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Tr.47 41.Jahrgang Ausgabe A nr. 23

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Zentralorgan der Vereinigten Sozialdemokratifchen Partei Deutfchlands

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Dienstag, den 29. Januar 1924

Die Sachverständigen kommen.

Prüfung der Inflationsgewinne der Großbanken? Paris , 28. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) Das erste der beiden Sachverständigenfomitees sowie einige Mitglieder des zweiten Komitees find am Montag abend nach Berlin abgereift, nach­dem das Arbellsprogramm endgültig festgefeht worden war. In der Diskussion der Reutabilität der deutschen Elfen­

bahnen haben die Sachverständigen die Ueberzeugung ausge­fprochen, daß die Einnahmen des Eisenbahnnetzes in den be­fetten Gebieten einen wichtigen Bestandteil der Budgetein­nahmen des Reiches bilden und diese unter teinen Umstän­den dem Reich entzogen werden dürften, falls eine wirklich realisierbare Lösung des Reparationsproblems gefunden wer­den soll. In Begleitung der Sachverständigen befindet sich eine Un­zahl englischer, franzöfifcher und belgischer Bücherrevijoren, die das von der deutschen Regierung zur Verfügung gestellte statistische Material nach prüfen sollen. Einzelne Blätter schreiben dem zweiten Sachverständigenkomitee, das fich gegen Ende der Woche in Berlin versammeln wird. die Absicht zu, bei der deutschen Regierung die Erlaubnis zur Nachprüfung der Bilanzen einiger deutscher Großbanten nachzusuchen. Sie jelen dabei von der Idee ge­leitet, daß einerseits die gewaltigen Verdienste, die gerade die Banken aus der Mark- Baisje gezogen hätten, in irgendeiner Weise für die Sanierung des Reiches nutzbar gemacht werden müßten und schließlich ein Einblid ni die inneren Berhältnisse der großen deuf­Ichen Finanzinstitute zur Prüfung der Frage der deutschen Kredt­fähigkeit im Auslande, d. h. einer internationalen Anleihe, not­wendig sei.

Jaspars Vermittlerbesuch.

Paris , 28. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) Die Geheimnis. tuerei, mit der von den zuständigen Stellen die Sonntagsunterredung amischen Poincaré und dem belgischen Außenminister Jaspar umgeben wird, hat zu den verschiedenartigsten Kombinationen Anlaß gegeben, bie, wie das in solchen Fällen immer zu geschehen pflegt, Richtiges und Falsches bunt durcheinander mengen. Auf Grund von Informationen von gut unterrichteter Seite glauben wir darüber Folgendes feststellen zu können: Die Reise Jaspars, zu der sich dieser ganz plöglich entschloffen hat, ist veranlaßt worden durch eine Unter­redung, die der belgische Gesandte in London Ende der ver­gangenen Woche mit Macdonald hatte und die ergänzt wurde burch eine Unterredung, die der englische Publizist Maffingham, ein Bertrauensmann Macdonalds, zu gleicher Zeit mit maßgebenden belgischen Politikern in Brüssel führte. Massingham, der u. a. auch als Randidat für den Berliner Botschafterposten genannt wird, Scheint in diesem Falle mit einer gonz speziellen Mission betraut ge­wesen zu sein. Was Jaspar nach Paris geführt hat, ist unter diesen Umständen nicht schwer zu erraten. Jaspar hat auch diesmal die für die belgische Regierung traditionelle Rolle des Vermittlers zwischen London und Baris übernommen. Die neue englische Re­gierung hat feinen Zweifel darüber gelaffen, daß sie in allernächster Zeit den Gesamtkomplex des Reparationsproblems und der damit zusammenhängenden Fragen in Verhandlungen mit den Alliierten aufzurollen gedenkt, und in Erwartung dieser Ereignisse scheint man in Paris und in Brüssel das Bedürfnis nach Aufstellung eines gemeinsamen Brogromms empfunden zu haben.

Quai d'Orsay nahestehenden Blätter auf die wachfende Pro duktivität des Ruhrgebietes hinweisen und eine halbamtliche Nachrichtenagentur erfährt, daß in der Unterredung am Sonntag von den beiden Staatsmännern der Netto überschuß der Ruhr. politit für das Jahr 1924 auf eine Milliarde Frank veranschlagt

wurde.

Arbeiterregierung und Reparation.

