wurde. Die Parlamentsfraktionen der einzelnen Parteien haben dadurch eine Funktion im Staats- und Verfassungs- leben zugewissen erhalten, die notwendig auch, ihre Stellung in der Organisation der Parteien verändern mußte. Diese Veränderung besteht vor allem in einer größeren Selbständig- keit im Handeln auf eigene Verantwortung. Beim Abgang, bei Um- oder Neubildungen von Regierungen muß meist schnell gehandelt werden, so daß die vorherige Zurate- zishung größerer Parteioertretungskörperschaften unmöglich ist. Sslostoerständlich wird jede Parlamentsfraktion sich be- mühen, im Kontakt und Einverständnis mit den zuständigen Instanzen ihrer Partei zu handeln. Wo das nicht möglich ist, oder wo Differenzen mit den Organisationsinstanzen ent- stehen und ein Ausgleich nicht zu erzielen ist, dort müssen die Fraktionen auf eigene Verantwortung handeln und ihr Ver- halten spater rechtfertigen vor dem Forum eines Landes- oder Reichsparteitages. Dieser Zustand hat sich in beiden Flügeln, aus denen unsere jetzige Partei sich vor fünfviertel Jahren bildete, gleich- mäßig herausgebildet, im Reiche wie in den Ländern. In beiden früheren Parteien, SPD. wie USP., hat d i e R e i ch s- tagsfraktion über Vertrauen oder Mißtrauen und damit eventuell über Verbleib oder Abgang einer Regierung, über Beteiligung oder Nichtbeteitigung an einer neuen Re- gierung entschieden. Wie eine vom Dresdener Bezirks- jekretariat veranstaltete Umfrage, die dem sächsischen Dezemder-Parteitage vorgelegt wurde, ergeben hat, sind die Dinge bisher auch in den Einzel st aaten ebenso gehandhabt worden. Eine andere Regelung ist auch p r a k- tisch unmöglich, wie sich gerade in Sachsen gezeigt hat, wo auf Drängen der bürgerlichen Parteien die Entscheidung jetzt zwei Tage vor dem Landesparteitag gefällt werden mußte und in einem Zeitraum von 10 Monaten drei Landesparteitage(!) abgehalten wurden. Aus- nahmsweife kann ich deshalb einmal mit dem„Zwickauer Volksblatt" übereinstimmen, das am 30. Oktober letzten Jahres — allerdings um Wels und mir das Recht zu bestreiten, Partei- genössischen Rot zu geben— sehr treffend schrieb: Das sächsische Volk hat seinen Landtag gewählt, nach der Ver- fassung hat nur dieser Landtag und keine Macht außer und neben ihm die Regierung zu bestimmen, die über Sachsen zu regieren lmt. Jede Einmischung Außenstehender ist als oerfasiungswidrig ab- zulehnm. Aus dieser Auffassung folgt klar, daß die Entscheidung bei den Landtagsfraktionen liegen muß. Der Parteitag der lZesamtpartei wird sich deshalb auch zweifellos den Stand- punkt zueigen machen, den der Parteiausschuß in seiner Ent- schließung vom 27. November vorigen Jahres eingenommen hat. einen Standpunkt, der sich völlig deckt mit der P r a x i s, die sich im Reich wie in den Ländern aus dem Zwang der Verhältnisse herausgebiwet hat. » m m Auf die oben erwähnte Anfrage vom Bezirkssekretariat Dresden an Reich und Länder, wer die Entscheidung bei R«gi«rungs- blldungen hat, sind eine Reihe von Antworten eingegangen, denen wir folgendes entnehmen: Reichstag: Die Entscheidung liegt bei der Reichstagsfraktion, allerdings haben bei Entscheidungen von solcher Bedeutung die Mitglieder des Parteioorftandes, die nicht dem Reichstag angehören, das Recht, an den Perhandlungen teilzu- nehmen. Jedoch geschah das nicht in allen Fällen.. v. Preußen: Di« Bifdung und Umbildung der Regierung ist Sache der Landtagsfr.aktion allein. In keinem Falle ist bisher ein« Mitwirkung irgendwelcher Partei- instanzcn erfolgt. Thüringen : Ueb«r die Regierungsbildung entscheidet in Thüringen die Landtagsfroktion. Der Bezirksvorstand wird gehört. Die eigenlliche Entscheidung liegt «ach der Verfassung nach der bisherigen Uebung bei der Fraktion. Baden: In allen... Fällen h a t die Fraktion jeweils bis für die Wahl der Minister vorzuschlagenden Parteigenossen aus-
