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Wir verraten fein Geheimnis, wenn wir aussprechen, daß die fommunistische Stoßtruppe, tie in der Pfalz  , in der Eifel   und am Düsseldorfer Totensonntag mit Revolvern und Handgranaten die Separatisten auseinandergetrieben haben, unter der Führung nationalgesinnter preußischer Offiziere ftanden."

Radets Schlageter- Rede wird erneut rühmend gepriesen und der deutsche   Befreiungskampf als Voltserhebung" unter tommunistischer Führung in Aussicht gestellt:

Das militärische Vorbild dieses deutschen Befreiungstrieges wird mehr oder minder der Kampfesweise entsprechen, mit ter Bettow Borbed(!) in glänzender Weise seine fieine Schar in Ostafrika   führte, mit der die Türken die mit zehnfach über­legenem Material ausgestatteten griechischen Truppen besiegten, mit der schließlich die russische Rote Armee   ihre Feinde aus dem Lande jagte: Das Material müssen wir uns vom Feinde holen, die Maschinen müffen wir durch die gefteigerte revolutionäre Zoral unferer Kämpfer brechen(!!), die technische Uebermacht durch die

Masse und Manövrierfähigkeit unseres Heeres schlagen."

,, Gegen die fozialdemokratischen Bolfsverräter" wollen die Kommunisten revolutionäre Arbeiter und nationalistische Offiziere" fammeln. Damit das Bündnis schmackhafter wird, wird nach Oswald Spengler   Preußentum als Sozia lismus" gepriesen und allen Ernstes versichert:

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Das Rätesystem ist preußischer Gedanke, der auf den Grundsägen der Auslese, der Mitverantwortung, der Kollegia­

lität beruht."

Der Offizier gehört darum an die Spiße der nationalen und sozialen Befreiung", das gemeinsame nationale Ziel" foll burch die Zusammenarbeit zwischen Offizieren und Arbeitern unter fommunistischer Führung erreicht werden.

Wenn ein solches Schreiben vereinzelt vorläge, würde man es möglicherweise für eine Myftifitation halten. Nach allem, was man an tommunistisch- völkischer Verbrüderung aber sonst schon erlebt hat, paßt dieses kommunistische Werbe­schreiben ganz in die Linie, die von Radet und Ruth Fischer  in trauter Harmonie vorgezeichnet ist. Es beweist jedem, der fehen will, daß diefelben Kommunisten, die in den Betrieben und in Bersammlungen mit der sozialdemokratischen Arbeiter­ Einheitsfront" zu spielen suchen, gleichzeitig mit faschistischen Offizieren den bewaffneten Kampf gegen biefe selbe sozial­Demokratische Arbeiterschaft vorzubereiten fucht.

Drohende Krise in Preußen.

Um die Grundsteuer.

Der Kampf um die Grundsteuer in Preußen hat fich zu einem Grade gesteigert, der den Bestand der Re­gierung ernstlich bedroht. Der Finanzminister v. Richter, der bekanntlich der Volkspartei angehört, hat sich genötigt ge­feben, eine ziemlich fräftige Grundsteuer zu beantragen, weil es überhaupt kein anders Mittel gibt, das Defizit im Staats­haushalt auch nur zum Teil zu decken. Er folgte damit nur dem Beispiel anderer deutscher Einzelstaaten, die auf diesem Wege vorangegangen sind. Diese Grundsteuer belastet ebenso Den ländlichen wie den städtischen Grundbesiz, den landwirt schaftlichen Produzenten ebenso wie den städtischen Mieter.

Gegen diefe Grundsteuer wird von dem Landbund und den Deutschnationalen Sturm gelaufen. Dagegen sind die Sozialdemokraten und zum größten Teil auch die Volksparteiler und Demokraten widerstandsfähig geblieben. start agrarisch durchsetzte Zentrum, das obendrein das Ein­bringen des deutschnational- völkischen Landbundes in feine hriftlichen Bauernvereine fürchtet, versucht die Regierung auf den Weg von Zugeständnissen zu drängen, der ihr als un­gangbar erscheint. Der Finanzminister v. Richter hat die vom Sentrum gewünschte Herabsehung der Steuer auf die Hälfte abgelehnt, und gestern ist das Kabinett einstim mig feinem Standpunkt beigetreten. Damit ist die Kabinettsfrage gestellt. Bricht die Koalition an der abweichenden Haltung des Zentrums zusammen, so ist der Rücktritt der Regierung die Folge.

