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Brandenburger Bezirksparteitag.

wurde

Der Brandenburger Bezirksparteitag gestern durch das Referat des Genossen Wels über die politische Lage und die Reichstagswahlen fortgesetzt.

Die bevorstehenden Reichstagswahlen, so führte er aus, haben eine Bedeutung, die weit über die Grenzen Deutschlands   hinaus geht. Das Jahr 1924 ist ein großes Wahljahr. Die Wahlen in England gaben den Auftakt. Die Besizergreifung der Macht durch die Labour Party   tommt einer Revolution gleich. Wenn aber die englische Bourgeoisie nicht in ein wütendes Geschrei gegen den Marrismus ausbricht, so liegt das daran, daß in England Ach tung vor der Berfassung besteht. Diese Achtung vor der Berfassung muß dem deutschen   Bolte erst in den Kopf gehämmert merden. Dazu müssen uns die neuen Wahlen Gelegenheit geben.

Benn wir uns die Entwicklung der letzten Jahre vor Augen

führen, so ertennen wir, daß es bestimmte Fragen sind, die die Dis­tuffionen in der Partei belebt haben. Da ist vor allem

die Frage der Koalitionspolifif.

Republikaner gibt es nur durch Erziehung Diese Erziehung hat der Krieg und die Arbeit in der Nationalper jammlung geleistet. Damals lehnten die Unabhängige Sozial demokratie und die Deutsche   Boltspartei die Verfassung ab; heute aber wird die Verfassung von allen Parteien bis zu den Kommu nisten als der Boden anerkannt, auf bem politische Arbeit geleistet werden kann. Die Verfassung ist bet uns im Begriff das zu werden, was fie in England ist: Allgemeingut des deutschen   Bolles.

Wir haben

die Außenpolitit Stresemanns gebilligt. Aus feinen scheinbaren Anfangserfolgen wurde schließlich ein Mißerfolg. Die Sozialdemokratie hat ihren besten Mann auf den verantwortlichsten Bosten des Kabinetts Stresemann gestellt. Die Tätigkeit des Genoffen Hilferding hat manche Kritit er­fahren. Ich selbst bekenne mich schuldig, auf ihn eingewirkt zu haben, weil mir feine Arbeit nicht schnell genug vorwörts ging. hingewiesen, daß Hilferdings Vorgehen durchaus richtig war, und Unser österreichischer Genosse Otto Bauer   hat uns aber darauf daß es einen Niedergang ohne gleichen bedeutet hätte, wenn er nach den Vorschlägen der Dränger gehandelt hätte. Wir können stolz fein auf Hilferdings Wert, dessen Auswirkungen ihn leider nicht mehr im Amt fanden. Die Rentenmart ist nicht Helfferichs Wert, mit Fug und Recht nimmt es die Sozial. demokratie für sich in Anspruch. Glaubt jemand, daß die Deutschnationalen sich so danach drängten, die Vaterschaft für die Schaffung der Rentenmart für sich zu beanspruchen? Helfferichs Plan einer Roggen bant stellte etwas ganz anderes dar. Wir haben

geliefert hatte, die Bildung der großen Roalition unter Wirth ablehnten. Wer einmal feine Fehler erfannt hat, muß den Mut haben, sie zu bekennen und daraus die Konsequenzen zu ziehen und nicht wie einzelne, die von einer Partei zur anderen tommen und gehen, sich immer wieder gleich in Führerrollen drängen.( Bei­fall und Unruhe.)

Gen. Künstler: Die Republik   hat es nicht verstanden, die Sym pathien des Proletariats zu erwerben. Das ist nicht nur die Schuld Boincarés, fondern auch der deutschen   Bourgeoisie, der reaktionärsten der Welt. Mit dieser Bourgeoisie können wir feine republikanische Roalitionspolitit treiben. Die fogenannte positive Politik hat sich zum Schaden der Sozialdemokratie und der Republik   ausgewirkt. Trotz aller Meinungsverschiedenheiten laffen wir an der Einheit der Partei nicht rütteln.( 3uftimmung.)

