die Regierungen des Reichs und der Länder. Not erspart geblieben. Die jebige Regierung hätte in ihrer ben deutschen Gemertschaften um jo tragischer erscheinen. Man fann nicht Millionen Menschen, deren Lage mit der Weihnachtstundgebung vielleicht nicht die traurige Tatsache Die geschwächte Stellung der Gewerkschaften ist den Dauer ihrer Arbeitslosigkeit immer bedrohlicher wird, denen von den 123 Berhungerten allein in Berlin verkünden brauchen. Unternehmern viel früher flargeworden als der Mehrzahl der kaum die Hoffnung winft, in naher Zukunft Arbeit zu finden, und diese 123 find doch nur ein fleiner Bruchteil von den vielen eigenen Mitglieder. Deshalb ist in der Arbeiterschaft selbst die dem Berderben zutreiben. Es müssen die Mittel beschafft wer- Tausenden, die im ganzen Lande feit Monaten hungern und Entiouschung und die Unzufriedenheit über die mangelnde ben, die die Arbeitslosen vor dem Aeußersten bewahren. Diesem verhungern. Attivität der Gewerkschaften groß und weitverbreitet. Im Verlangen wirken allerdings starte Kräfte entgegen, denen Manche Borschläge der Gewerkschaften auf diesen Gebieten Lager der Unternehmer aber wächst demzufolge die Angriffs die große Reservearmee" erwünscht ist, weil sie ihr Bundes- find endlich angenommen und, allerdings viel zu spät, auch luft gegen die Gewerkschaften und ihre Errungenschaften in genosse zur Erzwingung niedriger Löhne und langer Arbeits durchgeführt worden. Daß die Gewerkschaften nicht, um ihre gefteigertem Maße. Die gefchulten alten Gemertschaftsmitglie- eit fein soll. Nur eine festgeschlossene Gewerk Forderungen mit Gewalt durchzusehen, das ihnen so häufig Die gefchulten alten Gemertschaftsmitglie fchaftsbewegung fann dies verhindern. Deshalb darf anempfohlene Mittel des Generalstreifs angewendet haben, der lassen sich durch diese Entwicklung nicht entmutigen. Sie auch der Arbeitslose nicht aus dem Kreis seiner Gewerkschaft dafür wird ihnen selbst die radikalste Arbeiterschaft gewiß noch wiffen, daß es auch früher schon schmere Krisenzeiten gegeben gerissen werden, wie es diejenigen wollen, die die Schaffung danten. Mit tiefem Schmerz muß es jeden wahren Freund hat, die oft unter schwierigeren Verhältnissen immer wieder besonderer Erwerbslosenvertretungen fordern. und Anhänger der Arbeiterbewegung erfüllen, wie die kommu­überwunden werden konnten. Friedrich Engels hat be­Daß es für die Gewerkschaften nicht leicht ist, den Kampf nistische Parteipropaganda die planmäßige Gewerkschafts­fanntlich einmal ausgesprochen, daß die Geschichte der Arbei um Bohn und Arbeitszeit auch in der jetzigen Zeit arbeit andauernd zu stören und zu behindern versucht. Die Er­terbewegung im ganzen fich darstele als eine fortlaufende immer erfolgreich zu führen, wird jeder einsehen. So wenig richtung einer eigenen Gewerkschaftszentrale der kommunisti­Reihe von Niederlagen, unterfrachen von wenigen Sie aber die Unternehmer daran glauben, daß sie jest schrankenlos fchen Bartei mit der Aufgabe, die auf Moskauer Befehl in gen. In den letzten Jahren habens mir gar nicht soviel Nie- biftieren könnten, ebenso wenig liegt für die Gewerkschafts - allen Gewerkschaften einzurichtenden tommunistischen berlagen mehr erlitten, wir sind viel erfolgreicher gewefen als mitglieder Veranlassung vor, etwa muflos den Kopf hängen 3ellen einheitlich zu beeinflussen, fennzeichnet deutlich die in früheren Zeiten, obwohl der Bruderstreit in der deut zu lassen. Krisenzeiten erfordern natürlich eine andere Taftif Situation. Seit dem unglücklichen Berbot ihrer Partei ton­fchen Arbeiterbewegung den Kampf oft recht erschwert und der Gewerkschaften und eine noch strengere Disziplin der Mit- zentriert die ganze Energie der Kommunisten sich noch mehr manchen Erfolg vereitelt oder mieder vernichtet hat. glieder als normale Zeiten. Jegt muß das Vertrauen zu den als vorher auf die Gewerkschaften. Auch sonst schädigt Die in der Arbeiterschaft vorhandene Unzufriedenheit mit Berbandsleitungen, den örtlichen wie den zentralen, besonders übrigens die Aufrechterhaltung des Aus­ben Gewerkschaften ist zum Teil gevoiß darauf zurückzuführen, zutage treten. Dann wird der Uebermut im Unternehmerlager, nahmezustandes die Gewerkschaftsbewegung daß manche Erfolge der letzten Jahre zu leicht errungen worder gar nicht etwa bei allen vorhanden ist, sich bald wieder in solchem Maße, daß seine Aufhebung immer ben sind. Einzelne Fortschritte find insbesondere den neuge- legen. dringender gefordert merden muß. monenen jungen Mitgliedern geradezu in den Schoß gefallen. Dann sind aber auch die Befürchtungen unbegründet, daß Diefe Mitglieder haben nicht teilgenommen an den harten der Acht stundentag in Deutschland verloren wäre. Er Kämpfen der Vergangenheit, die erst die Bahn frei und die Berhältnisse reif gemacht haben für die späteren Siege. Sie fahen nur die eingetretenen Erfolge und wußten nicht oder vergaßen es, daß sie das Ergebnis vieler opferreichen Borbe reitungsfämpfe waren. Sie schätzten die Macht der Gemert­Ichaften in der neuen Zeit viel höher ein, als sie wirklich war und fein fonnte und fühlen sich deshalb nun enttäuscht, weil nicht alle Hoffnungen fo rafd, wie es gewünscht, in Erfüllung gingen.

