Einzelbild herunterladen
 
IV; Erstklassig«»oy»ri sche Schuhfabrik: Leistungen und Löhne in der Schaftabteiluug. 55 im einem Zuschneide r wurden im Jahr« 1814 pro Stund  « 4 Paar �Zuschnitt) verlangt, jetzt: SV» Paar. Der Stunden- lohn war 1814 S4 Pf., heut« beträgt er 61% Pf. 1814 kam das Paar auf 13)4 Pf, 1923 nur auf 18% Pf. zu stehen! Die Löhn« In der Stepperei pro Paar weisen folgende Entwicklung auf: 1814 1823 Kappensteppen, einmal gesteppt... 1 Pf. 1.NS Pf. zweimal gesteppt.. 2, IL. Endeln............ 3.6, 1,17. Hinierbesatzsieppen....... 8, 1,60, «antieren tSerrenartikel)..... 85, 1,95.
tHerrenartikel)..... 85. (Tamenartikel)..... 8,75. (Schuhe)....... 8,75, Blättersteppen, einmal...... 3,6, .»weimal..... 45, sDerby), ,weimal.. 5, dreimal.. 6, Besatzsteppen, zweimal...... 6.
1,87 1,77 2.3 3.2 3,9 5,2 2,7
Gleichzeitig zitiert das Blatt eine in derWirtschasts- kurve", Heft II, III und IV von 1922, veröffentlichte Statistik über die Arbeitsleistung in der Le d e r i n d u st r i e. die sich auf die Angaben der Fabrikanten stützt. Nach dieser Statistik war das Verhältnis der Arbeitsleistung unter dem Achtstundentag im Vergleich zur Arbeitsleistung vor dem Kriege folgendes: Leistung pro Arbeiter und Stunde X. Oberledersabrik: 18IS 1922 Biertafelmaschine.. 100 122 5 Herbst 1922 Falzen...... 100 183. 1922 Stollen..... 100 193, 1922 Stohen..... 100 109, 1922 Abreiben. j... 100 133, 1922 XI. Grotze Schuhfabrik: 100 182(1 Quart. 1922) Also auch hier eine wesentliche Steigerung der Arbeitsleistung. Diese Beispiele können vermehrt werden. Aber jedermann weih, daß es sich bei der Forderung der Unternehmer aus Beseitigung des Achtstundentages in erster Linie um eine politische Forderung handelt. Die wirk- schaftliche Seite der Frage kommt für die Unternehmer dabei nur insofern in Frage, als einige von ihnen, besonders die Unternehmer in der Schwerindustrie, glauben, durch die Verlängerung der Arbeitszeit die während der Inflations- Periode erzielten Uebergewinne dauernd erhallen zu können. Abgesehen von dem wirtschaftlichen Rechenfehler, der darin steckt, muß doch die Frage aufgeworfen werden, ob das Reichsarbeitsministerium dazu da ist. die wirtschaftliche Kurz­sichtigkeit der Unternehmer zum Wegweiser der deutschen Wirtschaft zu machen. Jedenfalls wird künstig jeder w'ssen. daß die Behauptung, infolge des Achtstundentages sei die Ar­beitsleistung zurückgegangen, nichts anderes als eine Ten- d e n z l ü g e ist.___ Rechtlose deutsche   in Deutschland  * Die Lage der Auslandsdeutschen. In der neuen Zeitschrift.Oesterreich-Deutschland", deren erstes Heft soeben erschienen ist, beschäftigt sich Dr. Richard M i s ch l e r mit der Rechtslage der Deutschen fremder Staats» zugehörigkeit, die nicht nur kein Wahlrecht besitzen, was eine Folge des Friedensvertrages ist, sondern die auch den hundert- lei Schikanen eines überlebtenFremdenrechts" ausgesetzt sind. Es Handell sich um etwa 300 000 Menschen, von denen Mischler mit Recht sagt: Daß sie nicht mitwählen können, und gleich den Umnündigen, Verbrechern und Irrsinnigen politisch mundtot sind, schmerzt sie als unverdiente» Schicksal immer wieder, wäre aber noch erträglich. Nicht erträglich dagegen find die tausend Nadelstiche beut- scher Lerwaltungsproxis, die den Voltsgenosien in un» «rbittlichem Widersinn die Folgen des aufgezwungenen Ausländer-
