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Nr. 103 41. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts Ludendorff der Geschobene".

Ganz wie bei Kapp bei Kapp- er kann nichts dafür!

( Schluß des Berichts aus dem Hauptblatt.) Bubendorff fährt in feiner Berteidigungsrede fort: Inzwischen waren in der Reichsverfassung im§ 18 der Weimarer Verfassung die Bestrebungen auf Berschlagung Breußens und Umgestaltung des Reiches veranfert worden. Ter § 18 läßt die Schaffung neuer Staaten innerhalb des Reiches zu. Die Baneri che Boltspartel zog im Herbst 1920 in den Bam berner Beschlüssen die Fonerung. Ob die Beschlüsse. mie behauptet wird, Herrn Dard( dem Bertreter Frankreichs in München . Red.) vorgelegen haben, möchte ich natürlich bezmeifeln. Solche Gerüchte find aber Symptome. Im Punkt 2 diefer Beschlüsse wird die beschleu. nigte Ermöglichung der Bildung von Einzelstaaten auf verfaffungs: mäßigem Wege gefordert bie Weimarer Verfassung hatte zwei Jahre für die Möglichkeit solcher Gebietsveränderungen vorgesehen, bas tauerte der Bayerischen Boltspartei zu lange. Ich glaube nicht, daß die Barerische Bolfspartei Loslösungsbestrebungen von Bayern im Auge hatte-

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es handelte fich um die Zerschlagung Preußens. Die 6. Forderung verlangt für die einzelnen deutschen Staaten das Recht, in Angelegenheiten ihrer eigenen, durch die Reichsvers falfung gegebenen Zuständigkeit mit anderen Staaten Ber. träge abzuschließen und Bertreter bei auswärtigen Staaten zu bestellen

Das war alles die gleiche Politit, wote fie im Bayerischen Kurier" im Herbst 1918 propagiert worden war. Diese Politik wurde indes auch in den Kreisen um Herrn v. Rahr vertreten. Immer wieder hörte ich das Wort von starten Staaten in einem starten Reich unter Berufung auf Bismard, stalt von gesunden" Staaten in einem ftarten Reiche".

Als ich im August 1920 hierherzon nicht aus politischen, son bern allein aus privaten Gründen fam ich auch in

Beziehungen zu Herrn v. Kahr .

Als im Herbst 1921 der Kampf Dr. Bittingers gegen Escherich be gann, schien es erwünscht, in mir eine Hilfsgruppe gegen Escherich zu haben. Meine Beziehungen zu Herrn v. Kahr wurden enger, und ich fonnte einen Einblid in fein Denten gewinnen. Auch hier der Gedanke des bundesweisen Anschlusses der deutsch - österreichischen Länder, ohne Niederösterreich mit Wien , mährend nicht von Herrn v. Ruhr, aber gang öffentlich die vorübergehende Trennung Bayerns vom Reich erörtert wurde, als ob das etwas ganz Selbstverständliches fei.

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Der Gebante, Bien und Niederösterreich fozusagen ihrem Schicksal zu überlassen, erschien mir undeutsch. Ich meinte, gang Desterreich müsse sich ans Reich anschließen. Wollten dann einige Länder sich an Bayern anschließen, dann wäre dies lediglich Ange­legenheit Bayerns und dieser Lanter. Wien dürfte jedenfalls nicht tfchechischen Einflüffen überlassen bleiben. Den Bertransabschiuß Dr. Bittingers und Graf Godens it Mejor Gömbös, alfo baneri fcher Kreise mit dem damals maßgebenden Manne Ungarns , beute ich nur an als Beweis für Bayerns Bolitit. Den

Gedanken der vorübergehenden Trennung Bayerns vom Reich fehe ich als Hochoerrat an.

