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41. Jabrgang 1. Beilage des Vorwärts

Nr. 101 41. Jahrgang

Kommunistische Wahlmache.

Die Stadtverordnetentribine durch Polizei geräumt.

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Freitag, 29. Februar 1924

Tierhaltung im Hause.

In die Wohnung des Mieters Schulge flattert ein Schreibebrief bes neuen Berwalters Der Tapfere hat das Haus nicht gerade im besten Zustande übernommen. Seit Jahren ging alles brunter und drüber. So ziemlich jeder machte, was er wollte. Wenn nur die fchiedenen Hausbefizer, General- und Unterverwalter, die fast alle Miete gezahlt wurde!. Um alles andere fümmerten sich die ver­Bierte jahre wechselten, verteufelt wenig. Nun ist ein starker Mann schlossen, gründlich aufzuräumen. Und in dem Schreibebrief, den am Ruder, ist im vollen Kraftbewußtsein der Berwalterwürde ent­gleichzeitig noch drei andere Mieter erhalten haben, steht folgendes: Ihnen gehaltenen Kaninchen und Hühner bis zum Erften des tom Es tut mir leid, Sie auffordern zu müssen, daß Sie die von Ihnen gehaltenen Kaninchen und Hühner bis zum Ersten des tom menden Monats entfernen. Die Tiere dürfen auch nicht im Keller oder auf dem Boden bleiben. Der neue Wirt will das nicht mehr die Tiere verbreiten, beschwert. Sollten Sie meiner Aufforderung dulden. Außerdem haben sich mehrere Mieter über den Geruch, den nicht entsprechen, so würde ich berechtigt sein, beim Gericht die Auf­hebung des Mietverhältnisses zu beantragen." Schulze ist fuchs­wild und beruft einen Kriegsrat ein." Der tann so bleiben. Wat denkt sich der Patentverwalter denn eifentlich? Früher hat a dodj fehr zufrieden jewefen. Jegt riecht a woll den Jänsebraten? Zu nischt gehatt un mar a mit en Rarnidel uff'n Sonndagsdisch jewis mitten mang det Fett fäßen. Det jibt's nich, wat der will. Id bin stand! Als ob wa det Jeld so aus' n Aermel schüttelten und wieda dafor, wir laffen et druff ankommen." Der zweite Mieter haut in die gleiche Kerbe: Un nich mal uff'n Boden oder in'n Keller. Ber is denn noch so deemlich, da sein Klemvieh unterzubringen. Da wird et doch in de ersten acht Dage jef'aut. Also bleibt uns ja jar draußen in de Laube vahungern und vafrieren lassen?" Der dritte nischt andert als de Wohnung ibrig. Oder soll id meine Rarnice! Mieter ist bedächtiger: Kinners, feht euch den Mietverdrach an! braucht for'n Ranarienvogel, aber sojar schon for den fleensten und Wenn ich nich irre, steht da, det man zwar feene Genehmigung faubersten Röter. Na, un der Jestant is ooch nich so janz ohne. Et die uns denunziert haben, soll der Deibel holen, aba id jloobe, wa duftet manchmal wirklich wie in de Küche bei Kempinsti. Die Mieter, des letzten im Quartett. Man spült den Aerger hinunter und be­Dörr spizte seine Erzieh'n' ne Niete, wenn wa uns meijern." Das ist auch die Meinung schließt schweren Herzens, die vierbeinigen Hausfreunde zu ver taufen oder ein großes Schlachtefest zu veranstalten.