Einstellung zum Staat und zur Republik  . Wenn feine Gedankengänge Gen. Giebel: Aus den Worten Künstlers   sprach eine ganz falsche richtig wären, dann würde die Masse an der Demokratie verzweife.n und dem Irrwahn der fommunistischen Diftatur nachjagen. Es mangeit en Aufklärung der Masse, und dieser Mangel hängt auch mit unserer finanziellen Armut als Partei zusammen. Ich sehe nicht so schwarz in tie Zukunft,

die Entwidlung in England gibt uns neue Hoffnung, wenn wir nur den Glauben an die Demokratie nicht preisgeben. ( Beifall.)

Gen. Bernstein  : Ich bin überzeugt, die Ruhrbeschung wäre nicht unter Birth erfolgt, weil die Regierung Wirth selbst in Frankreich  hohes Ansehen genoß. Hätten wir das Ermächtigungsgesetz abgelehnt, bann hätten die darauf lauernden Deutschnationalen den Nugen da­von gezogen. Mit den Kommunisten ist eine gemein fame Arbeiterpolitit überhaupt nicht möglich.

( Beifall.)

Gerade diese Frage muß aus dem großen Zusammenhang der Dinge heraus betrachtet werden. Der Bruderkampf der Arbeiter. Plasse hat es verschuldet, daß die Sozialdemokratie in der Natio­zwei Ermächtigungsgesehen zugestimmt. nalversammlung nicht die Mehrheit erhalten und sie bis heute in Gegen beide ist Sturm gelaufen worden. Beide hatten die Auf­feinem Reichstag besessen hat. Wenn heute immer wieder von der gabe, die Steuern auf Goldmark zu stellen und die Währung zu Opposition Anslagen gegen die Reichstagsmehrheit und die stabilisieren. In der Fraktion rief mir ein besonders radikaler Genosse Barteileitung erhoben werden, so berührt mich der aus diefen An- zu, das hätte man auch mit dem§ 48 erreichen können. Der§ 48 flagen heraustlingende Glaube an die Allmacht der Sozialdemo- ist der Notparagraph der Republik  . Er soll ihren Bestand sichern, fratie immer schmerzlich. Die Opposition vergißt stets, daß die wenn Gefahr im Berzuge ist. Das Gefeß, das die Anwendung des Sozialdemokratie nicht die Macht hat. Die Gedächtnis§ 48 regeln soll, ist noch nicht verabschiedet. Wäre das Ermächti Gen. Ulmer: Die Politit der Sozialdemokratie läßt sich durch trägheit des Volfes hat die Bürgerlichen start gemacht, aber diese gungsgefeß nicht gewährt, hätte die Regierung Marg den Reichs aus vertreten. Wir haben feinen Aalaß, fleinmütig zu sein, und Gedächtnisträgheit ist auch in unserer Partei zu finden, wenn Getag nach Hause geschict und auf Grund des§ 48 regiert, deshalb ist es eine Jämmerlichkeit, wenn Funktionäre so tun, als noffen tommunistische Phrasen gedantenlos wiederholen. dessen Anwendung noch nicht gefeßlich vorgeschrieben war. Wir fönnten sie unsere jetzige Politit nicht vertreten. Der Teufel foll die ( Zustimmung.) durften mit der Anwendung des§ 48 in dieser Lage feinen Prä- Parteigenoffen holen, die den Gegnern der Sozialdemokralle fort­zebenzfall für die Zukunft schaffen. Wir hatten in gefeht Agitationsmaterial liefern.