Abendausgabe

Nr. 1641. Jahrgang Ausgabe B fr. s

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Vorwärts

Berliner Volksblatt

70 Milliarden M.

Donnerstag

10. Januar 1924

og und Anzeigenabteilung: Gedätteet 9-5 Ubt

Serieger Vorwärts- Beriag Gmbh. Gerlin SW 68, Lindenstraße 3 erniprecher Dönhon 2506-2507

Zentralorgan der Vereinigten Sozialdemokratifchen Partei Deutschlands

Blutige Zusammenstöße in der Pfalz .

Heinz- Orbis und andere Separatistenführer getötet. Deutsche Geifel.

gefangengesetzt.

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Speyer , 10. Januar. ( WTB.) Gestern abend 9 Uhr rechnet, soundsoviel Gemeinden, vertreten burch ihre Bürger- vorgetragenen Wünschen der genannten pfälzischen Bevölkerung ift der Führer der pfälzischen Separatiffen, Gutsbesiger meister, hätten ihren Anschluß an die separatistische Regierung Rechnung tragen und biefe von dem auf ihr lastenden furat. Heinz aus Orbis bei Kirchheimbolanden , im Hotel Wittels- erklärt, also besize diese das Bertrauen" ber Mehrheit der baren seelischen Drud baldigst befreien wird. Bevölkerung. Inzwischen hatten es bereits die franzöfi⭑ Leiber blieb dieser legale Schritt der arbeitenden Be bacher Hof" von einem Unbekannten ermordet worden. Paris , 10. Januar. ( WTB.) Havas verbreitet über die Er- fchen Gendarmen unternommen, biefes Bertrauen" völkerung ohne jeden direkten Erfolg. Wohl gab der fran Paris , 10. Januar. ( WIB.) Havas verbreitet über die Er­mordung des Separa: iftenführers Heinz folgende Meldung aus zu sichern, indem sie sich mit Maschinengewehren gegenüber zöfifche Bezirkstelegierte von weibrüden, der Oberstleutnant mordung des Separa: iftenführers Heinz folgende Meldung aus den Regierungsgebäuden häuslich einrichteten und deren Defoort, feiner Empörung über die Schandwirtschaft einer Mainz : Heinz- Orbis wurde gestern abend 9% Uhr in einer Wirt. Schuß übernahmen. Regierung Ausdrud, indem er auf eigene Fauft den Sepa fchaft in Speyer ermordet in dem Augenblid, als er das Effen Die neuen Behörden" gingen sodann mit den rüdsichtsratisten die Anerkennung verweigerte er wurde dasavouiert. einnehmen wollte. Es erschenen plöhlich drei Männer, riefen: Hände Lofesten Erpressungen, sogenannten Requifitionen. gegen bie Wohl gab bie englische Regierung ihrem Mißfallen hoch! und feuerten. Heinz stürzte zu Tode getroffen zu Boden. Bevölkerung vor. Jeder Widerstand wurde mit dem Tode an dem Spiel der franzöfifchen Regierung in der Pfalz beut­Einer feiner Begleiter wurde leicht vericht. Die Täler haben die bedroht. Standgerichte verfünbeten Todesstrafen, bie fehoch lichen Ausbrud- bie Stimme des Allierten wurde, wie ge­Flucht ergriffen; Ihre persönlichkeiten fonnten nicht festgeft. mit Geldstrafen abzulösen waren. So lautete in einem Fall wöhnlich, mißachtet. Der furchtbare Drud wurde nicht nur werden. Die Polizel und die Befagungsbehörde haben aus das Urteil auf Tob cber 10 000 Dollar Gelbftrafe, auf bem nicht erleichtert, sondern noch verschärft. Trotzdem hielten fubungen in der ganzen Stadt veranstaltet. D'e Automobile. Berhandlungswege gelang es jedoch, die Strafe auf 2000 die Bertreter der arbeitenden Bevölkerung an ihrer Hoffnung die die Stadt verlassen, werden von Patrouillen durchsucht. Dollar herabzulegen. fest, es werde ihnen gelingen, auf friedlichem Wege ihr Recht Die Preise wird gezwungen, bie Berlautbarungen der zu erlangen, und die blutigen Ereignisse von Spener sind ihnen regierenden Berbredergesellschaft an der Spike abzubruden. überraschend gekommen Cine ftrenge Borzensur ist eingeführt. Widerstand ist aus. Troßdem fann das, was in Speyer ge'chehen ist, nach ſichtslos, da jeder Gegner der separatistischen Bewegung dem hier Geschilderten feine Verwunderung erregen. Es iſt, vogelfrei ist. Die Führer dieser Bewegung sind zum größten Teil wüfte um es nochmals au fagen, eine Folge der von der französischen Abenteurer und mehrfach bestrafte Berbrecher. Die An- Regierung in der Pals betriebenen unehrlichen, dem hänger" find fast ausschließlich junge Leute in noch nicht mahl- Friebensvertrag und dem Rheinlandabkommen hohnsprechen­wahlten fähigem Alter und find aus allen Weltgegenden zusammen- en Bolitit. Es mag in der Pfalz über die allerjüngsten Er­gelaufen. Pfälzer befinden sich sehr wenige darunter. Einen signiffe verschiedene Meinungen geben, eine Meinung be­gewiffen, wenn auch nicht starten Anhang besitzt die Bewe- steht darüber, daß die von den franzöfifchen Bajonetten ge ging bei den Bauern. In der Arbeiterbevölkerung versuchte Sie durch den syndikalistischen Führer Kunz, der damit zu gleich die Geschäfte der Aul.( ber syndikalistischen Arbeiter union) besorgen will, Boden zu fassen, das ist ihr aber nicht gelungen.

