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testenausschuß Anfang Nächste? Woche nochmals zusammen- berufen zur Festsetzung der Tagesordnung. Die R e i ch s r e g i e r u n g soll mit einer Erklärung über die innen- und außenpolitische Lage und die Auswirkungen des Ermächtigungsgesetzes vor den wieder zusammentretenden Reichstag treten. Anschließend soll eine große politische Aussprache die neue Tagung einleiten. Sollte die Regie- rung jedoch einer Erklärung über die innen- und außen- politische Entwicklung der letzten Wochen ausweichen, um eine politische Aussprache zunächst zu vermeiden, so dürfte die Tagung des Reichstags mit der Beratung einer der Anträge auf Aufhebung oder Aenderung der, zahlreich erlassenen Ver- vrdnungen der Reichsregierung eingeleitet werden. Am nächsten Montag wird der Auswärtige Ausschuß des Reichs- tages als Auftakt zur kommenden Parlamentstagung zu» sammentreten._
Um die Steuernotverorönung. Am Sonnabend hatten zwischen der Reichsregierung und se einem Vertreter der Reichstagsfraktionen mit Ausnahme der Kommunisten Besprechungen stattgefunden über die durch die dritte Steuernotverordnung aufgeworfenen Steuer- Probleme und vor allem über die Frage der Auswertung von Forderungen. Diese Beratungen wurden am Montag in Gegenwart des Reichsjustizministers, des Reichswirtschafts« Ministers und des Reichsjustizministers fortgesetzt, um vor Ablauf des Ennächtigiingsgesetzes eine Verständigung über die Bestimmunzen der dritten Steuernotverordnung zu erzielen. Die Aussicht dazu ist allerdings gering, weil bei den Parteien wenig Neigung besteht, die Verordnung im Sinne der Regierung hinzunehmen; ihr Bestreben geht viel- mehr dahin, einen großen Teil der Probleme auf dem ordent- lichen Gesetzgebungswege durch den Reichstag zu er- ledigen. Zu den Verhandlungen der Regierung mit den Parteien erfahren wir aus dem Reichstag: Es handelt sich dabei um die Fortsetzung des Versuches, festzustellen, ob sich im Reichstag eine vcrfassungs» ändernde Zweidrittelmehrheit für die Regelung der Aufwertungslrage erzielen läßt. Sofern das der Fall fein sollte, will die Regierung diesen Weg beschreiten. Die Ver» Handlungen des Ausschusses zogen sich den ganzen Tag über hin. Sie ergaben zwar in einer Reihe von Fragen eine An- Näherung der Meinungen, in den beiden wichtigsten Fragen jedoch, der Höhe der Aufwertung der privaten Schulden und der Frage der Aufwertung der Anleihen der öffentlichen Kör» perschaften war eine Uebereinstimmung nicht zu erzielen. In später Abendstunde begannen die Erörterungen über die M i e t s st e u e r. Bei diesen Erörterungen handelt es sich um die Frage, ob die bürgerlichen Parteien und die Reichs» regierung sich damit einverstanden erklären, daß die Miets- steuer durch Zuschläge zur Vermögens st euer ersetzt wird. Von dieser Entscheidung dürfte auch die endgültige Stel- lungnahme der sozialdemokratischen Fraktion abhängen. « Der Deutsch  « Mieterbund, Sitz Berlin  , hat am Sonntag an den Reichskanzler, den Reichsrat, die beteiligten Minister und sämtliche Reichstagsfratticnrn folgendes Telegramm gerichtet:.Der heut« versammelte Vorstand des Deutschen Mieterbundes, Sitz Berlin  , warnt in letzter Stund« dringend vor der Erhebung einer Mietesteuer und vor Goldmieten: er fordert unbedingte Aufrechterhaltung und Ausbau des Mieterschutzes, um schwerster Beunruhigung vor» zubeugen/_
Deutstbe Reichsbahn. Im Fiinfzehnerausschuß de, Reichstags kam am Montag ein Derordnungsentwurf über die Schaffung eines Reichsunternehmens Deutsche Reichsbahn  "' zur Beratung. Seit Mitte Dezember ist die Deutsche Reichsbahn   bekanntlich finanziell auf sich selbst ge- stellt, da das Reich grundsätzlich Zuschüsse nicht mehr leisten soll.