In der Berliner Stadtverordnetenverfamm.| ratung stattzugeben, aber die Beratung selbst in der durch die Tages. [ ung haben gestern die Kommunist en richtig wieder den Kr a ordnung gegebenen Reihenfolge stattfinden zu lassen. Dem stimmte feel zuftende gebracht, den sie brauchen, um Stimmung für die eine aus Bürgerlichen und Kommunisten bestehende Mehrheit bevorstehenden Reichstagswahlen zu machen. Viel Geschid ist aller zu. Die vom Gen. Dr. Lohmann aufgeworfene Frage, ob zur dings dazu nicht nötig man hat nur die Tribünen mit einigen Gültigkeit eines solchen Beschlusses Zweidriffelmehrheit gehöre, fe stungsfähigen Echreiern zu befehen, die auf Signal das Erforder- wurde einstweilen zurückgestellt. Die Borlage menen unter l'che beferren. Als Eignal dient in der Regel das Geschimpfe, mit stübung ber Brivatlyzeen und der privaten Mädchenmittel dem die kommunistischen Stadtverordneten, nicht etwa die Parteien schulen überwies die Versammlung einem Ausschuß und befaßte sich der Rechten, sondern die ihnen viel unbequemere Sozialdemokratie darauf mit der Anfrage der Deutschnationalen, welche eine Sta angre fen. Echon bei Beginn der Sitzung ließ das Geschäfts. Brühl gab die bezüglichen Ziffern. tistit der Erwerbslosen für 1923 verlangt. Stadtrat ordnungs" gerede des Kommunisten Dörr erkennen, daß er Stan nisten beantragten Besprechung führte Schumacher( Komm.) an, In der von den Kommu­dal fuchte und entsch'offen war, ihn so oder so herbeizuführen. daß Erwerbslose für 3wangsarbeit" wöchentlich ganze 9,30 m. Die Eihung wäre sogleich in der ersten Viertelstunde aufgeflogen, erhalten( Pfuil- Rufe auf der Tribüne; der Vorsteher droht mit der menn nicht der Versteher Haß das dadurch verhütet hätte, daß er Räumung). Die Straßenbahn- G.m.b.h. habe Gleisarbeiten fie auf einige Zeit unterbrach. Aber schon bold nach der Wieder durch Erwerbslose mit 3wangsarbeit ausführen lassen, und cufnahme bot bei einem Erwerbslofenantrag der Deutschnationalen er kommunistische Stadtrat Luscher sei für seine Weigerung, felche fich für die Kommun ften Schumacher und Dörr die erwünschte enthoben worden. Billige der Magiftrat die mehr als fchofle hand zu vermitteln, vom sozialdemokratischen Bezirksamt 20 seines Amtes Gelerenheit, das bewährte Schimpfrezept anzuwenden und durch ungsweise des Bezirksamts 20? Oberbürgermeister Bößer. finnlose Angriffe gegen die Sozialdemokratie die bestellten miderte: Der genannte Stadtrat in Reinickendorf hat erklärt, daß Oberbürgermeister Böß er Tribünenbesucher aufzuregen, so daß sie mit lärmen- er die neuen Bestimmungen für die Erwerbslosen nicht durchführen den Zwischenrufen störten. Der Vorsteher Haß bewies in diefer merde und er hat sie in mehreren Fällen nicht durchgeführt. Darauf Sigung eine Langmut, die wahrscheinlich fein anderer fertiggebracht hin ist er zunächst seines Amtes enthoben worden, und auf Beran. hätte, aber schließlich mußte er die Räumung gebieten. Nachung des Bezirksbürgermeisters ist ein Disziplinarverfahren ein­bem er die Sigung unterbrochen hatte, verließen ruhige Leute frei dem Stadtrat Luscher zugemutet jei, Streifbrecher zu vermitteln.- geleitet worden. Schumacher führte weitere Fälle an, wo willig die Tribünen, die Schreier aber blieben, ermutigt Der Oberbürgermeister wiederholte seine Erflärung mit dem durch die Anwesenheit temmunistischer Stadtverordneter, die an Busaß, daß der Magistrat gar nicht in der Lage sei, in das Ver heinend zu ihrem Schuh" hinaufgingen. Die Räumung war vom fahren selbst einzugreifen.- Stadtrat Brühl legte nochmals mit Borsteher geboten worden, aber sie auszuführen, blieb Auf großem Nachdruck dar, daß es sich um Berordnungen des Reichs mit be des Magistrats. Der Stadtrat Wege, der das Amt hat, Gefeßestraft, um zwingende Borschriften handle, deren Nicht­s Hausrecht des Magistrats zu wahren, bemühte sich diesmal ver befolgung schließlich nur den Erwerbslofen zum Schaden gereichen bid, die Tribünenbefucher in Güte hinauszubringen. Schließlich Boche fest, bei Schwerarbeit, wozu auch Schneearbeit gerechnet müsse. Im allgemeinen halte man an 8 Stunden Pflichtarbeit pro rief er die Polizei herbei, die dann in Stärke von vier oder fünf werde, fämen nur 6 Stunden in Frage. Mann anrückte und durch einfache Aufforderung die unverzüg widerungen auf den Vorwurf gegen den sozialistischen" Magiftrat liche Räumung erreichte, ohne irgendwelchen Widerstand zu zu, dieser habe an der Hand des ominöfen§ 9 der Erwerbslojen finden. Nach Wiederaufnahme der Sigung besorgte der Rommunist vererdnung den Rampf gegen die Kommunistische Partei eröffnet. Rosenberg, mas noch zu tun übrig blieb. Er erzwang eine Der Massenunwille der Berliner Bevölkerung müsse endlich diesen Mortentziehung, redete aber weiter und erreichte den gewünschten hörer ordnete der Borsteher die Räumung der Tribüne Magistrat hinwegfegen. Auf abermalige Rundgebungen der Rus Abbruch der Sigung. So sieht die Arbeit" aus, die von den Kommunisten im Rathaus geleistet wird. Sollten die Ber an und vertagte nach 47 Uhr zum zweitenmal die Sigung. ständigen unter der kommunistischen Wäh'erschaft, als sie bei den Stadtverordnetenwahlen diese Bertreter ins Rathaus fchickten, nicht doch etwas anderes von ihnen erwartet haben?