Die Zerstörungsluft der Kommunisten hat einen gewissen Erfolg insofern zu verzeichnen, als in einem Teil der noch ungeschulten Massen das Vertrauen auf die zähe Gewerkschafts­arbeit systematisch untergraben worden ist. Das ist zurzeit ein Nachteil für die Bewegung, seine Wirkung wird aber nur eine vorübergehende sein. Ich hoffe bestimmt, daß die finanzielle und damit auch die moralische Kraft der Gewerkschaften bald wieder so gestärkt sein wird, daß fie auch ihre Aufträ­rungsarbeit unter den Arbeitermassen mit Erfolg wieder aufnehmen fönnen. Dann wird es ficher gelingen, die Macht der Gewerkschaften zu erhalten und, geftüßt auf sie, die jezige elende Lage der Arbeiter allmählich wieder zu bessern. Es wird sich zeigen, daß die deutschen Arbeiter an der Erkenntnis festgehalten haben, daß nur in einer geschlossenen und ziel flaren Gewerkschaftsbewegung die Wurzeln der Kraft und des Aufstiegs ihren Nährboden finden.

wird bestehen bleiben, folange die Mitglieder der Gewerk­schaften und die gesamte Arbeiterschaft ihn hochhalten. Der Wille hierzu muß nur start genug sein. Ich fürchte, daß gerade diejenigen, die mit vielen Worten die Gewerkschaftsleitungen fchmähen, daß fie den Achtstundentag preisgegeben hätten, diesen starten Willen vermissen laffen fönnten, wenn es gilt, in der Werkstatt dem eigenen Unternehmer Ueberstunden zu verweigern. Denn nur um Ueberstunden fann es fich auch nach Infraftteten der neuen Arbeitszeitverordnung handeln. Daneben wird auch die ganze Schmere der Aufgaben, Der entscheibende Inhalt der neuen Berordnung ist deren Lösung den Gewerkschaften zugemutet und von ihnen die Vorschrift in§ 1, wonach die, regelmäßige werftägliche erhofft wurde, von der großen Masse gar nicht voll erkannt. Arbeitszeit, ausschließlich der Pausen, die Dauer von acht Selbst in normalen Zeiten ist die Macht der Gewerkschaften be- Stunden nicht überschreiten darf. Hiermit ist der Achtstunden grenzt, und zwar auch innerhalb ihres eigentlichen Aufgaben tag erneut mit Gefegestraft gesichert worden. Es find jedoch gebiets. In den annormalen Zeiten aber, in denen das deutsche in Zukunft mehr Ausnahmen zugelassen und die Ber Bolt jezt lebt, mußten die Gewerkschaften ihre Tätigkeit noch ordnung enthält auch sonst manche häßliche Bestimmung, die Aus der Zentrumspartei in Buer find vier Stadtverordnete aus. ngeit über ihr eigenes Aufgabengebiet hinaus erstrecken. Es von den Gewerkschaften vergeblich bekämpft worden ist. Aber getreten und haben eine chriftlich foziale Arbeiterpartei wurde eine riesenhafte Anspannung ihrer Kräfte in allen An- alle Ausnahmebestimmungen ändern nichts an der Tatsache, gebilbet. gelegenheiten des öffentlichen Lebens von ihnen verlangt. Sie daß der Achtstundentag in Deutschland nach wie vor gefeßlich Aus Luremburg find die lehten franzöfifchen Truppen abgezogen follten den Rampf gegen alle Nöte des Boltes festgelegt ist. An den Arbeitern in den Betrieben wird es ein bißchen spät nach Kriegsende vielleicht.

