Einzelbild herunterladen
 

Geheimrat Pfundiner will nach seinem erwähnten Auf­jah auch wissen, wie viel sozialdemokratische Beamte nach der Revolution in die Ministerien gefommen sind. Man stelle das fest! Wir fürchten uns nicht. Im Gegenteil! Es find wohl in feinem mehr als drei bis fünf vorhanden, aber in manchen weniger als einer! Und wir sollten doch meinen, daß in der deutschen Republik die größte Partei und Vertreterin der Arbeiterinteressen auch den Anspruch habe, in der Verwaltung vertreten zu sein! Herr Lewald freilich scheint zu denken, er sei berufen, die Beamtenpolitik des Kaiserreichs gegen die Sozialdemokratie fortzusetzen!

trum machen.

Ein Mitarbeiter der Telegraphen- Union" hatte gestern, Mitt- Mittwoch ein maßgebender Führer der niederschleftschen Zentrumsa woch, eine Unterredung mit einem amerikanischen   Mitglied des partei den Schutz des deutschen Bauern gegen die Einfuhr von ruf fischem, polnischem und rumänischem Getreide für ein Gebot des Sachverständigenausschusses. Er fragte: Welchen Eindruck haben Sie von der deutschen Regierung und Christentums.  (?) Wenn die deutsche   Landwirtschaft den Schutzol denjenigen deutscher   Persönlichkeiten, mit denen Sie offiziell in Beverlange, werde die 3entrumspartei sich geschlossen rührung traten, gewonnen, und glauben Sie, daß sich die Repara- hinter diese Forderung stellen. Die Landwirte müßten andererseits bedenken, daß ohne die Unterstützung des Zentrums die tionskommiffion dem Spruch Ihres Komitees fügen wird? Nach einigem Ueberlegen antwortete der Sachverständige faft Rechtsparteien allein den landwirtschaftlichen Schutzzoll wohl kaum wörtlich:" Die Kommission hat den allerbesten Eindrud von sämtlichen offiziellen und inoffiziellen deutschen Persönlichkeiten, durchsetzen würden, und als Gegengabe ihren Frieden mit dem Zen. mit denen sie in Berührung trat, gewonnen. Jede gewünschte In­formation wurde trok großer technischer Schwierigkeiten mit größt­möglicher Beschleunigung beschafft. Wir sind in der Tat mit unfe beim Berlassen Deutschlands   nicht verfehlen, noch einmal auf den rem Ergebnis außerordentlich zufrieden, und ich möchte hervorragenden Geist hinzuweisen, der die Arbeiten der deutschen deutschen Eabotage sind ebenso unsinnig wie die Meldungen, die von einer angeblichen Meinungsverschiedenheit oder sogar och spannung" innerhalb der Kommission wissen wollen. Sie werden verstehen, daß ich mich über nähere Einzelheiten unferes bisherigen Ergebnisses nicht auslaffen tann. Unfer Goldnoten bant projekt ftellt natürlich nur einen geringen Teil unseres Be richtes dar, ebenso wie unsere Untersuchungen über die deutsche Reichsbahn, die wir natürlich nur als einheitliches Ganzes

Wir fordern demgegenüber von der Reichsregierung, daß sie ihre Beamtenpolitik umftellt, damit in der Beamtenschaft wieder Ruhe und Arbeitsfreudigkeit einkehre. Und wir ver­langen, daß unter ihrer Berantwortung ein Blan zur Berund allierten Unterhändler beseelt hat. Alle Gerüchte von einer einfachung der Berwaltung im Reich dem Reichs tag vorgelegt werde, damit nicht von einem Konsortium ent­laffener Staatssekretäre, genannt Abbaukommiffion, Sozial­und Kulturpolitik des Reichs abgebaut wird. Will man ernstlich sparen, dann baue man den Belagerungszustand, den bayerischen Staatskommissar und den neubewilligten bayerischen Reichspoststaatssekretär und dergleichen über­flüssige Dinge ab.

Die Beamtenschaft aber sollte sich flar darüber sein, daß ihre zukünftigen Arbeitsbedingungen, namentlich ihre Arbeits­zeit, vom Ausgang der Wahlen abhängig sind!

