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Nr. 59 41. Jahrgang

Marys Ende.

Beilage des Vorwärts

Aus bem Berliner   30ologischen Garten haben wir in der gestrigen Abendausgabe die Trauerbotschaft gebracht, daß Mary, bas afrikanische Elefantenweibchen, an einem schleichenden Uebel zugrunde gegangen ist. Man sage nicht, das sei kein Ereignis, an dem die Oeffentlichkeit teilzunehmen braucht. Auch Liere können Persönlichkeiten fein, die wir ungern scheiden sehen, und dazu ge­hören die den Berlinern im Laufe der Jahrzehnte ans Herz ge­wachsenen Elefanten in unserem 300.

Mary, die fleiner war als der indische Elefant, hat von den 40 Jahren ihres Lebens über 35 Jahre im Berliner   300 zugebracht und sich ungezählte Freunde erworben. Mit einer der Hagen  und sich ungezählte Freunde erworben. Mit einer der Hagen­bedschen Raubtier faramanen, die den älteren Berlinern noch in Erinnerung find, war sie nach Berlin   gekommen, damals erst 6 Jahre alt. Bon Hagenbed ging fie zu Bofes Affen theater, das der junge Nachwuchs Berlins   nie fennen gelernt hat, und sie lernte dort die Kunst des Radfahrens. Auch im 300 hat sie, nachdem sie im September 1888 in ihn übergesiedelt mar, sich manchmal noch als Dreiradfahrerin bewundern laffen. Später entwuchs sie dem Dreirad, und sie wäre wohl auch zu be­quem gewejen, es noch einmal zu treten. Im Elefantenhaus haben sich viele Hunderttausende und Millionen von Besuchern an ihr erfreut, menn fie für die ihr gespendeten Broden dankte. In der letzten Zeit tränkelte sie an einer eitrigen Entzündung der Zehen des linten hinterfußes, die schwer zu be­handeln war. Die Krankheit schritt fort und verursachte schwere Blutverluste, die schließlich zum Tode führten. Diese vorläufigen Feststellungen fonnten bei der Obduktion gemacht werden, die gestern in Gegenwart des 300- Direttors Prof. Dr. Sed unter Leitung des an der Tierärztlichen Hochschule tätigen Oberassistenten Dr. Hod ausgeführt wurde und den ganzen Tag in Anspruch nahm. Die Arbeit, den Koloß auszuweiden und abzuhäuten, war eine Leiftung, an der mehrere träftige Männer reichlich zu tun hatten. Entsprechend den Dimensionen des ganzen Tieres find diejenigen der inneren Teile. Durch das Gedärm fönnte man verzeihe das nicht einladende Bild ein Mensch hindurchkriechen. Marys Reste follen möglichst für die Wissenschaft verwertet werden. Das Steleit famt Haut find dem Zoologischen Institut der Universität zugedacht. Das Fleisch könnte nur, wenn es gefocht würde, noch pls. Tierfutter dienen.

Ob Marys Stelle in dem Elefantenhaus lange leer bleiben muß, hängt von den Mitteln ab, die der 300 für den Ankauf eines Afrikaners aufwenden müßte. Hagenbed erwartet in nächster Zeit funge Clefanten aus Afrika  , von denen das Paar 35 000 M. foften foll. Aber 35 000 m. bedeuten heute für den 300 ein Stück Geld, bas er nicht leicht beschaffen fann.

Groß- Lichterfelder   Schloßzpark- Naturschutzgebiet.