Diesem Zustand soll nunmehr die Rechtslage angepaßt werden durch Schaffung eines selbständigen Unternehmens unter Loslösung aus der allgemeinen Re!ch-oerwaltung. Die Lösung wird noch Auffassung des Reichsverkehrsministeriums dringend notwendig, well die Reichsbahn   Kredite aufnehmen muh. Auf dem Ver- ordnungsweg« soll zunächst eine provisorisch« Lösung geschaffen werden; bis spätestens 1. April soll dann eine Gesetzesoorlage an den Reichstag die endgültige Regelung bringen. Auch in Zukunft sollen die Schluhsummen des Eisenbahnhaushalts bzw. Voranschlags in den Reichshaushalt eingestellt werden. Der Ausschuß ersuchte die Reichsregierung, mit dem Haushaltsvoranschlag der Reichsbahn all» jährlich Voranschläge einer Vermögensbilanz, einer Gewinn- und Verl  » st rech nung des letztobgefchlossenen Jahres mit einem eingehenden Geschäftsbericht vorzulegen. Der Reichsverkehrsminister wird auch fernerhin nicht nur der Reichs. regierung, sondern auch dem Reichstage über di« Reichsbahn Auskunft zu geben haben. Ein Verordnungsentwurf über die Ermächtigung des R e i ch s- Verkehrs, und des Reichspoft Ministers zur selb- ständigen Aufnahme von Darlehen, allerdings im Einoernehmen mit dem Reichsfinanzminsster, wurde vom Ausschuß gebilligt. Für die im Interesse der Belriebsoerwaltung aufgenommenen Schulden soll das Reich nur mit den Betriebseinnahmen und dem zu dem Betriebe ihrer Verwaltungen gehörigen Vermögen haften. Erhöhung der Beamteugehälter? Eine Verordnung, wonach der Reichsminister der Finanzen er- mächtlgt ist oder ermächtigt wird, neue Sätze für die Grund» gehälter festzusetzen, wurde vom Ausschuß zur Kenntnis ge- nommen. Diese Verordnung bezweckt, daß, sobald die Finanzlage des Reiches und die allgemein« Wirtschaftslage es irgendwie ge- statten, einer Erhöhung der Goldgrundgehälter der Beamten im gegebenen Zeitpunkt nicht Schwierigkeiten technischer Art hindernd oder verzögernd entgegenstehen, wie z. B. aus einer Vertagung des Reichstaas oder infolge Ablaufs der Legislatur- period«. Der Ausschuß ersucht« die Reichsregierung, bei einer künftigen Neuregelung der Gehälter die Fr a u e n- und Kinder» zulage wesentlich zuerhöhen. Gegenstand einer längeren Aussprache des Ausschusses wurde alsdann der Entwurf einer D e. amtenfiedlungsverordnung Kapitalsgeber sollen in dieser Beziehung in erster Ruhe stnanAwirtschajlliche Krcditorgani- sationen und gemeinnützige Beamte; Hai  ' lvn werden. Der Aus- schuß empfahl der Regierung, auch den Wartegeldempfängern den Erwerb einer landwirtschaftlichen Siedlung durch di« Beamten  » siedlungsvervrdnung zu erleichtern.