Die Abreise der Sachverständigen. Auch der erste Sachverständigenausschuß hat am Mitt­woch seine Tätigkeit in Berlin   beendet und Deutschland   ver­laffen. Der Beginn der Pariser Verhandlungen ist auf den 19. Februar festgefeht. Bis dahin wird sehr wahrscheinlich die Mehrzahl der Delegierten sich mit ihren Regierungen in Ber­bindung segen. An den Pariser Berhandlungen nimmt auch Reichsbankpräsident Dr. Schacht teil, der bereits am 15. Fe­bruar nach Paris   fahren wird.

Die Aufgabe der Ausschüsse in Berlin   erstreckte sich in der Hauptsache auf die Untersuchung der Möglichkeit, das tote deutsche Kapital aus dem Auslande nach Deutsch­fond zurückzuführen und auf die Erörterung der Frage, eine Goldnoten bant für Deutschland   zu errichten. Angenehm berührt, im Gegensatz zu anderen Sachverständigenausschüssen, die wir in den letzten Jahren erlebten, die positive Betonung ganz bestimmter Aufgaben. Selbstverständlich mußten die Era örterungen der Ausschüsse in eine Untersuchung der Frage der deutschen   Zahlungsfähigteit minden, wobei deren Reduzierung durch die Ruhrbefehung ganz von selbst in den Bordergrund trat. Man kann den Kommissionen nachrühmen, daß sie ihre Aufgabe durchaus objektiv erledigt und gewisse politische Direktiven, die sich zeitweise in den Berhand­hungen auszumirten versuchten, abgelehnt haben. Sicherlich ift auf diese Einstellung das positive Ergebnis ihrer Tätig teit zurückzuführen. Das gilt vor allem für das Projekt einer allgemeinen deutschen Währungsbank, durch die man auch bas wichtige Problem der Kapitalrüdführung nach Deutsch  land auf natürlichem Wege zu lösen gedenkt. Bon allen Deut­ schen  , die mit den Sachverständigen in Verbindung traten, wird die Unparteilichkeit der Experten, besonders die der Amerikaner, anerkannt. Sie tommt 3 B. darin zum Aus drud, daß die Sachverständigen die wichtige Geldpolitif, auch bei Beteiligung ausländischen Kapitals an einer deutschen Währungsbant, Deutschland   völlig überlassen sehen wollen.

Troßdem hat man sich in den maßgebenden deutschen Kreifen feinem Optimismus und feiner Illusion über die Tätigkeit der Ausschüsse hingegeben, da man wußte, daß die legte Entscheidung bei der Reparationstommission liegt. Das bedeutet teine Unterschätzung der Arbeiten der Sachverständigen. Braktisch erhofft man vorläufig von dem Ergebnis der Berliner   Ausschußberatungen eine beschleunigte Durchführung des Schachtschen Goldnotenbankprojektes.

Aber abseits, wer ist's?

Konzertumschau von Kurt Singer  .

Diefes Wort aus Goethes Harzreise" geht werbend durch unse ren Kopf, wenn Furtwängler   das Wort flingen läßt. An Brohmsscher Einforie feiert seine immense Musikalität, sein Herz und feine Begeisterungsfähigkeit höchsten Triumph. Hier ist er ganz verfenkt, ganz Herr und Diener der Musik zugleich. Daß ihn der Respekt vor der Kunst niemals perläßt, brauchte faum erwähnt zu merden, menn ein anderer, atseitiger Brahms  - Aberd, Don John Petersen inszeniert, nicht etwas onderes als Respekt verriete. Die Ränie" für Chor, Klavier, Harfe und Hörner, ebenso das Schicksalslied  " das ist geschmadlos und unerlaubt. Wenn es nicht zum Orchester reicht, dann eben Klavierbegleitung, und nichts bozu, feine eigene Mache oder Aufmachung! Sparen ift gut, aber nicht auf Kosten von musikalischen Kostbarkeiten. Sonst ist es schon beffer, man baut das ganze Konzert ab,

.

