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Nr. 7 41. Jahrgang
Seilage öes vorwärts
SonnabenS, 5. Januar 1424
tätim
Hinaus in üen Vinter!
D«r Wkiter, der nun schon zwei Wochen sein Regiment<mf- rechterhält, lockt den Großstädter hinaus zu Wold und S«. Der oerschneite Wald ladet ein zu Spaziergängen, die tragsähige Eis- decke der Seen fordert auf zum Eislauf. Und so ergießt sich denn des Sonntags ein Strom Erholungsuchender in die Umgebung der Großstadt, wie es sonst nur an schonen Sommersonntagen der Fall ist. Wer es irgend möglich machen kann, eilt zum Bahnhof, deladen mit Rodel und Skiern, am Arm die Schlittschuhe. Durch den weißen Sronewalö. Der Grunewald, das beliebte Ausflugsziel der Berliner   von altersher, übt auch �etzt noch immer seine Anziehungstraft aus. Ob- wohl er arg geschmäht und verspottet worden ist, besitzt er doch land- schaftlich schöne Plätzchen in großer Zahl, man muß sie nur zu finden wissen. Des Winters weißes Tuch verdeckt außerdem manches, was wir sonst als unschön empfinden würden. In erhabener Ruh« steht der märkische Kiefernwald: die Wipfel der Bäume tragen weiße .yauben, die Stämme werfen bläuliche Schotten über den hell- schimmernden Waldesgrund. Mit mattem Schein leuchtet die Sonne durch die winterliche Nebslluft und haucht roten Glanz um die Kro- nen der Kiefern. Dom Bahnhof Grunewald wandern wir östlich durch den Tunnel und wenden uns dann rechts. Der schmal« Wag dicht an der Bahn bringt uns durch die Auerbochstrah« zum Hundekehlensee. Wir haben hier die Grunewald-Seenrinne erreicht, die sich vom Lietzensee bis zum Wannsee   verfolgen läßt. Hier ist der Wintersport in vollem Gange. Bon den User- höhen sausen die Rodler herab bis weit auf die Eisfläche des Sees, wo die Eisläufer ihr« kühnen Bogen befwreiben. Am Ende des Sees folgen wir der Chaussee nach links, an der Oberförsterei Gnme» ivald vorüber zum Grunewaldmoor. An seiner Westseite kommen wir zum Grunewalds e«, der nächsten Perl« in der Kette der Grunewaldseen. Auch hier, wo im Sommer reg.-s Frei­badleben herrscht, ist der Wintersport jetzt Trumpf. Dieser See liegt noch in seiner natürlichen Umgebung; keine Prunkbauten, wie sie sich an das Ufer des Hundetehlenfees herandrängen, stören hier das Landschaftsbild. Durch die Bäume schimmern die grauen Mauern des allen Baues von Kaspar Theyß  , des JagdhausesZum grünen Wald", das 1542 errichtet wurde, istach ihm, dem jetzigen Jagdschloß Grunewald  , erhielt späterhin das ganze Waldgebiet seinen Ramen. An der alten Landstraße von Teltow   nach Spandau  , die sich am Südend« de» Grunewaldsees vorüberzieht, liegt Paulsborn. Hier verlassen wir die Seenrinne und wandern westlich am Kleinen Stern vorüber zur Eisenbahn   und zur Automobiisiraße. Bald ist der Große Stern erreicht. Wir steigen eine klein« Treppe hin- auf und wandern westlich auf dem Lindwerder Fuß st«ig, bis wir in etwa 10 Minuten das Gestell p kreuzen. Run wenden wir uns rechts ab und kommen in einer kleinen halben Stunde zum Forst haus Saubucht. Hier haben wir ein Hügel, und schluchtenreiches Gelände erreicht, das ebenfalls mehrer« kleine Seen enthält. Es ist ein« Rcbenrinn« der Grunewaldseenrmn«. In dem umzäunten Gelände der Saubucht liegt der kleine Parschse«, von Sumpf umgeben. Dieses Gelände bietet eins der schönsten Waldgebiete des Grunewalds. In verschwiegener