Ist der Reichspräsident vogelfrei?
Münchener Richter und preußische Helfer.
Die Tatsache, daß der Reichspräsident den Strafantrag gegen einen gewissen Gansfer zurückgenommen hat, der ihn als„ Landesperräter" öffentlich beschimpft hatte, hat der reaktionären Presse aller Schattierungen Anlaß zu tiefgründigen Betrachtungen gegeben. Man untersucht mit Gewissenhaftigkeit die Frage, ob der Reichspräsident das juristische und sittliche Recht hatte, eine Zeugenladung cor das Münchener Schöffengericht abzulehner., nachdem er bereits ridlich zur Sache vernommen worden war. Und man tommt in den am das Staatswohl besorgten Redaktionsstuben der ,, Deutschen Lageszeitung" wie der gesinnungsverwandten Kreuzzeitung" zu dem Ergebnis, die Zurüdziehung des Strafantrages ftelle eigentlich eine Brüstierung des ehrenwerten Münchener Schöffengerichtes Emminger- Rahrscher Observanz dar. Der nachfolgende Brief des Genossen Wolfgang Heine , der in dieser Frage der Rechtsberater des Reichspräsidenten war, zeigt in aller Klarheit, worauf es in München und sonstwo antam. Genoffe Heine schreibt uns:
"
Herr Dr. Emil Ganffer zu Berlin , Brüdenallee, versendet ein Schreiben, das die republiffeindliche Breffe abbrudt. Darin behaup Schreiben, das die republikfeindliche Presse abdruckt. Darin behaup: let Gansfer, Herr Reichspräsident Ebert hätte den Vorwurf ses Landesverrats auf sich sigen lassen und er fragt sen Herrn Reichspräsidenten : Wann treten Sie zurüd?" Dieser Gansfer war am 12. Juni 1922 in München polizeilich eftgenommen worden, weil er auf der Straße geschrien batte:„ Ebert ist ein Landesverräter!" Der Herr Reichspräsident stellte Strafantrag bei den bayerischen Behörden und Bansfer wurde wegen Beleidigung angeflagt.
Der Borsigende des Schöffengerichts in München zeigte seine Stellung zu der Sache dadurch, daß er unter Beziehung auf einen Urtikel aus dem„ Bölkischen Beobachter" vom Staatsgerichtshof zum Schutze der Republik ein Aftenstück erbat, worin nach Behaup ung dieser Zeitung der Beweis für einen Landesverrat des Herrn Reichspräsidenten Ebert geführt sein sollte. Natürlich fand sich in Diesem Urteil das Gesuchte nicht. In der Hauptverhandlung vom 17. Mai 1923 beschloß das Schöffengericht München unter dem Boriz desselben Richters auf Antrag von Gansfers Berteidiger, Justizcat Kohl, den Herrn Reichspräsidenten sowie die Herren Scheide mann , Dittmann, Emil Barth und Ledebour über den angeblichen Landesverrat zu vernehmen.
Diese Zeugenvernehmung ist erfolgt und hat volle Klarheit sarüber ergeben, daß der Munitionsarbeiterstreit von 1918 ohne
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einem folchen Gericht selbst wenn es bie Badung noch aufgehoben| Wille bes pfälzischen Boffes fei, in loyalem Susammenarbeiten mit hätte ein Urteil über die Persönlichkeit und Tätigkeit des Ersten der Besagungsbehörde für Ruhe und Ordnung Sorge zu tragen. Beamten und Vertreters des Reiches anzuvertrauen. Sie brachten weiterhin zum Ausdrud, daß Dr. Bayersdörffer das Bertrauen der Bevölkerung genieße und wiesen auf die außerordentliche Bedeutung eines Breffereferats bei der Regierung in Speyer und die Bedeutung dieser Stelle für die Konsolidierung der Verhältnisse in der Pfalz hin. Mit einem Schlußwort Dr. Bayersdörffers fand die Konferenz ihren Abschluß.
halte.