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Die Sitzung verfiel, bevor noch in die Tagesordnung eingetreten mar, zeitweiliger Bertagung. Diese murde durch das provo fatorische Verhalten des Kommunisten Dörr geradezu erzwungen. Herr Dörr beantragte zur Geschäftsordnung eine Umstellung der Tagesordnung bahin, daß die Anfrage der DBB. betr. den Abbau von unbefoldeten Stadträten in den Bezirksämtern und der Antrag berfelben Fraktion betr. den Abbau von befoldeten Magistratsmit gliedern zusammen vorweg verhandelt werden sollten und gab dann eine weitschichtige Begründung dieses Geschäftsordnungs antrags, die sich über den Neuwahlbermin, über die Frage, ob die jetzige Zusammensetzung der Versammlung noch der Stimmung der Wählerschaft entspreche, über die Mecklenburger Wahlen ufw. ver­breitete. Den Ermahnungen des Vorstehers Haß, sich im Rah men der Geschäftsordnung zu halten, schenkte Herr Dörr fein Gehör, sondern sprach unentwegt weiter, bis ihm der Vorsteher das Wort entzog. Auch die Wortentziehung verfehlte durchaus ihre Wirkung, ebenso die Feststellung des Borstehers, daß Herr Dörr durch Jein Tun die Berliner Stadtverordnetenversammlung herab. würdige. Als sich auch noch ein Teil der Tribünenbesucher ein mischte, fah sich der Borsteher genötigt, nachdem er den De­monstranten mit der Räumung der Tribüne gedroht hatte, die Sigung zu vertagen.

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Nach einer Biertelstunde wurde die Sigung wiedereröffnet. Jetzt beantragte Roch( Dnat.), dem Antrage auf gemeinsame Be.

( Nachbruc burch Malit- Berlag, Berlin .)

Der Bürger.

Don Leonhard Frank .