' gewählt. Wir haben uns dabei immer kameradschaftlich nät dem Bezirksvorstand, dessen Vorsitzender Mitglied der Fraktion ist, aus- ; gesprochen. Mecklenburg-Schwerin : Die Landtagsfraktion entscheidet bei der Regierungsbildung einzig und allein. Wir haben bei Regierungskrisen ganz felbstver- ; ständlich immer den Bezirksvorstand eingeladen, aber der Bezirks- ; vorstand hat sich nie angemaßt, der Fraktion seinen Willen aufzu- ; zwingen. Braunschweig : Seit der Vereinigung der Partei sind bei uns zweimal Umbildungen der Regierung vorgenommen, beide Male lag die Entscheidung in der Hand der Fraktion. Anhalt: Die Regierungsbildung wurde vor einigen Wochen, als die Kommunisten den Antrag auf Eintritt in die Regierung stellten, akut. In diesem Falle hat die Fraktion gemein- schaftlich mit dem erweiterten La nd« sa u s schu ß entschieden. Württemberg: Die Frage der Regierungs- bildung ist stets von der Landtagsfrattion be- handelt worden. Di« Landesparteileitrmg wurde jeweils zu den Sitzungen der Fraktion, in denen solch« Fragen Gegenstand der Beratung waren, eingeladen. Di« Verhandlungen haben in jedem Falle zu einem vollen Einvernehmen geführt. Wenn das nicht der Fall gewesen wäre, würde die endgültige Entscheidung in den Händen der Fraktion gelegen haben. Bayern : In der Frage der Regierungsbildung ist federführend die Landtagsfraktion, jedoch obliegt die grundsätzliche Stellungnahme und Entscheidung für den Eintritt in die Regierung ober den Austritt au« derselben einer Landeskonferenz, die sich nach unserem Landesstatut wie folgt zu- sammensetzt: Aus den Mitgliedern des Landesausschusses, den Bor - sitzenden der Parteibezirksverbände, den Bezirks- und Untsrbezirts- sekretären, je einem Delegierten der Landtagsstimmkreise, je einem Redakteur und je einem Geschäftsführer sämtlicher bayerischen Partei- Zeitungen, den bayerischen Mitgliedern der sozialdemokratischen Reichs- tagsfraktion und den Mitgliedern der sozialdemokratischen Landtag«- fraklion. Die Auswahl der Genossen, die als Regierungsmitglieder in Betracht kommen, obliegt endgültig der Landtagsfraktion.
Wahlkampf in Sapera. LandtagSauflösung bis SO. Januar? Müa che«,«. Januar.(WTS).«uf der Kreisversa»«. lang de« bayerische« Lauerrbundes-o Augsburg wurde«Uge- teilt, daß die LaadlagsauflSsuug bis läugfie»« 2 0. 3annar ausgeführt werde« würde Ter„alte Schwede" und die„Lokuspolitiker". ZNünchen, 8. Januar. (Eigener Drahtbericht.) Mit einer vssent- lichen Versammlung in einer Münchener Dorstadt eröffnete die Bayerische Volkspartei den Wahltampf. Der Verlauf der Versammlung bestätigt« die Vermutung, daß sich die Regierung»- Partei im Wahlkamps hauptsächlich wird gegen die Völkischen zur Wehr setzen müssen. Daher versteht man auch die Haltung der Bayerischen Volkspartei im Landtag bei der Schaffung des Wahl- sicherheiten. Die Versammlung war reichlich durchsetzt von Haken- kreuzlcrn, di« besonder» die Ausführungen des Land.agsabgeordneten R o t h m e i« r, bekannt durch seine ullra-bajuoarische Einstellung, durch stürmische Zwischenruf« unterbrachen. Da» war begreiflich, denn Rothmeier wandt« sich in der Hauptsache gegen die Rational- sozialisten und Ludend ör ff, den er als„allen Schweden� bezeichnete. Die Studenten titulierte er„Lokuspolitiker", weil sie in der Universität alles mit Hakenkreuzen beschmieren. Rühmend hob er hervor, daß Kahr alle Ostjuden, die seit Eisner eingewandert feien, ausgewiesen habe. Die Bayerische Volks- Partei habe sich siinerzeit, als beim Gareis-, Crzberger, und Rathen au-Mord München als Mörderzentrale bezeichnet wurde. heftig gegen dies« Chorakteristerung der bayerischen Hauptstadt ge- wehrt; jetzt müsse er aber zugestehen, daß München nicht mehr ganz rein dastehe. Trotz dieser Feststellung meinte der zweite Referent des Abends, Reichstagsabg. Rauch, daß Deutschland nach wie
