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Internationale Arbeiterhilfe.

Eine Erwiderung sozialdemokratischer Mitarbeiter.

Zu unseren Feststellungen über den Charetter der Internatio­ralen Arbeiterhilfe" und vor allen Dingen über die Absichten, die die Kommunisten mit diefer Internationalen Arbeiterhilfe ver­folgen, verbreiten einige Parteigenoffen, die in letzter Zeit sich an der Arbeit dieser Organisation beteiligt heben, durch Rorrespon. Denzen ein Erflörung, die auch uns zugestellt wird und die wir Tonalerweise zum Abdruck bringen. Die Erklärung lautet:

Kofferträger.

abreichung des Effens beteiligen mollen, werbert um Aufgabe ihrer Adresse an das Jugendamt Friedrichshain , Markusftr. 49, Zimmer 33, gebeten.

ar

von

Das Eheproblem.

In der Gesellschaft für Segualreform hielt Redis anwalt Walter Bahn einen Vortrag über: Das Eheproblem". Der Redner pcb zunächst einen Ueberblick über die geschichtliche Entwicklung des Eheproblems von den Uranfängen der Menschheit mutterrechts bei den alten Völkern, insbesondere bei den aited Besonders eingehend behandelte er das Gebiet des Aegyptern. Im Jahre 5000 v. Chr. bestand dort ein reiner Aemter. Die Männer befaßten sich mit der Kindererziehung, gegen Nur die Frauen beleideten die öffentlichen heute eine vollständig verkehrte Welt. Erhalten ist noch ein alter Chevertrag aus jener Periode, worin sich die Frau dem Manne gegenüber ausbedingt: Wenn ich dahin tomme, dich zu verachten und einen anderen Marn zu lieben, werde ich dich mit einer Summe Namen der Mutter Isis, die Weibergottheit, wurde als Herrin der abfinden. Die Inschriften nannten damals nur ten Baterrecht in die Höhe tam und die Männer die Frauen bei Erde betrachtet. Der Vortragende zeigte sodann, wie allmählich bas den meisten Völkern ganz in das Haus zurüdbrängten. Er streifte das Ehescheidungsrecht der alten Babylonier, Juden, Griechen und Germanen und hob hervor, daß ein sehr aufgeflärtes Gesetzbuch bet den Babyloniern in Gestalt des Coder Hammurabi bestanden hätte. Es wäre bei den alten Babyloniern nicht wie bei den Juden und Römern möglich gewesen, der Frau ohne Abfindung einen Ehe­als sie zu ihrem Unterhalte nötig gehabt hätte. Der Vortragende scheidungsbrief zu geben. Sie hätte vielmehr soviel Land erhalten, zog darauf eine Parallele zwischen den Chefcheidungsrechten des W gemeinen Landrechts und des Bürgerlichen Gesetzbuches und wies nach, daß das letztere einen starken Rückschritt gegenüber dem Gesez­buch Friedrichs II. bedeute. In den Motiven des Bürgerlichen Gefeß­buches stände der unglaubliche Sah, daß die Ehescheidung er. [ hwert werden müsse, um das leichtsinnige Heiraten zu ver­hindern.