Kalender- Zahlender.

Bon Paul Gutmann.

schieben. Tot war der 1. April 1923, dein Hochzeitstag, denn an diesem Tag ist der Kalender leer, tam feine Notierung zustande. Du fahst nichts als Zahlen, Zahlen, Zahlen, drei lange Jahre hin­durch. Alle Tage nur Sahlen, jeber Mensch eine Bahl, jedes Ge­fühl, jede Handlung ein Jonglieren mit zahlen.

Und so werden vom ersten Tage im Sahlender bis zum letzten die Zahlen immer frecher und frecher, blähen fich, nehmen immer mehr Platz ein, bis eines Tages ja, der ganze Sput verflogen ist und zu lesen steht: viereinfünftel Goldmark!

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daß der Februar einst der letzte Monat war, ist heute noch zu er fchließen, denn darum werden an seinem Ende die Schaltungen vor­genommen. Aber marum haben die Römer ihren fünften bis zehnten Monat nur mit Nummern gezählt und dafür den 11. und 12. In den Gegenden des größten Verkehrs, auf dem Potsdamer mieder richtige Namen wie Januarius und Februarius gegeben? Blah, in der Friedrichstraße , bieten fliegende Händler eine reizende fanden sie die Geschichte, das ursprüngliche Jahr habe nur 10 Monate Das ist den antiken Gelehrten schon selbst aufgefallen, und so er­Neuheit an, ben Dollarbolender, der die Dollarnotierungen an der gehabt, und erst König Numa hätte den Januar und Februar hin­Berliner Börse feit dem Januar 1919 angibt. Dieser Kalender be zugefügt. Das ist völlig abfurb; ein Jahr von 10 Monaten hat es steht aus langen Reihen von Zahlen, die neben die Monatstage nie gegeben. Eine plausible Lösung der Probleme, die der Monat gefeht find, weshalb er mit gutem Recht auch Zahlender genannt Aber das Traurigfte, du Rarr, der du andere übers Dhr zu Januar der Wissenschaft stellt, ist noch nicht gefunden, und es wird Berben fann. Er beginnt mit 7,95 und endigt mit 4200 milliarden. hauen glaubtest- du selber bift ein Bettler des Herzens geworden, uns auch faum einmal möglich sein, über diese Dinge Klarheit zu Der Kalender bietet nach den Worten eines der Bertäufer, eine Null unter Rullen, ein Betrogener. Nimm ihn, den Kalender bekommen. eines ehemaligen Schauspielers, den ich von besseren Tagen her der Berdammnis und schreibe auf die noch leeren Seiten des tenne, eine Fülle von Anregungen für fluge Kaufleute, anschlägige Jahres 1924: Ropje, Melancholiter, lachende Philosophen. Er ist geeignet, die Langeweile an den endlosen Winierabenden zu vertreiben, gewährt eine flingende Schelle." mierschöpflichen Gesprächsstoff im Familientreise und Belehrung für angehende Kapitalisten. Ein jeder kann daraus ersehen, wie bunum oder mie gefcheit er gewesen ist und wie er's zu machen hat, um feine Mitmenschen in Zufunft übers Ohr zu hauen.