Zum Schuße des östlichen Leils des Schloßparts in Groß- Lichterfelde  , Hindenburgdamm 28, der durch einen minifte, riellen Eriaß zum Naturschußgebiet erflärt worden ist, hat ter Polizeipräsident von Berlin   mit Zustimmung des Magiftrots folgende Bolizeinerordnung críaffen: Alle Maßnahmen, welche die Pflanzenbestände des Naturschuhgebiets Lichterfelder  Schloßpart gefährden fömmen, sind unterſogt. Es ist insbesondere verboten, Bäume oder Sträucher niederzulegen, zu raden, zu beschädigen oder sonst zu verändern. Es ft verboten, abgestorbene Bäume, efte der Zweige zu entfernen. Es ft ver­boten, Pflanzen auszugraven, auszureißen oder abzuschneiden und Blumen zu pflüden. Es it verboten, bauliche Anlagen zu errichten und Anfüigungsmittel jeder Art anzubringen. fowie Bodenveränderungen, insbesondere durch Lorfgewinnung, borzunehmen oder neue Wege anzulegen. Es ist verboten, Vögel zu beunruhigen, zu verfolgen, zu fangen oder zu töten. Es ist terboten, Bieh jeder Art zu weiden oder umherlaufen zu faffen. Jede garten. und feldmäßige Bérirtschaftung innerhalb des Naturschutzgelicts ist verboten. Aus besonderen Gründen kann der Polizeipräsident im Einvernehmen mit der ftoatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege Ausnahmen bei einigen Bestimmungen gestatten. Uebertretungen dieser Bestimmungen merden, soweit nicht auf Grund weitergehender Straf bestimmungen höhere Strafen anzuwenden sind, mit Geld strafe bis zu 150 Goldmark oder entsprechender Haft bestraft.

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( Nachdruck burch Malik- Verlag, Berlin  .)

Der Bürger.

Von Leonhard Frank  . " Lassen Sie morgen von Ihrem Maschinisten eine Bor­richtung anbringen, die den Kontakt unterbricht, so daß es eine Sefunde dunkel wird im Tunnel, dann wieder hell, dunkel. Die Liebespärchen werden sich danach richten."

Strahlend trat Herr Rudolf Schmied zu den beiden. Seidel ging auf seinen Bosten zurüd, rief Das Herz zu fich. Der war der Sohn eines banterottgewordenen Schau­budenbesizers, dessen Tiere krepiert waren. Seidel hatte er­fahren, daß Das Herz den schwer zu erlangenden Gewerbe­fahren, daß Das Herz den schwer zu erlangenden Gewerbe­schein besaß und jederzeit eine Bude aufmachen konnte. Was für Tiere waren es denn?"

of

Das Herz schrie in großer Erregung: Eine Riesenschild. fröte und ein Flußpferd. Sie tanzten zusammen Menuett." Seidel überlegte, ob ein Mensch mit einem Pferdegesicht Seidel überlegte, ob ein Mensch mit einem Pferdegesicht teim Bublikum Erfolg haben würde. Das Herz erklärte fich

Der Potsdamer Hypnosefall.

Neue Anschuldigungen gegen Dr. Achelis.

Der Fall des Privaidozenten Dr. Achelis, der beschuldigt wird, einen Sohn des Kapitans a. D. Frommann acht Wochen lang hypnotisch geblendet zu haben, beschäftigt die Potsdamer Behörden sehr eingehend. Die Untersuchung des zweifellos komplizierten Falles wird vom Oberstaatsanwalt in Potsdam   selbst geführt und es scheint so, als ob die zahlreichen Bernehmungen, die in diefer Sache bisher erfolgt find, in absehbarer Zeit noch nicht abgeschlossen werden fönnten.

Inzwischen hat fich, wie eine Rorrespondenz meldet, bei der Staatsanwaltschaft gegen Dr. Achelis neues und zum Teil des Brivatdozenten, daß er sich mit hypnotischen Dingen überhaupt fehr belastendes Material angefammelt. Die Behauptung Achelis sich umfangreiches material über Hypnose, nicht beschäftigt hat, ist unwahr, da bei der Haussuchung bei Dr. fychologie usw. vorgefunden hat, darunter auch persönliche Auf­zeichnungen des Beschuldigten, in denen er davon spricht, welche geheime Bonne es fei, andere Menschen zu be herrschen und seinen Willen unterzuordnen. Weiter steht auch jetzt schon feft, daß Dr. Achelis in verbotenen Beziehungen zu jungen Männern gestanden hat. Aus einem Brief des älteren Bruders des intime Beziehungen gehabt hat und daß er von dem Privatdozenten jungen Frommann geht hervor, daß auch diefer zu Dr. Achelis fehr in die Bereinigung der Adler" und" Falken" eingeführt worden sei. Auch der ältere Frommann behauptet, daß er unter dem zwingenden Einfluß des Dr. Achelis geftanden habe und behauptet fogar, daß Dr. Achelis diese Beziehungen geschäftlich ausgenutzt habe.