( Stürmischer Beifall.) ber Fraktion nicht nach unserem Willen zu entscheiden, sondern zwischen zwei Fehlern zu wählen. Wir glauben, den kleineren ge­wählt zu haben. Genossen, noch ist die Stabilisierung der Währung nicht sicher. Wir müssen an unserer Bolitik festhalten, die Rentenmart nur als eine 3mischen 15fung zu betrachten, bis die Goldnotenbant tommt, die fich auf eine internationale Anleihe stüßt. Diese Frage also war es in erster Linie. die Erhaltung der Verfassung in zweiter Linie, die uns be­Bom ersten Lage der Regierungsbildungen war die Sozial stimmten, für die Ermächtigungsgefeße zu sein. Wer also in der Demokratie gezwungen, Roalitionspolitit zu treiben. Schon um den Zukunft sich berufen fühlt, uns megen dieser Haftung anzugreifen, Frieden zu erreichen, war es nötig. Wir haben vielleicht Fehler ge- der möge die Dinge in diesem Zusammenhang prüfen. Ich habe macht. Ich befenne mich schuldig daran, daß wir nicht immer mich bei allen diesen Entscheidungen stets der Mehrheit in der Koalition waren. Es mer vertehrt, zu viel Rüd- gefügt, und das muß jeder Genosse tun.( Sehr richtig!) ficht auf die Stimmen zu nehmen. die sich gegen die Koalition rich Unter welchem Feldgefchrei werden die Wahlen geführt werden? teten. Gewiß, die Koalitionspolitik hat die Arbeiterschaft gegenüber Man wird uns verantwortlich machen für alles, was die Urheber der Sozialdemokratie fritischer gemacht. Niemals aber waren wir von der Berantwortung befreit, ganz gleich, ob wir in der Regierung Handlungen einzutreten haben. Wir brauchen den Wahlkampf nicht des Krieges verschuldet haben. Wir werden fenfequent für unsere waren oder nicht.( Zustimmung.) Der Rebner kennzeichnete die Bo- zu fürchten, wenn wir uns unserer Kraft bewußt sind und uns nicht litif der bisherigen bürgerlichen Kabinette. Wenn man von Roa­litionspolitik spricht, dann soll man sich umsehen, wie es in den mimosenhaft versteden vor unseren Gegnern, vor allem vor denen Ländern aussieht, in denen teine Roalitionspolitit von links, den tommunistischen. Die Kommunisten werden von uns getrieben wurde.( Sehr richtig! Man hat uns zum Vor­uns in der Agitation immer über sein, weil wir in der Ge. wurf gemacht, daß wir wiffenlosigkeit mit ihnen nicht fonfurrieren fönnen. Bir haben Verantwortlichkeit gegenüber den Volksmassen, die die Kom munisten glauben, nicht aufbringen zu fönnen. Augenblicklich ziehen die Kommunisten ihre Kraft aus dem wirtschaftlichen Verfall Deutsch  latnds und aus den Spenden, die aus dem russischen Säckel fließen. tratie befämpft worden. Sie hat dabei oft gegen ihren Der Krieg und seine Folgen sind von der Sozialdemo. parteipolitischen Nugen gehandelt. Bewußt hat sie die Intereffen des Bottes über die der Bartei gestellt. Das wird fich in der Butunft günftig auswirken. Aus dieser Ueberzeugung schöpfe ich die Zuversicht, daß wir den Wahlgang mit Ehren bestehen wer den. Genossen, wenn Ihr hinausgeht in die Provinz und fraftvoll fehlen.( Lebhafter Beifall.) für unsere Iteen und Handlungen eintretet, tann der Sieg nicht