Es gibt Stellen in Berlin , an denen das Elend der Großstadt, der Hunger und die Arbeitslosigkeit besonders start, besonders packend und peinigend in hie Erscheinung treten. Wenn man Borplätze und Hallen der großen Berliner Fernbahnhöfe furz vor Ankunft eines Fernzuges beobachtet, tann man so recht erkennen, wie groß das Elend weiter Boltsschichten ist, und vermag hier traurig stimmende Studien über die Arbeitslosigkeit anzustellen. Da lungern, hohl­äugig, mit Berzweiflung in den Bliden und in Lumpen geleidet, " Die jedes bisherige Maß überschreitende Berelendung der ältere und jüngere Männer umber, die hoffen, durch Tragen von deutschen mert ätigen Bevölkerung hat uns veranlaßt, die internatio. Roffern und anderen Gepäckstüden der Reisenden Geld zu verdienen, eiberstaat nale proletarische Hilfsoktion der JAH. durch unseren Beitritt zu das den schlimmsten Hunger vertreibt. Man sieht alte Männer, fo unter üben. Unsere Bereitwilligkeit zur Mitarbeit bei der Arschmach, daß sie sich kaum auf den Beinen halten können, die sich an­beiterwohlfahrt, der Organija ion unserer Partei bleibt des­bieten, Roffer von einem Zentner und darüber zu tragen. Mit einer halb durchaus besteher: Die Wirksamkeit der JH. bildet nach un­ferer Auffaffung mit ihrer überparteilichen Grundlage und mit ihrem Gier, die auf den ankommenden Reisenden natürlich nicht gerade Biel , der durch Wirtschafts. oder Naturkatastrophen in ihrer Eri- vertrauenerwedend wirken tann, drängen sie sich heran, flehen und ftenz gefährdeten Arbeiterschaft Hilfe angedeihen zu lassen" die not­batteln um das lleberlassen von Gepäckstücken. In den meisten Fällen wendige Ergänzung zu vorhandenen Wohlfahrtsorganisationen. haben sie denn auch fein Glüd. Der argwöhnische Reisende, und Auch dem Hauptausschuß für Arbeiterwohlfahrt stehen roch nicht ge namentlich, wenn er unbekannt ist, scheut sich, diefen Menschen sein nügende Einrichtungen zur direkten Bekämpfung der eingetretenen Bepäd anzuvertrauen. Er ist ja in seiner Heimat so oft vor den Spungerfatastrophe in Deutschland zur Verfügung. Gerade dieser Umstand läßt es uns mit Rücksicht auf die Not der deutschen Ar- Gefahren der Großstadt gewarnt worden, er hat gelesen, daß nicht beiterschaft außerordentlich bedauerlich erscheinen, daß einzelne Bar. felben Reisende durch diese sogenannten wilden Gepäckträger um ihr telinftanzen, insbesondere das Zentralorgan der Partei, der Bor- Befihtum gekommen find, und er läßt Korb, Koffer oder Tasche wärts", eir en Feldzug gegen dieje proletarische Hilfsattion begonnen nicht aus der Hand. Die anderen aber, die Armen, Berzweifelten, hat und ohne auch nur den Versuch einer diretten Information zu stehen und starren mit hoffnungslosen Gesichtern auf die davon. macher for feht. Auf Grund unserer Tätigkeit an leitender verant eilenden Reisenden. Gerade an diefen Stätten aber, wo sich ein so wortlicher Stelle innerhalb der JAH. Sellen wir feft, daß ihre Arbeit lebhaftes Treiben des Reiseverkehrs abspielt, wirft die ftumme, lediglich in der Durchführung der unternommer en proletari dumpfe Verzweiflung der Hungernden um so eindringlicher. Die Ge­fchen Hilfe besteht. Für die Behauptung des Borwärts" in feinem päckträger des Bahnhofes, die amtlichen" Personen mit den grünen Art fel Internationale Arbeiterhilfe" vom 9. Februar 1924 Daß diele fcheinbare Wohlfahrtsorgenisation ausgesprochen politische Blusen und den blanken Blechschildern, machen immer wieder Jagd 3mede verfolgt, ist der Beweis für die jeßige Tätigkeit der JAH. auf die herumlungernden Arbeitslosen. Wahrlich ein häßliches Bild, mindestens seit unserer Mitarbeit in Deutschland nicht erbracht. Die harte, das Herz ergreifende Szenen. Gewiß tann nicht geleugnet Unterzeichneter weisen daher diese Behauptung als unrichtig und merben, daß diese wilden Rofferträger dem legitimen Gepäckträger irreführend zurüd. Konkurrenz machen. Indessen, der Verdienst, der ihnen dadurch ent geht, daß ab und an einer der Elenden alücftrahlend in Erwartung des Bordienftes ein Gepäckstüd trägt, ist so minzig, daß sie wirklich menschlich fühlen sollten mit Menschen, deren Los unendlich be­flagenswert ist.

