Nr. 103 41. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Stille Winkel der Weltstadt.
Die Kirchen gehören zu den wichtigsten Baudenkmälern aus alter Zeit, da fie in ihrem äußeren Kleid meist nur wenig verändert in unsere Gegenwart hereinragen. An ihnen sind die Zeitgeschehnisse der vergangenen Jahrhunderte vorübergerollt, ohne allzu sichtbare Spuren zu hinterlassen; Kriegsnote und Feuersbrünfte konnten große Spuren zu hinterlassen; Kriegsnöte und Feuersbrünste konnten große Teile der Städte zerstören, das Bauwerk der Kirchen strebte meist unversehrt aus Schutt und Asche empor. Auch Berlin hat noch einige alte Kirchen, deren Mauern bereits zur Zeit der früheren Ge. schichte unserer Stadt errichtet wurden. Haben die folgenden 3chr. hunderte an ihrem Kleid auch hier und dort geändert, im allgemeinen ist es doch das alte geblieben.
Nikolai.
Die Nikolaikirche ist die älteste Kirche von Alt.Berlin. Sie war dem Heiligen Nikolaus gemeiht, dem Schuhpatron der Raufleute. Hieraus darf wohl mit Sicherheit geschlossen werden, daß Berlin eine Handelsniederlassung an der alten Straße von Sachsen und Thüringen zur Ostsee war. Bereits 1245 wird der Probst Simeon der Nikolaikirche erwähnt; die Kirche muß also damals bereits bestanden haben. Allerdings wird fie nur von bescheidenem Umfang und Aussehen gewesen sein. Um die Mittel für den weiteren Ausbau zu erhalten, wurde 1264 ein Ablaßbrief ausgeschrieben. Diesem Bauabschnitt entstammt noch der Unterbau der Türme aus Granitquadern. 1379 begann der Bau eines neuen Chors aus Backsteinen, des noch heute bestehenden Das Langhaus von den beiden Treppentürmchen am. Chor bis zur westlichen Turmfront wurde 1460 neu gebaut. Die letzte große Wiederherstellung des Aeußeren und Inneren der Kirche geschah 1878. Hierbei wurde auch an Stelle des früheren einen Turms das legige Turmpaar errichtet. Das Innere der Nikolaikirche enthält zahlreiche Gedenktafeln, Grabsteine und Gemälde. aus den ver. schiedenen fünstlerischen Zeitabschnitten der vergangenen Jahr hunderte.
Petri.
Die Petrifirde in der Gertraudtenstraße war die Pfarr firche von Alt- Köln. Sie wird schon im 13. Jahrhundert cls hölzernes Gotteshaus erwähnt, das auf der Stelle eines Wendentempels stand. Eine folche Belaffung von heidnischen heiligen Pläken zur Ausübung des chriftlichen Gottesdienstes ist in ber Reit der Chriftianisierung unserer Heimat häufiger vorgekommen. Die Kirche war dem Heiligen Petrus, dem Schuhpatron der Fischer, geweiht. Daraus fäßt sich entnehmen, dak Kölln wohl eine Gied lung war, deren Bewohner vorwiegend Fischerei betrieben. Die Betrifirche ist zweimal durch Feuer( 1730 und 1809) und einmal durch Einsturz( 1734) zerstört morden, so daß von bem ursprünglichen Bau nichts mehr erhalten ist. Die Kirche in ihrer jetzigen Gestalt murde 1853 eingeweiht.
Kloster.