die Regierung Cuno

nicht ſchnell genug geſtürzt hätten. Aber die Partei war sich nahezu einig darüber, die Regierung Cuno allein die Suppe auslöffeln zu lassen. Ich will nicht untersuchen, ob die Ruhrbefehung zu ver­hindern war oder nicht. Mit der Ruhrbefegung Hand in Hand ging die Inflation. War es nicht die Sozialdemokratie, die immer wieder die Forderung stellte, eine vernunftgemäße Finanzpolitik zu treiben, um den Währungsverfall zu hindern? Das wird von der Opposition ständig vergessen Es ist unerhört, wie in der Partei immer wieder Vorwürfe erhoben werden, die jeder Grundlage entbehren. gehen müßten, um zu lernen, wie man agitieren muß. Genoffen, wir Es iſt, als ob wir bei den Deutsch nationalen in die Schule haben die Ruhrbesehung rechtzeitig erkannt. In zahlreichen Schriften haben wir darauf hingewiesen, daß sie eine Bedrohung des europä ischen Friedens darstelle. Wir haben den Ruhrkampf verloren, aber ich weiß nicht, ob Poincaré   ihn ge. wonnen hat. Wenn die französischen   Wahlen eine andere 3u­fammenfeßung der Kammer bringen follten, so wird das vielleicht eine Folge diefes französischen   Sieges fein.

Haffet Eure Feinde!" a

Bon Karl Sudert.

is ich diese Ueberschrift in der neuesten Nummer des Revolver. elättchens Friedericus" las, stand es bei mir fest, daß ich ein der artiges Exemplar haben müsse. Zuerst fiel es mir ja schwer, dafür 30 Bf. zu opfern, aber der Inhalt dieser Beitung" hat mich doppelt entschädigt. Bulles feliges Deutsches Tageblatt" follte ja nur jede Nummer eine Gensation fein, im ,, Friedericus" ist aber jeder Auf­fat eine. Der Leitartikel besagter letzter Nummer trägt die obige Ueberschrift und ist verfaßt von einem gewissen F. C. Holz. Beim Lesen des Geschreibfels lief es mir immer abwechselnd heiß und talt den Rüden runter, fo graufte es mich. Ich sah deutlich im Geifte, mie der Verfasser des Artikels seine Zähne vor But über die to Demberverbrecher" gefletscht und feine Feder in frisches Sozialisten blut getaucht hatte. Denn das eine steht fest: Etwas Derartiges fann man nur mit Blut niederschreiben, fonst verliert es an Wirkung. Ueber das Wort Liebet Eure Feinde" äußert sich Holz wie folgt: Das Wort foll bestehen, aber es fordert etwas, was nicht menschlich ist, was göttlich sein muß, was aber hündisch wird, wenn es von uns Deutschen   befolgt wird." Herr Holz nennt sich jeden falls einen, Chriften", fogar einen deutschen   Chriften und schimpft seine chriftlichen Landsleute Hunde, wenn sie der Lehre des Gründers feiner Religion Folge leisten wollen. Das ist also die Ansicht jener Leute, die bei jeder Gelegenheit in die Kirche rennen und um Gottes Beistand bitten.

In der

Diskussion

spricht zunächst Genosse Brühl Er fennzeichnet bie 3ersplitte. rung ber Arbeitertiaffe als den Hauptfehler unserer Bergangenheit. Der andere Fehler war, daß wir trok des Anschauungsunterrichts, den uns die erste rein bürgerliche Regierung Fehrenbach- Simons

fich die weitere Frage auf, ob in früherer Zeit bei einem gleichen Gedankengang sich die Kirche hierzu ruhig verhalten, hätte.

Zum Schluß möchte ich Herrn Holh einen Saz für sein Stamm. buch empfehlen, und zwar einen Satz des Evangeliſten Johannes  , der in seiner ersten Epiftel Kapitel 2, Bers 4, wie folgt geschrieben hat: Wer da fagt, ich kenne ihn und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner und in solchem ist keine Wahrheit."

Historisches von der Grippe.

