Wilson und Luöenöorff. Wir war der„vertrauensselige dumme Michel"? Das Ableben Wilsons gibt der nationalistischen Presse Gelegenheit, das alte Märchen von dem dummen deutschen Michel aufzuwärmen, der in die listige Falle der l-l Punkte Wilsons blindlings hineingerannt sei. Natürlich sollen es hauptsächlich Sozialisten, Pazifisten u. dgb„undeutsche" Ge- scllcn gewesen sein, die in Böswilligkeit oder unbegreiflicher Verblendung sich auf Wilsons Wort verlassen hätten. In Wirklichkeit haben gerade diese Kreise erkannt, daiz die Wilsonschen i4 Punkte zur Zeit ihrer Vcrkündung im Januar 1918 eine Friedensmöglichkeit für das damals noch stark dastehende Deutschland boten, falls die Rcgieruna Hsrt- ling den Mut gefunden hätte, diesen 14 Punkten beizupflichten. Als dagegen im Oktober 1918 die deutsche Oberste Heeres- leitung ihr zerschmetterndes Eingeständnis der Niederlage verkündete, da glaubten gerade die ehrlichen Freunde des Der- ständigungsfriedens nicht mehr daran, dasi in dieser ver- änderten Situation noch eine Berufung auf Wilsons 14 Punkte nützen würde. Wer sich aber damals— wie der Ertrinkende an den Strohhalm— an diese 14 Punkte klammerte, das geht aus Nr. 3V des amtlichen deutschen Weißbuches über die Bor- geschichte des Waffenstillstandes mit unwiderleglicher Deut- lichkcit hervor. Diese Nr. 39 enthält nämlich den Entwurf für die Waffenstillstandsbitte an die Entente, den General Ludendorff in Person der deutschen Regierung vor- schlug. Dieser Entwurf lautet in sein«n wichtigsten Absätzen: Die deutsche Regierung ersucht den Präsidentin der vereinigten Staaten vcn Amerika , die Herstellung des Friedens in die Hand zu nehmen und zu diesem Zweck Pevollmäch- tigte aller kriegführenden Staaten einzuladen. Sie erklärt sich damit cluversiarldeu, daß die vom prSsidentcu der Vereinigten Staaten in der kor.gr eßbotschasl oom S. llanuar ISIS und in selven spSleren Kundgebungen ausgcsletlten Programm. punkte als Grundlage für die Zricdensvcrhondlungen dienen. Legationsrat v. Lersner, der diesen Wortlaut im persönlichen Austrage Ludendorffs 2 Uhr 49 Minuten nach- mittags an das Auswärtige Amt in Berlin telephonierte, fügte zur näheren Orientierung noch folgendes hinzu: General Ludendorff setzt voraus, daß es sich nur am die bekannten 14 plus 4 Programmpunkte Wilsons handelt. Der„dumme Michel", der am 2. Oktober im Vertrauen auf die Wilsonschen 14 Punkte die Waffen niederlegen und vor der Entente zu Kreuze kriechen wollte, war also niemand anders als der General Ludendorff , der Heros aller Völkischen!_ Warum sitzt Claß noch nicht) Graefes Vertrauensmann als Lockspitzel. Nach den Mill«ilung«n, die das„Gewissen" des Herrn Dr. Stadtler schon gemacht hat, kann das Rätsel, wer die Anzeig« gegen die Seeckt-A'.tentäter erstattet hat, nicht mehr als Rätsel be- handelt werden. Es war tatsächlich kein anderer als der schon be- kannte Herr v. Tettenborn, der selber in der Parchimcr Mord- fache der Begünstigung verdächtig ist und der sich wahrscheinlich durch die Dienste, die er in diesem neuen Fall leistete, wieder„ehrlich machen" wollte. Herr v. Tettenborn war es. dem Thormann seinen Plan, den General v. Geeckt zu«rschiehen, vertrauensvoll enthüllte. Herr o. Tettenborn war es, der seinen Gesinnungsgenossen S ch u- wacher dazu bestimmte, zum Schein aus den Plan«inzugehen, und Herr o. Tettenborn war es, der dann am Abend vor dem Morgen, an dem Geeckt ins