Eatsächlich erscheint der Kalender einem tiefgefühlten Bedürfnis abzuhelfen. Mein Freund Peter zum Beispiel, dem seine Frau den Zahlender zu Weihnachten schenkte, ist halb verrückt vor Glüd feligreit und verbringt viele Stunden am Tage über dem Studium der Zahlentolonnen.

Gestern traf ich ihn wieder, am Schreibtisch fizend, über den Zahlender gebeugt, während er mit seiner Linken in einem Haufen

alter Rechnungen wühlte.

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,, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz und

Die Rätsel des Neujahrstages.

Hahaha," lachte er, bas war eine meiner glücklichsten Spe fulationen, die Bestellung meines Anzugs am 25. Februar 1921 bei einem Dollarkurs von 62. Mein Schneider müßte sich heute blau ärgern, wenn er wüßte, wie billig er für mich gearbeitet hat." gelegenheit für so wichtig, daß man sich entschloß, fofort die Konsuln Ja, die Schadenfreude ist die reinste Freude," anwortete ich. " Oder hier, der Kauf eines Landhäuschens am 5. Oftober 1922 beim Dollarstande von 2140. Einfach geschenkt." So sitt er nun, vergleicht Datum für Datum mit den Ziffern feiner Rechnungen und glucht vor Freude, wie er den oder jenen

Die Vermand­

Viel Lärm um nichts" im Staatstheater. Nach dem Leffing- Theater hat nun auch die Staatsbühne ein Shakespare- Luftfpiel in den Spielplan aufgenommen. 8mei grund­verschiedene Auffassungen, die beide das Recht auf ihrer Seite haben. Barnowski spielt für die Seele, der Regisseur des Staatstheaters, Jürgen Fehling , für die Sinne. Unter Gepo'ter, lauter Luftig feit im Farbenfpiel greller Scheinwerfer tollt auf der Stilbühne ein buntes Kasperle- Theater mit farikaturenhaften Figuren vorüber. Die Stilbühne, zu nüchtern für das heitere Spiel, sieht aus wie die Schaufensterdekoration eines Skulpturengeschäfts. fungen gehen auf offener Bühne unter Mufitbegleitung vor sich, so daß ab und zu der Eindruck eines Kinos erwedt wird. Die Stilbeden, hinter denen fich die Darsteller verbergen und die doch vom Bubli tum genau so gut gefehen werden, wie von den Darstellern, denen fie verborgen bleiben müßten, find denn doch zu harmlos, els daß ie nicht unfreiwillige Romit erregten. Das Bublifum liek fich in bes durch die von Emil Birchan erbadte Ausstattung nur wenig in ber heiterfeit stören, bie das fobolbartige Abrollen der mir­beligen Handlung auslöfte. Bor affem wor es Ames Straub für ihre Beatrice dankbar, die ihre Männerfeindschaft in leier Alt­föngferlichkeit gern in Liebe zu dem ehemaligen Weiberfeind Bene­bift eintauschte. Start Ebert war ein luftiger, auch tiefere feelifche Süne verrotender bramabarfierender Edelmann, Nur der Don Bedro des Robert Taube machte den Brinzen nicht alaubhaft. In feiner berben Manier ähnelte er eher einem batuparischen Bauern­burschen. Ernst Legal dagegen, der teuffische Bruder des Prinzen Don Juan stellte eine prächtine, in der Erinnerung haftende Finur hin, eine Berförnerung des höfen Gewiffens, flatterich, nefvenftisch und brobend. Auch Albert lorath als törichter Gerichtsbiener brachte ohne Uebertreibung die clownhaften Späße feiner Roffe mit reifem Können an den Mann. Dgr.

