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Vor Lossows Rücktritt.

München  , 1. Februar.  ( Eigener Drahtbericht) An blefiger zuständiger Stelle wird bestätigt, daß der Rücktritt des Generals D. Lossom vom Kommando des Wehrkreises VII( Bayern  ) nun­mehr eine feststehende Tatsache ist. Ungeflärt ist aber noch die Frage bes Rücktritt Termins. Offenbar will Ministerpräsident Knilling * seinem Landeskommandanten infomeli entgegenkommen, als er ihm selbst die Wahl dieses Termins überläßt. Das ist verständlich, wenn man bedenkt, daß Lossow weniger aus eigenem Entschluß, ( ondern auf wiederholtes Drängen höchster bayerischer Ge­Tagen vor drei Monaten hat er öfter der bayerischen   Regierung walten zu seiner Meuterei" gekommen ist. In jenen fritischen Jeinen Rücktritt angeboten, wurde aber jedesmal dringend ersucht, jein Amt weiterzuführen. Da Lossow durch seine enge Berbin. dung mit Kahr eine entscheidende Rolle im Hitlerprozeß spielen wird, so hängt die Frage des Rüdtritt- Termins zweifellos mit dem Berlauf und Ergebnis dieses Prozesses zusammen.

Wilson im Sterben.

Washington, 1. Februar.  ( WTB.) Der Zufland Wilsons, der seit einigen Tagen erfrankt ist, hat sich wesentlich ver­fchledfert

Nach den hier veröffentlichten är attimen Beriten nahm das Befinden Wilsons nach einer schlaflosen Nacht eine Wendung zum Schlimmeren. Die Kräfte fchwinden, der Bustand ist fehr et ft.

Washington, 1 Februar.  ( WTB.) Der vormalige Vorfigende fagte beim Verlassen des Hauses Wilson, es bestehe to enig des Demokratischen Nationalfomitees, Senator Mc Cormid. offnung für den vormaligen Präsidenten, der ob lönne ieben Augenblid eintreten.

Parlamentssturm in Tokio  .

Das Vorspiel der Auflösung. Totio, 1. Februar.( Reuter.) Jm Parlament ift es zu er­regten Szenen gelommen. Die Opposition des Unterhauses befchul­digt die Regierung, fie fei an dem Attentat gegen den Eisen­bahnzug, in welchem sich Mitglieder der Opposition befanden, be­teiligt. Als der Eisenbahnminister antworten wollte, stürzten sich drei Eindringlinge auf den Präsidenten und trieben ihn aus dem Saal. Es folgte eine schwere Prügelei, die mit 3äuften und Flaschen ausgefochten wurde. Die Sigung wurde aufgehoben. Dann machte der Ministerpräsident die völlig unerwartete Mitteilung von der Auflösung des Hauses.

Sozialdemokratische Angriffe auf Rahr. München  , 1. februar( Eigener Drahtbericht.) In der Freitag­fizung des Landtages hielt der Redner der sozialdemokratischen Fraktion, Genoffe Saenger  , noch einmal eine gründliche Ab. rechnung mit ter seit vier Jahren betriebenen Regierungspolitit in Bayern  . Dabei beleuchtete er vor allem auch, wie die bayerische Justiz immer mehr mit zweierlei Maß mißt, weil die ge­famte bayerische   Juftig in den Strudel der Politik und der poli­tischen Machtverhältnisse mit hineingerissen worden ist. Die Staats. anwälte haben auf Grund der politischen Machtverhältnisse das Gefühl dafür verloren, gleiches Recht für alle anzuwenden. Die Un­wahrhaftigkeit und Unehrlichkeit der bayerischen Bolitik begann damit, daß die Rechtsparteien die Hatentreugler groß ziehen halfen, dieselben Leute, die heute Bayern   in den Strudel der Unordnung, mo niemand mehr feines Lebens ficher, ist, hincingezogen haben. Dafür ist charakteristisch, daß Boehner vor dem Untersuchungsrichter fagen fonnte: Jawohl, ich habe Hochverrat begangen, genau so wie Nahr, Coffor und Seiger. Weitere Angaben mache ich nicht, denn in sechs Mozusammengetreten sind. naten werben mir so weit sein, wie wir Boltischen wollen."- Aus diesen Tatsachen und Berhältnissen heraus ist flar zu sehen, daß die banerische Regierung amb die sie stützenden Barteien den Fluch ihrer bösen Lat   erst noch ernten werden. Eine Staatspolitische Gesundung ist erst möglich bei einer Abfehr von ber Methode kahr und bei einem Berzicht auf den größen­wahnsinnigen bayerischen   Partikularismus.