Die Grippe stellt sich als mißliebiger Gast in ben legten Wochen wieder öfters ein, wenn sie auch glüdlicherweise nicht jene furcht­baren Formen annimmt, wie in der Zeit furz nach dem Kriege. Damals glaubte man, daß mit dieser Krankheit eine ganz neue furchtbare Geißel der Menschheit erstanden sei. Aber gar bald er fannte man, daß es sich um eine Epidemie handelt, über die mir schon feit Jahrhunderten unterrichtet sind. Der befannte Historifer der Medizin Dr. Erich Ebstein hat in der Zeitschrift Das deutsche gemacht. Schon im Jahre 1580 treffen wir auf eine Epidemie, der Buch interessante Mitteilungen über die Geschichte dieser Krankheit fog. Schlaffrantheit", die nichts anderes war als unsere heutige Gehirngrippe. Diese besonders gefürchtete Form der Grippe wurde in London   in den Jahren 1774-75 beobachtet und geschildert. Kein Geringerer als Isaac Newton   machte damals mit ihr Bekannt schaft. Der Name" Grippe", der damals auftaucht, tommt von dem ihren Namen davon, daß sie ganz plöhlich den Menschen ergriff, Wort gripper", d. h. angreifen, befallen. Die Grippe erhielt also pacte. Seit 1733 erscheint daneben der Name Influenza  ", der der Gestirne auf die Gesundheit des Menschen gedacht. Diese In Joviel wie Einfluß bedeutet. Dabei ist ursprünglich an den Einfluß fluenza" tritt dann im 18. Jahrhundert vielfach auf. So schreibt Lichtenberg   1775 aus London  : Es ist ein sehr großes Sterben hier, und manche Leute sind äußerst ängstlich." In den folgenden Jahren war Deutschland   von der Grippe heftig heimgelucht. So Jahren war Deutschland   von der Grippe heftig heimgelucht. So berichtet Herzog Karl Auguſt aus dem Februar 1782 von Goethe  : Jegt geht Goethe   gelb und bleich umher und flict an sich herum. Die Hofdame Fräulein v. Göchhausen   schreibt Ende Mai desselben Jahres: Da ist eine verflucht verruchte Seuche losgelaffen, die ein unfeliger Sturm von Astrachan   über ganz Deutschland   gejagt haben soll und deren Geißel feines Menschen Kind entgeht. Sie selbst wandelt unter faum Erstandenen, Kranten oder im Begriff frant zu werdenden Schatten umher" und tommt sich vor wie ein armer Teufel in der Bataille, neben dem Frund und Feind fällt und der fich auch jeden Augenblic einer Mustetenfugel perfieht".

lich den bürgerlichen Partein dazu dient, die Sozialdemokratie her. Gen. Klausner: Ich bin gegen jede Koalitionspolitik, die ledig anzuziehen zur Stübung der eigenen wankenden Stellung. und ein Drüben. Persönlich bin ich in gewissen Fragen nicht gleicher Gen. Breiffcheid: Es gibt in der Fraktion nicht nur ein hüben Meinung wie die Fraktionsmehrheit gewesen, aber ich habe es für meine Pflicht gehalten, mich dem Willen der Mehrheit zu fügen und die Politik der Mehrheit öffentlich zu vertreten.( Sehr gut!) In folchen Fällen ist es Pflicht an der Partei, einen Teil feiner Selbständigteit aufzugeben. Solidarität ist in der Partei mehr denn je vonnöten. Fragen der Koalition find teine Frage der sozialistischen   Auffassung, sondern der politi. fchen Tattit.( Sehr richtig!) Wir haben den Bestand der Re­beshalb gibt es oft Situationen, in denen wir uns mit bürgerlichen publit gegen außen und gegen die inneren Feinde zu verteidigen und füßen, dann darf die Krifit der Opposition nicht dazu führen, die Parteien verbinden müffen. Wenn wir aber in einer Koalition Stellung der eigenen Minister zu erschweren.( Sehr gut.) Man spricht feht viel von England und zieht Vergleiche, Aber wenn wir in Deutschland   als Partei dasselbe täten, was unsere englischen Ge­noffen taftisch und politisch als Regierung tun müssen, dann möchte ich mich nicht in der nächsten Berliner   Funktionärversammlung fehen lassen.( Stürmische Heiterfeit.) Wir lehnen es ab, russische Berhält niffe auf Deutschland   zu übertragen, das gleiche gilt für Bergleiche mit der englischen Arbeiterregierung, die von den Liberalen ab. hängig ist. Ich komme aus England und warne vor allzu weit. fiegen follte. Ein führender englischer Polititer fagte mir: gehenden Illusionen, besonders wenn die Reaktion in Deutschland  Für das deutsche Belt alles, für die gegenwärtig herrschende Wirtschaftsflique nidhis!" Das ist die Stimmung in England, und daraus erwachsen uns Sozialdemokraten ganz besondere Pflichten und Aufgaben bei den fommenden Reichstagswahlen.( Lebhafter Beifall.)