Irgendein Interesse bot der Prozeß nicht mehr. Die Vorgänge waren zweifelsfrei festgestellt und die Behauptung Gansfers durch die von ihm selbst ernannten Zeugen widerlegt. Die würdelojen Schimpfereien auf der Straße lagen anderhalb Jahre zurüd. Die Persönlichkeit des Herrn Dr. Ganiser hatte gleichfalls nicht soviel Bedeutung, daß man sich um ihn hätte fümmern müssen. Des. halb habe ich dem Herrn Reichspräsidenten geraten, den Straf antrag zurückzuziehen, und dieser hat es daraufhin getan. Ich über. nehme die volle Verantwortlichkeit für diesen Rat. Ich habe in meiner Buschrift an das Gericht deutlich ausgesprochen, was ich von feinem Berfahren Dem Herrn Gansfer ist dies und das Ergebnis der von ihm selber veranlaßten Beweisaufnahme befannt. Wenn er gleich wohl den Vorwurf des Landesverrats' gegen den Herrn Reichsprüfi denten wiederholt und noch dazu behauptet, diefer hätte den Vorwurf auf fi figen fallen", so fagt er die unwahr. heit, und zwar obgleich ihm das Gegenteil be. tannt ist." Wegen der Wiederholung der Beschuldigung ist nach Mitteilungen, die durch die Blätter gingen, gegen den jetzt in Berlin wohnen ben Banffer bei der Berliner Staatsanwaltschaft Strafantrag gestellt worden. Es erscheint notwendig, daß diesmal feine zurückziehung des Etrafantrags erfolgt, damit dem ungeheuerlichen Geschwäß endlich ein Ende bereitet wird. Es ist ja nicht der Gansfer allein, ber folche verleumderischen Reden hält und Artikel losläßt. Muni tionsarbeiterstreit und Landesverrat Eberts" gehören zum Arsenal der antisemitischy- nationalsozialistischen Propaganda überhaupt, besonders in Bayern , wo die Beschimpfung der Reichsregierung fozusagen zum guten Ten gehört.
Aus Kempten im Allgäu wird uns terichtet, daß dort ein Universitätsprofe for namens Reinmöller aus Er langen auf einer sogenannten„ Baterländischen Kundgebung" vor Gymnasiaften und älteren Mitbürgern in seiner Festrede nach dem„ Allgäuer Tageblatt" folgende Dreiftigkeiten an den Mann brachte: Ist es wahr, daß Ebert an dem Munitionsstreit, der den Zusammenbruch Anno 18 beschleunigte, teilgenommen hat?" Soviel und so oft er diese Frage erhoben, noch immer stehe eine Antwort hierauf aus. Wenn der Vorwurf wahr sei, bann stehe der größte Verbrecher am deutschen Bolte an Deffen Spitze."
So hypothetisch der Mann seine Worte wählt, von so faltButun und ohne Einvernehmen mit der Sozialdemokrachnäuziger Frechheit sind seine Behauptungen. Wir haben ein tischen Partei ausgebrochen war, und daß nur auf Verlangen Gesetz zum Schuße der Republik , das Beschimpfungen der republiaus Arbeiterfreisen später mehrere Mitglieder der Parteileitung in fanifchen Minister und des Reichspräsidenten unter schwere Strafe bas Komitee eingetreten sind, um zu verhüten, daß durch den Streit stellt, uin dadurch das Ansehen des Staates felbst zu sichern. Das die Interessen des Landes geschädigt würden. Die Absicht war, burch Gefeß findet einfach feine Anwendung mehr. Der Reichspräsident, Berhandlungen der Arbeiter mit der Regierung ben Streit möglichst schnell beizulegen. Dies wurde inter seine Person und seine Bolkstümlichkeit im besten Berlin burch die Ungeschicklichkeit des Oberkommandos, das solche Sinne an fein Amt fette, um in der schwersten Zeit die junge Berhandlungen hintertrieb, unmöglich, während in München und Republik nicht zum Spielball all der politischen Wellen werden zu Köln auf diesem Wege der Streit in wenigen Tagen beendet laffen, die seit 1918 auf und niedergingen diefer Reichspräsident wurde. Nicht nur die Herren Ebert und Scheidemann haben dies ist heute vogelfrei. Er kann von jeder Gans und von jedem Gansfer bekundet, sondern auch Dittmann, der dem Streik näher stand, hat beschimpft werden, ohne daß sich ein Gericht rührt. Wenigstens in bestätigt, daß solche Berhandlungen von den Arbeitern Bayern . Warten wir at, was in Berlin geschieht! Auf das jelbst gewünscht wurden und daß der Zweck des Streits gar Ausland macht diese Art juristischen Schuhes für den Repräsentanten nicht war, die Munitionsherstellung zu erschweren und Deutschland in der Möglichkeit der Weiterführung des Krieges zu beeinträchtigen. der Republit zweifellos einen erhebenden Eindrud. Auch Herr Emil Barth hat bestätigt, daß Herr Ebert mit dem Streit nicht einverstanden war, und daß er immer eine Politit getrieben hat, die auf die Landesverteidigung gerichtet war.