Im Bildungskurs immer dieselben Gefichter, diefelben Fragen und Einwände. Der Verlauf der Bersammlungen immer derselbe. Ein halbgewonnener Streif. Einer, durch den eine winzige Lohnerhöhung erkämpft worden war. Und wieder ein verlorener Streit. Dazwischen eine Demonstration.( Der Agitator und einige Genossen waren verhaftet worden.) Bil­dungskurs. Bersammlungen. Kämpfe fleiner und fleinster Art. Enttäuschungen. Und wieder Bildungsturs. Versammlungen. Ein Tag wie der andere, und alle grau. Die Zeit flog, entschwand seinem Gefühle so schnell, als ob sie stehe, gar nicht vergehe. Es gab kein Ereignis, von dem, erinnernd, er hätte fagen können: das erfrischte mich. Es war, als ob seither erst ein Tag vergangen wäre, der in rasender Schnelligkeit sich felbst immer wieder einhole und so Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft fresse.

So stand er in der immer gleichen Grauheit des immer gleichen Tages.

Anfangs hatten sich durch seine Verbundenheit mit Katharina in dieser Eintönigkeit die großen Stunden auf ge'an, Minuten, Blicksekunden von solcher Tiefe des Glücs, daß die Erfüllung der ältesten Sehnsucht des Menschen die Ueberwindung der schicksalhaften Einsamkeit, die jedes Lebe mesen dieser Erde trennt vom anderen- ihm zuteil geworden war. Aber die Erinnerung daran, daß er dies Unfaßbare des Daseins einmal geschaut hatte und auch das Wissen, daß dieses Entrüdtsein nur solchen verstattet sein konnte, deren Ver­bundenheit vertieft ist durch ihre gemeinsame Hingabe an die Idee, war verblaßt.

Jürgen stand am Schreibtisch. Seine Hand legte einen Bleistift hin, nahm ihn wieder, legte ihn hin, nahm ihn. Immer dasselbe zu tun, dasselbe 31 fun, felbe zu tun und nichts zu erleben, da verfladert die Flamme.... Jahrelange Hingabe, ausschließlich durch sich selbst genährt! Ist sie menschenmöglich?"

Er hätte schon fort sein müssen, um rechtzeitig in die Re­baltion zu kommen. So leben wir, so leben wir, jo leben wir

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holten Auffordrung des Stadtrais Wege, die Tribüne zu verlassen, Die auf der Zuhörertribüne Anwesenden leisteten der wieder feine Folge. Schließlich erschien Bolizei, worauf die Zuhörer holten Auffordrung des Stadtrais Wege, die Tribüne zu verlassen, schaft unter erregtem Proteft die Tribüne räumte.

Die zweite Sigung

Um 18 Uhr wurde die Sigung zum zweiten Male für wieder. eröffnet erklärt Zunächst nahm die Versammlung die Abst i m. mung vor über die Anträge zur ärztlichen Berforgung. Der Antrag der Deutschynationalen, der über die Frage der hin. reichenden Sicherung der ärztlichen Versorgung Prüfung und baldige Auskunft verlangt, wurde mit 97 gegen 83 Stimmen angenommen, der Antrag der Kommunisten abgelehnt. Hierauf fegte Herr Dörr feine durch den Räumungszwischenfall unter. brochene Rede fort. Er protestierbe gegen die Entfernung der Er werbslosen von der Tribüne, fragte, ob der Vorsteher auch ver­anlaßt habe, daß die Polizisten mit Karabinern auf der Tribüne erschienen. In derselben Lonart erging sich dann der Kommunist Dr. Rosenberg, der zur Geschäftsordnung an den Räumungs­vorgang eine lange Erörterung fnüpfte. Zweimal zur Sache ge­rufen, fuhr er in nicht minder aggressiver, in der Hauptsache gegen den Borsteher persönlich gerichteter Bolemit fort; der Bor. steher entzog ihm das Wort und forderte ihn auf, die Rednertribüne zu verlassen. Dr. Rosenberg erflärte furzweg unter dem tosenden Beifall seiner Parteifreunde: ch werde die Tribüne nicht tofenden Beifall feiner Parteifreunde: Ich werde die Tribüne nicht verlassen!" und der darauf in der Bersammlung ausbrechende all gemeine Tumult ließ jede Aussicht auf eine auch nur halbwegs geordnete Fortführung der Berhandlung schwinden. So zog es der Vorsteher vor, die Sigung um% 8 Uhr furzerhand zu schließen.

alle Tage....