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Gen. Marie Judhacz: Ich stimme dem Genossen Breitscheid   völlig zu. Wir sollen in unseren Reihen Kritik üben, aber niemand, der fich bereit erflärt hat, die Verantwortung zu übernehmen, ist zu folcher Kritik berechtigt. Bir haben um die Frauen zu werben. In 2ien haben 20 000 Frauen mehr als Männer für die Sozial­demokratie geftimmt. Das Beispiel von Wien   zeigt, was erreicht werden kann. Die Partei muß sich viel mehr als bisher der Auf­flärung und Gewinnung der Frauen annehmen.( Beifall.)

den russischen Handel nach dem westlichen Europa   fämen, erzeugt würde, fand die Zustimmung des Wiener Medizinalfollegiums. In Baris sang man damals einen Gassenhauer, dessen Refrain lautete: Die Grippe ist Mode in Paris  ". Der nächsten großen Influenza euche, die in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts durch Europa   zog, fiel Chamisse zum Opfer. Kurz nach der Erkrankung, im Jahre 1833, dichtete er ein Sonett mit der Ueberschrift Nach der Grippe". An den Folgen der heimtüdischen Krankheit starb er dann 1838. Bei der nächsten großen Epidemie, die von 1889-91 tobte, fammelte der Breslauer Hygienifer Richard Pfeifer die Erfahrungen, mit deren Hilfe er den Pfeiferschen Bazilius entdeckte. Seitdem wissen wir, daß die Grippe zu den Infektionskrankheiten gehört.

maler Hans Joachim Wagner hielt am Sonnabend por geladenen Eine Wiederbelebung der Frestotechnit? Der Berliner   Kunst. Breffevertretern einen Bortrag über Frestomaleret. Der Künstler glaubt auf Grund eines 15jährigen Studiums in Griechenland   und Stalien das Geheimnis der Frestomalerei der Antike wiedergefunden zu haben. Diese Frestomalerei der flaffischen Völker, wie man sie unter anderem in dem ausgegrabenen Pompeji   und Rom   noch heute durch ihre Dauerhaftigkeit vor der Freskomalerei der Nachzeit aus. findet, zeichnete sich durch ihren Glanz und ihre Farbenpracht sowie In der Renaissance war das Geheimnis dieser Frestomalerei auch den italienischen Künstlern verlorengegangen und hatte sich nur in einigen einfachen italienischen Handwerkerfamilien erhalten. Der Künstler mißt dieser Wiederentdedung der alten Frestomalerei für die moderne Architektur insofern große Bedeutung bei, als er hofft, fehr billigen Gestehungsfoften nunmehr auch ihren Einzug in das daß sie infolge ihrer außerordentlich dekorativen Wirkung und der Haus der Neuzeit halten wird. In dieser Weise hat er bereits eine

Billa   in Dahlem   ausgeschmückt.

malerei versucht wird. Die früheren Versuche sind meist gescheitert, Es ist nicht das erstemal, daß eine Neubelebung der Fresto­aus vielen Gründen. Es handelt sich nicht bloß um technische Brobleme. Die Wand müßte erst wieder der Malerei erobert werden, und es müssen auch die Stilvoraussetzungen geschaffen werden, beren bas Fresto bebarf. Ob bann aber gerade die römische Art der Freskotechnik für heutige Bedürfnisse geeignet wäre, ist noch

eine besondere Frage.

