sichtig auf die gefährliche Lct�e der Partei und die Notwendig. keit von„Partcircformeu' ktn�cwiefeu wurde, brach der Damm und eine wahre Flut von Artikeln, Resolutionen usw. ergoß sich über die Leser. Vergeblich jedoch würde mau versuchen, den zahlreichen Acußerungen der Opposition ein klares, positives Programm abzugewinnen. Wie in der Partei selbst, die 54 000 Arbeiter, 61 000 Vauecri und 301 000 Beamte zu Mitgliedern hat, drängen sich auch in der Opposition die sozialen Gegensätze zusammen. Dicher ftommt es, daß die Oppositions- Vertreter rmgemein überzeugend- und klar in ihrer Kritik wirken, wenn sie z. D- den moralischen Zerfall der Partei- obrigkeit geißeln, die Ohnmacht des einfachen Mitgliedes gegen- über dem seine Gewalt- wihteauchende�i. prassenden, korrumpierten, jedoch ollmächtigen„Obcrbonzen", die Flucht aus der Partei, das Mißtrauen der Arbeiter und viele andere Kehr- leiten der Partcidiktatur schSldcrn. Sie alle versagen jedoch nollständig, und bringen blas unzjtsammenhängende Redens- arten über„Parteidemokratie".heraus, wenn sie pos.iti've P o r,s ch l ü g e zur Gesundung der Partei machen sollen. 'Dabei fehlt es der.Opposition keineswegs an geistigen Kapazitäten. Cs genügt, T r o tz k i, Rädel, Frau K o l l o n- aj. Schljapnik'ow, Rjasanoff, den ehemaligen Volkskommissar O'ssinski, die früheren Mitglieder des Zentralvorstondes Preobbaschenfti und Ssapro- u o w, den Generalstaatsanwalt. K r y l e n k o usw. zu nennen. Aber sogar Trotzki�der die tieferen Zusammenhänge wohl versteht, sieht die Ursäche der gegenwärtigen Parteikrise in 'em mangelhasten Organisationsstatut der Partei und behauptet(ob mit reinem Gewissen?), daß die Krise ehr gut überwunden werden könne, wenn man bloß die -ichtige„Mittellinie" zwischen den Rechten der Mitglieder und den Prärogativen des Zentralkomitees finden würde! Felalt es der„Opposition" an einem positiven p o l i t i- i ch e n Programm, so scheinen sich ihre Wünsche, insbesondere oweit es'sich um die proletarischen Elemente handelt, aus wirtschaftlichem Gebiete immer mehr und mehr jur Forderung einer Abkehr von der„neuen ökonomischen Politik" s„Nev") zu verdichten. Die kommunistischen Ar- heiter-, �Zellen in den Betrieben wollen das Mitbestim- nungsrecht über die Führung der Produk- rion wiedererlangen, das ihnen im Frühjahr 1S21 genommen wurde. Sie suchen die Widersprüche der„Rep"« Politik dadurch zu überwinden, daß sie die emporsteigende neue Bourgeoisie, der sie durch rationelle Organisation. der ver- staatlichten Industrie und des staatlichen Handels nicht beizu- kommen vermögen, wieder mit den Mitteln der Gewalt unterdrücken. So droht diese Opposition, die durch ihren Pro- test gegen die drückende und die freie Entfaltung aller Volks- tröste hemmende Diktatur politisch progressiv wirkt, wirtschaftlich reaktionär zu wirken. Es ist schwer, in diesem Stadium des Kampfes das Kräfte- Verhältnis richtig abzuschätzen, um so mehr als durch den per- sönlichen Einfluß von T r a st k i auch gewisse Elemente der Roten Armee sich auf die Seite der Opposition gestellt haben. Jedenfalls, ist die Absicht Trotzkis und der.Leute um ihn un- verkennbar, än diesem Augenblick einem entstheidenden Kampfe auszuweichen. Dagegen scheint das Vorgehen des„Drei- männerkollegiums", zu dessen Anhängern auch B u ch a r i n, Dzierzinski, Kalinin , Rykow u� a. gehören, darauf eingestellt zu fem. Trotzki den Kampf in der schärfsten Form aufzuzwingen, um ihn auf der End'e Januar statnindeNdeN Parteikonferenz vernichtend Dl schlagen! Diese Hoffnung