Bradbury in London .

ertennung Sowjetrußlands, bie, wie es scheint, durch die Regelung London , 28. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) Außer der An­einiger technischer Einzelfrogen etwas aufgehalten wird, steht das Problem der englisch - französischen Beziehungen nach wie vor im Vordergrund der außenpolitischen Betrachtungen. Die Blätter ver­fichern immer wieder, daß Macdonald den Wunsch habe, eine neue internationale Ronferenz einzuberufen, um das gesamte Reparationsproblem und die deutsch - französische Angelegenheit zu diskutieren. Das wichtigste Ereignis des Tages in dieser Hinsicht ist die Ankunft des britischen Vertreters in der Reparationstom mission, Sir John Bradbury, in London , und zwar, wie ver­neuen Schap­fichert wird, auf ausdrücklichen Bunsch des Es heißt, daß Snowden mit Bradbury das gesamte Reparations­tanzlers Philip Snowden , feines unmittelbaren Borgefeßten. problem einschließlich der Frage der interalliierten Schulden er­ortern wolle.

Alle außenpolitischen Probleme waren am Montag Gegen ftand der zweiten mehrstündigen Kabinettssigung feit der Regie rungsbildung. Es wurde auch beschloffen, eine Anleihe von 50000 Pfund für öffentliche Arbeiten zur Behebung der Ar­beitslosigkeit aufzulegen. Der Bericht des in der vorigen Woche eingefeßten Unterausschusses zur Prüfung der Arbeitslofenfrage wurde in der Kabinettssigung diskutiert.

Amtlich wird gemeldet: Der Ministerpräsident und Staats­sekretär des Auswärtigen, Ramsay Macdonald , empfing heute im Auswärtigen Amt nacheinander 34 Gesandte bzw. Geschäfts­träger fremder Mächte. Jeder Einzelne wurde getrennt empfangen und hatte eine Unterredung von mehreren Minuten mit dem neuen Leiter der auswärtigen Politit.

Condon, 28. Januar. ( Reuter.) Das von Quotidien" veröffent. lichte Interview Macdonalds ist gewährt worden, bevor Macdo­nald das Amt des Premierministers übernommen hatte. Dasselbe gilt von der Botschaft an Indien , die in dem Blait Hindu" ver. öffentlicht worden ist.

Der Patriotismus der Arbeiterpartei. London , 28. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) Auf einem Bankett der australischen Gesellschaft in London zu Ehren des Prinzen von Wales sprach nach diesem der neue Kolonialminister J. H. Thomas und führt aus: In den letzten fünf Tagen hat dieses Land eine Art von unblutiger Revolution erlebt. Der große Bechsel ist ohne jede Erschütterung und Unruhe erfolgt. Die britische Handels- und Finanzwelt haben weiter gearbeitet, als wäre nichts geschehen. Am allerwenigsten durch den Regierungswechsel be. unruhigt waren aber der Prinz von Wales und sein glorreicher Bater, der König, weil sie wußten, daß der Patriotismus und die Liebe zum britischen Reich, der Dienst und die Pflicht zum Reich nicht die Sache oder das Monopol einer bestimmten Klasse oder eines bestimmten Bekenntnisses ist Das ist es, wenn dieser große Bechsel nichts weiter bedeutet, als daß diefes alte Land und dieses alte Reich einfach fortbestehen. Mein Borgänger im Kolonial­amt, der Herzog von Devonshire, hat trotz der politischen und sozia. len Unterschiebe, die uns trennen, ohne Zögern seine Dienste und fahrungen mir zur Verfügung gestellt. Dieser Geist erfüllt uns dah, welche Wechsel oder Schwierigkeiten auch eintreten mögen, unfer altes Vaterland fie ftets überbauern wird. Ich hoffe, daß in den kommenden Jahren die Nachfolger der jetzigen Regierung von ihr werden sagen fönnen, daß wir nichts getan haben, um jenes britische Reich zu schwächen, auf das wir alle so stolz find. Ich habe das Amt mit Stolz und Dankbarkeit angenommen mit Stolz. weil ich auf die Tage zurückblicken kann, in denen ich als reunjähriger Gaffenjunge umherirrte, mit Dankbarkeit gegenüber einer Verfassung, die es ermöglicht, daß ein ma dinenpuger von gestern heute Minister werden kann. ine ft weitherzige und so demokratische Verfassung muß geschütt werden, und jenes Reich, das hinter dieser Verfassung steht, muß erhalten bleiben."

Die Unterredung zwischen Poincaré und Jaspar, die nicht we niger als zwei Stunden dauerte und ohne Zeugen stattfand, hat ohne Rweifel diefem Zwecke gegolter. Wenn auch keine offiziellen Bee schlüffe gefaßt wurden, so ist doch die Unterredung nicht ohne po fitive Ergebniffe geblieben. Aus der Besorgnis heraus, die General aussprache mit London nicht unnötig zu belasten, hat Poincaré fich durch den belgischen Außenminister und vielleicht auch durch Benicht nur mit Stolz um unser Baterland, sondern läßt uns fühlen, nesch von der Notwendigkeit weitgehender Konzeffionen