Kleine Ursachen, große Folgen! Ein weltgeschichtlich herzlich bedeutungsloser Aufstand der Spanier gegen die römische Herr. fchaft im Jahre 154 vor Christus hat die immerhin wichtige Ron. fequenz nach fich gezogen, daß wir heute den 1. Januar als Neujahr betrachten. Der Zusammenhang ist dabei der folgende: Unser Monatssystem beruht bekanntlich auf dem römischen, und das mische Jahr begann am 1. März und endigte am letzten Februar. Demzufolge traten auch die Ronfuln, die Präsidenten der Republik, die ftets auf nur ein Jahr gewählt wurden, ihr Amt anfangs März an. Freilich zeigte dieses Amtsjahr schon früh die Neigung, von dem bürgerlichen abzuweichen. Der endgültige Bruch zwischen den beiden Enftemen erfolgte jedoch erst im Jahre 154. Im Dezember traf nämlich in Rom die Nachricht von einem sehr ernsten Aufstand der Spanier Genen die Fremdherrschaft ein, und man hielt die An felbft auf den Kriegsschauplak zu senden. Natürlich famen dafür die neu gewählten Konsuln in Betracht. Nach der Verfassung durften diefe freilich erst am 1. März ihre Tätigkeit beginnen. Aber bei der Größe der Gefahr für die spanische Kolonie änderte der Senat diefe Bestimmung ab und setzte fest, daß von jest ab die Konsuln ihr Amt bereits am 1. Januar anzutreten hätten. Dabei ist es dann ge­blieben. Bald richteten sich nach dem konfularischen Amtsjahr auch die übrigen Behörden, das Geschäftsleben gewöhnte sich an diesen Termin und nach einiger Zeit war das alte bürgerliche Neujahr vom Jeder Tag war ein Berbluten aus tausend Wunden. Jeder 1 März talfächlich vergeffen. Cafar hat dann bei feiner Kalender Tag war Lift, Betrug, Treulofigkeit. Jeder Tag entfernte dich reform natürlich den 1. Januar als Jahresanfang beibehalten, und beinen Freunden, deinen Mitmenschen, bir selber. Jeder Tag raubte auf feinem Kolender beruht der infrice. bir das Höchfte, nämlich Liebe und Bertrauen. So einfach und leicht verständlich diese Entwicklung auch ift. Am 1. Mai, wo alle Rnofpen sprongen", nein, wo der Dollar fo viele Schwierigkeiten bereitet doch die Erffärung der römischen 281,64 stand, im Jahre 1922, was tateft. bu? Barst but felig über und damit auch unserer Monate der Wissenschaft. Daß das Jahr den Tert diefer luftlosen schmalzigen, altbedenen Handlung ge. bie zu erwartende Fülle der Natur, beglückte dich, die Bartheit auftatfäich einmal em 1. März begonnen hat, fant fit, noch aus den fchrieben hat. Die fromme Hefene, die von den Rochtöpfen fort in heutigen Monotsnamen erkennen. Der Dezember" heißt der das Pensionat tommt und ausgerechnet mit den berühmten Lebe Sprießender Knospen? Nein, du dachtest, es ist höchste Zeit, jetzt zehnte" Monat, der November der neunte", der Oktober ter männern linasberg zusammengerät das hätte in der Ber muß ich von Müller einen Boften Schweineschmalz faufen, um ihn achte" und der September der siebente". Alle diese Monate find flechtung alter Borlagen ganz luftig werden fönnen. Der Silvester. an Schulze mit einem Gewinn von dreihundert Prozent weiterzu- also nicht vom 1. Januar, sondern vom 1. März an gezählt. Auch punsch des anonymen Herrn Sylvester aber war ein Schlummer.

übervorteilt hat.

Ich nehme den Zahlender in die Hand und spreche zu mir in

Gedanken:

Großes Schauspielhaus: Die fromme Helene". Der Himmel und der böse Geist des Jahres 1923 wiffen, wer