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3 hlreiche Mitglieder der BSPD. finden sich von der Partei unbeanstandet mit Mitgliedern bürgerlicher Parteien zu ge­meinfainer Wohlfahrtsarbeit zusammen. Daher haben die sozial­Demokratischen Mitarbeiter der JAH. um so weniger Ursoche auf dem Gebiete internationaler Solidarität, wie sie ir der Hilfsaftion von Arbeitern für Arbeiter zu Ausdruck tommt, ihre Mit­arbeit zu versagen.

Mothilde Burm M. b. R. Meta Kraus- Feffet, Regierungsrat. Mfe Müller- Destreich. Dr. Kurt Rosenfeld M. d. R. Martin Faerber, Stadtrat Friedländer. Heinrich Becker. Lydia Stöder. Dr. Oskar Cohn M. d. 2. Profeffor Paul Oestreich .

Wir find durchaus überzeugt, daß die Unterzeichner diefer Er. flärung mit ihrer Mitarbeit an der Internotionalen Arbeiterhilfe lediglich humanitäre Ziele verfolgen und bedauern, daß sie ur ter Nichtbeachtung der Taftif, die die Kommunisten in diesem

Die verdächtigen" Kriminalbeamten.

Ein Verbrecherabenteuer im Morgengrauen. Bor bem Lagerfelle: einer Motorradfabrik in der Frobenstraße fam vor einiger Zeit zwischen 7 und 8 Uhr morgens ein zwei­spänniger Rollwagen vorgefahren. Die Begleiter verluben einige Dutzend Motorräder sowie Zubehörteile und fuhren mit der schweren Fracht unbehelligt davon.

Falle onzuwenden beleben, nicht erkennen, aus welden politiminalpolizei gemeldet. Eine Spur führte nach Reinickendorf , ging schen Gründen die Kommunisten die Markeit von Sozialbemo traten an der JAH. würschen. In der Erklärung der Genoffen ist öhnlich wie in der von Münzenberg der Bresse übermittelten davon bie Rede, daß der Beweis nicht dafür erbracht sei, daß in fegter Zeit die JAH. eine politische Tätigkeit entfaltet. Nachdem in einem bieser Tage stat gefundenen Prozeß gegen tommunistische Arbeiter der Vertreter der politischen Polizei erklärte, daß die Polizei ein Berbot der JAH. bei der Militärbehörde beantragt habe, würde

eine Beweisführung im Borwärts wie eine Unterstützung eines folchen Berbotsantrags aussehen. Wir möchten deshalb wünschen, boß wir nicht gezwungen werden, einen solchen Nachweis auch für die allerjüngste Bergangenheit zu führen. Er scheidend ist, daß bie Rommunist en eine solche Verbindung mit anderen Kreifen auf neutralem Boden aus bestimmten Gründen ge. brauchen und die Partei ihrerseits für die Arbeiterwohl. fahrt jede Kroft beansprucher muß, die sich dieser Arbeit widmen

tann.

Deutsche Reichsbahn . Amtliche Erklärungen.