Stille liegt der P« ch s e e. zu dem wir noch kurzer Wanderung kommen. Der dunkle Spiegel im Talesgrunde, der sonst das klare Bild des Kiefern. Hochwalds oder die am hohen Himmelszelt dahinsegelnden Wolken widergibt, ist vom Winter mit dicker Eisschicht bedeckt. Ebenso still und verschwiegen ist der Teufelsse«, zu dem wir alsbald won> lv-rn. An seinem Hier liegen die Bauten des Charlottenburger  Wasserwerks. Dom Teuftlssee wenden wir uns östlich durch den Wald. Wir sind aus der Straße von Schildhorn, auf der uns wieder zahlreich« Spaziergänger begegnen In einer halben Stund« haben wir Dahnhof Grunewald   erreicht, den Ausgangspunkt unserer Sonntogswanderung durch den winterlichen Grunewald  . Heber den Tegeler See  . Ein anderes schöne« Waldgebiet, von blauen Wasserfluten be- grenzt, liegt im Norden der Reichshauptstadt, bei Tegel Dom Bahnhof oder von der Endhaltestelle der Siraßenbahn fLini« 28) geht es zur Humboldtmühl«. Weiterhin kommen wir an dem Schlößchen Tegel   vorütvr. das den Brüdern Humboldt als Wohnsitz dient«. Der schön« Schloßpark ist leider gesperrt. Bald hqben wir den Wald erreicht. Wir wenden uns links ab auf dem
Lopxrledt Qeon Meiler, MOnche«.
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Die Lofolfifcher.
Roman von Zohan Dojer. Kristover hörte nicht auf ihn. sondern begann die Zettel auseinanderzulösen. Das war wie eine Art Lebensrettung. Manche bekamen Löcher. Manche zerrissen. Das schmerzte. als schnitte er sich in sein eigenes Fleisch. Geld! Das ist das, womit er und seine Leute sich selbst und ihr Heim retten wollen. Es ist eine eigene Sache, Netze und Boot verloren zu haben und doch an Bonken und Kaufmann seine Schulden bezahlen zu müssen. Und wenn das Geld vernichtet ist, dann lommt zu Hause die Zwangsversteigerung, und dann hat er mit den Seinen kein Dach mehr über dem Kopf. Kleine Fetzen zusammengeklebten Papiers lagen über den Tisch verstreut.... Wir müssen sie trocknen, sagte Per Suzanso. Er tappte barfuß nach dem Ofen, legte nach und räumte die Kleider weg. 'Die Kleider können immer noch trocknen/' sagte er. Jetzt ist das Geld die Hauptsache. Und er zog Bindfaden um den Ofen, an dem die Scheine aufg-hangt werden sollten. Kristaver starrte all die nassen Popierfetzen an. Seine Hand lag auf dem Tisch. Aber er hatte am liebsten das Ganze zusammengekehrt und zum Fenster hinausgeworfen. Komm jetzt," sagte Per. Und die anderen halfen auch. Nun wurden die Geldscheine vorsichtig aus den ausge- spannten Bindfäden aufgehängt, und da hingen sie einzeln oder zusammengeklebt, sie erinnerten an winzig kleine Kinder- windeln, die zum Trocknen aufgehängt sind. Und als Kristaver die so mit ansah, wachte wieder ein Teufel in ihm auf. Er fing an. ganz merkwürdig zu lachen. und begann zu schwatzen. Er sagte, es gebe ja mancherlei oon Trocknung. Man trockne Heu und Kleider und Schafe. Aber hier werde Geld getrocknet. Und er ging umher und rückte die Scheine zurecht, heizte mehr ein, und hängte die nassesten Stellen besser an die Wärme, und war ganz Deforgtheit, als habe er es mit kleinen Kindern zu tun.° 1»' Sie wurden trocken. Sie waren gerettet, sie knisterten zwar, als er sie zusammenfaltete. Aber sie waren trotzdem immer noch gut genug zum Schuldenbezahlen. Als dos Esten fertig war, wurden die Männer geweckt, die auf den Pritschen lagen und schliefen.