Ich erinnere noch an die Vorgänge im Sommer 1922, den Ansturm gegen tas Ministerium Lerchenfeld, der einen fehr harfen Hintergrund hatte. Bielleicht wird Herr Sani­tätsrat Dr. Bittinger darüber nähere Auskunft geben fönnen. Gonft bin auch ich dazu bereit

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Dazu traten immmer wieder bie feparatistischen Be strebungen unverhüllt auf, die von dem Gesandten Dard und feinen Agenten unterstützt wurden. Scharf wurde diese Situation beleuchtet durch den Le oprechtling. Prozeß im Mai 1922 und vor allem burch den Landesverrat us Machaus Rühles, letterer ein Schwager Bothmers. Daß irgend etwas im Gange war, war mir zugetragen worden, doch in durchaus unklarer und unfaßbarer Form, so daß ich nichts damit anfangen fonnte. Ich sah erst flar, als fich am 6. März der Rechtsrat Rühles erfchoß der gefagt hatte, ein Franzose von hinten fei ihm lieber als ein Breuße von born. Für mich war es

erfchredend, mit welchen Ehren diefer Landesverräter beigefeht wurde. Ich sagte zu meiner Frau damals fartastisch: Wenn ich hier einmal beerdigt werden follte, so befomme ich te in folches Begräbnis. Die Tatsache, daß ein katholischer Geistlicher, die sonst gegen jeden Selbstmörder ihr herz verschließen, eine An sprache bei der Beerdigung hielt, war für mich besonders cha

rakteristisch.

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Das und die ganze Behandlung des ungeheuerlichen Landes­Derrats in der öffentlichen Meinung- ich sprach mich damals Dr. Traub gegenüber darüber aus fieß in mir die Gewißheit ent Stehen, daß hinter den Landesverrätern andere Kräfte ftanden. Ich habe auch nie geglaubt, daß der geriffenste französische Agent, der Oberstleutnant Richert, mit Fuchs und Madhaus als Pri patleuten verhandelt hat.

In dem Angebot Richerts fam wieber ber teilweise Anschluß Defterreichs an Bayern und diesmal durch Schaffung eines Euro­ päischen Böllerbundes unter dem Protektorat Frankreichs , das an ber Ruhr stand und nun Bayern mit einbeziehen wollte.

Bayern follte Anlaß zum Einmarsch nach Mitteldeutschland ge geben werden, wo die Franzosen einen bolichewiftlichen Aufstand erregen wollten. Man arigte bamit Bayern, wohin es fich vergrabern fönnte. Man dachte damals in Frankreich , daß die Berliner Regierung tatkräftigen Widerstand im Ruhrgebiet leiften würde. Sie sollte daran gehindert und die Macht des Reiches aufs neue vernichtet werden. Die ganze Angelegenheit machte einen tiefen Einbrud auf mich. Die Berhandlungen hatten noch nicht begonnen, als ein anderer Fall meine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm.

Es erschien Anfang Mai in der Bresse folgende Aeußerung eines bayerischen Ministerialrats:

Die Minister v. Anifling. Schwener und Matt wären für einen Zusammenschluß Bayerns und Defterreichs. Nur die Frage fei noch offen, ob ein bayerischer oder ein öfterreichischer Fürst den Thron besteigen folle. Minister Schweger habe bei feiner Pfalzreise darüber mit dem franzöfifchen General de meh verhandelt und die Zuffimmung der Franzosen er­halten. Die Pfalz und Nordbayern follten, wenn der Blan verwirklicht werde, abgetrennt werden. Hinter diefem Plan fländen auch& ardinal Faulhaber und der Papft. Ueber das Berhalten und die Gesinnung der gesamten Minister feien selbst die Ministerialreferenten ungehalten und damit durchaus nicht einverstanden.