Bei der Beratung der Berordning über das Unternehmen Deutsche Reichsbahn " im Reichstag hat der Reichsvertehrsminister zu der Frage, ob das Unternehmen von sich aus Teile der Reichsbahn veräußern fönne, erflärt: Das Verfügungsrecht, das das Unternehmen nach§ 4 der Verordnung befizt, ist ausdrüd lich an die Grenzen einer ordnungsmäßigen Wirtschaft gebunden. Dabei ist noch besonders betont; baß das Unternehmen auch zur Ver­äußerung einzelner Reichsbahnsti eden nicht befugt ist. Diese Beschränkung soll nach den Erklärungen des Ministers im Reichstag entsprechend auch für die Nebenbetriebe der Reichsbahn gelten. Wenn dem Unternehmen ein beschränktes Berfügungsrecht einge räumt ist, so handelt es sich dabei um die im laufenden Be triebe nötig werdenden fleinen Beräußerungen, wie z. B Berfauf ausgemusterter Fahrzeuge oder entbehrlicher Geländestreifen. Zu ber Frage der Stellung der Beamten hat der Minister aus­drücklich erklärt, daß die im Dienste der Reichsbahnverwaltung stehen. ben Beamten, schon weil die Verordnung nichts Gegenteiliges be. ftimmt, selbstverständlich Reichsbeamte bleiben. Die Be Die Be forgnisse wegen Beseitigung des Berufsbeamtentums find also unbe gründet.

Das Thüringer Wahlergebnis hat sich bei der Schlußfeststellung so verschoben, daß der Ordnungsbund 34, Bölkische 6, Sozialdemo­traten 16, Sommuniften 13 Sthe erhalten.

Aus der Partei.

Neuer Aufstieg.

Die starte Abonnentenzunahme, über die wir für den Borwärts" in letzter Zeit dauernd berichten fonnten, steht in der Parteipreffe feineswegs vereinzelt da. Ueberall sammeln sich die Reihen der Organisationen wieder, die verwüstenden Wirkungen der Inflationsperiode werden ausgeglichen, verlorengegangene Abo nennten der Parteipreffe fehren zurüd. Unser Hamburger Bruder. blatt, das Hamburger Echo", berichtet, baß als Erfolg der im Dezember begonnenen Agitation für die Parteipreffe in den Mo­naten Dezember und Januar

10 000 neue Abonnenten

gewonnen, werden konnten. Solche Erfolge werben errungen, trok dem Arbeits'osigkeit und Wirtschaftskrise immer noch schwer auf der Arbeiterschaft lasten.. Sie sind ein Ansporn für die Parteigen offen, sich überall zu neuer Arbeit wieder zusammenzuschließen. Bis zu den Wahlen müssen nicht nur in Hamburg und Berlin Zehn tausende, müssen im ganzen Reich Hunderttausende Lefer der Parteipreffe wledergewonnen werden. Dem Rückschlag, den das Jahr 1923 gebracht hat, muß im Bahljahr 1924 ein neuer Aufstieg felgen.

Senoffe Dr. Drobner- Arafau teilt uns mit, daß die Nachricht von seiner tödlichen Berunglückung auf einer Bornamen- Verwech fefung beruht Gr lebi, auch nach fiebenwöchiger Untersuchungshaft und will nächstens zur Erefutinigung der Internationale na Buremburg reifen.

Bei Geschäftsbeginn wurde der Einbruch entdeckt und der Kri­aber bort verloren. Schon wollte die Polizei, die Nacht für Nacht auf der Lauer lag, am Erfolg verzweifeln, als in früher Morgen stunde von der Otavistraße ber ein mit Motorrädern belabener Last. magen auftauchte. Auf dem Bod des Wagens faß mur der Rutscher. Andere Gestalten aber geleiteten ihn in größerer und geringerer Entfernung und hielten eifrig Umschau nach allen Seiten. Die Be amten beschlagnahmten die ganze Fuhre, die unterdessen bis nach der Müllerstraße gelangt war, und befahlen dem Kutscher, zu dem einer von ihnen auf den Bod stieg, nach dem Alexanderplatz zu fahren. Bergeblich rief einer der Begleiter, ein lange gesuchter Ein und Ausbrecher& oppe ihm zu: Franz, fehr um! Zur Berwunderung der Beamten folgte die ganze Gesellschaft dem Wagen bis zum Alexanderplak. Sie verschwanden aber, als der Wagen in bis zum Alexanderplat. Sie nerfchwanden aber, als der Wagen in das Bolizeipräsidium einbog. Es gelang fpäter, sie zu verhaften. Die Verbrecher waren dem Wagen gefolgt, weil sie glaubten, bas falsche Kriminalbeamte ihre Beute beschlagnehmt hätten. Sie hatten die Abficht an geeigneter Stelle ihnen den Raub wieder ftreitig zu machen. Als fie aber fahen, daß das Ziel ihrer Fahrt doch das Polizeipräsidium war, schwand diese Vermutung, und fie ergriffen faleunigft die Flucht. Die gestohlenen Räder hatten bei einem Hehler Engel in der Otaniftraße gelagert Dieser hatte endlich einen Abnehmer gefunden, dem fie in der Morgenfrühe zugeftellt werden sollten. Auch Engel wurde verhaftet.