Die Kirche und das Kloster des Franzifanerordens in der Alofter. Straße, Graues Kloster genannt, find das bedeutendste Denkmal go. tischer Bautunst in Berlin . Die Kirche, abgesehen von der Bestfront, ist noch fast ganz der ursprüngliche Bau des 13. Jahr hunderts. Das Langhaus flingt noch an die romanische Baukunft an, während der Chor das edelste und reifste Gepräge der Gotit zeigt, wie faum ein anderes Baudenkmal jener Zeit in der Mart Brandenburg. Das genaue Baujahr der Klosterfirche ist ungewiß. wahrscheinlich war es 1290. Als das Kloster nach der Reformation aufgehoben wurde, zog 1571 der furfürstliche Leibarzt Leonhard Thurneyßer hier ein. Er richtete zunächst ein Laboratorium, donn eine Buchdruckerei und Formichneiderei ein; auch einen botanischen Garten legte er für feine Pflanzenstudien an. Durch eine Verordnung vom 24. Februar 1574 wurde ein theill des Grawen Clofters zue Berlin mitt der aankenn Kirchen, Kreuzaange, sambtt dareinn gelegenen gemelben, Gartten, Beichthauffe, Kirchhoffe und andernn zugehorungen" dem neugegründeten Grmnasium zum Grauen Kloster" zur Benutzung überwiesen. Die Schulgebäude wurden
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Wir fommen in eine fleine Stadt, mitten hinein in das verfilzte Mein und Dein, und sagen:" Der Mensch ist da."
Ungeheures Erstaunen! Alle geben uns, was mir brauchen. Denn in tiefster Heimlichkeit haben alle den Menschen erwartet, an deffen Kommen sie schon gar nicht mehr geglaubt hatten." Der Mensch ist aber noch nicht da, Jürgen. Den gibt es noch nicht, fann es noch nicht geben. Mensch zu sein, fann dem einzelnen erst dann verstattet sein, wenn es allen vers stattet sein wird Welch furchtbaren Verrat an der Idee
wir begehen würden!"
" Du sprichst so ernst, als ob ich wirklich alles rücksichtslos abschütteln und auf dieser Landstraße weiterwandern wollte, hinaus in das Leben... Würdest du darunter leiden?"
Wie seltsam tief ergriffen und dennoch heiter sie mich da angeblickt hat, erinnerte Jürgen fich und glaubte Ratharinas Worte wieder zu vernehmen, die sie gesagt hatte:
„ Muß denn nicht gerade der Mensch, der, sein Ich um jeden Preis zu gewinnen, jeder Pflicht entläuft, indem er, um des Lebensgenuffes willen rücksichtslos fein eigenes Ich zur ober ten Instanz echebt, sein Ich ganz und gar verlieren? Muß nicht gerade in dem Menfchen, der ausschließlich seinen Wünschen und Begierden folgt, der Mensch ganz und gar untergehen? Und wird der Mensch und das in diefem Beit alter verstattete Maß an Ich nicht enthalten bleiben nur in dem, der sie erfüllt: die Pflicht?"
Langsam hob er den Kopf, tat, wie damals, noch einen Blick in die wunderbare Ferne. Wandte sich wie gezogen um, starrte in das schwarze Tunnelloch:" Das ist die Pflicht... Benn ich mich nicht schon entschieden hätte, müßte ich mich doch wieder, doch wieder... ich müßte mich doch wieder für die Pilicht entscheiden."
" Doch wieder! Doch wieder!" Trotzig wiederholte er im Schrittackt diele Worte. Während der letzten Jahre war Sürgen seiner Gedanken und Gefühle so sicher gewesen, daß er fie auch jetzt nicht kontrollierte.
Vor ihm lag. fan't gemellt, die Hochebene: Schollenäder, Frühfaatflächen, weit hingebreitet, braun und grün. In der Nähe erklang Frauenfachen, dem eine baßtiefe Lachfalve folgte: Auf dem nächstgelegenen Hügel saßen die Fabrikantenföhne und-töchter beim Picnic. Am Fuße des Hügels standen sechs Kraftwagen, darunter der postgelbe des Bantiers Wagner.
im Laufe des letzten Jahrhundert umgebaut und erneuert. 1842 bis 1844 wurde die schon start in Verfall geratene Kirche wieder her. gestellt. Hierbei erhielt die Westfront außer einem neuen Dach reiter auf der Giebelspiße zwei achtedige Treppentürme, und die Kirchhofsmauer langs der Straßenfront wurde durch eine zierliche Bogenhalle in neuzeitlichen Backsteinformen ersetzt. Die Kloster firche enthält viele Holzschnigereien, fo 38 Chorstühle aus dem 15. Jahrhundert, an denen die Leidensgeschichte Christi versinn bildlicht ist. Auch mannigfache Bilder, Grabsteine und Grabplatten birgt das Innere der Klosterkirche.