vor von Bayer» aus gerettet werden müsse. Den Herr» v. Soden bezeichnete dieser Redner als Sabluelischef de» zulünfkige« Trägers der bayerischen Krone. Dabei wehrt sich gleichzeitig Zinil- ling gegen die angebliche Unterstellung, daß man in der jüngsten Denkschrift seiner Regierung u. a. auch monarchistische Tendenzen erkenn«. Die Versammlung schloß zur Unzufriedenheit der vielen Hakenkreuzler ohne Diskussion, die vom Generalstaatskommii- fariat untersagt worden war. Reichstagskanüiöat Luöenöorff. Die Völkischen Bayern» haben Ludendorff ein Mandat für die kommenden Reichstag»wählen angetragen, und auch oölkssche Kreise Norddeutschlands sollen sich mit einer Kandidatur Ludendorffs befreundet haben. Es ist bezeichnend für den ehemaligen Generalquartiermeister, der sich soeben noch von dem politischen Narren Hitler zum„Chef der deutschen Heeresleitung" ausrufe» ließ, daß er nicht abgeneigt ist, auch dieses Pästchen anzunehmen. Wie gemeidet wird, haben in den letzten Tagen mtt Ludendorff wegen der Kandidatur ernste Besprechungen stattgefunden. Aber die Völli- schen müßten nicht sie selbst sein, wenn sie in bieser Frag« einig wären. Ein Teil der Völkischen läßt die Nachricht verbreiten, nach den Münchener Novemberereignissen sei ihnen ein« parlamentarische Tätigkeit des„Generals" nicht angenehm, man brauche ihn„w e n i- ger als Politiker", denn als„d e r e i n st i g e n Führer der deutschen Armee". Es wird abzuwarten bleiben, ob Ludendorff diese liebenswürdig« Auslassung versieht. * München , 8. Januar. (MTB.) Laut Blättermeldung«, nimm: die Untersuchung über denHitler-Ludendorff-Putsch einen sehr großen Umfang an. Bis jetzt ist gegen mehr als hundert Personen Anklage erhoben worden.
die Aufgaben öer„Ingenieurkommission". Die Essener Zeitungen haben von dem kommandieren- den General der 77. Diviston mehrfach Befehl erhalten, kostenlos auf der ersten Seite Ankündigungen über französische Bor- stellungen in der Komischen Oper zu veröffentlichen. So sind die Zeitungen u. a. vor einigen Tagen gezwungen worden, bekannt- zugeben, daß ein« französische Schauspielerg esellschast in der Komi- schen Oper„Frou-Frou" aufführen wird.und daß der Kartenver- kauf in einer französischen Buchhandlung erfolgt. Der Fall erinnert an die„Verordnungen der Besatzungsbehörde", die unser Gelsenkirchener Parteiblatt an der Spitze des Blattes ver- öffentlichen mußte. In Gelsenkirchen hatten die„Herren" Offiziere P s e r d« m i st und ein Motorrad zu verhökern, in Essen wird Kulturpropaganda mit„Frou-Frou" getrieben— Gesten eines übermütigen Siegere und ebenso-blöde wie die MUitärstiefelpolitik überall. Poincare hatte bei der Besetzung des Rührgebiets verkündet, es handle sich lediglich um die Tätigkeit«im»„friedlichen" Ingenieur- kommifsion, der zum Schutz ein« Handvoll Soldaten beigegeben werde. Der Satz von der„unsichtbaren" Besatzung wurde geprägt. Es scheint im Wesen des Militarismus zu liegen, daß er sich überall und unter allen Umständen so ausdringlich und plump wie möglich benimmt und sich von keiner übergeordneten Stell« meistern läßt. Immerhin: Besspiele sollten belehren.