Der Luftmord in der Lynarstraße.

An den Vortrag fnüpfte sich eine Diskussion, bei der Prof. Dunkmann über eine Unterredung mit dem Reichsjustizminister Emminger betreffend die Abschaffung des Sühnever. fuchs in Chefcheidungsfachen berichtete. Der Reichsjustizminiſter hätte auf den Einwand, der Sühneverfuá fei toch zwecklos, gemeint, in den bayerischen fleinen Gemeinden wäre das nicht der Fall". Schupo im Wartesaal.

mals Ein Republikaner fendet mn.s die folgenden Zeilen:

Ich befand mich mit einem Freunde in den Morgenstunden zum Mittwoch im artefaal 1. und 2. Klasse des Bahn hofes Charlottenburg, um auf die Abfahrt des ersten Buges in Richtung Halensee zu warten. Plötzlich trat ein Schupo­nachdem ich als einer der ihm zunächsisigenden meine Monatstarte beamter in den Saal und verlangte die Fahrtarten; Dorgemiesen hatte, besah er sich noch beiläufig die Karten der an den nächsten beiden Tischen Sitzenden und kehrte darauf zur Ausgangs­tür zurück, um den Saal zu verlassen. In einem Gebaren erblickte ich nicht nur mir, sondern auch den Zunächstfizenden gegenüber eine Berlegung unserer Persönlichkeit, da der betreffende Beamte die anderen mehr oder weniger zweifelhaft erscheinenden Personen gar nicht beachtete. Aus einer wohl begreiflichen Empörung heraus äußerte ich mein Befremden, indem ich meinte, auch von den anderen Anwesenden müßte, vielleicht mit noch mehr Recht, die Vorzeigung der Karten verlangt werden. Aber was geschah? Der Bolizei­beamte drehte sich entrüstet zu mir um, verlangte in bar chem Tone pon mir fofortiges Aufstehen und Folgen. Da ich mich diesem mir unfaßbaren Ansinnen nicht sogleich fügte, holte ber Beamte noch einen Beamten zu Hilfe, um mich dann, wie einen Ber brecher zur nächsten Wache nach der Frischestraße zu Schleppen. Schleppen. Was mir dort zuftieß, rebe ich hier wahrhei'sgetreu wieder. Zunächst bekam ich Schläge von mehreren Be amten in das Gesicht, dann, da ich mich wehrte, Fesselung mit Retten nicht nur an den Händen, sondern auch an den Füßen, ubodenwerfen, mit dem Geficht nach unten, aba wechselnd Fußtritte in das Geficht, Verhöhnung durch Redensarten und Beibehaltung der Feffeln, trotzdem man sich auf meinem zuständigen Revier von der Richtigkeit meiner Person und Angaben überzeugt hatte. Nachdem ich nun ungefähr eine Stunde auf der Wache, in dieser Art und Weise mißhandelt, zugebracht hatte und ich schon ganz zermürbt war, entließ man mich gnädigst, jedoch von einem Beamten in 3ivil aufgefordert, mich noch vorher zu säubern, d. h. das Blut aus dem Gesicht zu entfer

nen.