... Wo war das? Tatsächlich, ungefähr so leben die. Und wir leben so. Das ist ein Leben!" Wieder tropfte die lede Dachrinne. Die Proletarierfinder tobten im Hofe, wo der graue Haselnußstrauch schon braun violette Knospen trug. Wieder war ein Jahr vorbei.

Innere Bertrockmung. Ja, ja, innere Bertrocknung." Er horchte auf das Klappern der Maschine. Dieses Mädchen, Menschenkind, Menschheitsfind mit dem großen, milden, star fen Herzen, lebenslänglich hingegeben der Idee, ganz und gar!"

Die Erschütterung ging durch den ganzen Mann durch. Das Leben, sein Leben hinzugeben, auf einmal, ist ein Nichts. Da drinnen sitzt die Größe. Die Größe bei der fleinen Arbeit! Das Kleine, das Tägliche, das Treue, täglich, durch Jahre, durch Jahre im Dienste der Idee getan, ist die Größe. Der Held ist tot. Der Held gehört vergangenen Jahrhunderten an.... Katharina sigt, wie der Verurteilte, lebenslänglich im Gefängnis. Hat sich selbst verurteilt... Berteile, wie sie, ein Leben lang deine Hingabe auf jährlich dreihundertfünfund sechzig Tage erst dann hebe stillen Blides die Hand in Stirnhöhe, wenn gerufen wird: Wer noch vermehrte die Zahl der vielen, auf deren dargebrachtem Leben ich, die Menschheit, in die Befreiung schritt?... Ich weiß, daß dies, daß dies die wahre Größe ist," flüsterte er bebenden Mundes.

Blickte, umftanden von Grauheit, zurück auf die Grauheit der vergangenen Jahre, suchenden, tastenden, lehenden Blides auf die Grauheit fünftiger Tage. Und hatte, Minuten später, unversehens den verluderten Backsteinwürfel verlassen, durch die Hintertür.

Schritt, von Lebensgier gestoßen, hinaus. Dem Balde zu. Hinaus über fette Schollenäder. Atmete und schritt. Ihm entgegen stürzte das Leben. Birken butterzartes Hellgrün fäumten den Wald, deffen billionentnofpiges Geäfte violett im Frühlingsdampfe stand.

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Der grüne Tunnelberg, stroßend von Brombeer und Schlehdorn, Brennessel, Felsmoos, zugeflogenen jungen Birken, wilden Obstbäumen und allerlei Grün- ein wild und dicht bewachsener Riesenrüden, in der Sonne funkelnd und und glitzernd, war schweißnaß.

Jürgen stand vor dem schwarzen Tunnelloch, blidte hin ein, forschend, wie zurüd in seine Vergangenheit. Bis hier­her rannte ich, damals, als die Tante mich angespuckt hatte.

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forderungen, das häusliche Kleintier abzufchaffen, wirklich immer Im Ernst- find folche in letzterer Zeit zahlreich erfolgten Auf­notwendig? Man soll doch nur da eingreifen, mo sich erhebliche Uebelstände zeigen. Borbedingung ist allerdings schon im allgemeinen das nicht tut und mehr als nur die Nase gefährdet, darf sich über Interesse, seine Haustiere mit größter Sauberteit zu versorgen. Ber 3vangsmaßnahmen nicht beklagen.

Kinder Hollands helfen Deutschlands Kindern.