Das Schöffengericht München feßte Termin zur Hauptverhandlung auf den 7. februar an und lud dazu den Herren Reichspräsidenten persönlich als Zeugen unter Strafandrohung(!) vor das Schöffengericht.
Diese Ladung erfolgte unter Verlegung des§ 49 der Strafprozeßordnung, wonach die Borstände der Obersten Reichsbehörde an ihrem amtlichen Gig zu vernehmen find, eine Bestimmung, die dem Richter felbstverständlich nicht unbe
tannt war.
Rechtsunwirksam!
Die 21. Zivilfammer des Landgerichts I Berlin hat in einer Hypothekenaufwertungsstreitigkeit den Antrag des Hypotheten schuldners auf Aussetzung des Verfahrens abgewiesen. Das Gericht hat sich auf den Standpunkt gestellt, daß die 3. Steuernotver ordnung infoweit rechts unwirtfam ist, als sie das durch die Reichsgerichtsentscheidung vom 28. November 1923 anerkannte Da der Herr Reichspräsident bereits eiblich vernommen worden Recht auf angemessene Aufwertung beschränkt, weil war, fonnte ich den 3uped dieser Ladung nicht in Notwendigkeiten fie infofern gegen Artikel 153 Absatz 1 der Reichsverfaffung ver. des Prozesses suchen und konnte diesem Gericht tein Berstößt, der das Eigentum gewährleistet. Das Landgericht I Berlin trauen entgegenbringen. Ich hätte als Berater und Ber. treter des Herrn Reichspräsidenten es nicht verantworten fönnen, schließt sich hiermit dem bekannten Beschluß an, welchen der Berein der Reichsgerichtsräte gefaßt hat, als die Absicht der Reichsregierung, das Aufwertungsrecht zu beschränten, befannt
Bolitisches gar der Operette einzuverleiben. Gott sei Dant fand der zweite Aft mieder den rechten Operettenton.
Auch Gilbert fand ihn erft hier, mit dem polnischen Marinta Tanz, mit einem weichen Balzer. Und zuvor hatte das stramme Leutnantslied wenigstens rhythmisch eingeschlagen. Die vielen Lyris men find altbaden, ohne Eigenart, doch in bekannter, vornehmer und unaufdringlicher Gilbert- Manier. Die kaiserliche Grandezza liegt der Margit Suchy nicht, erft als Bauernmädel fieß fie Temperament und Laune spielen und ver. for thre Beziertheit. Prächtig der Leutnant Wirl, ein flein - r Napoleon der Operette, breit- humoristisch Franz Groß und ge schmeidig- lebhaft, wie immer, die fleine Dora Hrach. Alles flappte. Ein Erfolg.
R. G. ,, Der souveräne Baurat." Zu dem Artike in Nr. 83 sendet das Bezirksamt Wilmersdorf uns eine Mitteilung, in der es heißt:
Es ist unzutreffend, daß das Projekt des Herrn Rosenthal alle Dienststellen einschließlich der fünstlerischen Beratungsinstanz anbeanstandet durchlaufen hat. Richtig ist vielmehr, daß ich alle für die Beurteilung zuständigen Stellen- auch der zur fünft lerischen Beurteilung herangezogene Sachverständigenbeirat des Bezirks und des Bezirkamis ganz entschieden gegen die Genehmigung des Projektes ausgesprochen haben. Die Annahme, daß es sich um die„ abfolute Entscheidung des souveränen" Stadt baurats handelt, ist also durchaus irrig.