Der Banerishe Kurier plädierte für eine gerichtliche Klar. stellung. Der Bölfische Beobachter"( prach die Erwartung aus, baß diefer Weg nie beschritten werde; und so traf es auch ein. Die Sache fchlief ein, wenigftens fand sie nicht die einzig mögliche gerichtliche Marstellung

Die Schaffung eines folchen machtlofen Deutschland unter Ber­Ichlagung des protestantilen Breußen war zugleich der Aus lub ultramontaner Bolitif, wie man fie feit ber Reids

gründung 1871 verfolgen fann. Während des Weltfrieges trat fe flar in die Erscheinung und fand im Abg Erzberger ihren Ber. treter, an deffen Namen die Friedensresolution vom 19. Juli 1917 zusammen mit dem Namen Graf Czernin , der Waffen stillstand, Versailles und Welmar

für immer gefnüpft ift. In dem Rampfe Deutschlands war der für immer gefnüpft ift. In dem Kampfe Deutschlands war ber Batikan nicht neutral, sondern deutschlandfeindlich. Frankreich wurde begünstigt und geehrt.

Es war für mich, der ich die Segnungen und die Zucht der tatholischen Kirche hoch einschähe, schmerzlich, zu sehen, wie im ver gangenen Sommer Scine Helligkeit der Bapst sich gegen die Sabotage im Rampf um Ruhr und Rhein wandte, wie Marschall Foch bei seiner Reise in den Bereinigten Staaten Nordamerikas einen Ehrenfäbel der dortigen Jesuiten , wie Clemenceau ein Ehrendoktordiplom dort erhielt, gleichsam als hätten diese Feinde Deutschland im Dienste der Gesellschaft Jesu bearbeitet. Ich erinnere auch an die Einflüsse, denen Kaiser Karl unters worfen war, und an einen Berrat an Deutschland , an die Hereden Batholischer Geistlicher gegen Deutschland .

Ebenso schmerzlich waren für mich die deutsch - abträglichen( 1) Aussprüche des Kardinals Faulhaber, der während des Fuchs Machaus- Brozeffes in Amerita war und dort die Bersentung der Lufitania", die der feindliche Admiral Sims als zu Recht erfolgt bestätigte, als völkerrechtswidrig bezeichnete, auch über die Schuld am Kriege nicht so fprach, wie es wohl die überwiegende Mehrheit des deutschen Boltes als Wahrheit ansieht.

Besonders auffallend war die steigende Jnschuhnahme der Juden durch den hohen Klerus, der fich später, besonders gegen den 8. November, immer deutlicher offenbarte. Ich fehe es auch nicht als Zufall an, daß am Rhein der Jude Louis Hagen und andere Juden die Rheinpolitit des Herrn Geheimrat Dr. Heim und des Kölner Oberbürger­meiffers Adenauer, des Vorsitzenden des Katholikentages in München und weiterer Zentrumsfreise vertreten; aller­dings auch Kreije der Schwerindustrie, die Gott dafür ftrafen möge, und der Zentrums- Reichstanzler Marg machen sich zum Bollstrecker dieser Bestrebungen. Beunruhigend für die Machtstellung des Reichs waren die Los fungsbestrebungen in Hannover und die Umtriebe in effen und in der Rheinproving. Wirtschaftliche Maßnahmen sollen das Band Bien München Köln feftigen. Die Zusammen. arbeit mit bayerischen Kreisen habe ich frizziert. Nun scheinen wir vor der Bildung des Rheinbunds

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zu stehen, ben Dr. Seim 1918 fchaffen wollte. Damals habe ich das gefürchtet. Der Berfassungsentwurf des bayerischen Befamt ministeriums zeigt, wohin die Reife gehen soll. Das Wort Bis mards scheint sich mir zu bewahrheiten: Ich bann mich mitunter in Schlaflosen Nächten des Gedantens nicht erwehren, daß vielleicht unsere Söhne nochmals wieder um den mir wohlbefannten runden Tisch des Frankfurter Bundestags figen fönnten." Wenn nicht eine noch weitergehende Loderung, die vorübergehende Trennung Banerns vom Reich" in irgendeiner Form oder die Separation ange strebt wurde.