Fünf Todesop'er?

grantfurt, 10. Jennar.( WTB.) Aus zuverlässiger Quelle Berlautet, daß bei dem geftrigen Anid lag im Wittelsbacher Hof" In Spener außer Heinz- Orbis ein gewiffer weiß, Sand, Belgt und Fußheller getötet forole mehrere Personen, darunter ein gewiffer£ fien hal, schwer verlegt wurden. Die Getö: eicn maren der Frankfurter Zeitung " sujoge, alle Führer der pfälzijchen Separatisten.

Geiseln werden feftgenommen. Zweibrücken , 10 Januar,( WTB.) Als Geifeln für die Ermordung des Leiters der Regierung der autonomen Pfolz, Heinz, wurden heu'e nacht feftgenommen: Oberregierungsrat Dr. Bollmann, Direttor Dr. Lehmann, Oberlenbesgerichtspräfident Bilabel, Stcaisenmolt Rönig, Bürgermeister G3hring, Amtsrat Müller und Juftigaffeffer Bilabel, heute nacht wurde son ben Separatisten cine strenge Bastontrolle ousgeübt.

Franfreich unterfucht...

Paris , 10. Januar. ( WTB) Der biplomatische Berichterstatter der Agentur Saras berichtet, taß infolge der von England in Bazis und Koblenz unternommenen Schritte hinsichtlich der Separa tisen in der Pfalz die franzöfifche Regierung befdiefen hat. an Ort und Stelle durch Telegierte der Rheinlandtommiffion eine Unter fuchung veranstalten zu lassen.

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Bericht eines englischen Augenzeugen. Conton, 10. Januar. ( BTB.) Der Sonterberichterstatter ber Times" in Speyer gibt eine eingehende Schilderung der Ermer dung des Separatistenführers Seins, bie fich in seiner Gegen. mart abspielte. Danach fielen gestern abend 9 Uhr 15 Minuten, als der Berichterstatter mit etwa 30 anderen Berfonen in einem Bimmer des With Isbacher Hofes"( peiste, plöglich eine Anzahl Schüsse. Drei Personen, die an einem Tisch genau gegenüber dem Bericht erflatter faßen, fanten durch den Ropf getroffen zu Boden. Diejenigen, die gefchoffen hatten, riefen den Gästen zu. daß sie un besorgt fein fönnten, das hotel aber nicht vor Ablauf einer Biertelstunde verlassen dürften, und daß die Aktion sich gegen bie Separatisten richte. Nach kurzer 3 it trofen Gendarmen und deutsche Polizei, Separatistentrupps und französisch- afrikanisches Militär im Hotel ein und nahmen eine Untersuchung aller Anwesenden vor. Es tam zu fciner weiteren Störung. In der Stadt herrscht Ruhe. Bisher sind teine Verhaftungen vorgenommen worden. Auch vor dem Hotel wurden drei Berletzte gefunden.