Der bewaffneteStahlhelm'". Der.Stahlhelm' ist in den moisten Ländern nicht verboten, weil er angeblich ein« unpolitische Zusammenfassung der ehemaligen Frontkämpfer darstellt. Wir machten vor einiger Zeit auf mititä- risch« Massenbestellungen der Stahlhelm» und Iungdoleute in Sangerhausen   aufmerksam. Wie notwendig es ist. dem Stahlhelm  ' auf die Finger zu sehen, zeigt ein weilerer Fall. In Hall« wurde«in größeres Waffenlager desStahlhelm  ' (Gewehre und Handgranaten) ausgehoben. Man wird die An­gelegenheit nicht als Einzelfall behandeln dürfen. Verschieden« An- zeichen deuten darauf hin. daß in der Provinz Sachsen   und in Thüringen   wieder allerhand militärische Vorbereitungen der v ö l t i- s che n Putfchfreunde im Gange sind. Da» Ermittlungsverfahren gegen die Organisation E o n s u l(O. C.). da» im Leriauf der Voruntersuchung im Rathenou-Prozeß gegen zahlreiche Mitglieder dieser Bewegung ein» geleitet worden ist, ist nach mehr als einjähriger Dauer zu feinem Wschluß gekommen. Augenblicklich schweben Erwägungen darüber, ob der Fall dem Siaaisgerichtshof überwiesen oder auf Grund der Neuordnung des Strafverfahrens an di« ordenllichen Gerichte ab­gegeben werden soll. Nach Entscheidung dieser Frage dürste dann gegen die 40 Beteiligten di« Anklage wegen Ge» Heimbündelei erhoben werden.
' Besondere Aufmerksamkeit ist der Frage der B e» f r i st u n g der Zulassungen verlängerter Arbeitszeiten zu lcheuken. Der Entwurf sagt» daß die Behörden die Bewilli- gungen in geeigneten Fällen durch beigefügte Maßgaben ein- schränken und angemessen befristen können. Diese Bestim- mutig genügt keineswegs. Es erscheint vielmehr notwendig, zu bestimmen, daß alle Bewilligungen kurz befristet sein müssest(bis höchstens zu drei Monaten) und daß eine Verlängerung der Bewilligung über die zunächst vor» gesehene Frist hinaus nur stattfinden darf, wenn die wirt- 'chaftlichen Verhälhirsse, die zur Bewilligung einer verlänger- ten Arbeitszeit geführt haben, sich nicht wesentlich gebessert haben und der Ardeitgeber nachweist, daß er alles in seiner Macht liegende getan hat, um auch auf anderem Wege, insbesondere durch Ausbau und Vervollkommnung des Be- triebes in wirtschaftlicher und technischer Hinsicht, eine Stei- gerung und Veroilligung der Produktion zu ereichen. Für die Notwendigkeit der Verlängerung der Arbeitszeit kann allein Deutschlands   traurige wirtschaftliche Lage geltend gemacht werden. Sobald diese aber überwunden ist, gibt es auch nicht einen einzigen stichhaltigen Grund, um nicht wieder zu der sich in der ganzen Welt eiubürgernden achtstündigen Arbeits, zeit zurückzukehren. Die Rückkehr zum Achtstundentag darf daher nicht durch langfristige Bewilligungen längerer Arbeitszeit verzögert werden. Die mit der Zulassung betrauten behördlichen Stellen wären in den Ansführungsbestimmungen anzuweisen, bereits erteilte Bewilligungen was nach der Verordnung selbst sehr wohl zulässig ist spätestens nach drei Monaten zu widerrufen, soweit nicht die oben genannten Erforder- nifse einer Verlängerung de? Frist als vorliegend erachtet werden müssen. Auf jeden Fall muß spätestens drei Monate nach erteilter Bewilligung unter Hinzuziehung der Betriebsvertretung eine Nachprüfung der Notwen- digkeit einer verlängerten Arbeitszeit stattfinden. Die wesent- lichste Vorbedingung aber für eine Fristverlängerung muß der einwandfrei erbrachte Nachweis sein, daß auch vom Unter- nchmer alles im Rahmen des mit den gegebenen Mitteln über- buupt Möglichen geschehen ist, um den Betrieb rationell zu ge- stalten und d-e Produktion zu steigern. So wie die Arbeits  - traft zu gesteigerter Leistung getrieben wird, muß auch das Kapital angehalten werden, fein Letztes zum wirtschaftlichen Wiederaufbau Deutschlands  herzugeben. Der Staat darf dem Kapital keine Hand- habe bieten, sich auf Kosten der Arbeit zu schonen. Auch das Kapital muß zu intensiver Wirtschaft gezwun- gen werden, selbst wenn seine Besitzer sich von extensiver Wirtschaft den größeren Profit versprechen. Die Ausführungsbestimmungen zum Z 6 der Arbefts, zeit- Verordnung werden zu einem Prüfstein des ehrlichen Willens der Regierung. Hier hat sie zu zeigen, ob es ihr wirklich nur um die wirtschaftlich zweifellos notwendige Berbilligung und Steigerung der Proouttion zu tun ist, ohne deshalb die sozialen Errungenschaften der Arbeitenden mehr als absolut notwendig einzuschränken, oder aber ob sie als willsähriges Instrument des Unternehmertums dieses in dem Bestreben, alle Lasten des verlorenen Krieges und des Wiederaufbaues und die ganzen Unkosten des deutschen   Wirtschaftsschlendrians den Arbeitern und Angestellten aufzubürden, unterstützen will.