erscheint uns nicht imbegründet. Durch Konzessionen an die Unzufriedenen, durch Aufnähme der wichtigsten Forderungen der Opposition— die sie natürlich nie zu verwirklichen gedenken— in ihren Resolutronsentwürf sowie durch demagogische Maßnahmen gegen die„Rep"« Männer in Moskau ('Massenverhaftungen, Ausweisungen und Verbannungen von„Schiebern" und dergleichen) haben die Machthaber gewisse Elemente der Opposition neutralisiert, andöre Elemente werden sie wieder bestechen, den Rest brutal terrorisieren und knebeln, um so mit Hilfe ihres übermächtigen, um feine eigene Existenz ringenden„Apparates" den Sieg
Eine neue Moöe. Von K a r l F i s ch e r. Di« besseren bürgerlichen Zeitungen, die etwas Bedeutungsvolles bieten und ihren Abonnenten mit Genußreichem unter die Arme greifen wollen, bringen von Zeit zu Zeit von bewährter Feder resp. aus berühmter Schreibmaschine Plaudereien über die neueste Mode, die pikant und prickelnd und darum von eminenter praktischer Be- deuwng-sind. Mt Recht klagen die Leserinnen"des„Vorwärts" schon lang« darüber, daß ihnen solche nvtwendige und nützliche Lektüre vovent- halten werde.. Dies« Lücke soll hiermit ausgefüllt werden, und gerade jetzt ist die geeignetste Gelegenheit, weil Großes im Gange ist. Ein« neue Mode ist nämlich geboren, und Berlin ist die glück- liche Geburtsstadt. Wenn jemand darauf hinweisen, sich in die Brust werfen und predigen sollte:„Das ist doch ein« peinliche Angelegenheit. Jetzt eine neue Mode, wo wir, weiß Gott , andere Sorgen haben!", dann werf« ich dazwischen:„Dieses hier ist aber eine hervorragend prak- tische Angelegenheit!" Wir haben doch gerade in diesem Winter, in dem wir so bös« von der Kälte gebissen worden sind, alle Menschenliebe herauszu- locken versucht, damit sie das harte Los derer lindert, die sich aus eigener Kraft nicht vor der Kälte schützen können. Und nun kommt eine neue Mode, kämpft wacker mit gegen die Kälte und stellt sich also selbstlos in den Dienst der Wohltätigkeit. Mehr kann man wahrlich von einer Mode nicht verlangen. Zwar schützt sie nur die Frauen. Aber dos ist ja gerade das Schön« daran, daß sie Zartes, Zerbrechliches und Zierliches schützt. Allerdings schützt sie nur die Knöchel. Dies« Mode ist eben be- scheiden und lieblich zugleich. Sie legt um die Knöchel dick« wollene Bandagen und Binden. Wie klein« Säcke schaut das aus, Man kann auch an wohlgefüllte Schlauche dabei denken. So jedoch semand sagen sollte:„Das sieht plump und ungeschickt aus!", dann sag« ich:„Nicht doch!" Manch«in«, die es nicht in den Waden hat, ich mein« das Gefüllte. Volle, kann es jetzt bequem um die Knöchel bekommen. Außerdem, was nutzen die vollendetsten Waden, wenn man sie nicht sieht be! den langen Röcken, die setzt wieder getragen werden! Die durch dl« mcdernei, Säcke und Schläuche so anmutig gestalte'«» Knöchel dagegen kann jeder Tchönheitsfreund andächtig und ehr» fi?chtig studberen. Nur eins tst merkwürdig bei der neuen Mode. Ob bei den feinen Damen die Kälte wirklich nur bis an die Knöchel kommt und nicht auch häber hinauf, trotz der langen Röcke?! Indessen, diesec Dunkel wird undurchdringlich bleiben, denn man kann doch unmöglich die Kühnheir haben und eint elegante Dame