Wege noch T e g e l o r t. DI« Hügelauf, hügelab führenden schmalen Waldwege lind wie geschaffen für Rodelbahnen, und wacker werden sie denn auch benutzt. Unsere Straß« führt an einer Buäft des Tegeler Sees  , der M a l ch e. vorüber. Dann kommt der Reiherwerder, eines der schönsten Gebiete der Tegeler Forst, das häusig von Malern aufgesucht wurde; jetzt ist es Borsigiciier Privatbesitz und eingezäunt. Nun führt die Straße in die Räl?e des Sees, der sich linker Hand ausdehnt. Wenn wir die weite Eis- fläche betreten, dann sehen wir hinter uns Tegel mit seinen zahl- reichen Fabrikanlagen; am jenseitigen Ufer erheben Hch die roten Bauten der Berliner   Wasserwerke. Mitten aus dem Eist ragen einiae Bäume auf. es ist die L i e b e s i n f e l. Wir können zu ihr hinüber wandern, die Seidel in seinem Leberecht Hühnchen so liebe- voll beschreibt. An den vom Wasser unterspülten Wunein der am Ufer fstheirden Bäume fdjen wir allenthalben riesige Eisbärte hän­gen. Als der See noch nicht zugefroren war, brandeten die Wogen an das Ufer; das Wasser verwandelte sich an den Wurzeln sofort in Eis, da die Lust bereits unter dem Gefrierpunkt abgekühlt war, und so sthen wir nun die gefrorenen Wogen als Eisbärte und Eis- zapstn die unteren Teile der Bäume bekleiden. Der Spazier- gang auf dem Eise, zu dem wir nicht unbedingt Schlittschuhe brauchen, ermöglicht es uns. die bunt« Inselwelt zu besuchen, die den Tegeler See   ziert. Auch der vorgeschichtlich« Mensch bewohnte diest Inseln schon, wie aus den Funden hervorgeht, die man aus stnen Abschnitten der Menslbheitsgeschicht« gemacht bat. Di« größte der im Tegeler See   lieaenden Inseln ist Scharfenberg, auf der der Gelehrte Dr. Bolle allerlei fremdländisch« Bäume und Ge- wächst angepflanzt hat. Jetzt befindet sich hier die Scharfen- berg- Schule. In frischer und gesunder Luft, in steler Derbin- dung mit der Natur leben und lernen hier die Sckiüler mit ihren Lehrern; wahrlich«in schönes Jugend- und Schulieben, an dem leider viel zu wenig unserer Großstadtkinder teilhaben können. Eine andere größer« Insel ist Dolentinswerder, die ständig be- wohnt wird. Maienwerder trägt nur eine Laubenkolonie. Ganz besonders reizvoll ist dos Leben diestrInsulaner", wie es in keiner anderen Laubenkolonie Groß-Berlins möglich ist; brauchen sie doch nur ihr Grundstück zu verlassen, um sofort am See zu sein, wo sie im Sommer baden, segeln oder rudern und ixi Winter dem Eissport huldigen können. Don den kleineren Inseln seien noch Reiswerder und Daumwerder erwähnt. Bei der Wände- rung auf dem Land« werden wir mittinter große Schnee- anwehungen, wahre Sckxinzen, antreffen, die der Wind zu» lammengewekit hat. Häufig können wir hier sehen, daß die Form diestr Schneeschanzen große Aehnlichkeit mit den Dünen hat. Und die Ursache beider Erscbeinunasformen ist ja auch die gleiche; nur daß der Wind anstatt des Dünensandes Schnee zusammenwehte. Bei einer Wanderung über das Eis müssen wir darauf achten. die als gefährlich markierten Stell en zu vermeiden. Wenn stder stch befleißigen wollt«, so zu handeln und den unanae- brachten Mut lieber zu Haus« zu lassen, dann könnten Unglücksfälle durch Einbrechen im Eist eigentlich nicht vorkommen. Wir können entweder nach Tegel   zurückwandern oder nach Tegelort hin- übergehen, um mit der Straßenbahn zurückzukehren.