Reichstag am 20. Februar. Der A c l t e st e n a u s s ch u ß des Reichstags beschloh am Montag, daß der Reichstag am Mittwoch, den 20. Februar wieder zusammentritt. Für den Fall, daß die Verhandlungen zwischen den Reichstagsfraktwnen und der Regierung über die dritte Steuernotverordnung und die Frage der Auswertung von Forderungen bis dahin zu einem Ergebnis geführt haben, wird sich das Plenum des Reichstags dann zunächst mit dieser Materie befassen. Sollte jedoch eine Einigung über diese Fragen im Lauf« dieser Woche nicht zu- stände kommen, so wird Reichstagsprästdent Löbe den Ael-
Das kleine Kaliber. Don Lena. Es gibt ein« schöne Stadt im Herzen Deuffchlands. Da haben manch berühmte Leute gelebt. Da ist auch einmal«In Fürstenhof gewesen. Kein Wunder, wenn man dort die Tradition ehrt, d. h. die der vornehmen Kreise. Proletarier haben ja keine Tradition.... Man pfeift gesinnungstüchtig alle Bühnenstücke aus, weiches immer ihr dichterischer Wert sei, sowie«ine fürstliche Person darin er- scheint, die nicht von Weisheit, Güte, Gerechtigkeit, Edelmut trieft, sondern diese oder jene menschlich« Schwäch« zeigt so etwas darf doch bei Fürstlichkeiten nicht vorkommenl Und man läßt es sich angelegen sein, kulturelle Einrichtungen von Bedeutung zu schaffen, an denen unsere auf soziale Nöte und Bildung breiter Volksschichjen viel zu sehr eingestellte Zeit achtlos vorübergeht. So gründete man im Vorjahr sehr zeitgemäß«inen Tonzklub, der sich di« Bcran- staltung von Tanzturnieren als besonderes Ziel setzte, und gegen- wärtig hat man, um einem dringenden Bedürfnis abzuhelfen,«inen Kleinkaliberschießllub ins Leben gerufen. Kann es Wichts- geres geben in dieser Zeit? Unnütz zu sagen, daß wieder eine Reihe von Namen solcher, die vornehme Tradition pflegen, an der Spitz« der Vereinigung stehen, und daß sie in einem klaren Programm Auf- gaben, Notwendigkeit und Nützlichkeit des Klsinkalibers nachdrück- Eich begründen. Diese Notwcndigkelt und Nützlichkeit muß jeder begreifen, der nicht flüchtig und unverständig ist wie mein Freund Fritze Ahnungslos. Aber mit dem ist eben nichts zu machen. Wißt ihr, was Fritze gestern zu mir sagte, als ich ihn auf der Straße traf? Wie denn das gemeint sei mit dem Kleinkaliber- schießklub? Und wie das klein« Kaliber der Mitglieder festgestellt werde? Ob sie körperlich oder geist'g kleines Kaliber haben müßten? Er wolle sich nämlich zur Aufnahme melden, wisse aber nicht, ob er den Ansprüchen genüg«. Er sei doch von mittlerer Statur, und geistig sei er auch wohl Mittelmaß, meinte er. Nana, Fritze!' sagte ich. Ja, fährt Fritze fort, es sei doch eigentlich«in gkänzender Ge- danke, die Menschen auf ihr Kaliber hin zu prüfen, geistig meine er, denn körperlich Hab« man«s ja schon immer gekonnt von der Zell   an, als jener König von Preußen seine geliebtenlangen Kerls' um sich sammelte zu einer Elitetrupp«, und später, als das'Garde  - maß' zuip Eintritt in das vornehm« Regiment berechtigte. Aber geistiges Gardemaß habe man bisher doch nicht überall verlangt, wo es eigentlich wünschenswert gewesen wäre, bei regierenden Herren. Heerführern und Diplomten zum Beispiel, usw., usw. Fritze Ahnungslos kam wirklich vom Hundertsten in» Tausendste; aber dann meinte er, es wurde eine hübsche Ordnung in der Mensch- heit geben, wenn man die Menschen überall nach ihrem geistigen Kaliber in Klubs sortierte, da kämen die paffenden Leute zu- samme», wie es sicher der Fall sei in jenem neubegründeten Klein-