davonzutragen und unter dem Deckmantel einer Scheindemo- kratie ihre realen Machtpositionen zu behaupten. Das wird ihnen um fo eher gelingen, als die„Opposition" durch den wirtschaftlichen Utopismus ihres linken Flügels auch die einflußreichen„Wirtschaftler" und„Außenpolitiker " von sich fortscheucht, die sonst in ziemlich schroffem Gegensage zu dem„Dreimännerkollcgium" standen, aber jetzt, in dem Augenblick, wo wichtige finanzielle, wirtschaftliche und diplo- matische Unterhandlungen mit Frankreich , England, I t a l je n und anderen kapitalistischen Groß- mächten bevorstehen, weniger denn je einen Rückfall in den Kommunismus von Anno 1918 akzeptieren können. Die Opposition, buntscheckig, unorganisiert, innerlich widerspruchsvoll, politsch ohne klares Programm, Wirtschaft- lich unter dem Einfluß des Utopismus, konnte nur in dem unwahrscheinlichen Falle siegen, daß sie den Lassalleschen Mut fände,„auszusprechen, was ist": daß sie sich von dem Grund- irrtum der kommunistischen Gedankengänge loslösen und offen und klar aussprechen würde, daß zur Gesundung der russischen Revolution nicht nur der Verzichr auf die Diktatur des„Drei- männerkollegiums" über die Partei, sondern der Verzicht der Partei auf. ihre terroristische Diktatur über das rusiische Volk notwendig ist, die eine Entfallung der Pro- duktionskräfte des Landes unmöglich macht. Aber ob die„Opposition" siegt oder nicht, der gegen- wältige Kampf bedeutet einen entscheidenden Wendepunkt in der Entwicklung der bolschewistischen Diktatur. Das eherne Fundament des bolscbewiltischen Herrschaftsapporates ist tief erschüttert. Es hat Sprünge und Riste bekommen, die der reißende Strom des Lebens schnell erweitern und vertiefen wird.
„Gegen Treu unS Glaubens Emmingcrs„Notjustiz" im Lichte der Kritik. Der bekannte Rechtslehrer an der Berliner Universität Prof. Eduard K o h l r o u s ch beschäftigt sich in einem Leit- artikel der„Vossischett Zeitung" mit dem Versuche des kohr- bayerischen E m m i n g e r, mit Hilfe von Notverordnungen das ganze bestehende Rechrssystem umzustülpen. Kohlrausch erklärt, er wisse nicht, ob sich Nichtjuristen und Nichtverbrechcr viel um die Verordnungen Emmingers küm- men würden,' aber wenn das nicht geschehe, so wäre das nur ein Beweis für den engen politischen Horizontdes deutschen Staatsbürgers. Denn: „Um von allen Einzelheiten zunächst abzusehen,. es handele sich mn etwas' ganz Grundsätzliches, darum, daß heutzutage eis stolzer Bau, an dem die besten kräste jahrzehntelang gearbcilel haben, in dem sich die in Generali oncn mühsam erkämpfte Zdee des Ncchisstaales organisakcrisch verkörperle. durch eine Verwaltung»- stelle einfach über den Pausen geworfen werden kann. Daß der Mussolinismus. in seinem Heimatlande annähernd so weit gegangen sein sollte, ist mir nicht bekannt: viel weiter kann er jedenfalls nicht gehen." Kohlraufch erinnert daran, daß die Weimarer Ver- f a s s u n g im Artikel 1 verkündet:„Die Staatsgcwall geht vom Volke aus", daß aber durch die Verordnung in einer Weife„Recht" geschaffen wird, wie es nicht einmal im alten Obrigkeitsstaat möglich war: ,„Daß es ein hoher Richter ist, der als Reichskanzler die Vcrvchnuugen mit seinem Namän. deckt, macht sie natürlich ebenso wenig annehmbarer, wie daß die letzte„nach Anhörung eirt?» Ausschusses des Reichstoos und des Reichsrats" erlosten wurde." Diese Dekoration der„Anhörung", heißt es weiter, könne ja ebensogut rvegbleiben, wie die beiden ersten Verordnungen zeigen, die auf Grund des Ausnahmezustandes erlasten wor- den sind. Wenn man wirklich der Meinung sei, daß der Reichstag ein zu schwerfälliger Apparat für den Erlaß so komplizierter Gesetze sei, so sollte man den Weg der Gesetz- gebung grundsätzlich abändern: „Aber solange das mcht geschehen, verstößt es gegen Treu und Glauben, wenn ein„Ermächtigungsgesetz", das der Reichsregierung diejenigen Maßnahmen anvertraut,„die sie im Hinblick auf die Nor