in verschiedenen Fragen überzeugen laffen. Das gilt in erster Linie von der Angelegenheit der Separatisten in der Pfalz und des Rölner Eisenbahnkonflikts. Bir glauben, fein Dementi befürchten zu müssen mit der Feststellung, daß die franzöfi'che Regierung end. gültig auf die von ihr bei der Rheinlandkommiffion betriebene An­erfennung der Autonomen Pfaliregierung verzichtet hat. Sie hat diese Konzession allerdings abhängig gemacht von der Bedin gung, daß man den vor dem Auftauchen der Separatisten nach Heidelberg geflüchteten banerischen Behörden die Rüctehr nicht gestatte. Auch in der Frage des Eisenbahnverkehrs im Kölner Bridenkopf will die französische Regierung den bisherigen Wider­stand gegen das zwischen den lokalen Instanzen vereinbarte Ab­tommen aufgeben. Der franzöfifche Rheinlandkommiffar Lirard war am Sonntag telegraphisch nach Baris gerufen worden und wird hier die nötigen Instruktionen erhalten, um diese beiden Streitfragen endgültig aus der Welt zu schaffen.

Weit weniger an praktischen Ergebnissen dürfte dagegen die Unterhaltung zwischen Boincaré und Jaspar über die Reparations politik geliefert haben. Man weiß somohl in Brüssel als in Paris , daß die neue englische Regierung eine General- Liquidation in diefer Frage anstrebt und als eine der Borbedingungen dafür die Aufgabe der franzöfifchen Ruhrpolitik ansieht. In Brüffel wäre man dazu unter gewiffen Raute'en bereit. Bei der gegenwärtigen franzöfifchen Regierung dagegen stoßen die Absichten der neuen enq­lifchen Regierina, wie nicht anders zu erwarten war, auf den heftigsten Widerstand. Poincaré hat erst in seiner letzten außenpolitischen Rede in der Kammer erflärt, daß

Frankreich das Ruhrgehlet unter feinen Umständen und felbft nicht gegen andere Garantien und Pfänder herausgeben werde. Diesen Standpunkt dürfte er auch am Sonntag in der Unter­redung mit Jaspar aufrechterhalten haben. Es ist in diesem Zu­Sammenhange nicht ohne Bedeutung, wenn gerabe heute die dem

S

Die Schwierigkeiten der Arbeiterregierung. London , 28. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) Während ver­schiedene Anzeichen dafür sprachen, daß der Lokomotivführer streit infolge der vermittelnden Tätigkeit des Generalrats der Ge­werkschaften und des Arbeitsministeriums in den nächsten Tagen beigelegt werden könnte, droht für diese Woche bereits wieder der Ausbruch eines neuen großen Ausstandes. Unter den Dod arbeitern gärt es wegen der beharrlichen Weigerung der Ar beitgeber, die Mindestlohne um zwei Schilling täglich zu erhöhen. Fine Konferenz der Hafenarbeitervertreter aus dem ganzen Lande ist für Dienstag zusammenberufen. Die allgemeine Stimmung unter den hier eingetroffenen Delegierten ist für den Streit, der allein in London etwa 100 000 Arbeiter berühren würde.

Nach den neuesten Nachrichten soll die Stimmung unter den Streifenden Lokomotivführern und Heizern, die bereits wegen des ständigen Ausbaues des Notvertebrs etwas nachgiebiger ge­worden war, infolge der Aussicht auf den Hafenarbeiterstreit wieber unverföhnlich geworden sein. Die am Montag gepflogenen Schlichtungsverhandlungen haben feinen wesentlichen Fortschritt er.

geben.

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Die französische Währungskrise.

( Bon unserem Pariser Korrespondenten.) Paris , 26. Januar.