Erlaubte Demonstrationen. I« besetzte« Gebiet-!' Düffeldorf. 8. Januar. (®P®.) Di« hiesige Arbeiterschaft ver, änstaltetc heute nachmittag ein« Kundgebung auf den Hinden- burgwall fürdenAchtstundentag. Ein U m z u g im Anschluß an die Kundgebung ist von der Besatzungsbehörde unter der Ve- dingung genehmigt worden, daß der Zug den vorgeschriebenen Weg nehm«._ Die sächsische Krise. Die kommunistische Fraktion hat folgenden Antrag im sächsischen Landtag eingebracht: Das Kabinett Heidt hat nicht das Vertrauen des Landtages.
(D'Netlls Niggerstück. Von Max Hochdorf . Natürlich ist das kein Theaterstück, wie der Mann im Parkett es sich träumt. Er begreift in Deutschland nicht, daß etwas obne Gemüt, ohne Geschwafel und sentimentalem Leierkasten aufgedreht wird. wenn es tragisch enden soll. Dieses Niggerstück vom„Kaiser Lon« s", der ein Halunke ist und vom schweren Leib» und Alb- drücken gequält wird, entsprickit keiner Durchschnittsregel, und doch ist es etwas Starkes und gleichzeitig etwas Schundiges, ein Pankee- srnig,«ins Niggerballade, ein voltskundiaes Kunststück von ganz eigentümlichem Reiz. Wenn dieser O'Neill mit europäischen Rezepten arbeitet, dann wird er langweilig, blöde- und wassersüppig. Wo er nun die Niggerseele in die Vorstadtmelodramatik hinein- meißelt, kann er entdeckt werden als ein grober, aber kräftiger Kerl. Das ist Theater, das direkt aus der Banjoe- und Leierkasten- und Jazzhandromantik herkommt. Wir kennen solche Nlggerbänkel- sängerei. Sie ist blutrünstig, die armen Schwarzen werden herum- gewälzt von Leidenschaft nach Freiheit, nach Geld, nach dem Vlut der Kehle, die sie ihrem wetßen Peiniger abschneiden wollen. Nun, es spricht für O'Neill, daß er sein Bestes gibt, wenn er sich an das Exotische fvrtwirft, daß er hahnebüchen herunterkommt, wenn er es den europäischen Aorstadtdramatikern nachmachen will. Aber welch ein hochnäsiger, geradezu ausschweifend großmäu- liger Mcralist, dieser. Liebling von New Port, der den Schwarzen wirklich mi! allerjchwärzester Seele ausstattet. Dieser Dichter O'Neill k-nm kaum den Nigger, der aus dem Kraal herauswill, um ein Kulturmensch zu werden. Dieser von amerikanischen Damen ver- wähnte O'Nelli kennt nur den tierischen Nigger, er kennt nur diesen Kaiser Jones, der sich aus dem tiefen Dreck emporwühlte, um «inigen Weißen das Leben zu nehmen, um seinen schwarzen Mit- brüdern als schindender Arbeitgeber die Haut stückweile vom Leib zu ziehen und schließlich unter Oer. Mordwaffen der eigenen Kum- nane zu verrecken. Er weiss nur von diesem Halbtier, dem Kaiser Jones, der abergläubisch und mit tobendem Blut durch die Büsche e lt, um seinen Gewissensbissen und feiner Gefpensterfurcht zu ent. ichküpfen. Dieser Nigger sticht seine Nebenmenschen leichtfertig ob. Er knallt mit dem Revolver, er ist ein Hund, ein Schwein, ein gie- riz-Ä Ungeheuer. Wieder und wieder die Frage: Warum kennt dieser O'Neill nicht die anderen Neger, die emsig in den Schulen und in den Unirersitäten sitzen, die aus der Erinnerung der Mensch- heit die Tatsache wegwischen wollen, daß sie mit einer dunklen Haut gebrandmarkt wurden, und die den edelsten Idealen nachhängen. Hat O'Neill nur seinen New Porter Freunden geschmeichelt, als er diese» Niggcr-Singsang in kurzen, in kreischenden Bildern auf die Bühne brachte, hat ihm nicht da« Herz geschlagen, al« er nur da« Menschenmaterial, das