Ein nächtliches Abenteuer.

In einer Novembernacht vorigen Jahres wurde der Fräser H. unter dem Berdacht, soeben einen Einbruchsdiebstahl in der Sorauer Straße verübt zu haben, in unmittelbarer Nähe der Einbruchsstelle festgenommen. 5. erzählte eine recht merkwürdig flin gende Gefchichte. Er sei nämlich in jener Nacht an dem frag. lichen Haufe vorbeigekommen, als gerade ein Mann aus dem daß er ihn festnehmen lassen wolle, habe ihm einen Beutel zum Rellerfenster herauskletterte. Dieser habe wohl Angst gehabt, Halten gegeben und ihm Schweigegeld angeboten. Während der Unbekannte seine Brieftasche herausholte, fei Schupo hinzugekommen, der Einbrecher sei weggelaufen und er sei aus Angst hinterhergelaufen. So erfläre es sich, daß in seinem Befiz gestohlene Sachen gefunden worden seien. Der vom Amtsgericht Mitte wegen Diebstahls Angeflagte gab auch noch an, daß er für den Einbruch gar nicht in Frage fommen fönne, weil er sich eben erst von einer Frau getrennt hätte, mit der er zusammen. gewesen sei. Den Namen diefer Frau vermochte er aber nicht anzi geben. Es hatte bereits eine Verhandlung gegen H. stattgefunden, die der Bertagung anheimgefallen war. In der Zwischenzeit hatten die Verwandten des in Haft befindlichen Angeklagten an Litfasfäulen ein rotes Platat anschlagen laffen, in dem die Frau, die mit 5. von abends 7 Uhr bis 4% Uhr früh teils auf der Straße, teils in einem Hausflur zusammengewefen fei, fich melden sollte. Dieser Auf­ruf war auch von einem durchschlagenden Erfolg getrönt, denn schon drei Tage später meldete sich eine Frau B., die erklärte, daß fie mit einem Manne, den sie am Wedding tennengelernt habe, bis früh gegen 5 Uhr zufammengewesen sei. Der Mann habe durch aus in ihre Wohnung mittommen wollen, was sie ihm aber ver­weigert habe, und sie seien mehrere Stunden in der Nähe ihres Haufes auf und ab gegangen und hätten sich auch lange Zeit im Hausflur aufgehalten. In der neuen Verhandlung beschwor die Beugin ihre Aussage und erklärte, daß sie den Angeklagten wieder ertenne. Das Gericht fprach infolgedeffen H. zwar von der Anflage des Einbruchadiebstahls frei, hielt ihn aber gemäß feines eigenen Cingeständnisses der Begünstigung für fchuldig und verurteilte ihn zu sechs Monaten Gefängnis. Der Raubüberfall eines früheren russischen Offiziers

Ein schwerer Raubüberfell wurde am 22. Januar auf den bes tagten Kaufmann Hugo Wirth verübt, der in der Kantstr. 24 in Charlottenburg   eine russische Buchhandlung betreibt. Bei ihm war zeitweilig ein junger aus Wytogra gebürtiger ehemaliger russischer Offizier Boris Most win, der im ruffischen Offiziersheim in der 3ionstirchstr. 49 wohnte. Mostwin bat den Buchhändler an jenem Abend, für ihn ein Ferngespräch zu führen, weil man fein Deutsch  wohl faum verstehen werde, veranlaßte ihn dadurch, in einen Nebenraum zu gehen, schlug ihn hier mit einem stump. fen Bertzeug nieber, roubte ihm die Brieftasche mit

empor. Blaffe und gerötete Gesichter. Auf allen die gleiche fiebrige Erregung und Spannung. Die vier waren im lauf­männischen Klub gewesen, hatten Herrn Hohmeier auf der Straße getroffen und mitgeschleppt.

Sie wollten, zur Feier des Monatserften, die Animier­fneipe mit Damenbedienung besuchen.