Und dann ein anderer Saz: Nicht eine Revolution, sondern einen Führer brauchte das deutsche Volt 1918. Und wenn ein solcher Führer 1918 nicht vorhanden war, so tat's die Militärdiktatur, die fich mit ihren Maschinengewehren und Kanonen damals dekorativer ausgenommen hätte als heute im roten Deutschland  , wo fast an jeder Ede ein pazifiſtiſcher Esel steht." Zunächst einmal eine Frage, Herr Holz: Wo waren denn 1918 die militärischen Führer ge­blieben? Der oberste Kriegsherr" rückte in seiner Angst um das Leben nach Holland   aus; sein ältester Junge folgte ihm; Erich Lind­ström( Jonst unter dem Namen Ludendorff bekannt) bebrillte sich blau und flog, ebenfalls vor Furcht um sein Leben, nach Schweden  . Hier ließen sich noch viele solcher Namen aufführen, diese drei sollen aber genügen, weil sie für diesen Kreis die martantesten Persönliche teiten sind. Aber die zurückgebliebenen Militärs waren Diplomaten, stellten sich schnell auf den Boden der gegebenen Tatsachen" und schwiegen recht schön still. Dann aber zu den pazififtischen Eseln. Als Christus gefangen genommen wurde, wollte ihn einer feiner Nachricht an Aerzte" in die Rönigsberger gelehrte und politische bild, das in dem baiteipolitischen Tagesstreit entstanden ist, versuchen in

Anhänger mit dem Schwert in der Hand verteidigen. Chriftus ge­bot aber diesem, das Schwert in die Scheide zu stecken. Das war von Christus zweifellos pazififtisch gedacht, und wer heute ebenso denkt, wird von Ihnen, Herr Holz, als Esel bezeichnet. Es wirft

Im selben Jahre ertranfte Schiller besonders heftig, so daß er nach der Aufführung der Räuber" in Mannheim   in fehr schlechtem Zustande naach Stuttgart   zurückkehrte. Damals rückte Rant eine Beitung", und zwar zu dem Zwede, um dieser Krankheit, die nicht durch die Luftbeschaffenheit, sondern durch bloße Ansteckung sich aus­zubehnen scheint, so weit als möglich nachzuspüren". Rants An schauung, daß die Krankheit durch schädliche Insekten", die durch

Boltsbühne. Die deutsche Uraufführung von Anbrejemonig unger findet am 28. d. M. in der Boltsbibne, eater am Bulow play, statt. Megie: Frit IL Künstlerischer Beirat: Delar Schlemmer vom Bauhaus in Weimar  .

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Karl Kraus  - Abende. Die Truppe veranstaltet im Auftspielbans am 21., 22, 25., 26 und 27. februar. 8 11hr, fünf Borlesungen von Karl Kraus  . Tas Proaiamm enthält: Gigene Echriften, fowie Dichtungen von Shakespeare  , Goethe, Neftroh. Raimund, Hauptmann, Wedelind.

Die Schulreform in Thür ngen wird in einer 82 Teiten starten Sonder nummer der Leipziger Lehrerzeitung" dargestellt. Gegenüber dem Berr lichen Ueberblid fiber bie in Thüringen   geleistete Arbeit zu bieten. Bleich dieser Veröffentlichung. Vertreter des Thüringer Bildungswesens einen ach geitig fommen die wichtigsten gefeglichen Bestimmungen zum Abbrud. Die Rummer fann gegen Boreinfendung von 30 Pf. von der Druderei Greinee u. Schramm, Leipzig  , Querstr. 17, bezogen werden.