: tums filh'en laßt, ihn sogar in seinem Familien» und Erb» �recht schmälert, durch Polizeimaßnohmen schikaniert, überall hintansetzt,, in seiner Existenz gefährdet und ihn etwa sogar aus» weist! Unkontrolliert, souverän. Denn das ist die schwerste Folg« I der Nichtwäh!«reig«nschaft. Während jede Organisation, Dewert- ' schaft, Genossenschaft am Zahltage mit ihrem Abgeordneten Abrech» nung hält und ihn an seine Pflichten erinnert, während jedes Per» waltungsresiort parlamentarischer Kritik unterliegt, fallen im Rechts­leben der Kolonie beide Kontrollen weg. Dem Nichtwähler braucht man keine Vertretung zu versprechen, sein« Sedrängniffe interessieren nicht. Auch die Tagespresie und die breite Oessenllichteit nicht. Ge­wiß bekennt man sich da und dort zu dem Gedanken der Volks» gemeinschaft mit den Brüdern jenseits der Grenze; daß auch dies. seits welche leben, leiden und incognito bluten, übersieht man! Mischler oerweist auf den schleppenden Gang des Einbür- gerungsverfahrens das die Zulassung eines Auslondsdeut'chen zur Reichsbürgerfchaft von der Zustimmung aller Landesregic- rungen abhängig macht, und erzähll mancherlei skandalöse Fälle der Auslie'erungs» und Ausweisunospraris: Deutsche   Behörden haben es.... zustande gebracht, einen sozialdemokratischen Deutschböhmen, der 1818 in Karlsbad   eine deutsche   Rede hielt, deshalb zum Zwecks späterer Aus» licferung an die Tschechoslowakei  (wegenAufruhrs")« i n z u» sperren; ebenso einen anderen, der in der Reichswehr   ge- dient hatte, nach seiner Verwundung in chaft zu nehmen-, ferner einen Kärntner  , der sich zum Schutze Oberschlcsicns freiwillig ge- meldet und schwere Wunden erhalten hatte,wegen unbefugten Srenzüberschrittes" auszuweisen..l Daß die Kritik solcher Zustände, an der sich, wie wir be- merken dürfen, derB o r w ä r t s" lebhast beteiligt hat. nicht ohne besondere Wirkung geblieben ist, gibt Mischler zu. Er hat aber wieder vollkommen recht, wenn er zum Schluß sag!: .... solange es noch in B o y e r n und anderwärts Amts- gerichte gibt, die österreichisch« Volks'«Nossen   wegen unbefugten Grenzübertrittes zu Gefängnis verurteilen, solange Polizeibehörden auch bei gestatteter Einreise die Aufenthaltsgenehmigung und schließlich Wohnungsämter trotz Einreiseerlaubnis dos Mieten von Wohnungen oder Geschäften oersagen, solange diese oietfä'tigen In- stanzen auch den Oesterreicher nur als Fremden gelten lassen, dem sie Schwierigkeiten zu machen bestrebt sind, solang« ist dasallen deutschen Söhnen gemeinsame Vaterhaus" keine gemeinsam« Stätte, sondern ein Gemeinplatz. Erst bis sich die Erkenntnis durchgesetzt hat, daß der vesterreicher hier kein Gast ist(den man hinaus- werfenSann», daß er vielmehr hier ebenso zu Hause ist, wie der Homburger in Wien  , erst bis die letzten Reste parteimäßig engherziger verwattungs Praktiken aus dem Beamtengehirn ver'chwunden sind. kann von einem Sieg großdeutschen Bewußtsein», von einer öfter- reichisch-deutschen   Volksgemeinschaft gesprochen werden! Das alles sollte eigentlich nur selbstverständlich sein. Ein fremdcnpolizeilich betontesReichs deutschtum" ist aber auch nur eine Form des Partikularismus. Die part'kularisti'che Reaktion aber, die der Sozialdemokratie so gern ihre Inter- Nationalität vorwirft, ist zwar nicht inter- aber a n t i- national._ Die öeutkbe Handelsbilanz. Die