Parteien wiederum den Dorschlag der sozialdemokratischen Fraktion ablehnen sollten, so kann an der Absicht d«r bürgerlichen Parteien im Berliner   Rathaus, einen sozialdemokratischen Dorsteher nicht zu- zulassen, kein Zweifel mehr stin.
die Staötverordnetenvorfteberwahl. Der sozialdemokratische Vorschlag. Die bürgerlichen Zeitungen fahren fort, sich mit der bevorstehen- den Neuwohl des Stodtverordnetenoorstehers zu beschäftigen. 2Jie sozialdemokratische Fraktion hat bereits in ihrer letzten Fraktions- sitzung vor Weihnachten den Stadtverordneten Genossen H a ß. den Vorsitzenden des Derbandes der Lithographen, als ihren Kandidaten nominiert. Der Fraktionsvorstand hat von diesem Dorschlag der sozialdemokratischen Fraktion bereits die anderen Rathausfraktionen unterrichtet. Die gegenteiligen Meldungen anderer Blätter, daß diese Fühlungnahme mit anderen Fraktionen noch nicht erfolgt fei, sind irreführend. Da aber fast all« Fraktionen ihre näcbste Sitzunq erst am Dienstag abhalten, so sind alle Meldungen der bürgerlichen Presse wohl al» verfrüht zu bettachten. Die sozial- demokratische Fraktion ist stdenfall» der Meinung, daß nach allge- meinem parlamentarischen Brauch ihr das Recht aus die Stel- lung de» Bor st»Hers als stärkst« Fra   t ti o n nicht streitig gemacht werden kann. Wenn ttotzdem auch diesmal die bürgerlichen
Der �Unheimliche". Zur Ermordung deS Schlosserlehrlings �alk in Rheine  . Der Unheimliche" diese Unterschrift trug der Zettel, den die beiden jugendlichen Mörder, der 18jährig« Kraust und der ISjährig« Detters dem an den Dater gesandten linken Fuß ihres Arbeits- tollegen Falk beigefügt hatten. So wird die Quelle des Anreizes zum vielleicht einzig dastehenden Morde ohne weiteres klar: sie heißt Schundliteratur, Schundfilm Bolksgifte, gegen die seit langem noch immer erfolglos angekämpft wird erfolglos, weil es weder genügend Jugendliteratur und Iugendbibliotheken gibt, noch genügend gesunde Iugendoeranstalwngen. Die wahren Ursachen. dieses unerhörten Roheitsdeliktes liegen aber tiefer: st« sind einmal' in unseren unseligen Zeitverhältnisstn zu suchen, in denen die durch den Krieg überlieferte Kultur der Gewalt Trumps ist, einem Zustande, der durch künstliche Niederhaltung der Volksschulen und durch den moralischen Verfall der Familie nicht Einhalt getan wird und durch die Persönlichkeiten der Bäter selbst zu erklären. Zum ersten die F a mi l i e n o« r h ä l t n i s s e des Opfers. Schön müssen die ausgesehen haben, wenn der Bater bei den andauernden Erpressungsversuchen, trotz der gruseligen Bcgleit- umstände, schließlich zur Annahme neigt«, die Erpressungen gehen von seinem Sohne stlbst aus. Er traute sie ihm also zu. Dann das sittliche Gesicht des Ermordeten. Um ihn in den Garten zu locken, spiegelten die Mörder das Borhandenfein eines gestohlenen Motorrades vor, das ü« ihm zeigen wollen. Dos erscheint ihm selbst- verständlich er geht ruhig mit, und da ereilt ihn das Schicksal. All« drei sind Schlosserlehrlinge. Sie arbeiten in der gleichen Auto- mobilsabrik, sind Kollegen, Kameraden, die sich Tag für Tag bei der Arbeit tteffen. Das Detriebsleben weckt in ihnen jedoch kein Gemeinschaftsgefühl, schafft nicht sittliche Hemmungen. Ja, wer weih, ob es nicht unter Umständen zur Verrohung der Jugendlichen beiträgt. Was der Jugendlich« im Betriebe nicht alles von seinen älteren Arbeitskollegen zu hören bekommt, was er da nicht