Schwer zu vereinigen für mich war die von mir vermutete, jetzt Mar erfannte Berbindung des Herrn v. Kahr mit Herrn Justizrat Claß, dem Führer des Alldeutschen Verbandes , der mächtigsten politischen Organisation Deutschlands , die ihre Mit glieder in pielen leitenden Stellen hat. Aus den Veröffent lichungen ber allbeutschen Bresse am 21. Oftober geht flar hervor, daß Claß geneigt war, den

Wünschen v. Kahrs auf Coderung des Berhältniffes Bayerns zum Reich weitgehend zu entsprechen.

Aber andererseits will Claß den deutschen Einheitsstaat schaffen, unter Auflösung des Staates. So hat er mir gesagt: bom Bolk zur Nation", wie es in der Programmfundgebung Dr. a. Kahrs am 8. November 1923 hieß.

Ich konnte in dieser Idee auch nicht das Glüd des Bolles fehen, denn das Boil lehnte solche Lösung ab. Bemerkenswert war mir, daß mir fürzlich ein ähnlicher Gedante von einem Mitglied der banerischen Bolkspartei ausgesprochen wurde. Es tam hierzu, daß dieser Bedanke verbunden war mit anderen Absichten und Bestrebungen, die ich für ben Frieden Deutschlands als verderblich anfehen mußte. Doch das ist erst nachträglich für mich in Erscheinung getreten. So machte mich vieles im hächsten Maße besorgt. Es ist sie dauernde Berstlapung Deutschlands an Frankreich und foll verwirklicht werden durch die Bernichtung Preußens!

Es ist ber Kampf gegen einen Bundesstaat von gewicht gen bagerismen Kreilen!

Ich sah und sehe hierin eine Gefahr für das Deutsche Reich und das Bolt. Ich bin nicht Großpreuße, ich bin Deutscher , der ein startes Deutschland auf Bismarcscher Grundlage haben will. Ich glaube,

die Ereignisse am 8. und 9. November haben vielen die Augen geöffnet,

nicht minder bie Denkschrift des bayerischen Gesamtministeriums über die Berfassung, die jetzt zusammen mit den Bestrebungen im Rheinland und in Hannover und Hessen- Darmstadt das Ziel un. Derhüllt geigt. Selbstverständlich beschäftigte und bedrückte mich der Niedergang Deutschlands durch unfere unglidfelige Politit, der Schwäche nach innen und außen, die unser Bolt verderben und sterben ließ.

Ich hatte die Ansicht gewonnen, daß bas wolf widerstandsfähig gegen die internationalen Einflüsse gemacht, daß ihm etwas neues gegeben werden müsse, was feinem Leben Inhalt werden könnte, was es aber nicht verweichlichte, sondern wehrhaft erhielte. Das erfannte ich in der völkischen Freiheitsbewegung. Sie war mir ein tief inneres Herzensbedürfnis und eine Gewissenssache geworden. woher es auch tommen Sie schuf Deutsche, die alles Undeutsche möge ablehnen, sie wollte ein starkes wehrhaftes Deutschland . Der verruchte" preußische Militarismus war für sie tein Schred­gespenst

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Ich lernte in Herrn Hitler einen felbstlosen Mann Bennen, deffen Wachsen ich beobachten tonnte; er verstand es, der völkischen Bewegung den Inhalt zu geben, daß das Bolt es infinttiv begriff: hier ist etwas sittlich hohes.

Diefe Bewegung war politisch großbeutsch, fah beibe Ron­feffionen als vollständig gleichberechtigt an, lehnte aber eine politische Betätigung der Kirchen ab. Sie war scharf national unb wehr haft, zudem raffisch eingestellt, daher jubenfeindlich. Sie wurde

Leider gefellten sich aber auch noch andere aus persönlichen Gründen als Gegner hinzu. Ich nenne hier vor allem die mon. archische Frage. Ich bin Monarchist aus innerster Ueberzeus gung, auch wenn ein Zweifel gezogen wird. Ich vergeffe den Eid nicht, den ich meinem König und Kaiser geschworen habe, halte aber die Frage zurzeit nicht für lösbar und habe immer den Standpunkt vertreten, daß bie Dynaftien nicht Selbstzmed,

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Sonnabend, 1. März 1924

fondern für das Bolt da find. 3ft das Bolt da, fo wird es aud diese Frage lösen(?). Eine zu frühzellige Lösung der Frage, ba sonders eine einseitige Lösung in einem einzelnen Bundesstaat, hatte ich für ein weiteres Unglüd.