Jenseits defördert werden sollt«, zum Reichs- kommisiar für öffentliche Ordnung ging und alles anzeigte. Sofern der Lorwurf der Lockspitzel«, berechtigt ist, trifft er also ihn. Dieser Herr von Tettenborn aber ist Der. trauensmann und rechte Hand de» völkischen Reichstagso bgeordneten o. Graefel Der Konflikt, der in dieser Anzeige zum Ausdruck kam, beruht auf taktischen Meinungsverschiedenheiten. Di« alldeutsch « Gruppe glaubte, auf dem Weg« eines Putschee jene„Militärdiktatur aus völkischer Grundlage" erreichen zu können, für die Max Mauren- brecher auch in der neuesten Nummer der„Deutschen Zeitung" plädiert. Da Herr o. Geeckt zur Ausführung dieses Planes un- brauchbar erschien, sollte er beseitigt werden, wobei es wieder tat. tische Meinungsverschiedenheiten darüber gegeben haben mag, in welcher Weise diese Beseitigung erfolgen sollt«. Wo aber stand in diesem Falle der Vorsitzende des Alldeutschen Verbandes , der Justizrat C l a tz? Daß er in das geplante hoch- verräterisch« Unternehmen mit verwickelt war, ist nicht zu bezweiseln. Hat«r auch die Ermordung Gceckts gewollt? Der verhaftet« und geständig« Dr Grandel Hot diese Frag« zu- nächst entschieden b e j a hl. dann aber bei einer Gegenüberstellung wieder widerrufen. Er hat seine anfängliche Stellung, er wall« sich rückhaltlos zur Wahrheit bekennen, da alle anderen elende Feiglinge seien, wieder aufgegeben. Zuvor hatte er behauptet, Elast habe ihm zur materiellen Sicherstellung des Mörders 59 999 Mark zugesichert. Nun ist es auffällig, dast Thormann dem als Mörder gedungenen Schumacher genau dieselbe Summe in Aussicht gestellt hat. Gewih wird man die erste Aussage Grandels deswegen noch nicht ohne weiteres für richtig halten müssen. Trotzdem läßt sich ein Erstaunen darüber nicht tmterdrücken, dost sich Elast bei diesem Stand der Dinge noch aus freiem Fuh be- findet. Dürfte man in diesem Zusammenhang den Namen eines Ehrenmannes wie des thüringischen Minister« Hermann auch nur erwähnen und den künstlich konstruierten Weimarer Tatbestand mit einem K a p i t a l o e r b r e ch e n. um da« e? sich hier handelt, irgendwie in Parallel« stellen, so müstt« man die Frage auswerfen, warum Hermann wochenlang wegen angeblichen Derdunkelungs» und Fluchtverdachts in Untersuchungshaft sitzen mustie, und w a r u m Elast immer noch frei spazieren gehen darf. Es gibt doch— in der Republik — nicht zweierlei Recht für Vorsitzende nationalistischer Putschverbände und für sozialdemokratisch« Mi- niste?? Cin baperikber Verfojsungs-Reformblock. Zugeständrisse der bayerischen Volkspartei. München . 4. Februar.(Eigener Drohtbericht.) In politischen Kreisen wird allgemein davon gesprochen, dast die Einzeichnung in die Listen der Bayerischen Lolkspartei betreffend die beiden Volks. begehren sowohl in den Städten als auch auf dem Lande in a u st e r. ordentlich schleppendem Tempo vor sich gehe, so dast die „Gefahr" bestehe, dast bis zum 17. Februar, dem Endtermin der Einzeichnung, nicht einmal die einstweilen notwendige Stimmenzahl von 809 990 zusammenkommt. Eine Stütz« findet diese Attschauung in den vielfachen Bemühungen der Bayerischen Dolkspartei. nach Möglichkeit«us der Isolierung, in der sie bisher mit ihrem Volks- begehren steht, herauszukommen. Zu diesem Zweck wurden schon vor einiger Zeit Verhandlungen mit einer Reihe von poll- tischen und wirtschaftlichen Berbänden angeknüpft, die nunmehr am Montag zu dem Ergebnis geführt haben, dast«in gemeinsam!? Aufruf an das bayerisch« Volk zur Einzeichnung in die Listen der