Marien.
Die Marienkirche auf dem zweiten Markt At- Berfins, bem Neuen Markt( im Gegenfaß zu dem alten Markt, dem Molten markt), ist die zweite der um die Mitte des 13. Jahrhunderts entstandenen Stadtkirchen Berlins . Erstmals wird sie urkundlich erwähnt in einem für die beiden Berliner Kirchen, Nito'ai- und Ma rienkirche, gemeinsam erlaffenen Ablaßbrief von 1294. 3m 14 Jahr hundert wurde die Marienfirde erneuert, 1892 bis 1894 zuletzt um. gestaltet. Die Spiße des 90 Meter hohen Turms stammt aus dem Jahre 1790. Bon den Denkmälern im Innern ber Marienkirche ist das bemerkenswerteste das Totentanzbild. Es ist ein durch Inhalt wie Darstellung bedeutsames Denkmal mittelalterlicher Malerei, etwa von 1470, das 1860 unter der Lünche wiederentdeckt wurde. In einer Länge von über 22 Metern und nahezu 2 Meter Höhe zieht sich das Bild vom Eingang friesartig an der linken Innen wand der Turmhalle herum bis zum Eingang ins Langhaus. Unter jeder der mit dem tänzelnden Tod fortschreitenden Gestalten befinden sich mehrere Reimzeilen in niederdeutscher Mundart. Ein anderes berühmtes Totentanzbild ist das in der Marienkirche zu Lübed. Außerhalb der Kirche, links vom westlichen Haupteingang, steht das zur Sühne für die Ermordung des Probstes Nitolaus von Bernau( 1323) durch die Berliner errichtete Kreuz aus Raft. ftein. Ursprünglich stand es an der Südseite des bis zur Span. douer Straße reichenden Reuen Marktes, am Drt der Tat. Als jedoch im 16. Jahrhundert diese Seite bebaut wurde, brachte man ben oberen Teil des Sühnekreuzes an feinen jeßigen Blaz. In den fünf Vertiefungen an der Borderseite des Kreuzes ist wahrscheinlich die ewige Lampe befestigt gewesen, die die Berliner zur Sühne ebenfalls unterhalten mußten. Ein gleiches Streuz steht vor dem Stets tiner Tor in Prenzlau . Ueber feine Bedeutung ist jedoch nichts be. tannt.
Heiligegeist und Parochial.
Die Kapelle zum Hofpital zum heiligen Geist, am ehemaligen Spandauer Lor, im Wintel zwischen der Spandauer Straße und der Heiligengeistgasse, gehört zu den ältesten Bauwerken AltBerlins. Bereits eine Urkunde von 1313 deutet auf ihr Borhandensein hin. Jetzt ist die Kapelle zu einem Hörsaal der Handels. hochschule umgewandelt worden. Der Bau ist dem Neubau diefer Hochschule eingegliedert worden, so daß er vor dem Abbruch gerettet werden tonnte. Eine Kirche, die zwar nicht zu den alten Berliner Kirchen gehört, ist die Barochialkirche in der Klosterstraße. Ihr Grundstein wurde am 15. August 1695 gelegt. Im Turm befindet sich ein aus 37 Gloden bestehendes hol. ländisches Glodenspiel, das alle ganzen und halben Stunden eine Melodie ertönen läßt. Derartige Godenspiele hat man in Holland häufiger; in Deutschland ist das berühmte Glockenspiel der Katharinenkirche zu Danzig erwähnenswert. Bei uns ist außer dem an der Berliner Parochialkirche nur noch eins an der Pots damer Garnisonkirche vorhanden.
reichen Einblid in die Geschichte der alten Etadt tun. Beim BeEin Besuch der alten Berliner Kirchen läßt uns einen lefyr trachten diefer alten Beugen längst vergangener Jahrhunderte werden wir um so mehr ihres Aufstiegs bewußt, der vom Fischerdorf zur Weltstadt führte.