Der Name Brahms   verbond diese beiden Diriger tennamen, sonst wahrhaftig nichts. Im übrigen scheint Brudner 1924 Trumpf zu werden. Und das ist gefährlich, wie die Besteigung eines Berg gipfels mit Lackschuhen. Wer mit Haut und Haaren, Seele und Ohr, Technik und Gefühl auf die Atonalität, auf das modern­rhythmisierte Phantasiespiel aller jungen Welt eingestellt ist, der taste nicht frivol an eir hochragendes heiligtum, das zehn feft per­schloffene Türen eisenhart umgeten. Dies fei eine Bernung an die Altzu- Vielen, Allzu- Geschäftigen. Busch allerdings darf es langsam wagen, die Mystik der 9. Sinfonie aus der Ueberirdischkeit in die Wirklichkeit zu übersehen. Klaus Bringsheim dürfte es nicht. Sein Mahler- Zyklus degegen rundet sich allmählich wirklich zu einem Bekenntris hoher musikantischer Kultur. Auch der Versuch, im Lied von der Erde  " die Alt- Partie von einem Baritonisten fingen zu lassen, erweist sich als sehr glücklich, besonders menn diefer Sänger ein Ausdruckstünstler vom Rufe Rehfempers ist. Dem schlanken Zenor Dworstys hört man willig zu. Nur sollte er lernen, innere Ruhe auch im schnellen Tempo zu wahren, zumal Bringshim fich nicht zu rascheren Zeitmaßen zwingen läßt. Das Festkonzert der Gesellschaft zur Förderung der kirchlichen Lonkunst" brachte, abseits vom Weg, eine Tat, nämlich die Berlir er Erstaufführung der A Meil- Messe Brudne s, 60 Jahre nach ihrem Eniftehen. Der Kleine Basilika- Chor der Hedwigskirche   sang das zwischen zarter Rüh rung und starter Erschütterung schwebende Meisterwer? nicht nur in vollendeter Sauberkeit, sondern auch so flar, so befeelt, so aus gottes­dienstlicher Stimmung heraus, daß auch Ungleiches der Partitur eben mäßig, erfinderisch Gedämpftes noch großartig flar g. Das Wert muß mit seiner Betonung des liturgischen Gedenkens in der Kirche am stärksten bewegen. Auf diese Bedeutung und Verwendung hin mag Bius kalt, der überzeugende, überlegene und fünstlerisch burchbrungere Leiter der Aufführung, das Wert auch einftudiert haben. Dem tonzertmäßigen Bortrag entspräche sonst ein längeres Verweilen auf und nach Fermaten, ein schneidenderes Sforzoto und Fortissimo der Choreinfäße, ein Schwelgen in den fleinen finfonischen Zwischen- und Eir feitungsteilen beffer. Hätte der Eolofopran engel haftes Timbre gehabt, so wäre auch das Ablösen vom Chor und Einzelftimme vollendet gewesen. Troß allem: eine Tat.. Die Mesje

behandeln können.

Und nun zu Ihrer zweiten Frage. Die Kommission wird ihren Bericht an die Reparationstommiffion erstatten aus dem einfachen Grunde, weil eben die Reparationsfommission das Sach­Derständigentomitee ernannt hat. Aber ich glaube, daß unsere Rom­mission nicht wird umhin fönnen, thren Bericht in demselben Augen­blid, in dem sie ihn der Reparationsfommiffion unterbreitet, der gesamten Deffentlichkeit zu übergeben; denn die ganze Welt wartet auf unseren Bericht und die gesamte öffentliche Meis nung der Welt wird lekten Endes den endgültigen Schiedsspruch fällen."

Als der Ausfrager daraufhin einwendete, daß wir Deutschen  infolge der Stellungnahme einer gewiffen Macht schon ein mal, um die Früchte des Ergebnisses früherer Untersuchungen hervorragender Eachverständiger gebracht worden sind, erhielt er zur Antwort: Ja, ich weiß. Auch trotzdem glaube ich nicht, daß es irgendeine Macht der Welt wagen werde, sich durch Ignorierung unseres Berichtes ein blaues Auge" und den Tadel der gesamten zivilifierten Welt zu holen."

Folgen des Flaggenzwischenfalls.

Ein Telegramm des Reichspräsidenten  . General Allen hatte am 9. Februar aus New York   ein Teles

gramm an den Reichspräsidenten gesandt, in dem darauf hingewiefen wurde, daß der Flaggenzwischenfall in Washington   anläß lich des Todes des früheren Präsidenten Wilson eine äußerst schädliche Pressepolemit sowohl in Amerika   als auch in Deutschland   hervorgerufen hätte. Auszüge aus deutschen Zeitungen würden nach Amerifa telegraphiert und übten eine verhängnisvolle Wirkung auf das amerikanische   Hilfswerk für deutsche   Kinder aus. Daraufhin hat der Reichspräsident folgendes Antworttele­gramm an den General Allen gesandt:

Wie mir Ihr Telegramm zu meinem lebhaften Bedauern be­ftätigt, hat es in den Vereinigten Staaten   zu beklagensmerten Miß­deutungen geführt, daß die F'agge auf der deutschen Botschaft in Washington   nicht schon auf die erste Nachricht vom Ableben des früheren Präsidenten Bison, sondern erst am Tage feiner Bel fegung auf Halbmoft gehißt worden ist. Es ist mir ein Bedürfnis, Ihnen zu versichern, daß das deutsche   Bolt an der natio nalen Trauer des amerikanischen   Boltes, deffen hochherzige Liebestätigkeit zur Linderung der Not in Deutschland   hier niemals vergessen werden wird, den aufrichtigsten Anteil nimmt.