Bayerfichen Volk spartet auffordert. Des Bezeichnendste ist, dast jetzt auch die Dcutschnationalen. die Deutsche Volks- parte, und ihre Widerlachcrin, die Naticnalliberal« Landespartei, für das Volksbegehren eintreten, nachdem sie sich anfangs voll- kommen ablehnend oerhatten hoben. Der Grund dieler Schwenkung liegt in dem Entgegenkomme« der Bayerischen Dolkspartei, die ihr zweites Volksbegehren aus Aenderung der Dersosiung wesentlich eingeschränkt hat. Danach l>at der neue Landtag nur mehr die Aufgabe, die bayerische Dcrsasiung in solgcnder Richtung zu ändern: 1 Schafsimg eine« mit ausreichenden Vollmachten ausgestatteten Staatspräsidenten. 2. Schaffung einer Zweiten Kammer, 3. Aenderung des Z ll? der jetzigen Verfassung und i. Bestimmungen zu schaffen, die«ine E r l e> ch. terung der Durchführung von Volksbegehren bringen. Nachdem sich die Bayerische Doltcpartei auf diese Degren. zmrg ihrer an sich viel weitergehenden Wünsche eingelallen hat, fand sich ein« Reihe von Organen zur Unterstützung bereit, so dast man von einem bayerischen Derfassungsreform block sprechen kann. Auster den genannten Parteien gehören ihm unter anderen an: der Bayerische Heimat- und Königsbund, der Bürgerrat München , der Bayern » b u n d(eines gewissen Ballerstedt ), der Arbeitsauslchust der deutsch - nationalen Industriellen in Boyern, der Bayerische Gewerbcbund; ferner ist der Aufruf unterzeichnet von einer Anzahl E i n z e l p e r- sönlichkeiten, darunter E s ch« r i ch, Stingl, Kuhla, dem Syndikus de? bayerischen Industriellen, Oberst I y l a n d« r. dem bekehrten völkischen Scharfmacher von ehemals, P s ch o r r, dem Vorsitzenden der Münchener Handelskammer und«inigen Univer- sitätsprosessoren._
Reichswehr bei Knüppelkunze. Vresdeo. 4. Februar.(Eigener Drahtberitbt). Knüppel» k» n z e hielt am Sonntag auf einem Vaterländischen Abend der TcutschsoLolei, Partei die Festrede. Er fiel über alle Parteien her und prophezeit», dast seine Partei in absehbarer Zeit alS g r ö stt e deutsche Partei die Geschicke Deutschland « lenken werde. Als die Gegner bei der Abstngimg des.Deutschlmid"<LiedeS fitzen blieben, wurde» sie mit Hilfe einiger ReichSwebrsanitäter aus dem Saal entfernt. Das künstlerische Programm bestritt eine Reichs» wehr-Napelle. * Dresden . 4. Februar.(Eigener Drahtberichts. Der sächsische Ministerpräsident Genosie Heidt begibt sich am DtenStag zum Besuch des Reichspräsidenten und de« Reichskanzlers nach Berlin . Gegen den Rusnahmszuftand. Entschließung der hessischen Demokraten. Die hessische demokratische Partei hieliamSomttag in Kranlsurt a. M. ihren Parteitag ab. dem Prof. G e r l a n d alS Vertreter der Zentralleitung der Partei beiwohnte. Der Ne« ferent Korell forderte die Aushebung deS velageruiigSznstandeS. In der Diskussion sprach Prof. Gerland über die Zustände in Thüringen und über die Art, wie jetzt in der Justtzverwaltung Reformen vorgenommen würden. Mit dem Begriff der Demo- krolle sind sie nicht zu oereiuen. Fi, einer Resolution wurde die«nver- zügliche Aufhebung de» Ausnahmezustandes verlangt. Den P a r- r t i u l a r r S m u§, wie ihn Bayern vertritt, lehnt die Partei ab. Finanzminister Hendrich« wurde wieder zum ersten Bor - sitzenden der Partei gewählt, der Abg. K o r e ll als Spitzen' kandidar für die ReichStagSwahl aufgestellt.