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Der fortschreitende Verfall der französischen Währung der durch das von der französischen Regie­rung mit überraschender Energie in Angriff genommene und von der Finanzkommission der Kammer bereits in seinen wesentlichsten Teilen angenommene finanzielle Sanierungs­programm nur vorübergehend aufgehalten werden konnte hat zwei Ursachen: eine finanziellwirtschaftliche und eine politische. Was in Frankreich jetzt zur Stüßung des Franks unternommen wird, hat den bedenklichen Nachteil, daß man das lebel ausschließlich an seiner finanziell- wirt­völligen Verkennung der politischen Seite des Problems schaftlichen Wurzel heilen zu fönnen glaubt In dieser völligen Berkennung der politischen Seite des Problems aber dürfte gerade der Hauptgrund dafür liegen, daß das Reformwert bisher ohne nenenswerte Wirkung geblieben ist und daß ihm auch in der Zukunft, trotz der gewaltigen Mehr­lasten, die es dem französischen Bolte aufbürdet, der beab­fichtigte Erfolg versagt zu bleiben scheint. Die Krise des Franks ist in Wirklichkeit nichts anderes als die unvermeid­liche Folge jener verhängnisvollen Erschütterung, die das Vertrauen des Auslandes in die Stabilität des franzö­fahren hat. Dieses sinkende Vertrauen aber hat seinen Ur­fifchen Staates und in die Solidität seiner Politik er­sprung feineswegs nur in der Verschlechterung der mate­riellen Situation Frankreichs , sondern es liegen ihm darüber hinaus sehr tiefgehende psychologische Ursachen zu grunde. Auf eine knappe Formel gebracht, ist das fort­Sauernde Sinten des Franks die schärffte Dokumentierung des Mißtrauens der ganzen Welt gegen die gewaltige Ueber­spannung der franzöfifchen Kraft in einer unfruchtbaren und auf unerreichbare Machtziele gerichteten Politik des zum im­perialistischen Größenwahn gesteigerten Prestiges. Hier liegt die Wechselwirkung zwischen Ruhrpolitik und Franttatastrophe; eine Erkenntnis, gegen die man fich in Frankreich heute noch verzweifelt wehrt, die sich aber selbst dem ärmsten Teufel von Steuerzahler eines Tages mit elementarer Wucht aufdrängen wird, wenn er erst die bittere Erfahrung gemacht haben wird, daß die schweren Opfer, die heute der Staat von ihm verlangt, umsonst gebracht sein werden. Denn unter den gegebenen Umständen werden sie lediglich dazu dienen, eine privilegierte Schicht, die, unbe­fümmert um die bei jeder Gelegenheit im Munde geführte Phrase von nationalem Interesse, sich nicht scheut, gegen die eigene Währung zu spekulieren, sich auf Kosten der Volks­bekanntlich die gleichen Erfahrungen ergeben. gesamtheit zu bereichern. In Deutschland hat die Entwicklung

Unter den finanziell wirtschaftlichen Ur­fa chen der Frant- Baisse steht an erster Stelle die außer ordentlich starke Verschuldung Frankreichs an das Ausland. Die Forderungen der englischen und amerikanischen Regie­rungen an den französischen Fiskus spielen dabei, trotz ihres infolge der Kursverschlechterung auf über 130 Milliarden Franks gestiegenen Riesenbetrages, nur eine verhältnismäßig untergeordnete Rolle. Denn in Wirklichkeit denkt heute in Frankreich kein Mensch mehr ernsthaft an ihre Rückzahlung, und auch in England und Amerika dürfte man trotz aller entgegenstehender offizieller Erklärungen die Hoffnung, einen wirklich ins Gewicht fallenden Betrag dieser Kriegsdarlehn wiederzuerhalten, start herabgeschraubt, wenn nicht bereits aufgegeben haben. Anders ist es mit der privaten Ber­schuldung der französischen Wirtschaft an das Ausland. leber ihre genaue Höhe gehen die Ansichten erheblich ausein­ander. Zuverlässige statistische Unterlagen fehlen vollständig. Diese Schuld geht zu einem Teile bis auf die Kriegsjahre zu­rüd. Der Hauptbetrag aber dürfte in den Jahren, die dem Friedensschluß unmittelbar gefolgt find, fontrahiert worden fein. Die französische Handelsbilanz, die sich allerdings in den letzten Jahren gerade wegen des tontinuierlichen Herabgleitens des Franks recht günstig entwickelt hat die Parallele dazu liegt in dem großen deutschen Schleuderausverkauf in der ersten Beriode des pölligen Berfalls der Mark- war in den Jahren 1914-1920 start passiv geworden. Läßt man selbst das Defizit der Kriegsjahre, das zum größten Teil in den Biffern der Staatsschuld enthalten sein dürfte, ganz außer An­sak, so bleibt allein für die beiden Jahre 1919 und 1920 noch immer ein Einfuhrüberschuß von rund 45 Milliarden Franks zu Lasten der französischen Zahlungsbilanz. Ein Teil dieser privaten Handelsschuld ist zweifellos inzwischen in der Form von Befizübertragungen, Immobilienkauf durch Ausländer, Beräußerung von Effekten usw. abgegolten worden. Die Höhe der aus dieser Zeit noch ungedeckten Kredit­perbindlichkeiten aber wird felbft von optimistischen Beurteilern auf mindestens 12 Milliarden Papierfrant ge schätzt. Als weitere Passivposten der französischen Zahlungs­bilanz fommen hinzu: die von der franzöfifchen Regierung den Staaten der kleinen Entente gewährten Rüftungskredite, der von Monat zu Monat stärker werdende Abfluk von pri­vatem Kapital, das aus Furcht vor weiterem Sinfen des Frants im Ausland Anlage sucht und die sehr beträchtlichen Summen, die von französischen Staatsangehörigen in den