Aber nur eine Flasche zusammen! Das habt ihr mir versprochen," sagte der Magistratsbeamte, schloß den obersten Knopf des Gehrods. Und folgte als letzter, während Adolf die Führung übernahm, resolut voranschritt, hinein in das schmale Kneipchen, das noch vor einer Woche ein Bäckerladen

gewesen war.

verhängt, die Brotlaibregale mit fchön verkapselten Wein­Jetzt waren die drei Glühbirnen mit roten Papierschirmen flaschen spärlich gefüllt, und der Ladentisch hatte sich in ein nickelbeschlagenes, glanziprühendes, mit fünstlichen Blumen und Weintrauben reich geschmücktes Büfett verwandelt, hinter dem der Wirt faß und zum zehnten Male die Abendzeitung las. Jürgen glaubte in ihm den Sklavenhalter zu erkennen, lesen hatte. Des Sklavenhändlers tintenschwarzer Bart, die den Held einer Seeräubergeschichte, die er als Gymna aft ge Riefenglage, die Hakennafe waren da. Nur die Beitsche fehlte;

Dienstag, 5. Februar 1924

290 Dollar, fieß ihn liegen und entfloh. Obwohl der Ueber fallene früher wieder zu fich tam als der Räuber wohl vermutet hatte und alsbald Lärm schlug, blieb die Verfolgung ergebnisios. Im Offiziersheim ließ sich Mostwin nicht mehr sehen, nachdem er davon gesprochen hotte, daß er nach Frankreich   reisen wolle. Auch ein zweiter ruffischer Offizier, ein 23 Jahre alter aus Nischny- Tagil gebürtiger Weffili Uffoff, der mit dem Räuber zusammenwohnte, Schneidemühl   zu ermitteln und festzunehmen. In mar feit diefer Zeit verschwunden. Es gelang jest Most win in Berlin   wurde auch ifoff verhaftet, der der Mitwisserschaft und Hehlerei verdächtig ist. Mostwin wird nach Berlin   gebracht und hier dem Untersuchungsrichter vorgeführt werden,

dem Ernährungsamt der Stadt Berlin   vom 5. Februar ab, soweit Billige Seefisch und Heringsverkäufe. Der Verein der Fisch­händler von Groß- Berlin E. B. veranstaltet im Einverständnis mit taufe. Infolge guter Fangergebnisse sind die Fischpreise Borrat reicht, billige Fisch. und Salzheringsver etheblich zurüdgegengen. Besonders preiswert find zur zeit am Markt Nordsee   Seelachs und Jütländischer Schellfisch. fisch mit Kopf zum Preise von 45 Pf. je Pfund an die Verbraucher Nordsee  - Seelachs wird im Ausschnitt mit 25 Pf. das Pfund, Schell­abgegeben. Außerdem gelangen große 1923er norwegische Seiz heringe zum Preise von 20 f. für 5 Stück zum Verkauf. Die über Groß- Berlin, auch befinden sich solche in den Markthallen und bekannten Berkaufsstellen Frischfischhandlungen verteilen fich auf fämtlichen öffentlichen und privaten Wochenmärkten. find durch Blafate des Berems der Fischhändler von Groß- Berlin mit der Ueberschrift: Billige Seefische" und" Billiger Heringsverlauf" fenntlich gemacht. Der Verein der Fisch. händler von Groß- Berlin E B. hat dem Ernährungsamt gegen­über Sie volle Gewähr für frische und einwandfreie Ware über

nommen.

Sie

der Ermäßigung der Gruben- und Werkpreise mit Wirkung vom Kofs billiger. Die Preisprüfungsstelle teilt mit, daß infolge 5. Februar die Preise für Kots durchschnittlich um 0,10 m. pro Bentner herabgesetzt werden. Die Preise für Briketts bleiben un­verändert.

Ueberfallen wurde am Freitag, den 1. Februar, in der Raster. Ede Bodider Straße, Genofie Franz Kupferichmidt. Gestohlen wurde nichts. Die beiden Herren, die den Heberfallenen in die Wohnung brachten, werben gebeten, ihre Abreffen Herrn Buchmann, Stralauer Allee 25, mitzuteilen.