amtlich« Mitteilung, daß die deutsche Handels- b i l a n z im Oktober und November 1923 einen U e b e r- schußder Ausfuhr über die Einfuhr geze'gt habe, hat im Inland und Ausland außerordentliche Beachtung gefunden. Jahrelang hallen die deutschen Kapitalisten behanpiet, daß die deutsche   Handelsbilanz rettungslos passiv fei, und daß darin die Hauptursache für den Verfall der deutschen Wäh- rung liege. Es fei ferner daran erinnert, daß Anfang Ottober der volkspartelliche Reichsw'rtschastsminister o. Raumer eben- falls den dauernde nRückgang der deutschen Ausfuhr behauptet bot Alle diese Behauptungen müsien jetzt amtsicher- setts als Märchen zugegeben werden. Es will demgegenüber wenig besagen, wenn der Reichs- wirtschastsminister Hamm   jetzt davor warnt, die Zahlen über die deutsche Handelsbilanz im Oktober und November in
ihrer Bedeutung zu überschätzen. Aber ebensowenig Grund siegt vor. diese Bedeutung zu unterschätzen. Und im Gegen» satz zu dem jetzigen Reichswirtschaftsminister, der anscheinend noch keine Gelegenheit gefunden hat. sich über die wichtigsten früheren Feststellungen seines Amtes zu unterrichten, erlauben wir uns den Hinsweis, daß die Aktivität der deutschen   Han- delsbilanz im Oktober und November durchaus keine Einzel- erfcheinung ist. Auch in anderen Monaten während des Ruhr» kampfes ist die deutsche Handelsbilanz aktiv gewesen. Sie war aber vor allen Dingen auch aktiv während des ga.n» zenIahres 1922, was bisher unter der glorreichen Füh- rung von Helfferch, Havenstein und Stinnes dauernd abge» stritten worden ist. Es dürste angebracht fein, wenn Herr Hamm sich darüber von feinen Geheimräten unterrichten läßt. Diäten und Deutscbnationale. Den Pharisäer« ins Ttannnbuch. In der Bersiner Stadtverordnetenversammlung ist am Donnerstag der demokratische Antrag auf Beseitigung der Auf- wandsentschädigung und der Freikarten für ehrenamtlich ige Bürger abgelehnt worden. Darin kommt die Anerkennung der Tatsache zum Ausdruck, daß die Ausübung von Funktionen für die öffentlichen Körperschaften nicht mehr wie früher lediglich das Vorrecht besitzender Kreise sein würde, sondern daß sie jedem ermöglicht werden solle. Die Deutschnatio» n a l e n, die innerlich die wärmsten Freunde der Diäten sind, entfalten trotzdem wiederum eine demagogische Hetze wegen dieses Beschlusses der Stadtoerordnetenverfamm- lung. Weil die Stadtverordnetenversammlung beschlossen hat. daß die Auszahlung der Diäten beschleunigt werden solle, be- merkt dieDeutsche Tageszeitung":Zu einer Zell  , da man überall abbaut, könne man unmöglich die Aufwandsentfchädi- gung weiter aufbauen." In der Stadt denkt natürlich niemand daran. Wer aber wirklich die Aufwandsentschädigung ausbauen will, das sind die Deutschnationalen. Wir verraten kein Geheimnis, wenn wir mitteilen, daß die Deutschnationalen im Reiche Anfang Dezember die Anregung gegeben haben. dieDiätenfürdieReichstagsabge- ordneten auch dann fortzuzahlen und die Fahr» karten den Abgeordneten zu lassen, wennder Reichstag aufgelöst werden sollte. Wir begnügen uns für heute mit diesem Hinweis und stehen den deutschnationalen Pharisäern mit näheren Einzelheiten aus Wunsch gerne zur Verfügung. 