mll Florstrümpfen fragen:„Meine Gnädig«, sind Ihr« Waden nicht kalt?" Ein« Prvletarierfrau ober, an die ich mich wandte, warf nur so mit aller Verachtung die Worte hin:„Die Weiber ha'm ja een Vogel! Wenn«t kalt is, kommen derbe Wollltrümpfe uff de Beene, und fettig is de Laube!" Da war ich so klug, wie ich wor! Das ist's aber eben, man scll solche ungebildeten Menschen, die nicht einmal eine Ahnung haben von der neuesten Mode, nicht fragen!—
ver Meösenschwinüel. Thomas Mann berichtet« neulich in Berlin . über feine Ein- drücke bei einer Seance in München , ohne ernstlich Stellung dazu. zu nehmen. An dieser Stelle wurde Einspruch dagegen erhoben, daß diese Angelegenheit so spielerisch behandelt werd.c. Wie reckt wir hatten, zeigt die Entlarvung des ungarischen Medlums Laszlo, der ein offenes Geständnis abgelegt hat. Herr v. Schrenck» Notzing, der Münchener pseudowistenschaftliche Schutzgewaltiqe dieser okkultistischen Strömungen, ist von ihm aufs fckmäblichste betrogen worden(genau so wie er. zuvor von seinem berühmten Medium Eva C. düpiert wurde). Schrenck-Notzing ist besonders stolz auf fein von ihm erfundenes„T e l e p l o s m a", ana-bliche, selbständige Schöpfungen materieller Sub"anz durch die Medien, die sie in den Raum projiciercn. Laszlo hat geschildert, wie er's machte: er ließ Wattegaze aus dem Mund-? quellen, die er zur Vor- ficht mit Gänsefett eingerieben hatte, damit sie— bei etwaigen Zügriffen Unberufener— den L-änden entalellen sollte. E- hat. domü der witzige Höhepunkt nickt f:hl«. einmal dieses„Televlasma". als er cs sonst nickt mehr verbergen konnte, seinem Experimentator in die Tasche praktiziert(worüber dics-r merkwürdigerweise nichts hat verlauten lasten). Der wundcrgläubige Oberokkultist dürfte nun- mehr«ndaülllg erledigt sein, wie«r es i« den Augen aller kritischen Forscher schon längst ist. Die Entlarvung diele? Mediums hat wieder einmal die Erinne- hing an die vielen Schwmde'eien und Betrügereien von Medien, die in Svintusmus„gearbeitet" boben, wachgerufen. All« dies« spiriiistilchen Gauner haben ihr Handwerk sehr ge- schickt betrieben. Wie lange beil-vielsweise hat es aedauerr. den Schotten Home und den Engländer Slad«. Zwei Medien, die Ge- lehrte von Weltruf düpien haben, zu überführen! Wie lang« bat Mrs. Florence Eorner dem scharfsinnigen Phnsiker Prof-stor Erooke s buchstäblick auf der Ras- heri-maelanztl Der Herr Pro, fcstor verlor in ihrer Gegenwart jede Kritik und unterhielt sich mit dem Geist de? Medium? mit Katze King, in der vercroulichlttn und gläubigsten Weis«. Er aber erbat sich van dem Geist eine Locke, er küßt« ihn auf den Mund(und dos jahrelona) und war H'«us-st überzeugt, dost der Geist auch rnirklick«in Geist aus dem Imseits war. Erst in der Sitzung der okkul'en Gemeinde von London iprang ain T- ilnehmer plötzlich auf den Gei,'?„Maro" zu und stelll« fest. daß Maro niemand anders war als Mrs, Eorner lslbtz, nur. mit den notdürftigsten llnterkleidern ausgerüstet. Trotzdem vermochte