Der Biograph.

Von Otto Ernst Hesse  .

Das Leben anderer nachzuleben und nachzuformen, tann Schwäche sein, Flucht vor der Wermlichkeit des eigenen Lebens und von der Enge des eigenen Ichs in die Weite und Fülle einer großen Persönlichkeit. Es gibt Biographen, die sich so über sich selbst hin. megtäuschen und sozusagen vom Atem anderer cristieren. Es gibt aber auch Biographen, die die geistige Kraft haben, sich gegen das Borbild, dessen Leben sie erzählen, zu behaupten, die aus Stärke und eigener Fülle in die Leben anderer einsteigen, die mit dieser Be­reidherung feinen Raub treiben, sondern neue Fruchtbarkeiten schaffen.

Ein solcher Biograph, der einzige ganz große Biograph, der heute schreibt, ist der Däne, Europäer und Kosmopolit Georg Brandes  . Wir lafen in den lezten drei Jahren seine Goethe Biographie und seine Voltaire- Biographier zwei Werke, die hin­fichtlich des verarbeiteten Wissens und der gestalteten Anschauung ihresgleichen suchen. Nun hat im Berlage Erich Reiß   in Berlin  , der alle Brandesschen Bücher in vorzüglicher Verdeutschung ver waltet, Brandes uns eine Lebensbeschreibung Michelangelos  geschenkt. Vor einigen Wochen ist das über vierhundert große Seiten umfassende Buch, mit reichstem Bildschmuck versehen, erschienen. Brandes ist zunächst Historiker. Ein Hiftoriter, ber jenen Mythos nicht liebt, der sich aus historischen Unrichtigkeiten ergibt. Er idealisiert nicht; dazu ist er zu ehrlich. Er stellt sich nicht, wie die meisten Menschen, das Leben früherer Jahrhunderte so vor, wie es uns heute, nach dem Wegfallen aller Nebensächlichkeiten, die in der Zeit selbst oft hauptsächlichkeiten waren, vor Augen steht. Er mill, soweit dies überhaupt möglich ist, zur historischen Wahrheit auch die historische Richtigkeit. So scheut er auch hier nicht zurück. Kleinigkeiten, die manchem vielleicht als Reinlichkeiten erscheinen, auszuwerten. So schreibt er auch diesmal nicht eigentlich tie Lebensgeschichte ei.tes Menschen, sondern, wie schon im Boltaire", die Lebensgeschichte eines ganzen Jahrhunderts, einer Epoche: jener Zeit der Blüte und des Ausgangs der Renaissance bis zum tragischen Beginn der Gegenreformation und Inquisition. Die Medici, die Päpste von Allerander VI. bis zu Baul IV., Leonardo, Raffael: fie alle find sozusagen in fleinen Biographien in dieser großen Bio­graphie eingeschlossen.

Brandes müßte nicht das Temperament und der Geist sein, die wir an ihm schägen, wenn er über die historische Richtigkeit hin­aus sich nicht felbft in dieser Biographie offenbarbe. Und hier möchte ich auf etwas Seltenes aufmerksam machen. Brandes hat diefen Michelangelo" zu spät geschrieben. Zu spät im Berlauf seiner eigenen Entwicklung. So schön und reich dieses Buch geworden ist: es steht gegen ihn selbst. Brandes bleibt, trog aller Bewunderung. Michelangelo   fremd. Der überlegene, greife und weise gewordene

Das Zentrum tritt heute vormittag vor dem Plenum zu einer Fraktionsfigung zusammen, um sich über seine Stellung nahme endgültig schlüssig zu werden. Wenn wir richtig unter­richtet sind, hat inzwischen auch der Reichstanzler Dr. Marg seinen Einfluß dafür eingesetzt, daß eine Krise ver­mieden wird. Auf der anderen Seite verstärken Landbund und Deutschnationale ihren Druck, um die Gelegenheit beim Schopf zu packen und die verhaßte Koalition zu [ prengen. Wie es heißt, planen sie sogar, heute einen Delegationssturm nach tommunistischem Muster zu diefem 3wed ins Werk zu setzen.