Boltsbildungsamt Neukölln. Die Stunft gemein be veranstaltet am 5., 6. und 7. Februar Kunitabende für Mitglieder und Gäfte in der. Aula Boddinstraße. Mitwirkende: ber Madrigalchor   unter persönlicher Leitung von Herrn Profeffor Thiel, Herr Wittenberg  , Beige, Herr Stehmann. lügel Beginn 8 Uhr. Starten für Mitglieder noch aut haben in den be kannten Berkaufsstellen und an den Abenden in der Au'a. Sonnabend, 9. Februar, abends 8 Uhr: Lieberabend; Herta Stolzenberg, am Flüge!, Clemens Schmalſtich.  

halt Dr. Magnus Sirichielb in der Aula Georgenfr. 30( nabe Was die Frau wiffen muß. Mittwoch, den 6. Februar, abends 8 Uhr, Bahnhof Friedrichstr.) einen Vortrag, was die Frau wissen muß. ( Eintritt nur für Frauen und Mädchen.)

Arbeiterbildungsschule Groß- Berlin. Die Vortragsreihe des Genossen ieben Dienstag, abends pünktlich 7 Uhr, in der Schule Grünthaler Brener für den 3., 19. und 20. Streis findet nicht Mittwochs, fondern Straße 5, statt.

Grubenunglüd in Schlesien  . Auf der Kurt Satan Iage des Steinfohlenbergwerfes Consolidation Wenzeslaus Grube: bei ausdorf, Kreis Neurode  , ist gestern nacht ein Rohlenfeuerausbruch erfolgt. Ben Reichen sind geborgen. Der zuständige Abteilungssteiger wird noch vermißt. Die übrige Belegschaft ist in Sicherheit. Der Ausbruch erfolgte. auf der zweiten Sohle. Rettungsarbeiten find nur noch vorzu nehmen zur Bergung des noch fehlenden Abteilungssteigers.

meldet. In der 8ünbholzfabrit von Stahl u. Nölfe in Große Feuersbrünfte werden aus Raffel und Rendsburg   gea Raffel brach ein Großfeuer aus. Der Brond entstand in einem Raum, in dem die fertiggeschnittenen Streichhölzer in hohen Haufen bis unter das Dach aufgeschichtet maren. Die gefemte Kaffeler Feuerwehr hatte schwer zu arbeiten, um das Feuer cuf feinen Herd zu beschränken. Die Ursache des Brandes ist noch nicht festgestellt. Eine riesige Feuersbrunit vernichtete die großen Biebst allungen des bei Westenfee im Kreise Rends­b.urg gelegenen Ritterguts Bossee. In dem Gebäude waren über, 200 tüd Bieh sowie viel hett und Stroh untergebracht. Es gelong, das Bich bis auf die Kälber und einige Kühe zu retten.

Augenwint ihrer jungen Schwester, die, noch ungeschickt und verlegen, zum Arbeiter ging und sich von ihm auf den Schoß ziehen ließ. Er griff ihr an die Brust, die noch nicht vorhanden war, und brüllte: Die andere!"

" Für uns auch ein Gläschen?" fragte die Aelteste mit einem Blid, der allen fünfen in die Augen traf. Und Adolf gewann die Fassung wieder. Aber selbstverständlich!"

Sie entleerte die Flasche in drei Gläser und goß noch fünf Gläser voll bis zum Rand, so daß plößlich drei leere Flaschen auf dem Tische standen.

brei Oberkörper meg, holte sich ein Glas mit Bein aus der Der Magistratsbeamte beugte sich vor und seitwärts über ersten Flasche und stellte es bedeutungsvoll vor sich hin.

Schmedt, was?" fagte die Aelteste, da Adolf den Wein fennerisch mit der Bunge prüfte. Er faüttete Zigaretten in ihre Hand, und seine Kollegen gaben ihr Geld, damit sie das Riesenorchestrion spielen laffe.