München  , 1. februar.( WTB.) Das in Ebersberg   er scheinende deutschbölfifche Blatt, Der Oberbayer, der feit bem 23. November 1923 verboten war, erscheint wieder.

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Die sachverständigen Offiziere.

München  , 1. Februar.  ( Elgener Drahtbericht.) Im Auftrage des Bayerischen Brauerbundes sprach fürzlich eine Kommission unter Führung des Nürnberger Kommerzienrats Reif beim Genera ftaatsfommissar vor, um darzulegen, weshalb der Bierpreis nicht gefentt werden könne. Man wies die Abordnung an ten Oberstleutnant Forstner als Sachverständigen, Der sie anhörte und furzerhand die Ausführungen Reifs als Schwindel erklärte. Reif verbat sich dies unter Hinweis auf feine Stellung als Bertreter des Brauerbundes. Ein Wort gab bas andere, und es bestand Gefahr, daß Kommerzienrat Reif das Generalstaatsfommissariat nicht mehr hätte verfaffen fönnen. In dieser Not tam ihn der rettende Einfall, daß er Rittmeister a. D. der Landwehr sei, und er stellte sich als solcher vor. Sofortiger Szenenwechsel! Freundliche Erklärungen an den Herrn Kame raden und alles, was die Vertreter des Brauerbuntes verlangt hatten, wurde im Namen des Generalstaatsfommiffars genehmigt.

Der neue Kommunistenkurs. Eine sozialdemokratische Versammlung gesprengt. Der Sozialdemokratische Bezirksverband Groß- Berlin hatte am Freltagabend eine öffentliche Bersammlung nach der Brauerel Rönigstadt einberufen. Der große Saal war überfüllt. 3wed der Versammlung war, Proteft zu erheben gegen die Herrschaft der Militärdittatur in Sachsen   und Thüringen  . Unter den Bersammlungsbefuchern befand sich eine anscheinend nicht an Zahl, sicher aber an Großmäufigkeit und Radaulust starte minder heit. Unmittelbar nach Eröffnung der Versammlung, als dem Ge­nossen Crispien das Wort zu seinem Referat erteilt war, ging der Radau los. Ein Wortführer der kommunistischen   Störenfriede verlangte für den Referenten beschränkte Redezeit, für seine Genossen aber unbeschränkte Diskussionsfreiheit! Diefe Un verschämtheit lehnte der Leiter der Versammlung, Genosse Liedtke, natürlich ab. Er sicherte aber jedem vollste Diskussionsfreiheit zu Nun machte aber die radaulustige Minderheit einen Tumult, der es dem Genoffen Crifpien unmöglich machte zu sprechen. Es war flar, daß es den Kommunisten von vornherein um nichts anderes zu tun war, als unsere Bersammlung zu sprengen. Nachdem der wüste Radau eine halbe Stunde gedauert hatte und jeder Bersuch, zu ge­ordneten Verhandlungen zu kommen, vergebens war, schloß der Bor­fizende die Bersammlung. Der wüfte Lärm ging noch eine Zeit lang weiter, dann stürmte ein Haufen der Kommunisten die Bühne, schlug mit Stühlen auf unsere Genoffen ein und versuchte nun felbst eine Bersammlung abzuhalten. Schließlich wurde aber der Saal durch die vom Wirt herbeigerufene Polizei ge­

räumt.