Ebert

Der Ruf nach den Schutzzöllen. Breslau  , 13. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Der Ruf nach agrarischen Schutzöllen findet im schlesischen Ben trum unter dem Eindruck der letzten Wahlergebnisse im Reich und der verschärften deutschnationalen Agitation bereits volle Unter­stügung. In der Schlesischen Boltszeitung" erklärt am

dorf nicht mehr aus der Berliner   Musifatmosphäre verschwinden, und Pius Kalt darf stolz sein, ein Werk der Liebe so liebevoll, fo glänzend herausgebracht zu haben.

"

Nicht ohne Mißgefühl fehrer wir von der Abfcitigkeit, der man ein beglüdtes Ja" zurufen muß, zurüd zur bunten Diesseitigkeit, der gegenüber ein Bielleicht" Lobes genug ist. Das Rothe der gegenüber ein Bielleicht" Lobes genug ist. Das Roth Quartett wird als geniolisch gepriesen. Vorsicht: es fcheint mir nur hochbegabt- einseitig. Mendelssohns Es- Dur- Quartett verliert in zagem, unfinnlichem Anpacken an flingendem Reiz, an Anmut, an Schmiß. Das Streichquertett von Suré   brachte dieser Mattheit gegenüber eine Erleichterung, soweit es die Hingabe und die Fähig beit der Spielenden betrifft; hier wurde aus vier Stimmen eine noble, fim lich getönte Einstimmigkeit. Aber welch ein schwaches Wert: Primgeige und Cello viel zu oft in Cttaven gehend, die Mittel­ftimmen voller banaler Flosteln, das Andante larmoyant, säufelnd, dickflüssig, erst zum Schluß hin wirklich singend( zu einem toketten Bizzitato der anderen Streicher), das heiter genar nte Allegro nur oterflächlich, leichtgewogen, ohne herzliche Einfalt, mit herzlich wenig Einfall. Drei Orchesterlieder Petertos: eins( An Madonna") sicher nur vom Klavier her insti umentiert, die beiden anderen ippig und farbig im Wagnerfchen Orchesterger and, dabei auch tertlich start erfühlt, im Gesamt piel nicht sehr neu, richt ganz att. Käthe Beiser hat nicht( noch nicht) den großen hymnischen Aufschwung für solche Heroinenstüce; ihre sympathische Sopranstimme weift fie an das Klavierlied, etwa Echumann oder Brahms  . Auch ist Kräftigung des Atems und Ruhe der Nerven onzuftreben. Edmund Meisel   diri­gierte das Melodram Die Nachtigall" von Winternis. eine fehr saubere ur wigig instrumentierte Winzigkeit, der Wüllner zum Bublifumserfolg verhalf. Im übrigen war sein Brogramm, des er mit Geschid spielte, so bunt und gewürfelt, daß Burgstallers finfo­nische Dichtung nur noch ermüdete Ohren antraf.

An das beglückende Beethoven  - Spiel des einzigen Bufoni Schülers, der in großem Stil den Meister lobt, Egon Petris fei zum Schluß erinnert, und ebenso ouf ein( zu furz behorchtes) neues Quartett von Erich Anders   hingewiesen.

Radio in der Schule. Die drahtlose Telephonie dient vorläufig hauptsächlich zur Uebermittlung von Rechrichten und fünstlerischen Genüffen: In Amerika   aber hat man bereits ar gefangen, biefe neueste Erfindung, ebenso wie das Rino, für die Erziehung nutzbar zu machen. Es gibt dort schon einige Schulen, die mit Empfangs. apparaten ausgestattet und daher in der Lage find, ihren Schülern auf diese Weise Vorlesungen berühmter Gelehrter zugär glich zu machen. Freilich sind diese Anlegen noch so fostspielig und die Pro­gramme find noch so wenig auf Erziehungszwede eingerichtet, daß Siese neuertige Form der Belehrung noch mehr Spielerei ist. In England aber geht man feht ernsthaft derar, die drahtlose Tele­phonie für die Pädagogit auszunugen. Der Direktor der Britischen  Broadcasting- Gesellschaft Arthur R. Burrows, entidelt ein Bro. gromm, um der Allgemeinheit und besonders den Schulen einen reichhaltigen Wissensstoff mit Hilfe des Radios vorzulegen. Zunächst werden freilich nur Privatschulen, deren Besucher größere Summen bezahler fönnen, mit Empfangsapparaten ausgeftettet werden kön nen. Unsere Erziehungsprogramme," fagt Burrows, werden mit einfachen unterweisungen über die forrette Ausspreche des Eng­  