Das nahm die ganze Rückwand ein, reichte bis zur Decke. Begann zu raffeln, fnacte: ein farbiger Husarenleutnant aus rotseidene Vorhängchen auseinanderging, in den Bordergrund Holz, den Tattstod im Händchen, schob sich, rudweise, wie das und dirigierte das von Trommelwirbel umdonnerte Flötenfold. Der Wirt stand reglos und groß hinter dem Büfett. Sein losgelöst und weiß über dem Büfett.

fich felbst zur Verfügung; Leo Seidel die Idee und das Geld. ihre Stelle nahm die Abendzeitung ein. Unsichtbar von ihm Bart ging mit der Dunkelheit zusammen. Die Glaze hing

Fehlte noch die Bude.

Die ftand unbenüßt neben der Hauptattraktion der Meffe: Herrn August Schichtels Spezialitäten und Zaubertheater", deffen Zulauf enorm war. Ber das Unglüd hatte, feinen Blaz neben Herrn Schichtel zu bekommen, fonnte fein Ge­fchäft machen. Deshalb hatte der Besitzer der Bude gar nicht

eröffnet.

Der verhärmie Afte, dessen von niemand beachtete Bude rechts neben dem Baubertheater stand, zeigte, als Jürgen, schon heimwärtsstrebend, noch einmal vorbeiging, wieder ein­fadend die Handfläche:" Hier wird jedes Menschen Sehnsucht erfüllt. Treten Sie ein."

Einige Tage später schritt Jürgen, der, aus Nengier, zu erfahren, welcher Art die Genüsse seiner früheren Mitschüler feien, Adolf Sinsheimer versprochen hatte, am Monatsersten mit in eine Weinkneipe zu gehen, auf das verwahrloste Bor­Stadthaus zu, vor dem Adolf, drei junge Kaufleute und der Magistratsbeamte Hohmeier schon wartend unter der roten Laterne standen.

Aus fünf Brufttaschen stand je ein farbiges Tüchlein.

geleitet, gerieten seine drei von Seide und Schminke bunten Kellnerinnen mit den Weinkarten in Bewegung.

Der einzige Gast, außer den Kaufleuten, ein schon total betrunkener Fabrilschreiner ohne Halskragen, schaukelte den topf fnapp über der Tischplatte hin und her, riß ihn in den Naden und schrie in die falsche Richtung:" Da fomm her!"

Die Aelteste ging zu ihm, ließ ein bißchen an sich herum greifen, so lange, bis et einen Geldschein auf den Tisch knallte. Strich ihm über das Haar, in dem noch die Holzteilchen fteckten, und gab ihrer jungen Schwester einen Augenwint. Die brachte eine neue Flasche.

Der Magistratsbeamte beugte fich auf die Tischplatte. Eine zusammen! Ich denke, wir nehmen die billigste." Und Und er legte den auf ihn kommenden Teil der Rechnung gleich auf den Tisch.

Erschrocken nahm Adolf das Geld wieder weg. Das ist mein Teil," sagte der Magistratsbeamte deutlich.

Der Arbeiter glotte auf seine neue Flasche, gloßzte die Welteste an. Jest tomm aber auch her!"

Ropfschüttelud lächelte sie den Raufleuten zu, gab den

Glas, bis die Flasche leer war, stülpte den Flaschenhals ins Der Arbeiter lallte, goß ein, goß in das überlaufende Glas und schimpfte, in der Einsicht, mit seinem Wochenloh

gegen die vornehmen Herren nicht aufkommen zu fönnen, hoffnungslos in eine leere Ede hinein. Noch eine Flasche!" fchrie er verzweifelt.

Und die Aelteste stand augenblicklich hinter ihm, über­redete ihn, erst das Geld zu geben, schob es wieder zurück. Das langt nicht zu. Geh heim. Haft genug getrunken.

Schwankend und drohend erhob er sich. Der Wirt stand groß vor ihm, hinter dem Wirt die Aelteste mit der Müze bes Arbeiters.

Halb geschoben, torfelte er hinaus, ausgebeutelt und be­trogen von seiner Sehnsucht nach Glanz und nach einer Frau, die keinen verbrauchter Körper hatte und feine schmutzige Flanellunterwäsche trug.

Die Welteste, noch bei der Tür, breitete die Arme aus. Jetzt sagt mir, mas hat so ein Arbeiter in einer Weinstube zu suchen." ( Fortsetzung foligt.)