Tofio, 1. Februar.( Eca.) Die Regierung veröffentlicht folgendes Rommuniqué: Nachdem die Oppositionsparteien einstimmig beschlossen hatten, das Ministerium zu stürzen, wodurch eine ernste Krise sowohl in der inneren als auch in der äußeren Bolitit geschaffen worben wäre, sieht sich die Regierung gezwungen, in der sicheren Annahme, daß die Bevölkerung damit einverstan den ist, das Barlament aufzulösen. Die Auflösung hat zu zahl. reichen Brotesten der Oppositionsparteien Anlaß gegeben, die sofort

Vertrauensvotum für Poincaré  .

Und Schieberdeckung durch die Kammermehrheit.

Zufriedenheit der Sachverständigen.

Paris  , 1. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Nach den aus Berlin   bier vorliegenden Meloungen ist man in den Kreifen der. Sachverständigenausid fiffe außerordentlich befriedigt von der Buf nahme in Berlin   und von der loyalen Unterstüßung, die die Sach verständigen sowohl von der deutschen   Regierung selbst wie aus dent Kreisen der Privatwirtschaft erfahren haben. Bisher feien alle Arbeiten der Ausschüsse in der entgegentommendsien Weise er leichtert und gefördert worden.

Die Telegraphen- Union meldet: Die Mac- Renna- Rommiffion Bertreter der deutschen   Regierung teil, u. a. Staatssekretär Tren. trat Freitag nachmittag zusammen. An der Sigung nahmen auch belenburg, Staatsfefretär Fischer Regierungsrat Meyer und verschiedene andere Beamte des Wirtschafts- und des Finanz­ministeriums. Die Beratung der deutschen   Handelsstatistik stand im Bordergrund.

Bon einer maßgebenden Persönlichkeit ber Sachverständigen tommission erfährt die Telegraphen- Union: Die Untersuchungsfom. mission für Währungsfragen beschäftigte sich Freitag_ein­gehend mit dem Plane Dr. Schachts zur Errichtung einer Gold. bant. Die Unterfommission für den Reichshaushalt prüfte die von der Reichsregierung unterbreitete reichhaltige Dentschrift. In der Bollfigung der ersten Rommission erstatteten die verschiedenen Unterfommiffionen eingehend Bericht. Sonnabend nachmittag findet wieder eine Bolligung statt. Die Mac- Kenna- Kommiffion für Ka­pitalflucht beschäftigte sich im Zusammenhang mit der Reparations. frage mit der deutschen   Handelsstatistik. In der Zwischenzeit haben die Buchhaltungsfachverständigen bei der Deutschen  Ban? und einer Reihe anderer Großbanten mit der Prüfung des ihnen vorgelegten Materials begonnen.

Der Borsigende

der

In der nächsten Zeit werden die Unterausschüsse das von der deutschen   Regierung vorgelegte Material bearbeiten und die Füh lungnahme mit den deutschen   Regierungsvertretern und Sachver ständigen aufrechterhalten. Die beiden Kommiffionen treten täglich einmal zu einer Sizung zusammen, um das Material der Unteraus­schüsse zu prüfen und zu fichten. Ersten Sachverständigenfommission, Dawes Amerita, stattete gestern vormittag dem Leiter des Haupt­T. Brown, und dem Deutschen Zentralausschuß für die Auslands. bureaus der amerikanischen   Rinderspeisung, Mr. Henry hilfe e. B. einen Besuch ab und besichtigte das städtische Tages. heim für tuberkulose Kinder in der Schwedter Straße, in bem 250 an Anochen und Gelenttuberkulose erfrankte Kinder einer Frei'uftbehandlung unterzogen werden, sowie eine Boltsschule im höchsten Norden Berlins  , um sich ein Bild von der Lage der Berliner   Schuljugend machen zu können.

Zurückgenommene Ausweisungen.

Paris  , 1. februar.( BTB.) Kammer. Auch heute verhan. belte die Kammer über den Gefeßentwurf betreffend die Revision Ser Wiederaufbauentschädigungen. Nachdem gestern Art, 3 ange nommen worden war, der die Revision fämtlicher Entschädigungen von einer Million Frant aufwärts vorsteht, for eit sie nicht bem Schlichtungsausschuß vorgelegen haben, stellt heute der Abg. Des. Jardins einen Bufozantrag wonach allen Entschädigten, Me bei der Abschätzung zu furz gefommen zu fein glauben, ein An spruch auf Revision zustehen soll. Der Antrag wird jebody zurüd gezoren, nachdem ven dem Abg. Schmidt eine andere Zufahrung Berluste, die polnische Bürger durch die Ausweisung aus bestimmung vorgeschlagen war, die allen Entschädigten Anspruch auf Revision gewährt, falls sie für den Wiederaufbau Ausgaben ge­macht haben, deren Betrag ihre Entschädigung überschreitet.