Eine neue Speisenausgabestelle für notleidende Schulkinder wurde am Mittwoch im Verwaltungsbezirk Brenzlauer Berg eröffnet. Spenden, die aus Holland tommen, haben dieses Wert helfender Liebe ermöglicht. In dem Schulhause Schönhauser Allee 166a erhalten unterernährte und fräntliche Mäd chen täglich ein Mittagessen, das von älteren Schülerinnen im Kochunterricht zubereitet wird. Zunächst find dreißig der Bedürftigsten ausgewählt worden, man hofft aber, bald noch mehr bewirten zu können. Bei der Eröffnungsfeier, die mit Gesang eines Mädchenchores eingeleitet wurde, begrüßte Stadtrat Fried­ länder als Vorsitzender des Bezirksjugendamtes die Gäste. Be­zirfsbürgermeister John, der dann das Wort nahm, hob hervor, daß solche dankenswerten Liebesmerte des Auslands nicht nur zur Linderung der Not in Deutschland beitragen, sondern auch die Freundschaft der Völker fördern. Stadträtin Weyl, die Borsigende des Zentraljugendamtes Berlin , wies darauf hin, wie sehr durch die leibliche Not eines Rindes auch seine Gemütsverfassung beeinflußt wird. Die hier geschaffene Kinderspeisung habe es übrigens aud ermöglicht, den durch Mangel an Material beeinträchtigten Roch unterricht neu zu beleben. Nach Dantesworten des Rektors Müller von der 110. Gemeindeschule sprach Herr Blodziel, der als Vertreter der holländischen Gesandtschaft an der Eröffnungs

Wollte ich mich überfahren lassen? Da war ich fünfzehn Jahre alt," sagte er, ergriffen von Sympathie für den Knaben. Spudt ihm ins Gesicht, dem Jungen. So ein Mistvieh!... Nun, diese Ungeheuer in mir sind tot."

Dies war nun schon seine vierte Wanderung in diesem Frühling. Immer war er vollgesogen, erfrischt, verbredt und ausgehungert zurüdgefehrt. Und Katharina hatte gesagt: Das solltest du öfters tun."

Einmal, schon vor Wochen, waren beide zusammen ge­wandert. Wachstum und Grün, noch gebunden, erst als Ber­heizung über den unabsehbaren Buchenwäldern. Schäumende Bäche, nasse Täler, Rebeldämpfe, die wie Rauch und Erde rochen, hatten Rälte verbreitet, in der schon die Glut des Kommenden prickelnd enthalten gewesen war.

Neugierig, was zu sehen sein werde, waren sie seitmärts aus einem von noch fahlem Gefträuche überhangenen Hohl­meg emporgeftiegen und auf die Landstraße gekommen, die, eben und linealgerade, weit, mett hinaus und zuletzt wie ein weißer Bfeil in den geheimnisvollen Horizont stieß­

Die Borstellung: ein Mensch geht aus der Stadt hinaus. geht auf der Landstraße hin, läßt alles hinter fich, alle Qualen, alle Pflichten, geht immer weiter, weiter auf der Landstraße hin- hatte Jürgen, der Jüngling, jahrelang in sich getragen.

Katharina faß auf dem Kilometerstein. Jürgen neben ihr auf dem Baumstumpf. Durchwärmte Körper und falte Wangen , die vor Hize pridelten.

Während sie Brot und Wurst aßen, hing Jürgen jener alten Sehnsucht nach. Wenn wir beide jeht einfach losgingen, da hinaus, jetzt auf der Stelle, und ohne jemals umzukehren, immer weiter, du und ich, fort, immer weiter fort!"

" Ohne Zahnbürste, ohne Nachthemd, ohne Ausweis­papiere," hatte Katharina lächelnd geantwortet. Ohne Wo­hin! Nur zusammen!"

" Ja, du und ich! Dhne Gefb! Ohne Rückblick! Nicht mehr als dies und das, nicht jenes, nicht die Redaktion, der Bildungsfurs, nicht Dottoreramen und Ausweispapiere nur der Mensch ist die Instanz. Bir, der Mensch, gehen und lassen, endlich! endlich! den Menschen atmen, fühlen, tun, er­leben. Nur ihn! leben. Nur ihn!... Müde, übermüdet, flopfen wir an ein Bauernhaus und bitten um ein Nachtlager.

Wer feid ihr?" Der Mensch!"

( Fortfebung folgt.)