Dies lehnte ich ab und mußte man mich wohl oder übe! entlassen, ohne daß mir vorher Gelegenheit gegeben war, einen Vor­gesetzten sprechen zu können. Mein nächster Gang war von der Wache zur Unfallstation, wo ich mich säubern und mir von dem dort befindlichen Arzt ein Atteft über meine Verletzungen im Geficht umb an den Händen ausstellen ließ."

Su bem Rapitalverbrechen in der Lynarstraße wird weiter ge melbet, daß das Ergebnis einer neuen genauen Besichtigung der Leiche die Bermutung, daß es sich um einen reinen 2ustmord handele, zur Gewißheit gemacht haben. Die zunächst vermißten Gegenstände sind aufgefunden worden. Es fehlt nur eine einfache goldene Damenuhr. Es ist so gut wie sicher, daß die Frau die Uhr felbst verkauft oder verfekt hat. Die Ermordete betrieb früher eine Butterhandlung in der Weddinghalle. Als das Geschäft in der Striegszeit immer schlechter ging, stellte sie endlich den Handel ganz ein. Beil ihr Mann sich in der Not von ihr trennte, nahm sie Arbeit bei der AEG. an. Später war sie Botenfrau bei einer Liförfabrit. Sie hatte mit der Not zu ringen. Am Sonntag morgen mar fie nicht mehr in der Lage, einige Lebensmittel, die sie in der Marfihalle faufte, fofort zu bezahlen. Von einem Raubmorb fann nadh alle dem nicht die Rede sein. Für die Kriminalpolizei ist es wichtig, daß alle, die Frau Liebau tannten, die länger oder auch nur furze Zeit mit ihr irgendwie in Verbindung standen, fich unverzüglich bei der Mordkommission Dr. Riemann. Braschwih im Polizeipräsidium melden. Insbesondere auch die Leute, mit denen fie bei ihrem Markthallenhandel in Verbindung gefommen ist, ihre Betannten von der AEG. her und alle, die sie auf ihren Botengängen in Gastwirtschaften tennen gelernt haben. Ramentlich aber alle, die die Frau noch am vergangenen Sonnabend, Sonntag und Montag irgendwo gefehen haben oder mit ihr in Bearbeiter uim. 0.15 M. Karten für vier Vortragsabende 1 M. bzw. 0,50 rührung gefommen find. Fruu Liebau hatte in einem Blumen geschäft in der Müllerstraße ihr möbliertes Zimmer ausgeschrieben, ohne auf dem Aushang ihre Adresse anzugeben. Nach dieser haben fich in bem Geschäft auch zwei junge Männer und zwei Mädchen erfundigt. Ob fie in der Wohnung gewesen find, weiß man nicht. Auch diese werden ersucht, fich umgehend zu melden, vor allem aber der ältere beffer gefleidete Mann, der sich am Sonnabend abend gegen 6 Uhr um das Zimmer bewarb und es auch besichtigt hat.

Die ständige Wiederkehr diefer Borfälle zwingt zu der An nahme, daß bisher gegen Rehlinge diefer Art im Verbande der Schupo nur sehr läffig vorgegangen wurde. Derartige. Vorkommt. niffe find nicht befonders geeignet, die Polizei als Organ der öffent lichen Sicherheit erscheinen zu lassen. Das sollte man sich doch endlich gefagt fein laffen.

Berlängerung der Autobuslinie 8. Am Sonnabend, den 16. Fe­bruar, wird die Kroftomnibuslinie 8( Wilmersdorf . Berliner Straße Ede Badenfche Straße- Aleranderplaß) durch die Neue Königstraße und Greifswalder Straße bis zum Arnswalder Play ver Längert.

Zu dem Leichenfund in der Greifenhagener Straße wird mitge: teilt, baß der Gerichtsarzt außer den beiden Verlegungen am Kopfe der Frau Zöllner bei der vorläufigen Besichtigung weiter feine ges funden hat. Diese beiden sind aber nicht tödlich. Es ist nur die Haut burchgefchlagen. Die Knochen find nicht verlegt. Es ist möglich, daß die gebrechliche Frau, die nach den Angaben ihres Mannes und ihrer Schwägerin auch herzleidend war, in einem Schwindelanfall die Treppe hinuntergestürzt und infolge der Aufregung geftorben ift Alle Angaben des Ehemannes und der Schwägerin werden von der Kriminalpolizei noch nachgeprüft. Die Obduktion ist noch nicht an­

beraumt.