sich der Nichter Lynch an den Galgen holi, den lüsternen Zuschauern vor die Augen warf! O'Neill ist im euro- päischen Stück ein unmoralischer Dramatiker, weil er ein Verlogener ist. Er ist in diesem Nieqerstück noch unmoralischer, weil er nicht ganz objektiv in die Schmerzen des niedrigen Nigger» eindringt, weil er sich über das Opfer seiner Feder stellt und predigt: Ach, was fasse ich da für schmierige Schufte an! Dieser Niggerspuk muß auch so grob und grausig über die Bühne gehetzt werden, w« er im Buche steht. Marionettenhast, ohne
gelöst« Worte tanzen die Menschengespenster um den Kaiser Jones herum, der die Visionen seiner Lumpigkeit erlebt. Es muß der Stil gesucht werden, der in Matrosenkneipen gefällt, der aber auch am Platz« ist in alkoholfteien Betsälen und Mormonenkirchen. Nun, diese Einfachheit log dem Regisseur de» L u sts p iel ha u s«», Herrn Viertel, nicht besonders. Es wurde viel Ausgeklügelles ge- zeigt, es wurde in dem Schmierer O'Neill viel zu viel Kullur ver- mutet. Besonders hatte man dem Darsteller des Kaisers Jones, dem Herrn Oskar H o m o l k a, einschärfen sollen, daß die Nigger nicht magyarisch radebrechen. Im Worte versagte Äeser Schauspieler. Aber in der Bewegung war er vortrefflich, ein würdiges Dressurstück seines Regisseurs. Wie er sich wälzte, wie er sich wand, wie«r sich überschlug und an seine Opfer heranschlängelte, da? war das-richtige Dirtuosentum, das den Cowboys und den(Goldgräbern von Alaska gefallen könnte- Man stelle sich vor, wie dieser herrlich« Dorstadt. schund gefallen würde, wenn man«inen richtigen Nigger und keinen geschminkten mit gestricktem Trikot gefunden hätte. Schon das Gut- turale der Niggerstimm«, das manchmal ins Pfeifende übergeht, dieses Musikalische und gleichzeitig wieder höchst Bestialische einer exotischen Kehle fehlt«. Das Stück hätte Niggermusit gebraucht, es bracht« mn ein Schauspiel.__ Unbewußte Sozialisten. Genosse Dr. Erich Witt« schreibt uns: Von den evangelischen Lehrern der höheren Schulen geben bei Wahlen mindestens vier Fünftel ihre Stimm« für die Deutsch « Dolksp artet oder die Deutschnationalen ab. Um so interessanter ist es. daß „D ä s D e u t s ch e Philologcnblatt", dos offiziell« Organ des „akademisch gebildeten Lehrerstandes",«Inen Aufsatz(Nr. 28, 31. Jahrgang) bringt, der den Titel führt:„Kollegen, seid ouf der Hut" und Leitartikel einer sozialistischen Zeitung sein könnte. Der Verfasser Studienrat Dr. Bohlen bekämpft die bis August 1323 last völlige Steuerfreiheit und die seitdem immer noch geringfügige Besteuerung der Erwerbestände. Er meint, viele wall. tcn die Inflation deswegen nicht beseitigen, weil es dann mit dem mühelosen Gewinn vorbei sei, mit dem sie sich auf Kosten des Voltes, auf Kosten der Lohn- und Gehaltsempfänger bereichert hätten. Er wendet sich gegen die volkeparteilichen Blätter,'die„Kölnisch« Zeltung" und die„D-utsche Allgemeine Zeitung " und besonder? gegen den deutschnationalen „Tag". Dieser hätte ausgesprochen, daß der kleine Mann und der Beamte weiterhin mir"der Papiermart selig werden mögen. daß aber die Erwerbenden in Goko rechnen würden. Bohlen be» dauert, daß 90 Proz. der maßgebenden Zeitungen in den Händen des Großkapitals feien. Dieselbe Nummer des Philologenblottes enthalt einen Aufruf de« Preußischen P hi l ol ogen» erb a n de s. der di« so- fori ige Zahlung von Beiträgen fordert. Denn der Verband müßte sonst zusammenbrechen. Also wegen der von der Sozialdemokratie bekämpften Inflation!!! Werden die Philologen hieraus die Folgerun- gen ziehen und bei der nächsten Wahl ihr« Stimm« für die Liste der BSPD. abgeben? Es wäre eine Jllu- sion. dies zu glauben. Denn ihnen ist noch nicht zum Bewußtsein