Die Deutstbnationalen wollen wählen. Die deutschnationale Reichstagsfraktio» hielt gestern nachmittag eine Sitzung ab, in der st« sich wiederum mit der ällge- meinen politischen Lage sowie mit den bei den Neuwahlen zu befolgenden Mahnahmen der Partei beschäftigte. Erneut kam habet der einmütige Wunsch der Fraktion zum Ausdruck, daß die Reu- wählen alsbald stattfinden' mögen. Gegen baldig« Reichstagswahlen, die ja sowieso im Frühjahr stattfinden, wird niemand etwas cinwendm. Die Deutscht"" ovalen haben es aber wohl eilig, weil sie fürchten, daß ihre Konjunktur immer schlechter wird.
ftuf de? Mördersuche. In Ungar» find sie sicher. Me». 4. Februar.(Eigener Drahlbericht.) SnS Budapest wird zu den Meldungen auswärtiger Blätter, noch denen die deutsche Regierung ein AuSlieferungSgesuch gegen die Erzberger-Mörder Schulz und Tillessen gerichtet baben soll, mitgeteilt, dast es sich nickt um ein osfiz-elle« Ans- lieferungSgesuch handele, sondern, dast die deutsche Polizei, wie allmonatlich, so auch jetzt wieder erneut, bei Einreichung der Liste der von der Polizei gesuchten Personen auch auf Schulz und Tillessen hingewiesen habe. Der Aufenthalt der Gesuchten sei den unzarischen Polizeibehörden nicht bekannt.
Deutscher pfalzproteft in Paris . Der französischen Regierimg ist durch die deutsch « Botschaft in Paris wegen der Zustände in der Pfalz «in« wettere Note 2d«r- geben worden, die mit allem Ernst die Aufmerksamkeit der franzö sischen Regierung auf die Zustände lenkt und sie auf die schwere Verantwortung hinweist, die sie auf sich nimmt, wen» sie nicht gemäß den ihr als Besatzungzmacht völkerrechtlich und vertragsmäßig obliegenden Verpflichtungen alsbald dafür sorgt, daß dt» Be- völkerung von den Bedrückungen einer kleinen, noch dazu größten- teils landfremden Minderheit befreit wird und es ermöglicht, daß die deutschen Behörden wieder frei und ungehindert amtieren können. Die Reichsregierung verweist dann auf die In ihrem Besitz b«> stndlichen unwiderlegbaren Beweise dafür, daß es den separa- tistischcn Banden niemal, gelungen wäre, in der Pfalz die Ober- Hand zu gewinnen, wenn sie nicht von vornherein von den französischen Vesahungsbehörden milleldar oder an- mittelbar bei ihrem hochverräterischen llnlernehme« unterstüht worden wären! Di« Note zählt alle die zahllosen direkten und indirekten Unter- stützungen der Separatisten durch die französischen Besotzungs- behörden aus und schließt: Die deutsche Regierung sieht sich angesichts dieser Tatsachen, die durch keine Ableugnung aus der Welt geschafft werden können, zu der Feststellung genötigt, daß die sranzSsischen-Behörde« unter Nichtachtung ihrer Völkerrecht- sichen und vertragsmäßigen Verpfllchtnngea in der Pfalz Zustände herbeigeführt haben und zulassen, dt««ine schwere Verletzung der Souveränität des Neiches und Bayern » in sich schließen und die zur Vergewaltigung einer wehrlosen und sriedlichen Bevölkerung von 799 999 Menschen geführt Hab«»». Di« deutsch « Re. gierung ersucht die französische Regierung, den gesetz- und vertrag--