von Boll und Reich für erforderlich und dringend erachtet", dazu benutzt wird, um Maßregeln von, fast möchte man sagen zeitloser. jedenfalls grundsätzlicher Bedeutung durchzudrücken, über die man in jahrzehntelangen Erwägungen sich nicht einigen konnte... War e's wirk.ich nicht möglich, bis heute aus versa s s u ngsmäßigem Weg« eine Entscheidung herbeizuführen? Diese grundsätzliche, las Gebiet de? politischen Moral berührend« Seite der Angelegenheit scheint mir noch wichtiger zu fem als die Frage, ob die vorgeschlagenen Maßregeln sachlich, gut sind oder nicht.' Kohlrausch bezeichnet das, was in diesen Verordnungen gegeben wird, als ein neues Ermächtigungsgesetz. dessen Tragwette noch gar nicht abzusehen ist.„Und was in Aussicht steht, ist nicht weniger als ein völlig neues G e- richtsversassungsgesetz und eine völlig neue Straf- Prozeßordnung, wie sie in mehreren legalen Anläufen seit 1908 erstrebt sind, im Verordnungswege„im Hin- blick auf die Rot von Volk und Reich"! Im einzelnen wendet sich der Rechtslehrer gegen fast alle Bestimmungen der Notverordnung. In bezug auf die Be- scitigung der Schossen und Geschworenen und die Einstellung der Privatklagen erklärt er: „Den Justiz bankerott mag das aufschieben: die Auf- arbeiiung noch dem 1. April wird jürrhterlich werden: ob es im Interesse von Sicherheit und Ordnung liegt, wird man bczweiscln dürfen: es bedeutet vorlävsig Schutzlosi gleit gegen gröbste persönliche Ausschreitungen, wie Beleidigungen, Körper- Verletzungen, Hausfriedensbrüche, gegen Urhcberrechtsoerletzungt» usw." Zum Schluß weist Kohlrausch darauf hin, daß der Reichstag die W i e d e r a u f h e b u n g der Verordnung verlangen kann:„Selbstverständlich würde das, wenn es erst nach dem 1. Aprll geschähe, das. Justizchaos und das Gegentell von Ersparnissen bedeuten. Es wird sich fragen, ob die Volksvertretung von ihrem Recht Gebrauch macht oder ob sie die amtliche S e n i l i t ä t s b e s ch e i n i g u n g_zum übrigen legt. Es geht um wesentlich mehr als um Schöffen- oder Schwurgerichte." Es scheint auch uns der Fall zu sein und es wird sich fragen, ob die b ü r g e r l i ch e n P a r t e i e n, die bisher noch Wert auf demokratische Tugenden gelegt haben, sich die K a h r- E m m i n g e r- D i k t a t u r im Reiche Widerspruchs- los gefallen lasten und damit zum Ausdruck bringen wollen. daß die„amtliche Senilitätsbescheinigung" zurecht erfolgt fei.
Stinnes unü ö'e Zranzosen. Herr Stinnes hat m Mülheim a. d. Ruhr dem Sonder- berichterstatter des„Journal des D6bats" eins Unterredung gewährt, in der er den Plan der Begleichung der Re- parationen durch Sachlei st ungen und feine Auf- saflung der künftigen deutsch -französischen Beziehungen ent- wickelte Di« Ruhrinduftriellen— so führte er aus— hätten nicht die Mög'ichkeit, än Stelle des Reiches die Reparationen zu zahlen. Es fei bereits«ine groß« Gefahr für die Ruhrunternehmungen, daß sie die Lost für eine begrenzte Zell übernommen hätten. Ihre Finanz- kraft erschöpfe sich. Sie fänden bei keinem Geldgeber Kredit, weit die Grenzen des Staates, zu dem sie gehörten, nicht sicher seien. Bis zum IS. April 1924 müsse ein ehrliches und zuverläs. fi ges Abkommen zuftan bekommen, sonst müßten die Ruhr- betriebe ihr« Arbeit einstellen. Er glaube nicht, daß Deutschland an Frankreich übermäßig große Summen zahlen könne. Die lattäch«.. liche� Möglichkeit liege in der B« q le i ch u ng durch S achliefe- ru.ngen: denn die. Kapitalien könne man nicht ohne weiteres von einem Lande aus das andere übertrogen. Man müsse die Leistungen Deutschlands und die Aufnahmemöglichkeit der empfangenden Länder feststellen. Frankreich , Italien und Belgien kämen hauptsäch'ich a'z Abnehmer für Kohle, Koks und chemische Artikel in Frag«. Sein Rat gehe dahin, daß die Regierung zunächst unter sich den Bc- trag.der Leistungen in Annuitäten festsetzen. Diese Ziffern seien in Gold zu berechnen und die vereinbarten Annuitäten durch lang- f r i st i g e(A)- bis SOjohrige) Verträge zwischen den Industriellen der Länder zu decken. Die Lieferungen seien den deutschen Indu- striellen von der Reichsregierung zu bezahlen. Die Sachlieferungen