kaliberschießklub, und dann könne man auch weiter die Menschen sehr hübsch und angemessen in die verschiedenen Berufe und Aemter verteilen. Die deulschvölkischen Volksvertreter und Redner müßten durchaus von den Kleinkalibsrleuten gestellt werden. Auch Kommu- nisten seien sie für gleiche Zwecke zu empfehlen. Fritze, wie willst du aber immer das Kaliber feststellen?' fragte ich, und er gab mir kleinlaut zu, daß das freilich recht schwer sei, selbst unsere vielen Examina genügten da nicht. Aber du wirst mir zugeben, daß es ein« groß« Aufgabe istl' rief er begeistert,und jene Leute vom Kleinkaliberklub haben sicher schon das Mittel gefunden.' Vielleicht hatte er Recht. .Wählst du selbst denn da» große oder da» kleine Kaliber, Fritze?' fragte ich etwas boshaft. Aber Fritze gehört zu jener Sorte Berliner, di« immer Witz« machen müssen von der Art, di« man sonst nach der Steckt Kölau benannt«, die in alter Zeit durch gute Stieselwichs« und schlechte Witze berühmt war. Wso Fritze zog sich mit einem Kalauer aus der Affäre. Er zeigte auf ein gerade vorübergehendes, besonder» hübsches Mädchen von besonder» kleiner Statur und sagt«: Weißt du, beim weiblichen Geschlecht lab« Ich jedenfalls körperlich das klein« Kaliber lieber und lasse das große schießen, auch wenn e» keinem Schießklub angehört und ich auch nicht.' Ja, solche Antworten gibt einem Fritze ahnungslos, ober bannt hat er leider die bedeutsam« Frag« nicht gelöst, denn schön wäre es ja wirklich, wenn man immer das geistig« Kaliber feststellen könnt«, ehe man«inen Menschen an irgendeine Stelle stellt. Be- sonders vor den Reichstagswahlen wäre es nützlich.
fius MacSonalös �ugeaö. Der neue englische Premierminister Romsay Macdonald hat sich au» einfachsten Anfängen zu der weltpolitischen Stellung empor­gearbeitet, in der er jetzt die Geschick« des britischen   Wellreichs b«> stimmt. Ii' Lossiemouth. einem Dorf in Schottland  , gebomn, fand er zunächst als Landarbeiter Beschäftigung. Aber bald?om der junge Mensch noch Bristol  , und da es ihn nach einem nach größeren Schauplatz zog, so wanderte er zu Fuß. fast mittellos, nach London  , dessen Straßen wie er träumte mit Gold gepflastert seir mühten. Doch statt des Golde» fand er auf den Londoner   Straßen zunächst nur Hunger und Entbehrung. Ein« eindrucksvolle Erzählung von dieser ersten Londoner   Zeit hat er selbst in einer englischen Zeit- schrift veröffer tlicht.Ich kannte keine Seele m London  , als ich ankam,' sagt er,und ich verbrachte einige Wochen damit, die An- aeigelispalten der Zeitungen zu studieren und eifrig nach einer Be- schästigung zu suchen. Wenn ich io mit leerem Magen durch die Straßen irrt«, da beneidet« ich die Zeitungsjungen, di« mit so frischer Kehle ihre War« ausriefen, md blickte ehrfürchtig zu den Omnibus- schaffnern auf, deren Benehmen ich eingehend studiert«. Ich wäre