mäßigen Zustand in der Pfalz wiederherzustellen und zu diesem Zwecke ihre Organ« vor allem anzuweisen: 1. Die unter ihrer Duldung oder Mitwirkung mit Waff->, aus- gerüsteten Separatisten zu entwafsneu, ihre Entfernung aus den von ihnen mit Unterstützung der Be satzungsbchördcn besetzten öffentlichen Gebäuden zu ermöglichen und die uneittgeschränkte Wiederaufnahme der Tätigkeit der deutschen Behörden wieder zuzulaflen. 2. Der Rückkehr der von den Separatisten vertriebenen Ein- wohncr keine Hinderniffe in den Weg zu legen. 3. Sich in Zukunft jeder Einmischung in deutsch « innerpolitische Verhältnisse, insbesondere jeder u n- mittelbaren oder mittelboren Unterstützung auf- rührerischer Elemente in den besetzten Gebieten zu e n t h o l t e n."
Die Arbeit der Sachverständigeu. Die DaweS-Kommission hat gestern. Montag, mit dem Reichsfinanzministerium Fühlung genommen, um die Be- ratungcn über den neuen Reichs etat zu beginnen. Der Mac-flenna-Ailsschtisz setzte die Prüfung des statistischen Materials der Banken fort. Der Währungsausschufi wird am Dienstag- vormittag den Reichsbankprändenten Dr. Schacht und den Reichsfinanzminister Dr. L u t b e r vernehmen, während der Budgctausschuß Staatssekretär Fischer von der Kriegs- lastenkommission und Staatssekretär Schröder vom Reichs- finanzministerium hören wird.
poincars will Macöonald sprechen. London , 4. Februar.(Eigener Drohtbericht.) Es wird versichert. daß, obwohl die auswärtigen Angelegenheiten nicht auf der Tages- ordnung der heutigen Kabinettssitzung standen, auch die Frag« der englisch. französischen Beziehungen t n dieser Kabinetts- sitzung besprochen wurde, zumal kurz vorher Maedonald eine länger« Konferenz mit dem englischen Botschafter in Paris , Lord Crew«, gehabt hat. Wie verlautet, hat Creme die Anregung Potneares auf eine baldige Zusammenkunft der beiden Ministerpräsidenten überbracht. London . 4. Februar.(Eigener Drahtbericht.) Zu dem Briei» wechsel zwischen Poineare und Maedonald schreibt das Arbeiter. blatt„Daily Herold", daß das Schreiben Macdonalds zur rechten Zeit zum Ausdrucke bringe, daß das englische Volk tn keiner Weis« mit der französischen Politik«inverstanden fei: aber es venneide. die Bedeutung dieser ernsten Feststellung zu übertreiben.