10D-Nillionen-Rnleihe der Reichsbahn. Hypothekarische Belastung des(Grundeigentums. Wie der Handeisdienst erfährt, werden demnächst der Reiche verkehr s minister und der Reichspostminister durch «ine besonder« Verordnung die Ermächtigung erholten, hypo» thekarisch sichergee stellte Anleihen aufzunehmen, um ihren Geldbedarf zu decken. Für die Verzinsung und Rückzahlung hosten nur die Einnahmen der Reichsbahn und der Rcichspcft und das Vermögen dieser beiden. Es werden P f-i/db r i e f e auf Grund dieser Unterlagen ausgegeben, für die�' ar.' natürlich das Reich die Haftung übernimmt. Wie der-- farnv" Handelsdicnst weiter erfährt, steht die Reichseisenbahn berett» in Berhandlunz mit der G em«i ns cha stsg ru p p« Deutscher Hypotheken. banten wegen Gewährung eines Darlehens von 100 Millionen Goldmark, dos mit 6 Proz. ab t. Januar 1024 zu verzinsen ist. Die Gemeinschaftcbank wird diesem entsprechende Goldpfandbrief« aus­geben. Weitere Verhandlungen schweben zwischen der Reichspost. Verwaltung und einer anderen Laukengruppe. Der Reichs. finanzminister behält selbstverständlich die Oberaufsicht für die Finanzgebarung der Verkehrsinstitute. * Wie dieFrankfurter Zeitung  " dazu drahtet, hat das Rei ch s. Verkehrsministerium mit der Gemeinschastsgruppe deut» scher Hypothekenbanken die Anleih« über 100 Millionen Gold» mark, di« unter Umständen auf 300 Millionen er­höht werden kann, bereit« abgeschlossen.
Der chineflsthe General. Bon Joseph Roth  . Ich habe dos Porträt eines chinesisch«» Generals, eines großen Generals, in einer englischen Zeitschrist gesehen. E« war ein Oeldruck, und man sah genau, daß es ein mongolischer und nicht etwa ein europäischer Heerführer war: man sah die gelbe Gesichtsfarbe und die Schlitzaugen und die flache Ras« ohne Wurzel. Aber der ausgesprochen» mongolisch« General trug eine«uro- pöisch« Felduniform aus graugrünem Mimikrytuch und«lnen europäischen   Säbel an der linken Seite und viel« Auszeichnungen an der Brust, blaue, grün« und rote Bändchen und Schweifen, oon derselben Art, wie sie auch in Europa   an Generals brüsien und in geheimen Schubladen unserer Backfisch« zu finden lind. Es war«in so herrlich-realistischer Farbendruck, der General stand so greifbar, sozusagen saluttsrbar, auf dem Diall der Zeit» schrift. daß man seinen Säbel scheppern zu hören vermeint« und das sanfte Klingeln seiner Medaillen und das silberne Läuten der Sporen aus edlem Stahl. Ja, wenn ich mich inbrünstig für«in paar Sekunden in den Anblick de» großen Chinesen �vertiefte, konnte ich mir die Stimm« des Generals vorstellen und den gewaltigen Schall seines Kommandoworts, und ich hörte etwa einen Ruf. wie: La Hu Pi!" oder:«Die Ii lung". Und das hieß ungefähr: Batterie stillgestanden!" oder:Niederschießen!" oder:Sturm". Denn, wenn auch die chinesischen   General« chinesisch kommandieren. so bedeutet der Inhalt ihrer Kommandos doch ungefähr dasselbe. wie der unserer deutschen. Und die General« aller Länder der Welt kommandieren immer solche Dinge, wie Schießen, Stürmen, Fever(beziehungsweise Zeitungen) einstellen, und dergleichen mehr. Und nun geschah fo.gendes: Während ich mir so di« Kom- mando, des großen chinesischen   Generals vorstellt«, veränderten sich ellmählich die typischen mongolischen Züge de» farbengedruckten Porträts. Die gelbe Farbe des Gesichts verblaßte und wurde«uro- päisch weiß Di« Rase sprang vor, die schielenden Pupillen rich» teten sich gerade, der Nein« schwarze spärlich« Schnurrbart sträubte sich und wurde buschig, und