Hand in Hand sprangen zwei weißgefleidete Mädchen herab, die in Jürgen den Bräutigam der einen, der zu Fuß hatte nachkommen wollen, vermuteten.
Enttäuschung, Lächeln und ein kurzer Schmerzensschrei in einem. Gestützt auf ihre Freundin und auf Jürgen, hinfte die Braut, die sich den Fuß übertreten hatte, zurüd.
nichts ausmachen." Die ausgefranft gemelene legte Hofe feines " Und wenn ich ganz abgeriffen wäre, würde mir das auch und von den Abfällen war ein Hinterteil frisch aufgefeßt wor legten Anzuges war zu einer furzen Hose zurechtgeschneidert den, in Breechesschwung.
Adolf Sinsheimer tam luftig entgegen, in der vorge streckten Hand eine gebratene Hühnerfeule für den Erwarteten. Sein Mund öffnete sich.
" Tut schon nicht mehr meh," sagte die Braut beruhigend. Aber die vorgestreckte Hand ließ die Hühnerkeule senkrecht fallen.„ Das ist Jürgen Kolbenreiher; und hier: Elisabeth Wagner, meine Braut," stellte er, während er den Knochen wieder aufhob, das andere Mädchen vor, das auf dem Her lich überrascht, in unverhohlener Spannung ihn ansah. wege Jürgen in feiner Weise beachtet hatte und nun, zu plötz Jürgen war für Elisabeth Wagner so lange vollkommen uninteressant gewesen, bis sie erfahren hatte, daß ihre Mitschülerin Katharina ihn liebe. Seitdem hielt sie Jürgen, da Katharina schon im Institut für ein unzugängliches, wähle risches Mädchen gehalten worden war, für einen ganz besonders intereffonten, bedeutenden Menschen, deffen Bekanntschaft machen zu dürfen sie seitdem immer wieder Drohungen, Spott und alle Mittel ihres überlegenen Berstandes dem Bräutigam gegenüber angewandt hatte.
Sofort begannen sie von Ratharina zu fprechen, die zwar zwei Jahre älter, aber im selben Institut mit ihr gewesen sei. Und auch als sie bewundernd ausrief, wie Katharina es nur ertrogen tönne, im Gefängnis zu sitzen, fühlte Jürgen, daß die Bewunderung ihm galt.
Erst viel später geftand er sich ein, daß er nur um Elisabeths Intereffe noch zu steigern, versucht hatte, sich gleich wieder zu verabschieden.
Mit leisem Schmollen, das ihrem fühlen Wesen fremb mar, bat fie, er möge doch mit zur Gesellschaft tommen.„ Adolf, bitte du ihn!" Sie hielt Jürgens Hand fest.
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„ Na, so tomm doch mit... Aber wenn du nicht willst... Jetzt erst bemerkte Adolf, daß er ben starbigen Hühnerfuß wieder aufgehoben hatte, und schleuderte ihn feitwärts ins Feld, blickte dabei wütend seine Braut an.
Das angenehme Machtgefühl ließ Jürgen mitgehen. Die drei segten sich, etwas abgesondert von den anderen, auf die Wolldede.
Sonnabend, 1. März 1924
Porzellan.