Um etwas anderes als um ein tattisches Manöver handelt es sich nicht. Denn wie die Dinge nun einmal liegen, müßte auch eine deutschnationale Regierung die Grundsteuer ver­langen und müßte aus ihr die gleichen Erträge ziehen, wenn sie nicht den Staat in den Banterott hineinjagen Bürgerblodregierung die Steuer zu bewilligen, die man Offenbar besteht also die Absicht, der erhofften dieser" Regierung nicht bewilligen will.

wollte.

Bom Standpunkt des Landbundes und der Deutschnatio­nalen ist das logisch. Aber das Zentrum würde seine Stellung als Mittelpartei verlieren, wenn es auf diesen Leim fröche. Schließlich hat es nicht nur von rechts, sondern auch von links etwas zu fürchten. Deputationsstürme fönnten von dieser Geite ebensogut besorgt werden wie von jener, und wenn man auf die christlichen Bauern, auf daß man sie nicht verliere, so ängstliche Rüd" cht nimmt, so könnten die christlichen Ar beiter auf den Gedanken tommen, daß man auf sie nur deshalb nicht die gleiche Rücksicht nehme, weil sie bisher zu artige Parteifinder gewesen sind.

Das Zentrum fann es also faum auf eine Preußentrise antommen lassen, ohne seine eigene Rrife zu entfesseln. Darüber hinaus wären die Folgen einer Breußenfrife für das ganze Reich unabsehbar.

Da gestern abend im Interfraktionellen Ausschuß eine Einigung nicht erzielt werden konnte, beschloß der Hauptaus­schuß in einer darauffolgenden Sizung, fich auf heute 1 Uhr zu vertagen. Die Plenarsizung wird dann voraussichtlich erst um 3 Uhr beginnen.

Abbau der Sozialpolitik?

Sicherem Vernehmen nach intereffiert sich die Beamten­abbaufommission, in deren Reihen sich die drei republiffeind­lichen Nachegötter Lewald, Busch und v. Welser   betätigen, augenblicklich mit verdächtigem Eifer für den Plan der Schwer­industrie, die Sozialpolitik im Reiche abzubauen. Bekanntlich hat die Industrie feit langem dafür eine ifrupellose Propaganda in der Unternehmerpresse entfaltet. Wir wissen auch, daß fie sich mit den bisher bekannten Abbauabsichten feinesfalls be­anügen will und noch weitere Wünsche in Referve hat, die sie bei gelegener Zeit durchzufegen gedenkt. Von dem sozial­politischen Gebäude foll nach ihrer Ansicht ein Stein nach dem anderem abgetragen werden. Ein derartiger Abbau liegt aber weder im Interesse des Reiches noch der Arbeiter- und Be­amtenschaft. Deshalb erscheint es an der Zeit, das würdige Dreimännerfollegium bald verschwinden zu lassen, zumal es bisher nicht begriffen zu haben scheint, daß es dem Staate und nicht der Schwerindustrie zu dienen hat.

Luther   und die Besatzungskosten.

Das Wolffiche Bureau veröffentlicht eine merkwürdige Feststellung des Reichsfinanzministers, die den folgenden In­halt hat:

Ein Berliner   Blatt glaubt feststellen zu stellen, daß der Reichs­finanzminister feinen Etandpunkt hinsichtlich der Frage der Be fagungsfoften bolfommen geändert habe und sich nunmehr energisch für die weiterzahlung der Besagungstoften einfege. Demgegenüber muß mit allem Nachdrud betont werden, daß der Reichsfinanzminister in Uebereinstimmung mit dem ganzen Reichsfabinett zwar gewißt ist, im Interesie der befesten Gebiete alles zu tun, um die Bevölkerung diefer Gebiete nicht neuen Ge­

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fahren und Reiben auszufeßen, daß er aber eine mögli feit siebt, wie demnächst die Mittel zur Bestreitung der Bes iagun 18toften noch aufgebracht werden können.