|

Die Feme   im Freikorps   Oberland. Ermittlungsverfahren gegen Kiefer und Ruge. In dem Ermittelungsverfahren gegen den Handlungsgehilfen Friz Baer aus Berlin   wegen Ermordung des Feld. webels Samson vom Freitorps Oberland, das den Untersuchungsrichter beim Landgericht Neiße seit Ende 1921 be­fchäftigt, ist, wie einer Berliner   Gerichtstorrespondenz gedrahtet witb, eine neue Wendung eingetreten. Baer   hatte im Juni 1921 den Feldwebel Eamson, dessen genauer Name nicht feststeht, unter den Augen einer Begleitmannsdaft, die allerdings etwas zurüc geblieben war, am Rande eines Wäldchens bei Ziegenhals   erschossen. Die Tat selbst gab Baer   zu, behauptete aber, daß er, der damals ebenfalls beim Grenzschutz Oberland eingestellt war, auf höhe= ren Befehl gehandelt habe. Baer will nur den Auftrag des Standgerichts ausgeführt haben und der Vollstreder des gegen Samson erkannten Todesurteils wegen Verrates gewesen sein. Als Mitglieder des Standgerichts hatte er den Hauptmann Kiefer als Vorsitzenden und den Privatdozenten Dr. Arnold Ruge alias Prof. Berger benannt. Diese und andere von Baer   benannte Bersönlichkeiten hatten die Angaben des Angeschuldigten als un­wahr bezeichnet und die Existenz eines Standgerichts in Abrede ge stellt. Inzwischen hatte das Justizministerium die Aften eingefordert. Diese sind jetzt an den Untersuchungsrichter in Neiße  mit der Anweisung an den Oberstaatsanwalt zurückgegangen, das Ermittelungsverfahren auch auf den damaligen Haupt­mann Kiefer, Privatdozent Dr. Ruge und alle anderen etwa in Frage kommenden Persönlichkeiten auszudehnen.

Die Vorgänge in der Pfalz  .

TU. meldet: Aus 3 weibrüden zogen die Separatisten unter dem Eindruck der Vorgänge in Birmasens heute früh in aller Stille ab. Auch Waldmohr   bei Rufel haben sie bei Nacht und zirkstelegierte den Separatisten den Befehl zugehen lassen, daß sie Nebel heimlich verlassen. In Landau   hat der französische   Be nichts mehr unternehmen dürfen.

Wie WTB. meldet, ist über Pirmasens   der Belagerungs­zustand verhängt worden; die Pirmasenser Zeitung" wurde ver­boten. Während der Kämpfe wurden zwei Einwohner und ein Separatist getötet, fünf Edjukleute verwundet. Es hat den An schein, als ob in der ganzen Pfalz   eine Bewegung einfekt, um die Separatisten überall da, wo sie noch nicht freiwillig abgezogen sind, aus dem Lande zu verjagen. Auf Kaiserslautern   sind aus den um­liegenden Orten größere Menschenmengen im Anmarsch.

Eingreifen der Rheinlandkommission.

Brüffel, 13. Februar.  ( WTB.) Die Agence Belge meldet aus Coblenz  : Mit Rücksicht auf die Unruhen in der Pfalz   hat die Rhein­landkommission einen aus einem französischen, einem belgischen und einem englischen Offizier bestehenden Sonderausschuß beauf tragt, fich in die Pfalz   zu begeben, um die zur Wiederher tragt, fich in die Pfalz   zu begeben, um die zur Wiederher ftellung ber Ordnung nötigen Maßnahmen zu erwägen und zu treffen. Dieser Ausschuß soll gleichzeitig zweds Erfüllung feiner Aufgabe mit dem Pfälzischen Kreistag und dem militärischen Oberkommando in Berbindung bleiben..