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Ob das Projekt als solches in fünstlerischer Beziehung befrie. digt oder nicht, mog dahingestellt bleiben. Im vorliegenden Falle war für die Ablehnung durch die zuständigen Instanzen in der Hauptsache ausschlaggebend, daß fich das Gebäude in das bereits vorhandene Ortsbild in ästhetisch befriebigender Weise nicht einfügt"
Trotz dieser Richtigstellung bleibt die Totfache bestehen, daß die Wilmersdorfer Instanzen" sich in schretendem Gegensatz zu den Gut achten allererster Autoritäten befinden und daß sie, wie Kornelius Gurlitt schreibt, auf Grund von„ rüdständigen Geichmads= urteilen, deren amtlicher wirtungsfreis sich nur auf das Gebiet von Wilmersdorf erftred t", einen Bau, auf dem 40-50 Arbeiter beschäftigt find, faft fünf Monate hindurch im graziösen Wechselspiel Inhibierung des Baues- provisorische Genehmigung zum Weiterbau viele Male unterbrochen und Arbeiter brotics gemacht haben.
Die Voltsbühne( Theater am Bülowplah) bringt am Donnerstag, den 28., abends 7 Uhr, die deutsche Uraufführung von Andrejews König Hunger in der Inszenierung von Fris Holl. Die begleitende Musit ist von Wolfgang Beller, das Bühnenbild von Oscar Schlemmer. In dem Wert ist das gesamte fünstlerische Personal ber Volksbühne beschäftigt, die Titelrolle spielt Paul Hendels.
Reichstagskonzert der Brudner- Bereinigung E. V. Die BrucknerVereinigung unter dem Ehrenvorsiz des Reichskanzlers Dr. Marx leitet thre Arbeiten zu Ehren Anton Brudners, beffen 100. Geburtstag in diesem Jahre gefeiert wird, in der Wandelballe des Reichstages Sonntag nad mittag 5 Uhr ein. Zur Aufführung gelangt Brudners V. Symphonie mit dem Philharmonischen Orchester. Staatsminister Hirtfiefer hält eine Ansprache. Ernst Deutsch rezitiert Symnen an Brudner".
wurde.
Mit diesem Urteil greift die Rechtsprechung zum zweiten Male in die Gefeßgebung des Reiches ein, wobei zu beachten ist, in die Gesetzgebung des Reiches ein, wobei zu beachten ist, daß die Reichsregierung nach ihren eigenen Angaben überhaupt erst durch das bekannte Reichsgerichtsurtet für Hypothekenauf mertung veranlaßt worden ist, das heiße Eifen anzufassen. Nach unserer Auffassung bewegen fich Reichsregierung und Recht sprechung auf dem falschen Wege. Es ist unmöglich, eine Infla fprechung auf dem falschen Wege. tionsauswirtung aus dem Gesamtkompleg der über Deutschland hereingebrochenen allgemeinen Entwertung aller Werte herauszu nehmen und ohne Rücksicht auf Konsequenzen und Zusammenhänge zu erledigen. Das Beginnen muß scheitern. Dabei ist das Urieil des Berliner Landgerichts I nur eine Episode.
Vor dem Hitler- Prozeß.
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München , 23. februar.( Eigener Drahtbericht.) Menn feine außergewöhnlichen Zwischenfälle eintreten, beginnt am Dienstag vormittag vor dem Boltsgericht, das aus zwei Berufsrichtern und drei Laienrichtern besteht, der Hochperratsprozeß gegen Hitler , Ludendorff und acht weitere Angeklagte, die von ebenso viel Rechtsanwälten verteidigt werden. Da je nach dem Bettlauf der Berhandlung Aktionen der Völkischen sehr wohl im Bereiche des Möglichen liegen was um fo leichter ist, da jeßt Bersammlungs und Redefreiheit besteht so wird der für München zufüündige Staatskommiffar( der Polizeipräsident) für die Dauer des Prozesses besondere Vorkehrungen zur Aufrechterhaltung der Ord nung und Sicherheit erlaffen. Dazu gehört in erster Linie, daß die Kriegsschule, in der der Prozeß stattfindet, in weitem Umfrein ab. gesperrt wird. In diesem abgesperrten Rayon sind Anfamm lungen von mehr als drei Personen verboten, ebenso das Balfen. tragen, auch für diejenigen, die einen Waffenfchein besitzen, sowie auch das Hausieren jeder Art. Alle politischen Versamm. lungen im Zirtus Krone, im