die Corner ihr« Tätigkeit noch ms Ausland zu verlegen. 1839 ex- perimentierte mit ihr sogar der bekannte polnische Okkultist O ch o- rowicz� Bei diesen Sitzungen stellt« sich wieder Katie King ein, nur daß es diesmal nicht Mrs. Corner selbst war, sondern ihre Tochter. Am Ende mußte freilich auch der gläubige Ochorowicz in einem Sitzungsprototoll zugeben, daß die Darbietungen der Mrs. Corner pur armiclig«., stlüecht einstudierte Komödien seien. Ebenso endete die langjährige„Praxis" des Hofspiritiften am österreichischen Kaiferhof, des Lieblings der Wiener , eines gewissen Bastian. Wären nicht eines Abends während einer Sitzung in der Hofburg der Kronprinz Rudolf und Erzherzog Johann , der spätere Johann Orth , sckgrfsilytig genug gewesen, die armseligen Mittel dieses Schar- latans bloßzulegen, so hätten der Hof und seine„Gelehrten" noch lange an Bastian und seine Eeisttrbesckwörungen geglaubt. Anna Roth«, das Blumenmädchen aus Sachsen , betrieb ihren Schwindel in Deutschland viele Jahre hindurch, bis sie eines Tages in ZZerlin von der ftriminalpoli-ei verl-aftet wurde. S'e bc- kam wegen fortgesetzten Betruaeo VA Jahre Zeit, um im Gesäi-yr.is über die Gutgläubigkeit der Menschen näckzudenken. Zur selbcn Zeit, in der der Rothe in Berlin der Prozeß gemacht wurde, feierte E u s a v i o P a l l a d i n o in I'alicn ihre Triumph-. Lom- broso, Schianarelli und andere erperimeniierten mit ihr. In Mai- land erkannte man zwar den Schwindel, den sie trieb. � Der Journalist �orelli bot Eusap'o eine hohe Summe, falls sie imstande sei. sein« Behauptung, sie sei eine Betrügerin, zu widerlegen: die Dame verzichtet« aus das Slngebot. Dennoch fand Eusama ihren W-g weiter über England noch Frankreich , und rauschte jahrelang fran-ö- fische Gelehrte mit dem nlumpsten Schwindel. Beispielsweis? letz!« si« in d?r Sitzung bei geeigneter B'leuchtuna die Sckal' einer Brief. wage anscheinend ohne jed- Berührung in Bewegung, indem sie nur ihre beiden Hände in einiger Entfernung auf und ab bewegte. Sie hatte dabei zwischen beiden Händen«in dünnes Haar gespannt. »Die Hoffnung auf Segen." Die Neuaustührung des natura- listischen Seemannsftücks des Holländers Hryermans in der Schau- bühne des Neuen Theaters am Zoo ließ bei aller Mühe, di« sich das Ensemble gab. keine rechte Freude oustommen. In der Haupt- lache schien das an der Rrgie zu liegen, die es sich doch wohl etwas zu leicht gemacht hatte. Wenn der dritte Akt, der die Kotosttephe vorbereiten soll, nichts weiter gibt als einen nächtlichen Weiberttotsch. so wirkt das unerträglich langweilig. Entweder kürzt man also oder taucht das Ganze auch szenisch in h.'ratifdämmerndas Grauen und Entsetzen. Was ück die Regie in diesem Akt an Illl'strierung eines Unwetter» leistete, hätte aus der primitivsten Dorfbühne auch nicht kirckticher gemocht we-dei, können. Paul Harm mar a's Geert äußerlich und in der Sprache viel zu chevaleresk. Arnes Müller schöpft die schwere Rolle der Mutter Kniertje bei weitem nicht aus. Mari« B o r ch a r d t liegen die derben, volllost'qen Fraiienr-'llei!, und sie beho' ptet« sich gut. Tie trefslicke Charakterisi-run-ekiinst Friedrich Labes ging in der Rolle des E o b n s m'tunter zu'ehr ins Feine, Spitze, Zarte. Georg I o h n als aewissenlose- Reeder Bas stand leinen Mcnn Fried«! zöorms und Eharloti« Kalle gaben zwei ertreu'ich echt wirkend« Sckijserttaüene Das Gesamtkolorit aber ließ das Heimatständih« vermissen.' tr.