Rrbeiterregterung gegen Wohnungsnot. London . 4. Februar.(Eigener Drahlbericht.) Am Montag fand wieder eine Kabinetisiitzung stau, die sich bauplsäcklich mit den internen Fragen der Wohnungsnot und der ArbeiiSiosigleit beiahie. ES wurden Pläne erörteri, die dabin gehen, jährlich 299999 neue Siedlungshäuser mit staatlicher Unterstützung zu bauen und zugleich durch ein Abkommen mit dem Bauarbeiter- verband bei der Verwirklichung diese» Plane» der SrbeitSlostglett zu steuern. Der verband bat dieiem Proselt zugestimmt unter der VoraliSletzung. daß ihm Garantien doiür gegeben würden, daß dieses Programm auf eine Reibe von Jahren Gültigkeit behalte und nicht von einem Wechsel in dem NegierungSkurS abhänge. Die Regierung plant ferner die Förderung der Produktion billiger Baustoffe. Sozialiften im<vt erhaus. London , 4. Februar.(Eigener Drohtbericht.) Am Montag wur» den die ersten Ernennungen von Mitgliedern der Arbeiterregjerung zu Lord » bekanntgegeben. Es sind dies: der Staatssekretär für Indien Sydney Olioiex, der Luftsahrtminister General Thom» s o n und der Unterstaatesekretör für die Kolonien Sidney Arnold. MißHelligkeiten nach öer i.beralen Einigung. London . 4. Februar.(Eigener Drahtbericht.) In po'ittsä/en l Kreisen wird erzahlt daß die Harmonie zwischen den Führern der beiden liberalen Richtungen, Asquith und Lloyd George . einen ernsten Riß erlitten habe, well bei der Verschmelzung de? beiden Organisationen Asquith es abgelehnt habe, gewisi« Par'risekretäw und sonstig« Angestellte der Lloyd-George -Richtung zu übernehmen. Daraufhin habe Lloyd George eine Zusammen- legung der beiden Parteikosien einstweilen verweigert, wobei er bei weitem über die reicher« Kaff« verfügen soll.
Neuer Kurs in Indien . London , 4. Februar.(MTB.) Nach einer Reuterineldung au« Bombay hat die Regierung die Freilassung des nationa« listischen Führers Gandhi angeordnet.(Gandhi war der Haupt- Propagandist einer neuen Lehre, die die Autonomie Indiens durch eine Art passiver Resistenz der gesamten Deoöikcrung gegen- über der britischen Verwaltung erkämpfen wollte. Red. d. V.)
Ruch Italien hat Sowjetrußland anerkannt. Rom , 4. Februar. (EP) Der wichtigste Artikel des russisch- italienischen Handels- und Schiffahrtsvertrages stellt fest, daß die Beziehungen zwischen Rußland und Italien wieder normal sind. Die rechtciehe Anerkennung Rußlands ist in dem Berlrag mit eingeschlossen. Dt« russische Regierung muß sich jedoch verpflichten, keine polltisch« Propaganda in Italien zu treiben. Die Frage der russische» Schulden und der Schadensvergütung bleibt von dem Vertrag unberührt, obwohl sich die russische Regierung verpslichten mußte, den italienischen In- teresscn die Meistbegünstigung zuzusichern. Der durch de« rufst- scheu Zusammenbruch italienischen Staatsangehörigen entstandene Schaden belöuft sich auf insgesamt 3 Milliarden Lire . Di« italienische Regierung hat daraus verzichtet, die sofortige Vergütung zu vergangen.
Die Trauer um Wilson. Washington . 4. Februar.(MTB.) Sämtlich« öffentlichen Ge- bäude in den vereinigten Staaten hoben Halbmast geflaggt. Tag und Ort der Beisetzung Wilson« sind noch nichi bestimmt, dock wird die Leiche wahrscheinlich vorübergehend in Waihington auf- gebahrt und dann zu dem Rotionaldenkmal übergeführt werden, da» zum Gedächtnis des Präsidenten errichtet werden soll.
Schiedsspruch für die Straßenbahner. Der Schiedsspruch für die Berllner Straßenbahner wurde gestern abend von einer stark besuchten Bolloersammlung der Straßenbahner angenommen. Di« Arbeitszeit ist grund» sätzlich auf 8 Stunden festgesetzt. Die erst« Ueberstunde kann nach Anhörung des Betriebsrats angeordnet werden, darüber hinaus ist sein« Zustimmung notwendig. Die Löhn« steigen von 31 Pf. für Ungelernt« auf 39 Pf. für Vorarbeiter über 24 Lahre. Nähere» im heutigen Abendblatt .