Löwenbräu und im Augustinerteller ( die an den gesperrten Rayon grenzen) find verboten. Andere Beranstaltungen in diesen Räumlichkeiten bedürfen besonderer Ge. nehmigung. Ueber diese speziellen Sicherheitsmaßnahmen hinaus ist durch Bereitstellung und entsprechende Verteilung der Reichswehr und Landespolizei Borsorge geçen Ruheftörungen getroffen. Das Interesse am Prozeß ist naturgemäß außerordentlich stark. Für die Bresse stehen etwas mehr als 60 numerierte Sigpläge mit Tischen zur Verfügung, während sich fiber 200 Bertreter aus aller Herren Länder angemeldet hatten. Da auch das Zeugenaufgebotes find mehr als 150 3eugen geladen- viel Platz im Verhandlungsraum beansprucht, so ist klar, daß für das zuhörende Publikum nur mehr wenig Platz zur Verfügung steht. Hauptbelastungszeugen sind be fanntlich Kahr, Lossow und Seißer, während die als Geiseln aus dem Bürgerbräufeller entführten Minister, wie man hört, nicht als Zeugen auftreten werden. Die völkischen Zei. tungen, deren noch vor kurzem zur Schau getragene Siegeszuver ungen, deren noch vor kurzem zur Schau getragene Siegeszuper sich ab mit neuen Auslegungen des Begriffs Hochverrat". Die ficht sich in klagenden Bessimismus verwandelt hat, mühen Bewegung vom 8. November," fo meint der Bölfische Kurier", wollte nichts Böses im Sinne der sittlichen Weltordnung, im Sinne der sittlichen Staatsidee, vielmehr endlich ein gutes Regiment, und das ist kein Berbrechen." Das Blatt schließt seinen Artikel mit den Borten:„ So möge der Geist des Friedens und der Versöhnung über dem Verfahren schweben. Das Richteramt geht über Menschenkraft, und doch ein Stern feuchtet ihm, das alte Wahrwort: Bolles Stimme
Botes Stimme!"
Rededuell Blum- Poincaré.
Erledigung der Finanzvorlagen..
Paris , 23. Februar.( TU.) Nach zehnstündiger Nachtfizung hat die Kammer heute früh mit 355 negen 218 Stimmen fämtliche Finanzvorlagen angenommen. Die Sozialisten, Radifalsozia listen und Kommunisten sowie einige Bertreter der äußersten Rechten haben dagegen geftimmt, Leon Blum ( S03.) legte in längerer Rede noch einmal ausführlich ten Standpunkt seiner Partei dar, wirtung versprächen und die Verbraucher nur mit neuen schme ren Abgaben belasten. Die Finanzprojekte", jo fagte er, finb
die Strafe für die Ruhrpolifit. Diese Bolitik verhindert jede Regelung der Reparationsfrage. Gleichzeitig beweisen die Geseze den Fehlschlag dieser Politit. ( Lärm äußerst rechts und im Zentrum.)
Poincaré richtete an die Abgeordneten einen legten Appell: Ich gebe zu, daß der Währungsfrise sowohl wirtschaftliche wie politische Ursachen zugrunde liegen. Es find aber nicht bie jenigen, auf die Leon Blum verweist. Wenn die Regierung der Stammer diese große Anstrengung zumuten mußte, so taher, meil Frankreich feit vier Jahren Borschüsse für Rechnung Deutschlands teistet. Wenn die laufenden Sachverständigenarbeiten ein glüc fiches Ergebnis zeitigen, fo is auch eine Aeußerung zu bedenken, die einer der ausländischen Sachverständigen einem feiner franzöfifchen Kollegen gegenüber vor einigen Lagen fallen ließ. Er fagte:„ Wir hätten es nicht so weit gebracht, wenn Sie sich nicht an der Ruhr aufhielten."( Sollte der Sach verständige, dessen gewiß vertrauliche Aeußerung Poincaré hier veröffentlicht, nicht vielleicht gemeint haben:„ Wir hätten es nicht so weit in der Weltwirtschaftsfrise gebracht, wenn Sie sich nicht an der Ruhr aufhielten!? Red.)„ Tatsächlich dürfen wir die Ron. 3effionen, die mir von Deutschland erlangen tönnen, dem I'mstand zuschreiben, daß wir seine reichsten Gebietsteile bejezt halten. Die Magnaten der deutschen Industrie wären auf Grade und Un. gnade uns ausgeliefert, wenn sie fich nicht fügten. Nichtsdestoweniger müffen wir