auch gern Omr.ibusschaffner geworden. Aber da war nicht anzu- kcmmeo. Do ich mit meiner Miete im Rückstand war und trotz größter Sparsamkeit alle mein« Barmit.el ausgebcauchl hatte, so wae ich froh, daß ich eine Zeitlang als Adressenschreiber 10 Schillini die Woche verdiente, und es war für mich ein weiterer beträchtlicher Fort- schritt, als ich eine Stellung bekam, in der ich Schilling die Woche bekam. Eir ganzes Jahr lang bestoick nun meine Arbeil vorin, in einem Keller bei schiech.er Beleuchtung Fakturen auszuschreiben. Aber von Nichts zu Schilling in der Woche war für mich«in großer Erfolg. Dieses Jahr, da, ich in dem Keller verbrach!«, war ein Triumph für mich, denn ich konnte mich mit den 15 Schilling nicht nur selbst ernähren und kleiden, svnderr ich bracht« auch noch di« nötigen Mittel aus. um Borlesimger an verschiedenen Instituten und am London College zu besuchen, und ich spart« noch genug Geld, um meine Ferien zu Hause in Schottland   zu verbringen. Wie ich da» o> stellte? Nim. ich löst« das Problem, mit üv bis KV Pfennigen am Tage auszukommen Ich kaufte mir mein Essen selbst bei de» Stroßenhöndiern: aber mein Hauptnahrungsmitlci. Hafermehl, ließ ich mir aus Schottland   schicke», vcn wo ich es viel billiger bekam. Solch«in Luxus, wie Tee und Kasse«, war sür mich nicht vorhanden. Aber ich bekam bald heraus, daß heißes Wasser ganz dieselben Dienst« leiste? tonnte wi« Tee und fast ebenso gut schmeckte. Zu Mittag ich für 20 bis ZV Pfennige in einem tieinen Speifchaus; aber ich muh sagen, daß ich fast immer satt wurde. Me.ne Arb-ilszeit im Geschäft begann um 8 Uhr morgens und dauert« bis 6 Uhr äbenss. Aber mein Arbeitstag fing schon um 4 Uhr an. denn so früh sing ich schon mit dem Siudiun: der notionalokonomisehen und poli ilchcn Tinge an die mich irteresjierten. und da ich am Abend Vcriesun>en besuchte, so kam ich nicht vor 11 Uhr in» Bett.' Nach diesem ersten Lohr   in London  , das die Grundlage zu Macdonoids Lüsstieg bil­dete, fand er dann ein« Stellung als Prioatstkretär de» erflen Sekre. iär» des National Liberi* Club und kam nun ir jene Kreise, von denen seine politijche Laufbahn ausging.
Ein Eskimo-Film. Kaum ein anderes primitives Volk ist so oft und so gut beobachtet und in seinen Citren und Gebräuchen in lesbaren, ja interessanten Büchern festgehalten worden wie die Eskimos.(Vielleicht gibt es soviel Bücher über sie wie Eskimos selbst.) Aber was ist die packendste Schilderung und genaueste Be» schreibung gegenüber dem unmittelbaren Leben, wie sie uns der Film vorzaubern kann! Die anderthalb Stunden, die man bei der Erstaufführung des berelts außer Deutschland wel'bekannicn Eskimo-FiimsNanu k' im Theater am Nollendorf» platz verbrachte, waren vcn einer Spannung und Freude an, Mit- erleben erfüllt, daß man wirklich darüber die deutschen   Sorgen völlig oeraaß. Eine Fllmexpedition hat 1Z Monat« im nördlichen Kanada   ae- arbeitet, unter vielerlei Strapazen und Schwierigteiton, um die Ausnahmen für dies« einundeinhalb Stunden zu erjagen. Um ein« Szene die Walroßjagd vor den Apparat zu bekommen, mußt» sie sechs Wochen auf einer entlegenen Insel verbringen. Dafür Ist denn aber auch da, mühsam«, harte Leben einer Eskimostunili« mit einer Naturtreu« und Frische erschlossen worden, dt« besspiel. lo» ist. Nie denkt man daran daß man es nicht merken darf,