gekommen, wie sozialistisch sie denken. Sie smd wie die meisten anderen„höheren" Beamten noch zu sehr in den Anschauungen der kaiserlichen Regierung und der tönigilch preußischen Regierung besanaen, die«in Bekenntnis zum Sozialismus mit Entlassung bestraften. Sie ahnen noch nicht, wie sehr sie der kapitalistischen Argumentation, die sie als Gehaltsempfänger bekämpfen, selbst zum Opfer gefallen sind. Sie glauben, Gegner der Sozialdemokratie sein zu müssen, weil es auf den Einfluß dieser Part«! zmpckzuiühren sei, daß die Gehaltsunterschiede zwischen den„höheren" Beamisn einer- sells und den„mittleren" und den„unterem andererseits geringer geworden seien. Aber sie bedenken nicht, daß die Derringcrung ihres realen Einkommens im Vergleich zu dem vor 10 Jahren erhaltenen di« Folg« der militaristischen, kaiserlichen Politik ist. Wäre sozial- demokratische Politik getrieben worden, so hät> ten wir keinen Krieg gehabt, so würden die mitt. leren und unteren Beamten sicherlich«in höheres Gehalt alsoor dem Kriege bekommen, die höheren aber mindestens dasselbe wie vor dem Kriege. a l s o m e h r a l s j« tz t. Kollegen, seid auf der Hut!
Di« Große BoNpoper. di« ohne den Besitz des Kroll-Hauses mcht auskommen zu können meint« hat nun ein« bleibend«� Ställe gesmv den. Das Theattr des Westens, in dem si« bisher provilo- risch untergebracht war. ist ihr durch einen Pachtvertrag fstr die nächsten 2 0 Jahre«"sichert. Die polizeiliche Konz « ss i onieryng hat sie sür 10 Jahr« erhalten. Es ioll jetzt«in« Renovierung des ganzen Hauses vorgenommen, die Bühne technisch yervollkpmmnet und die Einrichtung des neuen Rundhorizontes vollendet werden. Wege zur Musikkultur. Um Musik-Fortbildungs- kurfe für Laien und Fachleute abzuhalten, hoben sich jeckis bekannt- Berliner Musiker— Prof. Siegfried Ochs . Prof. Dr. Carl Thiel . Dr. Alfted Guttmann,' Arnold Ebel. Pros. Leonid Kreutzer, Charlotte Pf«ss«r— zusammengeschlossen. Jh« Plan ist: denen, die ihr«.Kenntnisse von musikalischen Dingen erweitern und ihre Liebe zur Musik prattifcki betätigen wollen, durch Vortrag und Unterweisung zu Helsen , ihr musikalisches In- nenleben. wie ihr« Fähigkeiten in der Ausübung der Musik zu stei- gern. Die erste Kursusreihe umfaßt sechs. I« 12ftündig« Kurse(Oratorium, z.c-ippell-,-Chormusik, Licdgesang. Klavier- und Kammer- nusik. Orchesterproxis, Gehörsbildung, Stilkunde ulw.) Beginn om 23. Januar, nachmittags v Uhr. Prospekte, Auekünste. Karten bei »er Verwaltungsstelle(Dr. Guttmann. Württembergische Str. 3». Tel. Psalzburg 2557), sowie bei Bot« u. Bock. M j t g l i« b« r b e r Valks'Musik. Organisationen erhalten auf Antrag Er- Mäßigung. Der KdiftsoeAdii» ha veutschea presse(Bezirttverdand Serlirf» ver- anftaltet Sonntag, den SO. Januar, abend» 6 Uhr. in den»esomtranmen de» R« i S« t a g«««inen G- s e I ls ch a s t S a b- n d zuounsten temer Aobliabristassen. Ter Ädend wird durck ein Konzert eingeleitet, sür da» der Berliner Lebrergesangoir ein � sein« Mitwirkung bereit« zugesagt bat. vk*. ftTs � f■ Onrfchrr in fipirf.rrtnftar Q<%M...