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Ministerpräsident Poincaré   verlangt die Abfehung diefes An trages. Er fpricht von der Obstruktion und meist darauf hin, daß die Rammer über angebliche Unregelmäßigkeiten im Entschädi gungsverfahren verhandele, um die Laften der Steuerzahler nicht zu vermehren. Nun solle auf einmal den Geschädirten und es gebe beren, 2% Millionen- freigestellt werden, die Revision zu ihren Gunften zu verlangen. Die Rammer.lehnt darauf mit ftarter Mehr. heit den Antrag Schmidt ab. Angenommen wird eine Bestimmung, nach der die mit der Revision betrauben Schichtungsausschüsse binnen einem Jahre Entscheidungen treffen und mit den höchsten Entschädigungsbeträgen den Anfang machen müssen. Im weiteren Verlaufe der Debatte fehnt die Rammer, nachdem der Ministerpräsident die Bertrauensfrage gestellt hatte, mit 364 gegen 207 Slimmen einen Zufazantrag des früheren Ministers Klotz ab, durch den allgemeine Nachprüfung aller Kriegs. lieferungen verlangt wird.

Das sinkende Pfalzpiratenschiff.

Auch Herr Tirard geht von Bord. London  , 1. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Nach einer Condon, 1. Februar.  ( Eigener Drahtbericht.) Nach einer offiziellen Meldung aus Koblenz   verlautet hier, daß die Rheinland­tommiffion in der am 31. Januar flattgefundenen Sigung befchloffen hat, die Frage der Verordnungen der sogenannten autonomen Pfalz­regierung auf unbeffimmie Zeit zu vertagen. Tatsächlich befinde fich die feparatififche Regierung in der Pfalz   ebenso wie ihre Bor­gänger im anderen Teil des Rheinlandes jeht im Stadium des 3 u- fammenbruches. Es bestehe weiter die Auficht, daß die Wieder tehr von normalen Zuständen in der   Pfalz am besten beschleunigt werden könne durch die Wiedereinsehung der eigent. lichen Verwaltung und der lokalen Behörden in ihre Macht­befugniffe.

Clive fährt nach   München zurüd.

Condon, 1. Februar  .( Eigener Drahtbericht.) Der britische Generaltoniul in   München, Clive, bat fich, nachdem er ber Re­gierung schriftlich und mündlich über die politischen Verhältnisse in der   Pfalz Bericht erstattet hat, wieder auf seinen Boften nach   München begeben. Von der   bayerischen Regierung ist mitgeteilt worden, daß polizeiliche Schuhmaßnahmen im Hinblick auf Berichte er griffen wurden, wonach wenen der Rüdfichtelofigleit feiner Unter­suchungen von separatistischer Seite Anschläge gegen feine Person geplant feien.

So hat also ein Hauflein radauluftiger Rommunisten wieder ein­mal eine Protestversammlung gegen die Militärbittatur verhindert und dadurch den Reaktionären aller Shattierungen Die Begnadigung der Sozialrevolutionäre. die größte Freude berettet..

Der Attentatsplan gegen v. Seedt. Die Boruntersuchung gegen Dr. Grandel und Thormann fonnte bisher noch nicht abgeschlossen werden, ba in ben legten Tagen

maren.

Bor allen Dingen hat man sich an den zuständigen Stellen mit Ermittlungen darüber bemüht, zu welchen Kreifen die beiden Verhafteten in der letzten Zeit in Beziehungen standen. Wie bereits gemeldet, hot sich Dr. Grandel insbesondere in der nationalen Arbeiterbewegung Banerns betätigt, einer Richtung, die feines­wegs mit der   Nationalsozialistischen Arbeiterpartet ibentisch ist. Wie verlautet, foll Grandel auch dem früheren Polizeipräsidenten von  Münden, Böhner, der sich jetzt unter den Angeklagten im Luden. dorff- Hitler- Brozek befindet, nahegestanden haben. Als Tertreter dieser nationalen Arbeiterbewegung hat Grandel auch an der Or ganisierung des Ruhrwiderstandes mithewirft.