alles von ihnen lernt und ihnen absieht, davon könnt« man Bände schreiben. Der Betrieb wird oft zur Schule der Roheit, anstatt zur Erziehung»- statte fürs Leben zu werden. Schließlich die Täter selbst. Das Ganze kommt ans Licht durch die Mitteilung eines Jugendlichen, dem gegenüber die Uebeltäter nicht reinen Mund halten. Das paßt in den Rahmen ihrer Persönlichkeit. Ebensowenig, wie sie sich in das Schreckliche des Erlebens ihres Opfers und des durch die Er- Pressungen und die Ungewihbeit über den Aufenthalt feines Jungen gefolterten Laters hineinfühlen tonnten, so wenig dachten sie auch an die Folgen für sich bei der unausbleiblichen Entdeckung der Tat. Moralisch blind, zudem noch gänzlich geblendet durch die bis ins kleinste durchdachte Tat sie mutet wie ein Detektiv- roman schlimmster Gattung an, waren sie nur auf die sadistische Lustempfindung der Vorbereitung zur Tat, ihrer Ausfüh- rung und des ihnen vorschwebenden Erfolges eingestellt. Sie wollten dieUnheimlichen" mimen und merkten nicht, wie das Unheimliche ihrer Herr ward. Ihr Bewußtsein war gewissermaßen«ingeengt, der sensationelle Nervenkitzel hatte jegliche Gefühls- und Gewissens- regung in die tiefsten Winkel ihrer Seele verdrängt. Der älter« Krause war zudem noch für Diebstahl mit Gefängnis vorbesttast. Letzteres wird wohl, wie in vielen anderen Fällen, vielleicht nur zu stiner weiteren sittlichen Derwahrlosung beigetragen haben. Ob Krause unter Fürsorgeaufsicht gestanden hat. ist unbekannt. Dje Gerichtsverhandlung Deiters kommt vors Jugendgericht wird die seelischen und physischen Anlagen, die erbliche Belastung der Töter offen legen. Es leuchtet jedoch schon heute ein, daß es stch wahrscheinlich um einen Fall des sogenannten moral insanity, d. h. einer höchst gradigen moralischen Minderwertig- kei t, handelt, die sich in erster Linie durch Unfähigkeit, in da» Ge- fühlsleben anderer Menschen hineinzusenken, charakterisiert. Der Fall Falk ist ein Mcmeitto. Fclmilie, Schule, De- tr i e b trifft die Schuld in erster Linie. Es werden wohl noch Jahr- zehnte vergehen, ehe planmäßig betriebene Iugendwohlsahrt das Ihrige für die junge Genevatton in vollem Umfang« zu leisten im- stände fein wird. Jedoch ohne Anteilnahme breitester Schichten der Bevölkerung wird da» Iugendwohlfahrtsgesetz nur toter Buchstabe bleiben.
Und als sie um den Tisch saßen, war es Per Suzansa, als sei einer von der Gesellschaft nicht anwesend, und er sah die anderen an, konnte es aber nicht über sich bringen, zu fragen. Es war, als hätten die Männer von derRobbe  " ein gemeinsames Unglück zu tragen. Er sah Kristaver an, aber dieser schlug nur die Augen zu ihm auf und dann weiter. Alle nahmen reichlich von dem frischen Fisch und dachten nur daran, sich wieder hinlegen und schlafen zu können. Erst als sie fertig waren, fragte einer von Per Suzansas Leuten:Aber.. und Kaneles Gomon?" Alle sahen sich um. Keiner sagte etwas, doch endlich ant- wortete Kristaver: Ach ja. Kaneles der... ist nicht wieder mit an Land gekommen, nein." Und jetzt wurde es still in der Stube. Sie sahen sich an und schwiegen. Keiner fragte mehr und keiner mochte aufstehen. Sie waren fertig mit dem Essen, und alle beugten den Kopf und falteten die Hände unter dem Tisch. Sonst haperte es ja mit dem Tischgebet, aber jetzt blieben sie lange in dieser Stellung und schauten vor sich hin. Kaneles Gomon. der muntere Junge, lag er jetzt dort unten im