An dem Blut, das gestern in Speyer vergossen wurde, gibt es nur einen mahrhaft Schuldigen: die franzö fische Regierung. Sie hat durch ihren Beauftragten, ben General de Meh, den Butsch begünstigt, durch den die falz einer wüsten Lerbrecherherrschaft ausgeliefert wurde. Sie hat dem lichtscheuen Gesindel, das in der Pfalz seine ruch lose Herrschaft ausübt, die Tore der Amtsgebäude geöffnet und ihm geholfen, den legalen Widerstand der Bevölkerung gegen feine angemaßte Gewalt zu brechen. Wenn diefer un erträgliche Zustand jetzt zu blutigen Taten geführt hat, so mag man zu ihnen und den Tätern stehen, wie man will, fie find nur eine Konsequenz der von der französchen Regierung ausgeübten, Recht und Bertrag hohnsprechenden Unter brüdingspolite.

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Am 20. Dezember v. 3. überreichte eine Deputation von 15 Personen, Bertretern der Städte, der Gewertschaften, ber Angeste tenverbände und der Betriebsräte, der Rheinland­tommission in Koblenz einen Brotest der Bevölte rung, der in überzeugender Weise die in der Pfalz herrschen. den furchtbaren Zustände schildert und in folgenden Forde rungen gipfelt:

1. Bieberherstellung ber beutschen Berwal tungsrechie und Garantien bafür, taß die alten rechtmäßi­gen faatlichen und gemeinbilden Behörden ihre Funktionen ordnungsgemäß ausüben und die Gerichte die Rechtspflege unab hängig ausüben tönnen. 2. Bersammlungs und Rebefreiheit im Rahmen des Rheinlantablemmens.

3. Unantastbarkeit der persönlichen Freiheit und bes Privateigentums im Rahmen der deutschen Rechte und des Rheinlandabkommens.

4. Rüdgängigmachung aller durch die Separatisten vorgenomme. nen Berhaftungen, Ausweisungen und Beslag. nahmen durch die Belegungsmächte.

5. Entwaffnung der Separatisten und Wieberbe­waffnung der deutschen Gendarmerie und Polizei.

Der Brotest der Städte und der Gewertschaften schließt nach der Bersicherung, daß fast niemand in der Pfalz von einer autonomen Regierung etwas missen will", mit den Worten:

Gie( bie Vertreter der Bevölkerung. Reb. b.„ B.") sehen in die Hohe Interallierte Rommiffion tas Bertrauen, daß fie ben hier

Stille an der Börse. Kurse unverändert.

ühte Berbrecherherrschaft nicht zu ertragen ist. Eine Meinung with auch darüber bestehen, dah die Schuld an dem ver goffenen Blut auf die Häup'er ber französischen Regierung Rechts imitande ist, weitere unheilvolle Ereignisse zu ver tommt und daß nur die Wiederherstellung des

hindern.

Der ermordete Heinz, ein Gutsbefizer und ehemaliger Ober leutnant d. R.. wurde erst vor wenigen Tagen in der Münchener Boft gründlich enthüllt:

Der Landwirt Heinz Orbis ist der Führer der Freien Bauern schaft in der Rheinpfalz . Diefe Organisation proflamierte wieder holt den Lieferstreit; ihre Mita ieder verübten dabei den schärfsten Terror. Bei einem Milchlieferftreit hat der Geschäftsführer diefer Organifation angelieferte Milch auf die Straße fchütten laffen. Der Führer der Bauern terroristen, Heinz, het feinerzeit auch im rechtsrheinischen Bayern feine terroristischen Rezepte an die Bauernschaft zu bringen verfucht. Er wurde in Landshut ver haftet und abgeurteilt.

Am 5 Rcvember 1923, als die Separatisten in Raisers. fautern das Rathaus beseßten, wobei es zu den gemeinsten Hand fungen gegen die antiseparatistiche Bevölkerung fam, hat Heinz vor dem Bezirksamt die Freie Pfalz" als Teil der Rheini Ichen Republiß ausgerufen und die entsprechende Brofiamation perlesen

Heinz Drbts ist nun Präfibent ber separatistischen Regie rung der Freien Platz. Bürde aber heute ein Bfälzer Abgeord neter ber Deutschen Bo'tspartei aus irgendeinem Grunde aus dem Bandtag ausscheiden, dann würde Heinz- Orbis Mitglied bes Banerischen Landtags und Herr Dr. Hilpert, der Führer der Banerischen Mittelpartei, hätte die Möglichkeit, ben Fraktionsvorfihenden über Heinz zu fpielen.

im

Heinz Drbis ift nämlich identisch mit dem Seing Franz Joseph . der von der Deutschen Boltspartei bet ben ablen am 6. Juni 1920 Wahlkreis 11, Rirchheimbolanben Rot. fenhaufen Obermoichel. als Ranbibat auf. geftellt war, 9094 Stimmen erhielt. Er steht alje por ber Tür bes Frattionszimmers ber Banerischen Mittelpartei im Landtag. Herr Hilvert, der am Freitag im Verfaffungsausschuß m'eber elarble, ber banerischen Sozialdemokratie den Rat geben zu müssen. beß sie rach Thüringen urb Eachfen fehen folle, hat, wie uns scheint, genug vor feiner eigenen Tür zu fehren.