Demgegenüber muß hervorgehoben werden, daß, soweit zu sehen, einstweilen das Zahlen der Besagungskosten das einzige Mittel ist, um die Bevölkerung des besetzten Ge­bietes vor räuberischen Erpressungen zu schüßen.

Alle blödsinnig.

Folgen der Seeckt- Attentats.

In der nicht mehr ganz so geheimnisvollen Attentatsgeschichte gegen General   v. Seedt nimmt wieder einmal die Claß- Partei das Wort. Nachdem für den Attentäter Nr. 1 Thormann der Geistestranfheitsparagraph in Anspruch genommen worden ist, muß nunmehr das Organ des Justizrats Claß, die Deutsche Zeitung", auch den Attentäter Nr. 2 Dr. Grandel für blödsinnig erklären. Sie entledigt sich ihrer Aufgabe in ihrer eleganten Art, indem sie feststellt:

a) Dr. Grandel hatte seit seiner Verhaftung am Donnerstag, den 17. Januar, bis zur Bernehmung am Montag, den 21. Ja nuar, meder gegeffen, getrunken noch geschlafen, so daß er förper­lich, seelisch und geistig so zusammengebrochen sei, daß es wie ein Schleier über ihm liege.

b) Gerichtsarzt, Geheimrat Dr. Stormer habe bei Dr. Grandet ein sehr schweres herzleiden festgestellt, das sehr wohl pigchische Nachteile auslöjen tönne.

c) Ein seit fünf Jahren im Dienste der Firma Grandel stehen der Prokurist babe befanntgegeben, daß fein Prinzipal nach auf­regenden Vorfällen das Gedächtnis völlig zu verlieren und im Zustande der Besinnungslosigkeit zu handeln pflege. Er sei der Anficht, daß. Dr. Grandel einen fchymeren pipfifchen Defett habe.

Auf der anderen Geite fonstatiert die Deutsche Zeitung": a) Justizrat Claß hat mit diesem Grandel eine politische Rorrespondenz über die politischen und anderen Qualitäten des Generals v. Seedt geführt.

b) Justizrat Claß steht mit dem Grandel seit dem April vorigen Jahres in Beziehung und besprach mit ihm den Ruhr. abwehrkampf.

c) Der Irrfinnige Grandel wurde im Herbst vorigen Jahres zu einer Währungstonferenz hinzugezogen.

d) Justizrat Claß hat dem seit Jahren irrsinnigen Dr. Grandel erhebliche Beträge zur Abwehr feparatistischer" Bestre bungen ausgehändigt.

e) Ergänzend hinzufügen tönnen wir, daß der von seinem Broturisten für irrsinnig erklärte Fabrikbefizer Grandel öfters in geschäftlichen Angelegenheiten bei der Außenhandels. stelle vorsprach, und daß er sich beim Grafen Reventlom um eine Aussöhnung zwischen der Deutschvölkischen Freiheits­ partei   und dem Alldeutschen Verbande bemühte. Soweit die Feststellungen. Wann wird Justizrat Claß sich selbst für geiftig defett erklären lassen?.

Der Ludendorff- Prozeß.

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München  , 29. Januar.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Mitteilung des Oberstaatsanwalts Mull, daß von dem Hauptverfahren gegen Hitler   und Genossen insgesamt vier Nebenverfahren abgezweigt werden( die Zerstörung der Münchener Post", die Geld diebstähle  , die Geifelverhaftungen und die Meuterei in der In fanterieschule), die später verhandelt werden, hat in weitesten Kreisen erhebliches Aufsehen erregt; denn es ist klar, daß diese Dinge un­bedingt in bas Besamtprozeßbild der Hauptverhandlung gehören. Schon deshalb müßte das der Fall sein, als sie größten­teils strafbare Handlungen darstellen, die ehrenrührig sind und für die milbernde Umstände taum in Betracht kommen fönnen. Ge rade diese Heldentaten aber wurden von Hitlers   Elitetruppe, seinem persönlichen Stoßtrupp, ausgeführt und gehen unmittelbar auf das Ronto Hitlers  . Diese ganze Frage ist für das Straf­maß von grundfählicher Bedeutung, denn von ihrer Beantwortung hängt es offenbar ab, ob Hitler   in die Festung oder ins Bucht. haus geschickt wird.