Berliner , Meißener und Nymphenburger Manufakturporzellan von auserlesenstem Geschmad ist jetzt im Antiquitätenhaus A. Wertheim in der Bellevuestraße zu sehen. Bei der Eröff nung dieser Ausstellung hielt der Reichskunst wart Professor Dr. Redslob einen beachtenswerten Vortrag über die Geschichte des Porzellans. Als im 17. und 18. Jahrhundert oftasiatisches Borzellan nach Deutschland lam, gründete man, um das Geld nicht über die Grenze gehen zu lassen, die Manufakturen, und fah außerdem darauf, daß man ausfuhrmäßiges Borzellan herstellte. Meißen ift mit der Geschichte August des Starten unauslöschlich verbunden jährigen Krieges mit Zwangsmitteln für den Berlauf seines Borund Berlin mit der Friedrichs II., der noch während des Siebenzellans forgte. So erteilte er zuweilen erst Heiratsgenehmigungen, wenn für foundo viel Taler Borzellan aus feiner Manufattur be zogen worden war. Nymphenburg wurde die Hauptmanufattur für Bayern . Es wurde nachgerade Mode, daß jeder Fürst für sein Land eine Manufaktur schuf; fo tam beispielsweise auch Rudolstadt zu einer folchen. Für die Manufakturen sind Tradition und Zutunftsfinn von gleich hoher Bedeutung. So gehört das„ Drachenmuster", das August der Starte herstellen ließ, zu den klassischen Servicen. Aber neben diesen Servicen, die der Welt gehören und die die drei Manufakturen immer und immer wieder herstellten, haben sie reiches plastisches Können behalten und sich neu erworben. So bringt Meißen Werke des Tierbildhauers Gaul. Das laufende Publikum soll nicht nur einen Gegenstand, es soll auch Bezichungen zum Hersteller erwerben, es soll durch Kritik an der Sache teilnehmen. Man muß mit Porzellan umgehen können, die Möglichkeiten seiner Verwendung verstehen und mit dem Auftragswillen hinter den Leitern der Manufaktur stehen. Die Käufer müssen sammelnd an der eigenen Zeit teilnehmen und den Direktoren der staatlichen Manufakturen zur Berbindung mit der Gegenwart helfen. In einer einzigen Borzellanfigur des 18. Jahrhunderts stedt mehr plastisches Können als die ganze Siegesallee zusammenaddiert beherbergt. Die Manufakturen stehen nicht am Ende einer bestimmten Bewegung, sie wollen auch weiter in der Zukunft positive Arbeit leiften; um dieses aber zu fönnen, müssen sie den Willen der Deffentlichkeit hinter sich haben.
Eine Diebeskomödie.
gekleideter junger Mann und flagte, daß thm auf einer Reise von Bei der Kriminalpolizei erschien vor einigen Tagen ein gut. Bittenberg nach Berlin in einem D- 3ug- Wagen 2. Klaffe fein ganzes Hab und But gestohlen worden sei, während er geschlafen habe. Er nannte sich Landwirtschaftsinspettor Hans von Dorndorf und Kleidungsjtüden ufm. an. Sum größten Unglüd war dem Reisenden gab dementsprechend auch die Zeichen auf den gestohlenen Koffern, auch noch die frofodillederne Brieftasche gestohlen worden, die ftohlene nicht einmal über feine Person ausweisen, was er sehr be 800 Goldmart und alle Papiere enthielt. So fonnte sich der Befehen von ein paar Sehrpfennigen, tein Geld mehr hatte. Er dauerte. Noch schlimmer aber mar es für ihn, baß er nun, abge. müffe fchon zusehen, meinte er, wie er zunächst durchkomme. Das Erfolg. Von Anstalten und Privatleuten, denen er sein Mißgeschic tat er dann auch, wie sich später ergab, mit großem Eifer und gutem Bet der Kriminalpolizei ging aber unterdeffen aus Leipzig die Melund feine Not schilderte, betam er genug, um gut leben zu können. bung ein, daß von dort ein Schneider Otto ledert nach Ber übung von Diebstählen und Betrügerelen verschwunden sei, und in Berlin vermutet werde Die Beschreibung paßte genau auf Hans freundlich, wie bei dem ersten Besuch, aber doch mit einem für ihn von Dorndorff. Als diefer wieder erschien, wurde er zwar ebenso unerwarteten und unangenehmen Ergebnis empfangen. Es war schon aufgefallen, daß die Menge des Gepäcs, die dem Reisenden D- 3ug- Abteil 2. Klasse unterzubringen pflegt. doch etwas zu umfang gestohlen fein follte, für ein Handgepäd, wie man es in einem reich war. Man begrüßte den„ Bestohlenen", als er sich nach dem Er tat zwar sehr erstaunt, ließ sich aber feineswegs aus der Ruhe Stande feiner Sache erfundigen wollte, sofort als Herrn ledert. bringen. Erst nach längeren Berhandlungen bekannte er sich zu
„ Gebratenes Huhn und Rotwein, im Freien genossen darüber hinaus gibt es nichts." Die andere Braut sagte dem Genießer, wer der Gast sei, dann wurde es auch auf dieser Wolldede stiller.