vor mir befand sich das Bi.d eines großen europäischen   Generals. Ja, der Chinese war ein Europäer   mir dadurch, daß er ähnliches kommandierte, ja, erlebt«. Es war ein großes Erlebnis, als«ch auf der nächsten Seit« der englischen Zeitschrift das Bild eines Kuli»«rb.ickte, eines Riflchabkulis. Auch dieser Mongole hatte«ine große Aehnlichkeit mit einem europäischen   Zigarrenftummelsammler oder Obdach.osen. Auch srin Rücken war gebückt. Auch sein Blick war flüchtig, wie der scheue Blick eine» verfolgten Tieres. Auch feine Fäuste waren derb und hingen an mageren Armen. Und so erkannte ich die geheimnisvollen Zusammenhänge dieser Well, und so kam ich hinter da» Geheimnis, weshalb Genera.«, die gegeneinander Krisg führen, sich nicht persönlich in den Komps de»
geben. Denn alle Generale der Welt, di« gelben, die braunen, di« roten und die schwarzen, sind Brüder und wollen einander nicht totschlagen. Rur   die Kulis aller Länder, die gelben, die braunen, die schwor» zen, di« weißen, haben noch nicht erfahren, daß sie auch Brüder sinid. Und so schießen sie aufeinander. Aber das kommt davon, daß d-e Generale weit häusiger in den illustrierten Zeitschriften abgebildet sind als die Kulis.
«5rasquita�. Operette in 8 Akten von Dr. A. M. D illner und Heinz Reichert  . Musik oon Franz Lehar  . Er st aus. sührung im neu hergerichteten Thalia» Thater. Ort der Handlung: Erster Art: Bor einer Schenk« m Barcelona  , wo gerade gegenüber Fabrikdirektor Aristide Girat mit seiner Toch- ter Dolly wohnt, die euerseits von Girots Resten Armand aus Paris   zwecks späterer Heirat und onderersci s von dessen Freund Hippolyt, einem täppischen, weltfremd sein wollenden Privatgelehr- ten zwecks ethnographischer Studien besucht werden. Zigeuner, Zigarettenrnuchen, Dieberei. Tanz Eisersucht,«in« Rose, die dem Herrn Armand von Frasquilvs g«schickt:r Hand an den Kopf fliegt, ketten die Liebe. Zweiter Akt: Di« Bombe platzt. Armand küßt Frasquita, der Onkel erwischt ihn. spiett den Moralischen für sein« Tochter Dolly löst die Derlobunz Armands mit Dolly auf, um diese in der folgenden Pause zwischen dem Zwesten   und dritten Akt mit dem tölpethosten Hippolyt zu verheiraten Frasquila treibt in- zwischen mit Armand ein häßliches Spiel. Als er sie zu haben glaubt, wird sie plötzlich hundeschnäuzig kalt. Er spielt beleidigte Leberwurst und schiebt ab.Sie" muß schleunigst die bedrohle Existenz de» dritten Aktes retten� also: Umkehr, Reue, Marlitt- «pisode einer Zigeunerdome m>t Friedrichstrahenallüren. Dritter Akt: Paris  ! Wieso? Fesche Kerls, verflucht elegant in Fracks, sprechen oon ihren Weibern! Also Milieuschilderung!Sie" ist plötzlich auch da, die arm« Zigeunerm in fabelhaften Kostümcn uid dem sonst bei Zigeunerinnen nicht üblichen feinen B-ntmm. Kurzum, sie kriegen sich Ich Hütt: mir an Frasquitas Stell« zwar lieber den feurigen, jungen, verliebten Sebastiono ausgesucht... Um die Oed« dieser Handlung zu überstehen, bedurfte es einiger Frische spendender Oasen in der Wüste� Iadlowter sang den vrmand. Das war die eine! Sein« Kopftön« lösten festillos« Stürm« des Beifalls hingerissener Herzen aus. Er war Kammersänger durch und durch. Lohengrin   im Iakettanzug! Dann: Martha Serak von der Ludavester StrnLsoper. Sie gab Frasquita, stimmlich mehr Oper als Op: rette. Lisa Weise als drollige Dolly und Eugen K oltai als grotesk-komischer Hippolyt, beide«in lustig. bewegliches Erheiterunasmoment in allen übrigen Rührseligkeiten. Der dirigierende Komponist Franz Lehar  : feingeschliflene Partitur, Schönheitspflästerchen auf der etwas angestauoten Melodik, vcrspanisch'er Ryylhmu?, dem man gern etwas Iaziba-id. Pfeffer auf seine Behäbigkeit«streut hätte, olles schon ein bißchen dagewesel� ohne dm zündenden Funken früherer Erfindungskraft