Der Poffen des Dresdener Polizeipräsidenten, der bisher auf Anordnung des Webitteistommandos nur provisori'ch besetzt war, foll demnächst endgültig neu beiegt werden. Es berlautet, daß als Nachfolger des gegenwärtigen Bräsidenten Busger, der der Deutschen Boltspartei angehört, der Reichstagsabgeordnete Genosse Meter Bwvidau in Betracht fommt.

lischen und anderer Sprachen beginnen. Es sollen Borlesungen be­tannter Mufitgelehrter folgen, der über die Anfangsgrür de der Har­monit und des Kontrapunttes unterrichten. Es fällt einem oft auf, mie wenig die Engländer, die auf ihrer Insel leben, von der Do­minions und Kolonien ihres Reichs und von der übrigen Welt über­haupt wissen. Berträge geographischer und völkerkundlicher Natur werden daher von besonderer Wichtigkeit sein. Die pädagogischen Brogramme unseres drahticfen Telephor dienstes nerden fich zunächst eng an den Unterrichtsplan der betreffenden Schulen anschließen. Es wird für den Lehrer ebenso interessant sein wie für die Schüler, über diesen Gegenstand von einem hervorragenden Sachfenner etwas zu erfahren. Der Radiodienst tann auch mit finematographischen Bor führungen verbunden werden, indem auf drahtlosem Wege die Er läuterungen zu der Vorführung eines Lehrfilms geliefert werden."

Das Weib des Pharao." Das bürgerliche Unterhaltungsstüc mit musikalischer Unierfütterung, das Operette heißt, hat alle feine Möglichkeiten bereits erschöpft. Es bleibt ihm, will es auch für den Anspruchsvolleren erträglich sein, nur wieder das alte, oft und mit Erfolg erprobte Mittel übrig: einen historischen oder mythologischen Stoff grotest zu behandeln. Die neue Operette Das Weib des Pharao", die gestern im Wallner Theater uraufgeführt wurde, versucht es mit einigem Glück. Der Autor heißt Hadt- Warda, der Musiker, der aus vielen Quellen geschickt geschöpft hat, trägt den un­wahrscheinlichen Kollektivnamen Anton Krofes. Das Stück, das im grauen Pharaonenzeitalter spielt, verlangte eine phantastische Infze­nierung, als deren Urheber Hermann Feiner lobend genannt sein jou. Der Kapellmeister Redl, wie die Hauptdarsteller Alfred Leutner, Hanna Gorina, Illing und Hans Ritter bewiesen teils im Sentiment und teils in tomischer Groteste gutes Mittelmaß. R.

Zwei Jahrzehnte niederdeutsche Kulturarbeit. Eine der be­deutendsten Vereinigungen für niederdeutsche Sprache und Kultur, die am 17. Februar 1904 in Hamburg   gegründete Vereinigung Quidborn" blidt jetzt auf ein 20jähriges Bestehen zurück. Die Bereinigung hat außerordentlich viel für die Pflege niederdeutscher Art und Sprache getan. Die besten Vertreter des plattdeutschen Schrifttums waren dem Quickborn   innig verbunden, so der Erzähler und Lyriker Joh. Heinrich Fehrs, der in der Seeschlacht am Sta gerrat gebliebene Georg Fod, der hervorragende Dramatiter Frit Stavenhagen und der tüchtige Bühnenschriftsteller Hermann Boß­ dorf  . Die besten Namen des niederdeutschen Schrifttums und der niederdeutschen Wissenschaft zählte die von der Vereinigung heraus gegebene Zeitschrift Quidborn zu ihren Mitarbeitern. Auf volls fundlichem Gebiet hat sie einen besonders erfreulichen Erfoln da­durch erlangt, daß fie in Unterfügung der Arbeiten ihres lang jährigen Vorstandsmitgliedes Joh. E. Rabe die Wiederbelebung der alten Boltspuppe Kaspar Butschenelle" durchsetzte. Die Ver einigung hatte bei Ausbruch des Krieges 650 Mitglieder, houte aber über 4000, die sich über den ganzen Erdball verteilen und zu denen auch einige ausländische Körperschaften und Bibliotheken gehören.

Kapellmelfter Wilhelm Freund  , ber dem Deutschen   Obernbaufe neu verpflichtet wurde, nimmt seine Tätigkeit am 1. März auf. Er leitet ble mufitalische Einstudierung von Graeners Dper Don Juans legtes Abenteuer.

.