amerikanischen Gruben binnen furzem vom Weltmarkt verbrångt haben. Während diese amerikanischen   Fabrifen auf einige Jahre ftillgelegt wurden, ist gegenwärtig die belgische Radiumfabrik in Dolen bei Antwerpen  , zu deren Errichtung nur Jahr gebraucht trägt gegenwärtig 3 Gramm im Monat und fann auf 6 Gramm gesteigert werden. Damit ist eine Jahreserzeugung von 36 bis 72 Gramm möglich. Die belgische Gesellschaft hat den Beltmarktpreis, ber noch vor einem halben Jahr 25 Pfund Sterling für das Millia gramm betrug. auf 14 Pfund Sterling für das Milligramm herab. gelegt. Diese reichliche und billige Versorgung mit Radium wird den Bereich seiner Verwendung bedeutend erweitern.

Biograph von Kopenhagen   tommt der gewaltsamen, dunklen, , terribien", oder wie wir heute sagen würden: dämonischen Natur Buonarstis, die schließlich in einen, gewiß nicht nur Brandes un sympathischen firchlichen Dogmatismus endete, nicht mit der eigenen Natur, sondern nur mit der psychologischen Methode bei. Die Entwurde, die größte und modernste der Welt. Ihre Produktion be wichungslinie Michelangelos  : vom Heiden zum bigotten Christen, von der Naturbejahung zur Naturverneinung, geht Brandes gegen alle Lebenserfahrung und allen Lebenswillen. Auf Bittoria Colonna, bie die Wandlung in Michelangelo   beschleunigen half oder vielleicht sogar überhaupt bewirkte, hat er, mit Respekt zu sagen, eine Saumut. Er läßt von dem Zauber, den die Legende um ihren Namen gemoben hat, nichts übrig. Eine alte, häßlich gewordene Närrin, die aus Angst vor dem Beichtstuhl sogar ihre Freunde dem Scheiterhaufen ausliefert:. fo entläßt er sie aus dem Leben des Malers, sich gegen Gobineau, der sie mit den widerlichen Umschreibungen der guten Poeten" it calisierte, aufs heftigste empörend.

Die Weltuntergangs- Zeitung. Eine eigenartige Zeitung, von der nur 24 Exemplare vorhanden sind, wurde fürzlich der Bibliothek des Londoner Presseklubs einverleibt. Ein Missionar in Schanghai  

hatte vorausgefagt, daß am 25. September des vergangenen Jahres um 12 Uhr mittags die Welt untergehen werde. Daraufhin brachte ein Schanghaier Blatt eine besondere Weltuntergangs- Ausgabe her aus, die den fühnen Titel Der fünfte Reiter" führt, auf die vier apokalyptischen Reiter anspielend, und sich als die lehte Zeitung der Belt" bezeichnet Die Ausgabe enthä't nur Nachrichten, Bilder und Karten, die sich mit dem Ende der Welt beschäftigen und verkündet in einer redaftionellen Mitteilung, daß die nädyste Nummer im Himmel auf Asbest gedruckt werden wird. Der Wetterbericht fagt ftarte Erwärmung" voraus, und eine bekannte Firma, die tonden. fierte Milch vertreibt, zeigt an, daß sie demnächst Läden an der Milchstraße   errichten werde. Nachdem 24 Stück von dieser Sonder ausgabe gedruckt waren, hielten bie Maschinen plöklich an. Es bleibt dahingestellt, ob die chinesischen Druder aus Furcht, daß der Welt. untergang beginne, aufhörten oder ein anderer Grund vorlag. Jeden falls hat" Der fünfte Reiter" dadurch einen großen Seltenheitswert erhalten und das Exemplar des Londoner Presseklubs dürfte das einzige fein, das bisher nach Europa   gekommen ist.