Ueber Thormann werben neuerdings Nachrichten verbreitet, die geeignet sind, feine Persönlichkeit in einem immer weniger gün ftigen Lichte erscheurden zu laffen. In unterrichteten Kreisen und, mie mir erfahren, auch an zuständigen Stellen, hat man aus be­ftimmten Anzeichen heraus den Verdacht, daß Thormann auch Bes ziehungen zu Agenten der franzöfifchen Regierung(!) unterhalten hat. Sollte sich biefer Berbacht bewahrheiten, dann würde diefer Umstand dem Attentatsplan gegen den Führer der  deutschen Wehrmacht in einem neuen redyt eigenartigen Lichte er. scheinen laffen.

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Elf Begnadigungen ein Selbstmord. Sowjetrußland hat in die Welt die Mitteilung hinausgefandt, daß elf von den zum Tode verurteilten Sozialrevolutionären zu je fünf Jahren Gefängnis begnadigt worden sind. Man mußte sich fragen: und der zwölfte? Des Rätsels Lösung ist ebenso einfach wie grauenhaft: der zwölfte wie grauenhaft: der zwölfte Serget Morosom hat sich noch vor Neujahr das Leben genommen. Wie er schriflich hinterließ: um das internationale Proletariat und die ganze zivili. fierbe Welt darauf aufmertfam zu machen, daß zwölf Sozial repolutionäre schon das fünfte Jahr im Gefängnis fchmachten. Darauf wurden die elf begnadigt. So hat Morosow durch seinen Tob bie Erleichterung des Schidials seiner Leibensgenoffen erfauft. Er ist dem Beispiel Lafonoffs, des Attentäters auf den Ontel des letzten Kaifers, Großfürsten Sergei   Alexandrowitsch, gefolgt, der Selbstmord beging, um seine Genossen vor der Prügelstrafe zu retten. Fälle von Selbstmorden von Sozialdemokraten und Sozial revolutionären in ben Folterfammern der Sowjetregierung, be fonders im hohen Norden, mehren sich von Tag zu Tag. Wann wird dieser Schmach und diesen Greueln ein Ende gemacht werden? Unter Hinweis auf den tragischen Selbstmord Morosoms und auf diese ganze schändliche Angelegenheit verlangt die Auslandsvertretung der Sozialisten- Revolutionäre, baß die Begnadigten fofort freigelaffen werden und ruft das Proletariat der ganzen Welt zu der Forderung auf, daß in Sowjetrußland mit politischen Berfolgungen endlich Schluß gemacht werde

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In Polen anf Einschreiten Ulrich Rauschers.  Warschau, 1. Februar  .( BTB.) Wie die polnische Preise mel­det, ist der deutsche Botschafter Ulrich   Rauscher beim polnisch' n Staatspräsidenten wegen der Ausweisung   deutscher Bürger aus Bolen vorstellig geworden. Er sicherte zu, daß die deutsche Regie­Deutsch and gehabt haben sollten, entschädigen werde, und betonte, daß die Ausweisungen aus   Deutschland nur infolge der Lebensmittelfrije( es handelte sich offenbar nicht um Kahrs Judenvertreibung. Red.) erfolgt seien. Der Ministeroräft dent fagte darum die Zurücknahme für die Ausweisungsbefehle gegen   Deutsche zu.

Tatsächlich erfolgte aber die Ausweifung der Deutsy'n cus Bolen mit dreitägiger Frist, so daß in vielen Fällen eine Zu rücknahme nur noch theoretische Bedeutung lat.

Die preußische Gemeindeverfassung.