Militärisch war der Kampfbund ein loderes Gebinde. Ich stanb dem Kampfbund und der völlischen Bewegung nahe, ich habe nie von ihnen etwas beansprucht. Und sie betrachten mich als ihrer nicht auf Grund irgendwelcher Abmachungen, sondern wohl wegen meiner Hingabe an die Sache.

Gelbstverständlich begann damit wieder eine wüfte Sebze geçen mich. Die jüdische und 3entrumspreise war stets gegen mich gewesen. Jeßt tat sich die Bayerische. Boltspartei be fonders hervor, namentlich nach meiner Reise nach Desterrei Birtel störe; daß mir das gelungen ist, ist aus bebem Munde im Februar 1923. Ein Zeichen für mich, baß ich ihre politischen bestätigt worden.

Daß fich auch die deutschnafionale Preffe gegen mich wandte nahm mich bei den Beziehungen Exzellenz v. Herghts zum 2 deutschen Berband und General v. Seedt nicht wunder. J hoffe, daß da der Prozeß uns noch verschiedenes auffären wird.

Als der Generalstaat stommissariat am 27. Sep­tember 1923 geschaffen war, bestand für mich lein Zweifel, daß damit der erste Schritt einer und zwar gewaltsamen Lösung der deutschen Frage geschehen war. Für mich stand fest, daß Dr. v. Kahr im Befis der staatlichen Gewalt Bayerns war, daß ihm die staatlichen Machtmittel Bayerns zur Berfügung stan den, ja sogar darüber hinaus: Machtmittel des Reichs in Gestalt ber 7( bayerischen) Division.

Wenn ich die Namen Kahr , Loflow und Geißer nenne, so finb das nicht die Namen von Privatpersonen, sondern die Träger der Staats- und Polizeigewalt in Bayern und der Telle der Reichse wehr, die sich dieser bayerischen Staatsgewalt bereits zur Bes fügung gestellt hatten.

In diefem Berhältnis lag

ein doppelter Berfaffungsbruch, begangen einmal durch den bayerischen Staat und dann von General v. Coffom, aber auch von den Offizieren, die ihm folgten,

wenn man sich auf den Standpunkt stellt, daß beim Hochverrat Ge horsam aufhört.

war diefer Hochverrat eine ächerlichkeit vor der Welt, der er Hochverrat war begangen, er drängte gu einer Iat. Sonft ja auch heute verfallen it.

Das Zusammenarbeiten Bayerns mit Ehrhardt, bem mitt. tärischen Organisator des Herrn Claß, zeigte auch, mohin die polie tische Reise gehen könnte. Auch das offizielle Eintreten Gr. Agl Hoheit des Kronprinzen Rupprecht durch seinen Befehl an bie Offiziere der alten bayerischen Armee am 27. September bestätigt mir das.

Besonderen Embrud machte auf mich die

Einrichtung einer wehrtechnischen Abteilung unfer Selger betm Generalstaatskommissariat. Das war der banerische General­fiab kahrs, wehrtechnisch auch im wahren Sinn des Wortes. Ich zweifle auch nicht, daß die Lösung der deutschen Frage vo tommen in deutsch - abträglichem(!) Sinn erfolgen follte.

Unter dem Drud des Konflitts um General Lossow schlugen bann die banerischen offiziellen Machtstellen einen etwas freun licheren Lon an. Der Konflikt zeitigte am 20. Oftober den Enthiu die bayerische Reichswehr vom banerischen Staat als dem Treu händer tes Reiches in Pflicht zu nehmen. Ich sah barin ein wei teres Abgleiten auf der abschüffigen Bahn zur Lockerung des Reiches. Denn die fleine Reichswehr mußte unter einheitlichem Befehl bleiben. Ich war tief niedergeschlagen, als ich am 20. früh die Nachricht be fam. Daher war ich in der größten Spannung als ich die Machricht betam: General

v. Coflow habe nochmals bel mir ja Haufe angerufen: Er laffe mich bringend bitten, ihn auf dem Wehrkreisfommando 3 bejuchen.