Die Biographie, die dem Brandes von heute adäquat gewesen wäre, müßte Leonardo da Vinci   heißen. Ueberall, wo sein Name in diesem Buche auftaucht, spürt man die freudige Bejahung des Biographen. Aber ist dieser Michelangelo  " ein schlechtes Buch? Eine mißlungene Lebensbeschreibung?.. Im Gegenteil. Nur muß man die heftigen Spannungen, die infolge dieses inneren Widerspruchs des Biographen gegen seinen Helben und gegen seine Altersentwidung entstanden sind, auch schon in den früheren Ra piteln des Werts beachten. Spannungen, ganz gleich welcher Art, find immer fruchtbar. Diese hier, die zwischen einem univerfalen Ropf und einem überhaupt laum völlig ausdeutbaren Genie wie Michelangelo   schweben, machen das Buch, dessen biographisch fritischer Wert unbestritten ist, zu einem heimlichen Drama. Wie fich die Ronfliftspunkte immer wieder im Psychologischen   biten und von da aus auf das Künstlerische verschieben und dort in der Begeisterung des Kunstferners Brandes auflösen: das ist ein Lefeber Stunilausstellung zu Charlottenborg am Dienstag in Gegenwart des genuß für sich.

Bergleicht man den Goethe  ", den Voltaire  " und nun diesen " Michelangelo", so ergibt sich eine Mannigfaltigkeit und ein Reich tum der Nachschaffungsweisen, bie man bewundern muß. Man wartet begierig, nach dieser Trilogie das vierte Werf, eine bereits angekündigte Julius- Cäsar- Biographie, aufzunehmen.

Die heutige Radlumerzeugung der Welt. Noch bis vor zwei Jahren waren die Radiumvorkommen in Colorado   und Utah   die. jenigen, die den größten Teil des Radiums für die Welt lieferten. Man erhielt dort etwa 5 Milligramm Radium auf eine Tonne Erz, und die Gesamterzeugung betrug etwa 160 Gramm Radiumbromid. Die Uranerze, die kurz vor dem Kriege im belgischen Rongostaat ent­deckt wurden, fonnten während des Weltkrieges nicht recht ausge­beutet werden und sind erst jegt tatkräftig in Angriff genommen worden. Diese belgischen Erzlager find an radioaktiven Bestand. teilen, von benen etwa 150 milligramm auf 1 Tonne tommen, fo reich und lassen sich verhältnismäßig so leicht ausbeuten, daß fie die

Die dänische Goethe- Ausstellung in Kopenhagen   wurde in den Sälen deutschen Befandten und von Vertretern des Ministeriums des Aus värtigen, der städtischen Behörden, der Bibliotheken usw. eröffnet. Alabendlich finden darin Vorträge, Rezitationen oder Musikvorführungen mit Goetheschem Tert statt.

Wiener Theaterdirefforen drohen mit Schließung der Bühnen. Die Direttoren verschiedener Operettentheater beschlossen, die gegenwärtine Spiel zeit möglichst früb zu beenden und ihre Bühnen unter feinen Umständen wieder zu eröffnen, bevor die städtische Luftbarkeitssteuer( fast 30 Pioz. der Bru toeinnahmen) reduziert ist.

Die neue Mount Evere"-Expedifion. Briaadegeneral Bruce fritt ant Donnerstag seine Reise nach Andien an, wo er die Führung der dies. jährigen Mount Everest  - Expedition zu Beginn des Frühlings übernimmt. Die Expedition ftellt den dritten Bersu dar, den höchsten Gipjel der Erde zu bezingen.

Sellene ruffische Bücher. Die unter der Barenregierunn von der Benfur belchlagnahmten Bücher werden fest im Institut für Bücherfunde einer Dund ficht unterzogen. Es befinden sich darunter einige nur noch in einem einzigen Exemplar borbandene Seltenheiten. Unter diefen ist auch das Sammelwert Materialien zur Kenntnis der mirtitaftlichen Entwidlung Rußlands  ", in welchem u. a. einer der frühestens Artikel von Lenin  enthalten ist.

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