Die Beratung der preußischen Gemeindeverfaffung ist ins Stoden geraten. Der vom Landtag eingesetzte Ausschuß für die Städte. und Landgemeindeordnung hat vor längerer Zeit die Verordnung in erster Beratung beendigt und beabsichtigt nunmehr, die Land. follte dann an die Kreis- und Provinzialordnung herangetreten were gemeindeordnung zu beraten. Nach Abschluß der Lesung den. Weil die Berhandlung verhältnismäßig langsam vorwärts ging, wurde zwischendurch ein Notgefeß gemacht, in welchem alle auf die Wahl bezüglichen Borschriften aufgenommen wurden. Dieses Notgeleg hat eine Ergänzung erfahren durch eine Novelle, die in der Sigung am 24. Januar 1924 abgeschlossen wurde und in der der 4. Mai 1924 als Wahltag für Breußen festgelegt ist. Der Weiter beratung der Landgemeindeordnung erwachsen insofern Schwierig. teiten, als das Ministerium des Innern infolge des Personal. abbaues und seiner Auswirkungen auf die Landesverwaltung start in Anspruch genommen wird. Zu dem fommt, daß die De. motratische Partei den Hauptwert darauf legt, daß die Ber einfachung der Staatsverwaltungen in den Border grund zu stellen ist. Die Bestrebungen gehen dahin, daß die Ober. präsidenten gleichzeitig mit der Regierung an ihrem Amtsfig betraut werden. Es ist für die Gemeindeverfassung nicht gleich­gültig, ob in Zukunft Regierungspräsidenten fortfallen und ihre Aufgaben teils den Oberpräsidien, andererseits in gewissem Umfange Selbstverwaltungskörpern zufallen. Immerhin besteht die große Gefahr, wenn die Landgemeindeordnung nicht beraten wird, daß die Gutsbezirte verewigt werden, und das ist nicht länger fragbar. Die Gutsbezirte find in unserer Gemeindeverfaffung un. erträglich und müffen so schnell wie möglich beseitigt werden. Bon diesem Standpunkt aus legt die jozialdemokratische Fraktion des Landtags den allergrößten Wert auf die ortführung der Beratung zur Berabschiedung der Landgemeindeordnung. Daß die rechtsstehenden Barteien und der Agrarierflügel des Zentrums fich diesen Bestrebungen lebhaft widersehen, ist selbstverständlich. Die endgültige Entscheidung darüber, ob die Landgemeindeordnung weiter beraten werden kann, wird in einer Sigung des Gemeinde. ausschusses des Landtages, die auf den 11. März anberaumt ist, ge fällt werden.

Deutschnationale Anträge.

Unter den Anträgen, die die deutschnationale Reichstagsfraktion zur Einbringung im Reichstag beschlossen hat, befindet sich ein Ge fezentwurf mit folgenden Bestimmungen: 1. Für das Verbrechen des Hochverrats im befeßten Gebiet wird die Todesstrafe festgefeßt. 2. Das gemäߧ 136 des Gerichtsverfassungsgesetzes zuständige Reichsgericht ist auch in der Abwesenheit des Be schuldigten zur Aburteilung dieses Hochperrates berufen. 3. Als abwesend gilt in diesem Falle ein Deutscher auch dann, wenn er sich im befeßten Gebiet aufhält und seine Gestellung vor dem Ge­richt nicht ausführbar ist. 4. Die Reichsanwaltschaft ist ge­halten, sofort das Berfahren gegen diese Hochverräter einzuleiten. In einem zweiten Antrag wird die Abfchaffung des Staats­gerichtshofes, des   Republik- Schußgefeßes verlangt und die Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Zuständigkeiten des Ge richts- Berfaffungsgefeßes. Begründet wird dieser Antrag mit den hohen Kosten des Staatsgerichtshofes.

Der Transportarbeiterstreit im   Wuppertal hat sein Ende gefun­den. Die 48- Stunden- Woche bleibt bestehen. Mehrarbeit wird nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen geleistet.

E. D. Morel Nobelprriskandidat. Die Dentschrift an das Nobel­

preistomitee, in der für den Friedenspreis der bekannte Arbeiter­abgeordnete und Baziftit E. D. Morel borgeschlagen wird, baber unter anderen Macdonald, Lord Parmoor und Arthne Senderson unterzeichnet.