Die fünfundzwanzig gepflegten, gefunden Menschen ge hörten den reichsten Familien der Stadt, die Männer fast alle Schäften der Bäter arbeiteten oder fie schon selbständig führten, Jürgens Generation an: Fabrikantenföhne, die in den Ge wie Adolf die Knopffabrik und das angegliederte Erporthaus.
" Tüchtige Kerle! Daß der dort sich schon einen Namen Abiturientenjahrgang fann sich sehen lassen. Einer ist sogar in der Wissenschaft gemacht hat, weißt du ja. Unser Schon Reichstagsabgeordneter. Der war ja immer einer der besten Schüler."
Elisabeth begann von Literatur zu sprechen, lobte ein jüngst erschienenes Buch. Jürgen, ausgehungert, aß schweigend und viel.
Streitsüchtig nannte Adolf eine Anzahl so schlechter Bücher, die er für weit beffer halte, daß Elisabeth lachen mußte. Und zu Jürgen, mit einem Blick des Einverständnisses:„ Davon versteht er gar nichts."
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Die sechs Kraftwagen rollten langsam hügelaufwärts. Nachdem Elisabeth erzählt hatte, daß sie erst vor ein paar Tagen wieder Jürgens Tante besucht habe, die bedenklich) frant sei, sprach Adolf sehr orientiert von der Wirtschaftslage des Landes. Die ganze Dichterei ist mir, offen gestanden, natürlich recht gleichgültig, und was du treibit- Arbeiter verheßen, Bomben fabrizieren, wie? ist gar der reine BlödInn... Sieh dir an, was unfere Industrie auf dem Weltmartte gilt, und werde vernünftig! Das ist der Rat eines Menschen, der fein Jüngling mehr ist, sondern die Berantwortung für das Wohl und Wehe von sechshundert Ange stellten und Arbeitern ganz allein zu tragen hat. Meine Freunde hier, sieh sie dir an lauter tüchtige Menschen! Der eine im Bankfach, andere in der Industrie oder in der Wiffenschaft, in der Politit, Menschen, die sich und ihr Vaterland vorwärts bringen... Und Leo Seidel Und Leo Seidel- erinnerst du dich noch an den Sohn des Briefträgers? Die Weltgeschichte, weißt du! Der ist heute, nachdem er eine Zeitlang Impresario und weiß der Teufel was alles gewesen war, Banfier in Berlin . Sitzt im Aufsichtsrat von einem Dußend großer Aktiengesellschaften. Eine tolle Karriere! In ein paar Jahren fann er durch das Geben oder Verweigern seiner Unterschrift die Börse beeinflussne. Würde mich nicht wundern... Wirtlich, solltest meinen Rat befolgen und die Augen auch aufmachen."
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( Fortsetzung folgt.)