Neustadt , 23. februar.( Mtb.) Auf Wunsch des stellvertretenden bis zu dem Zeitpunkt, wo Deutschland im stande ist, Borsitzenden des pfälzischen Kreistages Dr. Bayersdorffer feine Bahlungen wieder aufzunehmen, eine beträchtliche Schuld traten heute die Bertreter der pfälzischen Breffe, Berlecer und Re- liquidieren, die wir auf Rechnung Deutschlands übernommen haben." datteure im Rathause zu Neustadt zu einer Besprechung über die In der Sitzung hatte sich besonders um die Eisenbahn. Lage zusammen. Nach einigen furzen Begrüßungsworten verbreitete tarife eine lebhafte Debatte entsponnen. Leon Blum er. sich Dr. Bayersdörffer in einem eingehenden Referat über die Entfärte, es sei grundfalsch, die Eisenbahnfäße zu erhöhen. Wenn die wicklung der letzten Tage. Er schilderte zunächst die Beratungen mit Kammer fich von der Annahme der Finanzprojekte einen günstigen der Spezialfommission und schaffte besonders über die Rückschlag auf dem Devifenmarkt verspreche, so sei die Herauffezung folgenden Fragen Klarheit: 1. Ob die Spezialfommission beabsichtige, der Tarife an und für sich grundlos. Der Eisenbahnminister die Pfalz offen oder verftedt von Bayern und dem Reidh le Trocquer entgegnete, der Staat tönne nicht das Defizit der Eisenbahngesellschaften übernehmen. Das Amendement Herriots, zu trennen. 2. Wie sich die Spezialkommiffion zu der Bebas amtenfrage stelle. Die Bertreter sämtlicher Regierungen ber bas auf die Beibehaltung der Tarife auf ihrer bisherigen Höhe abzielte, wurde mit 338 gegen 209 Stimmen abgelehnt. Boin. Spezialkommiffion erklärten furz und bündig, daß fie in feiner Form caré statte die Bertrauensfrage gestellt. Pfalz , Bayern und das Reich ein einheitliches Ganzes feien.
Es wurde festgestellt, daß fich die Berhandlungen mit General de Metz in loŋaler Weise und in besten Formen voll 3ögen, so daß schon wesentliche Zusicherungen erreicht worden seien. Schwierigkeiten bereiteten die Frage der in Birmasens und Raiserslautern anläßlich ber letzten Unruhen Inhaftierten, weil die franzöfifchen Behörden sich auf den Standpunkt stellten, daß die dort getroffenen Maßnahmen eine Angelegenheit der Militärbehörden feien. Es feien aber auch in dieser Hinsicht einleitende Schritte getan, so daß Hoffnung bestehe, daß die Gefangenen, fabald die Untersuchung beendet ist, wieder in Freiheit gesetzt werden würden. Die durch die Rheinlandkommiffion ausgewiesenen Be amten fönnten aus dem Grunde vorerst auf eine Rückkehr in die Heimat noch nicht rechnen, da dies nicht im Ermessen des Generals de Metz läge, sondern eine Angelegenheit der Rheinlandkommiffion felbft fei.
An die amtlichen Erklärungen der Regierungsvertreter fchloß fich eine Aussprache der Redakteure, die besonders auf die Freilaffung der Verhafteten und die Rückkehr der von den Separatisten ausce. wiesenen Personen drangen. Sie betonten ihrerseits, daß es der
Personalveränderungen im Finanzministerium. Der Staats. fefretär im Reichsfinanzministerium Dr. Schröder ist aus dem Reichsdienst a usgefchieden, er ist als Bräfident der Preußischen Staatsbant in Aussicht genommen. An feine Stelle tritt der bis. herige britte Staatssetretär im Reichsfinanzministerium und Bor figende der Kriegstaftenfommiffion Fischer. Zu deffen Nach folger in Baris ist der Dirigent des Wiederaufbauminifteriums Ge heimer Regierungsrat Dr. Ruppel unter Beförderung zum Minifterialdirektor im Reichsfinanzminifterium ernannt worden. Das amtliche Wahlergebnis in Medienburg- Schwerin ist fol 19 Size; Deutschpöllische 63 511 gendes: Deutschnationale 95 176 - 5 Gife; Demokraten 13 Size; Deut dhe Boltspartei 23 962 11 738-2 Size; Wirtschaftsbund 5122-1 Gig; Landpartei 4553 0 Size; Republikanische Partei 27210 Gige; Sozialdemokraten 74 92415 Site; Unabhängige 2521-0 Size; Rommunisten 44 765
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