An der Berliner Börse erreichen die Umfäße feinen größeren Umfang. Die Spekulation wurde zur Abdeckung ihrer nicht allzu großen Baiffeengagements veranlaßt durch die Nachricht, daß eine Ermäßigung der Börjenumfassteuer bevorstehe. In. In diesem Zusammenhang ist eine Frage von grundsäglicher zwischen hat sich jedoch herausgestellt, boß an eine derartige Maß Bebeutung: nahme an ten zuständigen Stellen nicht gebacht wird. Es fehlen Was hat Mie Deutsche Beltspartei gegen Heinz- Orb's und fein der Bärfe tie breiten Käuferschichten, die ihr im vergangenen Jahre Trelben bis jetzt unternommen? Sat Fe zu ber Argelegerheit einen starten Rückhalt gaben. Insbesondere haben sich die Streife Stellung genommen. oder wurde das unterlassen. well Herr Heins ter Beamtenfchaft und der Angestellten gehobener in ber Page wäre radzuweif n bak prominente Würdenträger bet Die franzöfifche Befagungsbehörde hat in der Pfalz die Stellung gänzlich vom Effettenmart zurüdgezogen, Balz, bie fich politifch ber Bayerischen Mittelpartel angefdloffen Entwaffnung der Bevölkerung mit brafonischer Strenge burch ba, ihre gegenmärligen Bezüge Rapitalanlage nicht mehr nötig haben, mit feinem Treiben einverstanden sind. Herr Dr. Hilpert geführt. Selbst der Besiz feststehenter Messer wird bei Per machen. Auch Handel und Industrie nehmen immer noch Berläufe wird, das find mir überzeugt, fofort Auftlärung schaffen. fonen, bie nicht die Gunst der Befagungsbehörde beligen, vor. Das Ausland verhölt fich trotz der start gefentten Rurfe ab. ftreng bestraft. Den Separatisten aber wurde gestattet, mit wartend. Im Hinblick auf diese Sachlage rechnet man in Börsen. Gew hren, Revolvern und Maschinengewehren bewaffnet, trei en für längere Zeit mit stillem Geschäft, hält allerdings die Die Verkehrskontrolle wird abgebaut. rheinaufwärts in die Pfalz einzubrechen und die Herrschaft an augenblicklichen Effektenkurse für so niedrig, daß Aufbefferungen sehr fich zu reißen. Während sonit die Ansammlung von mehr als molt möglich feien. Dortmund , 10. Zanvar.( WTB) General Douchy hat bem fünf Personen streng verbo'en ist, wurde den Separatisten Am Gelbmarkt ist die Lage unverändert Täglich Geld war hiesigen Befegungsamt folgendes mitgeteilt: In Uebereinstimmung jeder bewaffnete Aufzug, jede bewaffnete Bersammlung ge- mit 4 Proz. zu haben. Im Deviseno rfehr ist die Nachfrage mit der Interalliierten Rheinlandtommiffion wird jebe Ron ftattet. Mit vorgehalten m Revolver wurden die Bürger bauernd ziem ich gering. Andererseits merben noch fortgesetzt De trolle bezüglich des Vertebrs mit Brennstoffen im alt. melfter der Städte und der Landgemeinden gezwungen, fo Difen aus Kreifen abg ft- hen, die größeren Bedarf an Inlands. unb nevb fetten Gebiet Jowie jede Kontrolle der Ausfuhr, über genannte Lonalitätstundgerungen zu unterzeichnen. Diese gelb b- ben. Infolgebeffen fnnten heute bei unveränderten welche Er naftellen sie auch immer fa'tfindet, aufgehoben erpresten Urfunden wurden hann nach Koblenz , zum Sitz der Kurfen fest auf der ganzen Linie wieder volle 3uteilungen Was den Wertei mit Nebenprodukten ber Roble anlangt, so ist bis Rheinlandtommiffion geschidt, und dort wurde dann beer folgen. jebt noch feinerlei Alenderung eingetreten.

Aus dem Ruhraebiet.