Westfjord? Als sie endlich den Kopf hoben, blieben sie noch immer sitzen und blickten vor sich hin. Und schließlich sagte Henrik Rabben:Das ist schwer für seinen Vater." Hml Aber schon am nächsten Tage fuhr die Fischerflotte miede, nach den Bänken hinaus, und an Land ging dieser und jener einher und blickte den anderen nach, doch er selber hatte kein Boot mehr. So war es mit Kristaver, und deshalb ging er mit seinen Leuten in Sonntagsröcken auf den Klippen umher und wußte nichts anzufangen. Sie mußten sich wohl damit abfinden und mit dem Dampfer südwärts nach Hause fahren, hier hatten sie in diesem Jahre nichts mehr zu tun. Noch immer waren einige Boote noch der Unglücksnacht nicht heimgekommen, und noch immer standen manche draußen auf den Klippen und warteten und starrten auf das Meer hinaus. Im Lauf des Tages wollte Kristaver zu seinem Freunde Edvind Hansen aus Baranger hinüberrudern. Wenn ihm ein Mißgeschick zustteß. so war es ihm immer eine Erleichterung. I mit dem lusttgen Nordländer schwatzen zu können. Aber schon > auf dem Wege zu ihm hörte er eine Nachricht, die ihm unglaub- > lich naheging. Edvin Hansen mit Boot und Mannschaft war
im Sturm umgekommen. Die Leute hatten das Boot voll- schlagen und sinken sehen. Kristaver blieb an diesem Tage meistens für sich, und in der Hütte sagte er kein Wort. Er sah Edvind Hansen mit dem roten, bartlosen Gesicht vor sich. Er konnte lächeln wie eine hübsche Frau und es war ihm ein Spaß, für drei Familien sorgen zu müssen.Ein Bruder ist ein wunderliches Ding," hatte er gesagt,für einen, der lebt, ist es leichter, für die Witwe zu sorgen, als für einen, der tot ist."Und eins von den Kindern muß unter der Küchenbank liegen, aber fostst geht es wie geschmiert." Niemals hatte Kristaver ein solches Mißgeschick erlebt. Er begann in den Klippen umherzustreifen, als suche er nach seinem Freund. Er ruderte über den Sund nach anderen Schären hinüber, er schwatzte mit Leuten und versuchte zu scherzen, aber es war nur törichtes Zeug. Er ging auf die Landzungen hinaus und faß dort allein und starrte auf das Meer und die Seevögel, während er seinen Priem kaute und kaute. Und jetzt meldete stch Kaneles und ging mit ihm. �Du hast mich auf dem Boot losgelassen, du hast mich losgelassen, Kristaver. Du warst Dootssührer, aber im letzten Augenblick. da hast du dich selber gerettet. und mich hast du losgelassen." Ja," würde Edvind Hansen gesagt haben,aber Kri- staver hat dich erst losgelassen, als Jakob unmittelbar über den Kiel wegfuhr. Da gab es keinen anderen Rat. Kristaver hat gewiß getan, was er tun konnte." Wenn es sein Sohn gewesen wäre, der Lars," sagte Kaneles grinsend. Kristaver erhebt sich, zuckt die Achseln und setzt sich in Be- wegung. Er hotte noch immer den leichten Gang. Wo wollte er hin? Hätte er jetzt zu Edvind Hansen gehen können diestr Mann wäre imstande gewesen, Kaneles zu verscheuchen. ihm selbst seine Gemütsruhe wiederzugeben. Jetzt konnte er gehen, wohin er wollte Kaneles ging mit ihm. Sie sahen in der Hütte und aßen zu Abend, als Jakob hereingesegelt kam. Erst sagte er gesegnete Mahlzeit.   und die anderen mtir- melten, er solle sich doch setzen, und dann schwatzte er über Fischpreise und über Wetter und Wind. Endlich kam er darauf zu sprechen, was für ein Glück manche Leute doch haben.Wie zum Beispiel der Kristaver," sagte er. -Ich, ja," sagte Kristaver und sah ihn an. (Fortsetzung folgt.)