Freiwillige Helferinnen für die Kinderspeisung.

Die Kindernot ist ins Ungeheuerliche gestiegen. Es gilt nicht nur neue Quellen zu erschließen, londern bestehende Einrichtungen unter allen Umständen zu erhalten. Um vorhandene Mittel nur für Speisungszwede ficherzustellen, ist es unbedingt notwendig, daß sich. zum Berteilen des Effens an Rinder freiwillige Helferinnen zur Ber fügung stehen. Ein Mangel an Helferinnen besteht im Bezirk Friedrichshain . Sozial eingestellte Frauen im Bereiche des Bezirts, die fich am Hilfswert für die darbenden Kinder durch Ver­

Freie Körperbildung- Gymnaffit" ist das Thema des ersten Abends, bas Adolf Koch in der volkstümlichen Vortragsreihe der Junglehrer- Jugend aruppen des Bundes entschiedener Schulreformer heute Mittwoch 7, U br im Haedel- Saal, Beethovenstr. 3( Eingang Straße In den Zelten), behandelt. Aussprache. Mutterfdait und Broletariat ( rau Hoffmann- winner) als erster Vortrag der Reihe Mutterschule am Donnerstag 7, Uhr, im Haedel- Saal. Untoftenbeitrag 0,30 M, Kurz ab 7 Uhr abends an der Staffe

Legler Fuhrmann- Abend. Hans und Agnes Fuhrmann verabschieden fich am Sonntag, den 17. Februar, im Mieifterfaal mit einem heiteren Lieder und Vortragsabend Liebe und Frobsinn. Mitwirkend: Berthe Grundmann. Am Flügel: Clare Rubin. Anfang 8 Uhr.

Ein Lübeder Fischdampfer gestrandet. Der Lübecker Fischet dampfer Schlutu p" ist bei Grindavik an der Südküste Iss lands gestrandet Die aus 12 Personen bestehende Be­fagung ist gerettet und befindet sich auf dem Wege nach Deutschland . Das Schiff gilt als verloren.

Der Löwenüberfall im Filmatelier. Wegen des Unglücksfalles in dem römischen Filmatelier während einer Aufnahme für den Film Quo vadis?", bei dem ein Schauspieler von einem 25 wen tödlich verlegt wurde, find nunmehr drei Film, birettoren verhaftet worden. Die Untersuchung ergab, daß das Unglüd auf ihre schlechte Organisation zurückzuführen ist. Der eine der verhafteten Direktoren ist der Sohn Gabriele

d'Annunzios.

Groß- Berliner Parteinachrichten.

14. Kreis Neukölln. Donnerstag, ben 14. Februar, 7 Uhr, im Partelbureau Nedar ftraße 3 Sigung der Arbeiterwohlfahrt und Kinderschußkommission Um 8 Uhr Funktionärinnenfibung ebenda.

32. Abt. Achtung! Die Gruppen- und Bezirksführer werden ersucht, die Sanuar beiträge schleunigft zu fajfieren und baldmöglichst beim Abteilungstaffterer ab Autrechnen.

87. Abt. Marienfelde . Heute, abends 8 Uhr, Rahlabend bei Schufter, Kirchstr. 69. Sehr wichtige Tagesordnung. Erscheinen Pflicht.

Fekanntgegeben

11. st. Bohrsdorf. Der gahlabenb findet heute nicht statt; der nächste wird noch Jungjozialisten Bankow . Generalversammlung Donnerstag, ben 14 Februar, in Jugendheim Bantow, Breitestraße 32. Erscheinen aller Mitglieder ist Pflicht.