Bühnenbilder von schwankendem Wert und Eindruck gab Pro» fessvr Eesar Klein, der auch dem Thalia-TH-mer«in neues Ge- wand angelegt hat. über dessen Vorzüge man streiten kann. Di« flotten Tanz« studiert« Jan Trvjavowski ein. Aus der Meng« der Mitwirkenden sei Gustav Mvy als Sebasttano und Anton Gampert als Juan genannt. Beifall und Blumm gab es in Füll«. Die Lufführunq zeichnete sich durch 4 �4 stündige Dauer aus. Dos Haus war überfüllt. Die Lachmusteln wurden geschont. vas gefälschtevismarck'-drama. Emil Ludwig   sendet uns au» Athen   folgenden Protest Sgen die Umfälschung, die seinBismarck-Drama bei der ufführung im Berliner   Apollo-Theater erfahren hat: Rur   unter den drei Bedingungen: erst« Schauspieler, kein Zu» satz. keinerlei monarchistische Umfälschung, willigt« ich in die Auf» sührung im Apollv-Theater. Schon vor den Proben sah ich aber. daß di« Direktion keine dieser Bedingungen ganz erfüllen wollte. Da sich trotzdem die Bühne mit ihrem ganzen Apparat als tei'weil« unüberwindlich zeigte, verzichtete ich auf einen 5l:mpf. den ich nur halb gewinnen konnte, publiziert dagegen am 15. Dezember, daß ich für alles unverantwortlich sei, was dort geschehe, und reiste ab. Daß des Stück, wie Sie se!dst erwähnen, ohne Lusstattung wirksam werden kann, beweist der Dauererfolg in Frankfurt  , wo wir es als Sommerspiel inszenierten: wie dies auch indessen in Königs. berg, Bremen   usw. geschehen fein mag. In dem bei Kiepenbeuer erschienenen Buchdrama findet sich weder der Tellmer Titel noch ein« Szene mit Eckfenster und Wachtparad«. weder«in Ball noch«in ganzer Landiaassaal. Dagegen ist Bismarck  « Ei gen weit von drei Seiten: Lassoll«. Dirchow. Kronprinzm. breit ausgebaut. Lassalle   hat drei Bilder und der Scheuß des Stückes zeigt in einer Debatte zwischen Bismarck   und Bittoria deut- lich d!« Grenzen der Blut- und Eisentheorie... Aus allen meinen Büchern und Aussätzen spricht eine so«nt» schi'den demokratische, ontimonarchistische Grundgesinnung, daß. ich mich, angesichts des oorlie--<nd«n Buchdramas, nur aus dessen Text zu berufen brauch«, um jede falsche Deu  'ung. Ausbeutung und Um» oichtung im Sinn« der Rationalisten abzulehnen. Gerade das Bestreben, entgegen d-r früheren Lehre, d>« ganze Passivität des Königshauses darzustellen, während andenersens Bismarcks Genie dauernd von Männern und Frauen der königktchen Familie gehemmt wurde, veranlaßt« dies« Form, die nichts sein will, als dramatisch« Ses-bichte. gesehen oon allen Parterpuntten." Die Ironie der Tages'ys»'-« hat es gefüst. daß dieser Protest gerade zu einer Stunde e'ntnfft. wo notienalistssch« Ehremn nner "der dieTendenzmache"«m«s Tollerschen Dramas Zeier schreien. Dieselben Ebwnmänner. die kcm Bedenken trogen,«in« reine tendenzlose Dichtung für ss oe am atorilchen Zwecke umziiss-lkchen und die gegen den W> II e n des Dich t« r s verüb te Fäl- schung zum Anlaß monarchistischer Kundgebungen zu mißbrauchen.