General v. Loffow fahiberte mir bann, wie alles gefommen fet, wie er lieber wie ein Mauerblümchen im verborgenen bilhen möchte; aber das Generalstaatskommissariat und die bayerischen Minister wollten ihn halten. Ich erwähnte seine Sorgen über die Haltung Bayerns . Er erwiderte mir, daß meine Gergen unnötig wären, bie Reichswehr fei beutsch und nur für rein baute Belange zu haben; fie ftebe geschlossen hinter ihm; die Smpflichtnahme werde fich auch reibungslos collziehen. Er wolle eine Entwidlung boo und rechne babel auf Hitler und feine Mitarbeit. Sch hatte innerdeutschen Berhältnisse in großdeutschem, völlischem Ginne den Einbrud, als ob Loffom bei mir in gewissem Sinne eine Art Dedung suchte. Ich fagte ihm auf diefer Bafis meine loyale tite arbeit zu, die ich barin erblickte, daß ich überall laut ausfprad Lossow will etwas Schwarz- Weiß- Notes machen." Damit war die Meuteret, ble er tegangen hatte, gentelt burch eine deutsche Tat Ein Zweifel, daß Herr v. Kahr und Her. v. Lossow nunmehr die innerbeutschen Berhältnisse entscheidend beeinfluffen wollten, ist mir nicht gekommen. Wenn ich von einer folchen politischen Lösung spreche, so dachte ich nicht an Ströme von Blut", sondern an einen

Drud der Machtmittel des banerischen Staates, verstärkt durchy die vaterländischen Berbände auf die Reichsregierung, und zwar ausgeübt von der bayerischen Staatsgemalt. Je größer deshalb die propagandistische Borarbeit sowohl in Bayern als auch namentlich in Norddeutschland war, befto eher mußte ter Drud wirkungsvoll auf Berlin werben. Diese Bropagandaarbelt mußte, und bas habe ich auch General v. Loflow gefagt, fofort burd Hitler in Angriff genommen werden. Meiner Riebergeschlagen heit am Morgen war Beruhigung gefolgt.

mit besonderer Eindringlichkeit nahm ich in den folgenden Tagen Kenntnis von den Funksprüchen und Erflärungen der Regierung in München und Berlin und der Generale v. Seedl und o. Cossow, die an klarheit nichts zu wünschen übrig ließen. Sie erinnerten an Notenaustausch und Depeschenwechsel zweier feindlicher Mächte vor kriegsbeginn.

Benn

3mel Berioden müssen unterschieden werden vor der Inpflicht nahme der Reichswehr und nach der Inpflichtnahme. Borher war ich jo gut wie gar nicht unterrichtet, nachher erhielt ich eine gewiffe Orientierung von Loffow, aber von niemandem anders. Für Leffom war es die Hauptsache, mie sich tie Reichswehr in Norddeutsch. land, vor allem General v. Seedt, verhalten würde. übrigens hier erflärt worden ist, mein Name allein würbe ver hindern, daß die norddeutsche Reichswehr auf uns schieße, dann halte ich das für eine Täuschung. Ich stehe aber auf dem Standpuntt, daß, wenn die gesamte bayerische Staatsgewalt und mein Name, der doch noch immer wenigstens etwas wirft, ihren Druck aus. übten, in Zukunft dann unser Ziel erreicht werden würde und daß man uns feinen Widerstand entgegenstellen würde. Bossom war ( leptischer, er meinte,

Seedt müffe gewonnen werden. Ich erhärte, bas einzig Mögliche sei, durch eine Tat tn München Seedt zum Entschluß zu bringen. Boljem glaubte pas aber nicht